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Zehn Worte, die heil machen

Unser Predigttext liest sich wie eine Erläuterung der Zehn Gebote. Da geht es um Lügen und Stehlen, um Wutausbrüche und faules Geschwätz. All das sollen wir ablegen wie alte Kleidung, die kaputt ist oder uns nicht mehr passt. Aber geht das so einfach? Paulus will sagen: Es mag ein Wunder sein, wenn ein Mensch sich ändert. Aber Gott tut Wunder.

Mose mit den Tafeln der Zehn Gebote oder Zehn Worte
Mose mit den Tafeln der Zehn Gebote oder Zehn Worte (Bild: falcoPixabay)

#predigtTaufgottesdienst am 19. Sonntag nach Trinitatis, 10.10.10, 10 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Musik und Einzug der Tauffamilien

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Zum Taufgottesdienst in der Pauluskirche begrüße ich alle herzlich mit dem Bibelwort zur kommenden Woche aus dem Buch des Propheten Jeremia 17, 14:

Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.

In der Predigt geht es nachher auch um das Thema „Heil-Werden“, aber nicht im Blick auf Krankheit und Gesundheit. Pfarrer Schütz wird die Frage stellen: Wie können wir uns ändern, innerlich neu werden, wenn wir spüren, dass in unserem Leben nicht alles in Ordnung ist?

Besonders herzlich heißen wir ein Mädchen und einen Jungen gemeinsam mit ihren Familien und Paten willkommen, die wir heute taufen wollen: …

Ein herzliches Dankeschön gilt unserem Gaudete-Quartett, das unseren Gottesdienst unter der Leitung von Chorleiter Werner Boeck mit drei Liedern musikalisch bereichert. Zu Beginn hören wir vom Chor das Lied 155: „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend!“

1. Herr Jesu Christ, dich zu uns wend, dein‘ Heilgen Geist du zu uns send, mit Hilf und Gnad er uns regier und uns den Weg zur Wahrheit führ.

2. Tu auf den Mund zum Lobe dein, bereit das Herz zur Andacht fein, den Glauben mehr, stärk den Verstand, dass uns dein Nam werd wohlbekannt,

3. bis wir singen mit Gottes Heer: »Heilig, heilig ist Gott der Herr!« und schauen dich von Angesicht in ewger Freud und sel’gem Licht.

4. Ehr sei dem Vater und dem Sohn, dem Heilgen Geist in einem Thron; der Heiligen Dreieinigkeit sei Lob und Preis in Ewigkeit.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir wünschen uns eine heile Welt, so glatt wie das Datum und die Uhrzeit hier und jetzt am 10.10.10. um 10.10 Uhr. Für die Kinder, die uns anvertraut sind, wünschen wir, dass sie behütet und in Freiheit aufwachsen und dass ihr Leben erfüllt sein wird. Gott, wir freuen uns über unser Leben, über deine Liebe, über die Kinder, die du uns schenkst.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Leider wissen wir, dass unsere Welt nicht überall heil ist. Gott hat sie sehr gut geschaffen, aber Menschen nutzen ihre Gaben nicht nur für gute Zwecke, sondern auch um ihren Egoismus zu befriedigen, Krieg zu führen und die Natur in schädlicher Weise auszubeuten. Werden unsere Kinder und Enkel in einer solchen Welt im Frieden groß werden und glücklich sein können? Wir rufen zu dir, Gott:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Am 10.10.10 um 10.10 Uhr erinnere ich an eine große Zehn aus der Bibel, an die Zehn Worte, mit denen Gott uns auf einen guten Weg weist: Die Zehn Gebote (2. Buch Mose – Exodus 20, 1-17). Sie helfen uns, Mensch zu bleiben in der Verantwortung vor Gott. Nicht töten, sondern das Leben bewahren, nicht stehlen, sondern dem andern Menschen gönnen, was er hat, nicht ablästern über Leute, die wir nicht leiden können, sondern ihnen Gutes zutrauen. Gott, wir danken dir für die Zehn Worte deiner Wegweisung!

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist gross Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Guter Gott im Himmel, hilf uns, innerlich heil zu werden, damit wir diese Welt ein bisschen heiler machen. Hilf uns, unsere Kinder in Liebe zu begleiten und ihnen zu zeigen, woran wir glauben, worauf wir uns im Leben verlassen. Das erbitten wir von dir im Namen deines Sohnes, Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Bevor wir uns der Taufe von … und … zuwenden, singen wir das Lied 577:
Kind, du bist uns anvertraut. Wozu werden wir dich bringen?

Liebe Tauffamilien, liebe Gemeinde!

Was brauchen Kinder, um in einer oft nicht so ganz heilen Welt gut aufzuwachsen? Wir haben das Stichwort „Zehn Gebote“ gehört, aber auch das Stichwort „Liebe“. Mir ist erst vorgestern, als ich die Predigt vorbereitet habe, aufgefallen, dass in der Bibel nirgends von den „Zehn Geboten“ die Rede ist. Stattdessen steht da: „Die Zehn Worte“. Und auch das ist nicht ganz korrekt übersetzt, denn was wir aus dem Alten Testament mit dem Wort „Wort“ übersetzen, meint eigentlich immer ein sofort in Taten umgesetztes Wort. Wenn Gott ein Wort spricht, dann geschieht etwas. Gott ist Liebe, seine Liebe spricht uns Mut zu, richtet uns auf, verändert uns. Die Zehn Worte sind also weniger Forderungen an uns Menschen, es sind liebevolle Zusagen: Wo ihr euch auf Gottes Liebe einlasst, werdet ihr einander am Leben lassen und zum Leben helfen, einander treu bleiben in euren Ehen und in euren Familien voller Respekt und Liebe miteinander umgehen. Wenn Gott uns zehn heilsame Worte der Wegweisung sagt, Zehn Gebote, wie wir sie nennen, dann will er uns damit auf den Weg der Liebe führen.

Der Apostel Paulus bringt diesen Gedanken in seinem 1. Brief an die Korinther 13, 13, so auf den Punkt:

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Diesen Vers haben Sie, liebes Ehepaar …, für ihre zweite Tochter … als Taufspruch ausgewählt. Ich denke, damit ist alles gesagt, was man sich für ein Kind wünschen kann.

Als erstes: Glauben! Wir wünschen uns, dass ein Kind im Leben einen festen Halt und gute Orientierung findet. Es soll an etwas glauben können, worauf es sich zu vertrauen lohnt. Auf den Gott zu vertrauen, der nicht nur die Welt, sondern auch uns erschaffen hat und uns mit seiner Liebe begleitet, ist sicher eine gute Entscheidung für das ganze Leben.

Als zweites: Hoffnung! Wir wünschen uns, dass ein Kind auch schwere Zeiten durchsteht und nicht gleich aufgibt, wenn mal etwas nicht gleich klappt. Als Eltern und Paten können wir ein Kind zur Hoffnung erziehen, indem wir ihm viel zutrauen, manchmal vielleicht auch etwas Anstrengendes zumuten, und es bei dem, was es selber macht, die nötige Unterstützung geben.

Als drittes: Liebe! Liebe ist am allerwichtigsten, sagt Paulus. Alle Liebe kommt eigentlich von Gott. Von ihm sind wir gewollt, in seinen Augen sind wir kostbar. Und diese Liebe sollen wir in uns aufnehmen und unseren Kindern weitergeben. Unsere Kinder sind das Kostbarste, was uns anvertraut ist. Indem wir ihnen das Gefühl geben, geborgen und behütet zu sein, lassen wir sie spüren, dass sie in dieser Welt willkommen sind und dass es schön ist zu leben.

Der Taufspruch von … spricht auch vom Behütetwerden eines Kindes. Er steht im Psalm 91, 11:

[Gott] hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.

Dieser Vers bringt sehr schön zum Ausdruck, dass wir als Eltern und Paten bei all unseren Erziehungsbemühungen nicht allmächtig sein müssen. Wir tun das, was wir können, und die Engel Gottes sind dabei mit am Werk. Wir geben unseren Kindern Liebe, die uns selbst geschenkt ist. Wir trauen ihnen viel zu, so dass sie nicht ihre Hoffnung verlieren, und wissen, dass uns dabei die Engel Gottes umgeben und bewahren. Wir tun alles, um das Vertrauen nicht zu enttäuschen, das Kinder in uns setzen, und setzen dabei selber unser Vertrauen auf Gott.

Wenn wir darauf vertrauen, dass Gottes Engel mit aufpassen auf unsere Kinder, können wir aufatmen und ganz in Ruhe alles für sie tun, was nötig ist. Gott lässt uns nicht allein dabei, und er hilft uns, dass wir auch füreinander da sind wie ein guter Engel. Es ist gut, wenn ein Kind betreut wird von Mama und Papa, wenn Paten, Verwandte und Freunde als Unterstützung da sind. Und im Hintergrund leisten auch die unsichtbaren Engel Gottes, ohne dass wir es merken, ihren Dienst und behüten diese Kinder auf allen ihren Wegen.

Glaubensbekenntnis und Taufen

Wir hören vom Gaudete- Quartett aus dem Lied 205 die Strophen 1 bis 3:

1. Gott Vater, höre unsre Bitt: teil diesem Kind den Segen mit, erzeig ihm deine Gnade, lass’s sein dein Kind, nimm weg sein Sünd, dass ihm dieselb nicht schade.

2. Herr Christe, nimm es gnädig auf durch dieses Bad der Heilgen Tauf zu deinem Glied und Erben, damit es dein mög allzeit sein im Leben und im Sterben.

3. Und du, o werter Heilger Geist, samt Vater und dem Sohn gepreist, wollst gleichfalls zu uns kommen, damit jetzund in deinen Bund es werde aufgenommen.

Wir hören den Text zur Predigt aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus im 4. Kapitel, Verse 22 bis 30:

22 Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet.

23 Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn

24 und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

25 Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.

26 Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen,

27 und gebt nicht Raum dem Teufel.

28 Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.

29 Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.

30 Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Wir singen das Lied 584, das davon handelt, wie wir durch Gottes Liebe verwandelt werden:
Meine engen Grenzen
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Bild von oben in voller Höhe - Mose und die Zehn WorteLiebe Gemeinde, unser Predigttext liest sich wie eine Erläuterung der Zehn Gebote. Da geht es um Lügen und Stehlen, um Wutausbrüche und faules Geschwätz. All das sollen wir ablegen wie alte Kleidung, die kaputt ist oder uns nicht mehr passt. „Legt von euch ab den alten Menschen“ – „zieht den neuen Menschen an“! Dazu fordert Paulus uns auf. Aber geht das so einfach? Können wir uns selbst verändern, unser inneres Wesen, unseren Charakter, so wie wir uns neue Kleidung anziehen? Können wir das, was uns an uns selbst stört, so einfach ablegen?

Paulus will sagen: Es mag ein Wunder sein, wenn ein Mensch sich ändert. Aber Gott tut Wunder. Gott traut uns das zu, dass wir die Welt und uns selbst in einem neuen Licht sehen und uns anders verhalten.

Vier Beispiele führt Paulus an: Wie kann jemand aufhören, andere und sich selbst zu belügen? Wie kann jemand aufhören, aus einem Zorn heraus andere und sich selbst in Gefahr zu bringen? Wie kann jemand damit aufhören, anderen einfach etwas wegzunehmen, was er haben will? Und schließlich: Wie kann jemand aufhören, schlecht über andere zu reden?

Erstes Thema: Lügen.

Für uns war es in der Erziehung unserer Kinder immer wichtig, dass sie uns nicht anlügen. Denn jede Lüge zwischen vertrauten Menschen macht dieses Vertrauen kaputt. Wie erreicht man das? Zum Beispiel dadurch, dass Eltern auch ihren Kindern gegenüber nicht lügen. Dass sie das halten, was sie versprechen. Dass sie Strafen nicht nur androhen, sondern auch konsequent bleiben in der Durchsetzung von Grenzen. Am wichtigsten ist, dass die Kinder spüren: Ich muss keine Angst vor den Eltern haben. OK, wenn ich etwas kaputtgemacht habe, wird das Folgen haben. Aber wenn ich lüge, weil ich Angst habe vor einer Strafe, wird alles nur noch schlimmer sein.

Um die Lüge zu überwinden, muss also erst einmal das Vertrauen wachsen. Wenn das Kind weiß: Die Eltern werden zwar schimpfen, aber sie haben mich trotzdem lieb, und sie wollen nicht, dass ich lüge, dann wird es nicht so viel Angst haben, die Wahrheit zu sagen. Das Kind wird vielleicht sogar akzeptieren, dass es bestraft wird, wenn es die Strafe als gerecht empfindet und nicht als brutale Misshandlung.

Auch in der Gemeinde sollen wir die Lüge ablegen, sagt Paulus, „weil wir untereinander Glieder sind.“ Wir hängen durch den Glauben miteinander zusammen, darum kann ein Vertrauen wachsen, so dass man einander auch einmal sein Herz ausschütten kann.

Zweites Thema: Wut.

Genauer: Wutausbrüche, die zu Gewalttätigkeit führen können. Paulus verurteilt nicht Wut oder Zorn an sich. Zornig sein, sich ärgern, Wut empfinden ist manchmal völlig normal. Aber er sagt: „Zürnt ihr, so sündigt nicht!“ Das ist interessant, denn „Sündigen“ heißt in der Bibel wörtlich: das Ziel verfehlen. Wer zornig ist, soll also aufpassen, dass er nicht über das Ziel hinausschießt.

Welches Ziel hat der Zorn? Jede Form von Zorn, Ärger, Wut dient dazu, mich abzugrenzen, einem andern zu zeigen, was für mich absolut nicht geht: „Bis hierher und nicht weiter!“ Das kann man erreichen, indem man zum Beispiel „Nein“ sagt, indem man lauter wird als gewöhnlich, indem man konsequente Maßnahmen ergreift, um gegen Unrecht vorzugehen.

Und wann schießt man im Zorn über das Ziel hinaus? Paulus sagt dazu erst einmal: „Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ Wer bis zum Ende des Tages einen Streit nicht schlichten konnte, der läuft Gefahr, die Beziehung zu einem Menschen auf Dauer zu vergiften. Wer nachtragend ist, trägt nicht nur selber schwer an dieser Last, sondern bürdet auch andern die Last einer unerträglichen Atmosphäre auf.

Und dann sagt Paulus den krassen Satz: „Gebt nicht Raum dem Teufel!“ Damit nimmt er sehr ernst, wie viel Böses aus einem Zorn entstehen kann, den man nicht mehr unter Kontrolle hat. Das kann bis hin zu Mord und Totschlag gehen, wir kennen das seit Kain und Abel. Tut im Zorn niemandem weh, auch euch selber nicht! Denn es ist etwas Teuflisches, zu meinen, es könnte etwas Gutes entstehen durch Gewalt, durch Töten, durch Wehtun. Gott will das Leben, und von Jesus können wir lernen, Böses nicht mit Bösem zu vergelten.

Drittes Thema: Stehlen.

Warum nehmen Menschen anderen etwas weg, was ihnen nicht gehört? Vielleicht weil sie meinen, sie kriegen sonst nicht genug. Ein zufriedener Mensch würde nicht stehlen, auch wenn er gemessen an anderen nicht viel besitzt. Manchmal klauen Kinder im Supermarkt als Mutprobe, oder weil sie meinen, das fällt ja eh nicht auf. Aber sie vergessen, dass durch den Diebstahl die Sachen für die anderen Kunden teurer gemacht werden. Irgendwer muss ja den Schaden bezahlen. Und sich selber schadet man erst recht, denn wer erst einmal als kriminell gilt, bekommt weniger Chancen, eine gute Arbeit zu finden.

Paulus sagt: „Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr.“ Es gibt offenbar auch in seiner Gemeinde Mitglieder, die schon einmal gestohlen haben. Er schließt sie nicht aus, aber er erwartet von ihnen, mit dem Stehlen aufzuhören. Denn, so Paulus, ein Christ hat es nicht nötig, anderen etwas wegzunehmen. Gott sorgt für seine Kinder. Sei es, dass jemand „arbeiten und schaffen kann mit eigenen Händen“, sei es auch, dass er in einem Netz von gegenseitiger Hilfe aufgefangen wird. Wichtig ist aber, darauf zu achten, dass die Höhe der Unterstützung den Maßstäben der Menschenwürde entspricht; das sei bei der Bemessung der Hartz-IV-Sätze für Kinder in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen, hat kürzlich das Bundesverfassungsgericht bemängelt. Natürlich spielt das Thema Stehlen auch da eine Rolle, wo jemand unrechtmäßig Hilfeleistungen kriegt, auf Kosten von anderen, die wirklich Hilfe brauchen. Oder wo jemand Steuern hinterzieht, der genug Geld hat, um Steuern zahlen zu können. Oder wo Finanzspekulanten ganze Volkswirtschaften und das angesparte Geld anderer Leute in Gefahr bringen.

Der beste Weg, nicht mehr zu stehlen, nicht mehr hintenherum etwas für sich wegzunehmen, ist sicher: ein zufriedenes Leben aufzubauen. Wer erst einmal eine Familie hat und für sie Verantwortung trägt, blickt oft ganz anders ins Leben als noch wenige Jahre vorher in den wilden Jugendjahren, als man noch dachte, es ist sowieso alles egal.

Viertes Thema: Ablästern.

Also: Schlecht reden über andere. „Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen“, sagt Paulus, „sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.“ Auf andere Schimpfen ist leicht. Verständnis haben für die Launen anderer, ein gutes Wort für jemanden haben, der uns auf die Nerven geht, das ist schwer. Erst wenn wir in den Fehlern anderer etwas wiedererkennen, was auch unser eigenes Problem ist, beginnen wir vielleicht ein bisschen zu verstehen.

Paulus ist jedenfalls überzeugt: Schlecht reden bringt nur Unfrieden, gut reden über andere bringt Segen. Man muss es nur ein bisschen einüben, so schwer ist das dann doch nicht.

Zum Schluss sagt Paulus: „Betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung.“ Ein merkwürdiger Satz! Der heilige Geist, das ist alles von Gott, was in uns wachsen will: Glaube, Hoffnung, Liebe. So lange wir Vertrauen auf Gott haben, so lange Hoffnung und Liebe in uns lebendig sind, sind wir vor dem Bösen bewahrt, so niemand in einen Raum eindringen darf, der versiegelt ist. Paulus will nicht, dass wir den Heiligen Geist traurig machen; Gott wäre traurig, wenn wir das, was er uns schenkt, seine Liebe und unser kostbares Leben, mit Füßen treten. Aber wenn wir auf Gottes Liebe bauen, dann geschehen Wunder: Wir leben als zufriedene Menschen, wir werden aufmerksam auf das, was der Mensch neben uns braucht, wir müssen uns nichts wegnehmen und haben trotzdem genug, wir hören auf zu lügen und schlecht über andere zu reden und leben mit der Wahrheit ein viel glücklicheres Leben. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen aus dem Lied 400 im Gesangbuch die Strophen 4 bis 7:

4. Ich lief verirrt und war verblendet, ich suchte dich und fand dich nicht, ich hatte mich von dir gewendet und liebte das geschaffne Licht. Nun aber ists durch dich geschehn, dass ich dich hab ersehn.

5. Ich danke dir, du wahre Sonne, dass mir dein Glanz hat Licht gebracht; ich danke dir, du Himmelswonne, dass du mich froh und frei gemacht; ich danke dir, du güldner Mund, dass du mich machst gesund.

6. Erhalte mich auf deinen Stegen und lass mich nicht mehr irre gehn; lass meinen Fuß in deinen Wegen nicht straucheln oder stille stehn; erleucht mir Leib und Seele ganz, du starker Himmelsglanz.

7. Ich will dich lieben, meine Krone, ich will dich lieben, meinen Gott; ich will dich lieben sonder Lohne auch in der allergrößten Not; ich will dich lieben, schönstes Licht, bis mir das Herze bricht.

Lasst uns beten.

Barmherziger Gott, wir beten für die Kinder, die wir heute getauft haben: dass sie deine Liebe spüren und weitergeben, dass sie behütet aufwachsen in ihren Familien und die Bewahrung durch deine Engel erfahren, dass sie alle Tage ihres Lebens von dir gesegnet sind.

Gerechter Gott, lass uns deine Liebe spüren in den Zehn Worten deiner Wegweisung. Mach unser Leben heil, schenke uns Zufriedenheit und Glück und lass uns auch anderen ihr Glück gönnen und ihnen helfen, wenn sie Hilfe brauchen.

Gott des Friedens, wir beten zu dir für die Kirche in Nordindien, mit der wir in einer Partnerschaft verbunden sind. Aus fanatischem Hass auf die Minderheit der Christen ist dort vor kurzem eine christliche Schule niedergebrannt worden. Hilf den Christen dort, dass sie ihren Mut nicht verlieren und genug Unterstützung bekommen, um ihre Arbeit fortzusetzen und die Schule wieder aufzubauen.

Gott, unser Tröster, lass uns nicht allein, wenn wir traurig sind. Heile die Verletzungen unserer Seele, richte uns auf, wenn wir niedergedrückt sind, gib uns Mut, wo wir verzagt und ängstlich sind. Insbesondere beten wir heute für zwei Verstorbene: … . Nimm du sie auf in dein himmlisches Reich und schenke ihnen ewige Erfüllung in deinem Frieden. „Herr, deine Güte reicht so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.“ Für die Angehörigen beten wir, dass sie Trost erfahren und gemeinsam ihre Trauer bewältigen können. „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Amen.

In der Stille bringen wir vor Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser

Wir hören vom Gaudete- Quartett aus dem Lied 165 die Strophen 1, 2 und 4:

1. Gott ist gegenwärtig. Lasset uns anbeten und in Ehrfurcht vor ihn treten. Gott ist in der Mitte. Alles in uns schweige und sich innigst vor ihm beuge. Wer ihn kennt, wer ihn nennt, schlag die Augen nieder; kommt, ergebt euch wieder.

2. Gott ist gegenwärtig, dem die Cherubinen Tag und Nacht gebücket dienen. Heilig, heilig, heilig! singen ihm zur Ehre aller Engel hohe Chöre. Herr, vernimm unsre Stimm, da auch wir Geringen unsre Opfer bringen.

4. Majestätisch Wesen, möcht ich recht dich preisen und im Geist dir Dienst erweisen. Möcht ich wie die Engel immer vor dir stehen und dich gegenwärtig sehen. Lass mich dir für und für trachten zu gefallen, liebster Gott, in allem.

Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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