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Reklame für Jesus

Wie macht Jesus für sich Reklame? Er benutzt keine Tricks. Er spürt, dass Matthäus, der Zöllner, offen für ihn ist, und fragt ihn einfach: Kommst du mit? Er hört, dass die Pharisäer, also sehr angesehene Leute im Dorf, sich über ihn aufregen, und sagt ihnen offen: Für euch bin ich auch gar nicht da. Ihr braucht mich eben nicht.

Ein Bild von Jesus auf der Tür eines Trucks - will da jemand Reklame für Jesus machen?
Ein Bild von Jesus auf der Tür eines Trucks (Bild: Eduardo DavadPixabay)

#predigtTaufgottesdienst am Sonntag Reminiscere, dem 2. Passionssonntag, 3. März 1985, um 10.30 Uhr in Heuchelheim und um 13.00 Uhr in Dorn-Assenheim (und 9.30 Uhr in Beienheim und am 24.2.1991 in der Kapelle der LNK Alzey)
Glockenläuten und Orgelvorspiel

Am zweiten Sonntag der Passionszeit begrüße ich Sie und euch alle herzlich im Gottesdienst! Heute haben wir etwas Besonderes vor: wir taufen zwei Geschwister, die älter sind, als wir das bei einer Taufe gewohnt sind, und die selber gesagt haben: wir wollen getauft worden, wir wollen zur Gemeinde dazu gehören.

Lied EKG 231, 1-7 (EG 322):

1. Nun danket all und bringet Ehr, ihr Menschen in der Welt, dem, dessen Lob der Engel Heer im Himmel stets vermeld’t.

2. Ermuntert euch und singt mit Schall Gott, unserm höchsten Gut, der seine Wunder überall und große Dinge tut;

3. der uns von Mutterleibe an frisch und gesund erhält und, wo kein Mensch nicht helfen kann, sich selbst zum Helfer stellt;

4. der, ob wir ihn gleich hoch betrübt, doch bleibet guten Muts, die Straf erlässt, die Schuld vergibt und tut uns alles Guts.

5. Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.

6. Er lasse seinen Frieden ruhn auf unserm Volk und Land; er gebe Glück zu unserm Tun und Heil zu allem Stand.

7. Er lasse seine Lieb und Güt um, bei und mit uns gehn, was aber ängstet und bemüht, gar ferne von uns stehn.

Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir hören einen Psalm aus unserer Zeit. Nach jedem einzelnen Abschnitt können wir alle gemeinsam sprechen: „Gott, du nimmst uns freundlich an. Hilf uns, die anderen Menschen anzunehmen.“

1. Viele Menschen leiden unter der Kälte bei den Menschen; sie sind fremd und werden als Fremde behandelt. Wer nimmt sich Ihrer an?

2. Viele Menschen gehen einsam durch die Zeit, niemand geht auf sie ein und begleitet sie. Wer nimmt sich ihrer an?

3. Viele Menschen sehnen sich nach Liebe und Geborgenheit; aber niemand ist da, der sie wichtig nimmt und mit ihnen teilt. Wer nimmt sich ihrer an?

4. Manchmal fragen wir uns: Wer mag denn mich? Wer nimmt mich an der Hand und ist bei mir auf dem Weg? Wer nimmt sich unser an?

5. Manchmal können wir uns selbst nicht leiden: wir sind enttäuscht über uns und verzweifeln an unserem Leben. Wer nimmt sich unser an?

6. Manchmal begegnen wir Menschen, die unsere Zuwendung brauchen; aber wir wagen nicht, auf sie zuzugehen, wir haben Angst. Wer hilft uns, sich ihrer anzunehmen?

Und nun kommt, lasst uns anbeten: „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, wie es war von Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Herr, unser Gott, es ist schön, miteinander Sonntag zu feiern. Wir sind hier beieinander, um ihn als deinen Tag zu feiern. Wir wollen auf dich schauen, auf dich hören. Wir wollen erfahren, worin du uns Halt gibst in unseren Leben, wozu du uns unser Leben gabst, wie wir mit dir unser Leben führen können. Sei du mitten unter uns durch Jesus Christus, unseren Herrn. „Amen.“

Wir hören eine Geschichte aus der Bibel (nach Matthäus 9, 9), wie Jesus Menschen begegnet, besonderen Menschen, sehr verschiedenen Menschen:

An der Zollstation in Kapernaum soll Jesus mit seinen Jüngern vorbeikommen. Zur Zollstation gehören einige Zöllner, einer wird mit Namen genannt: Matthäus. Er und die anderen Zöllner erleben es an jeden Tag, dass man sie nicht leiden kann. Man verachtet sie, weil sie den Römern, den römischen Besatzungssoldaten und damit dem Kaiser dienen. Ihnen wurde vorgeworfen: Ihr dient den Kaiser und nicht Gott. Und nicht genug damit: die Zöllner konnten Zölle verlangen, so viel, dass sie selbst davon reich wurden. Man sagte: das sind ja Betrüger, mit denen darf man nichts zu tun haben!

Hören wir uns einmal an, wie sich damals zwei Zöllner am Zoll unterhalten haben könnten:

Matthäus: Es ist schlimm, wie man uns verachtet. Niemand kann uns leiden, wenn wir durch die Straßen gehen, drehen sich die Leute weg, damit sie uns nicht grüßen müssen.

Anderer Zöllner: Ja, aber wenn sie hier durch den Zoll müssen, dann zeigen wir es Ihnen, wer der Herr ist.

Matthäus: Du hast natürlich recht. Gegen uns kann niemand etwas sagen. Wir brauchen nur die Soldaten zu rufen. Aber darum mag uns auch niemand.

Anderer Zöllner: Das ist nun mal so. Da können wir nichts dran ändern. Immerhin verdienen wir hier ganz schön.

Matthäus: Sicher, wir leben sehr gut dabei. Aber so richtig glücklich bin ich nicht. Ich würde z. B. auch mal gern in den Gottesdienst gehen. Aber die anderen sagen: da dürft ihr nicht hin! Ihr seid Heiden und Betrüger! Gott will mit euch nichts zu tun haben!

Anderer Zöllner: Pass auf jetzt! Da kommt Kundschaft. Aber die haben gar kein Gepäck dabei. Da wird nicht viel zu holen sein.

Matthäus: Habt ihr etwas zu verzollen?

Jesus: Nein, wir haben nichts. Wir bringen den Menschen anderes. Wir bringen die Botschaft von Gott: dass er uns Menschen liebt, alle Menschen!

Matthäus: So jemand wie uns liebt er gewiss nicht.

Jesus: Doch! Auch dich liebt Gott! Trotz allen, was du tust. Komm, vertrau mir! Geh mit mir! Lerne von mir! Folge mir nach!

Matthäus: Ich? Wirklich ich? (Er freut sich.)

Jesus: Ja, lass alles zurück und folge mir nach!

Matthäus: Ja. Aber ich lade dich und alle anderen Zöllner zu einem Essen ein, zu einem Festessen mit Jesus und seinen Jüngern!

So weit die Geschichte von Jesus und Matthäus. Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja!

Liederheft: Die Sache Jesu braucht Begeisterte
Gott, lass uns deine Liebe spüren. Amen.

Zur Predigt hören wir, wie die Geschichte von vorhin weitergeht (Matthäus 9, 10-13 – GNB):

Später war Jesus bei Matthäus zu Gast. Da kamen viele Zolleinnehmer und andere, die einen ebenso schlechten Ruf hatten, um mit ihm und seinen Jüngern zu essen. Einige Pharisäer sahen es und fragten die Jünger: „Wie kann euer Lehrer sich mit Zöllnern und ähnlichem Gesindel an einen Tisch setzen?“ Jesus hörte es und antwortete: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Überlegt doch einmal, was es bedeutet, wenn Gott sagt: ‚Ich fordere nicht von euch, dass Ihr mir Tieropfer darbringt, sondern dass ihr barmherzig seid!‘ Ich soll nicht die in Gottes neue Welt einladen, bei denen alles in Ordnung ist, sondern die ausgestoßenen Sünder.“

Amen.

Liebe Kinder, liebe Jugendliche, liebe Erwachsene!

Mit meiner Predigt ging es mir diesmal beim Vorbereiten erst gar nicht gut. Ich wusste genau, da sitzen zwei in der Kirche, die wollen getauft werden; die Eltern und Paten sind dabei und auch noch einige andere Kinder und Jugendliche, die gesagt haben: Da kommen wir auch in die Kirche! Und dann wollte ich es besonders gut machen: nicht zu lang und vor allem nicht so langweilig; so dass es Kinder und Jugendliche und Erwachsene anspricht. Und dann merkte ich, dass ich Reklame machen wollte für Jesus. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, wie ich von Jesus möglichst überzeugend reden könnte, so dass jeder merkt: Jesus ist wichtig für mich.

Aber braucht Jesus denn Reklame?

Das kommt wohl ganz drauf an. Das kommt drauf an, was für eine Art Reklame. Es gibt ja zwei Sorten davon: entweder ich werbe für etwas, was die Leute brauchen, dann kann ich sehr ehrlich und offen und sachlich bleiben, oder ich versuche den Leuten etwas anzudrehen, was sie nicht nötig haben. Dann werde ich bei der Werbung Tricks anwenden und ihnen irgendwie beizubringen versuchen, dass sie ohne das, was ich ihnen anbiete, nicht auskommen. Manche sagen auch: die Leute wissen oft selbst gar nicht, was für sie gut ist. Wir müssen sie zu ihrem Glück zwingen.

Wie macht Jesus für sich Reklame? Er benutzt keine Tricks. Er spürt z. B., dass Matthäus, der Zöllner, offen für ihn ist, und fragt ihn einfach: Kommst du mit? Er hört, dass die Pharisäer, also sehr angesehene Leute im Dorf, sich über ihn aufregen, und sagt ihnen offen: Für euch bin ich auch gar nicht da. Ihr braucht mich eben nicht.

Da gehört schon eine Menge Selbstbewusstsein dazu, so einfach zu den einen zu sagen: Ich brauche dich! und zu den anderen: Ich bin nicht auf euch angewiesen! Der eine, der Matthäus, folgt ihm nach. Aber die anderen, die macht er sich zu Feinden. Die Quittung bekommt er später, als sie schreien: Schlagt ihn ans Kreuz!

Jesus macht auf eine sehr offene und ehrliche Art Reklame für sich. Er sagt: Ich bin so etwas wie ein Arzt. Ich kann Menschen helfen, dass sie im Innern heil werden. Ich kann ihnen zeigen, dass Gott sie trägt mit seiner Liebe. Er trägt und erträgt jeden Menschen, und es gibt keinen anderen Weg, um mit Gott ins Reine zu kommen. Keiner ist von allein gut genug für Gott. Keiner kann sich die Liebe Gottes verdienen. Aber das ist auch nicht nötig. Gott liebt jeden Menschen, einfach weil er da ist, ganz gleich, wer er ist und was er getan hat. Er hat mit jedem noch viel vor. Das ungefähr ist gemeint, wenn Jesus sich einen Arzt nennt. Er ist ein Arzt für die Seele, der weiß, dass wir viel Liebe und Wärme brauchen, und auch, dass uns jemand anspornt und etwas zutraut.

Aber Jesus weiß auch: er kann niemandem helfen, der sich nicht helfen lassen will. Kein Seelenarzt kann jemanden heilen, der sich völlig gesund fühlt. Und so nimmt er auch seine Gegenspieler, die Pharisäer, ganz ernst. Sie fühlen sich gesund, sie meinen, mit Gott im Reinen zu sein, sie tun viel Gutes, halten die Gebote, und sie meinen auch zu wissen, wer zu Gott gehören kann und wer nicht. Sie, die religiös Gesunden, fühlen sich Gott nahe; die Zöllner und anderen Sünder halten sie sich vom Leib, weil sie sich nicht mit ihrer Gottlosigkeit anstecken wollen. Von Jesus würden sie erwarten, dass er zu ihnen, den Gesunden geht, dass er ihnen Predigten hält, dass er ihren Glauben und ihre guten Taten anerkennt. Aber Jesus sagt ihnen nur: wenn ihr so gesund seid, dann braucht ihr mich ja nicht. Ich bin für Kranke da. Die brauchen einen Arzt.

Auf einen wunden Punkt allerdings weist er auch die Pharisäer hin. Er sagt ihnen einen Spruch aus der Bibel, den hatte schon der Prophet Hosea 6, 6 vor langer Zeit seinem Volk gesagt:

6 Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.

Gott fordert nicht Tieropfer, sondern Barmherzigkeit! Tieropfer hatte man damals im Tempel dargebracht, um etwas Besonderes für Gott zu tun. So wie heute mancher meint, er tut etwas Besonderes für Gott, wenn er in die Kirche geht. Oder wie die Pharisäer meinten, sie seien besonders gut bei Gott angesehen, wenn sie das Gesetz Gottes besser als andere befolgten. Da sagt ja Jesus auch nichts dagegen. Zur Kirche gehen, die Gebote halten, aus Dankbarkeit für Gott etwas Besonderes tun – das sind schöne und gute Sachen. Aber Jesus sagt: Noch wichtiger ist Barmherzigkeit! Wenn ihr unbarmherzig mit einem Mitmenschen seid, z. B. mit dem Zöllner Matthäus, dann nützt euch eure ganze Religion nichts.

Und so geht Jesus eben zu denen, bei denen nicht alles in Ordnung ist, z. B. zu den Zöllnern, die ja nicht ohne Grund verachtet waren. Ich glaube, wir hätten sie auch nicht gemocht, wenn wir damals gelebt hätten. Sie zogen den Leuten das Geld aus der Tasche. Ihre einzige Befriedigung war es, dass sie den anderen zeigen konnten, wer die Macht hatte. Sie hatten das Geld, sie konnten sich alles leisten; viele waren sicher auch neidisch auf sie.

Aber manche von ihnen fühlten sich dabei nicht wohl. Matthäus z. B. hatte die Sehnsucht nicht ganz aufgegeben, das wirkliche Glück zu finden. Er wusste, dass er sich Liebe nicht kaufen konnte, dass Macht und Geld kein Ersatz sein können für die Liebe. Sein Kollege hatte sich schon damit abgefunden, dass Geld die Welt regiert und dass man sowieso nichts ändern kann.

Jesus merkt das und spricht den einen an, der ihn offensichtlich braucht. Den anderen versucht er nicht zu überreden, doch auch mitzukommen. Wir wissen nicht, was aus ihm wird. Er wird wohl bei den großen Fest im Haus des Matthäus dabei sein. Vielleicht wird er doch noch Jesu Freund. Aber vielleicht wird er auch Jesus abtun als einen, der zu gut ist für diese Welt.

Uns spricht Jesus auch an. Wenn ihr mich braucht – ich bin da für euch. Wenn ihr meint, ihr braucht mich nicht, dann habe ich Zeit, auf euch zu warten.

Es ist nur schade, wenn ihr erst sehr viel später merkt, wie sehr ihr Gottes Liebe braucht! Dann habt ihr schon viel von eurem Leben vertan, und vielleicht hätten sich auch viele Menschen von euch schon viel früher ein liebes Wort oder eine barmherzige Tat gewünscht.

So stelle ich es mir vor, wie Jesus um uns wirbt. Wir dürfen uns darüber freuen. Ist es nicht wunderbar?

Zwei von euch sagen heute in diesem Gottesdienst Ja zu Jesus. Zwei wollen zu dieser Gemeinde dazu gehören, für die Jesus der Herr ist. Ihr beide wollt getauft werden. Ich weiß nicht genau, was das heute für euch bedeutet und in Zukunft bedeuten wird. Ich wünsche euch aber, dass ihr in eurem Leben immer wieder spürt, was ihr von Jesus erwarten könnt, und dass der Glaube an Gott mehr bedeutet als lästige Pflichten und langweilige Gottesdienste.

Ich bin getauft, das heißt: Ich brauche Jesus, und Jesus braucht mich.

Wenn ihr das nicht so ganz versteht, dann können wir darüber reden, z. B. in der Familie, mit den Paten, in der Jugendgruppe oder anderswo. Manchmal können wir auch sagen: Ich brauche das jetzt noch nicht zu verstehen. Ich freue mich einfach, dass Gott da ist und uns lieb hat. Deshalb können wir z. B. Lieder singen und Gott dafür loben, dass er für uns da ist. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

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