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Ist Jesus unser großer Bruder?

Beim Anvertrauen stehen im Konfirmandenalter häufig die großen Geschwister höher als die Eltern. Hängt damit der Erfolg von „Big Brother“ zusammen? Der „Große Bruder“, der alles beobachtet, erinnert die Jugendlichen nicht an den totalen Überwachungsstaat wie die Älteren, die noch Diktaturen kennengelernt haben. Viele sehnen sich nach einem „Großen Bruder“, der immer da ist und mich nimmt, wie ich bin.

Der Name "Jesus" als Tattoo auf dem Rücken einer jungen Frau
Welche Bedeutung kann Jesus für junge Leute haben? (Bild: Christian FraaßPixabay)

#predigtAbendmahlsgottesdienst am 11. Sonntag nach Trinitatis, den 3. September 2000, um 10.00 Uhr in der Pauluskirche zu Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße Sie und Euch Kinder und Konfirmanden herzlich zum Gottesdienst! Einige Konfirmanden gestalten heute den Gottesdienst mit. Auch die Kinder bleiben die ganze Zeit über mit dabei. Nachher werden wir das Abendmahl miteinander feiern.

Das Thema des Gottesdienstes hat mit den ersten beiden Konfirmandenkursen zu tun, die in der letzten Woche zu Ende gegangen sind. Die eine Gruppe hat eine Zeitung über Jesus gemacht – der andere Kurs hieß: „Big Brother oder guter Vater im Himmel?“ Heute im Gottesdienst stellen wir die Frage: Könnte Jesus ein „Großer Bruder“ für uns sein?

Lied 410: Christus, das Licht der Welt. Welch ein Grund zur Freude!
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wie ist Gott für uns da? In einem Konfirmandenkurs sollten sich die Mädchen und Jungen darüber Gedanken machen. Ist er mehr wie ein Vater oder wie eine Mutter? Ist er wie ein großer Bruder oder eine große Schwester? Oder ist er wie eine unsichtbare Macht oder Kraft?

Wir hören jetzt einiges von dem, was wir geantwortet haben. Die Zettel wurden anonym abgegeben, also liest jetzt nicht jeder seine eigene Antwort.

Gott, wenn es dich gibt, dann bist du für mich wie eine unsichtbare Kraft, die alles machen kann.

Wie ein Vater, der mich erschaffen hat, der für mich da ist und mich beschützt.

Wie eine Mutter, die für mich sorgt und der ich alles sagen kann.

Wie ein großer Bruder, der zu mir hält, der auf mich aufpasst, der mir hilft.

Wie eine große Schwester, die mich gern hat, die zu mir steht, die immer da ist.

Wie eine unsichtbare Macht, die alles geben kann und mich beschützt.

Gott, wenn es dich gibt, dann bist du für mich wie eine Mutter, die immer da ist und zu der ich jederzeit kommen kann.

Wie ein Vater, der mir zuhört. Aber dem Vater erzählt man nicht so viel wie der Mutter.

Wie eine große Schwester, die ich in meine Geheimnisse einweihen kann. Was man der Mutter nicht erzählen kann, kann man der Schwester erzählen.

Wie ein großer Bruder, dem ich alle Sorgen und Probleme sagen kann. Und wenn ich gebetet habe, waren sie meistens gelöst.

Gott ist für mich wie ein Vater, der gut zu mir ist und nicht wie manchmal die Menschen.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Einige der Konfirmandinnen und Konfirmanden haben auch ihre Zweifel geäußert, ob sie wirklich an Gott glauben können. Wieder liest nicht jeder seinen eigenen Text:

Ich glaube manchmal an Gott, manchmal aber auch nicht so sehr, denn: wenn es ihn geben würde, dann würde er nicht die Menschen sterben lassen.

Ich glaube nicht, dass ein Gott allen Menschen helfen kann. Und außerdem sehe ich ihn nicht, und was ich nicht sehe, daran glaube ich nicht.

Manchmal glaube ich, dass Gott mich aus Situationen rettet, die unangenehm sind. Aber dann glaube ich auch wieder, das ist nur Einbildung, und in Wirklichkeit rette ich mich selber.

Ich glaube nicht an Gott, möchte es aber gern, denn dann hätte ich jemanden, an den ich glauben kann.

Wir rufen zu dir und wünschen, dass du zuhörst:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Andere aus der Konfirmandengruppe haben so über ihren Glauben geschrieben:

Ich glaube an Gott und werde es auch weiterhin tun.

Er hat uns erschaffen.

Ich glaube fest an Gott, denn es gibt so viele Geschichten von Gott.

Ich persönlich glaube ganz fest daran, dass es Gott gibt, denn wenn ich bete, dann geht das in Erfüllung!

Wenn es keinen Gott gäbe, dann gäbe es auch nicht die Welt.

Ich glaube an Gott, weil ich glaube, er hat mir schon mal geholfen.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, wir haben gehört, wie heutige Jugendliche über dich denken, wie sie glauben und wie sie zweifeln. Schenke uns in diesem Gottesdienst etwas mehr Klarheit über unseren Glauben. Um am meisten wünsche ich mir, dass du selbst bei uns bist, unsichtbar, wie ein guter Vater oder wie unser großer Bruder Jesus Christus. „Amen.“

Etwas ist mir aufgefallen, als ich über die Antworten der jungen Leute nachgedacht habe. Wenn es um das Vertrauen geht, vor allem um das Anvertrauen von Geheimnissen, dann stehen im Konfirmandenalter nicht die Eltern ganz oben, sondern häufig die großen Geschwister.

Hängt damit der große Erfolg der Sendung „Big Brother“ zusammen? Die jungen Leute denken bei dem „Großen Bruder“, der alles beobachtet, nicht an den totalen Überwachungsstaat wie die Älteren, die noch Diktaturen kennengelernt haben. Ich habe den Eindruck, viele sehnen sich nach einem „Großen Bruder“, der immer da ist, der mich sieht und so nimmt, wie ich bin. So klingt jedenfalls eins der Big-Brother-Lieder, das die Konfirmanden heute unbedingt vorsingen wollen:

Bist mein großer Bruder – du bist immer da

Das war der Text eines Liedes, mit dem die beiden Big-Brother-Stars Zlatko und Jürgen sehr viel Erfolg hatten.

Als wir über dieses Lied sprachen, fanden wir heraus, dass vieles übertrieben ist. Kein großer Bruder kann mir alles geben, kann immer bei mir sein.

Darum fragen wir heute: Könnte Jesus unser großer Bruder sein?

Antwort auf diese Frage suchen wir in der Bibel. Zwei Stellen lesen wir im Markusevangelium, zuerst in Markus 6, 2-6 (Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 by Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart). Da wird erzählt, wie Jesus einmal zurückkehrt in seine Heimatstadt Nazareth. Und er geht am Feiertag, also am Sabbat, in die Kirche, die bei den Juden Synagoge heißt:

Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, staunten und sagten: Woher hat er das alles?

Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen!

Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns?

Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab.

Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.

Und er konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben.

Hier wird erzählt: Jesus ist ein großer Bruder. Er ist der älteste von fünf Brüdern und von weiteren Schwestern.

Aber offenbar nimmt man ihn ausgerechnet in seiner Familie überhaupt nicht ernst. Seine Nachbarn und Verwandten lehnen ihn ab, die eigene Familie will von ihm nichts wissen!

In Markus 3, 20-21 und 31-35 (Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 by Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart) hören wir sogar, wie Jesus von seiner eigenen Familie für verrückt gehalten wird, weil er die Familie verlassen hat und als Prediger durch die Dörfer zieht:

Jesus ging in ein Haus, und wieder kamen so viele Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten.

Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.

Kann einer unser großer Bruder sein, der in seiner eigenen Familie nicht anerkannt war? Wie hat Jesus darauf reagiert, als seine Mutter und seine leiblichen Brüder ihn nach Hause zurückholen wollten?

Da kamen seine Mutter und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen ihn herausrufen.

Es saßen viele Leute um ihn herum, und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir.

Er erwiderte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?

Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder.

Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.

Herr, lass uns den Sinn von deinem Wort aufgehen, damit wir uns freuen. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Nun bekennen wir gemeinsam unseren christlichen Glauben:

Glaubensbekenntnis

Wir singen aus dem Lied 515 die Strophen 1+6-9:

Laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore.

Sei gepriesen, du hast die Welt geschaffen, sei gepriesen, für Sonne, Mond und Sterne, sei gepriesen, für Meer und Kontinente, sei gepriesen, denn du bist wunderbar, Herr! Laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore.

Sei gepriesen, denn du, Herr, schufst den Menschen Sei gepriesen, er ist dein Bild der Liebe! Sei gepriesen für jedes Volk der Erde! Sei gepriesen, denn du bist wunderbar, Herr! Laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore.

Sei gepriesen, du selbst bist Mensch geworden! Sei gepriesen für Jesus, unsern Bruder! Sei gepriesen, wir tragen seinen Namen! Sei gepriesen, denn du bist wunderbar, Herr! Laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore.

Sei gepriesen, er hat zu uns gesprochen! Sei gepriesen, er ist für uns gestorben! Sei gepriesen, er ist vom Tod erstanden! Sei gepriesen, denn du bist wunderbar, Herr! Laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore.

Sei gepriesen, o Herr, für Tod und Leben! Sei gepriesen, du öffnest uns die Zukunft! Sei gepriesen, in Ewigkeit gepriesen! Sei gepriesen, denn du bist wunderbar, Herr! Laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore, laudato si, o mi signore. Amen.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Zur Predigt lese ich heute nur einen einzigen Satz aus dem Predigttext im Brief an die Galater 2, 20:

Christus lebt in mir.

Liebe Gemeinde! Das ist ein kurzer, aber schwerer Satz. Wie kann ein anderer in mir leben? Wäre ich dann noch ich selbst? Oder hätte ein fremdes Bewusstsein mich übernommen?

Eine Konfirmandin hat dazu sehr klug gesagt: Das könnte so sein wie beim Gewissen. Diese kleine innere Stimme, die mir sagt: „Das sollst du tun!“ oder „Das darfst du nicht!“ Dann würde Christus in uns leben wie eine gute innere Stimme, die uns auf den richtigen Weg führen will.

Aber meint Paulus wirklich nur das? Ist Christus in uns unser Gewissen: „Tu dies! lass das!“? Wenn das alles wäre, könnten wir immer noch sagen: „Nööh! Mach ich nicht!“

Viele Menschen laufen mit einem schlechten Gewissen herum und ändern ihr Verhalten trotzdem nicht. Viele wissen genau, dass stehlen verboten ist, dass man mit Alkohol am Steuer Menschenleben gefährdet, dass man mit Schimpfworten andere Menschen verletzt, aber es ist ihnen trotzdem egal. Christus lebt in mir als Stimme des Gewissens? – das ist zu wenig.

Paulus meint mehr. Er ist überzeugt: Christus macht mich wirklich zu einem neuen Menschen! Der unsichtbare Christus, auferstanden von den Toten, übernimmt das Steuer in meinem Leben. Aber ich frage noch einmal: Wie geht das, wenn ich trotzdem ich selber bleibe? Bin ich denn vom Himmel aus ferngesteuert?

Erinnern wir uns an die Sehnsucht nach dem großen Bruder. Es ist schön, wenn man einen hat, auf den man sich immer verlassen kann. Er soll mich zwar nicht spüren lassen, dass er der Ältere und Stärkere ist. Aber im Notfall ist es gut, einen großen Bruder rufen zu können, der mich beschützt. Der Bruder mag andere Interessen haben als ich, ich mag mich oft mit ihm streiten. Trotzdem hält er zu mir, wenn‘s drauf ankommt. Vielleicht vertraue ich ihm mehr an als den Eltern, weil er mich besser versteht und meine Geheimnisse für sich behält.

Kann Gott auch so sein wie ein großer Bruder? Einige Konfirmanden konnten sich das gut vorstellen. Aber einer sagte: Gott ist kein Bruder, Gott ist doch der Vater im Himmel. Aber vielleicht ist für viele Jugendliche heute ein Vatergott im Himmel sehr weit weg. So wie ein Vater, der sich nicht um die Kinder kümmert, weil er nur auf der Arbeit ist oder sich von der Familie getrennt hat.

Die Bibel nennt Gott im Himmel wirklich nicht Bruder, sondern meistens Vater, manchmal auch Mutter. Aber da gibt es noch Jesus. In ihm ist Gott Mensch geworden, sagt die Bibel. Darum ist er für uns wie ein großer Bruder: er ist näher bei uns als der Vater, aber zugleich hat er selber einen sehr guten Draht zum Vater. Was wir Jesus sagen, sagen wir Gott, und es heißt, dass Jesus bei Gott ein gutes Wort für uns einlegt. Man kann‘s auch anders sagen, wenn wir uns Gott nicht genau wie einen menschlichen Vater vorstellen wollen: Jesus hat den Menschen beibringen wollen, wie Gott wirklich ist, nämlich absolut liebevoll und nicht nachtragend. Und das hat Jesus nicht nur einfach so gesagt. Sondern indem er volles Vertrauen zum Vater im Himmel hatte, wurde er Gott gleich, er wurde ein Ebenbild Gottes, so wie Gott sich eigentlich alle Menschen vorgestellt hatte. „Wer mich sieht, sieht den Vater“, konnte Jesus darum einmal sagen. Alle, die Vertrauen zu Jesus fassten, machten diese Erfahrung: wer diesem Jesus begegnet, der hat mit Gott selbst zu tun.

Was war Jesus für ein Mensch? Einer, auf den man sich verlassen kann. Er hört zu, wenn man Probleme hat. Er blickt einen an und weiß, was los ist. Er macht mich aber nicht fertig, wenn ich etwas falsch gemacht habe – sondern irgendwie merke ich: Ich kann auch anders. Wenn ich rücksichtsvoll, aufmerksam, liebevoll bin, wird nicht nur das Leben der anderen schöner, denen ich begegne, sondern auch mein eigenes.

Paulus sagt: „Christus lebt in mir“. Damit ist diese Liebe gemeint, die ich von Jesus spüre. Diese Liebe kann noch heute in mir leben. Ich spüre sie, obwohl Jesus schon lange tot ist. Ich spüre sie, weil Jesus unsichtbar, auferstanden, im Himmel bei Gott dem Vater lebt. Und dieser Himmel ist mir ganz nahe, um mich herum, wie die Luft, die ich atme. Ich spüre die Liebe von Christus auch durch die Liebe anderer Menschen: die mich so nehmen, wie ich bin, für die ich wichtig bin, die mir zutrauen, dass ich etwas auf die Reihe bringe. Ich vertraue darauf, dass es immer wieder solche Liebe unter Menschen gibt, weil dies eine Welt ist, die ein liebender Gott geschaffen hat.

Christus ist wie ein großer Bruder für uns da – damit macht er uns alle irgendwie zu Geschwistern. Als seine leiblichen Brüder und seine Mutter ihn nach Hause zurückholen wollten, hat er ja Nein gesagt. Nein, das könnt ihr von mir nicht verlangen. Mein Platz ist nicht in der Zimmermanns-Werkstatt von meinem verstorbenen Vater Josef, sondern mein Platz ist hier bei den Schwestern und Brüdern, die danach fragen, was der Vater im Himmel von uns will. Ein Freund, der wirklich zu mir hält, kann mir also ein besserer großer Bruder sein als ein leiblicher Bruder, der mich nicht versteht oder ausnutzt oder im Stich lässt.

Auch in der Kirche oder im Gemeindezentrum kann man zusammenkommen und Menschen finden, die einen verstehen. Im Konfi-Unterricht, in der Jugendgruppe, beim Seniorennachmittag oder im Frauenkreis, vielleicht auch im Seelsorgegespräch mit dem Pfarrer oder im Bibelkreis. Christus lebt in uns, wenn wir spüren: Wir dürfen da sein mit unseren Stärken und Schwächen, und wir nehmen auch die anderen an, so wie sie sind. Amen.

Jesus, unser Bruder, sei mit uns und zeige uns die Liebe des Vaters. Amen.

Jetzt feiern wir gleich gemeinsam das Abendmahl. Wir feiern es als Erinnerung an Jesus, der sich mit ganz unterschiedlichen Menschen an einen Tisch gesetzt hat, der aus Fremden Freunde gemacht hat. Vor allem erinnern wir uns an den letzten Abend vor seinem Tod am Kreuz, als er noch einmal Brot und Wein geteilt hat – mit denen, die ihn liebten, darunter auch mit Petrus, der ihn in der gleichen Nacht verleugnet hat und Judas, der ihn verriet. An dieses gemeinsame Essen und Trinken denken wir, wenn wir jetzt gemeinsam ein Stück Brot miteinander essen und einen Schluck Traubensaft miteinander trinken. Wir tun das, weil wir auf diese Weise nicht nur hören, wie Jesus unser großer Bruder sein will, sondern wir spüren es und schmecken es, dass er für uns da ist und uns anstecken will mit seiner Liebe.

Zur Vorbereitung auf das Abendmahl singen wir das Lied 229:

Kommt mit Gaben und Lobgesang

Im Abendmahl sind wir eingeladen, Gottes Liebe leibhaftig zu spüren. Der große Bruder Jesus gibt sein Leben für uns hin. Der Mensch neben uns wird zu unserem Nächsten. Und ich selbst bin erlöst und angenommen.

Wer darf zum Abendmahl kommen? Alle, die Liebe und Vertrauen suchen, alle, die zu Jesus kommen und sehen: wir stehen mit leeren Händen vor Gott. Wir haben oft wenig Vertrauen, wenig Liebe, wir sind voller Angst oder Abwehr, wenn Menschen nicht in unsere Vorstellungen hineinpassen. Wir bitten dich, Gott, mach uns bereit, uns einzulassen auf die Gemeinschaft mit dir und mit den Menschen, die mit uns in der Kirche sind. In der Stille bringen wir vor dich, was uns belastet und wofür wir um Vergebung bitten wollen:

Beichtstille

Wollt Ihr, dass Gott euer Herz verändert und eure Schuld vergibt, sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer ehrliches Bekenntnis spreche ich euch Vergebung zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Die Herzen in die Höhe! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Gott ist mit uns als guter Vater, er ist mit uns als großer Bruder in Jesus. Unsere Herzen sind nicht niedergedrückt, sondern werden hochgehoben. Und wir loben den heiligen Gott, der in allen Ländern und zu allen Zeiten bei uns ist:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Als Danklied nach dem Abendmahl singen wir das letzte Lied 223:

Der sich als Bruder zu uns stellt, gibt sich als Brot zum Heil der Welt

Gott, wir danken dir für die Gaben, die wir empfangen – Brot, Kelch, Gemeinschaft deiner Liebe.

Wir bitten dich, Gott, für die Menschen, die krank und behindert sind. Dass sie Hilfe finden, dass niemand sie lächerlich macht, dass sie spüren: Ich bin trotz allem ein wertvoller Mensch.

Wir bitten dich, Gott, für die alten Menschen, die Mühe haben, die heutige Welt zu verstehen. Dass die Jüngeren ihnen Respekt entgegenbringen, dass sie aber auch Verständnis aufbringen für die Jugend.

Wir bitten dich, Gott, für Kinder und Jugendliche, die es oft auch nicht leicht haben in unserer Zeit. Dass sie genug Zeit und Raum haben für Spaß und Spiel, dass sie genug Anleitung und Orientierung finden für ihr Leben, dass sie bereit sind, auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen.

Wir bitten dich Gott, für Menschen, die in Haushalt und Büro und an vielen anderen Stellen ihre Arbeit leisten. Dass ihre Tätigkeit sinnvoll ist und dass ihnen die Arbeit nicht über den Kopf wächst.

Wir bitten dich auch für die Arbeitslosen, dass sie ihre Selbstachtung behalten und auf der Suche nach Arbeit nicht den Mut verlieren.

Gott, in allem sei bei uns wie ein großer Bruder, wie eine große Schwester, wie Vater oder Mutter, die uns nie im Stich lassen. Amen.

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag gehen – wer möchte, ist im Anschluss noch herzlich zum Beisammensein mit Kaffee oder Tee im Gemeindesaal eingeladen.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen.“

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