Bild: Pixabay

Vergiftung des Gottvertrauens

Warum wirft Gott die Menschen aus dem Paradies? Weil Menschen, die unfähig sind zum Vertrauen, nur eine verkorkste Art von ewigem Leben zustandebringen. Ewige Ausbeutung der Erde, ewiger Triumph der Kains über die Abels. Wo wir nicht mehr sein wollen wie Gott, sondern merken, dass ein liebevoller Gott uns nahe ist, leuchtet auf unserer Erde ein Stück vom Paradies auf.

Kirchenfenster: Ein Cherub mit dem Schwert vertreibt Adam und Eva aus dem Paradies
Ein Cherub mit dem Schwert vertreibt Adam und Eva aus dem Paradies (Bild: falcoPixabay)

#predigtTaufgottesdienst am Sonntag Invokavit, den 13. Februar 2005, 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Einzug der Tauffamilie und Orgelvorspiel

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich in der Pauluskirche. Am Aschermittwoch hat die Passionszeit begonnen. In dieser Zeit denken wir über das Leiden Jesu nach: Da ist ein Gottessohn, der die Macht des Bösen erleidet. Warum tut er das? Heute fragen wir in der Predigt nach dem Ursprung des Bösen. Warum wenden sich Menschen von Gott ab? Eine Antwort darauf gibt die Erzählung vom Baum der Erkenntnis in der Bibel.

Besonders herzlich heißen wir heute ein Taufkind mit seiner Familie und seinen Paten willkommen: … soll heute getauft werden.

Wir singen das Lied 197:

1. Herr, öffne mir die Herzenstür, zieh mein Herz durch dein Wort zu dir, lass mich dein Wort bewahren rein, lass mich dein Kind und Erbe sein.

2. Dein Wort bewegt des Herzens Grund, dein Wort macht Leib und Seel gesund, dein Wort ist’s, das mein Herz erfreut, dein Wort gibt Trost und Seligkeit.

3. Ehr sei dem Vater und dem Sohn, dem Heilgen Geist in einem Thron; der Heiligen Dreieinigkeit sei Lob und Preis in Ewigkeit.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

In der Zeit bis Ostern besinnen wir uns auf die Passion Jesu, auf sein Leiden in der Welt, auf seinen Einsatz für uns Menschen. Gott wird in Jesus Mensch und trägt unser Schicksal mit, Glück und Elend, Angst und Vertrauen, Zorn und Liebe, Freude und Trauer.

Kommt, lasst uns ihn anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott, wenn wir vor dir weglaufen, wenn wir Angst davor haben, uns auf Liebe einzulassen, wenn wir dir nichts zutrauen – dann belehre uns eines Besseren. Wecke unser Vertrauen und mach uns Mut, dass wir Liebe annehmen. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Gott kümmert sich um uns. Oft anders als wir denken. Manchmal scheint Gott selber machtlos zu sein, verletzbar und schwach wie wir selber. Daran denken wir in der Passionszeit. An Gott, der unsere Schwachheit teilt, um sie zu überwinden. Der Bosheit erleidet, um das Böse zu besiegen.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, du liebst uns leidenschaftlich, von ganzem Herzen. Schenke uns das Vertrauen zu dir durch Jesus Christus, unsern Herrn. „Amen.“

Im Taufevangelium nach Matthäus 28, 18-20, lesen wir, welche Macht Jesus von Gott übertragen bekommen hat:

18 Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Amen. „Amen.“

Liebe Familie …, liebe Paten, liebe Gemeinde! Ein Jahr und ein paar Wochen alt ist der kleine …, und wir taufen ihn heute am Geburtstag seiner Mutter. Dazu erst einmal herzliche Glückwünsche, liebe …!

Dass Sie heute Ihren Sohn hier taufen lassen, freut mich besonders, denn vor fünf Jahren habe ich Sie in der Pauluskirche konfirmiert, und Sie haben offenbar unsere Kirche in guter Erinnerung behalten.

Als Taufspruch für … haben Sie den Vers Josua 1, 9 ausgesucht:

[Sei] getrost und unverzagt…; denn … Gott ist mit dir in allem, was du tun wirst.

Dieses Kind soll wissen, dass es nicht allein ist, was auch immer geschieht. Es soll sich geborgen fühlen bei seinen Eltern und erfahren, worauf es im Leben ankommt. Wichtiger als immer alles zu kriegen, was viel Geld kostet, ist das Gefühl, geliebt und angenommen zu sein, so wie man ist. Daraus wächst eine Zufriedenheit und eine Zuversicht, die einem niemand nehmen kann, eine innere Stärke und ein Mut, der einem hilft, seinen eigenen Weg zu gehen und den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Dieses Kind ist von Gott geliebt und soll zu Gott gehören, darum taufen wir es heute im Namen Jesu, der stärker ist als alle bösen Mächte dieser Welt.

Tauflied 577: Kind, du bist uns anvertraut
Glaubensbekenntnis und Taufe
Lied 575: Ein Kind ist angekommen
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, die Bibel erzählt am Anfang unsere Herkunftsgeschichte. Gott formt uns aus Erde; wir sind Kinder dieses Planeten und bestehen aus Materie von der Erde. Gott haucht uns seinen eigenen Atem ein; wir sind Kinder Gottes und könnten ohne Leben von seinem Geist nicht eine Sekunde leben. Im Garten der Natur dürfen wir wohnen, im Einklang mit Pflanzen und Tieren. Von den Früchten der Bäume dürfen wir uns ernähren, dafür sollen wir den Garten bebauen und bewahren. Auch für Geselligkeit, Freundschaft, Partnerschaft ist gesorgt: Als Adam und Eva, Mensch und Mensch mit unzerstörbarer Menschenwürde, sind wir dafür geschaffen, in Respekt und Liebe miteinander umzugehen. Wir sind sogar dazu geschaffen, im Einklang mit Gott zu leben: als ob Gott selber im Garten spazierengeht und wir mit ihm reden wie mit einem guten Freund.

Warum, liebe Gemeinde, wollen viele Menschen von diesem Gott nichts wissen? Warum machen wir Gottes Schöpfung kaputt, statt sie zu bewahren? Warum werden Menschen böse? Warum glauben Menschen nicht an Gott? Warum leben sie ohne ihn? Warum verzichten sie auf seine Liebe, auf das Vertrauen zu ihm?

Auch auf diese Fragen gibt die Bibel Antwort, und zwar gleich nach der Schöpfungsgeschichte – im 1. Buch Mose – Genesis 3:

1 Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?

Märchenhaft klingt es, wenn eine Schlange zu reden anfängt. Aber kein Märchen wird hier erzählt, sondern die wahre Geschichte von uns allen. Glatt und eingängig klingen Einflüsterungen, die unseren Glauben oder unser Vertrauen in Zweifel ziehen: Du glaubst an Gott, der so viel Böses zulässt? Du machst in der Kirche mit, die so viel Dreck am Stecken hat? Liebe ist doch nur ein Wort. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Die Schlange sät Misstrauen, indem sie mit Halbwahrheiten arbeitet. „Was, Gott will euch alles verbieten? Von keinem Baum dürft ihr essen? Das ist ungerecht!“ OK, Gott verbietet zwar etwas, aber nicht alles. Die List der Schlange besteht darin, unsere Aufmerksamkeit genau auf das Verbotene zu lenken: Warum dürfen wir nicht vom Baum in der Mitte des Gartens essen? Gönnt Gott uns die besten Früchte nicht? Vielleicht haben wir eh schon das Gefühl, zu kurz zu kommen; damit nährt die Schlange unseren Trotz gegen Gott: „Ich will aber! Und zwar genau das, was Gott mir nicht erlaubt!“

2 Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten;

3 aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!

Eva wehrt sich nach Kräften gegen die bösen Einflüsterungen. Sie weiß: die Schlange hat nicht recht. Gott hat gar nicht alles verboten. Aber etwas hat die Schlange erreicht: Die Versuchung in Eva ist bereits so groß, dass sie es für nötig hält, das Verbot Gottes zu verschärfen: „Nicht einmal anfassen dürft ihr die verbotenen Früchte!“ Das hatte Gott gar nicht verlangt. Doch wenn wir ein Verbot in ein absolutes Tabu verwandeln, erhöhen wir den Reiz, es zu übertreten. Und fast unmerklich ändert sich unser Bild von Gott. Hat er vielleicht Angst, dass wir ihm etwas wegnehmen wollen? Muss er eifersüchtig darüber wachen, dass es uns ja nicht zu gut geht?

Vielleicht ist es so, wie wenn Eltern ihrem Kind sagen: „Wir können dir nicht alle Wünsche erfüllen. Wir müssen dir sogar verbieten, was nicht gut für dich ist. Aber du kriegst, was du brauchst, und wir werden dich immer liebhaben.“ Aber das Kind will keine Enttäuschung hinnehmen und reagiert trotzig: „Ihr habt mich nicht lieb! Sonst würdet ihr mir nicht alles verbieten.“ Auch Erwachsene stellen manchmal solche kindlichen Ansprüche an Gott. „Ich bete zu Gott, und trotzdem erfüllt er mir meinen Herzenswunsch nicht.“

Nachdem in der Antwort Evas auf die Schlange das Verbot zum Tabu geworden ist, also zu einem unerklärlichen Willkürakt Gottes, hat die Schlange leichtes Spiel. Sie holt zu einem neuen Schlag aus:

4 Da sprach die Schlange zum Weibe: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben,

5 sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.

Ist es nicht diese Einflüsterung, die in der Neuzeit so viele Herzen vergiftet hat? Auf Gott hören? Das tun nur unmündige Kinder. Wir können selber denken und sind ohne Gott besser dran. Seine Verbote schränken nur unsere Freiheit ein. Und lügt Gott uns nicht an? Wir fallen nicht tot um, wenn wir vom Baum in der Mitte des Gartens essen. Wir werden sein wie Gott! Wir entscheiden selber, was gut und böse ist und brauchen Gott nicht. Wir meistern unser Leben allein. Uns hilft sowieso kein Gott, dann soll er uns auch nicht reinreden. Wir machen, was wir wollen. Ist das denn etwas Schlechtes?

6 Und das Weib sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß.

So verlieren wir Menschen unser Vertrauen zu Gott. Der Frau erscheint die verbotene Frucht verlockender als alles, was Gott anzubieten hat; und bei Adam sind keine Verführungsanstrengungen der Schlange notwendig; er schmilzt dahin, sobald er die Frucht aus Evas Hand bekommt.

Nun könnte man sagen: Was ist schon dabei, eine harmlose Frucht zu essen? Die Frucht ist nicht das Problem! Das Problem besteht im Verlust des Gottvertrauens. Wer sein will wie Gott, traut Gott nicht mehr über den Weg, kann sich ihm nicht mehr anvertrauen, erwartet von ihm nichts Gutes. Und das hat böse Folgen.

Wer nicht im Vertrauen lebt, kann sich nicht mehr ungeschützt den Blicken und Taten anderer Menschen aussetzen. Die Erzählung von der Schöpfung war so zu Ende gegangen (1. Buch Mose – Genesis 2):

25 Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.

Jetzt ist es mit dieser Unbefangenheit vorbei (1. Buch Mose – Genesis 3):

7 Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.

Nackt und bloß stehen die Menschen jetzt da. Sie schämen sich, haben etwas zu verbergen. So lange Adam und Eva im Vertrauen gelebt hatten, brauchten sie ihre körperliche Nacktheit nicht zu verhüllen. Sie nahmen sich an, wie sie waren, und standen auch so vor Gott, ohne sich schämen zu müssen. Jetzt ist alles anders geworden. Wenn wir sein wollen wie Gott, müssen wir alles allein bewältigen, ohne Liebe, ohne Vertrauen. Zwar ist das unmöglich, aber das können wir nicht zugeben; wir wollen uns keine Blöße geben, müssen unsere schwachen Punkte möglichst gut voreinander verbergen.

Aber ob man sich auch vor Gott verstecken kann?

8 Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter den Bäumen im Garten.

9 Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?

10 Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich.

In einem Leben ohne Vertrauen muss man sich auch vor Gott fürchten. Doch es gibt kein Versteck, in dem er uns nicht finden würde.

11 Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?

12 Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugestellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß.

13 Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich, so dass ich aß.

Das Spiel, das Adam und Eva hier treiben, kennen wir alle. Während ich diese Predigt schreibe, tut es draußen vor dem Fenster einen großen Schlag, ich ziehe die Rollade hoch und sehe, wie Kinder weglaufen. Und einer ruft: „Das war ich nicht, das waren die Jungs!“ Sicherheitshalber erst mal alles auf andere schieben. Adam und Eva können nicht zugeben: „Ja, Gott, wir haben nicht auf dich gehört. Sei uns bitte wieder gut!“ Das Wort „Vergebung“ ist für sie ein Fremdwort; darum können sie auch nicht zu ihrer Schuld stehen. Sie sind gefangen in dem, was die Bibel Sünde nennt, in Misstrauen und Abwehr gegen Gott, und tun, als seien sie nicht verantwortlich für das, was sie getan haben.

So schreitet das Unheil voran. Man sagt oft, dass Gott die Menschen für ihren Ungehorsam bestraft. Aber Gott bestraft uns nicht nach Lust und Laune. Er nennt böse Folgen beim Namen, die sich aus einem Leben ohne Vertrauen ergeben und die wir als Strafe empfinden.

14 Da sprach Gott der HERR zu der Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang.

Natürlich frisst eine Schlange nicht wirklich Erde. Aber eine tiefe Wahrheit steckt darin, dass die stolze Stimme, die uns einflüstert, wir könnten sein wie Gott, zu einem Wesen gehört, dass am Boden kriechen muss und nur Erde fressen darf.

15 Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.

In diesen Worten hat die christliche Kirche eine Vorausschau auf Jesus erblickt. Nicht ewig herrscht das Böse über die Menschen. Einst wird der Nachkomme Evas, der Sohn der Jungfrau Maria die Schlange der bösen Einflüsterungen zertreten und den Menschen die Tür zum Gottvertrauen wieder aufschließen.

16 Und zum Weibe sprach er: Ich will dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären. Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein.

Geburtsschmerzen als Folge der Sünde? Das macht Sinn, wenn man bedenkt, dass Wehen um so unerträglicher sein können, je mehr sich eine Frau bei der Geburt ihrer Kinder allein gelassen fühlt. Interessant ist, dass die Bibel die Unterordnung der Frau unter den Mann als Folge der Sünde sieht – es ist nicht Gottes ursprünglicher Wille, dass Männer über Frauen herrschen.

17 Und zum Manne sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deines Weibes und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen –, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang.

18 Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen.

19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.

Hier spiegeln sich die Verhältnisse einer vergangenen Kultur wider: heute gibt es die klare Arbeitsteilung zwischen der kindergebärenden Frau und dem hart arbeitenden Ackermann nicht mehr. Trotzdem enthalten diese Verse auch Wahrheiten, die noch heute gelten: Wo Arbeit kein dankbares Bebauen und Bewahren des guten Schöpfungsgartens Gottes mehr ist, kann sie nicht mehr als Lebenserfüllung, sondern nur noch als erdrückende Mühe und Last erfahren werden. Wer aus den Augen verliert, dass das Leben ein Geschenk Gottes ist, muss sich den Sinn des Lebens „im Schweiße seines Angesichts“ selber schaffen, oft ohne oder mit zweifelhaftem Erfolg. Wie erdrückend auch heute noch Arbeitslast sein kann, weniger körperlich, aber dafür nervlich, und wie bedrückend und sinnentleert viele Arbeitslose ihr Leben empfinden, wissen wir im Zeitalter von Hartz IV nur zu gut.

Nach der Darstellung der mühseligen Arbeit des Mannes kehrt die Geschichte zur Rolle der Frau zurück:

20 Und Adam nannte sein Weib Eva; denn sie wurde die Mutter aller, die da leben.

Erst nach dem Sündenfall taucht zum ersten Mal in der Bibel der Name Eva auf, der mit dem hebräischen Wort für „Leben“ in Verbindung gebracht wird. So wie Adam, dem Erdling, die ihm anvertraute Erde zum Ort seiner schweißtreibenden Überlebensanstrengungen wird, so wird Eva zum Symbol dafür, dass der Mensch die Fortpflanzung seiner Art in die eigene Hand nimmt; es scheint so, als sei das Leben keine Gottesgeschenk, sondern als schenke der Mensch in Gestalt der Frau sich selbst das Leben.

So scheint die Bibel den Menschen als zum Guten unfähig darzustellen; kaum ist er als Ebenbild Gottes geschaffen, schon fällt er Gott in den Rücken bzw. von ihm ab und will selber Gott sein, mit üblen Folgen. Wo ist ein Ausweg aus dem vertrauenslosen Leben? Den Ausweg schildert die Bibel in vielen weiteren Kapiteln: den Menschen, der sich von Gott abwendet, lässt Gott trotzdem nicht fallen. Das beginnt übrigens schon am Ende unserer Erzählung selbst:

21 Und Gott der HERR machte Adam und seinem Weibe Röcke von Fellen und zog sie ihnen an.

Gott sieht, wie die Menschen es nicht aushalten, sich zu ertragen und einander anzuvertrauen, so wie sie sind, nackt und bloß. Um einen besseren Schutz als Feigenblätter zu haben, schneidert er seinen Geschöpfen etwas zum Anziehen und hilft ihnen auch noch in die Kleidung, wie es eine Mutter bei kleinen Kindern tut. Gott ist also kein Menschenquäler, sondern er geht barmherzig mit ihnen um, auch nachdem sie ohne Gottvertrauen blind in ihr Unglück rennen.

Doch was ist am Ende mit der Ausweisung aus dem Paradies?

22 Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!

23 Da wies ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, dass er die Erde bebaute, von der er genommen war.

24 Und er trieb den Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zu dem Baum des Lebens.

Warum muss Gott die Menschen aus dem Paradies rauswerfen? Warum will er nicht, dass sie ewig leben? Wahrscheinlich weil Menschen, die unfähig sind zum Vertrauen, nur eine sehr verkorkste Art von ewigem Leben zustandebringen. Ewige Ausbeutung der Erde, ewige Unterdrückung und Gewalt gegen andere Menschen, ewiger Triumph der Kains über die Abels.

Wohin wird der Mensch eigentlich rausgeworfen? Mir fällt auf: die Erde, die der Mensch bebauen soll, von der er genommen ist, ist außerhalb des Gartens Eden die gleiche wie innerhalb des Gartens. Der Rauswurf ist also keine räumliche Ortsveränderung, sondern die Erde, die ein Garten Eden sein sollte, verwandelt sich für die Menschen in einen Ort des Todes. So lange sie sein wollen wie Gott, bleibt ihnen der Zugang zum ewigen Leben versperrt. Überall wo sie merken, dass Gott ihnen viel näher ist, als sie gedacht haben, leuchtet auf unserer Erde ein Stück vom Paradies auf. Jesus war überzeugt: das Reich Gottes ist mitten unter euch – da, wo wir seine Liebe annehmen und wir im Vertrauen leben. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 634: Die Erde ist des Herrn

Gott, Vater im Himmel, du hast unsere Welt gut geschaffen. Doch viele wenden sich von dir ab, glauben dir deine Güte nicht. Aus Verzweiflung, Angst, Misstrauen gegenüber dem Leben werden sie böse und zerstören sich selbst und andere Menschen und die Natur, alles was du uns gegeben hast. Wir bekennen: in dieses Menschenschicksal sind wir mit hineinverstrickt.

Wir danken dir, dass du uns nicht allein lässt in unserer Not! Du gibst uns nicht auf. Danke, dass du uns Hoffnung gibst, dass du uns deinen Sohn Jesus geschenkt hast. Lass uns wieder neu das Vertrauen fassen zu dir! Halte uns fest in unserer Angst und lass uns nicht allein!

Wir beten heute besonders für unser Taufkind … und seine Familie. Lass ihn behütet aufwachsen und genug Liebe erfahren, um ein selbstbewusster Mann zu werden, der auch für andere da ist.

Wir beten auch für Frau …, die im Alter von … Jahren gestorben ist. Auf dieser Erde dürfen wir im Vertrauen zu dir leben, und am Ende nimmst du uns gnädig auf in dein himmlisches Reich. Begleite uns, wenn wir traurig sind, und lass uns auch dankbar sein, wenn wir Grund zur Freude haben. Amen.

Gebetsstille und Vater unser
Lied 630: Wo ein Mensch Vertrauen gibt
Abkündigungen

Gott segne dich und er behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.