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Ich glaube an Gott, den Heiligen Geist

Wer an den Heiligen Geist glaubt, der vertraut darauf, dass Gott in und unter uns wohnen, uns bewegen und verändern kann. Auch wir Evangelischen glauben an eine heilige Kirche und meinen damit Menschen in allen Kirchen dieser Welt, die auf Jesus, die Vergebung der Sünden und die Auferstehung der Toten vertrauen.

Ein Kirchenfenster, das stilisiert eine Taube und Lichtstrahlen zeigt und wohl den Heiligen Geist symbolisiert
Das Licht des Heiligen Geistes durchstrahlt die Kirche Jesu Christi (Bild: Thomas B.Pixabay)

direkt-predigtGottesdienst am 9. Sonntag nach Trinitatis, 28. Juli 2013, 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich im Gottesdienst in der Pauluskirche mit dem Wort zur Woche aus dem Evangelium nach Lukas 12, 48:

„Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern.“

Das wichtigste, was Gott uns schenkt, ist er selber – er schenkt uns sich selbst, seinen Heiligen Geist. Dass wir als Christen nicht nur an den Vater und den Sohn glauben, sondern auch an den Heiligen Geist, bekennen wir jeden Sonntag im Glaubensbekenntnis. Aber eben weil er Geist ist, unsichtbar, unfassbar, und weil er weht, wo er will, fällt es uns schwer zu begreifen, wie er dennoch unter uns, bei uns und sogar in uns sein kann.

Dieser Gottesdienst bildet den Abschluss einer Predigtreihe zum Glaubensbekenntnis. In den drei ersten Gottesdiensten ging es um den Glauben an Gott, den Vater, um den Glauben an den Gott Israels und um den Glauben an Jesus, den Sohn Gottes. Heute legt Herr Pfarrer Schütz den dritten und letzten Glaubensartikel im Apostolischen Glaubensbekenntnis aus, der vom Glauben an den Heiligen Geist handelt.

Wir singen das Lied 184 vom Glauben an den dreieinigen Gott:

1. Wir glauben Gott im höchsten Thron, wir glauben Christum, Gottes Sohn, aus Gott geboren vor der Zeit, allmächtig, allgebenedeit.

2. Wir glauben Gott, den Heilgen Geist, den Tröster, der uns unterweist, der fährt, wohin er will und mag, und stark macht, was daniederlag.

3. Den Vater, dessen Wink und Ruf das Licht aus Finsternissen schuf, den Sohn, der annimmt unsre Not, litt unser Kreuz, starb unsern Tod.

4. Der niederfuhr und auferstand, erhöht zu Gottes rechter Hand, und kommt am Tag, vorherbestimmt, da alle Welt ihr Urteil nimmt.

5. Den Geist, der heilig insgemein lässt Christen Christi Kirche sein, bis wir, von Sünd und Fehl befreit, ihn selber schaun in Ewigkeit. Amen.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Unfassbar ist der Heilige Geist. Wir können ihn nicht haben, nicht festhalten. Und doch begegnen wir auch dem Vater und dem Sohn nur auf diese unfassbare, ungreifbare Weise – im Heiligen Geist, nämlich indem Gott sich uns selber schenkt, unter uns wohnt, in uns Glauben und Liebe wachsen lässt.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Du, Geist Gottes, Geist der Liebe Jesu, mach unser Herz offen für dich, wo es verhärtet ist, wo es nicht glauben, nicht vertrauen kann. Schenke uns Aufmerksamkeit für die Menschen, die um uns sind, vielleicht braucht einer ein liebes Wort, vielleicht kann einer uns eine Hilfe sein. Wir rufen zu dir, Gott:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Der Apostel Paulus spricht im Brief an die Römer 5, 1-5, auf diese Weise vom Geschenk des Heiligen Geistes:

1 Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus;

2 durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird.

3 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt,

4 Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung,

5 Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Mit Psalm 51, 12-14, beten wir um den Heiligen Geist:

12 Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist.

13 Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.

14 Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem willigen Geist rüste mich aus.

Darum bitten wir dich im Namen deines Sohnes Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem Paulusbrief an die Galater 5, 16-26. Der Apostel spricht in diesem Abschnitt von den Gaben des Heiligen Geistes:

16 Ich sage aber: Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen.

17 Denn das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander, so dass ihr nicht tut, was ihr wollt.

18 Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.

19 Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung,

20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen,

21 Neid, Saufen, Fressen und dergleichen. Davon habe ich euch vorausgesagt und sage noch einmal voraus: die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben.

22 Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue,

23 Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht.

24 Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden.

25 Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln.

26 Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Wir bekennen unseren christlichen Glauben mit den drei Artikeln des Apostolischen Glaubensbekenntnisses; auf den dritten Artikel vom Heiligen Geist gehe ich gleich in der Predigt ein:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde;

und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Wir singen das Lied 126, es handelt, wie könnte es heute anders sein, von den Gaben des Heiligen Geistes:

1. Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, besuch das Herz der Menschen dein, mit Gnaden sie füll, denn du weißt, dass sie dein Geschöpfe sein.

2. Denn du bist der Tröster genannt, des Allerhöchsten Gabe teu’r, ein geistlich Salb an uns gewandt, ein lebend Brunn, Lieb und Feu’r.

3. Zünd uns ein Licht an im Verstand, gib uns ins Herz der Lieb Inbrunst, das schwach Fleisch in uns, dir bekannt, erhalt fest dein Kraft und Gunst.

4. Du bist mit Gaben siebenfalt der Finger an Gotts rechter Hand; des Vaters Wort gibst du gar bald mit Zungen in alle Land.

5. Des Feindes List treib von uns fern, den Fried schaff bei uns deine Gnad, dass wir deim Leiten folgen gern und meiden der Seelen Schad.

6. Lehr uns den Vater kennen wohl, dazu Jesus Christ, seinen Sohn, dass wir des Glaubens werden voll, dich, beider Geist, zu verstehn.

7. Gott Vater sei Lob und dem Sohn, der von den Toten auferstand, dem Tröster sei dasselb getan in Ewigkeit alle Stund.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde,

vom Heiligen Geist ist oft in der Bibel die Rede. Nicht erst in der christlichen Lehre von der Dreieinigkeit Gottes spielt er eine entscheidende Rolle, sondern bereits im Alten Testament. Als Gott die Welt erschafft, schwebt sein Geist über den Wassern, und das Leben wird Menschen und Tieren auf der Erde geschenkt, indem Gott ihnen seinen eigenen Atem einhaucht. Von Anfang an leben wir durch Gottes Geist.

Sobald Menschen sich dessen nicht mehr bewusst sind, dass sie ihr Leben und alles andere Gott verdanken, versuchen sie mit dem Gottesgeschenk des Lebens so umzugehen, als sei es kein Geschenk. Entweder ist es für sie so wertlos, dass sie es verachten, ihre Gaben nicht zur Entfaltung bringen. Oder sie halten sich für die Herren der Schöpfung, wollen sich selber an die Stelle Gottes setzen und nur nach ihrem eigenen egoistischen Willen leben. Von Paulus haben wir eben in der Lesung gehört, wie er unterscheidet zwischen Menschen, die nach dem Fleisch leben, ohne Gottvertrauen und Liebe, und denen, die sich vom Geist Gottes leiten lassen und ihr Leben dankbar in der Verantwortung vor Gott führen.

Die ganze Bibel erzählt Geschichten davon, wie Gott immer wieder Menschen mit seinem Geist erfüllt, von den Propheten des Alten Testaments bis zu den Aposteln des Neuen Testaments. Jesus schließlich ließ sich auf so vollkommene Weise vom Heiligen Geist erfüllen, dass er von sich sagte (Johannes 10, 30):

Ich und der Vater sind eins.

Der Geist blieb aber kein exklusives Geschenk nur an wenige besonders begabte Menschen; nein, sowohl Propheten als auch Apostel und erst recht Jesus selbst verschenkten den Segen, den sie selbst erhalten hatten, großzügig an alle, die dafür offen waren. Das Pfingstfest feiern wir aus Dankbarkeit, weil durch Jesus alle Menschen der Welt die Möglichkeit haben, sich vom Heiligen Geist erfüllen zu lassen.

Dementsprechend beginnt der dritte Artikel unseres Glaubensbekenntnisses mit den Worten:

Ich glaube an den Heiligen Geist.

Obwohl der Geist am wenigsten greifbar zu sein scheint, müssten wir mit diesem Glaubenssatz am meisten anfangen können, denn hier geht es um uns selbst, nicht um Gott, den Vater, der vielleicht allzu hoch über uns steht, und nicht um Jesus, der zwar als wahrhaftiger Mensch bei uns auf der Erde gelebt hat, aber eben doch vor sehr sehr langer Zeit. Wer an den Heiligen Geist glaubt, der vertraut darauf, dass Gott in und unter uns wohnen, uns bewegen und verändern kann.

Interessant finde ich, dass an dieser Stelle nun doch im Glaubensbekenntnis das „Ich“ zu einem „Wir“ wird. Denn es ist nicht gleich davon die Rede, wie der Geist einzelne Menschen „anfällt“ und verwandelt, sondern es ist von der Kirche die Rede. Als Gemeinde Jesu Christi sind wir vom Geist erfüllt und bilden auf diese Weise…

die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen.

Wo wir einander ergänzen mit dem, was wir brauchen und geben können, da sind wir gemeinsam der Leib Christi. Dieses Bild gebraucht der Apostel Paulus, wo er sagen will, dass nicht jeder Christ allein für sich perfekt sein und alles können muss. Als eine vom Heiligen Geist zusammengefügte Gemeinschaft sind wir heilig: er selbst überwindet immer wieder die Zerrissenheit der Christenheit, und er selber leitet uns dazu an, mit uns und miteinander barmherzig umzugehen.

Ich betrachte daher die Heiligen nicht als eine besondere Gruppe besonders guter und fehlerfreier Menschen, wie es – jedenfalls aus unserer evangelischen Sicht heraus – die katholische Kirche tut. Der Papst kann ja bestimmte Menschen heiligsprechen, die Wunder getan haben und in außerordentlicher Weise vom Geist Gottes erfüllt waren. Diese Heiligen dürfen von den Glaubenden angerufen werden, um Fürsprache bei Gott einzulegen. In der evangelischen Kirche ist uns diese Vorstellung fremd; zu leicht scheint uns die Verehrung der Heiligen in eine Anbetung umzuschlagen, die nur Gott selbst gebührt.

Als evangelische Christen dürfen wir selbstverständlich darauf vertrauen, dass wir alle dazu berufen sind, heilig zu sein. So schreibt Paulus zum Beispiel im Brief an die Epheser 1, 1 als

Apostel des Messias Jesus… an die Heiligen in Ephesus, die Gläubigen in Christus Jesus.

Er nennt also alle heilig, die in Ephesus auf Jesus vertrauen, und zwar aus gutem Grund (Epheser 1, 4):

Denn in ihm hat [Gott] uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten.

Das heißt: Heiligkeit ist kein Privileg für besonders gute Menschen. Wir alle sind dazu auserwählt, heilig zu sein. Und das heißt konkret, was ich am Anfang der Predigt beschrieben habe: auf Gott vertrauen können, dankbar empfangen, was Gott uns schenkt, offen sein für das, was Gott mit uns vorhat.

Ein Wort im Glaubensbekenntnis teilen wir übrigens nicht mit unseren katholischen Mitchristen. Sie bekennen die „heilige katholische Kirche“, wir die „heilige christliche Kirche“. Ursprünglich hieß das Wort „katholisch“ nichts anderes als „allumfassend“ in dem Sinne, wie wir heute das Wort „ökumenisch“ oder eben „christlich“ verwenden. Seit 500 Jahren versteht das aber kein normaler Mensch mehr; beim Wort „katholisch“ denkt jeder nur noch an die römisch-katholische Konfession und nicht an das allumfassende Christentum in der ganzen Welt; darum haben sich die nicht-katholischen Christen dafür entschieden, an dieser Stelle von der christlichen Kirche und nicht von der katholischen zu reden.

Trotzdem glauben auch wir Evangelischen an eine heilige Kirche. Damit meinen wir nicht nur unsere spezielle Landeskirche, sondern alle Menschen in allen Kirchen dieser Welt, die auf Jesus vertrauen. Wo die Grenzen dieser Kirche verlaufen und wer zu ihr gehört, weiß nur der Heilige Geist selbst; vielleicht zählen auch Menschen dazu, die gar kein Mitglied einer kirchlichen Institution sind, aber in denen der Heilige Geist trotzdem am Wirken ist.

Aber können wir wirklich guten Gewissens von uns selber sagen, dass wir eine Gemeinschaft der Heiligen sind? Ist das nicht anmaßende Angeberei? Wichtig ist, dass wir bedenken, was gleich im nächsten Satz steht: Ich glaube an die…

Vergebung der Sünden.

Als eine heilige Kirche, eine Gemeinschaft der Heiligen, können wir nur leben, insofern unsere Verfehlungen, unsere Zerrissenheit, unsere Schuld, unsere Sünde von Gott vergeben werden.

Wie wichtig der Heilige Geist gerade im Zusammenhang mit der Sündenvergebung ist, zeigt eine ernste Äußerung Jesu über den Heiligen Geist, die im Evangelium nach Matthäus 12, 31-32, so formuliert ist:

31 Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben.

32 Und wer etwas redet gegen den Menschensohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet gegen den heiligen Geist, dem wird’s nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt.

Warum kann eine Gotteslästerung oder eine x-beliebige Sünde bis hin zu Mord und Totschlag vergeben werden, aber die Sünde gegen den Heiligen Geist ist davon ausgenommen? Vielleicht liegt das daran, dass es der Heilige Geist selber ist, der die Sündenvergebung in uns bewirkt. Und wenn Menschen sich dagegen sperren, dieses Wirken des Geistes nicht zulassen, kann Gott sie nicht zu ihrem Glück zwingen. Das klingt traurig, wenn nicht sogar tragisch, aber es weist darauf hin, auf welche ernsthafte Weise Menschen sich in Sünde verstricken können – so sehr, dass sie aus diesem Netz der Bosheit nicht mehr herauskommen.

Im Evangelium sind es übrigens gerade die Menschen, die sich für gut halten, die Jesus vorwerfen, dass er seine wunderbaren Heilungen mit Hilfe dämonischer, teuflischer Mächte vollbringt – sie wollen es nicht zulassen, dass Jesus Menschen aus ihrer Verzweiflung und ihrer seelischen Krankheit herausholt, sie denunzieren den heiligen Geist als unreinen Geist, und das ist in den Augen Jesu viel schlimmer, als wenn jemand Gott anklagt oder einen Witz über Jesus macht.

Gut sind wir jedenfalls dran, wenn wir an die Vergebung glauben können, durch die unser Leben wieder in die richtige Richtung ausgerichtet wird: Wir haben sinnvolle Möglichkeiten, unser Leben zu führen, auch wenn wir Fehler machen und immer wieder scheitern; und wir müssen uns nicht überfordern, wenn wir Gottes Willen erfüllen wollen. Wenn wir auf den Heiligen Geist der Vergebung hören, müssen wir uns nicht unter den Druck zu hoher, zu stolzer eigener Erwartungen an uns selbst zu setzen. Gott erwartet nur von uns und traut uns das auch zu, was wir wirklich leisten können.

Der Glaubensartikel vom Heiligen Geist endet mit dem Glauben an die

Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.

Auch mit diesen Sätzen tun sich viele Menschen schwer. Manche können an ein ewiges Leben glauben, haben aber Schwierigkeiten mit der Auferstehung. Ich finde, dass wir gut daran tun, diese Sätze nicht allzu einseitig zu verstehen.

Es kann sehr tröstlich zu sein, darauf zu vertrauen, dass dieses irdische Leben nicht alles ist, was wir zu erwarten haben. Dass unser Leben, so kurz oder bruchstückhaft es auf dieser Erde sein mag, in Gottes Augen dennoch rund und ganz ist – einfach darum sinnvoll, weil und soweit es von seiner Liebe erfüllt ist und weil es von dieser Liebe etwas ausstrahlt. Ewigkeit muss man sich in diesem Sinn nicht als eine unendlich lange Zeit vorstellen, sondern vielleicht einfach als eine Erfüllung, ja, ein Glück, die niemand zerstören kann.

An eine wörtlich verstandene Auferstehung toter Leiber am Ende der Tage glauben diejenigen, die sich zum Beispiel gegenüber vom Tempelberg in Jerusalem bestatten lassen, um als erste in die Herrlichkeit Gottes einzugehen, wenn der Messias kommt und die Menschen auferweckt. Ich frage mich bei einem solchen Verständnis dann immer, was denn mit den Toten ist, die nicht das Glück haben, dort bestattet zu sein, oder die vielleicht sogar bei einem Unglück oder im Krieg bis zur Unkenntlichkeit verbrannt sind. Angemessener erscheint es mir, die Auferstehung als ein tiefgründiges und wahres Symbol dafür zu nehmen, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, und dass die Lebensgeschichte jedes Menschen in Gott aufbewahrt bleibt – und sich im unsichtbaren Himmel Gottes sogar zu einer für uns unvorstellbaren Vollkommenheit entfalten kann.

Zugleich macht das Bild der Auferstehung darauf aufmerksam, dass wir schon hier im irdischen Leben aufstehen können gegen die Todesmächte, die uns gefangennehmen und lähmen wollen. Wer zum Beispiel sein Leben lang unter dem Druck stand, sein eigenes Lebensrecht verdienen zu müssen, weil ihm nie ernsthaft gesagt wurde: „Du bist ein geliebtes Kind, einfach so, wie du bist“, der darf aufhören, das Unmögliche schaffen zu wollen. Wir können und müssen niemandem beweisen, dass wir ein Lebensrecht auf dieser Erde haben. Gott liebt uns einfach so, und er hat uns das Leben geschenkt, damit wir glücklich werden, indem wir seine Liebe in uns aufnehmen und weitergeben. Wir dürfen lernen, uns selber liebzuhaben, vor allem auch das kleine Kind, das bis ins hohe Alter hinein in uns lebendig ist und Liebe besonders nötig braucht, und dann fällt es uns nicht schwer, Barmherzigkeit zu üben auch gegenüber anderen Menschen. Auch das ist eine Art des Vertrauens auf die Auferstehung von den Toten – wenn in uns selber erfülltes Leben erwacht, das wir nicht für möglich gehalten haben.

Damit sind wir beim letzten Wort im Glaubensbekenntnis angelangt. Es lautet:

Amen.

Das heißt auf Deutsch: „So soll es sein!“ Das ist es, worauf auch ich vertraue. Und in diesem Sinne beschließe ich auch meine vierte Predigt zum Glaubensbekenntnis mit dieser persönlichen Zustimmung, denn ich bin froh, ein Teil der Gemeinde Jesu Christi sein zu dürfen, die in aller Welt ihr Vertrauen auf den dreieinigen Gott setzt. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das aus dem Lied 404 die Strophen 1 bis 2 und 6 bis 8:

1. Herr Jesu, Gnadensonne, wahrhaftes Lebenslicht: mit Leben, Licht und Wonne wollst du mein Angesicht nach deiner Gnad erfreuen und meinen Geist erneuen, mein Gott, versag mir’s nicht.

2. Vergib mir meine Sünden und wirf sie hinter dich; lass allen Zorn verschwinden und hilf mir gnädiglich; lass deine Friedensgaben mein armes Herze laben. Ach, Herr, erhöre mich!

6. Ach zünde deine Liebe in meiner Seele an, dass ich aus innerm Triebe dich ewig lieben kann und dir zum Wohlgefallen beständig möge wallen auf rechter Lebensbahn.

7. Nun, Herr, verleih mir Stärke, verleih mir Kraft und Mut; denn das sind Gnadenwerke, die dein Geist schafft und tut; hingegen meine Sinnen, mein Lassen und Beginnen ist böse und nicht gut.

8. Darum, du Gott der Gnaden, du Vater aller Treu, wend allen Seelenschaden und mach mich täglich neu; gib, dass ich deinen Willen gedenke zu erfüllen, und steh mir kräftig bei.

Fürbitten
Gebetsstille und Vater unser

Wir singen das Lied 171:

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott
Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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