Bild: Ralf Kopp

Opferhand und Friedenszeichen

Spielszene mit Handpuppen im Stuhlkreis der Kita-Kinder.
Opferhand: Eine durchbohrte Hand macht vor einem bewölkten Himmel das Victory- oder Peace-Zeichen. Dahinter steht das Wort "opfer?"
Opferhand: Das Motiv stammt von dem Künstler Ralf Kopp, der mir die Veröffentlichung auf der Bibelwelt ausdrücklich gestattet hat; siehe http://dualsymbolik.ralfkopp.com und www.karfreitag.de.

Gabi: He, Lutz, hast du das Bild auf dem Paulus-Gemeindebrief gesehen? Das finde ich gruselig.

Lutz: Wieso findest du ein Stiefmütterchen gruselig?

Gabi: Nicht das Stiefmütterchen. Das Bild auf der Rückseite.

Lutz: Das ist doch nur eine Hand.

Gabi: Aber da ist Blut an der Hand und ein Loch in der Mitte.

Lutz: Hat einer durch die Hand durchgeschossen?

Gabi: Vielleicht auch durchgestochen. Der arme Mensch! Das muss ihm doch sehr sehr weh tun!

Lutz: Und warum streckt er die beiden Finger nach oben?

Gabi: Das sieht aus wie ein Zeichen, das kenne ich. Das ist ein Buchstabe, der heißt „V“. Mehr weiß ich auch nicht.

Lutz: Ob unsere Freunde Zappi, Fischli und Jamal wissen, was mit dem Bild gemeint ist?

Gabi: Wollen wir die drei mal rufen? * * *

Lutz: Ja. Zappiiiii, Fischliiiii, Jamaaaal!

Fischli: Hallo, da sind wir! Zappi kann heute nicht kommen.

Jamal: Aber ich bin da. Salaam, ihr alle.

Gabi: Könnt ihr beide uns helfen, dieses Bild zu verstehen?

Fischli: Ich glaube, ich weiß, was damit gemeint ist.

Jamal: Dann erklär mal, ich habe nämlich keine Ahnung.

Fischli: Die Hand, das soll eine Hand von dem Jesus sein.

Lutz: Wieso? Hat man dem durch die Hand geschossen?

Fischli: Nein, nicht geschossen. Aber böse Menschen wollten ihn tot machen. Sie haben ihn an ein Kreuz gehängt und durch seine Hände und Füße Nägel geschlagen.

Gabi: Au, au, au, das muss aber schrecklich weh getan haben!

Fischli: Ja. Manche Menschen sind so böse, die wollen andere ganz doll quälen.

Lutz: Aber wieso den Jesus? Der war doch ein lieber Mensch. Und die Christen sagen sogar, er war der Sohn Gottes.

Fischli: Jesus hat armen und kranken Menschen geholfen. Immer kamen viele Leute zu ihm und hörten ihm zu. Die damals im Land zu sagen hatten, kriegten Angst. Sie dachten: Am Ende wird der Jesus noch König und jagt uns weg. Darum wollten sie Jesus totmachen. So wie der Kain den Abel totgemacht hat. So steht es in der Bibel.

Jamal: Aber im Koran steht, dass sie ihn nicht wirklich am Kreuz getötet haben. Es kam ihnen nur so vor (Sure 4, 157).

Gabi: Wie kann man das denn nicht merken?

Jamal: Muslime glauben, vielleicht hat man nicht Jesus, sondern Judas gekreuzigt. Der hatte ja den Jesus an seine Feinde verraten.

Lutz: Das geschieht ihm recht! Seinen Freund verraten, das ist schlimm!

Fischli: Aber in der Bibel steht: Judas wurde nicht gekreuzigt. Er hat sich selbst tot gemacht, als Jesus gestorben ist.

Gabi: Das ist auch schlimm. Mensch, dauernd erzählt ihr uns so schlimme Geschichten.

Lutz: Aber Gabi, du hast doch selber mit dem Bild angefangen und wolltest wissen, was damit gemeint ist.

Gabi: Da hast du Recht. Aber was stimmt denn nun, Jamal und Fischli: Ist Jesus am Kreuz gestorben oder nicht?

Jamal: Muslime glauben nicht, dass Jesus gekreuzigt wurde. Gott hat ihn beschützt, und er starb nicht am Kreuz.

Fischli: Christen glauben: Jesus ist am Kreuz gestorben, weil er alle Menschen liebgehabt hat. Er wollte nicht, dass ein anderer für ihn stirbt, nicht einmal der Judas, der ihn verraten hatte.

Jamal: Das sehen Muslime anders. Sie sagen: Jesus war ein großer Prophet, ein Gesandter Gottes. Gott kann nicht zugelassen haben, dass Jesus so grausam stirbt.

Fischli: Da sind wir wirklich verschiedener Meinung. Christen sagen: Jesus ist am Karfreitag gestorben, aber nach drei Tagen hat Gott ihn vom Tod wieder auferweckt. Und dann feiern wir Ostern. Wir freuen uns, dass Jesus wieder lebt.

Jamal: Man kann nicht über alles einer Meinung sein. Trotzdem bleiben wir Freunde, ja?

Fischli: Aber natürlich!

Gabi: Ich hab noch eine Frage. Warum macht die Hand so ein Zeichen mit zwei Fingern? Ist das der Buchstabe „V“?

Fischli: Ja. Mit „V“ fängt das Wort „victory“ an. Das heißt „Sieg“ auf Englisch. Wer so ein Zeichen macht, ist ein Sieger!

Lutz: Das verstehe ich nicht. Ein Sieger ist doch ein Gewinner, aber wenn der Jesus am Kreuz gestorben ist, ist er doch kein Sieger, sondern eher ein Looser, ein Verlierer.

Fischli: Nein. Christen sagen: Wer die Menschen liebt und darum sein Leben verliert, ist ein Gewinner. Die Liebe ist stärker als der Tod.

Gabi: Das ist aber sehr, sehr schwer zu verstehen.

Fischli: Das stimmt. Das verstehen sogar viele Erwachsene nicht.

Gabi: Was hat Jesus denn von der Liebe, wenn er tot ist?

Fischli: An Ostern ist Jesus ja auferstanden, und seitdem lebt er unsichtbar bei Gott im Himmel. Da geht es ihm gut.

Jamal: Dass Jesus im Himmel bei Gott lebt, glauben Muslime auch. Im Koran steht: „Gott hat Jesus zu Sich erhoben“ (Sure 4, 158) Er hat ihn zu sich in den Himmel geholt.

Lutz: Ich hab noch eine Frage. Was ist denn das Weiße da oben auf dem Bild?

Fischli: Das ist ein Wort, und es heißt „opfer?“

Lutz: Opfer? Das ist ein Schimpfwort. Ich hab gehört, wie ein Junge zu einem andern gesagt hat: „Du blödes Opfer!“

Gabi: Das ist nicht nett, jemanden so auszuschimpfen.

Jamal: Aber das Wort „Opfer“ ist gar kein Schimpfwort. Erinnert ihr euch an die Geschichte von Kain und Abel? Die wollten Gott zum Erntedankfest ein Opfer schenken. Und wir Muslime opfern Schafe beim Opferfest, und von dem Fleisch geben wir armen Menschen etwas ab.

Gabi: Wann ist denn das Opferfest?

Jamal: Das ist dieses Jahr am 25. Oktober.

Gabi: Erzählst du uns dann noch mehr von dem Opferfest?

Jamal: Ja, das will ich gerne tun.

Lutz: Aber ich will jetzt wissen, warum das Wort „Opfer“ über der Hand steht. Ist Jesus denn auch ein Opfer?

Fischli: Ich denke schon. Man hat ihn geschlagen, ihm wehgetan und ihn dann totgemacht. Wie ein Schaf beim Opferfest.

Lutz: Und das lässt sich Jesus einfach so gefallen?

Fischli: Jesus hat sogar seine Feinde liebgehabt. Er wollte sie nicht töten. Da ließ er sich lieber selber totmachen.

Jamal: Da fällt mir auf: Das ist ja so ähnlich wie bei Abel. Erinnert ihr euch, was ich letztes Mal erzählt habe?

Fischli: Da war doch nur Zappi dabei. Was war denn mit Abel?

Jamal: Abel sagt zu seinem Bruder Kain: Auch wenn du mich töten willst, ich töte dich nicht. So steht es im Koran (Sure 5, 28). Und im Koran steht auch, dass Jesus sagt: „Gott hat mich nicht gewalttätig gemacht.“ (Sure 19, 32)

Fischli: Da fällt mir ein, dieses Zeichen mit den beiden Fingern, das nennt man manchmal auch „peace“-Zeichen. „Peace“ ist auch Englisch, und es heißt Frieden.

Lutz: Aber wenn man Jesus totmacht, ist das doch Streit, Streit, Streit und Krieg und kein Frieden!

Fischli: Aber Jesus will doch den Streit beenden. Darum macht er nicht seine Feinde tot, sondern lässt sich selber töten.

Gabi: Genau. Und darum streckt er auf dem Bild nicht eine Faust nach oben, sondern er macht ein Friedenszeichen!

Lutz: Oh. Das ist ja wie bei „Faustlos“! Jesus würde die anderen nie hauen, sogar wenn sie zu ihm sagen: „Du Opfer!“

Fischli: Da hast du gut verstanden, was das Bild bedeutet.

Gabi: Ich auch. Jesus will, dass aus bösen Menschen gute Menschen werden. Darum tut er ihnen nicht auch etwas Böses, sondern wünscht ihnen Frieden.

Fischli: Und du, lieber Jamal, bist und bleibst unser Freund, auch wenn du nicht glaubst, dass Jesus am Kreuz gestorben ist.

Jamal: Auf jeden Fall glaube ich auch, dass Jesus Frieden wollte und „faustlos“ gelebt hat. Wollen wir noch einmal das Lied „Streit, Streit, Streit“ singen? Und vor allem die letzte Strophe, wo es heißt: „Seid euch gut?“

Lutz und Gabi: Jaaaa, gerne!

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