Bild: Anne Shirley McKennett

Gott gab mir meine Würde zurück

Als um die Jahreswende 2005/2006 im Forum der Internet-Seite www.jesus.de eine heftige Diskussion um meinen Aufsatz „Marie, die reine Magd“ entbrannte, in denen ähnliche Vorwürfe erhoben wurden wie in den Leserbriefen des Jahres 1998 im Deutschen Pfarrerblatt, gab eine Missbrauchsbetroffene an Silvester 2005 folgende sehr persönliche Stellungnahme ab, die ich hier unter meinem Namen veröffentliche.

Helmut Schütz

Ich habe lange überlegt, ob ich hier posten sollte und möchte das hiermit tun. Das was Helmut Schütz hier unterstellt wird, wie über ihn geurteilt wird, das möchte ich so nicht stehen lassen. …

Ich bin ein Kind der Gewalt, gezeugt von einem zutiefst frommen und gläubigen Mann, einzig und allein zu dem Zweck, dass er Töchter bekommt, die er mb kann. Mein MB begann ab meinem 8 Lebensmonat innerhalb eines wahrhaft frommen und christl. fundamentalistischem Umfeldes.

Was das Thema Schmutz, Würdelosigkeit und Makel angeht, kenne ich es in all seinen Facetten. Wie ein Teilnehmer an dieser Diskussion es so treffend bezeichnet. Bastard……..

Als ich H.s Marienauslegung das erste Mal las, hat Gott mein Herz in einer Weise berührt, die sich nicht in Worten ausdrücken lässt. Er gab mir meine Würde zurück, die fromme Menschen mir genommen haben und dies im Namen Gottes taten. Es geht hier doch gar nicht um die Frage, wie war es wirklich damals, was ist historisch richtig. Es ist eine Sache des Glaubens, egal aus welcher Perspektive man dieses Geschehen nun wirklich annimmt. Helmut hat nie den Anspruch einer historischen Richtigkeit erhoben. Es ging ihm um ganz etwas anderes und das haben hier die Wenigsten verstanden. Es geht darum, ein Gefühl dafür zu gewinnen, was es bedeuten könnte, wenn es wirklich so gewesen wäre. Es zu wagen, dieses Geschehen einmal anders durchzudenken, welche Konsequenz es letztlich für Menschen der untersten Schublade bedeuten kann. Ein Jesus, der diese Schublade der tiefst möglichen Verachtung wählte, freiwillig und so solidarisch wird, mit denen, die in unserer Welt der absolute Abschaum sind. Wirklich ermessen kann das glaube ich nur der, der diese Schublade kennt.

Das zweite ist, was bedeutet es, sich Maria in seiner Auslegung anzuschauen. Menschen die mb werden, vergewaltigt, sind nicht nur in ihren Augen schmutzig, sie sind es auch in den Augen der anderen. Wenn es wirklich so war, wie H. hier vermutet, dann zeigt sich gerade darin, wie Maria als unbefleckt, unschuldig und rein über Jahrtausende verehrt wurde, in Gottes Augen wirklich rein war, angenommen und wertvoll. Das, was in den Augen der Menschen verachtet wird, abgelehnt und wo Menschen nicht schnell genug Distanz gewinnen können, da sieht Gott das Besondere, dem verleiht Gott eine unvergleichbare Würde. Alleine diesen Gedanken einmal wirklich wirken zu lassen, bedeutet, von der Barmherzigkeit Gottes ganz behutsam berührt zu werden, es bedeutet in Gottes Augen wirklich wertvoll zu sein, selbst wenn alle anderen Frommen es noch so sehr verachten.

Nein, Helmut Schütz hat das nicht verdient, wie hier mit ihm umgesprungen wird, denn mit seiner Auslegung gibt er Menschen wie mir Würde zurück und einen Jesus, den man lieben kann. Einen Gott vor dem man sich nicht verstecken muss, weil er so grausam ist. Nein, einen Gott, dem man ganz vorsichtig die Hände entgegen strecken kann.

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