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Auferstehung – ein Wort für unsere Seele

Kirchenfenster mit der Aufweckung des Lazarus
Die Auferweckung des Lazarus (Bild: falcoPixabay)
Zu guter Letzt …

… besucht Jesus seine gute Freundin Marta doch. Eigentlich hätte er früher kommen sollen. Dann wäre ihr kranker Bruder Lazarus vielleicht zu retten gewesen. Inzwischen liegt er tot im Grab.

Der Evangelist Johannes erzählt im 11. Kapitel, Martas Bruder Lazarus auferweckt wird. Jesus ruft ihn noch einmal zurück ins Leben – er, der Sohn Gottes, ist mächtiger als der Tod. Ein Geheimnis steht uns hier vor Augen, dem wir allein mit unserem Verstand nicht gerecht werden. Denn später wird Lazarus doch sterben und begraben werden, genau wie Jesus selbst. Auch Jesus, als er aufersteht, lebt nicht weiter auf Erden wie zuvor. Auferstehung begegnet uns als eine Erfahrung des Glaubens, unbegreiflicher noch als der Tod.

Auferstehung – ein Wort nicht für den Verstand, sondern für unsere Seele. Als Jesus freundschaftlich mit Marta redet, erfährt sie, wie Gott, seine Liebe, das Leben selbst, sie bewegt und verändert. Jesus redet sie an (Johannes 11, 23): „Dein Bruder wird auferstehen.“ Marta spricht zu ihm (Johannes 11, 24): „Ich weiß wohl, dass er auferstehen wird – bei der Auferstehung am Jüngsten Tage.“ Ja, sie hofft – aber wann ist der Jüngste Tag, das Ende der Zeiten? Wie lange ist es bis zur Ewigkeit?

Da sagt Jesus dieses geheimnisvolle Wort (Johannes 11, 25a): „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Es geht gar nicht um die Wiederbelebung eines Toten, die gelingen mag für eine gewisse Zeit oder auch nicht. Es geht um Vertrauen, um Liebe, um all die Erfahrungen, die das Leben zum Leben machen, durch die das Leben wertvoll ist und bleibt, auch wenn es zu Ende geht. „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“, sagt Jesus (Johannes 11, 25b). Er ist der Mensch, der sich wie kein anderer von Gott dem Vater geliebt weiß und der darum lieben kann wie kein anderer. An diesen Menschen glauben, heißt grenzenloses Vertrauen haben.

Als Jesus Marta fragt (Johannes 11, 26b): „Glaubst du das?“, da hat sich in Marta etwas verändert. Getröstet atmet sie auf (Johannes 11, 27): „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“ Sie nimmt wahr: in Jesus verkörpert sich der Schöpfer, der sich persönlich um seine Schöpfung kümmert. Sie spürt eine Liebe – so stark, dass der Tod dem Leben nicht mehr seinen Sinn nehmen kann. Auf dieser Erde lohnt es sich zu leben und zu lieben, zu lachen und zu weinen, aufrecht zu gehen und füreinander da zu sein, ganz gleich, wie kurz oder lang unser Leben sein mag.

Pfarrer Helmut Schütz

„Zu guter Letzt“ März – Mai 2002 im Gemeindebrief der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen

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