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Vertrauen auf Jesus, den Eckstein

Bilder der Bibel von Adam, dem Leben eingehaucht wurde, von der Sonne, die Gottes Liebe versinnbildlicht, und vom verworfenen Stein, der zum Eckstein in einem wichtigen Bauwerk wird, tragen zum Trost in dieser Trauerfeier bei – und ein Lied des Vertrauens zu Jesus Christus von dem Liederdichter Paul Gerhardt.

Jesus, der Eckstein: ein weggeworfener Stein liegt im Dreck
Jesus wird in der Bibel mit einem verworfenen Stein verglichen (Bild: MaaarkPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde, wir sind hier zusammengekommen, um von … Abschied zu nehmen, der im Alter von [über 60] Jahren gestorben ist.

Wir sind betroffen durch diesen plötzlichen Tod. Wir fürchten uns vor dem Weg, den wir heute gehen müssen. Wir wissen noch nicht, wie wir die Trauer bewältigen werden.

Gut ist es, dass wir heute nicht allein sind. Gut ist es, wenn wir Begleitung haben auch in den Tagen, Monaten und Jahren, die kommen. Gut ist es, wenn wir Trost finden im Glauben an Gott.

Wir beten mit dem Psalm 23 von Gott, dem Guten Hirten, der in Freud und Leid bei uns ist:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. Amen.

Liebe Trauergemeinde!

Gutes und Barmherzigkeit sind Herrn A. gefolgt sein Leben lang. Er lebte in enger Verbundenheit mit seiner Familie, wurde anerkannt und geschätzt im großen Freundes- und Bekanntenkreis. Auch umgekehrt war er ein Mensch, von dem viel Gutes und Barmherzigkeit ausging, sowohl in seiner Familie als auch weit darüber hinaus.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Als Sie im Krankenhaus von Ihrem Vater Abschied nahmen, nahmen Sie seinen toten Körper nur noch als eine leere Hülle war. Das war nicht mehr die Person, die dieser Mensch gewesen war, sein Leben hatte diesen Leib bereits verlassen.

Das erinnert mich an die Erzählung von Adam in der Bibel (1. Buch Mose – Genesis 2, 7): Bildhaft beschreibt sie, wie Gott den Menschen aus Erde formt und ihm dann das Leben schenkt, indem Gott ihm seinen eigenen Atem in die Nase einhaucht.

Der Tod wird entsprechend in der Bibel oft so geschildert, dass ein Mensch oder sein Leben wieder aushaucht, zu Gott zurückkehren lässt, von dem es ausgegangen war. So sind wir einerseits von Erde genommen, zu der wir wieder zurückkehren, und andererseits sind wir Geist von Gottes Geist, wir haben unser Leben von Gott geschenkt bekommen, und zu ihm kehrt es wieder zurück.

Als Sie das Krankenhaus verließen, schien die strahlende Sonne – Sie haben das als tröstlichen Fingerzeig von oben empfunden, als Hinweis, dass der Verstorbene nicht verloren ist, sondern in einer anderen, unerklärlichen Art und Weise weiterlebt.

Die Sonne ist übrigens manchmal auch in christlichen Liedern ein Sinnbild der Liebe Gottes oder Jesu Christi zu den Menschen.

So heißt es im Lied 351 im Evangelischen Gesangbuch in der letzten Strophe:

13. Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ; das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist.

Das Lied ist von Paul Gerhardt, es ist 350 Jahre alt, die Sprache wirkt altertümlich. Doch wer genau hinhört, entdeckt in mehreren Strophen dieses Liedes auch Trost für heutzutage:

9. Sein Geist spricht meinem Geiste manch süßes Trostwort zu: wie Gott dem Hilfe leiste, der bei ihm suchet Ruh.

Ich höre in diesen Zeilen: Auch wir modernen Menschen sind einer hektischen Zeit nicht hilflos ausgeliefert, sondern wir finden im Leben und im Sterben bei Gott Hilfe, um unser Leben zu meistern, und Ruhe für unsere Seele.

In einem anderen Teil des Liedes geht es darum, dass auch wir modernen Menschen gewiss sein dürfen, dass es mehr gibt als diese Welt und diese Erde. Wir gehen im Tod nicht einfach verloren, sondern wir finden uns wieder in den Händen eines Gottes, dem sich alle Menschen anvertrauen können und der ein barmherziger Richter ist:

10. Da ist mein Teil und Erbe mir prächtig zugericht‘; wenn ich gleich fall und sterbe, fällt doch mein Himmel nicht.

Gottvertrauen ändert zwar nichts daran, dass wir auf Erden auch Leid erfahren und bittere Tränen weinen – gerade in diesen Tagen erfahren wir ja wieder, wie machtlos Menschen weltweit den Kriegsplänen der Machtpolitiker ausgeliefert sind -, aber dennoch müssen wir nicht verzweifeln. Wir bleiben in allem, was uns widerfährt, von Gottes Liebe getragen:

10. Muss ich auch gleich hier feuchten mit Tränen meine Zeit, mein Jesus und sein Leuchten durchsüßet alles Leid.

Letzten Endes beruht der Glaube an ein Leben nach dem Tod auf dem Vertrauen zu Jesus Christus. Er ist es nämlich, in dem Gott selbst zur Welt kam. In Jesus hat Gott selbst dieses Leben gelebt und sogar diesen menschlichen Tod durchlitten. In Jesu Auferstehung erkennen wir im Glauben das Urbild unserer eigenen Auferstehung, die uns blüht.

Es ist den Menschen zu allen Zeiten schwergefallen, das zu glauben. Wenn es nicht unglaublich wäre, wäre ja auch kein Glaube, sondern bloßes Wissen nötig. Oscar Wilde hat einmal gesagt: „Ich kann alles glauben, vorausgesetzt es ist unglaublich.“ Es ist ja in der Tat eine unglaubliche Geschichte, die uns die Bibel vom Sterben und Auferstehen Jesu erzählt.

Sie ist gar nicht wegen übernatürlicher Dinge ein so großes Wunder, sondern weil am Ende des Lebens Jesu zunächst jeder denken musste: „Mit dem ist es nun wirklich aus!“ Man bringt Jesus, den Gottessohn, hinaus vor das Tor von Jerusalem auf den Galgenberg und kreuzigt ihn dort zu Tode. „Weg mit ihm, weg mit Gott!“ Man geht mit ihm um wie ein Maurer mit einem unbrauchbaren Stein – er wirft ihn weg, auf den Schutthaufen! Die Bibel sagt wörtlich von Jesus (Apostelgeschichte 4, 11):

Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen…

Aber dann geht der Satz weiter:

…der zum Eckstein geworden ist.

Was ist denn das, ein Eckstein? Darunter kann man den Schlussstein in der Kuppel einer Kirche verstehen; das Gewölbe hält nur, wenn dieser Schlussstein richtig eingepasst wird. Oder ein Eckstein ist der der Grundstein, der gelegt wird, oder das Fundament des ganzen Baues, das stabil genug sein muss, damit die ganze Konstruktion nicht einstürzt. Hier wird also der weggeworfene Mauerstein zum wichtigsten Stein eines großartigen Gebäudes. Es ist wohl angemessen, bei der Beerdigung eines Maurers an dieses Bild zu erinnern, das die Bibel für Jesus verwendet.

Aber warum wird Jesus der Eckstein genannt?

Weil die Art Jesu, sich für die Menschen einzusetzen und sich bis zum Tod von ihnen ausnutzen zu lassen, so unglaublich naiv erschien – und doch liegt in ihr der Schlüssel zum ewigen Glück. Jesus hält unbeirrt an der Liebe fest, bittet sogar für die um Vergebung, die ihn ans Kreuz nageln, und genau das ist der Weg, auf dem er die Welt aus Verzweiflung und Sünde erlöst.

Jesus lebt die Liebe und ruft uns zur Nachfolge auf, ebenfalls der Liebe zu vertrauen – nicht etwa weil alle Menschen gut und lieb sind, sondern weil trotz allem die Liebe stärker ist als das Böse und sogar der Tod.

So bleibt Liebe im Sinne von nüchterner Hilfe für den Nächsten der wahre Grundstein für ein erfülltes Leben, stabiler und zuverlässiger als die heute so moderne Härte der Ellbogen und die Lässigkeit cooler Typen.

Der Verstorbene war einer, der in diesem Sinne mehr an andere als an sich selbst gedacht hat. Selbst nach dem Ruhestand hat er nicht aufgehört zu schaffen, noch in der Woche vor seinem Tod hat er ausgeholfen. Wann hat ein Maurer jemals wirklich Feierabend, wann ist er wirklich im Ruhestand? Und nicht nur für die eigene Familie war er da, geduldig kümmerte er sich um Nachbarskinder, oder er brachte eine Bekannte ins Krankenhaus. Er akzeptierte die Menschen ohne Unterschied, ob arm oder reich, ob Professor oder ohne Schulabschluss.

Nicht vergessen sei auch, dass er die Geselligkeit geliebt hat, zum Beispiel beim Kartenspiel, und dass er gern im Garten gearbeitet hat. Manches hätte er noch vorgehabt in seinem Leben.

So war sein Leben erfüllt – und doch zu kurz. Wir sind dankbar für dieses Leben und traurig, dass es zu Ende ist. Wir müssen Abschied nehmen, müssen loslassen, was wir nicht festhalten konnten – und wir bitten zugleich den Herrn über Leben und Tod, dass er uns bei diesem Loslassen festhält und festen Halt gibt. Amen.

Gott der Lebenden und der Toten, mit schwerem Herzen gehen wir heute den Weg zu einem Grab. Wir fassen noch nicht, was der Tod von Herrn A. für das Leben derer, die ihn liebten, wirklich bedeutet. Er hinterlässt eine Lücke, die niemand vollständig ausfüllen kann. Traurig gehen wir gemeinsam einen Weg, der uns nicht erspart bleibt.

Hilf uns, Gott, dass wir nicht zusammenbrechen, dass wir nicht verzweifeln, dass Menschen bei uns sind, die uns ohne Worte verstehen.

Hilf uns, den Weg des Abschieds Schritt für Schritt zu gehen, auch wenn das weh tut. Sei bei uns mit deinem Trost, wenn menschlicher Trost versagt. Zeige uns neue Wege, wo uns alte Wege nicht mehr offen stehen. Amen.

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