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Sehnsucht nach dem Himmelreich

Uns allen sagt Jesus: Seid gefasst auf eine Überraschung! Das Himmelreich ist euch ganz nahe. Es ist die Liebe Gottes zu euch, die euch zur Liebe zu anderen anstiften will. Nehmt sie hin als den Schatz, der euer Leben verändert!

Sehnsucht nach dem Himmelreich: in einem Schatzkästchen liegt nur ein Schlüssel mit einem Griff in Form eines Herzens
Jesus vergleicht das Himmelreich mit einem Schatz im Acker (Bild: Horst WinklerPixabay)

#predigtGottesdienst am 9. Sonntag nach Trinitatis, 7. August 1977, um 10.00 Uhr im Kindergarten Friedberg West
Begrüßung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

HERR, du lässest mich fröhlich singen von deinen Werken, und ich rühme die Taten deiner Hände. HERR, wie sind deine Werke so groß! Deine Gedanken sind sehr tief. Ein Törichter glaubt das nicht, und ein Narr begreift es nicht. Aber du HERR, bist der Größte und bleibst ewiglich! (Psalm 92, 5-7.9)

Eingangslied EKG 336 (EG 440), 1-4:

1. All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu; sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag.

2. O Gott, du schöner Morgenstern, gib uns, was wir von dir begehrn: Zünd deine Lichter in uns an, lass uns an Gnad kein Mangel han.

3. Treib aus, o Licht, all Finsternis, behüt uns, Herr, vor Ärgernis, vor Blindheit und vor aller Schand und reich uns Tag und Nacht dein Hand,

4. zu wandeln als am lichten Tag, damit, was immer sich zutrag, wir stehn im Glauben bis ans End und bleiben von dir ungetrennt.

Herr, unser Gott, wir haben uns vor dir versammelt, um zu singen, zu beten, über dein Wort nachzudenken. Wir bringen unterschiedliche Erfahrungen mit, manches, was uns dankbar macht, anderes, wovon wir enttäuscht sind. Jeder von uns ist anders gestimmt, hat andere Gedanken, Gefühle, Erwartungen und Sehnsüchte. Herr, hilf uns allen, zu finden, was wir brauchen. Führe uns zu einer Gemeinschaft zusammen. Amen.

Evangelium – Matthäus 7, 24-29:

24 Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.

25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.

26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute.

27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein, und sein Fall war groß.

28 Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre;

29 denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten.

Glaubensbekenntnis
Hauptlied EKG 228 (EG 321), 1-3:

1. Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zugut bis hierher hat getan.

2. Der ewig reiche Gott woll uns bei unserm Leben ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort und uns aus aller Not erlösen hier und dort.

3. Lob, Ehr und Preis sei Gott dem Vater und dem Sohne und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone, ihm, dem dreiein‘gen Gott, wie es im Anfang war und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn! Amen.

Wir hören als Predigttext Matthäus 13, 44-46:

44 Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.

45 Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte,

46 und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Liebe Gemeinde!

Zwei Menschen finden überraschend einen Schatz. Der eine stößt zufällig auf seinen Fund in einem Acker, der andere hat lange nach seiner Perle gesucht. Überwältigt von der Schönheit der Perle, von den Möglichkeiten, die der Schatz bietet, geben beide alles her, um das, was ihnen am meisten bedeutet, in ihren Besitz zu bringen.

So überwältigend, sagt Jesus, ist auch die Erfahrung, die einer macht, wenn er das Himmelreich findet, ob er es nun gesucht hat oder nicht.

Einer unter uns sucht vielleicht nach Wegen, schrittweise den Himmel auf Erden zu bauen, eine friedliche Welt ohne Neutronenbomben und ohne Terroranschläge, eine liebevolle Welt ohne Einsamkeit, ohne Hunger, ohne Folter und Ungerechtigkeit – und er erkennt immer wieder, dass er hilfloser ist, leichter mutlos wird, als er in seiner ersten Begeisterung für eine gute Sache angenommen hat.

Ein anderer sehnt sich nach einem Menschen, der nicht immer Nein zu ihm sagt: das machst du nicht gut, das ist nicht richtig, du lernst es auch nie. Er möchte einen haben, der endlich einmal Ja zu ihm sagt, der ihn liebt und versteht, so wie er ist.

Wieder ein anderer sehnt sich danach, dass das kleine Himmelreich nie aufhört, das er in der Liebe zu seinem Partner erlebt, wenn sich beide gut verstehen.

Vielleicht gibt es auch einen unter uns, der nicht mehr auf der Suche ist nach Liebe, nach Glück weil Schicksalsschläge ihn verzweifelt und mutlos gemacht haben, weil seine Gesundheit zerstört ist oder er einen geliebten Menschen verloren hat.

Uns allen sagt Jesus: Seid gefasst auf eine Überraschung! Das Himmelreich ist euch ganz nahe. Es ist die Liebe Gottes zu euch, die euch zur Liebe zu anderen anstiften will. Nehmt sie hin als den Schatz, der euer Leben verändert!

Wer mit Jesus in Kontakt kam, machte solche Erfahrungen: der Kranke, der geheilt wurde und nicht mehr das Schicksal des Ausgestoßenen erleiden musste; die Ehebrecherin, deren Schuld vergeben wurde; der nationale Freiheitskämpfer, dem bewusst wurde, dass Unrecht nicht durch Gewalt, sondern durch Leiden besiegt werden kann; jeder, der Liebe erfuhr und Mut fand, andere zu lieben.

Ernesto Cardenal, der Priester und Dichter aus Nicaragua hat eindrucksvoll beschrieben, wo das verlorene Paradies, das Himmelreich, gefunden werden kann:

Das Buch von der Liebe, S. 89-90

Das Paradies ist Liebe! Jeder unter uns, der es erfahren hat, was es heißt, in der Liebe Gottes zu leben, könnte in anderen Worten davon erzählen. Er könnte von der Gewissheit sprechen, dass Krankheit, Terror, Schuld und Leid nicht das letzte Wort haben, dass es sinnvoll ist zu lieben. Ein anderer könnte von seinem Gefühl berichten, von Gott angenommen zu sein: Gott sagt Ja zu mir, Gott will, dass ich lebe! Eine Erfahrung, die anderen verborgen ist, wie der Schatz im Acker. Aber die Folgen sind sichtbar: Ich brauche nicht um jeden Preis um meine Anerkennung zu kämpfen, ich kann nachgeben, verzeihen. Ich muss meine eigenen Fehler nicht vertuschen; kann um Verzeihung bitten und mich bemühen, anders zu handeln. Ich kann mich von Bindungen lösen, die mich davon abhalten, liebevoll und zärtlich zu sein. Ich kann offen sein für neue Erfahrungen mit anderen Menschen, bin nicht darauf angewiesen, immer Recht zu behalten.

Ich möchte noch eine Erzählung von Gertrud Pausewang vorlesen, in der deutlich wird, was der größte Schatz für einen Menschen sein kann und in der ein Junge lernt, dass Freundschaft ein Schatz ist, für den man auch den eigenen Herzenswunsch gern aufgibt:

Vorlesebuch Religion 3, „Ich würde alles dafür geben“, S. 276-280
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Predigtlied EKG 198 (EG 303), 1+5-6:

1. Lobe den Herren, o meine Seele! Ich will ihn loben bis in‘ Tod; weil ich noch Stunden auf Erden zähle, will ich lobsingen meinem Gott. Der Leib und Seel gegeben hat, werde gepriesen früh und spat. Halleluja, Halleluja.

5. Zeigen sich welche, die Unrecht leiden, er ist‘s, der ihnen Recht verschafft; Hungrigen will er zur Speis bereiten, was ihnen dient zur Lebenskraft; die hart Gebundnen macht er frei, und seine Gnad ist mancherlei. Halleluja, Halleluja.

6. Sehende Augen gibt er den Blinden, erhebt, die tief gebeuget gehn; wo er kann einige Fromme finden, die lässt er seine Liebe sehn. Sein Aufsicht ist des Fremden Trutz, Witwen und Waisen hält er Schutz. Halleluja, Halleluja.

Abkündigungen
Liedvers EKG 198 (EG 303), 8:

8. Rühmet, ihr Menschen, den hohen Namen des, der so große Wunder tut. Alles, was Odem hat, rufe Amen und bringe Lob mit frohem Mut. Ihr Kinder Gottes, lobt und preist Vater und Sohn und Heilgen Geist! Halleluja, Halleluja.

Herr Jesus Christus, wir danken dir für dein Versprechen, uns nahe zu sein! Dass wir versagt haben, dass wir vielen Menschen unsere Liebe schuldig geblieben sind, wirfst du uns nicht vor. Du stellst uns vor Augen, dass das Paradies kein leerer Traum ist, sondern dass wir es wie einen Schatz im Acker finden können, dass das Himmelreich hier beginnt, wo wir ernst damit machen, dass du Ja zu uns gesagt hast. Gib uns Mut, Verantwortung für unsere Gedanken, Gefühle, Worte und Taten zu übernehmen; öffne uns für die Erfüllung, die darin liegt, geliebt zu werden und anderen in Liebe zu begegnen.

Wir sind in diesen Wochen erschrocken und hilflos nach den Morden an Buback und Ponto. Hilf du zur Einsicht, dass auf die Unmenschlichkeit, Unvernunft und Verblendetheit der Terroristen nicht blinde Rachegefühle, sondern vernunftbestimmte Maßnahmen die richtige Antwort sind, dass gegen manche Verbrechen auch verschärfte Strafen nichts ausrichten und wir sie nur vor dich bringen können, der du gesagt hast: „Mein ist die Rache.“ Hilf uns, uns nicht vom Bösen überwinden zu lassen, sondern das Böse durch das Gute zu überwinden. Hilf zur Menschlichkeit und gegenseitigen Achtung auch im öffentlichen Leben. Lass die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik fragen nach dem, was vor dir recht ist. Wehre den Mächten des Hasses zwischen Völkern und Rassen. Mach deine Christenheit fähig zum rechten Zeugnis für Gerechtigkeit und Frieden und zu Taten der Versöhnung.

Lass uns daran denken, wie dringend diese Welt unsere Liebe braucht: nicht nur Kinder und Alte, Kranke und Traurige, sondern auch der eigene Ehegatte und alle unsere Nächsten, auch der, der jeden Tag mit uns zusammen arbeitet. Amen.

Vaterunser

Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns seinen Frieden. Amen.

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