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„Du sollst Gott lieben!“

Nur wer sich von der Liebe dessen abgewendet hat, von dem alle Liebe herkommt, der wird daran erinnert: Ohne Verbindung zu diesem Gott schneiden wir uns vom Leben selbst ab. Unser Leben gelingt nur, wo wir mit Herz, Verstand, Leib und Seele aus der Liebe leben, die uns Gott schenkt.

Jüdischer Junge mit Gebetsmantel und Gebetsriemen
Jüdischer Junge mit Gebetsmantel und Gebetsriemen – Tallit und Tefillin (Bild: Aleks MegenPixabay)

#predigtAbendmahlsgottesdienst am 1. Sonntag nach Trinitatis, den 2. Juni 2002, um 18.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Abend, liebe Gemeinde!

Ich begrüße Sie heute Abend zum Abendmahlsgottesdienst, denn heute früh hätten wir hier kaum zur Ruhe finden können. Im Saal nebenan haben nämlich rund 400 Jugendliche vom Jugendkirchentag gefrühstückt.

Wir besinnen uns auf den EINEN Gott, den schon die Juden angebetet haben und der auch unser Gott ist. Wir fragen uns, was es bedeutet, Gott zu lieben.

Am Anfang singen wir aus dem Lied 165 die Strophen 1, 6 und 8:

1) Gott ist gegenwärtig. Lasset uns anbeten und in Ehrfurcht vor ihn treten. Gott ist in der Mitte. Alles in uns schweige und sich innigst vor ihm beuge. Wer ihn kennt, wer ihn nennt, schlag die Augen nieder; kommt, ergebt euch wieder.

6) Du durchdringest alles; lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte. Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten, lass mich so still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen.

8) Herr, komm in mir wohnen, lass mein‘ Geist auf Erden dir ein Heiligtum noch werden; komm, du nahes Wesen, dich in mir verkläre, dass ich dich stets lieb und ehre. Wo ich geh, sitz und steh, lass mich dich erblicken und vor dir mich bücken.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir lassen Worte aus dem 5. Buch Mose – Deuteronomium 6 zu uns sprechen, über die ich nachher auch in der Predigt sprechen werde:

4 Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.

5 Und du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

„Du sollst Gott lieben!“ heißt es in der Bibel. Wie kannst du das fordern, Gott? Dazu kann man sich doch nicht zwingen. Dich zu lieben, Gott, würde bedeuten, dass du die Mitte unseres Lebens bist. Dann müsste einiges anders werden. Du selber müsstest uns verändern. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Gott, du bist nicht kleinlich. Du bist nicht sauer, wenn wir mal nicht an dich denken. Aber wir dürfen glücklich sein, wenn wir spüren: Gut, dass es dich gibt. Gut, dass wir in deinen Händen geborgen sind. Gut, dass du uns Wege zeigst, damit wir sinnvoll leben können.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, unsichtbar bist du. Wie soll das gehen, dich zu lieben, ohne dich zu sehen?

Gott, heilig bist du. Wie soll das gehen, dich zu lieben, wenn wir Ehrfurcht vor dir haben müssen – und vielleicht sogar Angst vor deinem Gericht?

Gott, schenke uns Augen für deine Herrlichkeit. Lehre uns den Unterschied zwischen Ehrfurcht und Angst. Lass uns deine Liebe spüren, damit wir dich lieben können.

Das erbitten wir von dir im Namen des Menschen, in dem du deine heilige Herrlichkeit offenbart hast, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus 1. Johannes 4, 16-21:

16 Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

17 … Furcht ist nicht in der Liebe,

18 sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe.

19 Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.

20 Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?

21 Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass er auch seinen Bruder liebe.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen aus dem Lied 401 die Strophen 1 bis 5:

1) Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht, Liebe, die du mich so milde nach dem Fall hast wiederbracht: Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.

2) Liebe, die du mich erkoren, eh ich noch geschaffen war, Liebe, die du Mensch geboren und mir gleich wardst ganz und gar: Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.

3) Liebe, die für mich gelitten und gestorben in der Zeit, Liebe, die mir hat erstritten ewge Lust und Seligkeit: Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.

4) Liebe, die du Kraft und Leben, Licht und Wahrheit, Geist und Wort, Liebe, die sich ganz ergeben mir zum Heil und Seelenhort: Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde! Ich stelle mir vor, man hält mir auf der Straße ein Mikrophon vor die Nase und fragt: „Woran glauben Sie?“ Würde ich mit dem Glaubensbekenntnis antworten? „Ja, ich glaube an Gott, an den Vater, der die Welt geschaffen hat, an Jesus, der uns erlöst hat, an den Heiligen Geist“? Oder einfach sagen: „Ich bin evangelisch.“

Aber das beantwortet nicht die eigentliche Frage: Mit welcher Einstellung meistere ich mein Leben? Worauf verlasse ich mich, wenn’s im Leben hart wird?

Ich glaube, ich würde verlegen reagieren. Ich breite mein Innerstes nicht gern vor Fremden aus. Dabei bin ich besser dran als viele andere, denen einfach Worte fehlen für das, was sie glauben. Mit solchen Worten gehe ich ja ständig um, wenn ich Predigten vorbereite. Dennoch, wenn es um den persönlichen Glauben geht, fühlt sich vieles unsicher an, selbst wenn man Pfarrer ist. Wir haben den Glauben ja genauso wenig in der Hand wie irgendein anderer; er ist auch für mich ein Geschenk, kein Besitz.

Und doch fordert der heutige Predigttext zum Bekenntnis des Glaubens auf. Es geht darin um das uralte Glaubensbekenntnis, das für den jüdischen Glauben bis heute grundlegend ist. Zugleich bildet es die Basis für unser christliches Glaubensbekenntnis. Ich lese im 5. Buch Mose – Deuteronomium 6, 4-9:

4 Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein.

5 Und du sollst den Herrn, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.

6 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen

7 und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.

8 Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein,

8 und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.

Die ersten beiden Worte dieses Abschnitts haben dem ganzen Bekenntnis seinen Namen gegeben:

4 Höre, Israel!

Auf hebräisch heißt es das „Sch’ma Jisrael“, das „Höre, Israel“. Angeredet wird ein ganzes Volk, jeder, der zu diesem Volk gehört, keiner für sich allein. Daraus lerne ich 1.: Wohl berührt uns der Glaube tief innen, doch er ist keine Privatsache. Das ganze Gottesvolk ist aufgefordert, zu hören. Ich lerne also 2.: Vor dem Tun und Machen kommt das Hören. Hören, was ich mir nicht selber sagen kann. Offen sein für das Neue, Unfassbare, Heilige.

Was bekommt das Volk Gottes zu hören?

Der Herr ist unser Gott, der Herr allein.

Besonders neu klingt das nicht. Der Herr ist Gott, Gott ist der Herr, viele reden vom Herrgott, ist das nicht dasselbe?

Als Mose am Dornbusch Gott begegnet und diese Begegnung in ihm brennt wie ein Feuer und ihn doch nicht verzehrt, da fragt er Gott: „Wie heißt du eigentlich?“ „Jahwe“, bekommt er zur Antwort, zu deutsch: „Ich bin, der ich bin – Ich bin immer da“.

Wer kann das von sich sagen: „Ich bin immer da?“ Nur der Unsterbliche, der Ewige, der schon da war, bevor es das Universum gab, der noch da sein wird, wenn alles andere vergangen sein wird. Jahwe – der Urgrund von allem, was ist.

Zugleich ist Jahwe der Gott, der sich liebevoll um die Juden kümmert, die er sich aus allen Völkern als sein eigenes Volk auserwählt hat. „Jahwe ist unser Gott, Jahwe allein“ – das bekennen Juden bis heute.

Aber in unserer Bibel steht nicht „Jahwe“, sondern das Wort „Herr“, sogar in Großbuchstaben. Die Juden wollten nämlich den Namen Gottes nicht missbrauchen und ihn nicht unnötig aussprechen. Beim Vorlesen ersetzten sie das Wort „Jahwe“ deshalb überall durch „Adonai“, zu deutsch: „Herr“, und schrieben auch die Selbstlaute des Wortes „Adonai“ über den Gottesnamen „Jahwe“. So kam es übrigens bei den Zeugen Jehovas zu dem Missverständnis, als würde Gott Jehova heißen. Aus Jahwe mit den Selbstlauten von Adonai wurde Jehova. Das aber nur nebenbei.

Wichtiger ist die Frage, ob wir Gott heute noch als den „Herrn“ anreden sollen. Feministinnen wenden kritisch ein, wenn man Gott den „Herrn“ nenne, tue man automatisch so, als sei Gott ein Mann. Außerdem stecke im „Herren“ das Wort „herrschen“. Dabei ist Gott weder Mann noch Frau und erst recht kein tyrannischer Herrscher. Aber wenn wir wissen, dass Gott anders ist als menschliche Herren, dann können wir dieses Wort wohl verwenden und richtig verstehen: In seiner Weise ist er der einzige, der diese Bezeichnung verdient. Er ist die Macht, ohne den nichts wäre, er ist ewig, seine Herrschaft ist die Herrschaft des Heiligen Geistes, er ist Wahrheit, er ist Liebe, er tröstet uns wie eine Mutter.

Dieser Herr ist Gott, sagen die Juden, an diesem Herrn kommt niemand in der Welt vorbei.

Wenn das so ist, dass da ein Gott ist, von dem wir herkommen, ohne den wir nicht sein könnten, der uns geschaffen hat als Wesen, die zur Liebe fähig sind, weil er sie liebt – dann folgt aus diesem kurzen Bekenntnis „Der Herr ist unser Gott, der Herr allein!“ ganz selbstverständlich das Gebot:

5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.

Wir haben uns ja gefragt, wie man Liebe fordern kann. Für den, der weiß, wo er herkommt, muss Liebe nicht gefordert werden. Ein Kind, das behütet und geleitet bei den Eltern aufwächst, würde überhaupt nicht auf die Idee kommen, die Eltern nicht liebzuhaben. Nur wer den eigenen Ursprung vergessen hat, wer sich von der Liebe dessen abgewendet hat, von dem alle Liebe herkommt, der wird durch diese Forderung daran erinnert: Ohne Verbindung zu diesem Gott schneiden wir uns vom Leben selbst ab. Unser Leben gelingt nur, wo wir mit Herz und Verstand, mit Leib und Seele aus der Liebe leben, die uns von Gott geschenkt ist. So verstehe ich das Gebot: Du sollst Gott lieben! Es bedeutet: Lass dich auf seine Liebe ein!

Die Juden wussten, dass auch der frömmste Mensch immer wieder diese Erinnerung braucht – an den Gott, von dem wir herkommen. Da Gott uns Freiheit geschenkt hat, leben wir auch in der Versuchung, seine Wegweisung und Begleitung außer Acht zu lassen. Darum schließt das Glaubensbekenntnis der Juden mit einer praktischen Anweisung, die uns fremdartig vorkommt:

8 Und du sollst diese Worte binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein,

9 und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.

Manche Juden befolgen diese Aufforderung wörtlich: Sie binden sich kleine Beutel mit Bibelsprüchen ans Handgelenk und vor die Stirn. Sie schreiben Bibelverse an ihre Haustürpfosten und Hoftore. Symbolisch steht dahinter ein tiefer Sinn: Was auf meine Hand gebunden ist, wird mein Handeln bestimmen. Was mir unmittelbar vor Augen ist, wenn ich in die Welt blicke, wird Einfluss darauf haben, wie ich die Welt wahrnehme. Was ich am Stadttor geschrieben sehe, erinnert mich daran, wer diese Welt regiert. Was ich an meiner Haustür lese, hat zu tun mit der Art, wie ich mein persönliches Leben zu Hause führe.

Als unsere Konfirmanden dieses Jahr Kreuze zum Um-den-Hals-Hängen als Geschenk bekommen hatten, wollten gleich auch andere Jugendliche so ein Kreuz von uns haben. Ist es für sie auch wichtig als Erinnerungszeichen – ich gehöre zu Christus? Auf dem Jugendkirchentag bin ich jungen Mädchen begegnet, die das Wort „Jesusfreaks“ auf dem T-Shirt stehen haben – sie bekennen sich damit bewusst zu Jesus.

Entscheidend sind natürlich nicht die Äußerlichkeiten, sondern, wie es in einer Übersetzung unseres Textes heißt, dass diese Worte „auf unserem Herzen geschrieben stehen“. Oder in unserer Lutherbibel:

6 Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen.

Was auf unserem Herzen steht, was wir uns zu Herzen nehmen, das bestimmt uns in unserem tiefsten Innern. Das bestimmt unsere Gedanken und beeinflusst unsere Gefühle. Das beschäftigt uns bei der Arbeit und wenn wir frei haben, auch wenn wir nicht pausenlos bewusst darüber nachdenken.

Es ist wie ein Hintergrundwissen, das jederzeit abrufbar ist, oder wie eine Ohrwurmmelodie, die uns nicht mehr loslässt – Gott ist der, von dem ich getragen bin, so lebe ich in einer Welt voller Liebe.

Was uns auf diese Weise ständig begleitet, fließt auch wie selbstverständlich ein in unser Reden – ob mit fremden oder vertrauten Menschen, vor allem aber mit den uns anvertrauten Menschen:

7 Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.

Eltern schärfen ihren Kindern viele Dinge ein: „Pass auf der Straße auf!“ „Fass nicht auf die heiße Herdplatte!“ „Tu einem anderen Kind nicht weh!“ Sie sollen ihnen auch darüber nicht die Auskunft schuldig bleiben, woran sie glauben, worüber sie staunen, welche Geheimnisse das Leben auch für sie hat. Der natürlichste Ort für solche Gespräche ist das eigene Haus, wenn am Mittagstisch sowieso über Gott und die Welt geredet wird oder wenn man mit kleinen Kindern ein Abendgebet spricht, vielleicht dieses:

Was schön war heute, es kam von dir, was unrecht war, vergib es mir, lass mich bei dir geborgen sein, in deinem Namen schlaf ich ein!

Und unterwegs? Gerade auf Reisen ist Gelegenheit für tiefschürfende Gespräche, bei langen Fahrten im Zug oder auf der Autobahn oder bei Spaziergängen durch wunderschöne Landschaften.

Ein schönes Gespräch zwischen einem Vater und seinen Kindern, das die Religion nicht ausspart, fand ich in einem Grimmschen Märchen, das ich nicht gekannt hatte: „Der Sperling und seine vier Kinder“.

Das Märchen beginnt, als vier Spatzenkinder flügge werden und durch böse Menschenbuben in die Welt hinaus vertrieben werden, bevor der Vater ihnen gute Lehren mitgeben kann. Nach dem Sommer trifft er sie zufällig wieder und holt das Versäumte nach.

Den ältesten warnt er vor den Spatzenfängern in den Gärten – aber er hatte bereits selber gelernt, sich zu schützen. Der zweite war auf der Hut gewesen vor den Stallbuben auf dem Herrenhof mit ihren Fangschlingen und der dritte hatte sich vor den wandernden Bergleuten in Acht genommen, die Steine nach Spatzen werfen. Den jüngsten aber würde der Vater am liebsten jetzt bei sich behalten, denn er fürchtet, dass ihn ein Raubvogel fressen könnte.

Da antwortet der kleine Spatz: „Du, mein lieber Vater, wer sich nährt ohn andrer Leut Schaden, der kommt lang hin, und kein Sperber, Habicht, Aar oder Weih wird ihm nicht schaden, wenn er zumal sich und seine ehrliche Nahrung dem lieben Gott all Abend und Morgen treulich befiehlt, welcher aller Wald- und Dorfvöglein Schöpfer und Erhalter ist, der auch der jungen Räblein Geschrei und Gebet höret, denn ohne seinen Willen fällt auch kein Sperling oder Schneekünglein auf die Erde.“

Fragt ihn der Vater: „Wo hast du dies gelernt?“ Antwortet der Sohn: „Wie mich der große Windbraus von dir wegriss, kam ich in eine Kirche, da las ich den Sommer die Fliegen und Spinnen von den Fenstern ab und hörte diese Sprüch predigen, da hat mich der Vater aller Sperlinge den Sommer über ernährt und behütet vor allem Unglück und grimmigen Vögeln.“

Diese Antwort freut den Spatzenvater und er beendet das Gespräch mit diesen Worten, die auch meine Predigt beenden sollen: „Mein lieber Sohn, fleuchst du in die Kirchen und hilfest Spinnen und die sumsenden Fliegen aufzuräumen und zirpst zu Gott wie die jungen Räblein und befiehlst dich dem ewigen Schöpfer, so wirst du wohl bleiben, und wenn die ganze Welt voll wilder tückischer Vögel wäre.“ Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen aus dem Lied 400 die Verse 1 und 4-6:

1) Ich will dich lieben, meine Stärke, ich will dich lieben, meine Zier; ich will dich lieben mit dem Werke und immerwährender Begier. Ich will dich lieben, schönstes Licht, bis mir das Herze bricht.

4) Ich lief verirrt und war verblendet, ich suchte dich und fand dich nicht; ich hatte mich von dir gewendet und liebte das geschaffne Licht. Nun aber ist’s durch dich geschehn, dass ich dich hab ersehn.

5) Ich danke dir, du wahre Sonne, dass mir dein Glanz hat Licht gebracht; ich danke dir, du Himmelswonne, dass du mich froh und frei gemacht; ich danke dir, du güldner Mund, dass du mich machst gesund.

Im Abendmahl sind wir eingeladen, die Liebe des Herrn der Welt in der Liebe Christi zu spüren.

Im Brot schenkt er uns den Leib seiner Liebe. Im Kelch besiegelt er seine Treue zu uns mit seinem Blut.

Gott, nimm von uns, was uns von dir trennt: Unglauben, Lieblosigkeit, Verzagtheit. Hochmut, Trägheit, Lebenslügen. In der Stille bringen wir vor dich, was unsere Seele belastet:

Beichtstille

Wollt Ihr Gottes Treue und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Die Herzen in die Höhe! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, Gott zu lieben als den, der uns zuerst geliebt hat. Würdig und recht ist es, Gott in Jesus Christus zu erkennen als die Liebe, die sich für uns hingegeben hat, damit wir lieben können.

Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Wir singen zum Schluss das Abendlied 490:

Der Tag ist um, die Nacht kehrt wieder, auch sie, o Herr, ist deine Zeit

Gott, wir danken dir für deine Gaben, die wir von dir empfangen haben. Heute in deinem Mahl und jeden Tag im Essen und Trinken, immer wieder in Worten und Gesten der Liebe, die uns andere Menschen zuteil werden lassen. So barmherzig, wie du mit uns umgehst, lass uns auch umgehen mit uns selbst und anderen Menschen.

Segne auch ein großes Ereignis wie die Fußballweltmeisterschaft, dass Fairness und Spaß an erster Stelle stehen und nicht Profit und Sieg um jeden Preis.

Bewahre uns vor Verallgemeinerungen und vor dem Schüren von Vorurteilen, hilf uns, dem Frieden zu dienen, indem wir in jedem Menschen dein Ebenbild zu erkennen suchen.

Wir danken dir für die vielen Chancen, die von jungen Leuten auf dem Jugendkirchentag genutzt werden konnten, um Kirche und Glauben einmal anders zu erleben. Wir bitten, dass das, was begonnen wurde, weiterwirkt, und dass wir unsere Verantwortung für Kinder und Jugendliche nicht aus den Augen verlieren. Amen.

Abkündigungen

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag gehen – wer möchte, ist im Anschluss noch herzlich zum Beisammensein mit Kaffee oder Tee im Gemeindesaal eingeladen.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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