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Dank – und Anklage gegen Gott

Nur wer den Schmerz darüber kennt und aushält, dass man nicht immer bekommt, was man sich wünscht, und dass auch Gott nicht immer alle Wünsche erfüllt, der wird auch wirklich dankbar sein können für die Gaben Gottes, die wir nicht selbstverständlich beanspruchen können. Und dann folgt aus dieser Dankbarkeit selbstverständlich eine Haltung, die auch an den Nächsten denkt.

Comic-Männchen mit Pferdeschwanz von hinten gesehen
Haben wir eine verkehrte Sicht von Gott? Blicken wir in die falsche Richtung? (Bild: Clker-Free-Vector-ImagesPixabay)

direkt-predigtErntedankfestgottesdienst am Sonntag, 7. Oktober 1984, um 9.30 Uhr in Heuchelheim, 10.30 Uhr in Reichelsheim und 13.00 Uhr in Dorn-Assenheim

Ich begrüße Sie und euch alle herzlich im Gottesdienst am Erntedankfest! Besonders heiße ich die Familie … willkommen, deren Tochter … heute im Gottesdienst getauft werden soll. Wir sind heute hier zusammen, um einen Weg zur Dankbarkeit zu suchen, der uns alle zusammenschließt, Mühselige und Zuversichtliche, Beladene und Beschenkte, Traurige und Fröhliche, junge und alte Menschen.

Wir beginnen mit dem Lied EKG 230 (EG 324) und singen die ersten acht Strophen, acht kurze Verse:

1. Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust; ich sing und mach auf Erden kund, was mir von dir bewusst.

2. Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad und ewge Quelle bist, daraus uns allen früh und spat viel Heil und Gutes fließt.

3. Was sind wir doch? Was haben wir auf dieser ganzen Erd, das uns, o Vater, nicht von dir allein gegeben werd?

4. Wer hat das schöne Himmelszelt hoch über uns gesetzt? Wer ist es, der uns unser Feld mit Tau und Regen netzt?

5. Wer wärmet uns in Kält und Frost? Wer schützt uns vor dem Wind? Wer macht es, dass man Öl und Most zu seinen Zeiten find’t?

6. Wer gibt uns Leben und Geblüt? Wer hält mit seiner Hand den güldnen, werten, edlen Fried in unserm Vaterland?

7. Ach Herr, mein Gott, das kommt von dir, du, du musst alles tun, du hältst die Wach an unsrer Tür und lässt uns sicher ruhn.

8. Du nährest uns von Jahr zu Jahr, bleibst immer fromm und treu und stehst uns, wenn wir in Gefahr geraten, treulich bei.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

So spricht zu uns der Apostel Petrus (1. Petrus 5, 7):

„Alle eure Sorge werft auf [Gott], denn er sorgt für euch!“

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, wie es war von Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Gebet (von einer Konfirmandin vorgetragen):

Unser Gott, wir wollen heute Erntedankfest feiern. Aber wir stöhnen zugleich unter unseren Sorgen und Problemen. Wir wollen dir für die Ernte danken. Aber wir klagen, dass die Ernte in diesem Jahr gar nicht gut einzubringen war. Wir wollen dir danken, dass wir satt zu essen haben. Aber wir denken auch an die Menschen in der Welt, die verhungern. Wir wollen dir danken, dass wir durch die moderne Technik in unserem Land keine Hungersnot mehr haben. Aber wir denken auch an die Umweltverschmutzung und an die Arbeitslosigkeit. Wir wollen heute zu dir beten und dir danken. Aber viele glauben gar nicht mehr, dass du da bist, oder nehmen dich nicht ernst. Deshalb bitten wir dich: hilf uns beten und danken! Hilf uns nachdenken über dein Wort und über unser Leben! Gib, dass wir dich ernstnehmen! Lass uns sehen, wie ernst du uns nimmst! Dies bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Wir hören die Lesung aus dem 1. Buch Mose – Genesis 4, 1-7. Es ist der Bericht über das erste Erntedankfest, das dort mit einer Katastrophe endet, weil Kain nicht auf Gott hören wollte (von einer Konfirmandin gelesen):

1 Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mit Hilfe des HERRN.

2 Danach gebar sie Abel, seinen Bruder. Und Abel wurde ein Schäfer, Kain aber wurde ein Ackermann.

3 Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem HERRN Opfer brachte von den Früchten des Feldes.

4 Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer,

5 aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick.

6 Da sprach der HERR zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick?

7 Ist’s nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie.

Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Lied EKG 230, 9-15 (EG 324):

9. Du strafst uns Sünder mit Geduld und schlägst nicht allzu sehr, ja endlich nimmst du unsre Schuld und wirfst sie in das Meer.

10. Wenn unser Herze seufzt und schreit, wirst du gar leicht erweicht und gibst uns, was uns hoch erfreut und dir zur Ehr gereicht.

11. Du zählst, wie oft ein Christe wein und was sein Kummer sei; kein Zähr- und Tränlein ist so klein, du hebst und legst es bei.

12. Du füllst des Lebens Mangel aus mit dem, was ewig steht, und führst uns in des Himmels Haus, wenn uns die Erd entgeht.

13. Wohlauf, mein Herze, sing und spring und habe guten Mut! Dein Gott, der Ursprung aller Ding, ist selbst und bleibt dein Gut.

14. Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil, dein Glanz und Freudenlicht, dein Schirm und Schild, dein Hilf und Heil, schafft Rat und lässt dich nicht.

15. Was kränkst du dich in deinem Sinn und grämst dich Tag und Nacht? Nimm deine Sorg und wirf sie hin auf den, der dich gemacht.

Taufe
Lied Beiheft 729, 1-6 (EG 334): Danke

Predigttext: Hebräer 13, 15-16

15 So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.

16 Gutes zu tun und mit andern zu teilen, vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.

Der Gott, der über allem steht, der Himmel und Erde gemacht hat, der Gott, der in Jesus Christus ganz klein geworden ist, der sei hier bei uns mit seinem Wort und seiner Liebe. Amen.

Liebe Gemeinde!

Vorhin haben wir einen ungewöhnlichen Lesungstext für den Erntedanktag gehört: die Geschichte von Kain und Abel. Ich bin auch erst durch jemand anders darauf aufmerksam geworden, dass in dieser Geschichte ein Erntedankfest beschrieben wird. Beide ernten, beide bringen Dankopfer dar, Kain von seinen Ackererträgen, Abel von seinem Zuchtvieh.

Kain erschlägt Abel mit einer Keule
Kain erschlägt Abel wegen eines Erntedankfestes? (Bild des Reliefs: pixabay.com)

Doch dieses Erntefest endet mit einer Katastrophe. Wir wissen ja: Kain wird seinen Bruder erschlagen. Warum? Weil Gott freundlich auf Abel blickte, aber Kain nicht anschaute. Weil Kain eifersüchtig war. Weil er vielleicht meinte, bei Gott zu kurz zu kommen, so lange Abel lebte.

Ganz so neu scheinen also die Probleme gar nicht zu sein, die wir mit dem Erntedankfest haben. Wir haben anders geartete, so nie da gewesene Probleme, z. B. den Zwang zur Steigerung der Produktion, die Vorteile und Nachteile des technischen Fortschritts, die Umweltgefährdung, die steigende Arbeitslosigkeit und vieles andere mehr. Aber diese Probleme führen immer noch zu den gleichen Grundfragen: Haben wir überhaupt Grund zum Danken? Was für ein Gott ist das, mit dem wir in Erntefragen zu tun haben?

In unserem aufgeklärten Zeitalter geistern ja immer noch recht altertümliche Gottesvorstellungen in den Köpfen der Leute herum: z. B. der Wettergott, der für irgendein Fest das passende Wetter besorgt habe, oder die Sterne, die angeblich nicht lügen. An die Stelle eines solchen Gottes ist in moderner Zeit vielleicht auch der Glaube an die eigene Tüchtigkeit und Leistung oder an den technisch-wissenschaftlichen Fortschritt getreten.

All diesen Göttern und Ersatzgöttern ist eines gemeinsam: sie haben mich nicht lieb und ich kann sie nicht liebhaben. Als man Fruchtbarkeits- und Wettergötter noch ernstnahm, versuchte man sie durch Opfer gnädig zu stimmen, also ein Geschäft mit ihnen zu machen. Vielleicht hat Kain sein Opfer auch so verstanden und auf irgendein anerkennendes Zeichen von Gott gewartet. Er verstand das Opfern als einen Wettbewerb; und da er sich von Abel übertrumpft fühlte, meinte er den Nebenbuhler aus dem Verkehr ziehen zu müssen.

Heute nimmt man die Götter nicht mehr ernst – aber sie sind mächtig geblieben. Der Gott Egoismus verkleidet sich mit den Worten: „Mir hilft ja auch keiner, also muss ich zuerst an mich denken.“ Die Anbeter solcher Götter stehen auch in einem Wettbewerb; sie kämpfen um den besten Platz an der Futterkrippe, weil sie meinen, es sei nicht genug für alle da. Aber mit welchem Gott haben nun wir zu tun, wenn wir am Erntedankfest in die Kirche kommen? Dazu hören wir noch einmal den Predigttext zum diesjährigen Erntedankfest aus dem Hebräerbrief 13, 15-16 (dieses Mal in der Übersetzung der Gute-Nachricht-Bibel):

„Durch Jesus wollen wir Gott in jeder Lebenslage Dankopfer darbringen, das heißt: wir wollen uns mit unserem Beten und Singen zu ihm bekennen. Vergesst nicht, Gutes zu tun und euch gegenseitig zu helfen, das sind die Opfer, die Gott Freude machen.“

Wir haben es also mit einem Gott zu tun, der ein ganz schlichtes Dankopfer von uns erwartet: unser Beten und unser Singen, unser gesprochenes oder gesungenes Dankeschön. Wir könnten mit noch so einem großen Opfer ja nie die Gnade Gottes erkaufen; aber wir können durch ein einfaches „Gott-sei-Lob-und-Dank“ unsere Freude ausdrücken, dass Gott uns beschenkt hat. Das ist eine Beziehung zu Gott wie zu einem Menschen, den ich liebe und der mich liebt. Vor diesem Gott geht es nicht darum, wie viel ich an Besitz oder Leistungen aufzuweisen habe, sondern es geht einzig und allein darum, ob ich offen bin für seine Liebe.

Woher wir das wissen, dass Gott so ist? Ist Gott nicht unsichtbar und völlig unerkennbar? Ist er vielleicht gar nicht vorhanden und müssen wir uns allein mit unseren Problemen herumschlagen? Wir Christen erkennen durch Jesus, wie Gott zu uns ist. Vielleicht kostet es ein bisschen Überwindung, in den Gottesdienst zu gehen oder die Bibel zu lesen, aber da ist ein Ort, wo wir Gott kennenlernen können. Aber wenn Gott zulässt, dass unsere Ernte nicht so gut ist, dass für viele Menschen Arbeitsstellen fehlen, dass unsere Umwelt kaputtgeht – wie sollen wir ihm dann danken? Ist er denn nicht grausam und ungerecht?

Diese Fragen erinnern mich an einen Streit, den zwei Freunde von uns untereinander hatten. Der eine kam zu uns und beklagte sich über den anderen: der hat sich unmöglich benommen, der ist für mich gestorben. Wir konnten da nur zwei Dinge tun: 1. ihm den Rat geben: sag‛s ihm selber! Wenn dir nur ein bisschen daran liegt, mit ihm wieder ins Reine zu kommen, dann geh hin und tragt den Streit unter euch aus. Und 2. ihm sagen: mag sein, dass der andere für dich gestorben ist. Aber deshalb ist er für mich noch lange nicht tot. Ich habe andere Erfahrungen mit ihm gemacht, und werde sein Freund bleiben.

So ähnlich geht es mir mit Menschen, die dem Gott, an den ich glaube, vorwerfen: Wie kann er so viel Schlechtes zulassen? Warum erhört er mich nicht?

Ich kann auch nur den Rat geben: Sagen Sie es ihm doch selber! Auch die Anklage gegen Gott ist ein Gebet. Auch so können Sie wieder einen neuen Anfang mit Gott machen. Vielleicht kommt hinter dem Sich-Luft-Machen ja noch anderes zum Vorschein, was dann in der Beziehung zu Gott wachsen kann.

Und außerdem bleibe ich dabei, dass ich gute Erfahrungen mit Gott gemacht habe und jeden Tag mache. Aus Mutlosigkeit holt er mich heraus. Er schenkt mir immer wieder die richtigen Worte, um jemanden in Freude oder Trauer anzusprechen. Er hilft hindurch, wenn es Konflikte gibt. Und ich höre auch von anderen Christen, wie sie jeden Tag dankbar als Geschenk von Gott empfangen und ihn so kostbar achten, als wäre er der letzte Tag. Im Lied nach der Taufe heißt es an einer Stelle: „Danke für manche Traurigkeiten“ – ja, selbst für die Fähigkeit, traurig zu sein, können wir danken. Denn wer traurig werden kann, der hat vorher lieben können. Wer Traurigkeit spüren kann, der kann loslassen, was er vorher gehalten hat, weil er sich weiterhin gehalten fühlt. Und wer loslassen kann, der kann sich auch öffnen, der kann auch wieder offen werden für etwas Neues, das auf ihn zukommen kann. Nur wer wirklich traurig werden kann, kann sich auch wieder echt freuen. Nur wer den Schmerz darüber kennt und aushält, dass man nicht immer bekommt, was man sich wünscht, und dass auch Gott nicht immer alle Wünsche erfüllt, der wird auch wirklich dankbar sein können für die Gaben Gottes, die wir nicht selbstverständlich beanspruchen können. Und dann folgt aus dieser Dankbarkeit selbstverständlich eine Haltung, die auch an den Nächsten denkt: wenn Gott mich beschenkt, dann gebe ich davon weiter. Wenn Gott mich nicht zu kurz kommen lässt, dann sehe ich zu, dass auch die anderen bekommen, was sie brauchen. Solche Opfer machen Gott Freude: Gutes tun und sich gegenseitig helfen.

Sind wir schon mit diesem Gott in Kontakt gekommen und bei ihm geblieben? Können wir mit ihm schon etwas anfangen, dem wir nichts vormachen können mit all unseren Leistungen, der uns nur zumutet, dass wir uns auf ihn einlassen, seine Liebe annehmen, als dankbare Christen leben?

Dasselbe Bild wie oben vom Comic-Männchen
Muss uns Gott an den Schultern nehmen und herumdrehen?

Oder muss er uns noch sozusagen an den Schultern nehmen und uns herumdrehen, damit wir in diese andere, für uns ungewohnte Richtung zu blicken lernen? Vielleicht muss er das tun, uns umdrehen und zu uns sagen: „Schau doch erst einmal auf mich! Habe ich dich jemals zu kurz kommen lassen? Hast du nicht doch ernten können, ob auf dem Feld, mit deiner Lohntüte, deinem Gehalt, deiner Unterstützung, die dir zuteil geworden ist? Sicher, ich habe dir nicht immer gegeben, was du dir gewünscht hast und was du gern erreichen wolltest, aber ich habe dir das gegeben, was da brauchst – und es hat für dich gereicht. – Ich weiß, dass du dennoch oft nicht zufrieden warst und mich vergessen oder gegen mich protestiert hast durch Gleichgültigkeit. So haben wir fast den Blickkontakt miteinander verloren. Aber ich habe das in Ordnung gebracht“, so spricht Gott zu uns. „Jesus Christus, dein Herr, ist für dich gestorben, damit du weißt: du bist mir immer recht, so wie du bist, und darum brauchst du auch in diesem Jahr nicht zu klagen. Und schließlich habe ich dafür gesorgt, dass du etwas auf die Beine gebracht hast. Du kannst dich schon sehen lassen. Und wenn dir Leid widerfahren ist, dann habe ich dich auch nicht allein gelassen. Ohne das hättest du nichts verdienen und nichts ernten können. Und Kinder hast du, Verwandte, Freunde und Nachbarn, die dir beigesprungen sind, als es not tat. Und viel Neues hast du gesehen und erlebt. Was ist dir alles gelungen, so dass du stolz gewesen bist? Wie oft bist du froh gewesen und hast lachen können, bist durch Felder und Wälder gegangen und hast dich über vieles gefreut? Hast auch die Gefahren gesehen, die wir der Natur und uns bereitet haben und den Entschluss gefasst, zur Besserung beizutragen.“

So hat uns Gott einfach herumgedreht und gesagt: „Siehst du, du darfst vor allen Schwierigkeiten und Problemen das Gute und Frohmachende nicht vergessen, sonst geht dir alles verloren, sogar du selbst.“ Haben wir nicht vieles beinahe vergessen, was uns Gutes getan und gegeben wurde? Dabei ist das alles gar nicht so selbstverständlich. Wie schön, dass wir Gott dafür danken und ihn loben können! Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied EKG 229, 1-3 (EG 323):

1. Man lobt dich in der Stille, du hoch erhabner Zionsgott; des Rühmens ist die Fülle vor dir, o Herre Zebaoth. Du bist doch, Herr, auf Erden der Frommen Zuversicht, in Trübsal und Beschwerden lässt du die Deinen nicht. Drum soll dich stündlich ehren mein Mund vor jedermann und deinen Ruhm vermehren, solang er lallen kann.

2. Es müssen, Herr, sich freuen von ganzer Seel und jauchzen hell, die unaufhörlich schreien: »Gelobt sei der Gott Israel’!« Sein Name sei gepriesen, der große Wunder tut und der auch mir erwiesen das, was mir nütz und gut. Nun, dies ist meine Freude, zu hangen fest an dir, dass nichts von dir mich scheide, solang ich lebe hier.

3. Herr, du hast deinen Namen sehr herrlich in der Welt gemacht; denn als die Schwachen kamen, hast du gar bald an sie gedacht. Du hast mir Gnad erzeiget; nun, wie vergelt ich’s dir? Ach bleibe mir geneiget, so will ich für und für den Kelch des Heils erheben und preisen weit und breit dich hier, mein Gott, im Leben und dort in Ewigkeit.

Schlussgebet (von Konfirmanden und dem Pfarrer gesprochen):

A: Herr, wir möchten dir danken.

B: Wofür sollen wir danken? Für verseuchtes Wasser in unseren Flüssen? Für verschmutzte Luft und sauren Regen? Für die Ölpest an den Küsten und auf den Meeren? Für die Ausrottung von immer mehr Tierarten?

C: Dafür danken wir dir nicht. Du lässt das alles zu, und wir verstehen dich oft nicht. Doch wir haben uns das alles selbst zuzuschreiben, weil wir immer reicher und sicherer werden wollen und nicht mit Wenigem zufrieden sind.

A: Aber wir danken dir, Gott: für die Schönheit der Welt, für die Fruchtbarkeit der Erde, für das Licht des Tages und die Ruhe der Nacht, für Bäume, Pflanzen und Blumen, für das Singen der Vögel, für die Weite des Weltalls, für die sichtbaren und unsichtbaren Wunder deiner Schöpfung.

B: Und wir bitten dich, Gott: hilf uns die Erde bebauen und bewahren. Lass uns nicht den Mut verliern, wenn wir sehen, wie deine Schöpfung zerstört wird.

C: Wir beten für alle, denen deine Schöpfung am Herzen liegt; für die Landwirte, deren Arbeitsbedingungen immer schwerer werden, für die Umweltschützer, die oft immer noch als lästig empfunden werden, für unsere Kinder, die auch noch auf unserer Erde in Frieden alt werden möchten.

A: Herr, wir möchten dir danken.

B: Wofür sollen wir danken? Dafür, dass die Zahl der Arbeitslosen wächst? Dass Millionen Menschen hungern, weil andere immer reiche werden? Dass in unserem Land Ausländer schon. wieder beschimpft werden?

C: Dafür danken wir dir nicht. Du lässt das alles zu, und wir verstehen dich oft nicht. Doch wir haben uns das alles selbst zuzuschreiben, weil wir nicht gelernt haben zu teilen, und weil wir Angst haben, wir kämen selbst zu kurz.

A: Aber wir danken dir, Gott, für die vielen verschiedenen Menschen, für uns selbst und für das, was wir können, für die, Zeit, die wir zum Leben haben, und für das tägliche Brot.

B: Und wir bitten dich, Gott, schenk uns mehr Liebe und Phantasie, dass wir teilen lernen.

C: Wir beten für die, die verzweifeln, weil sie keine: Arbeit finden. Für die Ausländer, die sich in unserem Land zurückgewiesen und abgelehnt fühlen. Wir beten für alle, die sich für die Hungernden in der Welt einsetzen.

A: Herr, wir möchten dir danken.

B: Wofür sollen wir danken? Für die 12000 Verkehrstoten auf unseren Straßen? Dafür, dass Menschen drogenabhängig sind oder seelisch erkranken? Für die Kinderfeindlichkeit in unserem Land?

C. Dafür danken wir dir nicht. Du lässt das alles zu, und wir verstehen dich oft nicht. Mit vielem machen wir uns gegenseitig das Leben schwer, und die menschliche Wärme zwischen uns ist selten geworden.

A: Aber wir danken dir, Gott, für Freundschaft und Liebe, für das Lachen und Weinen der Kinder, für Menschen, die aufeinanderzugehen und sich helfen.

B: Und wir bitten dich, Gott, schenk uns noch mehr Liebe und Offenheit für unseren Nächsten. Gib, dass sich Menschen bei uns wohlfühlen können.

C: Gott, wir beten für die, die sich freuen können, und auch für die, die weinen müssen. Wir beten für das kleine Kind, das wir getauft haben, dass es sich bei uns wohlfühlt und sein Leben meistern lernt. Wir beten heute für zwei Brautpaare, die am übernächsten Samstag kirchlich getraut werden: … . Schenk ihnen die Liebe, die sie ein Leben lang beieinander hält und ihnen alle Lebenslagen durchzustehen hilft. Und schließlich beten wir heute für Menschen, die in unserer Gemeinde Trauer tragen. Wir beten für zwei Gemeindeglieder, die gestorben sind und kirchlich beerdigt wurden: … . Wir danken dir für das, was im Leben dieser beiden Liebe und Erfüllung gewesen ist, und wir beklagen das, was belastend und unabgeschlossen war. Wir bitten dich für die Angehörigen: lass sie nicht allein, wenn sie ihr Leben weiterführen, das du ihnen geschenkt hast.

Gott, lass uns alle nicht allein. Mach aus uns dankbare Menschen und hilf uns, füreinander da zu sein. Amen.

Stille und Vater unser
Lied EG 476, 1-4 (EG 508):

1. Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand: Der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.

R. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

2. Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein, er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein und bringt ihn dann behände in unser Feld und Brot: Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.

3. Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her, der Strohhalm und die Sterne, der Sperling und das Meer. Von ihm sind Büsch und Blätter und Korn und Obst von ihm, das schöne Frühlingswetter und Schnee und Ungestüm.

4. Er lässt die Sonn aufgehen, er stellt des Mondes Lauf; er lässt die Winde wehen und tut den Himmel auf. Er schenkt uns so viel Freude, er macht uns frisch und rot; er gibt den Kühen Weide und unsern Kindern Brot.

Abkündigungen und Segen

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