Bild: Helmut Schütz

Ökumenische Wallfahrt zum Wetzlarer Dom: „Der Weg ist das Ziel?“

Die ökumenische Wallfahrt im 50. Jubiläumsjahr der beiden Gießener Kirchengemeinden St. Albertus und Paulus am 31. Mai 2008 wurde zu Fuß und zu Rad unternommen, einige ließen sich auch mit dem Auto direkt zum Ziel bringen. Während einer Zwischenstation in einer Kirche in Aßlar gab es einen Wolkenbruch, aber danach ging es trockenen Fußes weiter zum ökumenisch genutzten Wetzlarer Dom, wo Kaplan Timo Haas und Pfarrer Helmut Schütz gemeinsam eine Andacht hielten.

Doch zunächst sind hier Fotos vom Weg nach Wetzlar über Aßlar zu sehen:

Begrüßung und Votum (Kaplan Timo Haas)

Lied EG 322 (GL 267):

1. Nun danket all und bringet Ehr, ihr Menschen in der Welt, dem, dessen Lob der Engel Heer im Himmel stets vermeld’t.

2. Ermuntert euch und singt mit Schall Gott, unserm höchsten Gut, der seine Wunder überall und große Dinge tut;

5. Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.

6. Er lasse seinen Frieden ruhn auf unserm Volk und Land; er gebe Glück zu unserm Tun und Heil zu allem Stand.

Psalm 96, 1-3.9-13 (EG 738):

Andacht im Dom mit Pfarrer Helmut Schütz und Kaplan Timo Haas
Andacht im Dom mit Pfarrer Helmut Schütz und Kaplan Timo Haas

Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn, alle Welt!

Singet dem Herrn und lobet seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag sein Heil!

Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern!

Betet an den Herrn in heiligem Schmuck; es fürchte ihn alle Welt!

Sagt unter den Heiden: Der Herr ist König. Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht.

Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist;

das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; es sollen jauchzen alle Bäume im Walde

vor dem Herrn; denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich.

Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.

Lied EG 572: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Andacht (Pfarrer Helmut Schütz)

50 Jahre kath. Albertus- und 50 Jahre ev. Paulusgemeinde
Jubiläumsgemeinden im Wetzlarer Dom: Albertus und Paulus beide 50 Jahre alt

Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer!

„Gottes Wort hat Hoffnung und Zukunft gebracht“, haben wir gesungen. Das alte Wort der Schrift, das wir heute neu zum Reden, zum Klingen bringen, ist nicht veraltet, sondern es bringt Zukunft, weil der Heilige Geist uns anleitet, es immer wieder neu zusagen, damit es uns anrührt und bewegt. Es bringt Zukunft, weil es uns in die Zukunft leitet.

Wie leitet uns das lebendige Wort Gottes in die Zukunft? Indem wir einen Weg gehen, so wie wir es heute getan haben. Wir haben eine Wallfahrt gemacht, sind einen Weg gegangen oder gefahren, jeder nach seinen Kräften, zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Bus.

Als ich mit Herrn Kaplan Haas über diese Andacht sprach, meinte ich, dass es doch zu einer Wallfahrt passt, über das Thema „Weg“ zu meditieren. Aber er war skeptisch, wenn ich mich richtig erinnere, bei dem Gedanken an den Satz: „Der Weg ist das Ziel“, den man ja in der heutigen Zeit des öfteren hört. Wenn dieser Satz stimmt, dann gibt es eigentlich kein Ziel, sondern das „auf-dem-Weg-Sein“ selbst ist schon Erfüllung genug. Aber als Christen gehen wir doch auf ein Ziel zu.

Jesus hat einmal gesagt, nach Johannes 14, 6:

„Ich bin der Weg.“

Maria vor der Orgel im Wetzlarer Dom
Maria vor der Orgel im Wetzlarer Dom

Der Satz geht sogar noch weiter mit Wahrheit und Leben, aber heute beschränke ich mich auf diesen Drittelsatz: „Ich bin der Weg.“ Schon in diesen vier Wörtern steckt unendlich viel an Wahrheit für unser Leben.

Zunächst einmal: Wer ist dieses „Ich“? Wer redet da? Ich sagte, dass das Wort uns in die Zukunft leitet. Dieses Wort ist ein lebendiges Wort. Es ist hörbar in der Stimme der Propheten und Apostel und mehr noch: Es hat Fleisch und Blut angenommen in Jesus, dem Messias, dem Christus des Volkes Israel. Indem Jesus „Ich“ sagt, spricht das Mensch gewordene Wort Gottes selbst zu uns.

Jesus sagt: „Ich bin.“ Damit klingt für jeden, der die ganze Heilige Schrift kennt, der Name Gottes an, denn als Mose Gott fragt (2. Buch Mose – Exodus 3, 14), wie denn sein Name lautet, da antwortet Gott:

„Ich werde sein, der ich sein werde.“

Anders übersetzt: „Ich bin, der ich bin.“ Noch anders ins Deutsche übertragen: „Ich bin da, ich bin für euch da, für immer.“ Der Name Gottes steht also dafür, dass wir niemals allein sind, dass wir immer geleitet werden. Der Name Gottes selbst steht für Hoffnung und Zukunft, für Trost und Halt. Indem Jesus sagt: „Ich bin“, dann bedeutet das: In ihm, in Jesus, erkennen wir, wie der Gott, der sich schon dem Volk Israel in seinem heiligen Namen offenbart hat, auch für uns da ist, für die Menschen aller Völker.

Jesus sagt:

„Ich bin der Weg.“

Dreikönigsbild im Wetzlarer Dom
Dreikönigsbild im Dom zu Wetzlar

Wie kann ein Mensch ein Weg sein? Indem er seinen Gang geht, auf dem wir ihm nachfolgen. Seinen Gang gehen, das hieß bei den Juden: Halakha, auf dem Weg der Tora gehen, auf den Spuren des Mose und aller Propheten das Wort Gottes auslegen und der Wegweisung Gottes folgen. Wir Christen nennen das „Nachfolge“. Jesus nachfolgen, das bedeutet: auf seinen Spuren gehen, ihn wahrnehmen und aufsuchen in den geringsten seiner Geschwister. Jesus als der Weg ist manchmal steinig und beschwerlich, aber wir kennen ja die Geschichte von den Spuren im Sand: Manchmal trägt uns Jesus auch auf Wegen, die wir allein nicht bewältigen können, so wie ein Vater sein kleines Kind auf die Schultern nimmt, wenn es einfach zu erschöpft ist, um weiterzulaufen.

Die Jünger zur Zeit Jesu konnten Jesus leibhaftig hinterhergehen. Wir können es tun, indem wir gemeinsam den Leib Jesu Christi bilden. Sein Heiliger Geist schließt uns zusammen, über die Grenzen von Nationen und Konfessionen hinweg. Und so gehen wir unseren Weg von der Vergangenheit durch die Gegenwart nicht in eine ungewisse Zukunft, sondern in eine Zukunft, in der Jesus uns immer schon erwartet, in der Gott immer der sein wird, als der er sich offenbart hat: Ich bin für euch da, alle Tage, bis zum Ende der Welt. „Unser Weg ist das Ziel“, dieser Satz stimmt, wenn Jesus für uns der Weg ist. Denn auf dem Weg, den wir mit Jesus gehen, sind wir dem nahe, in dem unser Leben die letzte Erfüllung findet, hier und in Ewigkeit. Lasst uns diesen Weg weitergehen in die Zukunft in Hoffnung, getröstet und gehalten. Amen.

Lied EG 262: Sonne der Gerechtigkeit

Fürbitten, Vater unser und Segen (Kaplan Haas)

Lied EG 170: Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen

Nach der Andacht wurde weiter der Dom angeschaut und ein Rundgang durch Wetzlar gemacht:

 

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