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Sorglos leben?

Wenn Kinder Vertrauen zu den Eltern haben, wächst ihre Kraft, mit Sorgen umzugehen; sie wächst von einer bewältigten Sorge zur nächsten. Es werden also nicht unbedingt die Kinder die glücklichsten Erwachsenen, die eine völlig sorglose Kindheit verbringen, sondern diejenigen, die nicht allein gelassen werden, wenn sie sich mit Sorgen und Problemen, mit Angst und Trauer, Schuld und Tod auseinandersetzen müssen.

Eine Familie, Eltern mit drei Kindern, unter schönem Abendrot
Eine Familie genießt einen wunderbaren Abendhimmel (Bild: kalhhPixabay)

#predigtAbendmahlsgottesdienst am Reformations-Sonntag, den 2. November 1997, um 9.00 Uhr in der Kapelle der Rheinhessen-Fachklinik Alzey

Ich begrüße Sie herzlich zum Gottesdienst in unserer Klinik-Kapelle, und zwar mit einem Wort aus dem 1. Petrusbrief 5, 7:

Alle eure Sorge werft auf [Gott]; denn er sorgt für euch!

Dieses Wort soll heute der Leitgedanke für unsere Gottesdienstfeier sein.

Lied 361, 1-2+6:

1) Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann,

2) Dem Herren musst du trauen, wenn dir’s soll wohlergehn; auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn. Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein.

6) Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt! Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt, mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit, so wirst du schon erblicken die Sonn der schönsten Freud.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit Worten aus dem Psalm 46:

2 Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.

3 Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken,

4 wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.

5 Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.

6 Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen.

8 Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott, himmlischer Vater, wir bekennen dir: Unsere eigenen Sorgen fesseln uns oft so, dass wir unfähig sind, deine große Güte zu sehen und von ihr zu leben. Die Sorgen und Nöte anderer Menschen nehmen wir dann erst recht nicht wahr. Doch deine Güte steht uns offen. Du bleibst uns zugewandt, hast Verständnis für unsere Sorgen, auch wenn wir uns von dir abgewandt haben. Gott, gib uns täglich neu die Kraft, alle unsere Sorgen wirklich auf dich zu werfen, auch wenn es uns unfassbar erscheint, sorg-los leben zu dürfen. Gib uns die Kraft, von uns wegzusehen und wahrzunehmen, dass du uns in allem beistehen willst. Das bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Lesung aus dem Evangelium nach Matthäus 6, 25-34:

25 Jesus spricht: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?

26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?

27 Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?

28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.

29 Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.

30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?

31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?

32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft.

33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.

34 Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Lied 427, 1-5: Solang es Menschen gibt auf Erden
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Zur Predigt hören wir 1. Petrus 5, 5-11:

5 Alle aber miteinander haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

6 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.

7 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.

8 Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.

9 Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure [Geschwister] in der Welt gehen.

10 Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.

11 Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Liebe Gemeinde!

Sorgen haben wir alle; der eine größere, der andere kleinere. Und wichtig sind Sorgen immer. Wenn sie nicht durchgestanden und aus dem Weg geräumt werden, können sie leicht unser Denken und Grübeln am Tag und in der Nacht beherrschen. Die unbewältigten Sorgen sind wohl die Hauptursache für Schlaflosigkeit und auch dafür, dass viele Menschen nicht in der Lage sind, die schönen Seiten des Lebens zu sehen, geschweige denn, sie zu genießen. Sehr schnell versperren Sorgen auch den Weg zu unseren Mitmenschen, die womöglich noch größere Sorgen haben als wir selbst; aber die eigenen Sorgen nehmen wir natürlich viel besser wahr als die der anderen. Man versteckt ja auch die Sorgen voreinander, so dass es leicht so erscheinen kann, als lebe mancher ohne Sorgen so dahin. Aber hinter der äußeren Stärke und Gefasstheit mag manche Seele sich täglich in Sorgen verzehren.

Auf die Dauer machen Sorgen mürrisch oder verbittert. Sie graben tiefe Falten in manches Gesicht ein, die vielleicht nicht sein müssten. Leicht führen Sorgen in die Einsamkeit, wenn einer denkt: Mich und meine Sorgen versteht ja doch keiner. Niemand kann mir helfen.

Wenn der Mensch erst einmal einsam ist, dann können seine Sorgen doppelt gefährlich werden. Mancher redet sich ein, dass es niemand mehr gut mit ihm meinen könne. Misstrauen wächst und verstärkt sich, weil jede schlechte Nachricht aufgenommen wird, und weil man Gutes gar nicht mehr glauben kann oder will. Dann kann das, was mit Sorgen begann, zur Gereiztheit oder gar Bosheit gegenüber anderen führen. Wir kennen vielleicht diese Gereiztheit von uns selbst, wenn wir uns nicht die Zeit nehmen, um mit uns selbst ins Reine zu kommen. Vielleicht kennen wir auch Extremfälle von Menschen, die böse geworden sind und an die kaum noch jemand herankommt, weil sie mit großen Enttäuschungen nicht fertig wurden.

An Menschen, die nur um ihre eigenen Sorgen kreisen, die gefangen sind in sich selber und keinen Ausweg sehen, an Menschen, die nirgendwo mehr Hilfe erhoffen, an die richtet sich das Wort aus dem Petrusbrief, das wir gehört haben und das so beginnt:

5 Alle miteinander haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

Sich Sorgen machen, das kann eine Form von Hochmut sein – eine Form des Stolzes, die davon überzeugt ist: Ich muss eigentlich meine Probleme ganz alleine lösen, ich will das auch alleine schaffen, ich will auf niemanden angewiesen sein, auch nicht auf Gott. Gibt es den überhaupt? Hilft der überhaupt? Wird der mich nicht sowieso enttäuschen?

Trotzdem, auch wenn es uns schwerfällt, wenn wir so denken, wenn wir dabei verharren, können wir uns nur selber ins Unglück stürzen. Kein Mensch kann ganz allein sein Leben meistern. Jeder ist auf Liebe angewiesen. Wir alle brauchen ein Ziel, auf das wir zugehen, eine Hand, die uns leitet, Gottes Liebe, in der wir geborgen sind. Und darum ruft uns der Schreiber des Petrusbriefes ein Wort zu, das hart klingt, es soll uns aus der Härte unseres eigenen Herzens heraushelfen:

6 So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.

Die gewaltige Hand Gottes, sie könnte uns Angst machen, wenn er es böse mit uns meinte. Aber es ist eine Hand, die uns erhöhen will, die uns aufrichtet, wenn wir niedergedrückt waren. Wer sich unter die Hand Gottes demütigt, der wird nicht in den Staub gedrückt, sondern der sieht sich realistisch, so wie er ist, er ist nicht überheblich und auch kein gebrochener Mensch. Gottes gewaltige Hand gibt uns uns unsere eigene Würde wieder, selbst dann, wenn wir uns vor uns selber geschämt haben.

Und dann können wir den guten Rat hören und vielleicht auch ernstnehmen:

7 Alle eure Sorge werft auf Gott, denn er sorgt für euch!

Kann man denn das so einfach? Die Sorgen wegwerfen wie eine zu schwere Last, die man von den Schultern abwirft? Können wir auf Befehl sorglos sein, die Hände in den Schoß legen und uns sagen: Der liebe Gott macht’s schon?

Sicher nicht auf Befehl. Aber wir können uns erinnern lassen. Erinnern an die Kindheit, in der wir vielleicht erfahren haben, wie das war, als wir zur Mutter oder zum Vater kommen konnten, wenn uns etwas bedrückt hat, und was sie dann getan haben. Vielleicht haben sie uns in den Arm genommen, und alles war schon etwas weniger schlimm; vielleicht haben sie uns gut zugeredet, vielleicht einfach nur zugehört. Vielleicht wussten sie einen Ausweg, vielleicht war es aber auch einfach nur gut zu wissen: Die Eltern sind da. Die lassen mich nicht im Stich. Die Welt zerbricht nicht, wenn ein Problem auftaucht.

Wenn Kinder so ein Vertrauen zu den Eltern haben, wächst auch die eigene Kraft, mit Sorgen umzugehen; sie wächst von einer bewältigten Sorge zur nächsten. Es werden also nicht unbedingt die Kinder die glücklichsten Erwachsenen, die eine völlig sorglose Kindheit verbringen, sondern diejenigen, die nicht allein gelassen werden dabei, wenn sie sich mit Sorgen und Problemen, mit Angst und Trauer, Schuld und Tod auseinandersetzen müssen.

In der gleichen Weise, sagt der Apostel, sagt auch Jesus, wie wir es in der Lesung gehört haben, können wir in der Tat zu Gott kommen. Wie zu einem guten Vater und wie zu einer guten Mutter. Wir können Gott vertrauen, weil er versprochen hat, für uns zu sorgen, wie es gute Eltern tun. Wir sind Kinder des Vaters im Himmel, nicht einsame Wesen ohne Hoffnung mitten im Weltall, und auch nicht abhängige Sklaven. Gott will, dass wir getrost und zuversichtlich leben.

Wenn unsere Sorgen aber gerade darin begründet sind, dass wir nie einen guten Vater hatten oder dass wir die Liebe einer Mutter entbehren mussten, die uns einfach so geliebt hätte, wie wir eben sind – dann haben wir die Chance, bei Gott vielleicht zum ersten Mal richtige Mutter- oder Vaterliebe kennenzulernen und zu spüren. Und wenn jemand bisher auch nie aus der Schattenseite des Lebens herausgekommen ist, dennoch ist es nie zu spät, damit endlich einmal Schluss zu machen und die große Last von unseren Schultern abzuwerfen, die uns darin hindert, wirklich zu leben.

Das geht, glaube ich, nicht ohne fremde Hilfe, zum Beispiel nicht ohne die Möglichkeit, sich seine schweren Sorgen wirklich einmal von der Seele reden zu können. Schon das ist manchmal eine große Hilfe, obwohl der Freund oder Seelsorger oder Therapeut, dem man sich anvertraut, gar nicht viel mehr tut, als einfach nur zuzuhören. Und manchmal tun sich in weiteren Gesprächen ganz neue Wege auf, mit den Sorgen, mit anderen Menschen, mit sich selber und mit Gott umzugehen.

Lied 368, 1-3:

In allen meinen Taten lass ich den Höchsten raten, der alles kann und hat; er muss zu allen Dingen, soll’s anders wohl gelingen, mir selber geben Rat und Tat.

Nichts ist es spät und frühe um alle meine Mühe, mein Sorgen ist umsonst; er mag’s mit meinen Sachen nach seinem Willen machen, ich stell’s in seine Vatergunst.

Es kann mir nichts geschehen, als was er hat ersehen und was mir selig ist. Ich nehm es, wie er’s gibet; was ihm von mir beliebet, dasselbe hab auch ich erkiest.

Liebe Gemeinde, wir haben gehört, dass wir unsere Sorgen auf Gott werfen können, statt immer nur um unsere Sorgen herumzukreisen. Das heißt, wer seine Sorgen auf Gott werfen kann, der legt zunächst vielleicht einfach die Hände in den Schoß. Er lässt etwas an sich geschehen. Er hört mit dem Grübeln auf, weil das viele Grübeln noch nie ein Problem gelöst hat. Vielleicht betet er stattdessen, einfach so innen drin, und fühlt, dass er nicht allein ist, dass Gott da ist.

Wer seine Sorgen auf Gott werfen kann, der bleibt aber nicht untätig, sondern er kümmert sich um das, worum er sich kümmern kann. Er sucht sich Hilfe, er wird aufmerksam auf die Sorgen anderer, er „kümmert“ sich, statt dass er sich „bekümmert“. Nüchternheit und Wachsamkeit erwachsen aus der Gelassenheit, die Gott uns schenkt; denn ein von lauter Sorgen und Grübeln zerfressener Geist kann nicht mehr das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden.

Wenn wir aber nun denken, dass das alles nicht so einfach ist, dann sollten wir überlegen, in welcher Zeit der 1. Petrusbrief geschrieben wurde. Die Situation der Christen damals war bestimmt nicht rosig. Sie wurden verfolgt, hatten Angst vor Gefängnisstrafen und Folterungen, und reich waren die meisten unter ihnen schon gar nicht. Dazu kamen die schlimmen Sorgen darum, ob man als Christ überhaupt standhalten würde, ob man nicht Christus verleugnen würde, wenn der Staat den Glauben unter Strafe stellte. Und gerade in dieser Zeit ruft der Petrusbrief zur Nüchternheit auf:

8 Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.

Not lehrt nicht nur beten, Not kann auch in die Arme des Bösen hineintreiben, das weiß man schon zur Zeit des Petrusbriefs. Um so wichtiger ist die Nüchternheit, ein klarer Kopf, und dass man wach bleibt und dass man sich nicht einbildet, man könne das Böse allein besiegen.

9 Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Geschwister in der Welt gehen.

Im Glauben fest bleiben – das werden gerade die, die vielleicht meinen, ich habe doch gar keinen starken Glauben, ich habe doch Angst, aber die dann doch alle Sorge auf Gott werfen. Und wenn wir das tun, dann wissen wir: vielen anderen geht es genauso!

Gemessen an den Sorgen der frühen Christen sind unsere Sorgen heute vielleicht gar nicht mehr so groß.

Natürlich machen wir uns berechtigte Sorgen, wie es weitergehen soll in unserem Land – ob die Renten sicher sind, ob immer mehr Menschen arbeitslos werden, ob es sich überhaupt noch lohnt zu arbeiten, wenn andere die Angebote des Staates missbrauchen. Wir machen uns auch Sorgen um die Zukunft unserer Kirche, die im Augenblick genau so sparen muss wie der Staat und zum Beispiel schon ab dem nächsten Jahr nicht mehr alle jungen Theologiestudenten in ihren Dienst aufnehmen kann.

Aber so groß diese Sorgen auch sein mögen, sie sollen uns doch nicht dahin führen, wieder nur schwarz zu sehen, sondern auch diese Sorgen sollen wir getrost auf Gott werfen, denn er wird für uns sorgen! Wir werden im Vertrauen auf ihn Wege finden, die wir gehen können, auch wenn wir zwischendurch meinen, es geht überhaupt nicht mehr weiter – ganz gleich, ob im persönlichen Leben, im Staat oder in der Kirche. Unser Predigttext sagt dazu abschließend:

10 Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.

11 Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Gott hat uns berufen zu seiner ewigen Herrlichkeit, und das gilt für alle, auch für die, die es sich gar nicht vorstellen können! Herrlichkeit ist ein altes Wort, in modernen Worten können wir sagen: Gott möchte, dass wir alle als selbstbewusste, getroste und zuversichtliche Menschen leben. Denn auch wenn wir unter Sorgen leiden, wird Gott uns, wie der Apostel sagt, „aufrichten, stärken, kräftigen und gründen.“

Mit seiner Macht drückt Gott uns nicht zu Boden, sondern er richtet uns auf.

Er nutzt nicht unsere Schwäche aus, sondern lässt uns unsere eigenen Stärken erkennen und entfalten, auch wenn es nur kleine Stärken sind.

Er raubt uns nicht die letzten Kräfte, sondern gibt uns neue Kraft.

Er lässt uns nicht den Boden unter den Füßen verlieren, sondern er gründet uns, er gibt uns festen Grund, festen Halt unter den Füßen und in unserem Schritt, wenn wir auf unserem Weg gehen.

Darum können wir das getrost einüben: unsere Sorgen werfen wir auf Gott, denn er sorgt für uns. Amen.

Und der Friede Gottes, der viel größer ist, als unser Denken und Fühlen erfassen kann, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied 622: Weißt du, wo der Himmel ist

Und nun feiern wir – wie immer am ersten Sonntag des Monats – das heilige Abendmahl miteinander – mit Brot und Traubensaft.

Wer daran teilnehmen will, kommt nach vorn, wenn es so weit ist, die anderen mögen auf ihrem Platz bleiben und gehören auch zu uns dazu. Nach den Einsetzungsworten singen wir das Lied 190.2.

Herr, unser Gott, du weißt, wie schwer es uns fällt, unsere Sorgen loszulassen und dir zuzutrauen, dass du die richtige Adresse für all unsere Klagen und Kümmernisse bist. Überwinde unseren Stolz, alles allein bewältigen zu wollen und schenke uns kindliches Vertrauen auf deine Liebe.

Vergib uns die Schuld, mit der wir uns belasten und lass uns zum Zeichen Deiner Vergebung Dein Heiliges Abendmahl miteinander feiern. Amen.

Einsetzungsworte und Abendmahl

Freundlicher, treuer, geduldiger, barmherziger Gott, wir danken dir für dein Wort, für Brot und Trank, für Trost und Begleitung. Gib uns nun Kraft für das, was wir zu bewältigen haben.

Sei bei allen, die als Sozialarbeiter, Krankenschwestern, als Pfleger, als Ärzte und Therapeuten, als Lehrer und Seelsorger anderen Menschen helfen, mit ihren Sorgen und Problemen fertigzuwerden.

Sei mit den Politikern, die die versuchen, die Ursachen vieler Sorgen zu beseitigen und dabei oft nur neue Ursachen für neue Sorgen schaffen. Lass uns aber nicht ungerecht werden und nicht selbstgerecht auf die Politiker zeigen, als seien nur sie ständig in der Gefahr, schuldig zu werden, und als gäbe es nicht auch in der Politik Menschen, die sich um ehrliche Glaubwürdigkeit bemühen.

Sei bei allen Menschen, die von ihren Sorgen so bedrückt werden, dass sie den Kopf nicht mehr hoch bekommen. Gib, dass sie und wir alle den Mut haben, alle Sorgen auf dich zu werfen. Amen.

Alles, was uns heute bewegt, schließen wir im Gebet Jesu zusammen:

Vater unser
Lied 334, 1-6: Danke für diesen guten Morgen
Abkündigungen

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag und in die neue Woche gehen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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