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Gesundbeten?

Wer „Warum“ fragt, muss nicht immer eine Antwort bekommen, aber es ist gut, diese Frage an Gott zu richten. Schon dieser Kontakt zu Gott, dem Allmächtigen, kann eine Gebetserhörung sein: nämlich zu spüren, wer mich trägt, wer die Hand über mich hält, egal wie es mir geht.

Ein betender relativ junger Mann - zum Thema "Gesundbeten"
Im Gebet kann ich spüren, wer mich trägt (Bild: waldryanoPixabay)

#predigtTaufgottesdienst am 19. Sonntag nach Trinitatis, den 22. Oktober 2006, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Musik und Einzug der Tauffamilie mit den Paten

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Zum Taufgottesdienst in der Pauluskirche heiße ich Sie herzlich willkommen. Besonders herzlich begrüße ich … mit ihren Eltern und ihrer Patin, denn sie wird heute getauft.

Als Pfarrer Schütz diesen Gottesdienst vorbereitete, hat noch die goldene Oktobersonne geschienen; hinter den Wolken scheint sie auf jeden Fall auch heute. Wir singen gemeinsam aus dem Lied 449 die Strophen 1, 4, 6 und 8:

1. Die güldne Sonne voll Freud und Wonne bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen ein herzerquickendes, liebliches Licht. Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder; aber nun steh ich, bin munter und fröhlich, schaue den Himmel mit meinem Gesicht.

4. Abend und Morgen sind seine Sorgen; segnen und mehren, Unglück verwehren sind seine Werke und Taten allein. Wenn wir uns legen, so ist er zugegen; wenn wir aufstehen, so lässt er aufgehen über uns seiner Barmherzigkeit Schein.

6. Lass mich mit Freuden ohn alles Neiden sehen den Segen, den du wirst legen in meines Bruders und Nähesten Haus. Geiziges Brennen, unchristliches Rennen nach Gut mit Sünde, das tilge geschwinde von meinem Herzen und wirf es hinaus.

8. Alles vergehet, Gott aber stehet ohn alles Wanken; seine Gedanken, sein Wort und Wille hat ewigen Grund. Sein Heil und Gnaden, die nehmen nicht Schaden, heilen im Herzen die tödlichen Schmerzen, halten uns zeitlich und ewig gesund.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit Psalm 139:

13 Du, Gott, hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe.

14 Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.

15 Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde, als ich gebildet wurde unten in der Erde.

16 Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wunderbar hast du uns geschaffen, Gott. Als Krone der Schöpfung hast du uns Menschen Freiheit gegeben: die Freiheit, auf deine Liebe mit unserer Liebe zu antworten. In deiner Absicht lag es nicht, dass wir diese Freiheit missbrauchen, unverantwortlich handeln, diese Welt in ein Jammertal der Sünde verwandeln. Wir bitten um Vergebung, um Gottvertrauen, dass wir Angst überwinden und den Mut zur Liebe gewinnen. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

So spricht der Prophet Jesaja 35:

3 Stärket die müden Hände und macht fest die wankenden Knie!

4 Saget den verzagten Herzen: „Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt … und wird euch helfen.“

5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden.

6 Dann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und die Zunge der Stummen wird frohlocken.

10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen …; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Der Herr sei mit euch! „Und mit deinem Geist!“

Barmherziger Gott, rühre uns an mit Worten der Liebe, dass wir spüren, was Angst und Schuld überwindet, dass wir Trost finden in unseren Traurigkeiten, dass wir Segen und Orientierung finden für unser Leben. Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem Evangelium nach Markus 10, 13-16:

13 Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an.

14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.

15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.

16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Lied 211: Gott, der du alles Leben schufst

Liebe Familie …, besonders liebe …, liebe Patin, liebe Gemeinde!

Die kleine …, die wir heute taufen wollen, ist gar nicht mehr sooo klein. Sie ist schon über drei Jahre alt und geht in den Kindergarten im Sandfeld.

… selber ist sich noch nicht so ganz klar darüber, was sie von dieser Taufe halten soll, aber ihre Eltern haben sich dafür entschieden: … soll zur evangelischen Kirche dazugehören, soll im Namen des dreieinigen Gottes getauft werden. Im Taufgespräch hatte ich … gesagt, dass sie mit drei Händen voll Wasser getauft wird. Das hat sie nicht ganz eingesehen, warum reicht nicht auch einmal Wasser? Irgendwie war sie dann zu müde, um es ihr genau zu erklären.

Ja, warum nehmen wir drei Hände voll Wasser zum Taufen? Weil wir einen Menschen im Namen des dreieinigen Gottes taufen. Damit bezeugen wir: dieser Mensch gehört zu dem einen und einzigen Gott, der sich auf verschiedene Weisen selber zu erkennen gibt: als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist.

Was damit gemeint ist, ist schwer zu erklären. Besser verstehen wir es, wenn wir von diesen drei Namen Geschichten erzählen, so wie sie in der Bibel stehen.

Es sind Geschichten von dem großen allmächtigen Gott hoch über uns, von dem, der alle Macht hat, ohne den es die ganze Welt nicht gäbe, Geschichten vom Vater im Himmel, mit dem zuerst das Volk Israel eine Menge Geschichten erlebt. Wo dieser Gott in der Bibel redet, da geschieht sein Wort, da passiert etwas mit den Menschen, die Gott hören.

Es sind Geschichten von einem Gott, der nicht nur oben bleibt, sondern in Jesus Mensch wird. Gott wird einer von uns. Der Sohn Gottes ist Gott mit uns, er erzählt vom Reich Gottes mitten unter uns und lässt es unter uns anbrechen.

Damit sind Geschichten von unserem Gott immer auch Geschichten, die etwas mit uns selbst zu tun haben. Gott ist also nicht nur über uns und bei uns, sondern sogar in uns: rührt uns an, verwandelt uns, weckt unser Vertrauen, unsere Liebe, macht uns frei. Das ist Heiliger Geist: Gott, wie er uns in seine Geschichten hineinverwickelt. Wenn wir von Gott erzählen, erzählen wir auch unsere eigene Geschichte neu und anders weiter.

Mit dem kleinen Volk Israel beginnt das alles. Als einziges von allen Völkern hat es keinen Staatsgott, der sozusagen der verlängerte Arm des eigenen Königs ist und fremde Völker zu versklaven versucht. Nein, dieser Gott führt sein Volk aus der Sklaverei heraus und verpflichtet es zur Freiheit. Und wenn in Israel ein König seine Macht missbraucht, dann bekommt er es mit der geballten Kritik der Propheten im Namen Gottes zu tun.

Mit Jesus, der in Israel von der römischen Besatzungsmacht am Kreuz hingerichtet wird, erreichen die Geschichten mit Gott ihren Höhepunkt. An Jesus scheiden sich die Geister. Für die einen ist er der Sohn Gottes. Sie erfahren von ihm Heilung, Trost, Wegweisung. Manche wissen: mein Weg ging bisher in die völlig falsche Richtung, aber ich habe eine Chance, es gibt Vergebung, Befreiung von Sünde auch für mich. Für andere ist Jesus ein Störfaktor; er predigt einen allzu barmherzigen Gott, bringt die Macht mächtiger Menschen ins Wanken; sie räumen Jesus aus dem Weg. Die Menschen, die auf Jesus vertrauen, sehen darin keinen Schicksalsschlag, sondern den Ausdruck von Gottes Willen: In Jesus hat Gott sich selber den Menschen ausgeliefert, den Tod auf sich genommen, um ein für allemal den Tod und die Sünde zu besiegen. Das ist die größte Geschichte aller Zeiten, eine Geschichte, die alle Menschen angeht – alle Menschen im Volk Israel und in aller Welt.

In diese großen und kleinen Geschichten von Gott mit uns Menschen wird nun auch … einbezogen, indem wir sie taufen. Wir tun es, indem wir ihr einen kurzen schlichten Taufspruch auf ihren Lebensweg mitgeben, den Sie als Eltern für sie ausgesucht haben. Er steht im 4. Buch Mose – Numeri 6, 24 und lautet:

Der HERR segne dich und behüte dich.

Der Herr, heißt es da.

Gemeint ist der einzige, der uns wirklich etwas zu sagen hat, weil er der Vater im Himmel ist, der Schöpfer der Welt, der uns liebt.

Gemeint ist der Herr, der sein Volk Israel in die Freiheit führt und zur Freiheit verpflichtet. Gemeint ist Jesus, der einmal sagt: Wer unter euch der Größte sein will, der soll den anderen dienen. Jesus ist ein Herr, der das nicht nur sagt, sondern seinen Jüngern wie ein Sklave die Füße wäscht und sein Leben hingibt, damit wir ewiges Leben haben.

Dieser Herr ist es, der auch … segnet und behütet.

Der Herr behüte dich: Ob wir klein oder groß sind, wir alle brauchen Behütung und Bewahrung in unserem Leben. Wir sind in Gottes Hand geborgen und getragen und können niemals aus ihr herausfallen.

Der Herr segne dich: Mit diesem Segen ist gemeint, womit Gott uns beschenkt, was unser Leben erfüllt – von den kleinen Freuden des Alltags bis hin zur Bewältigung schwerer Krisen, vom Gottvertrauen bis hin zur Zivilcourage. Die Geschichten mit Gott, von denen ich gesprochen habe, in die unser Leben hineinverwickelt wird, sind Segensgeschichten – indem wir einander zum Segen werden.

Wir taufen …, um zu bezeugen, dass sie unter Gottes Schutz und Segen lebt. So wird ihr Leben ein Segen für andere sein.

Unser Vertrauen zum dreieinigen Gott bekennen wir nun mit dem christlichen Glaubensbekenntnis:

Glaubensbekenntnis und Taufe
Lied 408: Meinem Gott gehört die Welt
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, vorhin habe ich von den Segensgeschichten mit Gott gesprochen, in die wir als Christen verwickelt werden. Nun könnte jemand denken: das klingt ja schön und gut, es gibt sicher viele Menschen, die ihr Leben als gesegnet erfahren, zum Beispiel wer gesund ist, eine sichere Arbeitsstelle hat und sich über ein glückliches Familienleben freuen kann. Aber was ist, wenn es im Leben nicht so rund läuft? Was ist, wenn einer chronisch oder unheilbar krank ist, wenn einer immer wieder die gleichen Fehler macht, wenn einer dem andern am Arbeitsplatz oder in der Familie das Leben zur Hölle macht? Für die Bibel sind das die Herausforderungen, an denen sich das Vertrauen auf Gott bewährt. Denn die Segensgeschichten mit Gott sind gerade nicht nur Schönwettergeschichten. Sondern sie handeln von Wundern, von Neuanfängen, die unmöglich erscheinen, von finsterer Dunkelheit, die in Licht verwandelt wird, von Menschen, die unter einem Fluch zu stehen scheinen, und die dennoch Segen erfahren und anderen zum Segen werden.

Im heutigen Text zur Predigt geht es um eins der schwierigen Themen, die ich erwähnt habe, um die Krankheit. Er steht im Brief des Jakobus 5, 13-16:

13 Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen.

14 Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn.

15 Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.

16 Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.

Was hier von der Krankheit gesagt wird, mag uns fremd vorkommen. Ist das nicht Gesundbeterei, die in unserer modernen Medizin keinen Platz mehr hat? Wie soll das überhaupt gehen: die Ältesten der Gemeinde, also doch wohl Mitglieder aus dem Kirchenvorstand, sollen in die Wohnungen gehen und Kranke salben?

In unserer Landeskirche, wo keiner alle Gemeindemitglieder kennen kann, wäre das nicht vorstellbar. Was Jakobus schreibt, ist also sicher nicht 1:1 auf unsere Situation heute übertragbar.

Trotzdem gibt mir dieser Text einiges zu denken.

Vielleicht halten wir heute im Zusammenhang mit der Krankheit deswegen nicht mehr so viel vom Beten, weil die moderne Medizin uns verwöhnt hat. Vieles, was früher unmöglich erschien, ist heute selbstverständlich geworden, von der Infektionsbekämpfung mit Antibiotika bis zu Organverpflanzungen. Aber es wäre voreilig und falsch, aus medizinischen Erfolgen den Schluss zu ziehen, Heilung sei in jedem Fall menschlich machbar. Mein Hausarzt in meiner früheren Gemeinde hatte am Eingang seiner Praxis ein Bild von Jesus hängen, wie er Kranke heilt. Er wollte damit ausdrücken: Meine ärztliche Kunst ist begrenzt; nicht ich bin es, der einen Menschen heilt, letzten Endes ist Heilung immer ein Geschenk von oben.

Das liegt vor allem daran, dass der Mensch eben ein Mensch ist und keine Maschine, die bei einer Betriebsstörung mal eben in der Arztpraxis oder im Krankenhaus wieder repariert wird. Wenn der Mensch krank ist, ist nicht nur sein Körper, sondern immer auch die Seele mit betroffen. Krankheit kann sowohl seelische Folgen als auch seelische Ursachen haben.

Wer krank wird, wird oft auch einsam. Über manche Krankheiten redet man nicht gern. Statt in einer schwierigen Situation Hilfe zu bekommen, reißt man sich zusammen, versucht allein mit allem klarzukommen und macht dadurch vielleicht alles noch schlimmer.

Wer krank wird, fragt sich oft: Warum? Warum gerade ich? Bin ich von Gott gestraft? Wer so fragt, fühlt sich in der Regel von Gott ungerecht behandelt. Und es gibt ja auch Krankheiten, Unfälle, Behinderungen, die wir nur als Schicksalsschläge betrachten können und auf keinerlei eigene Schuld des Betroffenen zurückzuführen sind. Jakobus rät in jedem Fall zu beten. Wer „Warum“ fragt, muss nicht immer eine Antwort bekommen, aber wenn er diese Frage an Gott richtet, mit all dem Zorn und Schmerz, mit all der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die man in sich trägt, dann bleibt er immerhin im Kontakt mit dem, der mächtiger ist als wir selbst. Schon dieser Kontakt zu Gott kann eine Gebetserhörung sein: nämlich zu spüren, wer mich trägt, wer die Hand über mich hält, egal wie es mir geht. Dem einen oder andern wird erst in einer solchen Situation bewusst, dass Leben und Gesundheit keine Selbstverständlichkeit sind, dass unsere Kräfte uns anvertraut sind und uns auch wieder genommen werden können. Schon manchem hat Krankheit geholfen, dankbarer zu leben, die Kostbarkeit jedes Tages, den man erlebt, bewusster wahrzunehmen. Not lehrt Beten, sagt man, aber Jakobus meint, dass man auch in guten Zeiten mit dem Beten anfangen kann, indem man bewusst und dankbar wahrnimmt, was einem geschenkt ist (Jakobus 5, 13):

Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen.

Es gibt allerdings auch Krankheiten, die wir wirklich durch unsere Lebensweise mit zu verantworten haben. Oder Krankheiten, durch die uns unser Körper ein Signal gibt, einen Hilferuf sozusagen: „Gib besser auf dich acht! Gönn dir mehr Ruhe! Mach dich nicht kaputt!“ Manche Krankheit ist wie ein Schuss vor den Bug, eine Mahnung, anders mit dem eigenen Körper und der eigenen Seele umzugehen. Ich denke, dass Jakobus so etwas meint, wenn er im Zusammenhang mit einem Krankenbesuch auch von Sünde redet (Jakobus 5, 15-16):

Wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander.

Merken Sie, wie wohltuend dieser Umgang mit eigenen Unzulänglichkeiten und Fehlern, mit Schuld und eigenem Versagen ist? Hier geht es nicht um Schuldvorwürfe, sondern um den Zuspruch von Vergebung. Mach dich nicht länger kaputt. Es muss dir nicht peinlich sein, was du verbockt hast, du kannst neu anfangen, Gott traut es dir zu. Sicher, es gehört viel Mut und viel Vertrauen dazu, einander offen zu sagen, was man falsch gemacht hat, weil man sich dafür ja auch schämt. Aber selbst wenn man hier auf Erden niemanden findet, dem man so offen gegenübertreten mag: Gott im Himmel kann man alles sagen. Er kennt unser Herz sowieso, vor ihm können wir uns eh nicht verstecken; er stößt uns nicht zurück, wenn wir unser Herz bei ihm ausschütten.

Heilung kann darin bestehen, dass ein Mensch mit sich und den Mitmenschen und mit Gott ins Reine kommt. Vielleicht wird er nicht körperlich gesund, aber er versöhnt sich mit seinem Schicksal, nimmt es aus Gottes Hand. Um einem anderen Menschen dabei Hilfestellung zu leisten, muss man kein Arzt, kein Therapeut, kein Pfarrer sein. Wir können einander besuchen und zuhören, selbst wenn wir keine Ratschläge und Rezepte anzubieten haben. Wir können uns einander anvertrauen, und mit der Bereitschaft zu vergeben sogar offen über unsere wunden Punkte reden. Jakobus meint, das geht alles, wenn wir vor allem eins tun: Füreinander beten. Füreinander! Nicht so, dass einer den Draht zu Gott hat und der andere nicht. Sondern so, dass beide auf Gottes Seelsorge angewiesen sind. Da, wo wir einander beistehen, hält uns ein Größerer gemeinsam in seiner Hand. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 320:

1. Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn ehren für alle seine Gaben, die wir empfangen haben.

2. Den Leib, die Seel, das Leben hat er allein uns geben; dieselben zu bewahren, tut er nie etwas sparen.

3. Nahrung gibt er dem Leibe; die Seele muss auch bleiben, wiewohl tödliche Wunden sind kommen von der Sünden.

4. Ein Arzt ist uns gegeben, der selber ist das Leben; Christus, für uns gestorben, der hat das Heil erworben.

5. Sein Wort, sein Tauf, sein Nachtmahl dient wider alles Unheil; der Heilig Geist im Glauben lehrt uns darauf vertrauen.

6. Durch ihn ist uns vergeben die Sünd, geschenkt das Leben. Im Himmel solln wir haben, o Gott, wie große Gaben!

7. Wir bitten deine Güte, wollst uns hinfort behüten, uns Große mit den Kleinen; du kannst’s nicht böse meinen.

8. Erhalt uns in der Wahrheit, gib ewigliche Freiheit, zu preisen deinen Namen durch Jesus Christus. Amen.

Barmherziger Gott, hab Dank für das, was du uns schenkst, für Leben und Gesundheit, für die Fähigkeit zu arbeiten und zu feiern, zu denken und zu fühlen.

Hab Dank für die Kinder, die du uns anvertraust, damit wir unseren Teil dazu beitragen, dass sie in Geborgenheit und mit guter Orientierung aufwachsen. Begleite auch Nina, die wir getauft haben, in ihrer Familie und lass sie von dir behütet und gesegnet sein.

Hilf uns, barmherzig mit uns selber umgehen, damit auch unsere Welt durch uns ein bisschen menschlicher wird. Du weißt, was für unsere Seele gut ist, wann es Zeit ist, sich anzustrengen, und wann es Zeit ist, auszuruhen, wann es Zeit ist, für andere da zu sein, und wann es Zeit ist, für uns selbst zu sorgen. Du überforderst uns nicht, sondern du forderst uns, indem du uns unser Maß an Kräften schenkst, um sie mit Mut und Freude füreinander einzusetzen.

Für kranke Menschen bitten wir dich, dass sie dich als den erleben, der in den Schwachen mächtig ist. Sei Sterbenden nahe, dass sie sich in deine Hände fallen lassen können.

Und begleite auch die auf ihrem Weg, die um einen nahestehenden Menschen trauern; lass sie die Achterbahn ihrer Gefühle durchstehen und ihr eigenes Leben neu in Angriff nehmen. Insbesondere beten wir heute für … . Wir lassen sie los in deine barmherzigen Hände, denn du nimmst uns am Ende unseres irdischen Lebens mit Ehren an. Von dir empfangen wir den Himmel, den wir uns nicht verdienen können, als Geschenk.

Sprich deinen milden Segen zu allen unsern Wegen, lass Großen und auch Kleinen die Gnadensonne scheinen.

Sei der Verlassnen Vater, der Irrenden Berater, der Unversorgten Gabe, der Armen Gut und Habe.

Hilf gnädig allen Kranken, gib fröhliche Gedanken den hochbetrübten Seelen, die sich mit Schwermut quälen.

Und endlich, was das meiste, füll uns mit deinem Geiste, der uns hier herrlich ziere und dort zum Himmel führe. (Lied 58, 11-14)

Amen.

In der Stille bringen wir vor Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser
Lied 407:

1. Stern, auf den ich schaue, Fels, auf dem ich steh, Führer, dem ich traue, Stab, an dem ich geh, Brot, von dem ich lebe, Quell, an dem ich ruh, Ziel, das ich erstrebe, alles, Herr, bist du.

2. Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir her? Ohne dich, wer nähme meine Bürde, wer? Ohne dich, zerstieben würden mir im Nu Glauben, Hoffen, Lieben, alles, Herr, bist du.

3. Drum so will ich wallen meinen Pfad dahin, bis die Glocken schallen und daheim ich bin. Dann mit neuem Klingen jauchz ich froh dir zu: nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du!

Abkündigungen

Und nun gehen Sie mit Gottes Segen. Vielleicht bleiben Sie auch noch ein wenig zusammen im Gemeindesaal bei Kaffee oder Tee.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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