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Friedenskönig

Im Konfi-Gottesdienst spielen Konfis eine Szene vom Friedenskönig Jesus, der seinen Freundinnen und Freunden erklärt: Friede fängt da an, wo wir nach den Geboten Gottes leben. Außerdem stellen sie Elfchen-Gedichte vor, in denen es um die Fragen geht: Warum wird ein Gebot Gottes nicht befolgt? Wie schlimm ist das? Wie kann ich, wie können wir nach diesem Gebot leben?

Kirchenfenster mit dem Einzug Jesu in Jerusalem
Jesus zieht auf einem Esel in Jerusalem ein (Bild: falcoPixabay)
Konfi-Gottesdienst am 1. Adventssonntag, den 30. November 2014, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Am 1. Advent begrüße ich alle herzlich in der Pauluskirche!

Dieser Gottesdienst ist ein Konfi-Gottesdienst, das heißt, wir Konfirmandinnen und Konfirmanden der Thomas- und Paulusgemeinde werden ihn mitgestalten.

Heute fängt die Zeit des Advent an. Advent ist Lateinisch und heißt auf Deutsch Ankunft. Wir warten auf Jesus, der zu uns kommt.

An Weihnachten kommt Jesus auf die Welt. Am Palmsonntag kommt Jesus nach Jerusalem. Heute und jeden Tag will Jesus in unser eigenes Leben hineinkommen.

Wir fragen uns: Wer ist dieser Jesus, der damals geboren wurde? Was haben wir von ihm zu erwarten?

In der Bibel wird Jesus ein Friedenskönig genannt. Was ist damit gemeint? Darum geht es in dem heutigen Gottesdienst.

Jetzt singen wir ein Lied von diesem Jesus, von diesem Friedenskönig. Es ist das allererste Lied in unserem Gesangbuch, das Lied Nr. 1, und wir singen die Strophen 1 bis 3.

Um das Lied im Gesangbuch zu finden, müssen wir über 60 Seiten überblättern, vorher stehen noch Gottesdienstordnungen und ein Inhaltsverzeichnis.

1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.

2. Er ist gerecht, ein Helfer wert; Sanftmütigkeit ist sein Gefährt, sein Königskron ist Heiligkeit, sein Zepter ist Barmherzigkeit; all unsre Not zum End er bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Heiland groß von Tat.

3. O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat. Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein. Er ist die rechte Freudensonn, bringt mit sich lauter Freud und Wonn. Gelobet sei mein Gott, mein Tröster früh und spat.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Jesus ist ist ein Heiland: Er will in der Welt und in uns alles heil werden lassen. Jesus ist ein sanfter König der Barmherzigkeit: Er verändert Menschen durch seine Liebe. Jesus ist der Sohn Gottes: er kann unsichtbar in unsere Herzen einziehen, uns trösten, Mut machen und Freude schenken.

Kommt, lasst uns ihn anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Für viele ist der Advent bedeutungslos geworden. Jedenfalls als Wartezeit auf Weihnachten spielt er in der Öffentlichkeit kaum noch eine Rolle. Schon lange gibt es Weihnachtsgebäck und -süßigkeiten in den Supermärkten, Weihnachtsmärkte öffnen schon vor Totensonntag, Tannenbäume sieht man bereits vor Weihnachten aller Orten. Das Brauchtum wandelt sich, wir müssen es nicht beklagen. Klagen sollten wir aber dann, wenn wir den eigentlichen Sinn von Weihnachten vergessen: dass wir auf Jesus warten, dass wir etwas von ihm zu erwarten haben, dass sein Friede für unsere Welt und für uns selber wichtig ist. Wir rufen zu dir, Gott, Vater Jesu Christi:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

In der Heiligen Schrift der Juden steht beim Propheten Sacharja, dass sich die Bewohner der Hauptstadt Israels freuen sollen. Der Stadtberg von Jerusalem hieß Zion, darum nannte man die Einwohnerschaft Jerusalems „Töchter von Zion“. Und der Prophet rief aus (Sacharja 9, 9 nach der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 by Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart):

„Juble laut, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir: Gerecht und siegreich ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin.“

Lasst uns Gott lobsingen:

„Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, wir fragen dich ehrlich: Was sollen wir anfangen mit deinem Sohn? Können wir etwas lernen von ihm? Warum sollten wir ihm nachfolgen? Was haben wir davon? Was hat unsere Welt davon? Das fragen wir dich, indem wir zu dir beten im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören aus dem Evangelium nach Matthäus 21, 1 bis 9:

1 Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus

2 und sprach zu ihnen:

Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt, und gleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir!

3 Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen.

4 Das geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht:

5 »Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.«

6 Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte,

7 und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf.

8 Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.

9 Die Menge aber, die ihm voranging und nachfolgte, schrie: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen das Lied Nr. 13, da geht es auch um die Bewohner Jerusalems, um die Töchter von Zion. Sie empfangen Jesus als den Friedenskönig, indem sie ihm ein „Hosianna“ singen, dieses Wort ist hebräisch und bedeutet so viel wie: „Hilf doch!“

1. Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir, ja er kommt, der Friedefürst. Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!

2. Hosianna, Davids Sohn, sei gesegnet deinem Volk! Gründe nun dein ewig Reich, Hosianna in der Höh! Hosianna, Davids Sohn, sei gesegnet deinem Volk!

3. Hosianna, Davids Sohn, sei gegrüßet, König mild! Ewig steht dein Friedensthron, du, des ewgen Vaters Kind. Hosianna, Davids Sohn, sei gegrüßet, König mild!

Liebe Gemeinde, was wir gesungen und in der Lesung gehört haben, wie Jesus in Jerusalem feierlich begrüßt wird, das stellen uns nun unsere Konfis szenisch dar.

Wir machen eine Zeitreise nach Israel, an das Stadttor von Jerusalem, ungefähr im Jahr 30 unserer Zeitrechnung, vor ca. 2000 Jahren. Eine Menschenmenge drängt sich um das Tor. Wir belauschen einmal das Gespräch von drei Jerusalemer Bürgern, von Daniela, Michaela und Jochanan:

Habt ihr gehört, Jesus soll in die Stadt kommen!

Ja, Jesus, der Davidssohn!

Toll, jetzt kriegen wir einen neuen König!

Einen König wie vor 1000 Jahren unser größter König David!

Einen König, der noch besser ist als David!

Einen König, der für Gerechtigkeit ist!

Einen König, der die römischen Soldaten wegjagt!

Einen König, der Frieden für die ganze Welt bringt!

Dann müssen wir Jesus auch wie einen König empfangen.

Wir breiten ihm einen roten Teppich aus.

Ja, dann muss sein Pferd nicht auf der schmutzigen Straße laufen.

Aber wir haben keinen roten Teppich.

Ich lege Zweige von den Bäumen auf die Straße.

Ich ziehe meinen Mantel aus und lege ihn darüber.

Seht ihr, da kommt Jesus!

Ja, da vorne ist er, zusammen mit seinen Freunden.

Aber er reitet gar nicht auf einem Pferd, sondern auf einem Esel.

Das ist ja ein ganz kleiner Esel, fast noch ein Baby.

Und eine ausgewachsene Eselin läuft nebenher.

Warum reitet er nicht auf der Eselin, sondern auf ihrem Fohlen?

Das bricht ja bald unter ihm zusammen.

Meint ihr wirklich, dass der unser König sein kann?

Stimmt, er sieht nicht aus wie ein Anführer, der die Römer aus dem Land jagen kann.

Ich hab ja gehört, dass er meist nur viel redet und lehrt und predigt.

Jetzt in Jerusalem muss er endlich etwas gegen die Römer und ihre Handlanger in unserem Volk tun.

Aber eine Waffe hat er noch nie in die Hand genommen.

Trotzdem, vielleicht wird er doch unser König sein.

Warten wir es ab.

Da ist Jesus! Kommt, wir begrüßen ihn.

Toll, der Sohn Davids kommt zu uns!

Jesus, du sollst unser König sein!

Jesus, jage endlich die Römer aus dem Land!

Hilf uns!

Rette uns!

Befreie uns!

Hosianna dem Sohn Davids!

Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!

Hosianna in der Höhe!

Die Jünger und Jüngerinnen, die mit Jesus in die Stadt gekommen sind, hören, was die Leute sagen. Zwei von ihnen, Petrus und Salome, sprechen Jesus darauf an:

Was hältst du davon, dass die Leute dich den Sohn Davids nennen?

Bist du wirklich ein König, der noch größer ist als König David, einer der für immer den Frieden bringt?

Was meint ihr denn?

König David ist einer deiner Vorfahren.

Aber jetzt reitest du in Jerusalem gar nicht wie ein König ein, sondern auf einem kleinen Esel. Müsste ein König nicht auf einem Pferd reiten?

Habt ihr nicht in der Bibel gelesen, was der Prophet Sacharja vom Friedenskönig vorausgesagt hat? Er reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen der Eselin.

Ach, darum sollten wir dir zwei Esel holen. Ich hatte schon gedacht, du wolltest auf beiden Tieren zugleich reiten.

Nein, aber ihr solltet die Eselin auch mitnehmen, weil ich dachte, das Fohlen fühlt sich sicherer, wenn seine Mutter bei ihm ist.

Auf jeden Fall sieht der junge Esel stolz aus, dass er dich tragen darf.

Ja. Und wenn er es nicht wollte oder könnte, dann hätte er mich schon längst abgeworfen.

Aber wie konnte der Prophet Sacharja damals schon wissen, dass wir heute für dich diese beiden Esel finden würden?

Wisst ihr, manchmal schaut ein Prophet in die Zukunft, indem er sich an etwas erinnert, was in der Bibel steht.

Was meinst du denn? Wo steht in der Bibel noch etwas von zwei Eseln?

Bevor unser Stammvater Jakob starb, segnete er alle seine zwölf Söhne. Und zu seinem Sohn Juda sagte er (nach Genesis 49, 11):

Du wirst deine Eselin am Weinstock anbinden und dein Fohlen an der Weinrebe.

Damit meinte er, dass der Stamm Juda im Frieden leben würde.

Ach so. Der Weinstock und seine Reben sind ein Symbol für Frieden und ein gerechtes Miteinander. Wenn man abends mit Familie und Freunden seinen Wein trinken kann, dann hat man es gut.

Ich erinnere mich, dass Jakob zu Juda noch mehr gesagt hat (Genesis 49, 10). Einmal wird einer kommen, der übernimmt die Herrschaft von ihm, und die Völker gehorchen ihm? Bist du dieser Mann, der die Eselin und ihr Fohlen vom Weinstock wegnimmt und der neue König wird?

Das müsst ihr selbst beantworten. Ihr wisst, dass ich nicht ein Herrscher sein will wie König Herodes oder Kaiser Tiberius.

Also bist du ein König von einer anderen Sorte. Du wirst nicht die Gewalttäter mit Gewalt verjagen.

Das ist richtig. Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen, das wisst ihr doch.

Aber kannst du wirklich Frieden und Gerechtigkeit für Israel bringen?

Wenn ihr mir zugehört habt, dann wisst ihr es.

Du sagst immer, Gottes Reich ist schon da.

Du sagst, der Friede von Gott fängt jetzt schon an.

So ist es.

Aber Jesus, die Welt sieht doch ganz anders aus. Da gibt es Mord und Totschlag, Mobbing und Gewalt.

Da gibt es Krieg und Terror. Die Reichen beuten die Armen aus.

Wie soll man denn all dieses Böse besiegen?

Indem ihr auf die Gebote Gottes hört, ihr kennt sie doch.

Aber das hat Mose doch schon versucht, mit den Zehn Geboten. Die beachtet doch niemand.

Viele betrügen ihre Ehefrau, belügen ihren Freund.

Reiche Leute werden noch reicher, Arme immer ärmer, ist das nicht Diebstahl?

Ich weiß, ich weiß. Aber wenn ihr anfangt, auf Gott zu vertrauen, dann fängt genau in diesem Augenblick, hier und jetzt ein Stück vom Reich Gottes an. Ich sage euch: Gott ist schon da. Ihr könnt auf ihn hören. Alles andere überlasst getrost ihm.

Aber was ist, wenn du nicht so König werden willst, wie die Leute das wollen? Werden sie dann nicht wütend auf dich sein?

Ja, Jesus, was ist, wenn sie dich töten?

Ich weiß, was ihr meint. Das macht auch mir Angst. Und trotzdem ist Gott mit seinem Frieden mächtiger als der Tod. Gott nimmt die Toten in seinem Himmel auf.

Es klingt trotzdem nicht so leicht, auf Gott zu vertrauen.

Nein, aber wer auf Gott vertraut, für den ändert sich die ganze Welt. Der weiß einfach: Liebe ist stärker als Hass. Gut sein ist besser als böse sein. Respekt zu haben ist besser, als alle Leute zu dissen.

Mann, Mann, Mann, Jesus, du bist eine anstrengende Sorte von Friedenskönig!

Das stimmt. Denn Frieden kann man nicht mit Gewalt schaffen. Wenn jeder einzelne auf Gott hört und nach seinen Geboten lebt, dann gibt es Frieden.

Ob wir es wohl schaffen, mit dem Mobben aufzuhören?

Ob wir das wohl schaffen, anderen Menschen zu helfen, denen es nicht gut geht?

Damit verlassen wir Jesus und seine beiden Gesprächspartner. Und ich möchte ein Lied singen, in dem Jesus zwei Mal vorkommt. In der ersten Strophe der neugeborene Jesus, das Christkind, das im Stall geboren wird. Und in der zweiten Strophe der erwachsene Jesus, wie er in Jerusalem einzieht. Beide Strophen zusammen regen zum Nachdenken darüber an, warum wir auch nach 2000 Jahren immer noch an Weihnachten die Geburt von diesem Jesus feiern.

Ein Stern steht über Bethlehem, führt uns zum Christuskind

Die Leute in Jerusalem, sie jubeln Jesus zu. Mit Palmenzweigen winken sie: „Sei unser König, du!“ „Hosianna“ rufen sie, aus voller Kehle brüllen sie. Als er dann verhaftet wird, sind sie von ihm abgeirrt. „Kreuzigt ihn!“, so schreien sie. Das tun hoffentlich wir nie! Hosianna! Hosianna! Hosianna in der Höh!

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, eben im Spiel hat der Jesus seinen Freundinnen und Freunden erklärt: Friede fängt da an, wo wir nach den Geboten Gottes leben. Und nach den Geboten Gottes leben können wir dort, wo wir auf Gott vertrauen. Was das für uns heute bedeuten kann, damit haben sich die Konfis letzte Woche im Unterricht auseinandergesetzt. Die Aufgabe lautete: „Suche ein Bild aus einer Zeitschrift heraus, auf dem etwas dargestellt wird, was mit den Zehn Geboten zusammenhängt. Wird hier eins der Gebote auf besondere Weise befolgt oder übertreten? Wird hier etwas für den Frieden getan oder wird der Frieden zerstört? Wird hier Liebe gelebt oder Hass? Wird hier geholfen oder gemobbt? Und dann schreibe ein Gedicht zu diesem Bild. Ein Elfchen-Gedicht. Ein solches Elfchen besteht aus insgesamt elf Wörtern in fünf Zeilen. Dieses Gedicht kann eine Klage sein: Warum wird ein Gebot Gottes nicht befolgt? Wie schlimm ist das? Es kann auch eine Anleitung sein: Wie kann ich, wie können wir nach diesem Gebot leben?

Zum Gebot „Du sollst nicht stehlen“ fand eine Konfirmandin ein Bild zum Thema „Landraub“. In vielen Ländern Afrikas oder Südamerikas wird Kleinbauern regelrecht ihr Land gestohlen. Ihr Gedicht lautet:

Trauer
wütend aggressiv
Land wird geraubt
Lasst die Armen gehn
Armut

Wenn Menschen ihre Lebensgrundlage geraubt wird, wenn sie ihr Land verlassen müssen, kann man verstehen, dass sie zornig werden. Frieden kann es nur geben, wenn Gerechtigkeit hergestellt wird.

Auch in Deutschland gibt es Armut. In vielen Fußgängerzonen findet man Bettler, die das Mitleid der anderen Menschen herausfordern. Ein Mädchen schrieb dazu dieses Elfchen:

Hilflos
gebeugter Rücken
alle ignorieren ihn
so helft ihm doch
Ignoranten

Mit gemischten Gefühlen sehe ich dieses Bild, höre ich dieses Gedicht. Wer ignoriert, will bewusst nicht hinsehen. Aber würde es helfen, ihm Geld zu geben? Gehört er vielleicht zu einer Drückerbande, die gewerbsmäßig bettelt, das Mitleid der Leute ausnutzt? Kann unser Sozialstaat, können kirchliche Einrichtungen, können wir mit Spenden auf andere Weise Menschen helfen, die in unserem Land arm sind?

Eine dritte Konfirmandin hat ein Gedicht zu einem Bild von einem gequälten Hühnchen aus der Massentierhaltung geschrieben:

respektlos
geknickte Körperhaltung
Hühnchen wird misshandelt
Gerechte Behandlung der Tiere
Biologie

Gelten die Gebote auch für unser Verhalten gegenüber den Tieren? In abgewandelter Form sicher. Zwar enthält die Bibel kein Verbot, Tiere zu schlachten und zu essen, aber die Schöpfung mit all ihren Lebewesen ist dem Menschen anvertraut, um sie zu bewahren, nicht um sie auszubeuten oder um Tiere qualvoll leben und sterben zu lassen.

Ein Konfirmandin hat einen Satz, der unter einem Bild mit dem blutigen Abdruck einer Hand stand, in ein Gedicht umgewandelt:

Medien
richten ihr
Interesse generell primär
auf Gewalt-Prozesse und
Tode

Das heißt: eine Nachricht kommt eher in die Zeitung, ins Fernsehen, ins Internet, wenn es um Mord- und Totschlag geht, um möglichst grausame Bilder von Gewalt. Wenn Millionen Mitglieder einer Religionsgemeinschaft friedlich sind, interessiert das oft weniger, als wenn eine Minderheit zur Gewalt bereit ist. Ist das nicht auch eine Form der Lüge, ein Verstoß gegen das Gebot: „Du sollst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten!“?

Zu einem Bild mit einer Hand, in der ausgeschnittene Herzen liegen, formulierte eine Konfirmandin einen herzlichen Dank an ihre Eltern:

Liebe
eine Umarmung
Hände halten Herzen
Danke für meine Eltern
Für immer

Wer so vertrauensvoll mit seinen Eltern verbunden ist, hat sicher keine Probleme mit dem Gebot: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!“

Das Gebot: „Du sollst nicht ehebrechen“ ist für Jugendliche noch nicht im wörtlichen Sinne aktuell, aber der Sinn dieses Gebotes ist ja, dass die Treue zwischen Menschen, die aufeinander angewiesen sind, geschützt bleibt. So hat ein Mädchen hat ein Elfchen zum Thema Freundschaft gedichtet:

Glücklich
sitzen umarmen
Gemeinsam Lachen Freundschaft
Eine Freundschaft hält stark
Gemeinsam!

Dieses Bild und dieses Gedicht spiegelt auch wider, wie stark die Freundschaft ist, die zwischen einer ganzen Reihe von Konfis besteht oder entstanden ist.

Ein Junge hat sich in seinem Gedicht mehr für die besondere Form der Liebe interessiert, die man Erotik oder Sexualität nennt. Er findet sie großartig:

großartig
oben unten
zwei machen Liebe
Ich möcht ein Kind
Geschlechtsverkehr

Auch dieses Gedicht finde ich großartig. Es ist ungewöhnlich, wenn Jungen in diesem Alter sich über ein so heikles Thema wirklich Gedanken machen und nicht nur verlegen grinsen oder lachen. Obwohl auch das natürlich nicht zu vermeiden ist. Ursprünglich hat er ein anderes Wort für „Liebe machen“ hingeschrieben, das er dann in der Kirche nicht verwenden wollte. Eigentlich schade, dass unsere Sprache für so schöne Dinge wie die sexuelle Liebe nur Wörter hat, die entweder sperrig sind wie „Geschlechtsverkehr“ oder unanständig klingen. Interessant finde ich, dass er spürt: In der Liebe kann es auch Probleme geben, kann der eine oben, die andere unten sein oder umgekehrt. Interessant auch, dass er bei der Sexualität nicht nur an Spaß und Vergnügen denkt, sondern auch an den Wunsch nach einem Kind.

Ein Mädchen hat ein Bild von einer Eizelle, die gerade befruchtet wird, ausgesucht, um das Wunder der Entstehung eines Kindes in ihrem Elfchen-Gedicht zu beschreiben:

wunderbar
vor zurück
schwimmen wettkampf eindringen
dass wir fruchtbar sind
Befruchtung

Im Psalm 139, 13-14 heißt es:

Du … hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin.“

Die Konfirmandin beschreibt diesen Vorgang in modernen Worten, findet ihn aber nicht weniger wunderbar.

Die Geburt eines ganz besonderen Kindes feiern wir ja an Weihnachten. Dazu hat eine weitere Konfirmandin ein witziges Bild mit einem Weihnachtsmann und einem Elch ausgesucht, die mit dem Rollator unterwegs sind und sich nicht mehr erinnern können, was am 24. Dezember sein wird:

Weihnachten
Jesu Geburt
in Vergessenheit geraten?
Bringe den Glauben zurück
feierlich

Vielen ist gar nicht mehr bewusst, dass Weihnachten das Geburtsfest Jesu ist. Es ist ein feierlicher Anlass, um uns darauf zu besinnen, ob und warum wir eigentlich an Jesus glauben.

Weihnachten gilt auch als das Fest der Familie, war doch auch Jesus als Baby auf die Versorgung und Liebe und Hilfe seiner Mutter Maria und seines Adoptivvaters Josef angewiesen. Zu Familienbildern aus der heutigen Zeit hat ein Konfirmand dieses Elfchen verfasst:

Liebe
umarmt vereint
ein schöner Ausflug
lass sie gesund bleiben
Familie

Familie ist da, wo man in Treue und Verlässlichkeit in einer engen Lebensgemeinschaft füreinander da ist. Das kann in unterschiedlichen Familienformen geschehen; die alleinerziehende Mutter mit ihrem Kind ist nicht weniger Familie als die traditionelle Vater-Mutter- Kind-Familie; auch in sogenannten Patchworkfamilien wachsen Kinder stark und glücklich auf. Inzwischen erkennt unsere evangelische Kirche auch an, dass gleichgeschlechtliche Paare verantwortungsbewusste Eltern sein können.

Ein weiteres Bild zeigt Kinder verschiedener oder auch gar keiner Religion, die in einen jüdischen Kindergarten in Chemnitz gehen. Ein Mädchen hat die Gesichter der Kinder betrachtet und dazu ihr Gedicht gemacht:

Nachdenklich
fröhlich lachen
sitzen glücklich freuen sich
Lass die Kinder leben
Traurigkeit

Beeindruckend finde ich an diesem Gedicht, dass der Gesichtsausdruck der Kinder sehr offen gedeutet wird, von der Nachdenklichkeit bis zu Freude und Glück und zur Traurigkeit. Kinder können sehr rasch wechseln zwischen ihren Gefühlen, können Gefühle zulassen, wenn sie ihnen nicht verboten werden. Vielleicht meint Jesus das, wenn er sagt (Matthäus 18, 3):

Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.

Leider dürfen nicht alle Kinder auf der Erde eine glückliche Kindheit verleben. Zu einem Kind, das in einem Steinbruch arbeiten muss, hat ein Konfirmand dieses Elfchen geschrieben:

Schmerz
tut weh
ist nicht gut
sterben tut man schnell
Tot

Das bedeutet: Wenn deutsche Städte Pflastersteine nur bei Firmen kaufen, die nachweisen können, dass sie keine Kinder beschäftigen und ausbeuten, dann befolgen sie damit das Gebot: „Du sollst nicht töten.“

Ein anderer Junge hat ein Bild für sein Elfchen ausgesucht, auf dem eine Frau zu sehen ist, die dafür demonstriert, dass in der katholischen Kirche auch Frauen Priester werden können.

Mutig
Hand oben
eine große Demonstration
Sie soll Pfarrerin werden
HappyEnd

„Hier sind Priesterinnen“ steht auf ihrem Plakat; sie arbeitet in Amerika als katholische Priesterin, hat eine Gemeinde, für die sie da ist, obwohl die weltweite katholische Kirche sie nicht anerkennt. Dieses Bild erinnert uns daran, dass es in den verschiedenen Kirchen auch unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, was erlaubt und verboten sein soll. Wir Evangelischen halten es für gut und richtig, dass auch Frauen im Pfarramt tätig sein können. Die katholische Kirche ist (noch?) nicht so weit. Aber über die Zehn Gebote im Allgemeinen sind sich die verschiedenen Kirchen einig.

Wir kommen zum letzten Bild und zum letzten Elfchengedicht. Das Bild zeigt den Sänger Tim Bendzko, und ein Junge schrieb dazu:

Unsicher
nicht gut
muss ich lernen
schnell sicher zu werden
Sicher

Der Konfirmand hat in dem Gesicht des Sängers Unsicherheit entdeckt. Vielleicht ist mancher von euch Jungs oder manche von euch Mädels innen drin unsicherer, als ihr es nach außen zugeben würdet. Ob es immer gelingt, schnell sicherer zu werden, weiß ich nicht. Ich war auch einmal so jung wie ihr, fühlte mich oft sehr unsicher, manchmal von anderen gemobbt. Heute weiß ich, dass die, die mich gemobbt haben, wahrscheinlich innen drin ängstlicher und unsicherer waren als ich selber. Jesus sagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Nimm dich an, so wie du bist, denn du bist unendlich viel wert. Und akzeptiere auch die anderen, denn sie sind Menschen wie du.

Ich danke euch Konfis für eure Gedichte. Ich finde es stark, was für gute Gedanken dabei herausgekommen sind: über die Zehn Gebote, über die Art, wie ihr denkt und glaubt und wie Menschen miteinander im Frieden leben können.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied

„Wo Menschen sich vergessen“

Großer Gott, Vater von Jesus, wir beten im Vater unser: dein Name unter den Menschen soll heilig bleiben, dein Reich des Friedens soll kommen, dein gerechter Wille soll geschehen.

Dich allein sollen wir anbeten, damit wir nicht falsche Götter wie das Geld oder den Erfolg oder die Macht anbeten. Du willst nicht bedient werden, du willst, dass wir Menschen füreinander da sind. Dich lieben wir, wenn wir unseren Nächsten lieben. Hilf uns, dass wir deine Gebote verstehen und nach ihnen leben.

Wir beten für Menschen, die Gewalt erleiden oder unwürdig behandelt werden. Wir beten für Jugendliche, dass alle die Chance für eine gute Ausbildung bekommen und ihre Chancen nutzen. Wir beten für die Arbeitslosen, dass sie eine Arbeitsstelle bekommen, und dass ihre Arbeit gerecht entlohnt wird.

Wir beten für Ehepartner oder Freund und Freundin, dass sie nicht fremd gehen, sondern sich treu bleiben. Wir beten für Paare, die Probleme miteinander haben, dass sie gute Beratung suchen, bevor sie ihre Beziehung aufgeben.

Wir beten für Menschen, über die man schlecht redet, dass ihr guter Ruf wiederhergestellt wird. Wir beten für Menschen, die gerne über andere ablästern, dass sie damit aufhören und darüber nachdenken, dass auch Worte verletzen können.

Wir beten für die Menschen in der Vorweihnachtszeit, dass sie den Geschenkekauf und die Festvorbereitungen nicht mit einem Marathonlauf verwechseln, sondern sich auch Ruhe und Gelassenheit gönnen.

In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was wir persönlich auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser

Zum Schluss singen wir das Adventslied 536:

Singet fröhlich im Advent
Abkündigungen von zwei Konfis

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. Amen.

 

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