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Jesus – ein Stolperstein – für wen?

Für wen ist Jesus ein Stolperstein – für Menschen, die der Kirche fern stehen, für vom Gottesdienst gelangweilte Konfirmanden? Oder gerade für fromme Juden damals, für fromme Christen heute? Welchen Anstoß geben uns „Störungen“ im Gottesdienst oder Hindernisse im Glaubensleben?

Jesus - ein Stolperstein? Das Bild zeigt aufgeschlagene Bibeln, auf denen Steine liegen
Ist Jesus ein Stolperstein – vielleicht sogar für uns? (Bild: congerdesignPixabay)

#predigtGottesdienst am 10. Sonntag nach Trinitatis, 30. Juli 1978, um 9.45 in der Stadtkirche Friedberg
Orgelvorspiel

Ich heiße Sie alle in der Stadtkirche herzlich willkommen und freue mich, dass Sie zum Gottesdienst gekommen sind. Wir sind als Gemeinde zusammengekommen, doch oft kennen wir einander kaum, höchstens vom Sehen. Daher mein Vorschlag: begrüßen Sie doch jetzt auch einmal Ihren Nachbarn. Sagen Sie ihm Ihren Namen und dass Sie sich freuen, mit ihm zusammen den Gottesdienst zu feiern, oder was Sie gern als Begrüßung sagen würden. Wenn Sie keinen Nachbarn haben, suchen Sie sich bitte einen. Vielleicht rücken wir dadurch ein bisschen näher zusammen. Lassen Sie sich Zeit. Wir haben Zeit genug.

Unser Zusammensein, unser Gottesdienst, den wir als Gemeinde feiern, hat begonnen im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

3 Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des HERRN!

5 Wer ist wie der HERR, unser Gott, im Himmel und auf Erden?

6 Der oben thront in der Höhe, der herniederschaut in die Tiefe,

7 der den Geringen aufrichtet aus dem Staube und erhöht den Armen aus dem Schmutz.

1 Lobet, ihr Knechte des HERRN, lobet den Namen des HERRN!

2 Gelobt sei der Name des HERRN von nun an bis in Ewigkeit! (Psalm 113)

Lied EKG 349 (EG 450), 1-3:

1. Morgenglanz der Ewigkeit, Licht vom unerschaffnen Lichte, schick uns diese Morgenzeit deine Strahlen zu Gesichte und vertreib durch deine Macht unsre Nacht.

2. Deiner Güte Morgentau fall auf unser matt Gewissen; lass die dürre Lebens-Au lauter süßen Trost genießen und erquick uns, deine Schar, immerdar.

3. Gib, dass deiner Liebe Glut unsre kalten Werke töte, und erweck uns Herz und Mut bei entstandner Morgenröte, dass wir, eh wir gar vergehn, recht aufstehn.

Herr Jesus Christus! Auf dich zu vertrauen, heißt Mut zum Leben zu haben. Doch der fehlt uns oft. Wir trauen uns, den anderen Menschen, wir trauen dir zu wenig zu. Wir glauben oft nicht daran, dass unsere Welt noch zu retten ist. Wir können oft nicht glauben, dass Menschen, die uns enttäuscht haben, sich doch noch ändern könnten. Wir trauen uns selbst nicht zu, dass wir einmal über unseren eigenen Schatten springen und ein eingefahrenes Verhalten ändern könnten, durch das wir anderen zur Last fallen und uns selbst Möglichkeiten des Glücks verbauen. Herr, auf dich zu vertrauen, heißt Mut zum Leben zu haben. Wo dieser Mut uns fehlt, hält uns Unglaube gefangen.

Gott, sei mir Sünder gnädig! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Jesus spricht (Matthäus 9, 12-13):

Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.

Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.

Gott hat uns angenommen, uns alle: Leute mit schwachem Vertrauen auf die Macht seiner Liebe. Nicht unsere Anstrengung, nicht Durchhalteparolen lassen unseren Mut zum Leben wachsen, sondern die Botschaft, dass Gott uns mit seinem Vertrauen zuvorkommt.

Lobsinget Gott, erhebet seinen Namen! „Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist gross Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.“

Herr, unser Gott! Wir sind in deiner Kirche zusammengekommen, die an dich glauben, die deine Nähe suchen, manche, denen du ferngerückt bist. Wir bringen Fragen und Sorgen mit, Erlebnisse, die uns belasten oder die wir nicht verstehen, und Erfahrungen, für die wir danken möchten. Wir bitten dich um deine Nähe. Gib, dass wir hören, was du mit uns, mit deiner Gemeinde vorhast. Amen.

Schriftlesung – Lukas 18, 9-14:

9 Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis:

10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.

11 Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.

12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.

13 Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!

14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Lob sei dir, o Christus! „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Glaubensbekenntnis
Lied EKG 189 (EG 293), 1-2:

1. Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all, lobt Gott von Herzensgrunde, preist ihn, ihr Völker allzumal, dankt ihm zu aller Stunde, dass er euch auch erwählet hat und mitgeteilet seine Gnad in Christus, seinem Sohne.

2. Denn seine groß Barmherzigkeit tut über uns stets walten, sein Wahrheit, Gnad und Gütigkeit erscheinet Jung und Alten und währet bis in Ewigkeit, schenkt uns aus Gnad die Seligkeit; drum singet Halleluja.

Friede sei mit uns. Amen.

Der Predigttext steht heute im Brief an die Römer 9, 30b-33 (GNB):

Es ist offenbar so: Menschen aus den anderen Völkern sind von Gott angenommen worden, obwohl sie sich nicht darum bemüht hatten. Gott hat sie angenommen, weil sie sich ganz auf ihn verließen. Das Volk Israel aber, das sich abmühte, durch Befolgung des Gesetzes um vor Gottes Urteil zu bestehen, hat dieses Ziel nicht erreicht. Warum nicht? Weil sie Gott nicht bedingungslos vertrauten, sondern durch ihr eigenes Tun vor ihm bestehen wollten. So kamen sie zu Fall an dem „Stein des Anstoßes“, von dem Gott sagt: „Ich lege auf dem Zionsberg ein festes Fundament, einen Stein, an dem sie sich stoßen, einen Felsblock, an dem sie zu Fall kommen. Aber wer ihm vertraut, wird nicht untergehen.“

Liebe Gemeinde!

Jesus ist ein Stein des Anstoßes, ein Stolperstein – für wen? Ein Stolperstein für uns hier in der Kirche, oder in erster Linie für die anderen, die selten oder nie hierherkommen?

Der Stolperstein, von dem Paulus spricht, liegt mitten auf dem Berg Zion, dem heiligen Tempelberg des Volkes Israel. Die Zukunftsträume Israels richteten sich auf diesen Berg. Hier sollte der Messias sein Friedensreich aufrichten, von hier aus die Völker regieren, und es sollte keinen Krieg, kein Blutvergießen, kein Leid mehr geben. Die Frommen in Israel unternahmen alle Anstrengungen, um sich des kommende Messias würdig zu erweisen. Sie bemühten sich, das Gesetz Gottes zu befolgen und hofften deshalb vom Messias in seinem Reich angenommen zu werden.

Ausgerechnet auf diesem heiligen Berg sieht Paulus den Stein des Anstoßes liegen. Ausgerechnet die, die Gott so sehr suchen wie die jüdischen Frommen, sieht er auf ihrem Weg nach oben stolpern und fallen.

Es hat mich gereizt, das Bild vom Stolperstein auf dem Berg ein wenig auszumalen. Ob ich mich einmal in die Rolle eines der Frommen hineinversetzen kann, die den Berg besteigen?

Ich gehe mit aufrechtem Gang, den Blick geradeaus auf den Berg Zion gerichtet. Dort ist mein Ziel. Was auf dem Weg vor sich geht, berührt mich nicht wesentlich. Die Welt, die Menschen um mich herum, sind zweitrangig. Ich tue meine Pflicht ihnen gegenüber. Doch ich lasse mich durch sie nicht stören auf meinem Weg nach oben. Habe ich mir etwas vorzuwerfen? Ich senke die Augen, schließe sie halb. Natürlich weiß ich, dass ich ein Sünder bin. Wer muss nicht ständig um Vergebung bitten? Nur ein Heuchler würde sagen, er sei völlig ohne Fehler. Nein, ich weiß in meinem Innern, dass ich Vergebung brauche und bekomme. Was um mich herum ist, außen, das kümmert mich erst in zweiter Linie.

Könnte so ein frommer Mensch – damals oder heute – fühlen und denken? So jedenfalls könnte das passieren, wovon Paulus redet: Wenn ich die Augen immer nur nach oben oder nach innen richte, dann sehe ich den Weg vor mir nicht mehr. Ich sehe die Menschen nicht, die am Wegrand liegen bleiben, die nicht mit mir mithalten können. Ich sehe auch den Stein nicht, der mitten auf dem Weg liegt. Da ist es passiert – ich stolpere. Ob ich nun falle, mich zu Tode stürze, oder ob ich schimpfe über den Stein und weitergehe – ich werde den Berg meiner Träume nicht erreichen. Denn ich bin schon vorbeigelaufen. An der Stelle, wo der Stein des Anstoßes liegt, DA ist der Berg Zion.

Lieber versetze ich mich in die Rolle eines, der vielleicht nur zufällig des Wegs kommt. Es ist ein oft anstrengender, beschwerlicher Weg, ein Bild unseres Lebensweges. Aber ich habe Zeit. Ich schaue mich um auf meinem Weg. Ich sehe die vielen, die mehr Mühe als ich haben, ihren Weg zu gehen. Einige müssen sich vor Erschöpfung ausruhen, wissen nicht mehr weiter. Mit einem kann ich ein paar Worte wechseln, einem anderen einen Schluck Wasser geben. Ich sehe den Weg mit seinen Unebenheiten. Und da sehe ich auch den Stein, über den viele stolpern. Und ich merke, es ist ein Felsen, ein tragfähiger Grund. Hier könnte ein Haus stehen. Hier könnte eine Herberge sein für alle, die den Weg nach oben nicht schaffen. Ich will gar nicht mehr nach oben. Hier unten ist der Berg Zion, nicht oben, wo Macht, Ansehen oder der Lohn eines frommen Lebens zu warten schien.

Paulus redet im Bild des Steins von Jesus. Für wen ist Jesus ein Stolperstein? Für wen ist er der tragfähige Felsen?

Für einen frommen Juden war das Verhalten Jesu anstößig. Wer sich für Gott abmühte, den wies er zurück. Wer ein untadeliges Leben führte, um Gott zu gefallen, für den hatte er nur harte Worte. Dagegen – Leute mit fremder Religion und Kultur, die überhaupt nicht Bescheid wussten über das, was Gott von einem gerechten Menschen verlangte, die nannte er seine Freunde. Mit Asozialen und durch Krankheit Gestraften gab er sich ab. Für diese Leute wurde Jesus einer, auf den sie sich verlassen konnten. Ist dieses Bild Jesu für uns anstößig geblieben? Freund Jesu zu sein, bedeutete damals, in eine merkwürdige Gesellschaft zu geraten. Und heute?

Als ich Konfirmand war, ging manchmal mitten im Gottesdienst die Kirchentür auf. Ein Mann kam herein, mit langem offenen Mantel, Bart um Kinn und Mund – alle nannten ihn „Jesus“ wegen seines Aussehens. Er ging einmal bis vorn zur Kanzel und wechselte mitten in der Predigt einige Worte – laute Worte, die jeder mitbekam – mit dem Pfarrer. Dann ging er wieder hinaus. Was er gesagt hatte, weiß ich nicht mehr; ob unser Pfarrer Angst hatte, auch nicht. Ich hatte damals ein wenig Angst vor ihm, wenn ich dem Mann auf der Straße begegnete – er redete gern jeden an. Meine Mutter wusste von ihm nur, dass er einen Gehirntumor hatte und dass er kein richtiges Zuhause zu haben schien. Ich hatte Mitleid mit ihm, hilfloses Mitleid – und machte einen Bogen um ihn, wenn ich ihn von weitem kommen sah.

Niemand schien darauf zu kommen, dass der Mann, den alle „Jesus“ nannten, wie er da so in den Gottesdienst hereinplatzte, dazu gehörte, zur Gemeinde. Und dass er uns anderen anvertraut war. Vielleicht hätte er uns durch sein anstößiges Verhalten wirklich an Jesus erinnern können, an den Skandal, den Jesus auslöste. Vielleicht hätten wir merken können, dass ein ungestörter Gottesdienstbetrieb nicht unbedingt zu seinem Ziel kommt.

Die meisten Störungen im Gottesdienst sind ja einfach dadurch ausgeschaltet, dass viele Mitglieder unserer Gemeinde zu Hause bleiben. Kämen sie, dann würden sie sich vielleicht nicht sehr wohl fühlen, genau wie viele der Konfirmanden. Ihr Konfirmanden überbrückt gelegentlich die ungewohnte Situation durch Gespräche untereinander. Andere Gemeindeglieder erwarten Rücksicht von euch, dass ihr sie nicht stört, wenn sie zuhören oder beten wollen. Ich weiß nicht, ob ihr Verständnis dafür habt. Ich weiß auch nicht, ob Sie, die Älteren, Verständnis für DIE Konfirmanden haben, die sich hier in der Kirche kaum zu Hause fühlen.

Da geht es den Konfirmanden ja wie vielen Gemeindegliedern: viele denken, wenn sie das Wort Kirche hören, nicht an Hilfe zum Leben, an Trost, an Glaube, Hoffnung, Liebe, an Ermutigung, an Besinnung, sondern: an überholte Formen der Vergangenheit, an einen Gott über den Wolken, von dem man nicht genau weiß, ob es ihn gibt, an merkwürdige Dinge wie etwa die Himmelfahrt oder die Wunder Jesu, die man gegen allen Verstand glauben soll. Sie erinnern sich vielleicht an den Zwang, dem sie in IHRER Konfirmandenzeit ausgesetzt waren, Verse auswendig lernen und zur Kirche kommen zu müssen.

Warum betonen viele, die wenig zur Kirche gehen, dass sie doch ihren Glauben haben? Vermutlich, weil sie denken, dass die Kirche fordernd auftritt, zumindest einen Rest von Glauben erwartet. Aus all diesen Gründen bleiben viele zu Hause. Hinzu kommt noch, dass nicht jeder Gefallen an der Atmosphäre einer Kirche findet, gerade einer solchen wie der Stadtkirche. Nicht jeder kann sich hier geborgen fühlen. Und die, die zu Hause bleiben, sehen oft auch keinen Anreiz, sich an einer anderen Stelle für die Gemeinde zu interessieren.

Für wen ist Jesus ein Stolperstein: für die, die zu Hause bleiben – oder für uns? „Menschen, die sich nicht darum bemühten, sind von Gott angenommen worden“, könnten das nicht auch die sein, die von manchen abfällig als „Weihnachtschristen“ bezeichnet wurden? Gemeinde sind wir und sie. Genauso wie sie – mit ihnen zusammen oder gar nicht – werden wir Gemeinde durch Einüben ins Vertrauen.

Vertrauen wächst vielleicht in Gesprächen nach der Kirche, in der Nachbarschaft in eben in Entstehung begriffenen Besuchsdienstkreisen, in den bestehenden Gemeindekreisen. Es geht gar nicht darum, dafür zu sorgen, dass die Kirche voller wird, sondern dass auch die, die nicht oder selten hierher kommen, merken: die Kirche ist für alle da. Da finde ich Hilfe, da könnte ein Ort sein, wo mein Einsatz gefordert ist.

Aber die Gemeinde stellt keine Vorbedingung, ehe ich dazu gehören darf. Sie fragt sich, ob immer nur die Fernerstehenden sich an die Gewohnheiten der Kerngemeinde anpassen müssen. Kleine Anfänge des Miteinanderredens über die gewohnten Beziehungen hinaus; Sprechen mit einem, an dessen Verhalten oder Anschauungen man Anstoß nimmt; offenes Gespräch über unterschiedlich gelebtes Christentum und gegenseitiges Geltenlassen anstelle gegenseitiger Verurteilung – in all dem wird etwas vom Geist Jesu wirksam. Wir sind aufgerufen, am Vertrauen in unserer Gemeinde weiterzubauen, weil wir uns auf den tragfähigen Grund dieses Vertrauens, auf Jesus, verlassen können.

Der Stein auf dem Berg unserer Wünsche kann zum Hindernis werden, zum Stolperstein, wenn wir uns in uns selbst oder in unserer Gruppe abkapseln. Jesus bedeutet für den ein Hindernis, der nicht die Verantwortung für sein eigenes Verhalten übernehmen will und darauf beharrt: die anderen sind schuld, dass ich allein bin; die Menschen sind schlecht – und da soll ich Vertrauen wagen?

Jesus könnte für uns ein Hindernis sein, das an uns einen besondern Zweck erfüllt. Vielleicht haben Sie von der holländischen Stadt Delft gehört. Da behindern Blumenkästen, die mitten auf der Straße stehen, Straßenunebenheiten, viele Kurven den Autoverkehr in vielen Wohnstraßen – Steine des Anstoßes für viele Autofahrer, die es eilig haben. Doch diese Hindernisse ermöglichen ein menschliches Miteinander von Fußgängern, Radfahrern, Autofahrern, spielenden Kindern, sich ausruhenden Erwachsenen – alles mitten auf der Straße!

So meint es auch Paulus mit dem „Stein des Anstoßes“, von dem Gott gesagt hat: „Gebt acht, ich lege auf den Berg Zion einen Stein hin, an dem sie sich stoßen. An diesem Felsen werden sie zu Fall kommen. Aber wer sich auf ihn verlässt, der wird nicht zugrundegehen.“ Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied EKG 186 (EG 286), 1-2:

1. Singt, singt dem Herren neue Lieder, er ist‘s allein, der Wunder tut. Seht, seine Rechte sieget wieder, sein heilger Arm gibt Kraft und Mut. Wo sind nun alle unsre Leiden? Der Herr schafft Ruh und Sicherheit; er selber offenbart den Heiden sein Recht und seine Herrlichkeit.

2. Der Herr gedenkt an sein Erbarmen, und seine Wahrheit stehet fest; er trägt sein Volk auf seinen Armen und hilft, wenn alles uns verlässt. Bald schaut der ganze Kreis der Erde, wie unsers Gottes Huld erfreut. Gott will, dass sie ein Eden werde; rühm, Erde, Gottes Herrlichkeit!

Abkündigungen: Die heutige Kollekte ist für Dienste in Israel bestimmt, als Ausdruck der gemeinsamen Verantwortung von Juden und Christen vor Gott. Christlichen und jüdischen Werken, die in Israel elternlosen Kindern, Behinderten und seelisch zerstörten Menschen beistehen, kommt Ihre Spende zugute.

Unter den christlichen Diensten in Israel möchte ich insbesondere den Dienst der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste hervorheben. In einer Zeit, in der viele sagen: „Lasst doch endlich die alten Sachen ruhen – Judenfeindschaft, Nationalsozialismus, das gehört doch der Vergangenheit an!“, in dieser unserer Zeit entdecken die Freiwilligen von Aktion Sühnezeichen in Israel immer wieder, dass es für Israelis nicht gleichgültig ist, ob man aus dem Volk eines Hitler und seiner Mitläufer oder aus dem Volk, das gehasst, verfolgt und vernichtet werden sollte, stammt.

Die jungen Freiwilligen reden nicht über die deutsche Vergangenheit, sondern sie leben mit den Opfern dieser Vergangenheit zusammen. Die Situation ist nicht einfach, denn sie leben in Spannungsfeldern, in denen es in der jüngeren Vergangenheit auch arabische Opfer israelischer Politik gegeben hat. Dort für den Frieden zu leben, heißt oft: auf einem Platz zwischen den Stühlen zu sitzen, der immer neuen Missverständnissen ausgesetzt ist. Doch wir alle leben davon, dass es solche Minderheiten gibt, die begriffen haben, dass man die Vergangenheit nicht vergessen darf, um in der Zukunft nicht blindlings neuen Vorurteilen, neuem Hass, neuer Gewalt zu verfallen oder ausgeliefert zu sein.

Die Israel-Freiwilligen von Aktion Sühnezeichen bemühen sich, Zeichen gegen Hass und Ungerechtigkeit, gegen Gewalt und Hoffnungslosigkeit zu setzen. Einem oder zweien, die sich genauer über die „Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste“ informieren wollen, kann ich am Ausgang etwas Informationsmaterial austeilen. Bitte unterstützen Sie durch Ihre Spende diesen und ähnliche Dienste in Israel!

Lied EKG 186 (EG 286), 3-4:

3. Frohlocket, jauchzet, rühmet alle, erhebet ihn mit Lobgesang! Sein Lob tön im Posaunenschalle, in Psalter- und in Harfenklang! Auf, alle Völker, jauchzt zusammen, Gott macht, dass jeder jauchzen kann; sein Ruhm, sein Lob muss euch entflammen, kommt, betet euren König an!

4. Das Weltmeer brause aller Enden, jauchzt, Erde, Menschen, jauchzt vereint! Die Ströme klatschen wie mit Händen; ihr Berge, hüpft, der Herr erscheint! Er kommt, er naht sich, dass er richte den Erdkreis in Gerechtigkeit und zwischen Recht und Unrecht schlichte; des sich die Unschuld ewig freut.

Herr Jesus Christus! Wir bitten dich für uns. Dass wir uns Menschen in unserer Gemeinde öffnen, die wir noch nicht kennen. Dass wir Kontakte wagen mit Menschen, die unser Leben bereichern können oder die uns brauchen. Dass wir neuen Formen der Gemeindearbeit gegenüber aufgeschlossen bleiben.

Herr, wir bitten um Frieden. Dass im Nahen Osten die erstmalig bestehende Chance zum Frieden nicht durch Starrsinn verspielt wird. Dass im südlichen Afrika der furchtbaren Unterdrückung und der sinnlosen und brutalen Gewalt ein Ende gesetzt wird – durch Verhandlungen und durch ein Umdenken derer, die die rassistischen Regierungen vom Ausland aus unterstützen. Dass wir erkennen, dass der Friede auch Anstrengungen von uns erfordert, unser Nachdenken, unsere Bereitwilligkeit, uns zu informieren, unsere Bereitschaft zum Einsatz oder zur Unterstützung von Friedensdiensten, unsere Kritikfähigkeit gegenüber den Interessen einzelner Gruppen, die über das Ziel des Friedens gestellt werden.

Wir schließen in unsere Fürbitte ein: alle, die jetzt Urlaub machen, alle, die krank sind und darauf angewiesen sind, dass jemand zu ihnen kommt, alle, denen ein einfaches Wort der Aufmunterung helfen würde, den Mut für den nächsten Tag zu behalten.

Wir schließen in die Fürbitte ein das Kind …, das am vergangenen Sonntag hier getauft wurde, und das Ehepaar …, das gestern hier getraut würde. Sei du ihnen als Freund nahe und gib, dass sie in deiner Gemeinde Erweise deiner Freundlichkeit erfahren werden. Amen.

Vaterunser

Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.

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