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„Dallas“, „Denver“ und unsere Goldenen Kälber

Als Kehrseite der Ellbogengesellschaft wächst die Hoffnungslosigkeit. Und damit nimmt häufig die Neigung zur Menschlichkeit ab. „Mir geht‘s selber schlecht genug, ich kann nicht noch an andere denken“, das ist auch ein Tanzlied für einen Tanz um ein etwas angerostetes Goldenes Kalb mit dem Namen „privates Glück“. Bald entpuppt es sich als das, was es ist: „seelische Leere“, tiefste Depression.

Die Initialen J. R. als Smilie dargestellt - Symbol für die Serie Dallas
Fernsehzuschauern der 80er Jahre ist J. R. Ewing ein Begriff (Bild: Gerd AltmannPixabay)

#predigtGottesdienst am Sonntag der Weltmission (Rogate), den 8. Mai 1983, um 9.30 in Heuchelheim, 10.30 in Reichelsheim, 13.00 in Dorn-Assenheim
Glockenläuten und Orgelvorspiel

Zum Gottesdienst am Sonntag Rogate begrüße ich alle herzlich! Rogate bedeutet: Betet! Zugleich ist heute Weltmissionssonntag und auch noch Muttertag. Eine Vielzahl von Anlässen, die mich bei der Vorbereitung des Gottesdienstes fast hat mutlos werden lassen. Was sollte ich besonders betonen, worauf mich besonders vorbereiten? Ich glaube, es ist besonders wichtig für uns, danach zu fragen, was Mission bedeutet. Also, was ist das Besondere an der christlichen Botschaft, was sagt sie uns, und was sagt sie durch uns anderen Menschen. Und diese Frage hängt, so meine ich, auch damit zusammen, ob wir beten können oder wieder beten lernen wollen. Beten und singen können wir schon mit unserem ersten Lied:

Lied EKG 244 (EG 343), 1-3:

1. Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, ich bitt, erhör mein Klagen; verleih mir Gnad zu dieser Frist, lass mich doch nicht verzagen. Den rechten Glauben, Herr, ich mein, den wollest du mir geben, dir zu leben, meim Nächsten nütz zu sein, dein Wort zu halten eben.

2. Ich bitt noch mehr, o Herre Gott – du kannst es mir wohl geben –, dass ich nicht wieder werd zu Spott; die Hoffnung gib daneben; voraus, wenn ich muss hier davon, dass ich dir mög vertrauen und nicht bauen auf all mein eigen Tun, sonst wird‘s mich ewig reuen.

3. Verleih, dass ich aus Herzensgrund den Feinden mög vergeben; verzeih mir auch zu dieser Stund, schaff mir ein neues Leben; dein Wort mein Speis lass allweg sein, damit mein Seel zu nähren, mich zu wehren, wenn Unglück schlägt herein, das mich bald möcht verkehren.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft, noch seine Güte von mir wendet. (Psalm 66, 20)

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott, wir sind oft mutlos! Schenk uns festes Vertrauen zu dir! Gib uns Ohren, die wirklich hören, was du uns sagen willst. Lass uns nicht weghören! Wir bitten dich durch Jesus Christus, unseren Herrn! „Amen.“

Schriftlesung – Exodus 32, 7-14:

7 Der HERR sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt.

8 Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben‘s angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat.

9 Und der HERR sprach zu Mose: Ich sehe, dass es ein halsstarriges Volk ist.

10 Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge; dafür will ich dich zum großen Volk machen.

11 Mose aber flehte vor dem HERRN, seinem Gott, und sprach: Ach, HERR, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast?

12 Warum sollen die Ägypter sagen: Er hat sie zu ihrem Unglück herausgeführt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von dem Erdboden? Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk bringen willst.

13 Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und verheißen hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze Land, das ich verheißen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen für ewig.

14 Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Lied EKG 241 (EG 344), 1-3:

1. Vater unser im Himmelreich, der du uns alle heißest gleich Brüder sein und dich rufen an und willst das Beten von uns han: Gib, dass nicht bet allein der Mund, hilf, dass es geh von Herzensgrund.

2. Geheiligt werd der Name dein, dein Wort bei uns hilf halten rein, dass auch wir leben heiliglich, nach deinem Namen würdiglich. Behüt uns, Herr, vor falscher Lehr, das arm verführet Volk bekehr.

3. Es komm dein Reich zu dieser Zeit und dort hernach in Ewigkeit. Der Heilig Geist uns wohne bei mit seinen Gaben mancherlei; des Satans Zorn und groß Gewalt zerbrich, vor ihm dein Kirch erhalt.

Gnade und Friede sei mit uns allen von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

Wir hören als Text zur Predigt den letzten Abschnitt aus dem Evangelium nach Matthäus 28, 16-20 (GNB), der zugleich Jesu Aufruf zur Mission und zur Taufe enthält:

Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, zu dem Jesus sie bestellt hatte. Als sie ihn dort sahen, warfen sie sich vor ihm nieder, aber einige taten es mit zwiespältigem Herzen. Jesus trat auf sie zu und sagte: „Gott hat mir unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht nun zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern! Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe. Und das sollt ihr wissen: Ich hin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt!“

Herr, hilf uns. dein Wort nicht nur zu hören, sondern auch danach zu leben! Amen.

Liebe Gemeinde!

Gehören Sie auch zu den deutschen Fernsehzuschauern, die in diesen Wochen der Serie „Dallas“ nachtrauern? Oder haben Sie sich inzwischen vom „Denver-Clan“ trösten lassen? Sie werden sich fragen, was diese Fragen am Beginn einer Predigt zu suchen haben. Ich frage mich, womit es zusammenhängt, dass so viele Menschen es unterhaltend finden, die Unmenschlichkeiten bestimmter reicher Familien Woche für Woche zu verfolgen. Warum wird es dem berüchtigten J. R. zuweilen geradezu angelastet, dass Mr. Carrington ihn in puncto Ekelhaftigkeit noch übertrifft?

Es kann natürlich daran liegen, dass auch Heranwachsende und Erwachsene noch Märchen brauchen, in denen es Bösewichter gibt und Verstrickungen um Liebe und kostbare Schätze, und in denen die Probleme einfacherer Natur sind als in unserer Wirklichkeit. Es kann aber auch sein, dass wir uns heute Fernsehhelden wünschen, auf die wir mit dem Finger zeigen können: Dieser J. R.! Dieser Carrington! Welche Unmenschen! Verglichen mit ihnen erscheinen wir dann wie die Unschuldslämmer. Wir sind nicht so brutal wie J. R. Wir lassen uns nicht ausschließlich von Gedanken ans Geld leiten wie Mr. Carrington. Ganz so bös steht es also wohl um keinen von uns.

Niemand hat viel versäumt, wenn er „Dallas“ oder „Denver-Clan“ nicht anschaut. Wenn Sie es tun, will ich Ihnen den Spaß nicht verderben. Aber vielleicht achten Sie beim Zuschauen mal darauf, ob nicht eine bestimmte kleine Portion von all der Härte und dem Geschäftssinn, von dem Egoismus und dem Neid, von menschlichen Fehlern auch bei uns selbst zu finden ist.

So gesehen beschreiben diese Fernsehserien vielleicht etwas in Reinkultur, was im Alten Testament „Der Tanz ums Goldene Kalb“ genannt wurde. Das Goldene Kalb ist ein Gott, den man sich selbst macht. Man kann das Geld zu seinem Gott machen, man kann Jugendlichkeit und Gesundheit um jeden Preis zu seinem Gott machen. Egoismus, Leben auf Kosten anderer, Gleichgültigkeit gegenüber der Not des Nächsten – so sieht der Gottesdienst für solche falschen Götter aus.

Welchem Gott dienen wir? Sind wir „zu“ für die Menschlichkeit, zu der der wahre Gott uns anstiftet?

Aber haben wir denn überhaupt eine Wahl? Müssen wir nicht entweder mitmachen in der Ellbogengesellschaft – oder untergehen? Haben wir, bei all unseren eigenen Sorgen, und in all unserer Alltagshetze, überhaupt noch genug Energie für Menschlichkeit?

Hören Sie einige Beispiele.

Sabine K., ein 15-jähriges Mädchen aus Düsseldorf, schreibt: „Ich habe keine Lust mehr. Die Schule stresst mich unheimlich. Schon jetzt beginnt der Run auf gute Noten. Denn nach dem Abitur bekommen nur die Besten einen Studienplatz. Der Leistungsdruck ist groß. Aber nur wenige Lehrer haben dafür Verständnis. Also was bringt das alles? Aber zum Aussteigen fehlt mir auch der Mumm. Ich lass mich halt treiben.“

Martin S., 42 Jahre, aus Süd-Württemberg, schreibt: „Jetzt hat es auch bei uns in der Firma angefangen. Leute werden massenweise entlassen. Und das Schlimmste ist: Niemand weiß, wer der Nächste ist. Es spielt keine Rolle, wie lang einer im Betrieb war. Es ist wie bei einem Kahlschlag. Misstrauen, Neid und Argwohn machen sich breit. Wir Arbeitskollegen sprechen über dieses Thema kaum miteinander.“

Und Jeremia M., der Vorsitzende eines Dorfes in Tansania, einem der 20 ärmsten Länder der Welt, schreibt: „Noch geht es uns gut. Das heißt, wir werden wenigstens satt, auch wenn es fast immer das gleiche gibt, denn Fleisch können wir nicht mehr bezahlen. Nur – wie wird es in ein paar Jahren aussehen? Alles wird teurer, vieles ist gar nicht mehr erhältlich. Das Brennholz geht bei uns zur Neige, wie im ganzen Land. Und der Staat hat kein Geld, unsere ausgefahrenen Straßen zu reparieren.“

Jeder weiß – das sind keine extremen Fälle. Das sind Beispiele aus unserem täglichen Leben. Aus unserem Leben, aus dem Leben unserer Verwandten und Freunde, aus dem Leben unserer Mitmenschen in Übersee.

Die Hoffnungslosigkeit wächst – und damit nimmt häufig die Neigung zur Menschlichkeit ab. „Mir geht‘s selber schlecht genug, ich kann nicht noch an andere denken“ – das ist auch ein Tanzlied für einen Tanz um ein Kalb, vielleicht kein Goldenes, vielleicht ein etwas angerostetes, selbstgemachtes Kalb. Dieser falsche Gott trägt vielleicht den Namen „privates Glück“, vielleicht hat er sich aber auch schon als das entpuppt, was er ist: „seelische Leere“, tiefste Depression.

Wir können uns aufmachen zu einem anderen Gott. So wie die Jünger den auferstandenen Jesus aufsuchen, auf einem Berg in Galiläa. Sie sind hierher in die Kirche gekommen, und hier ist heute für Sie ein Ort, Gott zu begegnen, dem wirklichen, lebendigen Gott.

Ich glaube, nach all dem, was ich einleitend gesagt habe, ist es wichtig, dass es im Predigttext heißt: „Als sie Jesus sahen, warfen sie sich vor ihm nieder, aber einige taten es mit zwiespältigem Herzen.“ Wenn wir den Gott aufsuchen, der den Namen Jesu trägt, tun wir es wie die Jünger damals, mit zwiespältigem Herzen. Wir haben In unserem Leben schon viel vom Glauben und von Gott gehört und gelernt, aber im Alltag bestimmen uns andere Kräfte viel stärker. Wir ahnen etwas davon, wie egoistisch wir sind und wie leer unser Leben ist, und wagen doch kaum darauf zu hoffen, dass Jesus unser Leben erfüllen könnte.

Aber nun stehen wir mit unserem zwiespältigen Herzen vor Jesus und hören die Worte, die wir schon viele Male gehört haben, bei jeder Taufe und vielleicht auch einmal in einer Missionspredigt: Jesus sagt uns: „Gott hat mir unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben.“ Unbeschränkte Vollmacht, das heißt: Jesus ist für alles zuständig. Nicht nur für das private Seelenheil, auch für unsere Weltprobleme. Nicht nur für den sonntäglichen Kirchgang, auch für das, was wir am Werktag tun oder unterlassen.

Jesus hat alle Macht und nicht ein Gott, der die Menschen überhaupt nicht kennt. Unser Gott hat in der Haut eines Menschen gesteckt, in der Haut von Jesus. Er hat sich alles unter die Haut gehen lassen, was Menschen tragen und erleiden müssen. Und er hat gezeigt, wie man trotz alledem NICHT unmenschlich werden muss. Also diesem Jesus hat Gott alle Macht gegeben, der keinen Besitz brauchte, um glücklich zu sein, der keine Waffe brauchte, um sich sicher zu fühlen, der keinen Zwang brauchte, um Menschen für sich zu gewinnen. Ihm genügte das Vertrauen zu seinem Vater im Himmel, er baute allein auf die Macht der Liebe, die manchmal eine Macht des Leidens ist.

Bedeuten uns diese Worte etwas? Dann ahnen wir etwas davon, dass Jesus Christus für unsere Welt die einzige Hoffnung ist. Die Vollversammlung des Weltrats der Kirchen in Kanada, die im Sommer stattfindet, steht unter diesem Motto: „Jesus Christus, das Leben der Welt.“

Wenn wir das glauben, hat das nach unserem Predigttext Folgen für unser Leben. Vier Dinge werden genannt.

Erstes Stichwort: MISSION. „Geht zu allen Völkern der Welt und macht die Menschen zu meinen Jüngern!“ Wir sind als Christen alle dazu berufen, Missionare zu sein.

Ein guter Missionar ist einer, an dessen Verhalten man etwas von seinem Christsein ablesen kann. Wir brauchen dazu nicht alle ins Ausland zu gehen. Unser eigenes Land ist längst Missionsland geworden; in der Schule, am Arbeitsplatz. In der Familie, im politischen Leben sind wir aufgefordert, aus unserem Glauben heraus zu leben. Z. B. indem wir aufhören, nachtragend zu sein, indem wir anfangen, die Ellbogen wegzulassen und das Gespräch von Mensch zu Mensch zu suchen. Oder indem wir Ausländer gegen Vorurteile in Schutz nehmen. Oder indem wir der resignierten Phrase widerstehen, der Dritte Weltkrieg käme sowieso. Z. B. auch indem wir schweres Schicksal im Vertrauen auf Gottes Nähe tragen. Oder indem wir den eigenen Stolz überwinden und andere um Hilfe für die eigene Seele bitten.

Zweites Stichwort: TAUFE. Wir taufen Kinder, manchmal auch Jugendliche oder Erwachsene, und drücken damit aus, dass sie ganz eng zu Gott gehören. Martin Luther hat oft, wenn er mutlos wurde, mit Kreide irgendwohin, an die Wand oder auf den Tisch geschrieben: „Ich bin getauft!“ Also auch, wenn sein eigener Glaube schwach war, erinnerte er sich daran, dass Gott zu ihm in der Taufe Ja gesagt hatte. Das richtete ihn wieder auf.

Es war wie bei Mose, der in der Geschichte vom Goldenen Kalb nicht einfach Gott gleich Recht gab: Ja, ja, dieses Volk ist deiner nicht mehr würdig, such dir ein neues, dies kannst du „abhaken“. Nein, Mose nagelte Gott gleichsam fest auf seinen alten Versprechen, die er Abraham gegeben hatte. Und was war das Ergebnis? „Da sah der Herr davon ab, seine Drohung wahrzumachen, und vernichtete sein Volk nicht.“

Deshalb haben auch wir Hoffnung, auch wenn wir um unsere selbstgemachten Götter herumtanzen, auch wenn wir immer wieder vergessen, dass wir getauft sind, auch wenn wir immer wieder den Mut verlieren, an Gott zu glauben und in Jesu Sinn zu leben. Wir dürfen uns und wir dürfen Gott immer wieder daran erinnern, dass wir getauft sind, dass er einmal Ja zu uns gesagt hat. „Wir sind getauft!“ – das bedeutet, wir haben Grund, aufzuatmen, uns zu freuen, wir können immer wieder Liebe wagen und uns einsetzen gegen die alltägliche Unmenschlichkeit.

Stichwort drei: AUFTRAG. „Lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe!“ Jesus mutet uns eine ganze Menge zu: Nächstenliebe, Feindesliebe, Einsatz für die Armen, das eigene Kreuz tragen. Und wenn wir das nächste Stichwort nicht hören, wird es uns auch zu viel. Was Jesus von uns erwartet, kann er deswegen uns zumuten, weil er selbst immer bei uns ist.

Stichwort vier lautet nämlich: GEWISSHEIT. „Das sollt ihr wissen: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ Darauf baut alles andere auf. Wir sind nicht allein mit unserem Gefühl, anderen ohnmächtig ausgeliefert zu sein. Wir sind nicht allein in unserem Alltagsstress. Wir sind nicht allein, wenn wir zu versinken drohen in Mutlosigkeit und Verzweiflung.

Wenn wir beten, können wir uns das ganz bewusst machen: wir sind nicht allein. Wir können zu dem Gott sprechen, den den Namen Jesu trägt, wir können zum auferstandenen Jesus sprechen, und uns in diesem Beten darüber klar werden, wie er uns trägt und was er mit uns vorhat. In unserem Beten wird dann aus einer egoistischer Sitte vielleicht eine Fürbitte, aus einer vorwurfsvollen Klage vielleicht ein Dank, aus einem einfachen Aufsagen von Gebetstexten vielleicht die Bitte um Kraft, als Christ zu leben.

Solche Art zu beten, führt uns auch in den Gemeindekreisen zueinander. Da müssen wir, da dürfen wir noch viel lernen. Jesus wird uns dabei nicht allein lassen. Ein Leben mit ihm ist spannender und lohnender, als ein Leben wie J. R. oder die Denver-Leute zu führen. Amen.

Lied EKG 241 (EG 344), 4-6:

4. Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich auf Erden wie im Himmelreich. Gib uns Geduld in Leidenszeit, gehorsam sein in Lieb und Leid; wehr und steu‘r allem Fleisch und Blut, das wider deinen Willen tut.

5. Gib uns heut unser täglich Brot und was man b‘darf zur Leibesnot; behüt uns, Herr, vor Unfried, Streit, vor Seuchen und vor teurer Zeit, dass wir in gutem Frieden stehn, der Sorg und Geizens müßig gehn.

6. All unsre Schuld vergib uns, Herr, dass sie uns nicht betrübe mehr, wie wir auch unsern Schuldigern ihr Schuld und Fehl vergeben gern. Zu dienen mach uns all bereit in rechter Lieb und Einigkeit.

Taufen

Herr, unser Gott! Wir dürfen zu dir beten, wir dürfen wissen, dass du uns hörst, dafür danken wir dir! Wir merken vielleicht nichts von einer Antwort, und doch wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wenn wir dir vertrauen statt allen möglichen falschen Göttern. Du erfüllst uns nicht alle unsere Wünsche, und es ist gut, dass du uns von unserem Egoismus befreist.

Für die Kinder, die du uns anvertraut hast, danken wir dir besonders. Wir freuen uns über sie und bitten um Kraft, immer in rechter Weise für sie da zu sein. Schenk uns auch Menschen, die für uns da sind, wenn wir sie darum bitten. Denn du weißt, dass auch wir manchmal wie kleine Kinder nach nichts mehr Sehnsucht haben als nach Liebe, nach Gehaltenwerden, nach einem guten Wort, nach einem Streicheln. Darum bitten wir dich ganz besonders für die Mütter, die im heutigen Muttertag oft nur eine geringe Entschädigung bekommen für all das, was sie sonst entbehren müssen. So bitten wir dich gerade heute am Muttertag darum, dass mehr und mehr auch die Väter ihren Teil der Verantwortung für die Erziehung und Pflege der Kinder erkennen, und dass die Aufgaben in der Familie nicht länger abgewertet werden.

Gemeinsam mit unseren katholischen Mitchristen beten wir am heutigen Rogate-Sonntag für die verfolgten Christen in der Tschechoslowakei. Und wir denken an die Millionen von schwarzen Menschen, denen in Südafrika grundlegende Menschenrechte abgesprochen werden: das Recht zu wählen, das Recht zu wohnen und zu arbeiten, wo sie wollen, das Recht, als Familie zusammenzusein! Herr, verschaffe du ihnen Recht! Lass uns nicht müde werden, hierzulande einzutreten für die Würde und die Rechte unserer Schwestern und Brüder überall dort, wo die Menschenwürde missachtet wird, in Ost oder West, in Nord oder Süd. Dazu gib du uns, Herr, den Geist deiner Liebe! Amen.

Lied EKG 140 (EG 157):

Lass mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und Herr, von dir lass mich nichts treiben, halt mich bei deiner Lehr. Herr, lass mich nur nicht wanken, gib mir Beständigkeit; dafür will ich dir danken in alle Ewigkeit.

Abkündigungen
Segen und Orgelnachspiel

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