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Dankbar für Gottes Wunder

Die Frommen, das sind wir, wenn wir alles dankbar aus Gottes Hand empfangen und nach seinen Geboten leben. Wörtlich steht im Hebräischen: die „Geraden“, Menschen, die in Gottes Augen „gerade“ sind, aufrechte Menschen mit aufrechtem Gang. Wir dürfen uns freuen, wenn der Bosheit das Maul gestopft wird. Weise sind wir, wenn wir wahrnehmen, welche Wunder Gott in unserem Leben tut.

Eine junge Frau legt die Hände zusammen zum Zeichen der Dankbarkeit
Eine junge Frau legt die Hände zusammen zum Zeichen der Dankbarkeit (Bild: Free-PhotosPixabay)

#predigtGottesdienst am 7. Sonntag nach Trinitatis, 18. Juli 2010, 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Herzlich willkommen in der Pauluskirche in einem Gottesdienst mit dem Thema „Dankbar für Gottes Wunder!“

Ein ganzer Psalm der Bibel steht im Mittelpunkt des Gottesdienstes, ein Danklied für die Errettung aus vielen Nöten, der Psalm 107. Der Text ist auf dem Liedblatt abgedruckt.

Lied 290, 1+2+5+7:

1. Nun danket Gott, erhebt und preiset die Gnaden, die er euch erweiset, und zeiget allen Völkern an die Wunder, die der Herr getan. O Volk des Herrn, sein Eigentum, besinge deines Gottes Ruhm.

2. Fragt nach dem Herrn und seiner Stärke; der Herr ist groß in seinem Werke. Sucht doch sein freundlich Angesicht: den, der ihn sucht, verlässt er nicht. Denkt an die Wunder, die er tat, und was sein Mund versprochen hat.

5. Gott zog des Tages vor dem Volke, den Weg zu weisen, in der Wolke, und machte ihm die Nächte hell; ließ springen aus dem Fels den Quell, tat Wunder durch sein Machtgebot und speiste sie mit Himmelsbrot.

7. O seht, wie Gott sein Volk regieret, aus Angst und Not zur Ruhe führet. Er hilft, damit man immerdar sein Recht und sein Gesetz bewahr. O wer ihn kennet, dient ihm gern. Gelobet sei der Nam des Herrn.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir sprechen den Anfang des Psalms 107 und geben damit das Thema dieses Gottesdienstes an: Gott erlöst Menschen aus der Not und führt aus aller Welt die Menschen zusammen, die auf ihn vertrauen. Wenn wir Teile aus dem Psalm lesen, dann sprechen Sie bitte immer die unterstrichenen Teile, jetzt am Anfang ist das erst einmal nur ein Vers:

1 Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

2 So sollen sagen, die erlöst sind durch den HERRN, die er aus der Not erlöst hat,

3 die er aus den Ländern zusammengebracht hat von Osten und Westen, von Norden und Süden.

1 Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wir sprechen und hören einen Dankpsalm, doch sind auch Menschen unter unter uns, denen nicht zum Danken, sondern zum Klagen zumute ist. Wer Leid trägt, wen Sorgen niederdrücken, wer mit seinem Schicksal hadert, kann oft nicht glauben, dass du, Gott freundlich bist. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Gott, du erlöst Menschen. Du tust das in vielfältiger Weise. Die im Gottvertrauen sterben, mit Liebe und Sehnsucht im Herzen, du lässt sie Erlösung finden im Himmel. Menschen, die unter unerträglichen Schmerzen leiden und nicht mehr gesund werden können, sie sehnen sich nach Linderung ihrer Leiden und vielleicht auch danach, endlich sterben zu dürfen.

Im Psalm ist von Erlösung hier auf der Erde die Rede. Du erlöst dein Volk, das in alle Welt zerstreut ist, indem es du es aus allen Ländern wieder zusammenführst. Du erlöst Menschen, indem du sie befreist aus erdrückender Abhängigkeit. Du erlöst Menschen von belastender Schuld, indem du ihnen vergibst und den Weg frei macht in ein neues verantwortliches Leben vor dir.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, lass uns heute im Hören und Sprechen eines Psalms der Bibel das Danken und das Klagen üben. Lass uns begreifen, dass du uns nahe bist in allem, was wir erfahren. Wir beten zu dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören aus der Apostelgeschichte 2, 41-47, wie die erste Gemeinde der Christen in Jerusalem miteinander lebte und die Not in ihren eigenen Reihen überwand:

41 Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.

42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

43 Es kam aber Furcht über alle Seelen, und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel.

44 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.

45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nach dem es einer nötig hatte.

46 Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen

47 und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis
Lied 333, 1-4:

1. Danket dem Herrn! Wir danken dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich, sie währet ewiglich, sie währet ewiglich!

2. Lobet den Herrn! Ja, lobe den Herrn auch meine Seele; vergiss es nie, was er dir Guts getan, was er dir Guts getan, was er dir Guts getan!

3. Sein ist die Macht! Allmächtig ist Gott; sein Tun ist weise, und seine Huld ist jeden Morgen neu, ist jeden Morgen neu, ist jeden Morgen neu!

4. Groß ist der Herr; ja groß ist der Herr; sein Nam ist heilig, und alle Welt ist seiner Ehre voll, ist seiner Ehre voll, ist seiner Ehre voll!

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, der Psalm 107 besteht hauptsächlich aus vier Strophen, die gleich aufgebaut sind, in fünf Teilen. Am Anfang hat die Klage ihren Raum, ausführlich wird vor Gott ausgebreitet, was die Menschen belastet. Dann folgt, in einer Formulierung, die in jeder Strophe fast gleich ist, eine Bitte an Gott, und diese Bitte wird erhört. Der dritte Teil sagt, wie die Hilfe Gottes konkret aussieht, danach folgt ein in jeder Strophe gleiches Dankgebet. Der Abschlussvers beschreibt, wie das Leben der Menschen nun aussieht, nachdem Gott ihnen geholfen hat. Das Volk Israel hat damals den Psalm sicher im Wechsel mit einem Vorbeter gesungen. Bei uns heute in dieser Predigt wird Frau … jeweils den 1., 3. und 5. Teil jeder Strophe lesen, und Sie lesen bitte die unterstrichenen Teile 2 und 4, die sich als Kehrverse des Psalms vier Mal wiederholen.

Strophe 1: „Durststrecke“

Strophe 1 handelt vom Verirren und vom Verschmachten der Seele:

4 Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege, und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten,

5 die hungrig und durstig waren und deren Seele verschmachtete,

6 die dann zum HERRN riefen in ihrer Not, und er errettete sie aus ihren Ängsten

7 und führte sie den richtigen Weg, dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten:

8 die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut,

9 dass er sättigt die durstige Seele und die Hungrigen füllt mit Gutem.

An die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste erinnert diese Strophe des Psalms. Viele Menschen heute können diese Worte nachempfinden, die in ihrem Leben ihre Heimat verloren oder verlassen haben und es schwer hatten, woanders neu Fuß zu fassen. Oder Menschen, die im übertragenen Sinn vom rechten Weg abgekommen sind, auch sie können sich in diesen Worten wiederfinden: „irregegangen“, „ungebahnte Wege“, keinen Ort finden, wo man sich zu Hause fühlt. Wer sich auf einer Durststrecke befindet, im wörtlichen oder symbolischen Sinn, der droht zu verschmachten, körperlich und seelisch, der sieht in seinem Leben keinen Sinn mehr. Es ist gut, wenn man dann zu einem Gott rufen kann, der einen hört und aus den Ängsten herausholt.

Wie sieht Gottes Hilfe hier aus? Es ist eine Hilfe, die in Bewegung setzt. Gott führt auf einen Weg, den man mit neuen Kräften gehen kann. Es ist der richtige Weg, der zu einer Stadt führt, wo man wohnen kann. Wir brauchen einen Ort, um zu wohnen, um zu Hause zu sein; und wer dafür danken kann, der erfährt das Wunder, dass seine durstige Seele satt wird und der Hunger nach Gutem gestillt wird. Gemeint ist ganz konkret, dass jeder Mensch das bekommen soll, was er zum Leben braucht, Essen und Trinken, und mehr als das: auch der Durst der Seele nach Liebe, auch der Hunger nach dem Guten, nach Gerechtigkeit und Frieden, soll gestillt werden.

Lied 336: Danket, danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich

Strophe 2: „Abhängigkeit“

Die zweite Strophe handelt von äußerer und innerer Gefangenschaft:

10 Die da sitzen mussten in Finsternis und Dunkel, gefangen in Zwang und Eisen,

11 weil sie Gottes Geboten ungehorsam waren und den Ratschluss des Höchsten verachtet hatten,

12 so dass er ihr Herz durch Unglück beugte und sie dalagen und ihnen niemand half,

13 die dann zum HERRN riefen in ihrer Not, und er half ihnen aus ihren Ängsten

14 und führte sie aus Finsternis und Dunkel und zerriss ihre Bande:

15 die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut,

16 dass er zerbricht eherne Türen und zerschlägt eiserne Riegel.

Nicht jedes Unglück geht auf eigene Schuld zurück, aber in dieser Strophe geht der Psalm auf selbstverschuldete Unfreiheit und Abhängigkeit ein. Es gibt Fehlentscheidungen, die dazu führen, dass ein Volk in Sklaverei gerät; die Propheten des Volkes Israel wurden nicht müde, den Verantwortlichen ihres Landes, wenn nötig, diesen Vorwurf zu machen. Aber auch im Leben eines einzelnen kann die Missachtung von Gottes Geboten dazu führen, dass man denen Leid zufügt, die man doch eigentlich liebt, und dass man auch sein eigenes Leben in Unfreiheit verbringen muss. Wer zu Gott um Hilfe rufen kann, der kann seine Ängste überwinden und zuerst in seinem Innern eine neue Freiheit finden: Vergebung von aller Schuld, Ermutigung zum Leben nach Gottes Geboten. Irgendwann öffnen sich dann auch wieder neue Türen zu einem Leben in Freiheit.

Wer zum Beispiel in seinem Leben den besonderen Kick durch Drogen sucht oder wer seine Probleme im Alkohol ertränken möchte, der erfährt häufig den Absturz in die Suchtabhängigkeit. Man wollte eigentlich sein Leben bequem in den Griff kriegen, aber nun hat das Suchtmittel einen im Griff.

Ich kenne Suchtkranke, die in solcher tiefer Not zu Gott beten und es schaffen, trocken und clean zu werden, indem sie Gott bekennen: Ich bin nicht frei, ich bin abhängig von dem Stoff, ich brauche deine mächtige Hilfe, um davon loszukommen, um das erste Glas stehen zu lassen, um eine Therapie mitzumachen. Wer das schafft, der erfährt Befreiung aus dunkelster Finsternis, der dankt jeden Tag für einen Tag ohne Rückfall, der lebt ein wirklich befreites Leben und auch seine Angehörigen und Freunde müssen keine Angst mehr vor ihm haben.

Lied 336: Danket, danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich

Strophe 3: „Krankheit“

In der dritten Strophe geht es um Krankheit, die auf Fehlverhalten zurückgeht:

17 Die Toren, die geplagt waren um ihrer Übertretung und um ihrer Sünde willen,

18 dass ihnen ekelte vor aller Speise und sie todkrank wurden.

19 die dann zum HERRN riefen in ihrer Not, und er half ihnen aus ihren Ängsten,

20 er sandte sein Wort und machte sie gesund und errettete sie, dass sie nicht starben:

21 die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut,

22 und sollen Dank opfern und seine Werke erzählen mit Freuden.

Zur Zeit der Bibel dachte man: wer krank ist, der ist von Gott gestraft. Eigentlich ist dieser Gedanke bis heute lebendig, nämlich dort, wo sich jemand durch eine schwere Krankheit von Gott ungerecht bestraft fühlt. Jesus hat deutlich gemacht, dass nicht jede Krankheit auf eine Schuld des einzelnen oder seiner Angehörigen zurückgeht; es wäre unbarmherzig und auch schlicht falsch, alle Krankheiten auf menschliches Verschulden zurückzuführen. Aber trotzdem gibt es natürlich auch ein Verhalten, das uns krank machen kann. Auf Zigarettenschachteln steht heute sogar groß und überdeutlich drauf, dass Rauchen tödlich sein kann. Ärzte weisen uns auf ungesunde Ernährung hin, zu wenig Bewegung, zu viel Stress. Und wie viele Krankheiten sind auch darauf zurückzuführen, dass unsere Seele krank ist und wir keinen Mut haben, uns Hilfe zu suchen.

Der Psalm sagt nun: Zeigt nicht mit Fingern auf Menschen! Es ist nicht recht zu sagen: „Ihr seid ja selber schuld an eurer Krankheit!“ Ermutigt sie vielmehr, dass sie sich Hilfe suchen, dass sie sich aufraffen, um für ihre Gesundheit etwas zu tun, ja regelrecht zu kämpfen für ein gesünderes Leben. Wer beten kann, so sagt es der Psalm, weiß einen Ort, wo er hin kann mit seiner Angst; er kann neue Hoffnung schöpfen. Gesundheit ist jedenfalls ein Wunder von Gott, für das wir von Herzen dankbar sein können.

Lied 336: Danket, danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich

Strophe 4: „Unglück“

Die vierte Strophe handelt von einem Unglück, das jeden aus heiterem Himmel treffen kann:

23 Die mit Schiffen auf dem Meere fuhren und trieben ihren Handel auf großen Wassern,

24 die des HERRN Werke erfahren haben und seine Wunder auf dem Meer,

25 wenn er sprach und einen Sturmwind erregte, der die Wellen erhob,

26 und sie gen Himmel fuhren und in den Abgrund sanken, dass ihre Seele vor Angst verzagte,

27 dass sie taumelten und wankten wie ein Trunkener und wussten keinen Rat mehr,

28 die dann zum HERRN schrien in ihrer Not, und er führte sie aus ihren Ängsten

29 und stillte das Ungewitter, dass die Wellen sich legten

30 und sie froh wurden, dass es still geworden war und er sie zum erwünschten Lande brachte:

31 die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut,

32 und ihn in der Gemeinde preisen und bei den Alten rühmen.

Anschaulich wird die Geschichte seefahrender Kaufleute erzählt. Sie erfahren Gottes Wunder auf dem Meer, sind dankbar, dass sie gute Geschäfte machen. Dann geraten sie in Seenot. Ein Sturm türmt die Wellen himmelhoch auf und droht das Schiff in den Abgrund der Tiefe zu stürzen. Ähnliche Situationen gibt es auch weit weg vom Meer; aus heiterem Himmel können Stürme des Lebens uns so sehr ins Wanken bringen, dass wir nicht weiter wissen, ja geradezu verzweifeln.

Hier ist es angebracht, nicht nur zu Gott zu rufen, sondern regelrecht zu schreien, wie es im Psalm heißt. Und immer wieder erleben Menschen Gott als den Erretter, der Sturm und Wellen wieder beruhigt, so dass wir wieder sicheren Boden unter den Füßen gewinnen. Auch die Wogen der Erregung in unserem Inneren, auch Meere von Angst oder Traurigkeit, in denen wir unterzugehen drohen, können von Gott beruhigt werden, so dass wir zuversichtlich in die Zukunft schauen können.

Lied 336: Danket, danket dem Herrn, denn er ist sehr freundlich

Strophe 5: „Segen“

Der Psalm 107 ist noch nicht zu Ende. Es folgt noch eine Schluss-Strophe, die ganz anders aufgebaut ist. Sie beschreibt, was in unserem Leben alles von Gott kommt:

33 Er machte Bäche trocken und ließ Wasserquellen versiegen,

34 dass fruchtbares Land zur Salzwüste wurde wegen der Bosheit derer, die dort wohnten.

Wir wissen heute etwas von der Wechselwirkung zwischen unserer Umwelt und dem, was Menschen dieser Umwelt antun. Der Psalm drückt das in alter Sprache aus: Gott straft Menschen, die die Erde nicht bebauen und bewahren, wie es sein soll, indem er Zeiten der Trockenheit und Dürre kommen lässt.

35 Er machte das Trockene wieder wasserreich und gab dem dürren Lande Wasserquellen

36 und ließ die Hungrigen dort bleiben, dass sie eine Stadt bauten, in der sie wohnen konnten,

37 und Äcker besäten und Weinberge pflanzten, die jährlich Früchte trugen.

38 Und er segnete sie, dass sie sich sehr mehrten, und gab ihnen viel Vieh.

Das Ende der Trockenheit wird dankbar als Segen Gottes verstanden, ein Segen, zu dem die Menschen das Ihre beitragen, indem sie Häuser bauen und ihre Arbeit tun, während Gott zu allem gutes Gelingen gibt, einschließlich reichem Kindersegen Mensch und Vieh.

39 Aber sie wurden gering an Zahl und geschwächt von der Last des Unglücks und des Kummers.

Gleich gibt es wieder ein Auf und Ab, wir befinden uns im richtigen Leben, das kennen wir auch. Eben noch Erfolg, dann Rückschläge. Eben himmelhochjauchzend, dann zu Tode betrübt. Hier wird ganz realistisch auch offen gelassen, woher der neue Kummer und die Last des Unglücks kommen. Von Gott gesegnet zu sein, ist also nicht als selbstverständlich hinzunehmen; jeder Mensch kann auch Zeiten erleben, in denen er Schweres durchzustehen hat.

40 Er schüttete Verachtung aus auf die Fürsten und ließ sie irren in der Wüste, wo kein Weg ist;

41 aber die Armen schützte er vor Elend und mehrte ihr Geschlecht wie eine Herde.

Ein wichtiges Anliegen ist es dem Psalmbeter, dass Gott trotz allem kein willkürlich herrschender Tyrann ist. Er ist ein Gott, der nicht auf der Seite der Herrschenden steht, sondern dessen Herz für die Armen schlägt. Wenn Menschen sich selbst zu hoch und selbstsicher einschätzen, dann begegnet er diesen Verhaltensweisen mit Verachtung. Solche Menschen, auch wenn sie reich und mächtig sind, sollen sich nicht wundern, wenn ihr Weg letzten Endes in eine Sackgasse führt. Die niedriggestellten dagegen, sie werden am Ende beschützt und mit vielen Kindern gesegnet.

Diese Strophe und der gesamte Psalm endet mit dem vorletzten Vers 42, auf den Sie bitte noch einmal gemeinsam mit dem letzten unterstrichenen Vers 43 auf dem Blatt antworten:

42 Das werden die Frommen sehen und sich freuen, und aller Bosheit wird das Maul gestopft werden.

43 Wer ist weise und behält dies? Der wird merken, wieviel Wohltaten der HERR erweist.

Die Frommen, das sind wir, wenn wir alles dankbar aus Gottes Hand empfangen und nach seinen Geboten leben. Wörtlich steht da im Hebräischen: die „Geraden“, Menschen, die in Gottes Augen „gerade“ sind, aufrechte Menschen mit aufrechtem Gang. Wir dürfen uns freuen, wenn wir Gottes Wunder sehen, so wie sie im Psalm geschildert werden. Wir dürfen uns auch freuen, wenn der Bosheit das Maul gestopft wird. Weise sind wir, wenn wir aufmerksam wahrnehmen, welche Wunder Gott in unserem Leben tut. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied: Friede und Licht auf dem verlornen Gesicht

Lasst uns beten!

Guter Gott, lass uns dankbar unser Leben aus deiner Hand empfangen, lass uns Wege gehen, auf denen du uns führst, mach uns stark durch deine Liebe, durch die Kraft deines Heiligen Geistes.

Barmherziger Gott, hilf uns, dass wir aufmerksam sind und nicht übersehen, wo Menschen Hilfe brauchen. Lass uns selber Mut finden, um Hilfe zu bitten, wo wir am Ende sind. Gib uns offene Ohren für unsere Sorgen, und lass uns unser Herz ausschütten, wenn wir allein nicht weiter wissen.

Treuer Gott, lass uns lernen von den Menschen, die in der Bibel ihre Erfahrungen mit dir und ihre Gebete zu dir aufgeschrieben haben. Sie waren nicht anders als wir, und was sie mit dir erfahren haben, das kann auch uns helfen.

Großer Gott, wir bringen heute auch unsere Trauer vor dich, denn wir mussten einen jungen Mann beerdigen, den seine Familie und Freunde sehr vermissen. … ist im Alter von nur … Jahren gestorben, wir haben ihn christlich auf dem Neuen Friedhof in Gießen bestattet, und wir bitten dich: nimm ihn gnädig auf in deinem Himmel und gib seiner Seele Frieden. Allen, die um ihn trauern, schenke deinen Trost und deine Kraft; lass sie nicht verzweifeln, sondern begleite sie auf dem langen Weg der Trauer, dass sie alles bewältigen, was sie belastet, und dass sie in ihrem Leben neues Glück finden.

In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser
Lied 326, 1+4-6:

1. Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut, dem Vater aller Güte, dem Gott, der alle Wunder tut, dem Gott, der mein Gemüte mit seinem reichen Trost erfüllt, dem Gott, der allen Jammer stillt. Gebt unserm Gott die Ehre!

4. Ich rief zum Herrn in meiner Not: »Ach Gott, vernimm mein Schreien!« Da half mein Helfer mir vom Tod und ließ mir Trost gedeihen. Drum dank, ach Gott, drum dank ich dir; ach danket, danket Gott mit mir! Gebt unserm Gott die Ehre!

5. Der Herr ist noch und nimmer nicht von seinem Volk geschieden; er bleibet ihre Zuversicht, ihr Segen, Heil und Frieden. Mit Mutterhänden leitet er die Seinen stetig hin und her. Gebt unserm Gott die Ehre!

6. Wenn Trost und Hilf ermangeln muss, die alle Welt erzeiget, so kommt, so hilft der Überfluss, der Schöpfer selbst, und neiget die Vateraugen denen zu, die sonsten nirgends finden Ruh. Gebt unserm Gott die Ehre!

Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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