Ich glaube an den Gott Israels

Heute geht es um einen fehlenden Teil im Glaubensbekenntnis: um die Rolle, die das Volk Israel und die Bibel der Juden für unseren christlichen Glauben spielen. Denn wir kennen Gott, den Vater und den Schöpfer, nicht nur aus dem Neuen Testament, und es gibt keine Seite im Neuen, die sich nicht in irgendeiner Weise auf das Alte Testament bezieht.

Das hebräische Wort Schalom
Das hebräische Wort Schalom bezeichnet den Frieden Gottes mit Israel und der Welt (Grafik: pixabay.com)

direkt-predigtTaufgottesdienst am 7. Sonntag nach Trinitatis, den 14. Juli 2013, in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Einzug der Tauffamilien

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Zum Gottesdienst mit der Taufe von … und … heißen wir die beiden Jungen mit ihren Familien und Paten in der Pauluskirche herzlich willkommen!

Das Wort zur kommenden Woche steht im Brief an die Epheser 2, 19:

„So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“

Gemeint war mit diesem Spruch damals, dass nicht nur die Juden zum Volk Gottes gehören, sondern auch die Menschen aus anderen Völkern, die durch Jesus an den Gott Israels glaubten.

In diesem Monat hält Herr Pfarrer Schütz eine Predigtreihe zu unserem christlichen Glaubensbekenntnis. Am letzten Sonntag hat er über den Glauben an Gott, den Vater, gepredigt. Nächsten und übernächsten Sonntag spricht er über den Glauben an Jesus und an den Heiligen Geist. In der heutigen Predigt geht es um einen fehlenden Teil im Glaubensbekenntnis, nämlich um die Rolle, die das Volk Israel und die Bibel der Juden, unser Altes Testament, für unseren christlichen Glauben spielen. Denn wir kennen Gott, den Vater, ja nicht nur aus dem Neuen Testament; wir wüssten ohne das Alte Testament nichts von Gott dem Schöpfer, und es gibt keine Seite im Neuen Testament, die sich nicht in irgendeiner Weise auf das Alte bezieht.

Mit dem Lied 301, einer Nachdichtung des Psalms 136, danken wir nun Gott für seine Wundertaten in der Schöpfung und in der Befreiung des Volkes Israel. Wir singen alle Strophen außer den Strophen 9 und 10:
Danket Gott, denn er ist gut
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit einem Gebet Israels, dem Psalm 33:

12 Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!

13 Der HERR schaut vom Himmel und sieht alle Menschenkinder.

14 Von seinem festen Thron sieht er auf alle, die auf Erden wohnen.

15 Er lenkt ihnen allen das Herz, er gibt acht auf alle ihre Werke.

20 Unsre Seele harrt auf den HERRN; er ist uns Hilfe und Schild.

21 Denn unser Herz freut sich seiner, und wir trauen auf seinen heiligen Namen.

22 Deine Güte, HERR, sei über uns, wie wir auf dich hoffen.

Kommt, lasst uns anbeten. „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott der Gerechtigkeit und des Friedens, wir leben in einer Welt, in der Menschen von Recht und Frieden oft nur so viel halten, wie sie ihnen nützen. Du hast ein unterdrücktes Sklavenvolk ausgewählt, um es in die Freiheit zu führen. Es sollte dein heiliges Volk sein, indem es deiner Wegweisung folgte und die Freiheit nicht zum eigennützigen Vorteil missbrauchte. Durch Jesus Christus haben auch wir, die nicht zum Volk Israel gehören, die Botschaft von deiner Liebe, deinem Frieden, deinem gerechten Willen für alle Menschen erfahren. Doch wir bekennen: Nicht nur dein Volk Israel, sondern auch unsere christliche Kirche und viele einzelne unter uns sind immer wieder auf falschen Wegen gegangen: Nicht auf Wegen des Friedens, sondern der Gewalt. Nicht auf Wegen der Liebe, sondern der Intoleranz und Gleichgültigkeit. Nicht auf Wegen der Gerechtigkeit, sondern der Liebe zum eigenen Vorteil. Darum haben wir allen Grund, zu dir zu rufen:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Als Gott sich einmal dem Mose offenbarte, indem er an seinem Angesicht vorüberging, rief er seinen unaussprechlichen Namen aus und erläuterte, was dieser Name Gottes für uns Menschen bedeutet (2. Buch Mose – Exodus 34, 6:

HERR, HERR, Gott [diesen Namen trage ich, euer Gott, diesen Namen], barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist gross Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Vater im Himmel, wir nehmen heute durch die Taufe Kinder in die Gemeinde Jesu Christi auf. Wir sind dankbar, dass du uns dieser Kinder anvertraut hast und dass du sie mit deiner Liebe begleiten willst. Hilf uns, dass wir selber auf dich vertrauen können und unseren Kindern alles geben, was sie zur Entfaltung ihres eigenen Lebens in Liebe und Freiheit brauchen. Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Zur Taufe hören wir die Lesung aus dem Evangelium nach Matthäus 28, 16-20:

16 Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.

17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.

18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Wir singen das Lied 409:

Gott liebt diese Welt

Liebe Tauffamilien und Paten, liebe Gemeinde!

Wie die Zeit vergeht, erkennt man daran, dass alte Leute sagen: „Ei, was bist du groß geworden!“ oder dass Pfarrer zwei Jungs taufen, deren Mamas sie vor acht oder neun Jahren konfirmiert haben. … und …, an euch und eure Konfirmandenjahrgänge erinnere ich mich noch sehr gut, es war damals gerade die Übergangszeit, als Pfarrer Becher Dekan wurde und die Gemeinde verließ und ich auf der Suche nach einem neuen Konfi-Unterrichts-Konzept war.

Heute seid ihr, sind Sie gemeinsam mit ihren beiden Familien hier und bringen jeweils einen Sohn zur Taufe: … und … . Auch der dritte Name des zweiten Taufkindes ist mit lebhaften Erinnerungen an einen weiteren Konfirmanden der damaligen Zeit verbunden.

Für diesen Gottesdienst hatte ich geplant, in der Predigt darüber nachzudenken, wie unser Glaubensbekenntnis mit dem Alten Testament und dem Volk Israel zusammenhängt. Damit kann schon jetzt in der Taufansprache anfangen, denn beide Tauffamilien haben für ihre Kinder ein Wort aus dem Alten Testament als Taufspruch ausgesucht.

… bekommt aus dem 4. Buch Mose – Numeri 6, 24:

Der HERR segne dich und behüte dich.

In diesem Satz ist das Wort „HERR“ mit vier großen Buchstaben geschrieben. Das hat einen besonderen Grund, denn das Wort heißt hier nicht einfach „Herr“, wie ein x-beliebiger Mann mit „Herr Sowieso“ angeredet wird. Gemeint ist auch nicht, dass Gott seine Herrschaft wie ein normaler menschlicher Herrscher ausübt, meist mit viel Gewalt und indem er für sich selber viele Vorteile auf die Seite schafft. Wenn in der Bibel dieses Wort „HERR“ steht, dann stehen dort im Originaltext die vier Buchstaben JHWH, das ist der Name Gottes, den Gott selber dem Mose offenbart hat. Die Juden haben diesen Namen niemals ausgesprochen. Warum? Weil wir Gott nicht mit dem Aussprechen seines Namens wie einen Geist beschwören können, dass er uns hilft. Wenn er uns hilft, dann tut er das von sich aus. Das bedeutet auch sein Name: „Ich bin da. Ich bin für euch da. Ich werde sein, der ich sein werde.“ Und wie will dieser Gott für uns da sein? Genau so wie damals für das Volk Israel. Die Israeliten hat Gott aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Uns will er auch in die Freiheit führen. Er will, dass ein Kind wie … oder … mit viel Liebe aufwächst, das Kind soll sich frei entfalten dürfen, aber zu dieser Freiheit gehören auch gute Grenzen, denn wer alles tut, was er will, bringt sich in Gefahr oder er nimmt anderen die Freiheit.

Gott ist also ein Herr, der frei macht – und von genau diesem Herrn heißt es im Taufspruch für …: Er soll dieses Kind segnen und behüten. Segnen, das heißt – … soll gute Gaben von Gott bekommen und soll mit diesen Gaben auch ein Segen für andere Menschen sein. Er kann etwas lernen und seine Kräfte einsetzen, um glücklich zu werden und anderen zu helfen. Und Behüten, das heißt: er lebt unter der Obhut und dem Schutz Gottes; seine guten Engel sind um ihn, damit er auf dem guten Weg bleibt. Wir als Eltern oder Großeltern können Kinder nicht vor allem bewahren, aber wir können gewiss sein, dass kein Kind jemals aus der Hand Gottes herausfallen kann.

So viel zu dem Taufspruch für …, der einem der fünf Bücher Mose entnommen ist, also zur Tora des Volkes Israel gehört.

Der Taufspruch für … steht in einem der Prophetenbücher des Alten Testaments, im Buch Jesaja 54, 10:

Meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.

In diesem Spruch bestätigt Gott damals dem Volk Israel in einer schweren Zeit, dass er es niemals im Stich lassen wird. Gnade bedeutet nichts anderes als Gottes Liebe. Der Gott der ganzen Bibel ist ein Gott der Liebe und des Friedens. Zuerst hat Gott sozusagen einen Friedensvertrag nur mit dem Volk Israel geschlossen. Durch Jesus Christus ist dieser Vertrag erweitert worden. Alle Menschen aller Völker der Welt, die auf Jesus vertrauen wollen, sind in den Bund mit dem Gott Israels hineingenommen worden, auch wir hier in der Paulusgemeinde in Gießen. Und heute nehmen wir auch ausdrücklich unsere Taufkinder … und … mit hinein in den Friedensvertrag mit Gott. Auch für sie gilt, dass Gott sie immer lieben wird und auf Wegen den Friedens führen will.

Aber was nützt ein Friedensvertrag mit Gott, wenn es in unserer Welt immer noch so viel Gewalt, Krieg und Terror gibt? Eben damit will Gott sich nicht abfinden. Jesus hat uns vorgelebt, dass man nicht zurückschlagen muss, wenn man geschlagen wird, dass man Böses mit Guten vergelten kann. Sogar als man ihn tötete, konnte man seine Liebe nicht töten, und es gibt bis heute Menschen, die von ihm Mut bekommen, den starken Weg zu gehen, auf Gewalt zu verzichten, damit die Welt ein bisschen friedlicher wird. Und Paulus lernte von Jesus, barmherzig mit seinen jüdischen Mitbrüdern umzugehen, die ihn verfolgten, weil er es wagte, an einen gekreuzigten Messias zu glauben. Er sagte (Römer 12, 18):

Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.

Ich wünsche dem kleinen …, dass er sich in seinem Leben immer von der Liebe Gottes getragen fühlt und auf den Wegen des Friedens gehen wird.

Und nun sprechen wir gemeinsam das Glaubensbekenntnis, als Bitte um unser Vertrauen auf Gott, stellvertretend auch für die Taufkinder … und …:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde; und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Taufen

Wir singen das Lied 574:

Segne dieses Kind
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, nun predige ich weiter über einen fehlenden Teil unseres christlichen Glaubensbekenntnisses. Lange Zeit hat die christliche Kirche vergessen, dass sie tief in der Überlieferung des Volkes Israel verwurzelt ist und nicht einfach als neues Volk Gottes das alte Volk Israel unbeachtet hinter sich liegen lassen kann. Darum stehen in unserem Glaubensbekenntnis auch nur so wenige kurze Sätze über Gott, den Vater, die ich am letzten Sonntag näher beleuchtet habe: Gott ist der Allmächtige, der Schöpfer des Himmels und der Erde.

Schon in der Taufansprache haben wir einiges davon gehört, was das Volk Israel außerdem über Gott zu sagen wusste:

Als erstes: Er trägt einen ganz besonderen Namen, nicht als Beschwörungsformel, sondern als Hinweis darauf: Dieser Herr ist anders als alle anderen Herren. Dieser Gott unterdrückt nicht, er macht frei. Er führte das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten. Er ließ die Juden zurückkehren aus der Verbannung nach Babylon, als sie schon dachten, sie seien verloren.

Als zweites: Dieser Gott schließt einen Bund des Friedens mit den Menschen. Zuerst mit einem Volk, später mit allen Völkern. Mit diesem Bund ist tatsächlich ein Vertrag gemeint. Gott schenkt uns die Schöpfung und dazu jede Menge Liebe, Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit. Und von uns erwartet er daraufhin nicht, dass wir ihm persönlich etwas zurückgeben. Nein, wir sollen schlicht und ergreifend untereinander, in der Gemeinschaft der Menschen, seine Liebe, seinen Frieden, seine Gerechtigkeit, seine Freiheit einüben und in Taten umsetzen. Freiheit ist schon im Volk Israel also nicht bloß Befreiung von etwas, von Sklaverei, von Unterdrückung, von Sünden. Sie bedeutet zugleich die Freiheit zu etwas: Zu guten Taten, zu Schritten des Friedens, dazu, dass man selber keinen unterdrückt.

Als dritte Überlegung füge ich hinzu: Der Friedensvertrag Gottes mit uns ist im Alten Testament tatsächlich schriftlich festgelegt. Auf den ersten Blick scheint es kein zwischen Gott und den Menschen ausgehandelter Vertrag zu sein. Gott gibt ja seinem Volk Israel ein ganzes Regelwerk von Gesetzen, die Juden nennen es „Tora“, „Wegweisung“, und die Menschen haben sich danach zu richten. Wichtig ist aber: Tora heißt nicht nur Gesetz. Die Tora, das sind ja die ganzen fünf Bücher Mose, und in denen steht vor allem die ganze Befreiungsgeschichte Israels aus ägyptischer Sklaverei. Und wer genau hinschaut, kann erkennen, dass einzelne Gebote von den Menschen im Volk Israel den verschiedensten Situationen und Ereignissen entsprechend umformuliert und verändert worden sind: im Familien- und Stammesverband galten andere Regeln als später in den Königreichen Israel und Juda, und wieder anders war es in der Zeit unter der persischen Oberhoheit, als das Judentum als religiöse Gemeinschaft erst richtig zusammenwuchs. Und immer wieder traten Propheten in Israel auf, die vor allem den mächtigen Männer und Frauen in Israel ins Gewissen redeten; sie mussten sich vor Gott besonders verantworten; sie durften nicht tun, was sonst Könige selbstverständlich in anderen Ländern taten: Arme ausrauben und vor Gericht die Großen laufen lassen und nur die Kleinen bestrafen.

Als Jesus kam, legte auch er die Tora aus und lehrte sie, wie es dem menschenfreundlichen Willen Gottes entsprach. Aber er setzte sie nicht außer Kraft, sondern sagte ausdrücklich (Matthäus 5, 18):

18 Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.

Dabei halte ich den letzten Nebensatz für entscheidend: Es geht Jesus nicht um die sklavische Einhaltung von über 600 Einzelgeboten. Sondern es geht ihm darum, dass die Tora immer wieder neu geschieht: Sie ist eine lebendige Wegweisung Gottes, muss immer wieder neu ausgelegt werden. Nur dann geschieht das, was Gott will, wirklich: Befreiung, Gerechtigkeit, Frieden, Liebe. Wenn es auf diesem Weg notwendig ist, bestimmte Gebote praktisch außer Kraft zu setzen, scheut Jesus davor nicht zurück. Der Sinn der jüdischen Reinheitsgebote war ja zum Beispiel, eine innere Reinheit einzuüben; als Jesus erkennt, dass fromme Menschen diesen Sinn ins Gegenteil verkehren, indem sie versuchen, reiner zu sein als andere Menschen, erklärt er alle Speisen für rein (Markus 7, 18-23):

18 Merkt ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht unrein machen kann?

19 Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch, und kommt heraus in die Grube. Damit erklärte er alle Speisen für rein.

20 Und er sprach: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein;

21 denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord,

22 Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft.

23 Alle diese bösen Dinge kommen von innen heraus und machen den Menschen unrein.

Sollten wir jetzt versuchen, das christliche Glaubensbekenntnis umzuschreiben oder zu ergänzen? Nein, dazu wären wir gar nicht imstande. Wir sollten uns aber einiger Dinge bewusst sein: Der Gott, den wir als Vater anreden, ist schon der Vater seines erstgeborenen Sohnes Israel. Der allmächtige Gott trägt einen ganz besonderen Namen: dieser Name steht für Geschichten der Befreiung vom Auszug aus Ägypten bis zur Auferstehung Jesu Christi. Der Schöpfer des Himmels und der Erde kann erst dann wirklich am siebten Tag in Ruhe die Hände in den Schoß legen, wenn auf Erden sein Wille zum Frieden und zur Gerechtigkeit in die Tat umgesetzt ist. Dieser Wille ist in der Tora und bei den Propheten Israels niedergeschrieben, und er behält auch für uns Christen seine Bedeutung.

Manch einer mag insgeheim widersprechen: Ist der Gott des Alten Testaments nicht ein strafender Gott der Rache? Führt der Herr Zebaoth, der Herr der Heerscharen, nicht auch heilige Kriege? Ist nicht der Gott Jesu ein ganz anderer Gott, nämlich der Liebe und Versöhnung? Aber dieser Gegensatz ist falsch. Wo Gott Kriege führt, bewahrt er ein machtloses Volk vor der Vernichtung durch übermächtige Eroberer und Ausbeuter. Wo Jesus zur Feindesliebe und Vergebung aufruft, fordert er nicht von wehrlosen Opfern, sich alles gefallen zu lassen. Auch im Neuen Testament sagt Gott: „Mein ist die Rache“, und im Lied der Maria heißt es: „Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und er erhebt die Niedrigen.“ Herr Zebaoth, das heißt wörtlich: „der Umscharte“. Gott ist von Engelmächten umgeben, die uns dazu bewegen wollen, seinen Willen zu tun. Sie behüten uns und flüstern uns ein, dass wir alle an unserem Platz kleine Schritte tun können auf dem Weg des Friedens und der Gerechtigkeit. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied 323. Darin preisen wir ausdrücklich den Gott Israels und seinen heiligen Namen:

1. Man lobt dich in der Stille, du hocherhabner Zionsgott; des Rühmens ist die Fülle vor dir, o Herre Zebaoth. Du bist doch, Herr, auf Erden der Frommen Zuversicht, in Trübsal und Beschwerden lässt du die Deinen nicht. Drum soll dich stündlich ehren mein Mund vor jedermann und deinen Ruhm vermehren, solang er lallen kann.

2. Es müssen, Herr, sich freuen von ganzer Seel und jauchzen hell, die unaufhörlich schreien: »Gelobt sei der Gott Israel‘!« Sein Name sei gepriesen, der große Wunder tut und der auch mir erwiesen das, was mir nütz und gut. Nun, dies ist meine Freude, zu hangen fest an dir, dass nichts von dir mich scheide, solang ich lebe hier.

3. Herr, du hast deinen Namen sehr herrlich in der Welt gemacht; denn als die Schwachen kamen, hast du gar bald an sie gedacht. Du hast mir Gnad erzeiget; nun, wie vergelt ich’s dir? Ach bleibe mir geneiget, so will ich für und für den Kelch des Heils erheben und preisen weit und breit dich hier, mein Gott, im Leben und dort in Ewigkeit.

Lasst uns beten und nach Möglichkeit dazu aufstehen:

Gott, wir rufen deinen heiligen Namen der Befreiung an, den du dem Mose offenbart hast und den wir im Namen Jesu Christi wiedererkennen!

Heute bitten wir dich für die Kinder, die wir getauft haben, und für alle Kinder, die uns anvertraut sind. Beschütze sie und lass sie heranwachsen als Menschen, die Liebe erfahren und weitergeben und auf Wegen des Friedens gehen. Mach uns stark und lass uns gut für uns sorgen, damit wir gut für unsere Kinder sorgen können.

Gott, mach uns offen für deine Liebe. Mach uns offen für die Menschen neben uns. Mach uns offen für deine Barmherzigkeit. Hilf uns, teilen zu lernen. Lass uns spüren, dass wir in deiner Welt nicht zu kurz kommen müssen, gerade wenn wir auch an andere Menschen denken. Und wenn wir gelernt haben, dass einem im Leben nichts geschenkt wird – lass uns umlernen. Zeige uns Menschen, die uns eine Hilfe sind.

Gott, mach uns offen für deinen Frieden. Zeige uns, wo wir gegen Unrecht eintreten müssen, und hilf uns dabei, nicht Böses mit Bösen, sondern mit Guten zu vergelten.

Was wir außerdem auf dem Herzen haben, vertrauen wir dir, Gott, in der Stille an.

Stille und Vater unser

Wir singen zum Schluss das Lied 433:

Hevenu schalom alejchem
Abkündigungen

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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