Franz Markus Bernard brachte in seinen Gedichten in knappster Form auf den Punkt, was ihn bewegt und was Herz und Sinn anderer Menschen anrühren kann. Im Gemeindebrief der Paulusgemeinde wurden regelmäßig Beiträge von ihm veröffentlicht. Er wohnte mehrere Jahre lang in der Nähe der Pauluskirche Gießen und blieb der Evangelischen Paulusgemeinde bis zu seinem Tod auch aus der Ferne verbunden. Im Jahr 2012 ist er im Alter von nur 47 Jahren gestorben. Die Fotos auf dieser Seite wurden mir anlässlich seiner Trauerfeier von seiner jüngsten Schwester zur Verfügung gestellt.
Franz Markus Bernard hat 1998 im Eigenverlag in Gießen die Gedichtsammlung „am ende des stegs: tiefe wasser. texte 1988 – 1998“ herausgegeben. Im Jahr 2011 erschienen weitere Gedichte in der Sammlung „st. paul’s news“, mit der er seine enge Verbundenheit mit der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen ausdrücken wollte.
Eine ganze Reihe seiner Gedichte und Lieder darf ich hier veröffentlichen, die zum Teil auch im Gemeindebrief der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen erschienen sind. Mit den Pfeilen links kommt man zum Beginn des Inhaltsverzeichnisses, mit den Pfeilen rechts zum Bereich der letzten Gedichtauswahl im Inhaltsverzeichnis zurück.
Helmut Schütz
…und dann kommt ein neuer Morgen
Markus Bernard auf einer Wiese
Big Brother Haus
gut zu:
gönnt mir
die Ruh‛!
mach doch mal nen kleinen krach
aber meine ihn nicht bös
mein traurig herz seufzt leise „ach“
während ich hier weiter dös
der zunge zu tragen
dient meist dazu
das darunterliegende
zu verbergen
sich
an das
bittere
gewöhnen müssen
ist die schönheit
des charakters
der schmetterling
ist ein wundersam ding:
er weht und fliegt
oder schillernd
auf der erde liegt.
herrgott, hilf
mir aus dem büschel von schilf!
es gibt
eine gabe,
um die ich dich
zu bitten habe:
hingebend
seine geburt
mit herz zu feiern,
und sei der welten last
auch noch so bleiern.
ein stück brot
in der not
ein wort
sein wort
das glück der seele
ist die weite der welt,
die am end’
das glück allein’
doch zusammenhält.
ist leuchtende blüte;
in der tat
blüht,
wer es hat.
wenn du lernst,
dass du das recht hast,
spuren zu hinterlassen,
wirst du beginnen,
ein freieres leben zu führen.
für ihn ganz leise
und hoffend gehen wir
auf die reise
stellt ihr
in die vase;
den abgestandnen
rest im glase
kippt ihr fort
in den abort.
dort geht er dahin:
mein herz war drin.
nicht um worte
will ich ringen;
ein frohes lied
möcht‛ ich dir singen –
von hoffnung,
mann und maus
in meinem treuen
gotteshaus
er hat ein
so weites,
kleines herz:
driftet heimwärts – .
geben
gerben
sterben
ein piano
des lauten;
des wohlvertrauten.
der herr,
er gab‛s in fülle,
doch nun zerstreut‛s
die tülle
Neu ist der Morgen,
neu ist der Garten,
ganz ohne Sorgen
der junge Tag.
Preis für die Süße
des frischen Gartens,
die Liebesgrüße
unseres Herrn.
mein ist der Garten,
an dieser Quelle
danken wir dir.
Preis für das Singen,
Preis für den Morgen,
in allen Dingen
sind wir ganz wohl.
nach Cat Stevens)
(die weite nähe
oder
der weite nähe?)
ist die weite der welt,
die am end das glück allein
doch zusammenhält.
Freude unbändig!
mach
ein musik-instrument
zu deinem kruzifix
aber liebe es
wie das erste im leben,
das du je geliebt hast
für jim croce (1943-73)
lauf nicht weg
bleibe hier
starre weiter
in den dreck
bis er dir
im herrn
wird hold
zum stern
aus gold
hat Wellen:
ElektroWellen.
beten
für den fuß
auf den wir treten
und für das leben
daneben
doch vor allen dingen
für gutes gelingen
Ich sehe
der Kerze hellen Schein;
ich schaue
in ihr Licht hinein.
Still und in Frieden
bin ich hernieden
bedacht
von ihrem Glanz
in tiefer Nacht.
bescheidenheit
kann ich von dir lernen:
mit einem krumen
bist du zufrieden;
mit einem bröckchen
überglücklich.
der hoffnung
kann deine
ganze nacht
erhellen
Jedes kleine Stück
zählt auf der Suche
zum großen Glück.
für Jürgen K.
DRUM PRÜFE
Fragen
an den PartnerWürdest du mich noch lieben,
wenn die Welt
mich verlassen hat ?Würdest du mir noch trauen,
wenn mich alle ringsum
für einen Schurken halten ?Würdest du mein Söhnchen
und mein Apfelbäumchen liebevoll hegen,
wenn ich früh und für immer gegangen bin ?
denn du bist ein Teil von mir;
wo immer ich bin, da bist auch du;
gemeinsam sind wir hier.
t r o u b l e d w a t e r
lang war ich fort
zu sortieren das wohlbekannte
an einem andern ort
sah das leid, das ungenannte
es blieb
so sehr ich mir die augen rieb —manches wurde leichter
im traum
schier endlos chaos
füllte den raum
aber es war nicht zu fassen :
nie war
ich mir wirklich selbst überlassen —……. und ich bete
vater, laß mich nicht allein
und ich flehte
mutter, laß mich verstanden sein …….doch
bei allem
was wir tragen
wir tragen’s nicht allein
bei allem
was wir wagen
das wagnis
will ein gewägtes sein —über den langen steg
auf ‘nen neuen weg ————- von MIR
DIR .fmb
I/05
Sich nach einer
Umarmung zu sehnen,
ist alles andere
als menschliche Verarmung!
Stellst du alles anders an,
als man’s möglich machen kann,
bleibst du oft damit allein,
denn von selbst stellt sich dein Bein.8. 1. 2004
es scheint
sein Licht:
verzage nicht!
Einen Menschen
über alles zu lieben,
heißt, ihm zu sagen:
Dich glücklich zu machen,
ist mein Glück
3. 9. 2003
früher
gab’s das lied
„die gedanken sind frei“.
heute … ist das alles
einerlei:
techno-brei.
das anders-machen
ist wichtiger geworden
als das gleich-tun:
auch innerhalb
des christentums
War es unbescholten,
so bekam’s das abgegolten;
und manch überschüssig Herz
driftet weiter himmelwärts
>24/3/03
Willst du
feierlich versterben,
mußt du bleibenden
Wert vererben.
Warst auch der Wert
nicht wirklich du,
so gibt’s dein Erbe
doch dazu.
Und wer so stolz
gen Himmel fährt,
dessen Leben
war es wert.
>24/3/03
Nur laute Töne hört man,
denn die leisen
meist ins Geheimnisvolle
weisen.
Daß sie einem
Achtung zollen –
mehr hat man
von Mitmenschen
nicht zu wollen.
Aber egal, was man spricht:
weniger auch nicht.
es ist nicht immer
weichgespült,
so ein erdenleben.
es ist oft
grausam unterkühlt
und kann nur kälte geben.
Es ist ehrlicher zu sagen
“ich bin ein Tier”
als zu sagen
“ich bin ein mensch”
Selbst auf
dem sinkenden Kahne,
da roch sie noch,
die Fahne.
>24/3/03
Manch gefall’ne Hüllen
können Hochglanzbände füllen,
und diese führen unumhüllt
dazu, daß sich die Kasse füllt.
dann gehe ich,
dann hält mich
(k)einer.
Manchmal
ist nur er der Weg;
manchmal
ist nur er der Steg
über einen
tiefen Graben,
den wir alle irgendwann
unter uns haben.
7.3.2003
Wolkenkristalle aus meinen
Augen verziehen,
wird das Himmelblau
wieder klar sehen.
won’t be enough
Du wirst
alle Gaben haben,
Du wirst Dich
an allem laben,
wonach Dein
pochend Herz sich sehnt.
Denn ihm strahlt
auf allen Wegen
liebend neuer
Sinn entgegen,
so sehr,
wie sich Dein Weg auch dehnt.
Der Herr
mein Hirte
sanft mich
bewirte
gegen die Enge
im Kopf
ist die Weite
im Herzen
Der Mensch ist auch
und vor allem andern
für Menschen angelegtFindet er unter Menschen,
die ihn lieben und annehmen,
keine Oase mehr,
so kann er sich auf Dauer
auch nicht mehr an Tieren, Pflanzen
und den Wundern der Natur erfreuen,
denn seine Seele leidet bleibenden SchadenOhne Menschen
und menschliche Liebe
lebt ein Mensch
schlimmer als ein Tier
fmb
hast am ende du –
nicht besitz
wie teuer
für geld erkauft
auch immer —-
sei jedes Trostpflaster,
das dich über deinen
kinderschmerz
hinwegtröstet –
wo es nicht mehr
erlaubt ist,
kind zu sein
Auf die Krumen schauen
und sehen, daß sie Brot sind,
anstatt sie wie Dreck
wegzuwischen
You’re getting older
By getting bolder
ist der Unterton Gottes.
Er steckt in jedem Lächeln.
das stück chamäleon,
das du manchmal
aus dem nichts heraus wirst,
ist der funkenschlag gottes.
an dich selber glauben,
wenn andre ihn
nur runterschrauben
ist überall,
wo du keine
Freunde findest
steht auf meinen Wänden
Tag für Tag;
ich bin
in Deinen Händen,
was auch kommen mag.
XI/02
einer Welt,
die nicht mehr
zusammenhält;
sie forscht
und horcht
und fängt die Diebe;
aber wo bleibt
die Liebe?
XI/02
der Zeit
war Verdruß
nie weit:
das Hoffen
hält offen.
XI/02
er kommt und legt sich;
der Herr, mein Gott,
trägt mich.
23/10/02
taumelnde blätter
dem herbstwind sich weihen;
ihr leuchten tut kund,
sie können verzeihen.
12/10/02
wie ein senfkorn
vom wind verweht
als reiche saat
aufgeht
18/9/02
kann die liebe
voraustragen
die es empfängt
unmittelbar
21/7/02
(Weihnachten)
des Menschen
größte Plage –
keine Frage.
Es sind schon deine Werke,
und nicht mal immer hohe,
die gereichen dir zur Stärke;
doch oft genug sind´s frohe!
Die Leitung zu Gott
ist nie besetzt.
Er ist immer da,
legt niemals auf
und ist geduldig.
IV/02
… aber nicht
wie ich es will;
wie Du es willst
soll es auf Erden
immer ein Stück
mehr werden.
das Böse nur weg,
anstatt es zu rauben,
um an das Gute
zu glauben.
ich wünsch euch
frohe zeiten
zum ausweiten
und schranken
den pranken!
Dez. 01
geschieht
Des hohen Liedes
lichter Chor
taucht gleißend
aus Finsternis hervor
birgt er für dich
was immer schon war
Die Zuversicht
werden wir schauen
in flutend Licht
hinweg vom Grauen
27-12-01
wenn du
keinen mehr hast,
dann ist er es,
der dich noch hat.
denen, die darben
im dunkeln,
gibst gaben du:
schimmern und funkeln
sind alle geschöpfe niedlich.
macht
ihnen ihr größerwerden
jedoch nicht zum vorwurf
in meinem heimatlosen herzen
liegt noch die muttererde;
dort flackern noch die kerzen,
damit es frühjahr werde.
(zwischen Ewigkeitssonntag
und Advent 2001)
viele kümmerseelen,
die mit dem herbstwind wehn,
können nicht verhehlen,
daß bunt im grau sie sehn.
etwas ehrliches
ausgießen,
was nicht heuchelt, frommt;
das noch als echt,
wahrhaftig rüberkommt.
mit dem Leid,
das ihr in ein Leben packt;
welches, schon Lichtjahre her,
ihr als lebens-un-wert
abgezwackt.
3.5.01
die stoppt
der Kollege
der mobbt
um nie mehr
damit zu stoppen
die singen,
brauchen um Worte
nicht zu ringen.
dies sogenannte Leben,
das du angeblich gegeben,
leb als Menschentier
ich hier.
25.5.01
du kannst ihn
hoffnungsvoll
ausbreiten;
du kannst
den schmerz
nicht weiterleiten.
IV/2001
TICK TOCK
EINE DER WICHTIGSTEN BEGEGNUNGEN
IST DIE BEGEGNUNG
MIT DEM ABSCHIEDfmb 23/4/2001
zurück
im schmerz;
besser denke
gar nicht.
I/2001
Schmiert nie euch in die Haare
was von hinten
ach so schrecklich klingt;
doch habt ihr es
darunter,
es noch nicht mal stinkt.
geschmacksverirrt;
locker, nicht schuftend,
und auch nie verwirrt;
stierig starrend
geradeaus:
das Leben im
Big Brother Haus.
fmb
XI/2000
Vielleicht ist es
das Salz der Erde,
das man mit
den Tränen weint.
Auf daß es einmal
heller werde,
und die Sonne
wieder scheint.
Daß letzter Funke
Hoffnung nicht vergehe;
daß stückchenweise
Zuversicht entstehe.
ist für mich
oft unerträglicher
als eises-kälte