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Liebe mit Herz und Kopf hat auch Hand und Fuß

Nach dem Trauspruch aus dem 1. Johannesbrief lieben wir, weil Gott uns zuerst geliebt hat. Liebe ist unsere Antwort auf Gottes Liebe. Für eine Ehe ist dauerhaft tragfähig nur eine Liebe, die eine Sache des ganzen Menschen ist: eine Sache mit Hand und Fuß, an der Herz und Kopf beteiligt sind.

Schwarzweißbild vom Kopf einer jungen Frau vor schwarzem Hintergrund, die Blätter und eine weiße Blume im Haar trägt und mit ernstem Gesichtsausdruck sich ein aus Papier ausgeschnittenes Herz vor das linke Auge hält
Herz und Kopf müssen die Liebe in einer Ehe tragen (Bild: Lyzzhana auf Pixabay)
Orgelvorspiel und Einzug des Paares in die Kirche

Liebe Festgemeinde! Als erstes begrüße ich Sie beide, die Hauptpersonen Ihres Hochzeitstages in der Pauluskirche: … und … . Herzlich willkommen heiße ich auch alle Ihre Hochzeitsgäste, die den Start in die Ehe mit Ihnen feiern wollen!

Wir sind hier versammelt im Namen Gottes:

  • Im Namen des Gottes, der uns nahe ist wie eine Mutter und wie ein Vater, auf die man sich verlassen kann.
  • Im Namen des Gottes, der in Jesus Mensch wurde und uns die Liebe vorgelebt hat.
  • Im Namen des Gottes, der unsichtbar bei uns ist wie Geist und Wind, und der unsere Liebe in uns stark macht.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir beten:

Gott, du bist die Liebe! Zu deinem Bild hast Du uns erschaffen: als Mann und Frau, zum Bild deiner Liebe. Du traust auch uns Menschen zu, liebevoll miteinander umzugehen.  Bewahre uns davor, untreu zu werden und damit die Seele des Menschen zu verletzen, der uns am nächsten steht. Wenn wir einander unsere Hände reichen und miteinander durchs Leben gehen, dann führe du uns unsichtbar mit deiner Hand, Gott. Dann gehen wir nicht in die Irre. Dann verzweifeln wir nicht, auch wenn wir Sorgen haben und manchmal traurig sind. Dann schaffen wir es, treu zu bleiben. Amen.

Lied 334, 1-4: Danke für diesen Hochzeitsstunde

Liebe … und lieber …! Tausende Kilometer weit voneinander entfernt haben die Familien gelebt, aus denen Sie beide stammen, … und … . Eigentlich war es so gut wie unmöglich, daß Sie sich jemals im Leben begegnen. Aber hier in Deutschland haben Sie sich dennoch getroffen…, und es hat zwischen Ihnen auf einmal gefunkt. Im Laufe des letzten Jahres haben Sie sich entschieden, Ihr Leben miteinander zu teilen; Sie haben auch schon standesamtlich geheiratet. Aber richtig Heiraten, dazu gehört für Sie beide mehr als nur ein Beamter auf dem Standesamt. Das muss in der Kirche geschehen, vor Gott und der Gemeinde der Christen. Gleich werden Sie vor den Altar treten und einander vor Gott Ihr Ja-Wort geben. Erst damit ist für Sie Ihre Ehe richtig geschlossen.

Was ist das Besondere an einer Hochzeit in der Kirche? Ja zueinander sagt man auch auf dem Standesamt. Man unterschreibt die Heiratspapiere, und es wird teuer, wenn man diesen Schritt wieder rückgängig machen will. Ja sagen auch viele zueinander, ohne dass sie überhaupt heiraten: Gehören sie nicht auch fest zusammen, wenn sie in der gleichen Wohnung wohnen, gemeinsame Kinder bekommen? Sagt man nicht sogar schon Ja zueinander, wenn man sich verliebt, wenn man „miteinander geht“? All das ist Ihnen zu wenig. Das genügt Ihnen nicht.

Wer nur einfach so zusammenlebt, fürchtet sich vielleicht davor, sich für sein ganzes Leben an diesen einen Menschen zu binden. Aber was steckt hinter dieser Furcht? Ist es nicht im Grunde ein ängstlicher Zweifel an der eigenen Liebe? Wird meine Liebe tragfähig sein für eine lebenslange Ehe, egal was kommt? Kann ich mir sicher sein, ob meine Liebe oder die des Partners nicht irgendwann aufhört?

Die Eheschließung auf dem Standesamt setzt schon ein deutliches Zeichen: Damit beurkundet ein Liebespaar, dass es nicht einfach nur zeitweise zusammenleben möchte, sondern für immer. Es übernimmt verbindlich Verantwortung für die gemeinsame Beziehung, die nun etwas Neues ist – als Ehepaar hat man andere Rechte und auch andere Pflichten, als wenn man ein Single bleibt.
Aber viele Menschen kritisieren die Ehe, indem sie sagen: Es nützt doch gar nichts, wenn man heiratet. So viele Ehen werden wieder geschieden, man kann sich doch nicht auf den Stempel des Standesamts verlassen. Recht haben die Kritiker darin: eine Heiratsurkunde ist kein Garantieschein für den sicheren Bestand der Liebe der Ehepartner. Steckt also auch hinter der Eheschließung eine Furcht? Habe ich Angst, den Partner zu verlieren, wenn ich ihn nicht mit den Fesseln der Ehe an mich binde?

Die Furcht, sich zu binden, der Zweifel an der eigenen Liebe, hindert Menschen an der Ehe. Aber nur zu heiraten, um den Partner an sich zu binden, aus Angst, ihn zu verlieren, wäre auf Dauer kein tragfähiger Grund für eine Ehe.

Wie ist das nun mit der Trauung in der Kirche? Sie kommen hierher als bereits verheiratetes Ehepaar. Sie wissen dabei genau, dass auch eine kirchliche Trauung keine Garantie für das Gelingen einer Ehe ist. Ja, hier in der Kirche wird sogar sehr deutlich ausgesprochen, dass Eheglück ein Geschenk des Himmels ist, und dass eine Ehe ohne den Segen Gottes nicht gelingen kann.

Da Gott uns seinen Segen ohne Wenn und Aber geben will, müssen wir nicht mit Angst in eine Ehe hineingehen. Vielleicht mit ein bisschen Aufregung. Aber vor allem mit großer Zuversicht und mit viel Vertrauen auf Gottes Liebe! Denn wir dürfen uns darauf verlassen, dass Gott mit seiner Liebe unsere Liebe stärken will.

Der Trauspruch, den Sie sich aus der Bibel ausgesucht haben, enthält genau diesen Gedanken:

Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat.

Dieser Satz steht im 1. Brief des Johannes, Kapitel 4, Vers 19. Johannes weiß: Es wäre uns Menschen gar nicht möglich zu lieben, wenn wir nicht vorher Liebe erfahren hätten. Alle Liebe kommt ursprünglich von Gott – auch wenn wir sie von unseren Eltern, Kindern, Verwandten, Freunden und von unserem Ehepartner empfangen. Denn Gott hat uns aus Liebe geschaffen, zum Ebenbild seiner eigenen Liebe. Und selbst wenn wir zu wenig lieben, gibt seine Liebe uns nicht auf. Er hört nicht auf, uns zu lieben, selbst wenn wir ihn vergessen. Er wartet auf unsere Umkehr, er vergibt uns, er traut uns zu, dass wir neu anfangen können, wenn wir auf falsche Wege geraten sind.

Liebe ist also keine eigenständige Leistung von uns Menschen. Liebe ist unsere Antwort auf Gottes Liebe. Er hat uns zuerst geliebt. Und das ist gut so. Denn ohne Liebe könnte eine Ehe nicht gelingen.

Aber nun könnte jemand sagen: Von Liebe reden alle. Und dann ist plötzlich doch keine Liebe mehr da, eine Ehe versinkt im Alltagstrott oder geht an den Sorgen des Lebens zugrunde. Was ist so Besonderes an einer Liebe, die von Gott kommt?

Gott liebt uns zuverlässig. Seine Liebe hört niemals auf. Von ihm lernen wir eine Liebe, die mehr ist als nur eine Flamme, die schnell entzündet ist und auch schnell wieder ausgelöscht werden kann. Für eine Ehe ist dauerhaft tragfähig nur eine Liebe, die eine Sache des ganzen Menschen ist: eine Sache mit Hand und Fuß, an der Herz und Kopf beteiligt sind.

Klar, eine Liebe ohne Herz ist gerade in der Ehe nicht vorstellbar. Der Hunger nach Zärtlichkeit, die Sehnsucht nach Geborgenheit wollen gestillt werden. Man will ohne den anderen nicht leben, da ist Begehren, da sind Lust und Leidenschaft in prickelnder und knisternder Spannung.

Doch wäre Liebe in der Ehe nur Gefühl, dann könnte sie irgendwann tatsächlich erkalten und abstumpfen. Für eine gute Ehe braucht es auch einen klaren Kopf, um das gemeinsame Leben zu planen und zu gestalten, um sich gemeinsame Ziele zu setzen und die Herausforderungen des Lebens gemeinsam zu bewältigen. Zur Ehe gehört der Wille, einander auf jeden Fall treu zu bleiben, egal welche Sorgen uns bedrücken oder welche Versuchung uns verlockt. Zur Ehe gehört auch die Aufmerksamkeit auf den Partner, auf das, was er fühlt und wünscht. Zur Ehe gehört das Reden miteinander, auch über das, was man selber fühlt und wünscht. Wichtig ist es wohl auch, dass einem Freunde und Familie beistehen, damit man in Durststrecken des Lebens nicht aufgibt. Und wenn man sich selber verändert oder der Partner kommt einem plötzlich fremd vor, dann gilt es, darüber nachzudenken, wie man auf dem begonnenen Weg gemeinsam weitergehen kann. Es ist nicht schlimm, wenn man auch einmal streitet; nur sollte man dabei fair bleiben und nie die Versöhnung vergessen.

Eine Liebe mit Herz und Kopf hat auch Hand und Fuß: Wer wirklich liebt, der nimmt aktiv das gemeinsame Schicksal in die Hand, setzt sich für die geliebte Frau, den geliebten Mann ein, denkt nicht mehr in erster Linie an „mein“ und „dein“, sondern es geht um „unser“ Glück, um „unsere“ Ehe, um „unsere“ Liebe. Wer wirklich liebt, dessen Füße finden immer den Weg zum andern, auch wenn es einmal schwerfällt, nach einem Streit den ersten Schritt zu tun.

Gott hat uns das vorgemacht. Er ist sogar Mensch geworden, hat sich bis zum Tod für uns eingesetzt, damit wir nicht verlorengehen.

Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat.

Jesus schreckte nicht zurück vor dem, was Menschen ihm antun könnten; er hielt an der Liebe fest, selbst als es sein Leben kostete. So stark kann auch die Liebe zwischen Ehepartnern sein: Er liebt sie, sie liebt ihn mehr als das eigene Leben. Im Hohenlied der Liebe Salomos steht ein Loblied auf die Liebe, die stärker ist als der Tod (Kapitel 8, Verse 6 bis 7):

Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN, so daß auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen.

Wer wirklich liebt, überwindet sogar die Angst vor dem Tod, steht zum Partner sowohl in guten als auch in schweren Tagen.

Darum heißt es im 1. Johannesbrief unmittelbar vor Ihrem Trauspruch (4, 17-18):

Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.

Wer in seiner Ehe den Menschen gefunden hat, den er über alles auf dieser Welt liebt, der hat keine Angst davor, dass er im Bund der Ehe eingeengt oder gefesselt wird und sein Leben ärmer wird. Nein, sein Leben wird weit und frei durch die Liebe, die er dem anderen schenkt, und wird reich und glücklich durch die Liebe, die vom andern zu ihm zurückkommt.

Ich wünsche Ihnen Gottes reichen Segen für Ihre Ehe, der Sie zuerst geliebt hat. Ich wünsche Ihnen Liebe mit Lust und Leidenschaft, Vernunft und Verstand, Treue und Tatkraft. Amen.

Wir loben Gott mit dem Lied 316, 1 – 4:

1) Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, lob ihn, o Seele, vereint mit den himmlischen Chören. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

2) Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

3) Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet, der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet. In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!

4) Lobe den Herren, der sichtbar dein Leben gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.

Liebe … und lieber …, vor dem Heiligen Gott und vor den Menschen, die heute als seine Gemeinde hier im Gottesdienst zusammengekommen sind, frage ich Sie nun:

…, wollen Sie diese … als Ihre Ehefrau, die Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen sie nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihr die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: »Ja!«

…, wollen Sie diesen … als Ihren Ehemann, den Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen ihn nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihm die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: »Ja!«

Stecken Sie einander Ihre Ringe an den Finger.

Der Ring hat kein Ende, so soll auch Ihre Liebe ohne Ende sein. Tragen Sie Ihren Ring als Zeichen Ihrer Treue!

Geben Sie einander die rechte Hand.

Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.

Gott segne Sie und behüte Sie. Er begleite Sie auf Ihrem Lebensweg. Er schenke Ihnen, was Sie brauchen, in Freude und Leid. Er erfülle Ihre gemeinsame Liebe mit seiner Liebe. Amen.

Nun können Sie, wenn Sie Lust haben, einander küssen!

Als kleines Geschenk Ihrer Kirchengemeinde überreiche ich Ihnen Ihre Traubibel! Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Trauung!

Lied 171, 1-4: Bewahre uns, Gott, behüte uns Gott

Gott, der Du die Liebe bist, wir bitten dich heute für den gemeinsamen Lebensweg von … und … . Geh du mit ihnen auf ihrem Weg. Lass sie finden, was sie sich voneinander wünschen. Hilf ihnen, einander zu stützen und immer zusammenzuhalten. Hilf ihnen, Problemen nicht auszuweichen, sondern sie zu bewältigen, und sich dazu auch Hilfe zu suchen.

Wir danken dir, Gott, für die Menschen, die den Lebensweg der beiden bisher mitgegangen sind; für all die Menschen, zu denen sie Vertrauen haben können. Solche Menschen brauchen sie auch weiterhin, in deren Gemeinschaft sie täglich erfahren können, was das heißt: dass wir nur aus diesem einen Grund auf der Welt sind, weil Du uns zur Liebe berufen hast. Und lass dieses Ehepaar auch wissen und spüren, dass sie in der Gemeinschaft der Christen Rückhalt finden können.

Du bist da, Gott, in jedem guten Wort, das Liebe und Ehrlichkeit ausspricht, das tröstet und aufrichtet. Du bist die Hand auf der Schulter, die Mut macht oder liebevoll zurechtweist, wenn wir dunkle Wege gehen. Du bist die Wärme des Herzens, die wir spüren, wenn wir uns im Arm halten oder wenn unser Mund mit Liebe küsst. Du verlässt uns nicht; hilf uns, unser Leben auf Glauben, Hoffnung und Liebe aufzubauen. Amen.

Wir beten mit Jesu Worten:

Vater unser

Und nun lasst uns gehen mit Gottes Segen und dankbar empfangen, was uns dieser Tag bescheren mag:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. Amen.

Orgelnachspiel und Auszug aus der Kirche

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