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„Gott ist meine Stärke“

Muss ich mein Schicksal tragen lernen? Darf ich einmal einen neuen Schritt wagen? Jedenfalls muss ich nicht mich immer zusammenreißen. Ich kann die Angst, die in mir ist, Gott überlassen, kann mein Herz auch vor jemandem ausschütten, zu dem ich Vertrauen habe. Ich kann wissen, dass Gott mich hält, auch wenn ich meine, ich müsste in der Angst versinken.

Schlichte Skulptur eines Menschen, der einen anderen segnet
Gottes Stärke kann man im Segen eines anderen Menschen erfahren (Bild: Christine SchmidtPixabay)

#predigtGottesdienst am Sonntag Kantate, den 23. April 1989 um 9.30 Uhr in der Landesnervenklinik Alzey

Im Gottesdienst am Sonntag „Kantate“ begrüße ich Sie alle herzlich in unserer Klinik-Kapelle! „Kantate“ ist ein Sonntag der österlichen Freudenzeit, „Kantate“ heißt „Singet!“ Und so wollen wir Lieder singen, frohe Lieder, die aber den Ernst und auch das Leid unseres Lebens nicht überspielen.

Lied 205, 1-4:

Lob Gott getrost mit Singen, frohlock, du christlich Schar! Dir soll es nicht misslingen, Gott hilft dir immerdar. Ob du gleich hier musst tragen viel Widerwärtigkeit: noch sollst du nicht verzagen; er hilft aus allem Leid.

Dich hat er sich erkoren, durch sein Wort auferbaut, bei seinem Eid geschworen, dieweil du ihm vertraut, dass er deiner will pflegen in aller Angst und Not, deine Feind niederlegen, die schmähen dich mit Spott.

Kann und mag auch verlassen ein Muttr ihr eigen Kind und also gar verstoßen, dass es kein Gnad mehr findt? Und ob sichs möcht begeben, dass sie so gar abfiel: Gott schwört bei seinem Leben, er dich nicht lassen will.

Darum lass dich nicht schrecken, o du christgläubge Schar! Gott wird dir Hilf erwecken und dein selbst nehmen wahr. Er wird seim Volk verkünden sehr freudenreichen Trost, wie sie von ihren Sünden sollen werden erlöst.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder! (Psalm 98, 1)

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Singet dem Herrn ein neues Lied?

Gewiss, Gott, viele Menschen singen gerne. Auch viele unter uns. Auch wenn wir nicht so schön singen können. Hauptsache, es kommt von Herzen. Aber muss es immer ein neues Lied sein? Manche summen Schlager mit oder die neuesten Hits aus dem Radio. Immer wieder gibt es neue Lieder, neue Schlager, neue Hits. Was heute modern ist, ist morgen veraltet. Nur wenige „Oldies“ hört man auch nach Jahren noch gern. Andere Menschen singen lieber die alten Lieder, vertraute Kirchenlieder, Volkslieder aus der Jugendzeit, und auch die ganz alten Lieder, die Lieder aus der Bibel, die Psalmen, Lieder, die von dir, Gott, singen.

Singet dem Herrn ein neues Lied, das muss nicht heißen: jeden Tag etwas anderes. Das heißt nicht: wir dürfen nur moderne Lieder singen. Singet dem Herrn ein neues Lied, das heißt: Singt Lieder, die nie veralten, nie verstauben. Wir können auch alte Lieder singen, die immer wieder neu für uns sind. Wirklich neu ist nur, was unser Leben neu macht. Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! Gott, mach unser Leben neu! Um dieses Wunder bitten wir dich im Gottesdienst durch Jesus Christus, unsern Herrn. „Amen.“

Wir hören die Lesung aus dem Evangelium nach Matthäus 11, 25-30:

25 Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart.

26 Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen.

27 Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.

28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.

30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Lied 89, 1-3 (EG 115):

Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken? Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt! Ihm ist das Reich über alle Welt gegeben; mit ihm werd auch ich zugleich ewig herrschen, ewig leben. Gott erfüllt, was er verspricht; dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt! Wer nun verzagt, lästert ihn und Gottes Ehre. Gnade hat er zugesagt, dass der Sünder sich bekehre. Gott verstößt in Christo nicht; dies ist meine Zuversicht.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Zur Predigt hören wir aus dem Prophetenbuch des Jesaja 12, 1-6, eins der alten Lieder des Volkes Israel, ein Loblied für Gott, das „Danklied der Erlösten“:

1 Zu der Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR, dass du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und du mich tröstest.

2 Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil.

3 Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.

4 Und ihr werdet sagen zu der Zeit: Danket dem HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist!

5 Lobsinget dem HERRN, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen!

6 Jauchze und rühme, du Tochter Zion; denn der Heilige Israels ist groß bei dir!

Liebe Gemeinde!

Der Predigttext ist ein Lied, das Lied eines Propheten, ein Lied des Propheten Jesaja. Aber was ist ein Prophet? Manche würden sagen: Ein Prophet ist ein Hellseher, ein Wahrsager, einer, der in die Zukunft schaut, der sagt, wie es sein wird.

Aber das ist nur zum Teil wahr. Sicher ist ein Prophet einer, der auch sagt, was noch kommen kann. Aber er tut es nicht für Geld und nicht, um den Leuten Angst zu machen. Er ist eigentlich nichts als ein Bote Gottes. Er will die Leute aufrütteln, wenn sie allzu sorglos leben. Und er will die Leute trösten, wenn sie verzweifelt sind. Denen, die sich zu sicher fühlen und nicht an ihre Mitmenschen denken, kündigt er an: Es kann auch anders kommen! Aber denen, die unter Druck stehen, nicht nicht weiter wissen, denen sagt er: Ihr könnt hoffen! Ihr habt Grund zur Hoffnung! Denn Gott lässt euch nicht allein!

Was wir eben gehört haben, ist so ein Hoffnungslied. Es wird eine Zeit kommen, wo man wieder danken wird, wo man Gott wieder loben kann. Und das ist für viele ein Trost, die das eben jetzt nicht so leicht können. Ich weiß, dass gerade hier in der Klinik viele Menschen von großen Zweifeln an Gott geplagt werden. Sie würden gerne an ihn glauben, können es aber nicht. Sie können nicht verstehen, warum Gott zulässt, dass sie krank sind, so schwer krank.

Solche Zweifel sind normal. Sie sind schon in der Bibel normal. Und Gott selber hält es aus, dass man so an ihm zweifelt. Manchmal kann es sehr lange dauern, bis man mit solch einem Zweifel fertig wird, bis man es wieder neu lernt, zu glauben. Aber Gott hat Geduld mit uns, er wartet auf uns, bis wir wieder Vertrauen zu ihm fassen, bis wir sagen können, wie in dem Lied aus der Bibel:

Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott der HERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil.

Wenn ich spüre, dass Gott mich stark macht, dann kann ich manches leichter tragen. Was ich nicht ändern kann, kann ich hinnehmen. Gott hilft mir dabei. Manchmal kann ich aber auch besser kämpfen. Ich bin stärker, um Dinge zu ändern, die ich wirklich auch ändern kann. Ich kann an mir arbeiten, ich kann innerlich weiterkommen, ich kann etwas tun.

Ja, wenn Gott unsere Stärke ist, dann bedeutet das nicht immer das Gleiche. Der eine muss sein Schicksal tragen und ertragen lernen. Der andere soll sich aufmachen und einmal einen neuen Schritt wagen. Der eine muss hier in die Klinik bleiben, weil ihm hier am besten geholfen werden kann. Der andere wird bald entlassen, um im Alltag wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Aber für alle gilt: „Gott ist meine Stärke.“

Wenn das so ist, wenn Gott meine Stärke ist, dann muss ich eins nicht mehr tun: Ich muss mich nicht immer selbst zusammenreißen. Ich muss nicht meine Angst verdrängen. Ich kann die Angst, die in mir ist, Gott überlassen, kann mein Herz auch vor jemandem ausschütten, zu dem ich Vertrauen habe, ich kann wissen, dass Gott mich hält, auch wenn ich meine, ich müsste in der Angst versinken. Wenn Gott mich hält, dann hält er mich fest, auch wenn ich mitten in der Angst bin, und er sagt mir: „Fürchte dich nicht!“ und er sagt: „Ich halte dich, auch mitten in der Angst!“

Manche Menschen können auch nicht so gut an Gott glauben, weil sie Gott für grausam halten. Sie fürchten sich vor dem Zorn Gottes. Aber kann der Vater Jesu Christi ein grausamer Gott sein? Jesus hat doch gesagt, wir haben es vorhin in der Lesung gehört (Matthäus 11, 27):

Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.

Jesus kennt also Gott, den Vater, niemand kennt ihn so wie er, und deshalb können wir fest darauf vertrauen, dass Gott so zu uns ist wie Jesus selbst zu den Menschen gewesen ist. Und wie war Jesus zu den Menschen? Er hat gesagt (Matthäus 11, 28):

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

Aber wie ist das dann mit Gottes Zorn? Kann nicht auch ein guter Vater zornig werden? Ein Vater, der merkt, dass die Kinder nicht auf gute Ratschläge hören? Wie wäre das denn mit meinen eigenen Kindern? Wenn sie immer wieder über die Straße rennen würden, ohne aufzupassen, dann müsste ich auch einmal laut werden, um sie zu warnen: „Ihr müsst aufpassen, sonst kann euch was passieren!“ Und wenn sie mit anderen Kindern in Streit geraten und sich zum Schluss mit Steinen bewerfen, dann muss ich streng mit ihnen reden und sie vielleicht sogar fühlbar bestrafen. So ähnlich stelle ich mir das auch mit Gott vor. Nur dann, wenn wir bewusst in unser eigenes Unglück rennen oder wenn wir andere Menschen ins Unglück stürzen, dann ist er zornig auf uns. Und dann ist es sogar gut, wenn wir seinen Zorn spüren. Denn sonst würden wir ja immer so weiter machen. Wenn Gott, unser guter Vater, zornig ist, dann ist dieser Zorn im Grunde nichts anderes als Liebe. Es mag sein, dass wir manches in unserem Leben als Gottes Strafe empfinden, aber nicht alles Schwere in unserem Leben ist Gottes Strafe. Ein guter Vater würde nie im Zorn sein Kind sinnlos verprügeln. Und auch Gott würde uns nicht auf grausame Art ein Unglück erleiden lassen, nur damit wir seine Macht spüren. Gott ist nicht so wie manche unserer irdischen Väter, die im Grunde sehr schwach sind: die sich nur stark fühlen, wenn sie es anderen zeigen können.

Und jetzt können wir vielleicht auch diesen Satz des Jesaja verstehen (Jesaja 12, 1):

Ich danke dir, HERR, dass du bist zornig gewesen über mich und dein Zorn sich gewendet hat und du mich tröstest.

Manchmal kann man danken für Gottes Zorn – nämlich dann, wenn wir eingesehen haben, dass etwas in unserem Leben nicht gestimmt hat und wir es geschafft haben, eine neue, gute Richtung einzuschlagen. Dann merken wir plötzlich: Gottes Zorn hört wieder auf und verwandelt sich in Trost.

Und manchmal kann es auch sein, dass wir uns nur eingebildet haben, dass Gott auf uns zornig ist. Es kann sein, dass uns jemand eingeredet hat, Gott sei ein grausamer Gott. Es kann sein, dass wir gemeint haben, Gott sei wie unser eigener Vater, aber nicht jeder Vater ist ein guter Vater. Das, was wir für den Zorn Gottes gehalten hatten, kam vielleicht in Wirklichkeit von Menschen, die uns klein und abhängig halten wollten. Wenn jemand denkt, dass Gott nur zornig auf ihn sei, hat vielleicht nur noch nie erfahren, wie sich Liebe anfühlt, weil noch nie ein Mensch ihn wirklich geliebt hat.

Aber es ist nie zu spät, um umzulernen. Aus dem Bild des zornigen Gottes kann das Bild des tröstenden Gottes werden. Wem es hilft, den möchte ich daran erinnern, dass Gott in der Bibel nicht immer nur als Vater beschrieben wird. Manchmal sagt Gott auch zu uns (Jesaja 66, 13):

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

Gott ist nicht nur väterlich zu uns, er geht auch mütterlich mit uns um. Und selbst wenn man sich Gott nicht anders als männlich vorstellen kann, muss man sich Gott nicht nur als den König vorstellen, der auf dem himmlischen Thron sitzt. Man kann sich Gott ja auch so vorstellen, wie Jesus vor den Menschen gestanden hat und gesagt hat (Matthäus 11, 28):

Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

Im Lied den Propheten Jesaja hört sich das ganz ähnlich an (Jesaja 12, 3):

Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.

Brunnen und Wasser, das sind Bilder für die Nahrung, die die Seele braucht. Die Seele wird bei Gott, bei Jesus nicht verdursten. Jesus fordert nicht nur, in erster Linie verschenkt er etwas. Hier ist was zu holen. Bei Jesus können wir Liebe bekommen, Kraft, Trost, Zuversicht.

Das bringt mich nun auf das Lied, das wir vorhin angefangen haben, zu singen: „Jesus lebt, mit ihm auch ich“ (im Evangelischen Gesangbuch 115). Es handelt von dem Vertrauen, das wir auf Jesus setzen können. Wir brauchen nicht zu verzweifeln, nicht zu verzagen. In dem Lied heißt es sogar:

3. Jesus lebt! Wer nun verzagt, lästert ihn und Gottes Ehre.

Das klingt merkwürdig und hart, so als ob einer, der verzweifelt, auch noch an seinem Unglück selber schuld wäre. Nein, das ist nicht gemeint; Jesus weiß, wie schwer es manchen Menschen fällt, wieder Hoffnung zu finden. Aber in dem Lied soll ganz klar und deutlich gemacht werden, dass jeder im Irrtum ist, der meint, er sei von Gott verdammt. Gott will niemanden auf ewig strafen. Gott bietet jedem seine Gnade an, ohne Vorbedingung, ohne Eigenleistung.

Gnade hat er zugesagt, dass der Sünder sich bekehre.
Gott verstößt in Christo nicht; dies ist meine Zuversicht.

Gleich werden wir noch die drei restlichen Strophen aus diesem Lied singen. Auch diese Strophen sind sehr schön, nur ein paar Schwierigkeiten gibt es vielleicht, sie auch richtig zu verstehen.

Reines Herzens will ich sein und den Lüsten (*) widerstreben

– heißt es da. Kann ich denn das? Will ich das? Das kann man leicht missverstehen. Ein reines Herz haben wir, wenn wir für Liebe offen sind und wenn wir auch Liebe geben können. Darum können wir bitten. Aber wir müssen nicht jeder Lust widerstreben. Es gibt die Lust unter Liebenden, die Lust aneinander und miteinander, mit der sich beide gegenseitig glücklich machen. Es gibt die Lust am Leben, die ein gutes Geschenk Gottes ist. Es gibt die Lust an einem Spiel, an gutem Essen, die Lust auf ein Stück Arbeit, auf eine Aufgabe, die zum täglichen Leben dazugehört und dazugehören soll.

Aber was sind dann die Lüste, denen wir widerstreben sollen? Es sind die falschen Gelüste, falsche Wünsche, deren Erfüllung uns nicht glücklich macht. Zum Beispiel wenn jemand immer mehr besitzen will, immer reicher werden will und nie genug kriegen kann. Oder wenn einer ständig Seitensprünge macht und seinen Ehepartner betrügt. Oder wenn einer im Grunde Lust hat am Jammern und Klagen und es sich gar nicht besser gehen lassen will.

Und noch etwas will ich erwähnen. Wenn es in dem Lied heißt:

6. Jesus lebt! Nun ist der Tod mir der Eingang in das Leben

– dann könnte mancher denken: Das Leben hier auf der Erde zählt gar nicht, nur das Leben nach dem Tod. Aber das ist nicht gemeint. Wir sollen hier leben, so lange uns Gott das Leben geschenkt hat. Und dabei hilft Gott uns auch, dazu gibt er uns Stärke, Kraft, Geduld, Ausdauer. Aber dann, wenn unsere Stunde zum Sterben gekommen ist, dann können wir auch getrost sagen:

1. Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken?
Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.

Amen.

Und der Friede Gottes, der viel größer ist, als unser Denken und Fühlen erfassen kann, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Wir singen nun also die weiteren Strophen aus dem Lied 89, 4-6 (EG 115):

4. Jesus lebt! Sein Heil ist mein; sein sei auch mein ganzes Leben, reines Herzens will ich sein und den Lüsten widerstreben. Er verlässt den Schwachen nicht; dies ist meine Zuversicht.

5. Jesus lebt! Ich bin gewiss, nichts soll mich von Jesu scheiden, keine Macht der Finsternis, keine Herrlichkeit, kein Leiden. Er gibt Kraft zu dieser Pflicht; dies ist meine Zuversicht.

6. Jesus lebt! Nun ist der Tod mir der Eingang in das Leben. Welchen Trost in Todesnot wird er meiner Seele geben, wenn sie gläubig zu ihm spricht: „Herr, Herr, meine Zuversicht!“

Gott, du bist unsere Zuversicht, aber wir halten oft daran fest, dass uns doch nicht zu helfen sei. Du willst uns festhalten, uns begleiten auch auf steinigen Wegen, aber wir wollen uns manchmal nicht von deiner Hand führen lassen. Wir denken, dass wir allein zurechtkommen – vielleicht haben wir Angst, dass du uns alle Freiheit nehmen könntest. Aber du willst, dass wir frei sind, frei und froh, frei und getrost, frei als geliebte Menschen, frei auch als Menschen, die lieben können.

Wenn wir verzweifelt sind, schenk uns wieder Hoffnung. Wenn wir traurig sind, gib uns Menschen, bei denen wir uns aussprechen, ja ausweinen können. Wenn wir Zorn in uns haben, hilf uns, dass wir ihn aussprechen können, ohne jemanden zu verletzen. Und wenn wir froh sind, lass uns dankbar sein.

Insbesondere schließen wir heute einen Mann aus dem Haus Alsenztal in unser Gebet ein, den wir in den vergangenen Woche in Alzey beerdigt haben: Herrn …, der im Alter von 72 Jahren gestorben ist, den Gott aus seinen Leiden heraus zu sich genommen hat. Wir beten für ihn und für uns alle: Gott, sei uns gnädig, hier im Leben und dann auch im Sterben. Lass uns nicht verlorengehen! Amen.

Alles, was uns heute bewegt, schließen wir im Gebet Jesu zusammen:

Vater unser

Noch einmal singen wir in der nachösterlichen Zeit das Lied 75, 1-3:

Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ. Kyrieleis.

Halleluja, Halleluja, Halleluja. Des solln wir alle froh sein. Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Abkündigungen

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag und in die neue Woche gehen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“


↑ (*) Im neuen Evangelischen Gesangbuch 115, 3 steht in dieser Strophe statt „und den Lüsten widerstreben“ nun die klarere Formulierung „bösen Lüsten widerstreben“.

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