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„Gott will nicht den Tod des Sterbenden“

Menschen können äußerlich stark und gesund sein, aber sie leben ohne Rücksicht auf andere Menschen. Solche Menschen sind, bildlich gesprochen, tot – das, was einen Menschen zu einer fühlenden, lebendigen Seele macht, ist in ihnen abgestorben. Wenn diese Menschen im buchstäblichen Sinn sterben, was bleibt ihnen dann? Von ihrer Seele bleibt nichts übrig, wenn sie nur aus Sünde bestanden hat.

Zwei gelbe Straßenschilder: nach rechts "Leben", nach links "Tod"
Wofür entscheiden wir uns, für das Leben oder den Tod? (Bild in Anlehnung an: Gerd AltmannPixabay)

#predigtGottesdienst am 3. Sonntag nach Trinitatis, den 23. Juni 1996, um 9.30 Uhr in der Kapelle der Landesnervenklinik Alzey

Herzlich willkommen im Gottesdienst! Das Thema der heutigen Predigt wird sein: Die Umkehr zu Gott – was ist damit gemeint, wer hat sie nötig, und wie macht man das überhaupt?

Lied 324, 1-3+9+13:

1) Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust; ich sing und mach auf Erden kund, was mir von dir bewusst.

2) Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad und ewge Quelle bist, daraus uns allen früh und spat viel Heil und Gutes fließt.

3) Was sind wir doch? Was haben wir auf dieser ganzen Erd, das uns, o Vater, nicht von dir allein gegeben werd?

9) Du strafst uns Sünder mit Geduld und schlägst nicht allzusehr, ja endlich nimmst du unsre Schuld und wirfst sie in das Meer.

13) Wohlauf, mein Herze, sing und spring und habe gutn Mut! Dein Gott, der Ursprung aller Ding, ist selbst und bleibt dein Gut.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit Worten aus Psalm 103:

1 Lobe den HERRN, meine Seele, / und was in mir ist, seinen heiligen Namen!

2 Lobe den HERRN. meine Seele, / und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:

3 der dir alle deine Sünde vergibt / und heilet alle deine Gebrechen,

4 der dein Leben vom Verderben erlöst, / der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,

5 der deinen Mund fröhlich macht, / und du wieder jung wirst wie ein Adler.

8 Barmherzig und gnädig ist der HERR, / geduldig und von großer Güte.

9 Er wird nicht für immer hadern / noch ewig zornig bleiben.

10 Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden / und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.

11 Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, / lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.

12 So fern der Morgen ist vom Abend, / lässt er unsre Übertretungen von uns sein.

13 Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, / so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Barmherziger Gott, wir wollen, dass unser Leben gelingt. Manchmal zweifeln wir: Hat es denn überhaupt noch einen Zweck? Und wir fürchten dich, weil du der Richter über unser Leben bist. Doch du gibst uns nicht auf. Darum suchen wir dich in deiner Güte. Sei uns gnädig und führe uns auf guten Wegen. Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem Brief 1. Timotheus 1, 12-17. Paulus schreibt:

12 Ich danke unserm Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt,

13 mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben.

14 Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unseres Herrn samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist.

15 Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.

16 Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, dass Christus Jesus an mir als erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben.

17 Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Lied 171, 1-4: Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott
Gnade und Friede sei mit uns allen von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

Liebe Gemeinde!

„Warum bin ich von Gott so gestraft?“ Diese Frage höre ich oft von Kranken, die einfach nicht verstehen, warum sie so krank geworden sind. „Warum gerade ich?“ fragen sie. „Bin ich denn schlechter als andere? Will Gott mich strafen, weil ich nicht so fromm bin, weil ich irgendwann einmal etwas Böses getan habe? Oder ist er einfach ein grausamer Gott, der willkürlich und ungerecht Strafen austeilt? Oder kann es sein, dass Gott mich für etwas bestraft, was meine Eltern getan haben?“

Solche Fragen sind nicht neu. Schon der Prophet Hesekiel kannte sie. Unser heutiger Predigttext aus dem Buch Hesekiel 18 fängt mit einem Sprichwort an, das in diese Richtung geht. Der Prophet Gottes schreibt dort:

1 Und des HERRN Wort geschah zu mir:

2 Was habt ihr unter euch im Lande Israels für ein Sprichwort: »Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden«?

Dieses Sprichwort ist natürlich bis zu einem gewissen Grade wahr. Natürlich leiden Kinder immer auch an den Folgen dessen, was die vorhergehenden Generationen falsch gemacht haben. Wir würden es heute nur in anderen Worten ausdrücken. Zum Beispiel so: „Wir müssen die Suppe auslöffeln, die uns unsere Eltern eingebrockt haben!“ Umgekehrt erinnert ein anderer Spruch von heute an unsere Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen: „Wir haben die Welt von unseren Kindern nur geborgt“.

Auch bei den Israeliten war es lange Zeit so gewesen, dass die Leute gedacht haben: „Wir sind eben ein Volk, wir müssen auch gemeinsam die Folgen tragen, wenn Gott das ganze Volk straft“. Auch dann, wenn der einzelne unschuldig ist und nichts dafür kann, was andere getan haben. Man ertrug es eben einfach, weil die Verantwortung des einzelnen noch nicht so viel zählte wie heute und weil man darauf vertraute, dass Gott dem ganzen Volk auch wieder gnädig sein würde.

Aber zur Zeit des Propheten Hesekiel fing man offenbar an, individueller zu denken. „Warum müssen die Kinder und Enkel mitleiden, wenn nur die Vorfahren gesündigt haben?“ So fragt man sich. Kümmert sich Gott denn nur um ein gesamtes Volk, nicht auch um die einzelnen Menschen, die ganz unterschiedlich denken und glauben und handeln?

Hesekiel, der Prophet, hört in seinem für Gott offenen Herzen neue Töne von seinem Gott:

3 So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: dies Sprichwort soll nicht mehr unter euch umgehen in Israel.

4 Denn siehe, alle Menschen gehören mir; die Väter gehören mir so gut wie die Söhne; jeder, der sündigt, soll sterben.

Neue Töne von Gott erklingen da in Hesekiels Herzen, und er lässt sie laut werden in Israel. Einen doppelten Klang haben diese Worte. Es hört sich gut an, wenn die Kinder nicht einfach ausbaden müssen, was die Väter getan haben, sondern wenn jeder individuell für die eigenen Taten verantwortlich ist. Aber der letzte Satz macht zugleich auch Angst: „Jeder, der sündigt, soll sterben“.

Es ist gar nicht so einfach, zu sagen, was Hesekiel eigentlich damit meint. Er weiß doch, dass manche Leute Böses tun und am Leben bleiben. Er weiß, dass umgekehrt auch unschuldige Leute leiden und sterben. Offenbar ist hier ein anderes Sterben gemeint als das, was jeder Mensch ohnehin früher oder später erleiden muss. Das Wort „Sterben“ wird hier in einem bildlichen Sinn gebraucht.

Es kann sein, dass Menschen äußerlich stark und gesund sind, aber sie haben in sich keine Liebe, sie sind hartherzig oder verbittert, sie leben ohne Rücksicht auf andere Menschen. Solche Menschen sind, bildlich gesprochen, tot – das, was einen Menschen zu einer fühlenden, lebendigen Seele macht, ist in ihnen abgestorben.

Wenn diese Menschen dann auch im buchstäblichen Sinn irgendwann sterben, was bleibt ihnen dann? „Es bleiben nur Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei“, sagt Paulus, mehr nicht. Und wenn das in einem Leben nicht vorhanden war, dann stirbt dieser Mensch in seinem Tod sozusagen doppelt: Nicht nur sein Leib stirbt, sondern auch von seiner Seele bleibt nichts übrig, weil sie nur aus Sünde bestanden hat.

Dabei ist Sünde nicht einfach diese oder jene böse Tat, sondern es ist eine Lebenshaltung. Ein Mensch hält sich so und verhält sich so, als ob es keinen Gott gäbe, als ob es keine Liebe und keine Hoffnung und kein Vertrauen gäbe.

Lied 299, 1-3:

1) Aus tiefer Not schrei ich zu dir, Herr Gott, erhör mein Rufen. Dein gnädig‘ Ohren kehr zu mir und meiner Bitt sie öffne; denn so du willst das sehen an, was Sünd und Unrecht ist getan, wer kann, Herr, vor dir bleiben?

2) Bei dir gilt nichts denn Gnad und Gunst, die Sünde zu vergeben; es ist doch unser Tun umsonst auch in dem besten Leben. Vor dir niemand sich rühmen kann, des muss dich fürchten jedermann und deiner Gnade leben.

3) Darum auf Gott will hoffen ich, auf mein Verdienst nicht bauen; auf ihn mein Herz soll lassen sich und seiner Güte trauen, die mir zusagt sein wertes Wort; das ist mein Trost und treuer Hort, des will ich allzeit harren.

Liebe Gemeinde, ich sagte schon – wenn man das so hört: „Jeder, der sündigt, soll sterben“, dann bekommt man erstmal Angst. Aber der Gott des Propheten Hesekiel will uns gar nicht Angst machen. Im Gegenteil. Er weiß, dass Menschen ohne Gott, ohne Liebe und Vertrauen gar nicht anders können, als ständig mit Angst zu leben und in Verzweiflung zu geraten. Ihr Leben hat ja im Grunde keinen Sinn. Darum suchen sie mit aller Gewalt irgendeinen Ersatz für Gott, möchten sich auch niemandem anvertrauen, sondern kämpfen sich allein durchs Leben, häufig ohne Rücksicht auf Verluste. Diese verzweifelte und ängstliche Suche nach einem Lebenssinn ohne Gott ist jedoch nicht nötig – jeder Sünder kann umkehren, niemand ist festgenagelt auf seiner Haltung, die er jetzt eben einnimmt. So hört Hesekiel Gott sprechen:

21 Wenn sich aber der Gottlose bekehrt von allen seinen Sünden, die er getan hat, und hält alle meine Gesetze und übt Recht und Gerechtigkeit, so soll er am Leben bleiben und nicht sterben.

Was ist das eigentlich – Bekehrung? Bekehrung „von allen seinen Sünden, die er getan hat“? Kann das ein Mensch überhaupt leisten? Kann jemand, der vorher Sünden getan hat, nun plötzlich „alle“ Gesetze Gottes halten und „Recht und Gerechtigkeit“ üben? Dieses „alle“, das klingt so grandios, so überfordernd, als sollte ein Mensch, der zu Gott umkehrt, perfekt und ohne Fehler sein.

Aber das ist nicht so. Das wäre ein Missverständnis. Weil man das leicht so missverstehen kann, darum ist es so wichtig, zu begreifen, was Sünde ist: nicht eine Unzahl verschiedener Taten, die man dann alle vermeiden muss. Sondern Sünde ist eine innere Haltung, die man überwindet – und dann ergibt sich alles andere wie von selbst. Wer sich von Gott geliebt weiß, wer gelernt hat, dass er bei Gott nicht zu kurz kommt, der hat es nicht mehr nötig, ungerecht und hartherzig zu sein.

Und was ist mit diesem Satz: „Wer alle Gesetze Gottes hält, der soll am Leben bleiben“? Kann das denn irgendjemand leisten, alle Gebote immer zu beachten und zu befolgen? Von allein kann das wirklich niemand – nur wer auf die Vergebung Gottes vertraut, kann immer wieder neu damit anfangen, das Rechte zu tun. Bei den Juden gibt es übrigens auch den Satz: „Wer eine einzige Menschenseele gerettet hat, der hat die ganze Welt gerettet“. Und der Kirchenvater Augustin hat gesagt: „Liebe und tue, was du willst!“

Ich wiederhole noch einmal: Nichts Unmögliches wird hier von uns verlangt, sondern einfach die Umkehr von einem Leben ohne Liebe zu einem Leben mit Liebe. Man kann auch sagen: es ist eine Umkehr vom verzweifelten Vertrauen auf die eigene Stärke zum zuversichtlichen Vertrauen auf Gottes Kraft, die in den Schwachen mächtig ist.

Wenn ein Mensch also zur Liebe Gottes umkehrt und wenn sich sein Leben entsprechend wandelt, dann kann bei Gott alles vergessen sein, was früher einmal war:

22 Es soll an alle seine Übertretungen, die er begangen hat, nicht gedacht werden, sondern er soll am Leben bleiben um der Gerechtigkeit willen, die er getan hat.

Manchmal ist es so, dass ein Mensch erst dann, wenn er zum erstenmal in seinem Leben Liebe erfahren hat, überhaupt merkt, dass er sich vorher selber auch nicht immer vorbildlich verhalten hat. Jemand hat sich nie einem anderen Menschen anvertrauen können, hat immer alles in sich hineingefressen, ob er nun traurig oder ängstlich oder wütend war. Und er hat gar nicht gemerkt, dass er den anderen auf den Geist ging mit seiner Gereiztheit oder seiner trüben Stimmung.

Findet er dann aber eine Möglichkeit, mit den eigenen Problemen fertigzuwerden, sucht er sich Hilfe, wo er vorher dachte: „Mir kann ja eh niemand helfen!“ – dann wird er vielleicht auch aufmerksam auf das eigene Verhalten anderen gegenüber und er kann freundlicher werden, hilfsbereiter, ohne sich ausnutzen zu lassen. Wer barmherziger mit sich selbst umzugehen lernt, ist auch barmherziger zu anderen.

Der Gott Hesekiels jedenfalls ist kein grausamer, sondern ein barmherziger Gott:

23 Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?

Gott ist also kein Feind der Gottlosen. Er spaltet die Menschen nicht in Gute und Böse, um die Bösen auszurotten, sondern er möchte sozusagen, dass aus seinen Feinden Freunde werden.

Es gibt nun aber auch den umgekehrten Fall, dass einer, der sich immer für einen Freund Gottes hielt, sich plötzlich wie ein Feind Gottes verhält. Jeder von uns hat schon mal von Leuten gehört, die sonntags in die Kirche rennen und in der Woche machen sie andere schlecht oder schikanieren sie. Dazu hört Hesekiel von Gott diese Worte:

24 Und wenn sich der Gerechte abkehrt von seiner Gerechtigkeit und tut Unrecht und lebt nach allen Greueln, die der Gottlose tut, sollte der am Leben bleiben? An alle seine Gerechtigkeit, die er getan hat, soll nicht gedacht werden, sondern in seiner Übertretung und Sünde, die er getan hat, soll er sterben.

Der Glaube an Gott ist eine lebendige Beziehung – sie ist ständig im Wachsen, sie entfaltet sich ein Leben lang, sie bewährt sich durch Zweifel und Anfechtung hindurch in guten und in schlechten Zeiten. Man kann das Gefühl haben, nicht mehr glauben zu können – dann kann man sich seelsorgerliche Hilfe suchen und irgendwann wieder die Gewissheit bekommen: Gott hat mich ja doch nicht fallengelassen, auch wenn ich nichts von ihm gespürt habe. Aber wenn man aus Gedankenlosigkeit oder Verbitterung oder Trotz den Glauben einfach sterben lässt und in sich der Hartherzigkeit und dem Unrecht gegen andere Raum lässt – dann stirbt auch das ab, was an Gutem zwischen Gott und diesem Menschen einmal früher da gewesen war. Er ist zu einem Gottlosen geworden, auch wenn er vielleicht noch in der Kirche ist, und er hat es nötig, zum Gott der Liebe umzukehren.

Lied 235: O Herr, nimm unsre Schuld, mit der wir uns belasten

Liebe Gemeinde, seit Hesekiel ist also klar: Jeder einzelne Mensch wird von Gott nach seinem persönlichen Weg beurteilt. Und so spricht Gott durch Hesekiels Mund:

30 Darum will ich euch richten, ihr vom Hause Israel, einen jeden nach seinem Weg, spricht Gott der HERR. Kehrt um und kehrt euch ab von allen euren Übertretungen, damit ihr nicht durch sie in Schuld fallt.

Gott schenkt uns unterschiedliche Gaben, unterschiedliche Schicksale sind uns auferlegt, aber jeder kann daraus etwas machen, was Gottes Willen entspricht. Wer sich also zum Beispiel ein unheilbar Kranker fragt: „Bin ich von Gott gestraft?“ der wird auf diese Frage vielleicht nie eine Antwort bekommen. Aber er könnte aufhören, so zu fragen, und anfangen, eine andere Frage zu stellen: „Wie kann ich mit meinem Schicksal leben? Wie kann ich damit leben, krank zu sein und vielleicht nicht wieder gesund zu werden?“ Es gibt viele Dinge, die wir an unserem Schicksal nicht ändern können, aber es gibt auch Dinge, für die wir selber allein die Verantwortung tragen.

Hören wir noch einmal Gottes Wort durch Hesekiel:

31 Werft von euch alle eure Übertretungen, die ihr begangen habt, und macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Denn warum wollt ihr sterben, ihr vom Haus Israel?

Ja, da steht wirklich: „Macht euch ein neues Herz und einen neuen Geist!“ Ja, wer sich verändern will, wer eine neue Lebenshaltung erlernen will, wer zu Gottes Liebe umkehren will, der muss etwas machen, der muss einen ersten Schritt gehen, der muss sich entscheiden, ob er das überhaupt will. Die Veränderung selbst geht dann wie von selbst vor sich, die hat auch viel mit anderen Menschen zu tun, die einem beistehen und weiterhelfen. Aber auf die anderen Menschen zugehen, ihnen zuhören, sich ihnen anvertrauen, das muss man selber.

Es ist so wie bei einem Alkoholabhängigen – niemand kann ihm die Entscheidung abnehmen, ob er trocken werden will und ob er die notwendigen Schritte zur Trockenheit auch geht. Wenn er aber erkannt hat, wie machtlos er gegenüber seinem Suchtmittel ist, dann kann er sich auch der Hilfe anderer Menschen anvertrauen und auch auf die höhere Macht bauen, die ihm helfen wird, sein Leben zu meistern.

Noch einen letzten Satz hören wir von Hesekiels Gott:

32 Denn ich habe kein Gefallen am Tod des Sterbenden, spricht Gott der HERR. Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben.

Gott will nicht den Tod des Sünders, hieß es vorher. Hier wird das ganz ähnlich wiederholt: Gott will nicht den Tod des Sterbenden. Zum Sterben sind wir Menschen alle verurteilt, irgendwann geht unser Leben zu Ende. Aber auch wenn wir sterbliche Lebewesen sind mit begrenzter Lebenszeit, so will Gott doch nicht unseren ewigen Tod. Er will nicht, dass unser Leben dann, wenn wir einmal sterben, einfach im Nichts und Vergessen versinkt. Er will, dass es dann heißt: Dieses Leben war erfüllt von Liebe, Hoffnung und Vertrauen. Dieses Leben geht nicht verloren. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied 615: Kehret um, kehret um, und ihr werdet leben

Gott, unser Vater, Umkehren, das heißt nicht: in Sack und Asche gehen. Umkehren, das heißt nicht: uns klein machen. Umkehren, das heißt vielmehr: deine Liebe annehmen, wahrnehmen, dass du uns hältst und leitest, dass du uns helfen willst und nicht zerstörst. Gott, du bist kein kleinlicher, kein grausamer, kein erdrückender Gott. Du bist ein Gott der Liebe und Sanftmut, ein Gott, der barmherzig mit uns ist und uns Barmherzigkeit lehrt.

Gott, gib uns den Mut, in unserem Leben zu ändern, was wir ändern können. Gib uns die Kraft, zu ertragen, was wir nicht ändern können. Und gib uns die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Amen.

Wir beten gemeinsam mit den Worten Jesu:

Vater unser
Lied 170, 1-4: Komm, Herr, segne uns
Abkündigungen

Gott, der Herr, segne euch, und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden. Amen.

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