Bild: Beate Heinen

„Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit!“

Bibeltexte zum Thema des Lichts aus Genesis, Jesaja, Psalmen, Hiob, Johannes und ein Bild der Künstlerin Beate Heinen werden in dieser Christmette gehört bzw. betrachtet. Der weihnachtliche Schweifstern verweist symbolisch auf das strahlende, wärmende Leuchten, das vom Herzen des Kindes ausgeht. Und dieses Kind steht mitten im Leib seiner Mutter, mitten im Zentrum des Erdkreises.

Weihnachtsbild von Beate Heinen
Weihnachtsbild von Beate Heinen

Christmette am Freitag, den 24. Dezember 2004, um 23.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Klaviermusik

Guten Abend, liebe Gemeinde!

An Heiligabend 2004, eine Stunde vor Mitternacht, begrüße ich Sie in der Pauluskirche mit Psalm 36, 10:

Bei dir [Gott] ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Das Thema dieser Christmette lautet: „Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit.“

Wir feiern Gottesdienst in dieser Nacht im Namen des Vaters, der sprach (1. Buch Mose – Genesis 1, 3):

Es werde Licht!

Im Namen des Sohnes, der sprach (Johannes 12, 1):

Ich bin das Licht der Welt.

Und im Namen des Heiligen Geistes. Amen.

Vordergründig könnten wir fragen: Brauchen wir überhaupt ein Licht in der Dunkelheit? Unsere Zeit ist so hell, erleuchtet von 1000-Watt-Birnen und Halogen-Lampen, blinkender Weihnachtsbeleuchtung mit allen Schikanen, Leuchtreklame in Einkaufsstraßen und Gewerbegebieten.

Als ich vor ein paar Tagen bei trübem Wetter über die Autobahn fuhr, sah ich plötzlich etwas aus dem diesigen Dunst herausleuchten: es waren die beiden Bögen vom McDonald‘s-„M“, von weitem erkennbar, wie die Bögen eines Gourmand-Tempels oder einer Kathedrale des schlechten Geschmacks. Sind das die einzigen Lichter in der Dunkelheit, die unsere Zeit uns zu bieten hat – Wegweiser, um Orte zu finden, an denen wir kaufen können, was unser Herz begehrt?

Es ist schön, sein gutes Auskommen zu haben und Geld ausgeben zu können. Aber konsumieren zu können, vertreibt nicht jede Dunkelheit. Auch in der teuersten Villa kann das Unglück wohnen, auch im Treppenhaus des renovierten Wohnblocks streiten Nachbarn, auch die Flucht in den Urlaub überwindet nicht jede innere Leere und jede Ehekrise. Wir sehnen uns nach Licht in der Dunkelheit – das heißt, wir möchten hoffen, auch wenn es dafür wenig Anlass gibt.

Es gibt Alltagsworte der Hoffnung über Licht in der Dunkelheit. Viele trösten sich mit dem Wort: „Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“

Aber andere Zeitgenossen fragen sich sarkastisch, ob das Licht am Ende des Tunnels nicht auch ein entgegenkommender Schnellzug sein könnte. Reicht es, sich selber Mut zu machen?

Heute abend kommen wir in die Kirche, um nach einem ganz bestimmten Licht in der Dunkelheit zu fragen, ja, um es zu suchen und aufzusuchen. Jenes Licht, das in Bethlehem aufgestrahlt ist, in einem dunklen Stall, in einer abgelegenen Kleinstadt in Israel, vor 2000 Jahren.

Wir feiern die Geburt des Kindes in der Krippe und singen zuerst aus dem Lied 40 die Strophen 1 bis 3:

1. Dies ist die Nacht, da mir erschienen des großen Gottes Freundlichkeit; das Kind, dem alle Engel dienen, bringt Licht in meine Dunkelheit, und dieses Welt- und Himmelslicht weicht hunderttausend Sonnen nicht.

2. Lass dich erleuchten, meine Seele, versäume nicht den Gnadenschein; der Glanz in dieser kleinen Höhle streckt sich in alle Welt hinein; er treibet weg der Höllen Macht, der Sünden und des Kreuzes Nacht.

3. In diesem Lichte kannst du sehen das Licht der klaren Seligkeit; wenn Sonne, Mond und Stern vergehen, vielleicht noch in gar kurzer Zeit, wird dieses Licht mit seinem Schein dein Himmel und dein Alles sein.

Wenn wir vom Licht in der Dunkelheit reden wollen, muss die Frage erlaubt sein, ob jede Dunkelheit überwunden werden kann.

Ich kenne Menschen, für die gerade das Weihnachtsfest die schlimmste Zeit des Jahres ist, dunkler als sonst ballen sich die Schatten über ihren Köpfen zusammen, weil sich am Fest der Liebe das Gefühl ihrer Einsamkeit nicht so leicht verdrängen lässt, weil die Heilige Familie sie an Scherbenhaufen eigener Beziehungen erinnert. Wenn wir Menschen ernstnehmen wollen, die ausweglos im Dunkel zu wohnen scheinen, tun wir gut daran, in der Bibel auf Worte des Buches Hiob zu hören.

Hören wir eine bittere Klage des Hiob, als er alle Kinder und seine Gesundheit verlor (Hiob 3):

1 Danach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag.

2 Und Hiob sprach:

3 Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, und die Nacht, da man sprach: Ein Knabe kam zur Welt!

4 Jener Tag soll finster sein, und Gott droben frage nicht nach ihm! Kein Glanz soll über ihm scheinen!

5 Finsternis und Dunkel sollen ihn überwältigen und düstere Wolken über ihm bleiben, und Verfinsterung am Tage mache ihn schrecklich!

6 Jene Nacht – das Dunkel nehme sie hinweg, sie soll sich nicht unter den Tagen des Jahres freuen noch in die Zahl der Monde kommen!

9 Ihre Sterne sollen finster sein in ihrer Dämmerung. Die Nacht hoffe aufs Licht, doch es komme nicht, und sie sehe nicht die Wimpern der Morgenröte,

10 weil sie nicht verschlossen hat den Leib meiner Mutter und nicht verborgen das Unglück vor meinen Augen!

Mit solchen Worten verflucht Hiob seinen Geburtstag. Er wünscht sich sehnlichst, dass der Tag und die Nacht seiner Geburt von der Finsternis und vom Dunkel regelrecht verschlungen werden – so verzweifelt ist er, so wenig will er hoffen! Und damit ist seine Klage noch nicht beendet. Er wünscht sich, niemals das Licht der Welt gesehen zu haben.

11 Warum bin ich nicht gestorben bei meiner Geburt? Warum bin ich nicht umgekommen, als ich aus dem Mutterleib kam?

13 Dann läge ich da und wäre still, dann schliefe ich und hätte Ruhe;

16 wie eine Fehlgeburt, die man verscharrt hat, hätte ich nie gelebt, wie Kinder, die das Licht nie gesehen haben.

20 Warum gibt Gott das Licht dem Mühseligen und das Leben den betrübten Herzen

21 – die auf den Tod warten, und er kommt nicht, und nach ihm suchen mehr als nach Schätzen?

Trotzdem legt Hiob nicht Hand an sich selbst. Er verflucht sich selbst, folgt aber nicht dem Rat seiner Frau: „Verfluche Gott und stirb!“ Stattdessen bleibt er am Leben und ringt mit dem Gott, von dem er in seinem Elend verlassen fühlt. So redet er in Hiob 29:

16 Meine Seele zerfließt in mir, und Tage des Elends haben mich ergriffen.

17 Des Nachts bohrt es in meinem Gebein, und die Schmerzen, die an mir nagen, schlafen nicht.

19 Man hat mich in den Dreck geworfen, dass ich gleich bin dem Staub und der Asche.

20 Ich schreie zu dir, aber du antwortest mir nicht; ich stehe da, aber du achtest nicht auf mich.

21 Du hast dich mir verwandelt in einen Grausamen und streitest gegen mich mit der Stärke deiner Hand.

26 Ich wartete auf das Gute, und es kam das Böse; ich hoffte auf Licht, und es kam Finsternis.

So weit die Klagen des Hiob, die fast unerträglich klingen in dieser Heiligen Nacht. Nicht unerträglicher jedoch als die stummen Klagen derer, die heute wie Hiob leiden, die unheilbar krank sind, die nicht herauskönnen aus Sucht oder Depression, die in Schuld verstrickt oder gewalttätigen Menschen ausgeliefert sind.

Für Hiob gab es am Ende doch noch Hoffnung. Weil er sein Leben in der Klage durchhielt, weil er Gott nicht losließ, obwohl er ihn anklagte, überlebte er sein Leid und erlebte er neue Freude. Was Hiob durchgemacht hat, klingt so, als sei es in einigen Versen aus Psalm 139 in Kurzform zusammengefasst worden:

11 Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein –,

12 so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.

Wir singen den Kanon 572:

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Worte Hiobs und der Psalmen haben viele Menschen getröstet. Man darf mit Gott ringen, man darf klagen, man darf stehenlassen und aushalten, dass das Dunkel ausweglos erscheint.

Doch darüber hinaus kennt die Bibel noch größeren Trost. Mehr Hoffnung. Mehr Licht in der Dunkelheit. Wo? In der Zukunft!

Wir hören Visionen des zukünftigen Lichtes aus dem Buch des Propheten Jesaja 9:

1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.

5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst;

6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.

Jesaja denkt an die Leiden des ganzen Volkes, nicht nur an die Leiden eines einzelnen Menschen. Er schaut in die Zukunft und sieht in deutlicher Klarheit: Ja, wir erleben finstere Zeiten. Wir sind ein Volk, das im Finstern wandelt.

Doch diese Finsternis ist überwindbar. Ja, sie ist schon überwunden, denn von Gott her ist der Sieg des Lichtes schon beschlossene Sache: „ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben“. Das ist noch Zukunftsmusik, und doch spricht Jesaja davon in der Gegenwartsform. In gewaltigen Worten malt Jesaja aus, wer da geboren wird: ein wunderbarer Ratgeber, ein göttlicher Held, der Mensch-gewordene ewige Vater, der Fürst, der unzerstörbaren Frieden bringt.

Die Jesaja-Vision ist 1959 von zwei Niederländern vertont worden im Lied 20 unseres Gesangbuchs; wir singen die Strophen 1 bis 5 und 8:
Das Volk, das noch im Finstern wandelt – bald sieht es Licht, ein großes Licht

Heute ist nun die Nacht, in der wir die Geburt des Kindes feiern, das uns geboren ist. Seit 2000 Jahren ist erfüllt, was Jesaja vorausschaute, in der Geburt Jesu in der Krippe im Stall zu Bethlehem.

Wir hören die alten Worte, in denen uns Lukas diese Geschichte im 2. Kapitel seines Evangeliums erzählt.

Zwischendurch singen wir ein Lied, das heute vor zwei Jahren in dieser Kirche entstanden ist. Ein Besucher der Christmette hat es im Anschluss an den Gottesdienst gedichtet und komponiert.

Wir singen es gemeinsam, auch wenn wir den Text nicht abgedruckt haben. Es sind nur wenige Zeilen, die Sie bestimmt leicht behalten können:

Herr, ich danke dir, Herr, für dein Licht. O du strahlst es mir mitten ins Gesicht. Dank sei dir, o Herr, Lob und Preis und Ehr!

1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.

2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.

3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war,

5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Herr, ich danke dir, Herr, für dein Licht. O du strahlst es mir mitten ins Gesicht. Dank sei dir, o Herr, Lob und Preis und Ehr!

8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;

11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

12 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Herr, ich danke dir, Herr, für dein Licht. O du strahlst es mir mitten ins Gesicht. Dank sei dir, o Herr, Lob und Preis und Ehr!

15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.

16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.

18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten.

19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.

20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Herr, ich danke dir, Herr, für dein Licht. O du strahlst es mir mitten ins Gesicht. Dank sei dir, o Herr, Lob und Preis und Ehr!

Vertraute Worte rühren uns an: die Geburt Jesu lässt es hell werden in Dunkelheiten dieser Welt – damals in Bethlehem auf dem Hirtenfeld, heute in der Nordstadt und im Sandfeld, in Kliniken und Gefängnissen, in Wohnblocks und Reihenhäusern, in ausweglosen Gedankengebäuden und verzweifelten Herzen. Wir singen das vertraute Lied 46:

1. Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht nur das traute, hochheilige Paar. Holder Knabe im lockigen Haar, schlaf in himmlischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh.

2. Stille Nacht, heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht, durch der Engel Halleluja tönt es laut von fern und nah: Christ, der Retter, ist da, Christ, der Retter, ist da!

3. Stille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, da uns schlägt die rettende Stund, Christ, in deiner Geburt, Christ, in deiner Geburt.

Liebe Gemeinde, das Licht in der Dunkelheit muss man sehen, davon kann man nicht einfach nur reden. Darum zeigen und meditieren wir jetzt ein Bild der Künstlerin Beate Heinen, das sie zur Jahrtausendwende im Jahr 2000 unter dem Titel: „Der du die Zeit in Händen hast…“ gestaltet hat (ich danke der Künstlerin für die Erlaubnis der Wiedergabe ihres Bildes auf dieser Homepage). Zwischen den Teilen der Meditation hören wir vier Variationen des Liedes 557: „Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit“.

Und vor dem Reden über das Bild betrachten wir es erst einmal und singen währenddessen das ganze Lied 557:

Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit
Weihnachtsbild von Beate Heinen
Weihnachtsbild von Beate Heinen

Woher kommt das Licht auf dem Bild? Sonne und Mond leuchten goldgelb aus dem Dunkel des Weltraums. Aber ihr Licht dringt nicht ein in das große Rund der Erde, gibt der Erde nur im physikalischen Sinne Licht und Wärme. In den Erdkreis selbst taucht der weihnachtliche Schweifstern ein, doch auch er nur vom Rand her; symbolisch verweist er auf das wahre Licht, das unübersehbar die Mitte des Bildes einnimmt. Das eigentlich strahlende, wärmende Leuchten geht vom Herzen des Kindes aus, das in vielfacher Hinsicht in der Mitte steht: mitten im Leib seiner Mutter, mitten im Zentrum des Erdkreises. Von ihm her sind die verschiedenen Schichten der Erde ganz und gar durchdrungen. Und die in hellgelbem Licht erstrahlende Gestalt der Maria mutet an, als spiegele sich in ihr die Herrlichkeit und Schönheit Gottes wider, wie sie im Schöpfungspsalm 104 gepriesen wird:

1 Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt.

2 Licht ist dein Kleid, das du anhast. Von Gott kommt das Licht, das alle Dunkelheit besiegt.

Ein Licht geht uns auf
(Tango)

Doch unsere Augen können nicht Gott selber sehen. Wir nehmen Gott wahr in dem, was er uns von sich zu erkennen gibt: in Worten der Bibel, im Wort, das menschliche Gestalt annimmt. In der Person Jesu nehmen wir Gottes Licht in der Welt wahr. Der Evangelist Johannes preist Jesu Herkunft aus dem Wort und Licht Gottes (Johannes 1):

4 In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

9 Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.

Mit Jesus kommt Gottes Wort leibhaftig in die Welt. Gottes Wort ist kein starres Gesetz, verträgt keine Prinzipienreiterei, fordert keinen Buchstabenglauben. Es ist lebendiges Wort, das Leben selbst, es ist Licht. Jesus ist die Quelle des Lichtes und der Wärme für alle Menschen. Er bestätigt das selbst (Johannes 8):

12 Jesus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Ein Licht geht uns auf
(Rumba)

Auf dem Bild ist nicht nur helles Leuchten des Lichtes zu sehen, sondern auch ein dunkler Hintergrund. Aber völlig schwarz ist er nicht; Blautöne überwiegen, zum Beispiel im Blau des Himmels, nicht dem Himmelblau eines sonnigen Sommertages, sondern dem dunklen Blau des Weltalls, vor dem sich oben die großen Gestirne und unten links die Vielfalt der Sterne abheben. Wir modernen Menschen haben gelernt, unsere Erde als einen winzigen Planeten in der Weite eines unpersönlichen Universums zu betrachten; vom weihnachtlichen Licht des Kindes her verliert der dunkle Weltraum jedoch seine bedrohliche, lebensfeindliche Kälte; umgeben von zartweißen Sternen leuchtet die Erde als eine helle, warme Oase des Lebens für die Menschen.

Eine zweite blaue Fläche auf dem Bild wirkt bedrohlicher: wie ein Schatten der Erde wölbt sich ein dunkles Halbrund quer über den unteren Bildrand. Hier scheint der Ort der Dunkelheit zu sein, von dem Hiob und heutige Menschen ihr Klagelied zu singen wissen: Schmerz und Angst, Leid und Trauer, Ausweglosigkeit und Verzweiflung.

Noch finsterer wirkt der schmutzig-braune Rand, der die Erde scheinbar undurchdringlich einschließt. Vielleicht deutet die Künstlerin hier die Finsternis an, von der das Johannesevangelium sagt (Johannes 1):

5 Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.

Wo Licht ist, da ist auch Schatten, sagen wir. Wo Jesus als das Licht in die Welt hineinscheint, da gibt es auch Menschen, die sich dem Licht verschließen, die Nein sagen zur Gnade, zum Vertrauen, zur Liebe, zur Hoffnung. Wie kann es in ihnen hell werden?

Ein Licht geht uns auf
(Foxtrott)

Eine unüberwindbare Grenze zwischen dem Licht und der Finsternis existiert auf dem Bild nicht. Der dunkelbraune Ring um die Erde wird durchbrochen und überdeckt durch den Schweifstern und das Kleid der Maria. Und das Dunkelblau des Schattens sieht für mich aus wie eine bildhafte Auslegung von Psalm 139:

11 Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein –,

12 so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.

Der blaue Schatten ist nämlich nicht einheitlich dunkel, sondern von einem helleren Blauton durchzogen, wellenförmig wie Wasserfluten, die ans Urchaos erinnern. Aus ihm steigen durch den schöpferischen Geist Gottes Urbilder von Blumen und Schmetterlingen empor.

Die Frauengestalt reicht mit ihrem Gewand in die Tiefen des Schattens, ihr Licht spiegelt sich lebendig in den Wasserwellen wider. Maria hat als Mensch Anteil am Dunkel der Sünde, doch dieses Dunkel ist in ihr überwunden, indem sie das göttliche Kind in sich aufgenommen hat. Gottes Liebe strahlt aus der Mitte des Seins und überwindet die Verlorenheit in der Tiefe.

So nimmt das Wasser in der Tiefe etwas auf von dem Licht in der Höhe, Symbol für die Taufe, in der die Sünde stirbt und durch die der begnadigte Sünder zum neuen Leben in Christus aufersteht. Keiner muss verloren sein. Jeder hat die Chance, sich dem Licht zu öffnen.

Ein Licht geht uns auf
(Swing)

Das Jesuskind im leuchtenden Mittelpunkt des Bildes trägt eine Sanduhr in den Händen. Unsere Zeit, alle Augenblicke unseres Lebens, liegen in den Händen dessen, der im Stall von Bethlehem zur Welt kommt. Der Evangelist Johannes sagt von ihm (Johannes 1):

14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Sein Leuchten in der Mitte der Zeit, in der Mitte der Welt, macht unsere Erde von innen her hell und warm.

Von innen her lösen sich die Verkrustungen und dicken Panzer, die auf dem Bild den schmutzig-braunen Ring um die Erde und vielleicht auch um die Seele vieler Menschen bilden.

Hell wird es in unseren Herzen, wenn wir Gottes Liebe in Jesus wahrnehmen und uns für Liebe öffnen. Amen.

Wir singen aus dem Lied 73 die erste Strophe und die Strophen 3 bis 6:

1. Auf, Seele, auf und säume nicht, es bricht das Licht herfür; der Wunderstern gibt dir Bericht, der Held sei vor der Tür, der Held sei vor der Tür.

3. Gib acht auf diesen hellen Schein, der aufgegangen ist; er führet dich zum Kindelein, das heißet Jesus Christ, das heißet Jesus Christ.

4. Drum mache dich behende auf, befreit von aller Last, und lass nicht ab von deinem Lauf, bis du dies Kindlein hast, bis du dies Kindlein hast.

5. Halt dich im Glauben an das Wort, das fest ist und gewiss; das führet dich zum Lichte fort aus aller Finsternis, aus aller Finsternis.

6. Ach sinke du vor seinem Glanz in tiefste Demut ein und lass dein Herz erleuchten ganz von solchem Freudenschein, von solchem Freudenschein.

Gott, Schöpfer des Lichts, überwinde unseren Überdruss an der Welt. Hilf uns, Verantwortung zu übernehmen für das, was wir in unserer Umgebung gestalten können, in Politik und Verein, in Schule und Beruf, in Familie und Kirche.

Gott in Jesus Christus, Licht der Welt, schenke Zweiflern neuen Glauben und lass die allzu Sicheren neu nach Wahrheit suchen. Sende Verzweifelten einen Lichtstrahl in ihr dunkles Herz und rüttle Gleichgültige auf, denen ihre Mitmenschen egal sind.

Gott, Klarheit des Heiligen Geistes, führe und halte uns zusammen als Gemeinde Jesu Christi, auch wenn wir verschieden denken und glauben. Gib, dass es auch bei uns und durch uns mit deiner Hilfe ein wenig heller in dieser Welt wird. Amen.

In der Stille bringen wir vor dich, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser
Abkündigungen

Der Schöpfer des Lichtes öffne das Licht seines Himmels über dir. Das Licht der Welt begegne dir in der Liebe Jesu Christi. Der Heilige Geist wecke und erhalte das Licht der Liebe in dir. Gott segne dich und behüte dich, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Wir singen das Lied 44:

1) O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!

2) O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit!

3) O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit!

Klaviermusik

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