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Gottes Wege mit den Gesalbten Saul und David

Samuel soll nicht auf das Äußere schauen. Ein Mensch mag Schwächen und Fehler haben, Gott traut ihm dennoch Großes zu. Ein anderer mag nach menschlichem Ermessen der geborene König sein – Gott will ihn nicht haben. Im Herzen entscheide ich, ob ich das Gute tue, obwohl ich vielleicht nicht sehr stark bin, nicht gut aussehe und mich unsicher fühle.

Der Kopf der David-Statue in Florenz, auf dem eine Taube sitzt
David mag stark, klug und gutaussehend sein, aber Gott kommt es darauf nicht an (Bild: Francisco Martinez ClavelPixabay)

#predigtGottesdienst am Sonntag Estomihi, 2. März 2014, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich zum Abendmahlsgottesdienst in der Pauluskirche mit einem Bibelwort aus dem Buch 1. Samuel 16, 7:

Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.

Heute geht es um die Wege, auf denen Gott uns Menschen führt. Wohin geht unser Weg? Was hat Gott mit mir vor?

Lied 445, 1+2+5:

1) Gott des Himmels und der Erden, Vater, Sohn und Heilger Geist, der es Tag und Nacht lässt werden, Sonn und Mond uns scheinen heißt, dessen starke Hand die Welt und, was drinnen ist, erhält:

2) Gott, ich danke dir von Herzen, dass du mich in dieser Nacht vor Gefahr, Angst, Not und Schmerzen hast behütet und bewacht, dass des bösen Feindes List mein nicht mächtig worden ist.

5) Führe mich, o Herr, und leite meinen Gang nach deinem Wort; sei und bleibe du auch heute mein Beschützer und mein Hort. Nirgends als von dir allein kann ich recht bewahret sein.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit einem Lied Davids, dem Psalm 23. Im Gesangbuch steht er unter der Nummer 711. Lesen Sie bitte gemeinsam die nach rechts eingerückten Verse:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wir durchleben glückliche Tage und denken oft nicht daran, dankbar zu sein. Wir erleben Krankheit, Unglück und Not und fühlen uns zu Unrecht getroffen und gestraft. Vergib uns, wenn wir das Ziel unseres Lebens aus den Augen verlieren: Liebe, die du schenkst, damit wir füreinander da sind und einander zum Segen werden. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn. (Psalm 143, 10)

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, unser guter Vater im Himmel, nichts soll uns mangeln, wenn du für uns sorgst. Schenke uns das Vertrauen zu dir, dass wir uns nicht zu viele Sorgen machen. Zeige uns den Weg, den wir gehen können! Lass uns mit unseren Fragen nicht allein! Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören Worte aus dem Hohenlied der Liebe des Paulus in 1. Korinther 13:

4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,

5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,

6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;

7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

8 Die Liebe hört niemals auf.

13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja,Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen aus dem Lied 361 die Strophen 1, 6 und 12:

1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

6. Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt! Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt, mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit, so wirst du schon erblicken die Sonn der schönsten Freud.

12. Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not; stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein, so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, in der Predigt möchte ich heute mit Ihnen, mit euch eine Geschichte im biblischen Buch 1. Samuel 16 betrachten.

„Was hat Gott mit mir vor?“, das könnte die Überschrift über dieses Kapitel sein.

Wir hören es Vers für Vers und beginnen mit dem letzten Vers des vorhergehenden Kapitels 15:

35 Und Samuel sah Saul fortan nicht mehr bis an den Tag seines Todes. Aber doch trug Samuel Leid um Saul, weil es den HERRN gereut hatte, dass er Saul zum König über Israel gemacht hatte.

Hier geht es um Samuel und Saul. Samuel ist einer, den man Prophet nennt. Er ist offen für das, was Gott sagt. Er hört Gott reden im Innern seines Geistes. Er spürt, was Gott mit seinem Volk Israel vorhat. Das Volk hatte unbedingt einen König haben wollen wie alle anderen Völker. Und Gott hatte Saul auserwählt, einen großen starken Krieger. Samuel war skeptisch gewesen: Wird dieser König sich auch an die Gebote Gottes halten? Oder wird er seine Macht missbrauchen?

Leider ist es geschehen: Saul hat sich gegen Gott gestellt, Samuel muss ihn eigentlich absetzen, muss einen neuen König bestimmen. Hin- und hergerissen ist Samuel – zwischen seinem Auftrag als Prophet Gottes und seinen Gefühlen gegenüber Saul; ihm tut der alte König Saul sehr leid. Hatte nicht er selber, er, Samuel, ihm, dem Saul, den Auftrag gegeben, ein König von Gottes Gnaden zu sein? Und nun sollte das alles vorbei sein? Ja, im Gegensatz zu den Königen, die es auch in Deutschland gegeben hat, die sich selbst als Könige von Gottes Gnaden betrachteten, war Saul wirklich ein König gewesen, dem Gott seine Königswürde geschenkt hatte. Er sollte sich bewähren als ein König, der Gottes Willen tut, der sich an die Zehn Gebote hält, der nicht meint: Die Gesetze gelten nur für die Untertanen, nicht für den Herrscher. Aber so weh es dem Samuel tut – Saul hat sein Amt missbraucht, er kann nicht länger König sein von Gottes Gnaden. Ich denke, es tut auch Gott selber weh, dass dieser Mensch, dieser König gescheitert ist, er scheint keine Möglichkeit zu sehen, dass Saul weiter König bleiben kann. Und so fordert er Samuel zum Handeln auf:

1 Und der HERR sprach zu Samuel: Wie lange trägst du Leid um Saul, den ich verworfen habe, dass er nicht mehr König sei über Israel? Fülle dein Horn mit Öl und geh hin: ich will dich senden zu dem Bethlehemiter Isai; denn unter seinen Söhnen hab ich mir einen zum König ersehen.

Samuel soll also wieder tun, was er schon einmal getan hat: einen Mann zum König salben. Dieser Mann würde nicht gleich auf den Thron kommen. So viel Macht hatte Samuel nicht. Aber er sollte den Willen Gottes kundtun: Ein anderer soll als König an die Stelle Sauls treten.

Aber was ist, wenn Saul sich wehrt, wenn er das nicht einsehen will? Ist das nicht ein gefährlicher Job für Samuel, ein Auftrag, der ihn sein Leben kosten kann? Und wirklich hören wir von Samuels Angst:

2 Samuel aber sprach: Wie kann ich hingehen? Saul wird’s erfahren und mich töten.

Wie geht Gott mit der Angst des Samuel um? Ich finde, auf sehr geschickte Weise, ganz diplomatisch. Samuel hört mit seinem inneren Gehör, mit dem er die Stimme Gottes wahrnehmen kann, einen Ratschlag, den er beherzigen will:

Der HERR sprach: Nimm eine junge Kuh mit dir und sprich: Ich bin gekommen, dem HERRN zu opfern.

3 Und du sollst Isai zum Opfer laden. Da will ich dich wissen lassen, was du tun sollst, dass du mir den salbest, den ich dir nennen werde.

Gott schmiedet dem Samuel einen Plan, durch den sich der Prophet nicht in Gefahr bringt. Samuel soll nicht als ein Regimekritiker auftreten, der den König absetzen will. Nein, ganz in der Stille, bei einem normalen Opfergottesdienst, will Gott den zukünftigen König aussuchen. Samuel muss sich nicht einmal Gedanken machen, wie er weiter vorgehen soll; Gott selber wird ihn alles Nötige wissen lassen. Er erwähnt allerdings schon den Namen eines Mannes, der er zum Opferfest einladen soll: Isai aus Bethlehem.

4 Samuel tat, wie ihm der HERR gesagt hatte, und kam nach Bethlehem. Da entsetzten sich die Ältesten der Stadt und gingen ihm entgegen und sprachen: Bedeutet dein Kommen Heil?

Ganz so normal scheint es allerdings doch nicht zu sein, wenn der Prophet Samuel irgendwo auftaucht. In heller Aufregung fragt ihn der Stadtrat, ob er Unglück oder Glück für die Stadt mitbringt.

5 Er sprach: Ja, es bedeutet Heil! Ich bin gekommen, dem HERRN zu opfern; heiligt euch und kommt mit mir zum Opfer. Und er heiligte den Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfer.

Samuel beruhigt die Leute; er bringt tatsächlich Gutes von Gott, er bringt Heil und Segen; er will mit ihnen Gottesdienst feiern. Zu dieser Feier gehören zwei Dinge: die Heiligung und das Opfer. Beides klingt fremd in unseren Ohren. Ich denke, Samuel heiligt den Isai und seine Söhne, indem er ihnen Gottes Vergebung zuspricht, indem er ihnen sagt: „Trotz aller Fehler und Verfehlungen gehört ihr zu Gott. Er traut euch zu, er mutet euch zu, das Gute zu tun.“ Dann lädt er sie ein, Opfer für Gott darzubringen, zum Zeichen, dass sie dazu bereit sind, Gott in Dankbarkeit etwas von dem zurückzugeben, was er ihnen in ihrem Leben geschenkt hat.

Aber dann wird überhaupt nichts mehr von der Opferfeier berichtet, sondern davon, wie Samuel die Söhne Isais mustert. Was will er von ihnen, mögen sie gedacht haben; will er sich einen Schüler aussuchen, einen Nachfolger für sich selbst? Sieben Söhne hat Isai mitgebracht, gestandene Mannsbilder, einer größer, stärker und schöner als der andere. Und als er den ältesten anschaut, ist er sich sicher, nicht lange suchen zu müssen, um den neuen König Israels zu finden.

6 Als sie nun kamen, sah er den Eliab an und dachte: Fürwahr, da steht vor dem HERRN sein Gesalbter.

Damals war es so, dass der älteste Sohn den Hof des Vaters erbte; Samuel denkt nach dieser Logik: Gott wird den ältesten, erfahrensten und damit wohl auch durchsetzungsfähigsten Sohn von Isai als König für Israel auswählen. Aber diese lauten Gedanken Samuels werden durch eine leise innere Stimme übertönt. Da melden sich ganz andere Töne, andere Gesichtspunkte zu Wort:

7 Aber der HERR sprach zu Samuel: Sieh nicht an sein Aussehen und seinen hohen Wuchs; ich habe ihn verworfen. Denn nicht sieht der HERR auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.

Samuel soll nicht auf das Äußere schauen, nicht auf Muskelkraft, Reichtum, Gesundheit, Macht und ein schönes Gesicht. Gott leitet ihn dazu an, hinter die Fassade zu blicken. Denn Gott sieht mitten in unser Herz. Er kennt uns besser, als wir uns selber kennen. Da mag ein Mensch Schwächen und Fehler haben oder verzagt sein und sich unwichtig vorkommen, Gott traut ihm dennoch Großes zu. Und ein anderer mag nach menschlichem Ermessen der geborene König sein – Gott will ihn nicht haben, er verwirft ihn. Das Herz ist in der Bibel nicht der Sitz der Gefühle, sondern es innersten Willens eines Menschen; hier innen drin entscheide ich, ob ich bereit bin, das Gute zu tun, obwohl ich vielleicht nicht sehr stark bin und nicht gut aussehe und manchmal gemobbt werde und mich unsicher fühle.

8 Da rief Isai den Abinadab und ließ ihn an Samuel vorübergehen. Und er sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt.

Einer schaut nicht auf das Äußere. Einer schaut den Menschen mitten ins Herz. Einer kennt uns besser als wir uns selber kennen. Gott ist es, der uns durch und durch kennt; und dem Samuel in unserer Geschichte gibt Gott einen kleinen Anteil an dieser Menschenkenntnis.

9 Da ließ Isai vorübergehen Schamma. Er aber sprach: Auch diesen hat der HERR nicht erwählt.

Die Anwesenden wundern sich bestimmt, wie Samuel prüfend von einem zum anderen geht. Wen sucht er überhaupt? Das hat er bisher nicht verraten.

10 So ließ Isai seine sieben Söhne an Samuel vorübergehen; aber Samuel sprach zu Isai: Der HERR hat keinen von ihnen erwählt.

Samuel war sich so sicher gewesen: Einer von diesen sieben Söhnen, die ihr Vater Isai ihm so stolz vorgestellt hat, musste es doch sein; einen musste er doch zum neuen König salben? Oder hatte Gott sich in der Adresse geirrt?

11 Und Samuel sprach zu Isai: Sind das die Knaben alle? Er aber sprach: Es ist noch übrig der jüngste; siehe, er hütet die Schafe. Da sprach Samuel zu Isai: Sende hin und lass ihn holen; denn wir werden uns nicht wieder setzen, bis er hierherkommt.

Das kennen wir auch aus Märchen: Der jüngste Sohn wird von den Eltern verleugnet, der wird nicht vorgezeigt. Der ist ja noch so jung, das Nesthäkchen, der bringt noch nichts zustande. Bisher hat er es nur zum Hütejungen für die Schafe gebracht. Der muss erst noch zeigen, was in ihm steckt. Samuel hat aber so eine Ahnung – wenn Gott sagt, es kommt nicht auf Äußerlichkeiten an – warum soll dann nicht auch der jüngste Sohn Isais eine Chance haben?

12 Da sandte er hin und ließ ihn holen. Und er war bräunlich, mit schönen Augen und von guter Gestalt. Und der HERR sprach: Auf, salbe ihn, denn der ist’s.

Bräunlich, schöne Augen, gute Gestalt, so wird er beschrieben. In einer anderen Übersetzung wird an Stelle der „bräunlichen“ Haut sein Haar als „rotblond“ beschrieben. Wie auch immer – er scheint ein angenehmer Mensch zu sein, der Erzähler legt Wert auf die Augen. Allerdings fehlen alle Anspielungen auf besondere Kraft und Männlichkeit. Er ist doch noch ein Jugendlicher ohne besondere Erfahrungen! Doch Samuel weiß in seinem Innern: diesem jungen Mann traut Gott zu, der künftige König Israels zu sein.

13 Da nahm Samuel sein Ölhorn und salbte ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des HERRN geriet über David von dem Tag an und weiterhin. Samuel aber machte sich auf und ging nach Rama.

So kommt es dazu, dass ein junger Mann mit Namen David gesalbt wird, um König zu sein. Nach Saul ist er der zweite Gesalbte im Alten Testament, der zweite Messias, der zweite Christus, denn diese Worte heißen auf Hebräisch und Griechisch nichts anderes als „Gesalbter“. Damals ging es noch nicht um die Bedeutung dieses Wortes, wie wir es heute verstehen, wenn wir das Wort auf Jesus beziehen. Aber wenn wir Jesus als Davids Sohn bezeichnen, hat das Geschehen damals in der Familie des Isai auch mit uns Christen zu tun.

Du salbest mein Haupt mit Öl (Psalm 23, 5)

– das beten wir noch heute mit dem bekannten Psalm 23, den schon David gebetet hat, und wir dürfen auch für uns wissen: Gott wählt sich Menschen aus, nach seinen eigenen Maßstäben, die seinen Willen tun sollen, Gott beschenkt Menschen mit seinem Geist, die oft schwächer sind als andere, Außenseiter, Behinderte, Menschen, die man versteckt, wie man es mit David gemacht hat.

Und dann? Dann geht Samuel wieder weg. Er geht zurück nach Rama, wo er gewohnt hat. Er geht einfach nach Hause, und vorläufig ändert sich überhaupt nichts. David bleibt bei seiner Schafherde, Isai und die anderen Brüder werden vielleicht gedacht haben: Der alte Samuel fängt an zu spinnen! Unser kleiner David ist gesalbt worden! Soll er wohl König werden? Oder einmal dem Samuel als Prophet nachfolgen? Daraus wird wohl nichts werden. Allmählich hat man die Geschichte wohl wieder vergessen. Erst später, als David dann wirklich König geworden war, da erinnerte man sich daran: Ja damals, da hatte Samuel schon vorausgeschaut: Aus David wird einmal was. Ihm traut Gott viel zu. Er wird einmal große Aufgaben zu erfüllen haben.

Gott verfolgt seinen Plan auf seine Weise. So, wie Gott dem David nun seinen Geist schenkt, so muss der König Saul zugleich erfahren, dass Gottes Kraft nicht mehr bei ihm ist. Er wollte von Gott nichts mehr wissen, und aus eigener Kraft kann er Gottes Kraft nicht ersetzen. Er leidet unter den Folgen der Taten, die er gegen Gottes Willen beging. Gottes Kraft ist nicht mehr bei ihm. Er hat den Kontakt zu Gott verloren. Mehr und mehr scheint Saul nicht mehr Herr seiner selbst zu sein, als ob er von einem bösen Geist geplagt würde (1. Samuel 16):

14 Der Geist des HERRN aber wich von Saul, und ein böser Geist vom HERRN ängstigte ihn.

Die Berater von König Saul haben eine Idee: Musik könnte helfen! Harfenklänge könnten die gequälte Seele des Königs beruhigen.

15 Da sprachen die Großen Sauls zu ihm: Siehe, ein böser Geist von Gott ängstigt dich.

16 Unser Herr befehle nun seinen Knechten, die vor ihm stehen, dass sie einen Mann suchen, der auf der Harfe gut spielen kann, damit er mit seiner Hand darauf spiele, wenn der böse Geist Gottes über dich kommt, und es besser mit dir werde.

17 Da sprach Saul zu seinen Leuten: Seht euch um nach einem Mann, der des Saitenspiel kundig ist, und bringt ihn zu mir.

18 Da antwortete einer der jungen Männer und sprach: Ich habe gesehen einen Sohn Isais, des Bethlehemiters, der ist des Saitenspiels kundig, ein tapferer Mann und tüchtig zum Kampf, verständig in seinen Reden und schön gestaltet, und der HERR ist mit ihm.

Zum zweiten Mal in dieser Geschichte wird David ausgewählt, dieses Mal unter dem Gesichtspunkt, nicht selber König zu werden, sondern dem amtierenden König zu helfen. Mir fällt auf, dass David auf einmal nicht mehr der zurückgebliebene achte Sohn des Isai ist, der sich verstecken muss. Er kann nicht nur Musik machen, sondern ist auch tapfer, stark, klug und von gutem Aussehen. Vor allem aber heißt es: „Gott ist mit ihm.“ Will die Bibel damit sagen, dass jemand, der mit Gott im Bunde ist, auch in anderer Hinsicht stark und klug und schön ist, egal wie Menschen ihn sonst beurteilen mögen?

19 Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: Sende zu mir deinen Sohn David, der bei den Schafen ist.

20 Da nahm Isai einen Esel und Brot und einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und sandte es Saul durch seinen Sohn David.

21 So kam David zu Saul und diente vor ihm. Und Saul gewann ihn sehr lieb, und er wurde sein Waffenträger.

22 Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Lass David mir dienen, denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen.

Gottes Wege sind manchmal eigenartig verschlungen und führen doch zum Ziel: Saul holt sich unwissentlich genau den Mann an den Königshof, der nach Gottes Willen einmal sein Nachfolger werden soll: David, den Hirten und Harfenspieler. Dabei will Gott dem König Saul persönlich gar nichts Böses. Er gibt ihm ja sogar den David als Helfer in seinen seelischen Nöten:

23 Sooft nun der böse Geist von Gott über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So wurde es Saul leichter, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm.

So weit erzählen wir heute die Geschichte von David und Saul. Sie zeigt, wie kompliziert oft Gottes Wege sind. Ist an dieser Stelle für Gott das Schicksal Sauls vielleicht doch noch offen? Hätte Saul König bleiben können, wenn seine Seele durch Davids Musik gesund geworden wäre, wenn er hätte lernen können, wieder auf Gott zu hören?

David jedenfalls will gar nicht dem Saul seine Macht nehmen. Es entsteht sogar eine Freundschaft zwischen David und Saul. David wird nie aufhören, Saul liebzuhaben, auch wenn sie später als Rivalen hart um die Königswürde kämpfen werden. Er wird sich Saul gegenüber nicht einmal dann feindselig verhalten, wenn der ihn umzubringen versucht. Am Ende wird David tatsächlich König, aber Saul fällt nicht durch Davids Hand. So ist David ein Vorbild für Menschen, die sich den Wegen Gottes anvertrauen wollen.

Welche Wege führt uns Gott? Wozu sind wir seine Werkzeuge? Nicht immer erkennen wir gleich, was er mit uns vorhat.

Vielleicht sind wir schüchtern und haben in der Schule mündlich nie so richtig gute Noten. Und später lernen wir es dann doch, vor anderen Menschen zu reden, auch wenn es uns immer noch Mühe macht, uns richtig ausdrücken.

Manchmal können wir Menschen helfen. Zuweilen müssen wir Menschen auch mit Härte und Entschlossenheit begegnen. Wenn ein suchtabhängiger Mann von seiner Frau verlassen wird, dann kann das vielleicht die beste Hilfe für ihn sein – wenn er nicht wieder seine Trauer in Alkohol ertränkt, sondern endlich anfängt, eine erwachsene Entscheidung zu treffen.

Von außen kann man nicht erkennen, was in einem Menschen steckt. Gott, der das Herz ansieht, weiß, was er uns zutrauen und zumuten kann. Niemand von uns führt ein nutzloses Leben – auch wenn jemand meint, er habe überhaupt keine Kraft mehr: Vielleicht will Gott zeigen, dass wir auch dann von ihm geliebt sind, wenn wir mit völlig leeren Händen vor ihm stehen. Vielleicht kann Gott uns manchmal erst dann helfen, wenn wir den Stolz auf unsere eigenen Kräfte aufgeben und uns erlauben, müde, schwach und ratlos zu sein. Das muss sich furchtbar anfühlen. Möglicherweise kann sich aber auch Erleichterung einstellen, wenn wir den Mut haben, diese Angst, diese Leere auszuhalten. Gott will tatsächlich unsere leeren Hände füllen, unsere gequälte Seele heilen, unserem Leben einen neuen Sinn geben, vielleicht auf ganz unerwartete Weise, in ganz kleinen Schritten.

Gott, lass uns erkennen, was du mit uns vorhast! Niemand von uns führt ein nutzloses Leben – du hältst uns alle in deiner Hand. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 382: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr

Im Abendmahl sind wir eingeladen, zu spüren, wie Gott unser tägliches Brot sein will, wie er uns in der Gemeinschaft mit anderen neue Kraft gibt.

Gott, gib uns die Kraft, loszulassen, was uns belastet und lähmt. Hilf uns, dass wir uns ganz auf deine Liebe einlassen. Vergib uns Hochmut, Trägheit, Lebenslügen. In der Stille bringen wir vor dich, was uns von dir trennt:

Beichtstille

Wollt Ihr Gottes Treue und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Erhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, Gott ernst zu nehmen als den, der uns neue Kraft gibt, der uns aufrichtet aus Trauer und Mutlosigkeit. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Jesus macht mit seiner Liebe unsere Seele satt. Nehmt und gebt weiter, was euch gegeben ist – den lebendigen Leib der Liebe Gottes.

Herumreichen des Korbs

Christus, der Sohn Davids, wurde gesalbt zum König über die ganze Welt. Zum König unserer Herzen, denn er will die Welt verwandeln, indem er unser Herz durch Liebe verwandelt. Lasst euch verwandeln durch Gott!

Austeilen der Kelche

Vertraue Gott, so wird er sich deiner annehmen; geh gerade Wege und hoffe auf ihn! (Sirach 2, 6)

Gehet hin im Frieden!

Herr, unser barmherziger Gott! Manchmal sehen wir unseren Weg kaum vor unseren Füßen, wir verzagen so leicht. Immer wieder werden wir mutlos und wir brauchen deinen Trost. Gib uns Menschen, die uns beistehen, die gute Worte für uns haben, die uns Mut machen und uns helfen, dass wir nicht aufgeben. Lass unsere zerschundene, vergiftete Umwelt nicht vollkommen zerstört werden, hilf uns Menschen, dass wir es lernen, Frieden zu machen miteinander und mit der Natur. Steh allen Verzweifelten bei und gib uns Kraft, wenn wir uns machtlos fühlen.

Insbesondere beten wir heute für Herrn …, der im Alter von … Jahren gestorben ist und den wir kirchlich bestattet haben. Du nimmst ihn mit Ehren in deinem Himmel an, und wir beten zu dir für alle, die ihm nahestanden, dass du sie begleitest mit deiner Kraft und deinem Trost. Du gibst dem Müden Kraft und genug Stärke dem, der am Ende ist. Lass uns auf dich vertrauen, lass uns neue Kraft kriegen, lass uns gehen auf deinen guten Wegen und dabei nicht müde werden.

Lied 488, 1+3+4: Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein
Abkündigungen

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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