Bild: Pixabay

Alles sinnlos ohne die Auferstehung?

Wäre Jesus nicht auferstanden, könnte er für Paulus kein Tröster für Sterbende und Trauernde sein. Das Wort „Auferstehung“ ist ein Bild, herausgegriffen aus den Erfahrungen, die wir Menschen machen, mit dem Schlafen und Aufstehen, mit dem Hinfallen und Aufstehen, mit Widerstand und Aufstand, mit Gedemütigtwerden und wieder Aufgerichtetwerden.

Eine Ikone mit dem Bild Christi, der einen intensiv anschaut; er hält die Bibel mit den Worten: Ego sum via... Ich bin der Weg...
Christus lebt als Tröster für Lebende und Tote (Bild: Thomas B.Pixabay)

direkt-predigtGottesdienst mit Abendmahl am Ostersonntag, den 12. April 1998, um 9.00 Uhr in der Rheinhessen-Fachklinik Alzey und am Ostermontag, den 13. April 1998, um 9.00 in Ober-Flörsheim und um 10.00 in Flomborn

Ich begrüße Sie herzlich am Osterfest im Gottesdienst, in dem wir die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus feiern! Zu Beginn singen wir das Lied 100, 1-3:

Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit; denn unser Heil hat Gott bereit‘. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist, dem sei Lob, Ehr zu aller Frist. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

Er hat zerstört der Höllen Pfort, die Seinen all herausgeführt und uns erlöst vom ewgen Tod. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir hören Worte des Propheten Jesaja 25:

8 Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben die Schmach seines Volkes in allen Landen, denn der HERR hat’s gesagt.

9 Zu der Zeit wird man sagen: »Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns helfe. Das ist der HERR, auf den wir hofften; lasst uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil.«

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Manchmal wollen wir ein Fest feiern, und wir sind gar nicht in festlicher Stimmung. Vielleicht geht es heute auch manchen mit Ostern so. Oder jemand freut sich auf ein unbeschwertes Fest mit vielen bunten Ostereiern, und dann verlangt der Pfarrer, dass er sich ganz schwer den Kopf über die Auferstehung zerbricht. Und wieder ein anderer möchte gerne ein guter Christ sein, kann aber nicht an die Auferstehung glauben. Mit unserer Traurigkeit und unserer Freude, mit Glaubensgewissheit und mit Zweifeln, mit all unseren gemischten Gefühlen sind wir hier und vertrauen uns Gott an.

Lasst uns um Erbarmen bitten und rufen: „Herr, erbarme dich! Christe, erbarme dich! Herr, erbarm dich über uns!“

Christus spricht (Offenbarung 1, 18):

Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.

Lasst uns lobsingen: „Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.“

Lebendiger Gott, du schenkst uns Ostern als ein Fest der Freude! Lass Freude wachsen, wo Zweifel sind, wo Trauer ist, wo Leid quält, wo Tränen sein dürfen und auch wo Tränen heruntergeschluckt werden müssen. Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Lesung aus dem Evangelium nach Lukas 24, 1-12:

1 Aber am ersten Tag der Woche sehr früh kamen sie zum Grab und trugen bei sich die wohlriechenden Öle, die sie bereitet hatten.

2 Sie fanden aber den Stein weggewälzt von dem Grab

3 und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn Jesus nicht.

4 Und als sie darüber bekümmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern.

5 Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?

6 Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war:

7 Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.

8 Und sie gedachten an seine Worte.

9 Und sie gingen wieder weg vom Grab und verkündigten das alles den elf Jüngern und den andern allen.

10 Es waren aber Maria von Magdala und Johanna und Maria, des Jakobus Mutter, und die andern mit ihnen; die sagten das den Aposteln.

11 Und es erschienen ihnen diese Worte, als wär’s Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht.

12 Petrus aber stand auf und lief zum Grab und bückte sich hinein und sah nur die Leinentücher und ging davon und wunderte sich über das, was geschehen war.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren! Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Glaubensbekenntnis

Wir singen vor der Predigt das Lied 98:

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Zur Predigt hören wir 1. Korinther 15, 12-20:

12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?

13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.

14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.

15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.

16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden.

17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden;

18 so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.

19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.

20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

Liebe Gemeinde!

An diesem Ostertext scheiden sich die Geister. Die einen sagen: Richtig: Ohne die Auferstehung der Toten ist alles sinnlos, und wer nicht an die Auferstehung glaubt, der ist kein Christ.

Aber es gibt auf der anderen Seite viele Menschen, die durchaus Christen sein wollen und denen es trotzdem schwerfällt, an die Auferstehung zu glauben. Was ist mit ihnen? Es nützt doch nichts, ihnen Vorwürfe zu machen. Man kann doch niemanden zum Glauben zwingen, nicht einmal sich selbst.

Als ich in der Krankenpflegeschule in Ethik einmal die Frage beantworten ließ: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“ – antwortete die Hälfte der Klasse mit Ja, die andere Hälfte hatte damit Schwierigkeiten. Jemand meinte: „Ich will es hoffen, glaube aber nicht richtig daran“. Für viele ist nach dem Tod alles aus, dann kommt für den einzelnen Menschen gar nichts mehr. Allerdings: auch keiner von denjenigen, die Ja sagten, sprach von der Auferstehung. Da war von der unsterblichen Seele die Rede, die aus dem Körper heraus in den Himmel fliegt. Da gab es auch die Vorstellung von der Wiedergeburt der Seele in einem anderen Körper hier auf der Erde. Der Glaube an die Auferstehung spielte überhaupt keine Rolle.

Und nun hören wir Paulus, der ausschließlich von der Auferstehung redet. Können wir uns alle auf das einlassen, was er meint? Ich lade sie ein, seinem Gedankengang zu folgen, der – wie immer bei Paulus – nicht ganz einfach ist:

12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?

Es scheint in Korinth Leute gegeben zu haben, die gemeint haben: Jesus mag ja vom Tod auferstanden sein, er ist ja der Sohn Gottes, er sitzt zur Rechten des Vaters. Aber das muss ja nicht für alle Menschen gelten. Nein, für alle anderen ist mit dem Tod alles aus. Dazu sagt Paulus:

13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.

Das ist eine Schlussfolgerung, die wir heute ohne Weiteres mitvollziehen können. Denn heute wird ja sowieso auch die Auferstehung Jesu angezweifelt.

Allerdings für Paulus scheint hier ein Unterschied zu bestehen. Er meint wohl: Zu verschmerzen wäre es schon, wenn es keine allgemeine Totenauferstehung für alle Menschen gäbe. Denn auch im Alten Testament waren die Juden ja zufrieden gewesen, wenn sie alt und lebenssatt sterben konnten; damals hatte man noch nicht allgemein an ein ewiges Leben nach dem Tode geglaubt.

Aber wenn Jesus nicht auferstanden wäre, dann hätte das für Paulus viel weitreichendere Konsequenzen.

14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.

15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.

Die Predigt der Apostel wäre vergeblich, sinnlos, leer, wenn Jesus nicht auferstanden wäre. Ebenso der Glaube der Christen. Paulus sagt sogar von sich und den anderen Predigern: Dann hätten wir ja sogar gegen das Gebot verstoßen: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Denn sie hätten ja gegen Gott ein falsches Zeugnis abgelegt.

Wie kann man das richtig verstehen? Erinnern wir uns daran: Vom irdischen Leben Jesu hat Paulus fast nichts überliefert. Vielleicht hat er davon auch fast nichts gekannt. Wichtig war ihm nur: Jesus predigte einen gnädigen Gott, der sich voller Barmherzigkeit um die Sünder kümmert; und er predigte ihn nicht nur, sondern verkörperte ihn auch in seinem ganzen Leben. Er war schließlich der von Gott gesandte Messias, was auf griechisch mit dem Wort Christus übersetzt wird, und Paulus benennt ihn in unserem Text ausschließlich mit diesem Titel. Der Höhepunkt der Liebe Gottes zu den Menschen war erreicht, als Jesus am Kreuz sein Leben für die Menschen hingab. Wenn nun dieser Jesus nicht auferstanden sein sollte, dann hieße das für Paulus: Menschen konnten wirklich alles vernichten, was mit Jesus in die Welt gekommen war. Dann war Jesus gar nicht wirklich der Christus, nicht Gottes Sohn. Oder Gott war dann nicht wirklich mächtig, jedenfalls nicht mächtiger als der Tod. Dann hätte die Liebe Jesu zwar bis zum Tod gereicht, aber nicht darüber hinaus, Jesus hätte zwar in seinem irdischen Leben einige Menschen gerettet, aber er wäre nicht die Hoffnung für alle Menschen. Nur weil Christus wahrhaft auferstanden ist, ist er auch für Sterbende und Trauernde der Tröster, der die Macht des Todes durchbrochen hat.

Bevor die Predigt weitergeht, singen wir das Osterlied 99:

Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ‘. Kyrieleis.

Halleluja, Halleluja, Halleluja! Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Liebe Gemeinde, für Paulus ist die ganze Verkündigung von Jesus und von Gott eng mit dem Glauben an die Auferstehung der Toten verbunden – gibt es keine Auferstehung, dann ist die christliche Predigt, der christliche Glaube, das christliche Zeugnis leer, leer und nochmals leer. Dieser Gedankengang ist Paulus so wichtig, dass er ihn noch einmal ein bisschen anders formuliert:

16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden.

Die schlimmen Konsequenzen malt er diesmal noch deutlicher aus:

17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden;

18 so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.

Ja, was ist denn, wenn der Glaube der Christen ein leerer Glaube ist? Es wäre ein Glaube, der sich an etwas festhält, was selber keinen Bestand hat. Dieser Glaube wäre wie ein Haus, das auf Sand gebaut ist. Da hätte jemand sein Vertrauen auf Gott gesetzt, und es gäbe ihn vielleicht gar nicht, oder er hätte nicht genug Macht. So wie ein Kind, das sich schwachen Eltern anvertraut, aber sie können das Kind nicht schützen, ihm nicht genug Halt geben; auch wenn sie sagen: wir haben dich lieb, lassen sie das Kind doch irgendwann im Stich, weil sie vielleicht gar nicht wissen, was das Kind wirklich braucht, oder wieviel sie dem Kind wirklich geben können.

Jesus hatte den Menschen versprochen, dass der Glaube an Gott uns trägt, nicht nur im Leben, sondern auch im Sterben und im Tod. Jesus hatte von Gott gesagt, dass er kein Gott der Toten, sondern der Lebenden ist, und dass seine Macht nicht an der Grenze des Todes endet. Jesus selber hatte ja mit Gott gerungen im Gebet, als er Todesängste ausstand im Garten Gethsemane – und er hatte Trost erfahren. Er hatte, am Kreuz hängend, seine Verzweiflung hinausgeschrien in den Himmel mit den Worten des 22. Psalms: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – und er war sich – wie alle, die diesen Psalm im Ganzen kennen und beten – dennoch Gott der Nähe Gottes bewusst: „Du hast mich erhört!“

Kann man sich nun vorstellen, dass dieses Vertrauen Jesu auf Gott enttäuscht worden sein kann? Wenn ja, doch nur dann, wenn Gott wirklich keine Macht über den Tod hätte. Dann wäre auch der Glaube Jesu ein leerer Glaube gewesen.

Und noch etwas erwähnt Paulus: Hat Gott keine Macht über den Tod, dann kann er sich auch nicht gegen das Böse durchsetzen. Dann ist der Kampf zwischen Gut und Böse noch nicht entschieden. Dann hätte Jesus auch darin Unrecht gehabt, dass denen, die auf Gott vertrauen, alle Sünden vergeben sind.

17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden;

18 so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.

Der Glaube an die Auferstehung hat für Paulus also nicht einfach nur etwas mit Jesus zu tun, ist nicht etwa nur die Wiederbelebung eines einzelnen Toten. Vielmehr gibt es ohne diesen Glauben keine Erfüllung unseres Glaubens, keine Vergebung unserer Sünden, keine Hoffnung für Menschen, die im Vertrauen auf Christus gestorben sind, als sei der Tod nur ein Schlaf, aus dem man in einem anderen Leben aufwachen kann.

Für Paulus gilt darum der harte Satz:

19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.

Bemitleidenswert nennt Paulus sich selbst und alle anderen Christen, wenn wir nicht eine Hoffnung über dieses Leben hinaus hätten. Wenn es nicht einen Gott gäbe, in dessen Händen die ganze welt ruht und in dessen Händen auch wir geborgen sind. Wenn nicht Gott seine Macht über den Tod und das Böse in der Auferweckung Jesu erwiesen hätte.

Nach all diesen Überlegungen über das „Was wäre, wenn…?“ kommt Paulus schließlich zu einem erlösenden „Nun aber…!“

20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

Wenn wir einmal genau hinhören, dann benutzt Paulus hier ein ganz normales Bild aus dem Alltag, um etwas Großartiges auszudrücken: Das Bild vom Einschlafen am Abend und vom Aufstehen am Morgen. Der Tod, der für uns etwas Endgültiges ist, wird gedeutet als etwas Vorläufiges, als ein Schlaf, aus dem es ein Erwachen, ein Aufstehen gibt. Vielleicht können manche von uns mit der Auferstehung mehr anfangen, wenn wir uns klarmachen: die Wirklichkeit, die mit diesem Wort beschrieben wird, ist so groß, dass wir sie in menschlichen Worten gar nicht fassen, nicht einfangen können. Auch das Wort „Auferstehung“ ist nur eine Annäherung, ein Bild, herausgegriffen aus den Erfahrungen, die wir Menschen machen, mit dem Schlafen und Aufstehen, mit dem Hinfallen und Aufstehen, mit Widerstand und Aufstand, mit Gedemütigtwerden und wieder Aufgerichtetwerden.

Kein Christ muss sich also festgelegt fühlen auf eine bestimmte Vorstellung von der Auferstehung. Paulus will uns vielmehr eine Gewissheit vermitteln: die Gewissheit, dass Gott mächtiger ist als der Tod, dass der Tod nicht das Letzte sein kann. In seinen Worten drückt er diese Gewissheit so aus: Christus ist auferstanden von den Toten. Und er ist auch nicht der Letzte, der auferstanden ist. Einem Erstling folgen weitere nach, die auferstehen werden.

Paulus vertraut also darauf, dass mit Jesu Tod nicht alles aus war, was Jesus gelebt, gelehrt und getan hatte. Gott hatte den Gekreuzigten nicht verstoßen und verlassen, sondern er sagte an Ostern sein großes Ja zu Jesus, zu seinem Christus, zu seinem Sohn.

Paulus vertraut auch darauf, dass damit Gott auch Ja zu uns allen sagt, dass unsere Sünde nicht zwischen uns und Gott steht, dass niemand uns vorhalten kann, wir seien böse und nichts wert und verloren.

Und Paulus vertraut darauf, dass wir den Tod nicht fürchten müssen als das endgültige Aus – im Tod kam für Jesus nicht das Ende, sondern die Vollendung. So kann auch für uns der Tod ein Durchgang sein – hin zu einem neuen Leben, zwar unvorstellbar für uns, doch so real wie die Liebe, wie das Vertrauen zu einem Menschen, auf den wir uns verlassen können.

Als ich diese Predigt vorbereitete, hatte ich zunächst Schwierigkeiten mit dem Text, weil er so fordernd klingt. Paulus ruft zum Glauben an die Auferstehung auf, aber macht er nicht auch denen Angst, die diesen Glauben nicht teilen können? Da traf ich beim Einkaufen eine Frau, die ich aus unserer Kirchengemeinde kenne, und kam ins Gespräch mit ihr. Und irgendwie kamen wir auch auf die Osterpredigt und auf die Frage, ob man an die Auferstehung glauben muss. Sie meinte: „Darüber mache ich mir gar nicht so viele Gedanken. Ich habe einfach das Vertrauen, dass Gott es schon richtig machen wird.“ Sie würde sich schon manchmal wünschen, ihren Mann wiederzusehen, der vor ein paar Jahren gestorben war, aber darüber mache sie sich keine festen Vorstellungen.

Ich denke, auch dem Paulus geht es nicht um feste Vorstellungen von der Auferstehung. Er ist einfach davon überzeugt, dass sich am Vertrauen zu einem Gott, der mächtiger ist als der Tod, alles entscheidet. Ohne dieses Vertrauen gibt es keine Liebe, keine Hoffnung, kein erfülltes Leben. Wachsen kann dieses Vertrauen aber nicht, indem man es fordert oder indem man den Leuten Angst einjagt. Nein, Vertrauen wächst nur dort, wo man dieses Vertrauen lebt, wo man für andere Menschen vertrauenswürdig wird, wo man es wagt, sich einander anzuvertrauen.

Vertrauen entsteht auch nicht da, wo man Angst verleugnet oder verdrängt. Vielmehr kann Vertrauen gerade dort wachsen, wo man sich die eigene Angst bewusst macht, wo man sie auch einmal ausspricht und auszuhalten lernt. Dann kann man sie mit der Zeit auch mehr und mehr überwinden. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Wir singen nach der Predigt das afrikanische Osterlied 116, 1+2+5:

Er ist erstanden, Halleluja! Freut euch und singet, Halleluja!

Und nun feiern wir – wie immer an Ostern – das heilige Abendmahl miteinander – mit Brot und Traubensaft. Wer daran teilnehmen will, kommt nach vorn, wenn es so weit ist, die anderen mögen auf ihrem Platz bleiben und gehören auch zu uns dazu. Nach den Einsetzungsworten singen wir das Lied 190.2.

Herr Jesus Christus, aus Liebe gingst du in den Tod, aus Liebe erweckte dich der Vater zum neuen Leben. So beten wir mit den alten Worten: Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir!

Nicht äußere Macht erkennen wir an dir, nicht die Macht der Gewalt oder der Magie. Du bist nicht vom Kreuz herabgestiegen, sondern hast dich verspotten lassen, nur vertrauend auf die Macht der Liebe des Vaters. Und eben auf diese Weise hast du Anteil an der Allmacht Gottes, bist eins mit dem Vater und stehst auf aus dem Tod. Du überwältigst die Macht des Bösen, schenkst uns Vergebung und neue Gemeinschaft untereinander.

All das dürfen wir zeichenhaft erfahren, indem wir miteinander dein Heiliges Abendmahl feiern. Amen.

Einsetzungsworte und Abendmahl

Gott, hab Dank für deine Liebe in deinem Wort, für Brot und Kelch, für Wegweisung und Stärkung, für deine Vergebung und deinen Trost! Bewahre uns Christen vor Zank und Streit über den Glauben, der uns voneinander trennt. Hilf uns, dass wir beieinander bleiben, auch wenn wir verschiedener Meinung sind, und dass wir vielleicht sogar voneinander lernen. Hilf uns, dass wir uns gegenseitig aushalten: Glaubensstarke und Menschen mit Zweifeln, Fröhliche und Belastete, Gesunde und Kranke. Und vielleicht sind wir einander sogar ein Trost und eine Stütze. Ganz gleich, welche Glaubensvorstellungen wir haben, lass in uns allen das Vertrauen zu dir immer größer werden – gegen alle Macht der Angst, des Bösen und des Todes. Amen.

Alles, was wir außerdem auf dem Herzen haben, schließen wir in Jesu Gebetsworten zusammen:

Vater unser

Wir singen am Ende unseres Ostergottesdienstes das Lied 107:

Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du vom Tod erstanden bist und hast dem Tod zerstört sein Macht und uns zum Leben wiederbracht. Halleluja.

Wir bitten dich durch deine Gnad: nimm von uns unsre Missetat und hilf uns durch die Güte dein, dass wir dein treuen Diener sein. Halleluja.

Gott Vater in dem höchsten Thron samt seinem eingebornen Sohn, dem Heilgen Geist in gleicher Weis in Ewigkeit sei Lob und Preis! Halleluja.

Abkündigungen

Und nun geht hin mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.