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Sieben unsichtbare Kleider – und die Liebe!

Was wir von Paulus gehört haben, sind lauter Ermahnungen. Ist das eine Erinnerung an Ihre Konfirmandenzeit: Erhobener Zeigefinger, „das darfst du nicht, das musst du tun!“? Aber man kann Ermahnungen auch anders hören: „Trau dich doch, hab Mut, zu dir selbst zu stehen, deinen Weg mit Gott zu gehen!“ Ich schlage vor, die Ermahnungen des Paulus als Ermutigungen zu hören.

Kleidungsstücke auf einer Wäscheleine vor einem Haus
Mit Kleidungsstücken vergleicht Paulus die Bestandteile christlicher Lebenshaltung (Bild: falcoPixabay)

#predigtAbendmahlsgottesdienst zur Goldenen Konfirmation am Sonntag Kantate, 2. Mai 2010, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Musik und Einzug der Goldenen Konfirmandinnen und Konfirmanden

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich zur zweiten Goldenen Konfirmation in unserer evangelischen Pauluskirche Gießen!

Am Palmsonntag vor 50 Jahren, das war damals der 10. April 1960, sind insgesamt 40 Mädchen und Jungen von Herrn Pfarrer Konopka eingesegnet worden. Zur Feier der Goldenen Konfirmation haben sich immerhin 14 Personen angemeldet, zwei davon sind leider erkrankt, so dass nur zwölf Jubilare anwesend sein können. Eine von Ihnen ist sogar aus den USA angereist, und wir heißen Sie alle herzlich willkommen!

Dieser Sonntag im Kirchenjahr trägt den Namen „Kantate“, auf Deutsch: „Singet!“ Im Predigttext kommt der Satz vor: „Singt Gott dankbar in euren Herzen!“ Heute wollen wir nicht nur im Herzen, sondern auch mit unserem Mund frohe Lieder singen.

Wir beginnen, passend zum feierlichen Anlass und zur beginnenden wärmeren Jahreszeit mit dem Lied 503 und singen die Strophen 1 bis 3 und 8 und 14:

1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.

2. Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide; Narzissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide, als Salomonis Seide.

3. Die Lerche schwingt sich in die Luft, das Täublein fliegt aus seiner Kluft und macht sich in die Wälder; die hochbegabte Nachtigall ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder, Berg, Hügel, Tal und Felder.

8. Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen, aus meinem Herzen rinnen.

14. Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum, und lass mich Wurzel treiben. Verleihe, dass zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben, und Pflanze möge bleiben.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten gemeinsam mit Psalm 98, im Gesangbuch steht er unter 739. Ich lese die linksbündigen Verse, bitte übernehmen Sie die nach rechts eingerückten Teile:

1 Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.

2 Der HERR lässt sein Heil kundwerden; vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.

3 Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel, aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

4 Jauchzet dem HERRN, alle Welt, singet, rühmet und lobet!

5 Lobet den HERRN mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel!

6 Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem HERRN, dem König!

7 Das Meer brause und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.

8 Die Ströme sollen frohlocken, und alle Berge seien fröhlich

9 vor dem HERRN; denn er kommt, das Erdreich zu richten. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott ist ein Richter. Mit diesem Satz bin ich als Kind eher verschreckt worden. Sieht Gott alles, was ich falsch mache? Muss ich mich immer als Sünder fühlen und immer Buße tun? Bin ich wirklich nur dann gerettet, wenn ich ganz fest an Jesus glaube? Manche unter uns werden ähnliche Gedanken kennen. Mittlerweile höre ich den Psalm, den wir eben gebetet haben, anders: Wenn Gott mit Gerechtigkeit richtet, dann dürfen sich sogar die Flüsse und Berge freuen, denn Gott verschafft allen Recht, die jemals erniedrigt und ungerecht behandelt wurden. Gott richtet nicht, indem er vernichtet oder hinrichtet, Gott richtet, indem er uns aufrichtet und unserem Leben eine gute Ausrichtung gibt: Wir dürfen unseren Weg gehen vor Gott mit aufrechtem Gang.

Mit dem, was gelungen ist und womit wir gescheitert sind in unserem Leben, mit Erfahrungen der Lebenserfüllung und auch mit Erfahrungen der Enttäuschung kommen wir zu dir, großer Gott, und vertrauen uns dir an, indem wir rufen:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Singt Lieder für Gott, denn er tut Wunder! Für die einen ist das eine lebendige Erfahrung in ihrem Leben, die sie dankbar stimmt. Andere bleiben skeptisch, haben sie doch eher Schweres als Wunderbares in ihrem Leben durchmachen müssen. Wieder andere haben gerade im Durchstehen und Überwinden von Durststrecken und Schicksalsschlägen die wunderbare Begleitung und Bewahrung durch Gott erfahren.

Mit unserem Glauben und mit unserem Zweifel nimmt Gott uns an, so wie wir sind.

Mit unseren Erinnerungen an schöne Stunden, die wir genossen haben, aber auch an schwere Zeiten, die wir bewältigen konnten, wenden wir uns in Dankbarkeit zu Gott:

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Der Herr sei mit euch! „Und mit deinem Geist!“

Konfirmation, das hieß einmal: Ja sagen zur eigenen Taufe, Ja sagen zur Kirche, mit der man sich nicht immer leicht getan hat. Beim Konfirmationsjubiläum halten wir inne und besinnen uns auf den Gott, der es sich nicht leicht gemacht hat mit uns Menschen, der uns begegnet in Jesus Christus. Wir bitten: Mach unseren Glauben fest, unsere Liebe treu, unsere Hoffnung stark, du, Jesus Christus, unser Herr. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem Buch Jesaja 12, 1-6:

1 Zu der Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR, dass du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und du mich tröstest.

2 Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil.

3 Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.

4 Und ihr werdet sagen zu der Zeit: Danket dem HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist!

5 Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen!

6 Jauchze und rühme, du Tochter Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir!

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Wir singen aus dem Loblied 331 die Strophen 1 bis 3 sowie 5 und 11:

1. Großer Gott, wir loben dich; Herr, wir preisen deine Stärke. Vor dir neigt die Erde sich und bewundert deine Werke. Wie du warst vor aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit.

2. Alles, was dich preisen kann, Cherubim und Seraphinen, stimmen dir ein Loblied an, alle Engel, die dir dienen, rufen dir stets ohne Ruh: »Heilig, heilig, heilig!« zu.

3. Heilig, Herr Gott Zebaoth! Heilig, Herr der Himmelsheere! Starker Helfer in der Not! Himmel, Erde, Luft und Meere sind erfüllt von deinem Ruhm; alles ist dein Eigentum.

5. Dich, Gott Vater auf dem Thron, loben Große, loben Kleine, Deinem eingebornen Sohn singt die heilige Gemeinde, und sie ehrt den Heilgen Geist, der uns seinen Trost erweist.

11. Herr, erbarm, erbarme dich. Lass uns deine Güte schauen; deine Treue zeige sich, wie wir fest auf dich vertrauen. Auf dich hoffen wir allein: lass uns nicht verloren sein.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, vor allem liebe Goldene Konfirmandinnen und Konfirmanden!

Als Sie vor 50 Jahren hier konfirmiert wurden, war die Paulusgemeinde noch viel größer als heute; es wohnten mehr Leute, die evangelisch waren und Kinder hatten, in den Häusern, und so waren damals 40 Mädchen und Jungen in Ihrem Konfirmandenjahrgang. Heute konnten es 12 von Ihnen möglich machen, zur Jubiläumsfeier gemeinsam in die Pauluskirche zu kommen. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 gehen insgesamt nur 14 Jungen und Mädchen zum Konfirmandenunterricht, der gerade in dieser Woche begonnen hat. So ändern sich die Zeiten.

Auch in anderer Hinsicht hat sich viel verändert. Damals wurde im Unterricht viel mehr als heute auf das Auswendiglernen Wert gelegt. Die Konfirmanden sammelten Geld für das Müttergenesungswerk. In Ihrem Jahrgang wurden die Glocken für die Pauluskirche gegossen, und Sie sind nach Sinn gefahren, um das zu beobachten. So kann jeder Konfirmandenjahrgang auf besondere Erlebnisse zurückblicken, sicher auch auf manches, was nicht jeder weiß. Nachher beim Kirchencafé können Sie noch manches andere erzählen, wie es damals war, in vielem anders als heute.

Aber eins ändert sich in der Kirche nicht: dass wir uns auf Worte aus der Bibel besinnen und uns fragen: Was hat Gott mit unserem Leben zu tun? Wie begleitet er uns durch unser Leben? Heute tun wir das, indem wir über einen Text aus dem Brief an die Kolosser 3, 12-17, nachdenken:

12 So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;

13 und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

14 Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.

15 Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.

16 Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.

17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

Was wir da vom Apostel Paulus gehört haben, sind lauter Ermahnungen. Ist das auch eine Erinnerung an Ihre Konfirmandenzeit: Erhobener Zeigefinger, „das darfst du nicht, das musst du tun!“? Aber man kann Ermahnungen auch anders hören: „Trau dich doch, hab Mut, zu dir selbst zu stehen, deinen Weg mit Gott zu gehen!“ Ich schlage vor, die Ermahnungen des Paulus als Ermutigungen zu hören.

Wozu ermutigt er uns? Wir sollen etwas anziehen. Es gibt bestimmte Anlässe, zu denen man in bestimmter Weise gekleidet ist. Zum Arbeiten zieht der Monteur den Blaumann an, der Manager Anzug und Krawatte, der Pfarrer im Gottesdienst den Talar, und bei einem feierlichen Anlass wie der Konfirmation sehen Jungen und Mädchen auf einmal ganz erwachsen aus in ihren Sachen.

Von welchem Anlass spricht Paulus? Er sagt: „Ihr seid von Gott auserwählt, ihr seid heilig, ihr seid geliebt.“ Auserwählt: Genau mit dir habe ich etwas vor. Heilig: Genau dich mit deinen Stärken brauche ich, und deine Schwächen ertrage ich und überwinde ich. Geliebt: Ich nehme dich so, wie du bist, und ich traue dir viel zu!

Zu diesem Auserwähltsein, Heiligsein, Geliebtsein passt eine bestimmte Lebenshaltung, die wir anziehen können wie unsere Kleidung: Sieben unsichtbare Kleidungsstücke nennt Paulus:

  1. herzliches Erbarmen, das heißt, Mitfühlen mit Menschen, denen es schlecht geht.
  2. Freundlichkeit, das muss ich ich erklären, aber ich will trotzdem darauf hinweisen, wie wichtig für Paulus auch die Freundlichkeit ist; für ihn hat Christsein nichts mit Verbissenheit und einem sauertöpfischen Gesicht zu tun.
  3. Demut, das bedeutet: man gibt nicht an, man übertreibt weder seine Stärken noch seine Schwächen, sondern nimmt sich und die andern, wie man eben ist.
  4. Sanftmut, das ist der Mut, sich nicht mit Lautstärke und Gewalt, sondern mit Ruhe und Überzeugungskraft durchzusetzen.
  5. Geduld, das ist die Kraft, warten zu können und die Hoffnung nicht aufzugeben.
  6. Ertragenkönnen, vor allem sich selber, aber auch andere Menschen, sogar diejenigen, die wir nicht leiden können, so schwer es auch fällt. Und…
  7. einander vergeben: wenn wir Grund zur Klage gegen jemanden haben, soll es unser Ziel sein, das Unrecht zu überwinden und am Ende gemeinsam neu anzufangen. Wenn wir uns all das anziehen, dann strahlen wir eine bestimmte Haltung aus, so dass die anderen gleich merken, mit wem sie es zu tun haben.

Ein achtes unsichtbares Kleidungsstück hält alle anderen zusammen, wie ein Gürtel: „Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.“ Mit Liebe meint Paulus das Zusammenhalten, das Füreinandereinstehen. An dieser Stelle spricht Paulus sogar von Perfektion, von Vollkommenheit. Gerade weil wir Menschen nicht vollkommen sind, wir wissen ja: „nobody is perfect“, ist es wichtig, dass wir uns gegenseitig auch mit unseren Fehlern und Unvollkommenheiten ertragen, und eben damit, sagt Paulus, sind wir eine vollkommene Gemeinschaft, zusammengehalten durch das Band der Liebe.

Für diese Gemeinschaft findet Paulus auch noch andere Worte. Er sagt, dass der Friede Christi in unseren Herzen regieren soll. Damit meint er: All die sieben, acht anderen Dinge, Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, Ertragenkönnen, Vergebung, Liebe, die ziehen wir nicht einfach äußerlich an, sondern sie kommen von innen heraus. Und zwar dann, wenn wir auf Jesus Christus unser Vertrauen setzen.

Wenn Jesus Christus Macht hat über uns persönlich, dann sind wir auch gemeinsam „berufen zum Frieden in einem Leibe“. Das klingt merkwürdig. Mit diesem einen Leib meint Paulus die Gemeinde, die an Jesus Christus glaubt. Paulus vergleicht die Gemeinde der Christen oft mit einem Leib: Ein Körper hat viele Organe und Körperteile, alle haben ihren Platz und ihre Aufgabe. So ist es auch in der Gemeinde von Jesus Christus. Wenn jeder seine Aufgabe erfüllt und mit den anderen gut auskommt, strahlt der ganze Leib Christi, also die ganze Kirche, Frieden aus.

Zum Schluss wiederholt Paulus drei Mal den gleichen Gedanken in unterschiedlichen Worten: „Seid dankbar!“ Die Dankbarkeit muss ihm ungeheuer wichtig sein. Vielleicht weil dankbare Menschen ganz von allein freundlicher, demütiger, friedlicher sind, als wenn man ständig unzufrieden ist und denkt, dass andere es viel besser haben.

Dankbarkeit können wir unterschiedlich ausdrücken. Zum Beispiel indem wir uns immer wieder daran erinnern, was Gott für uns Menschen tut. Das Wort Christi sollen wir reichlich unter uns wohnen lassen, sagt Paulus. Christsein ist also nicht nur eine Privatsache, nicht nur, dass wir persönlich eine bestimmte Lebenshaltung anziehen, sondern Christus ist sozusagen unser Mitbewohner in unseren Häusern, Arbeitsstätten, Büros und Klassenzimmern. Was Paulus mit seinen Worten tut, das sollen wir alltäglich tun: einander ermahnen und ermutigen „in aller Weisheit“, also auf vernünftige, kluge Art.

Dankbarkeit kann sich auch darin ausdrücken, dass wir Psalmen und andere Lieder singen. Im letzten Konfi-Jahrgang wurden ein paar Lieder von den Jugendlichen regelrecht geschmettert: „Lebendig und kräftig und schärfer“, „Man sagt, er war ein Gammler“ und noch ein paar andere, ich bin gespannt, wie es in diesem Jahr mit dem Singen aussieht. Heute habe ich vorwiegend ältere Lieder ausgesucht, fröhliche Loblieder, die Sie hoffentlich mit Freude mitsingen können. Singen ist ja auch eine Frage des Geschmacks, und darum gibt es in der Kirche zu verschiedenen Anlässen unterschiedliche Lieder. Wenn jemand denkt: Da ist überhaupt nichts dabei, was mir gefällt, könnt ihr, können Sie Vorschläge machen: Wir müssen nicht immer nur alte Lieder singen, aber auch nicht immer nur neue.

Am wichtigsten ist aber, dass wir Dankbarkeit in dem ausdrücken, was wir tun.

Der erste Kirchenpräsident unserer Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau“, Martin Niemöller hatte einen Wahlspruch: „Was würde Jesus dazu sagen?“ Was würde Jesus dazu sagen, dass es in einem reichen Land wie unseren immer mehr Familien gibt, die ohne das Angebot der Tafeln nicht genug zum Essen kaufen könnten? Was würde er dazu sagen, dass so viele Ehepartner es nicht schaffen, treu zu sein, ihre Streitigkeiten zu schlichten, ihre Liebe am Leben zu erhalten? Nur zwei Beispiele, jeder kann sich eigene überlegen.

Genau in diesem Sinne ermutigt uns Paulus: „Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus“. Und er fügt hinzu: „und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“ Wenn wir uns fragen, was Jesus tun würde, wenn wir seine Liebe anziehen, ihn selber bei uns wohnen lassen, dann wohnt auch sein Friede in und unter uns und wir haben Grund zur Dankbarkeit. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 427: Solang es Menschen gibt auf Erden

Liebe Goldene Konfirmandinnen und Konfirmanden!

Bei Ihrer Konfirmation haben Sie mit dem Glaubensbekenntnis Ja gesagt zu Gott, zu Jesus, zur Kirche. Einige habe ganz bewusst schon damals die Entscheidung getroffen: Ich bin wirklich Christ. Jeder empfindet und lebt den Glauben anders, und seit damals hat sich Ihr Glaube sicherlich in der einen oder anderen Weise auch verwandelt. Wichtig ist, dass der Glaube aus seinen Kinderschuhen herauswächst. Er soll ja tragfähig bleiben für ein ganzes Leben, auch Schicksalsschlägen standhalten. Heute sprechen Sie gemeinsam erneut das Glaubensbekenntnis, und zwar als Bitte zu Gott um die Stärkung unseres Gottvertrauens durch die Kraft seiner Liebe:

Glaubensbekenntnis

Nun bitte ich die Goldenen Konfirmanden nach vorn zu kommen, ähnlich wie damals bei der Einsegnung, nur dass Sie heute als Gruppe vor den Altar treten. Es tut gut, sich noch einmal des Segens Gottes ganz persönlich zu vergewissern. So spreche ich Ihnen nach 50 Jahren erneut Ihren Konfirmationsspruch zu. Sie wurden durch Herrn Pfarrer Konopka vor 50 Jahren hier in der Pauluskirche konfirmiert, bis auf einen, nämlich Herrn …, der in der Pankratiuskapelle von Pfarrer Metzger konfirmiert wurde. Sie haben damals folgende Bibelworte mit auf den Lebensweg bekommen:

Segensworte für 12 Goldene Konfirmandinnen und Konfirmanden

Wir denken in dieser feierlichen Stunden auch an Ihre Kameradinnen und Kameraden, die nicht hier sind, aus gesundheitlichen oder anderen Gründen. Besonders denken wir an diejenigen, die aus dem Kreis Ihres Konfirmandenjahrgangs bereits verstorben sind.

Gottes Segen sei mit Ihnen in Gesundheit und Krankheit, in Freude und Trauer, im Leben und im Sterben. Gottes Friede erfülle Ihr Herz, regiere Ihre Gedanken und bestimme Ihr Tun. Gottes Angesicht leuchte über Ihnen auf allen Ihren Wegen. Amen.

Zur Erinnerung an diesen Tag überreiche ich Ihnen diesen Gedenkschein mit einem Bild vom Altarfenster der Pauluskirche.

Herzlichen Glückwunsch zur Goldenen Konfirmation!

Vor der Feier des Heiligen Abendmahles singen wir nun das Lied 221:

1. Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen: wir sind, die wir von einem Brote essen, aus einem Kelche trinken, Jesu Glieder, Schwestern und Brüder.

2. Wenn wir in Frieden beieinander wohnten, Gebeugte stärkten und die Schwachen schonten, dann würden wir den letzten heilgen Willen des Herrn erfüllen.

3. Ach dazu müsse deine Lieb uns dringen! Du wollest, Herr, dies große Werk vollbringen, dass unter einem Hirten eine Herde aus allen werde.

Wir feiern das Abendmahl miteinander, zu dem Sie alle herzlich eingeladen sind.

Gott, du beschenkst uns mit Liebe und ermahnst uns zum Frieden. Vergib uns, wenn wir dankbar sein könnten, aber immer nur unserer Unzufriedenheit Ausdruck geben. Vergib uns, wenn wir uns in unseren Sorgen einschließen und zu wenig auf deine Hilfe vertrauen. Vergib uns, Gott, wenn wir nur über die Kirche schimpfen und nicht daran denken, dass wir selber auch die Kirche sind. In der Stille bringen wir vor dich, was wir ganz persönlich als Last auf dem Herzen haben:

Beichtstille

Wollt Ihr Gottes Treue und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Erhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, Gott ernst zu nehmen als den der groß ist in seiner Güte und Freundlichkeit zu uns Menschen. Würdig und recht ist es, uns selber anzunehmen als Menschen mit aufrechtem Gang, von Gott geliebt und verantwortlich für unser Leben. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Zum Frieden Christi sind wir berufen; als Leib Christi treten wir zusammen in den Abendmahlskreis, lasst uns die Liebe anziehen, die das Band der Vollkommenheit ist.

Gott hat uns eingeladen. Wir essen das Brot, wir trinken den Saft der Weintrauben, wir schmecken Gottes Freundlichkeit. Wer nicht nach vorn kommen möchte, nimmt Platz und ist auch so ein Teil unserer Gemeinschaft mit Christus. Kommt, denn es ist alles bereit! Schmeckt und seht, wie freundlich Gott ist! Amen.

Austeilung des Abendmahls

In Jesus lebt Gottes Liebe, in Jesus wird Gott eins mit uns Menschen. Nehmt und gebt weiter, was euch gegeben ist – den lebendigen Leib der Liebe Gottes.

Herumreichen des Korbs

So sehr liebt uns Gott, dass er sein Leben für uns hingibt. Nehmt hin den Kelch der Vergebung, des neuen Anfangs, der Versöhnung zwischen Gott und Mensch.

Austeilen der Kelche

Jesus Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Gehet hin im Frieden!

Lasst uns beten.

Gott im Himmel, wir danken Dir für den Feiertag, den Du uns schenkst, für diesen Sonntag, den wir nutzen, um die Goldene Konfirmation zu begehen oder um einfach mit Dir zusammen Gottesdienst zu feiern.

Aber nicht alle sind heute mit frohem Herzen hier. Freud und Leid liegen oft dicht beieinander. Und so sind heute auch Menschen in unserem Gottesdienst, die um ein geliebtes Familienmitglied trauern. Ganz besonders beten wir heute für …, die im Alter von … Jahren gestorben ist und die ihren Angehörigen und Freunden sehr fehlen wird. Nimm sie in deinen ewigen Frieden im Himmel auf und begleite alle, denen sie nahestand, auf dem schweren Weg ihrer Trauer.

Als Mitglieder der Goldkonfirmandengruppe danken wir für Wiedersehensfreude und für all die wertvollen Erinnerungen, die in uns lebendig sind. Wir danken Dir für Deine gnädige Führung, die wir unser Leben hindurch erfahren durften. Wir danken dir für dein Abendmahl, in dem du uns zeigst, dass deine Liebe zu uns so wirklich ist wie Essen und Trinken. Aber wir denken auch an diejenigen, die es schwer hatten im Leben, an diejenigen, die auf Grund von Krankheit nicht hier sein können, und an diejenigen, die bereits verstorben sind.

Großer Gott, lass uns leben im Gottvertrauen. Hilf uns, alles aus deiner Hand zu nehmen und deinem Sohn Jesus Christus nachzufolgen. Amen.

Mit dem Lied 501, einem Kirchenlied zum Monat Mai, beenden wir unsere Feier:

1. Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid, die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud.

2. Herr, dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein! Die Blüt zur Frucht vermehre, lass sie ersprießlich sein. Es steht in deinen Händen, dein Macht und Güt ist groß; drum wollst du von uns wenden Mehltau, Frost, Reif und Schloß‘.

3. Herr, lass die Sonne blicken ins finstre Herze mein, damit sich’s möge schicken, fröhlich im Geist zu sein, die größte Lust zu haben allein an deinem Wort, das mich im Kreuz kann laben und weist des Himmels Pfort.

4. Mein Arbeit hilf vollbringen zu Lob dem Namen dein und lass mir wohl gelingen, im Geist fruchtbar zu sein; die Blümlein lass aufgehen von Tugend mancherlei, damit ich mög bestehen und nicht verwerflich sei.

Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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