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Freude in Jesus

„Freuet euch in dem Herrn allewege!“ Das ist kein Befehl zur Freude. Es ist eine Bitte: Vermeidet unnützen Streit! Dann habt ihr Grund zur Freude „im Herrn“, nämlich wenn der Leib Christi nicht zerrissen, sondern heil ist, wenn die Gemeinschaft der Christen euch trägt.

Jubelnde Kinder (als Schattenrisse dargestellt) unter einem leuchtenden Stern
Freude, die von oben kommt (Bild: Gerd AltmannPixabay)

direkt-predigtGottesdienst am 4. Advent, 20. Dezember 2009, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich am 4. Advent in der Pauluskirche mit dem Wort zur kommenden Woche aus dem Brief des Paulus an die Philipper 4, 4: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“

Einen Gottesdienst mit besonderer Musik haben wir im Gemeindebrief für diesen Adventssonntag angekündigt. Unsere Kirchenvorsteher Erich Dritsch und Christoph von Weyhe unterstützen heute den Organisten Stefan Michels bei der Begleitung der Lieder.

Gemeinsam singen wir aus dem Adventslied Nr. 11 die Strophen 1 und 6 bis 7:

1. Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir, o aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier? O Jesu, Jesu, setze mir selbst die Fackel bei, damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.

5. Nichts, nichts hat dich getrieben zu mir vom Himmelszelt als das geliebte Lieben, damit du alle Welt in ihren tausend Plagen und großen Jammerlast, die kein Mund kann aussagen, so fest umfangen hast.

6. Das schreib dir in dein Herze, du hochbetrübtes Heer, bei denen Gram und Schmerze sich häuft je mehr und mehr; seid unverzagt, ihr habet die Hilfe vor der Tür; der eure Herzen labet und tröstet, steht allhier.

7. Ihr dürft euch nicht bemühen noch sorgen Tag und Nacht, wie ihr ihn wollet ziehen mit eures Armes Macht. Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller Lieb und Lust, all Angst und Not zu stillen, die ihm an euch bewusst.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten zu Gott mit Worten der Freude aus dem Psalm 106:

1 Halleluja! Danket dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

2 Wer kann die großen Taten des Herrn alle erzählen und sein Lob genug verkündigen?

3 Wohl denen, die sich an ihn halten und Gerechtigkeit üben allezeit!

4 Herr, gedenke meiner nach der Liebe zu deinem Volk; suche mich heim mit deiner Hilfe,

5 dass ich meine Lust schaue am Glück deiner Erwählten und mich freuen an der Freude meines Volkes.

Kommt, lasst uns anbeten! Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Die Adventszeit hat zwei Seiten: Vorfreude und Buße. Das Warten auf die Weihnachtsfreude geht auch einher mit besinnlicher Einkehr. Denn wir warten auf einen Herrn, der Freude bringt mitten ins Leid, Trost in die Traurigkeit, Gerechtigkeit in eine Welt voller Unrecht, Frieden dahin, wo Gewalt regiert. Lehre uns erkennen, dass Weihnachtsfreude keine billige Heiterkeit ist, mit der man verbirgt und überspielt, was man wirklich fühlt. Schenke uns echte Freude, die alle Trübsal überwindet. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Jesus sagt zu den Traurigen: Spürt eure Traurigkeit, lasst eure Tränen laufen, ihr seid nicht allein, ihr dürft Trost erfahren. Es kommt die Zeit, da wird Gott eure Tränen abwischen, und es wird kein Tod mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Darum dürft ihr euch schon jetzt freuen, wenn auch unter Tränen.

Jesus sagt zu denen, die sich innerlich leer fühlen: Spürt, wonach ihr euch sehnt. Haltet ruhig einmal eure Langeweile aus und fragt euch, was euch wirklich fehlt. Ihr sollt wissen: Euer Leben ist nicht ohne Wert und ohne Sinn und ohne Ziel. Gott kommt und füllt euer Leben aus – mit Zielen, mit Hoffnung, mit Liebe, mit Freude.

Und zu denen, die sich wohlfühlen, sagt Jesus: Vergesst nicht die Menschen auf der Schattenseite des Lebens. Helft ihnen, dass sie sich auch freuen können!

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Barmherziger Gott, öffne uns für die Freude, die du uns schenken willst. Lass uns die Türen und Tore unserer Kirchen und unserer Herzen weit aufmachen, dass dein Sohn mit seiner Freude bei uns einziehen kann: der König des Mutes und der Kraft, des Trostes und der ewigen Seligkeit. Darum bitten wir dich, Vater im Himmel, im Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören als Lesung zum 4. Advent das freudige Loblied der Maria aus dem Evangelium nach Lukas 1, 46-55:

46 Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn,

47 und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes;

48 denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.

49 Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.

50 Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten.

51 Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.

52 Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.

53 Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.

54 Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf,

55 wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Als Jesus zur Welt kommt und indem er seinen Weg geht auf dieser Erde, offenbart sich die Liebe, die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, von der Maria in ihrem Lied gesungen hat. Einen Lobpreis der Liebe Jesu stimmen wir nun an mit dem Lied 617:

1. Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart, ich geb mich hin dem freien Triebe, wodurch auch ich geliebet ward; ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.

2. Ehr sei dem hohen Jesusnamen, in dem der Liebe Quell entspringt, von dem hier alle Bächlein kamen, aus dem der Selgen Schar dort trinkt! Wie beugen sie sich ohne Ende! Wie falten sie die frohen Hände!

3. O Jesu, dass dein Name bliebe im Grunde tief gedrücket ein! Möcht deine süße Jesusliebe in Herz und Sinn gepräget sein! Im Wort, im Werk und allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen!

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde,

der 4. Advent ist ein Sonntag, so dicht vor Weihnachten, dass die Weihnachtsfreude bereits zum Greifen nahe scheint. Darum enthält auch das Wort zur Woche den Aufruf des Paulus zur Freude, den wir am Anfang gehört haben:

4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!

Diese Aufforderung steht im Philipperbrief am Ende einer ganzen Reihe von Ermahnungen (Philipper 4, 1-5:

1 [Meine lieben Geschwister] (*), nach denen ich mich sehne, meine Freude und meine Krone, steht fest in dem Herrn, ihr Lieben.

2 Evodia ermahne ich und Syntyche ermahne ich, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn.

3 Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte, steh ihnen bei; sie haben mit mir für das Evangelium gekämpft, zusammen mit Klemens und meinen andern Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen.

4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!

5 Eure Güte lasst kundsein allen Menschen! Der Herr ist nahe!

Mit der Gemeinde in Philippi fühlt sich Paulus herzlich verbunden. Wenn er an sie denkt, geht ihm das Herz auf, ja, er sehnt sich nach seinen „geliebten Geschwistern“. So stolz ist er auf diese Gemeinde, dass er sie seine „Freude“ und seine „Krone“ nennt, wörtlich übersetzt sind sie sein „Siegeskranz“. Er fühlt sich wie ein lorbeerbekränzter Feldherr, dem man zujubelt, weil er einen Sieg errungen hat, oder wie ein König, von dem man sich etwas sagen lässt.

Und so ermahnt er sie dann auch: Sie sollen fest stehen „in dem Herrn“. Dieser Ausdruck ist schwer zu verstehen, wird auch oft missverstanden. Heißt das einfach: fest an Jesus glauben? Oder ist damit eine Verschmelzung mit dem unsichtbaren Jesus im Himmel gemeint, also „Mystik pur“?

Um darüber Klarheit zu erhalten, lese ich die beiden Verse, die vor unserem Predigttext stehen (Philipper 3, 20-21):

20 Unser Bürgerrecht … ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus,

21 der unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.

Was wir da hören, ist auch nicht leicht zu verstehen. Aber ich meine, es lohnt sich, genauer hinzuhören, was Paulus mit den fromm klingenden Worten meint, bei denen man meist schnell wieder weghört. Oder die man häufig missversteht.

Weit verbreitet ist ein Missverständnis, das schon Martin Luthers Übersetzung nahelegt. Bei dem Bürgerrecht im Himmel scheint es darum zu gehen, dass wir im Himmel wohnen dürfen, wenn wir sterben. Und mit dem nichtigen Leib scheint unser vergänglicher Körper hier auf Erden gemeint zu sein, der nach unserer Auferstehung genau so unvergänglich und unvorstellbar herrlich sein wird wie der Leib Jesu Christi nach seiner Auferstehung.

Das klingt gut, und es ist auch ein Trost für Menschen, die sich fragen, was sein wird nach unserem Tod oder nach dem Tod geliebter Angehöriger. Aber ich denke, das meint Paulus nur in zweiter Linie. Zwar ist der christliche Glaube für ihn auch ein starker Trost im Sterben und im Tod, aber Paulus weiß nicht nur etwas über das Jenseits zu sagen. Der Glaube ist ein Trost für Sterbende und Trauernde, aber er ist keine bloße Vertröstung über das hinweg, was auf dieser Erde unerträglich ist. Ich will sagen: Wo Paulus vom Himmel spricht, leuchtet von diesem Himmel schon etwas in unser irdisches Leben hinein. Wo Paulus vom Leib Christi spricht, da redet er von einer Verwandlung, die sich mitten unser uns abspielt. Und zwar ganz im Sinne Jesu, der gesagt hat: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch!“ Himmel, Reich Gottes, Leib Christi, diese Ausdrücke reden alle von uns, von der Gemeinde.

Hören wir noch einmal, was Paulus sagt: Jesus wird „unsern nichtigen Leib verwandeln, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe“. Unsern Leib, sagt er, nicht meinen, nicht den Leib eines Einzelmenschen. Unser Leib soll dem Leib Christi gleich werden. Vom Abendmahl kennen wir das: Wir fassen uns an den Händen, weil wir zusammengehören in der Gemeinschaft des Leibes Christi. Von einer Gemeinschaft, die durch die Liebe Jesu zusammengeschweißt wird, redet Paulus. „Feststehen im Herrn“ meint also: Zusammenhalten in der christlichen Gemeinde.

Dieses Feststehen im Herrn beginnt mit einem „Bürgerrecht“, sagt Paulus. Dieser Ausdruck, auf Griechisch „politeuma“ war damals ein hochpolitischer Begriff; er bezeichnete das, was heute Minderheiten von einem übermächtigen Staatswesen fordern: Autonomie. Die Palästinenser fordern Autonomie von den Israelis, die Basken von den Spaniern, die Nordiren von den Engländern. Damals im römischen Reich gab es ein Stück Autonomie, gewisse Bürgerrechte für die jüdische Gemeinschaft; zu ihrem Status als „erlaubter Religion“ gehörte das Recht, den römischen Kaiser nicht als Gott anbeten zu müssen. Für die Christen galt dieses jüdische Bürgerrecht nicht, denn sie galten als von den Juden abgespaltene Sekte; darum wurden sie immer wieder von den römischen Behörden verfolgt. Paulus sagt nun: Menschen mögen uns Bürgerrechte verwehren, trotzdem ist unsere Menschenwürde unzerstörbar, denn unser Bürgerrecht ist im Himmel gegründet. Wir sind ja von Gott selbst geschaffen, als Mann und Frau, nach dem Bild der Liebe Gottes.

Vom Himmel dieses liebevollen Gottes her erwartet Paulus auch das Kommen Jesu. Es bleibt offen, ob er damit sein Wiederkommen am Ende der Welt meint oder ob er sich vorstellt, dass Jesus zu jeder Zeit in diese Welt hineinkommt. Mir gefällt der Gedanke, gerade jetzt im Advent, dass Jesus nicht erst am Ende der Zeit, sondern schon jetzt in unsere Mitte kommt, dass er mit seinem Geist in unsere Welt hineinwirkt, so dass noch heute sein Wort gilt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“ (Lukas 17, 20)

Auf welche Weise Jesus in unsere Welt hineinwirkt, beschreibt Paulus mit dem Wort „Heiland“. Wieder so ein frommes Wort. Im griechischen Original klingt es nicht süßlich oder kitschig. „Heiland“ war eigentlich der Ehrentitel des römischen Kaisers: der verstand sich als Heilbringer, Retter, Befreier des Weltkreises. Aber für Paulus ist Jesus der Heiland: er bringt Heil und Leben, Rettung und Befreiung für alle Menschen, und zwar besonders und gerade denen, die unter der Herrschaft von Machthabern wie dem römischen Kaiser und seinen Sklaventreibern leiden.

Der Kaiser war ein Heilbringer mit dem Schwert. Er unterwarf Feinde und missliebige Untertanen, aufrührerische Sklaven und eigensinnige Völker wie das Volk Israel, die sich nicht an die römische Lebensart anpassen wollten.

Jesus bringt Heil auf andere Weise. Paulus sagt: er wird „unsern nichtigen Leib verwandeln, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe“. Ich sagte schon, das meint erst in zweiter Linie die Auferstehung der Toten. Wörtlich steht da: „er wird den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten“. Der Leib Christi, der jetzt durch „Niedrigkeit“ geprägt ist, soll „gleichförmig“ werden „dem Leib seiner Herrlichkeit“. Eine Gemeinde, die ganz unten ist, in der viele schwach sind, sich unwichtig und gedemütigt fühlen, ohne Zuversicht, ohne Hoffnung, die soll eine Verwandlung schon hier auf der Erde erfahren. Zur Gemeinde in Philippi, einer römischen Garnisonstadt, gehörten damals vor allem Sklaven und andere Menschen, die Erniedrigung am eigenen Leibe erfahren hatten. Durch den Glauben an Jesus Christus haben diese Menschen nun eine ganz andere Erfahrung gemacht: Sie gelten plötzlich etwas, ihre Namen stehen im Buch des Lebens; sie vertrauen auf einen Gott, der ihnen etwas zutraut. Das alles meint Paulus mit dem Wort Herrlichkeit, das er im ursprünglichen hebräischen Wortsinn versteht: KAWOD, Wucht, Gewicht, mächtige Kraft. Die Menschen, die zum Leib Christi gehören, spüren sozusagen die ganze Wucht der allmächtigen Liebe Gottes. Das Gute siegt, die Liebe Gottes setzt sich durch, die Erniedrigung hört auf, wie wir es vorhin im Lied der Maria gehört haben. „Im Herrn“ stehen wir also fest, wenn wir „im Leib Christi sind“, in der Gemeinschaft der Kirche. Hier werden wir von Jesus aufgerichtet, so dass wir mit aufrechtem Gang unseren Weg in der Verantwortung vor Gott gehen.

Was das konkret bedeutet, wird deutlich, indem Paulus zwei Frauen mit Namen anredet, die eine besondere Rolle beim Aufbau der Gemeinde im Philippi gespielt haben. Ihre Namen sind sehr passend für eine Gemeinde, die sich als Leib Christi versteht; Evodia heißt „guter Weg“ und Syntyche bedeutet „gemeinsames Glück“. Paulus erwähnt diese Frauen an erster Stelle, noch vor „Klemens und [s]einen andern [männlichen] Mitarbeitern“, und er betont: „Sie haben mit mir für das Evangelium gekämpft“, und „ihre Namen stehen im Buch des Lebens“. Diese beiden hatten offenbar einen Streit miteinander, den Paulus offen anspricht, damit er überwunden werden kann:

2 Evodia ermahne ich und Syntyche ermahne ich, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn.

Paulus ergreift nicht Partei für eine der beiden, sondern er ermahnt ausdrücklich beide, Evodia und Syntyche. Er traut ihnen zu, ihren Konflikt selber miteinander zu lösen. Sie sollen wieder „eines Sinnes“ werden. Menschen, die im Buch des Lebens stehen, die zum Leib Christi gehören, die sollen nicht durch Meinungsunterschiede oder irgendwelchen kleinlichen Ärger die Gemeinde spalten und damit den Leib Christi zerreißen.

Und für den Fall, dass die beiden ihren Streit doch nicht allein beilegen können, fügt Paulus noch eine Bitte an einen ganz besonders engen Freund an, den er allerdings nicht mit Namen nennt:

3 Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte, steh ihnen bei.

So geschieht das „Feststehen im Herrn“: indem einer den anderen hilft, Konflikte zu überwinden. Miteinander reden, statt übereinander herzuziehen.

An dieser Stelle folgt nun der Satz des Paulus, den wir vorhin gehört haben:

4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!

Nach all dem, was Paulus zuvor gesagt hat, ist das nicht ein Befehl zur Freude. Es ist ebenfalls eine mahnende und ermutigende Bitte: „Tut alles, was ihr könnt, damit die Freude unter euch eine Chance hat!“ Vermeidet unnützen Streit! Wenn ihr unterschiedliche Meinungen vertretet, seid trotzdem eines Sinnes! Ihr gehört ja zu einer Gemeinschaft, die der Leib Christi ist, mit vielen verschiedenen Gliedern, die doch alle ihren Wert und ihre Aufgabe haben. Achtet einander in Liebe und gegenseitiger Wertschätzung! Dann habt ihr Grund zur Freude „im Herrn“, nämlich „in der Gemeinschaft des Leibes Jesu Christi“. Ihr habt Grund zur Freude, wenn der Leib Christi nicht zerrissen, sondern heil ist, wenn die Gemeinschaft der Christen euch trägt. Dann besteht auch die Chance, dass die Liebe Jesu in eurer Gemeinschaft auch an Taten der Liebe erkennbar wird und nach außen ausstrahlt.

Eine letzte Ermahnung des Paulus läuft genau auf diesen Gedanken hinaus:

5 Eure Güte lasst kundsein allen Menschen! Der Herr ist nahe!

Wo wir als Gemeinschaft des Leibes Christi im Einklang miteinander leben, uns verwandeln lassen durch die Liebe des Herrn, der ein Befreier ist, da spüren wir etwas von Gottes Güte. Wo wir als Gemeinde im Vertrauen auf Gott leben, kann Trost gedeihen für Menschen, die am Ende sind, die Angst haben, die trauern. Wer nicht mehr an die Liebe glauben kann und von Gott und der Welt enttäuscht ist, kann nur durch Taten der Liebe eines Besseren belehrt werden. Jesus ist ein Herr, der für uns da ist im Leben und im Sterben; er lädt uns ein zum gemeinsamen Leben in seinem Leib, in der Gemeinde. Wir können tätig darauf warten, dass Jesus zu uns kommt, mitten hinein in unser Leben. Der Herr ist nahe, damit wir Grund zur Freude gewinnen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied 147:

1. »Wachet auf«, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne, »wach auf, du Stadt Jerusalem! Mitternacht heißt diese Stunde«; sie rufen uns mit hellem Munde: »Wo seid ihr klugen Jungfrauen? Wohlauf, der Bräut’gam kommt, steht auf, die Lampen nehmt! Halleluja! Macht euch bereit zu der Hochzeit, ihr müsset ihm entgegengehn!«

2. Zion hört die Wächter singen, das Herz tut ihr vor Freude springen, sie wachet und steht eilend auf. Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig, von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig, ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf. Nun komm, du werte Kron, Herr Jesu, Gottes Sohn! Hosianna! Wir folgen all zum Freudensaal und halten mit das Abendmahl.

3. Gloria sei dir gesungen mit Menschen- und mit Engelzungen, mit Harfen und mit Zimbeln schön. Von zwölf Perlen sind die Tore an deiner Stadt; wir stehn im Chore der Engel hoch um deinen Thron. Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat mehr gehört solche Freude. Des jauchzen wir und singen dir das Halleluja für und für.

Lasst uns beten.

Gott im Himmel, Vater des Kindes in der Krippe, mitten in der Zeit der Vorfreude auf Weihnachten bitten wir dich um Freude: dass wir uns besinnen auf das, was wirklich zählt im Leben, auf Liebe, auf Frieden, auf Gerechtigkeit. Lass uns nicht vergessen, was du uns Gutes tust, zum Beispiel indem wir die Liebe von Menschen erfahren, die uns nahestehen. Um Zufriedenheit bitten wir dich, dass wir wahrnehmen und wertschätzen, was uns gegeben ist, und dass wir erkennen, wann eine Gabe für uns auch eine Aufgabe ist.

Mitten im Leid bitten wir dich um Trost, barmherziger Gott: dass wir nicht allein dastehen mit Kummer und Sorgen, dass wir Tränen nicht immer allein weinen müssen, dass wir ein offenes Ohr finden für unsere Probleme. Wir bitten dich auch, dass Tränen wieder abgewischt werden und wir neue Lebensfreude finden.

Heute schließen wir in unser Gebet drei Mitglieder unserer Paulusgemeinde ein, die wir im Dezember kirchlich bestattet haben. Wir beten für … . Im Vertrauen auf deine Liebe sind wir zuversichtlich, dass sie in deinem Himmel ewiges Bürgerrecht genießen und Frieden finden. Für ihre Angehörigen bitten wir dich, dass sie in der Zeit der Trauer nicht allein sind, dass sie bewältigen können, was sie belastet, und dass sie getröstet werden. Amen.

In der Stille bringen wir vor Gott, was wir heute ganz persönlich auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser

Wir singen das Lied 8:

1. Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein‘ höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort.

2. Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last; das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.

3. Der Anker haft‘ auf Erden, da ist das Schiff am Land. Das Wort will Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt.

4. Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein, gibt sich für uns verloren; gelobet muss es sein.

Abkündigungen

Empfangt Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

*   *   *   *   *   *   *

Anmerkung (*) Martin Luther übersetzt hier: „Also, meine lieben Brüder“.

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