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Kindlich vertrauen, singen und schreien

Ja, sagt Jesus, ich habe die Kinder gehört. Sie kriegen mit, was hier geschieht. Ist das nicht herrlich, dass Menschen wieder sehen können, nicht mehr gelähmt sind, ist es euch denn gar nicht wichtig, dass hier Wunder geschehen, dass Menschen wieder gesund werden? Die Kinder freuen sich darüber, und deshalb singen sie, ja, sie schreien ihre Lieder einfach so heraus.

Fünf gemalte, unterschiedliche singende Kinder
Fröhlich und laut singende Kinder (Bild: Clker-Free-Vector-ImagesPixabay)

#predigtGottesdienst am Sonntag Kantate, den 9. Mai 1993, um 9.30 Uhr in der Kapelle der Landesnervenklinik Alzey

Herzlich willkommen im Gottesdienst am Sonntag Kantate, das heißt auf deutsch: Singet! Singen möchte ich sehr viel heute mit Ihnen, auch einige neue Lieder sollen gesungen werden, auf den Liederzetteln haben Sie sie vor sich liegen.

Doch zunächst beginnen wir mit einem Lied aus dem Gesangbuch, einem der bekanntesten Loblieder 234, 1-4:

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören.

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet, der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet. In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!

Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit Worten des Psalms 98:

1 Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.

4 Jauchzet dem HERRN, alle Welt, singet, rühmet und lobet!

5 Lobet den HERRN mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel!

6 Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem HERRN, dem König!

7 Das Meer brause und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.

8 Die Ströme sollen frohlocken, und alle Berge seien fröhlich

9 vor dem HERRN; denn er kommt, das Erdreich zu richten. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

„Singet dem Herrn ein neues Lied“, so haben wir gebetet, und das wollen wir nun auch sofort tun; wir singen das erste Lied auf dem Liedblatt:

Singt das Lied der Freude über Gott!

Großer Gott im Himmel, wir wollen dich loben, wir wollen Lieder der Freude singen. Doch manchmal bleiben uns fröhliche Lieder im Halse stecken; wenn wir allzu traurig sind, wenn wir von Ängsten geplagt sind, wenn uns etwas sehr weh tut. Gott, schenke uns wirklich deine Kraft, zeige uns wirklich neue Wege, lass uns wirklich deine Kinder sein! Dann können wir dich loben vielleicht sogar mitten in Ängsten, mitten in Schmerzen, mitten in Traurigkeiten! Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören eine Lesung aus 1. Samuel 16, 14-23. Es ist eine Geschichte, die von dem jungen Mann David handelt, der später König von Israel werden sollte, der berühmteste König Israels überhaupt. In dieser Geschichte lässt sein Vorgänger, der König Saul, ihn an den Königshof rufen, weil er so schön die Harfe spielen kann. Denn der König Saul leidet an einer seelischen Krankheit, die ihn niederdrückt und manchmal gewalttätig reagieren lässt, und er hofft verzweifelt darauf, dass die Musik ihn vielleicht heilen kann:

14 Der Geist des HERRN aber wich von Saul, und ein böser Geist vom HERRN ängstigte ihn.

15 Da sprachen die Großen Sauls zu ihm: Siehe, ein böser Geist von Gott ängstigt dich.

16 Unser Herr befehle nun seinen Knechten, die vor ihm stehen, dass sie einen Mann suchen, der auf der Harfe gut spielen kann, damit er mit seiner Hand darauf spiele, wenn der böse Geist Gottes über dich kommt, und es besser mit dir werde.

17 Da sprach Saul zu seinen Leuten: Seht euch um nach einem Mann, der des Saitenspiel kundig ist, und bringt ihn zu mir.

18 Da antwortete einer der jungen Männer und sprach: Ich habe gesehen einen Sohn Isais, des Bethlehemiters, der ist des Saitenspiels kundig, ein tapferer Mann und tüchtig zum Kampf, verständig in seinen Reden und schön gestaltet, und der HERR ist mit ihm.

19 Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: Sende zu mir deinen Sohn David, der bei den Schafen ist.

20 Da nahm Isai einen Esel und Brot und einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und sandte es Saul durch seinen Sohn David.

21 So kam David zu Saul und diente vor ihm. Und Saul gewann ihn sehr lieb, und er wurde sein Waffenträger.

22 Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Lass David mir dienen, denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen.

23 Sooft nun der böse Geist von Gott über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So wurde es Saul leichter, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Wir singen das zweite Lied auf dem Liedblatt „Stimm deine Laute, David, spiel“ – es handelt von der Kraft der Musik, die manchmal die bösen Geister der Schwermut und der Hartherzigkeit vertreiben kann. Vielleicht kann dieses Lied, vielleicht kann das Singen überhaupt auch uns helfen, unsere Gefühle besser auszudrücken und anzunehmen:
Fuhr der böse Geist in Saul
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Zur Predigt hören wir aus dem Evangelium nach Matthäus 21, 14-17:

14 Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie.

15 Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich

16 und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus antwortete ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3): »Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet«?

17 Und er ließ sie stehen und ging zur Stadt hinaus nach Betanien und blieb dort über Nacht.

Liebe Gemeinde!

Wie selbstverständlich wird das in dieser Geschichte erzählt, was uns unglaublich erscheinen möchte: „Und es gingen zu ihm (zu Jesus) Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie.“ Wo Jesus hinkommt, wo er unter die Menschen geht, da erzählt er nicht nur von Gott, da sagt er nicht nur leere Worte, da geschieht auch etwas mit den Menschen.

Da kommt einer zu Jesus, der blind ist, vielleicht blind für die Schönheit der Welt. Er läuft mit geschlossenen Augen durch die Gegend und sieht nur das Schlechte und Böse und nimmt gar nicht wahr, wie viele schöne Dinge es auch zu sehen gibt.

Oder da ist einer, der ist blind für die Liebe; er hat sie nie erfahren, er kennt diese Färbung in den Beziehungen der Menschen nicht; für ihn gibt es nur das Schwarz der schmerzhaften Verletzungen, das grelle Weiß der kontrollierenden Blicke, das graue Einerlei des eintönigen Alltags.

Und nun begegnen diese Menschen Jesus. Er schaut sie mit seinen Augen an, ihre Blicke begegnen seinem Blick. Da ist keine Kälte, keine Berechnung, er fixiert nicht mit durchdringendem Blick, er stellt nicht bloß. In seinem Blick ist Güte und Wärme, er versteht und nimmt an. Und da geschieht etwas mit diesen Menschen. Vielleicht laufen ihnen die Augen über, vielleicht lösen sich Tränen, die lange festgesessen hatten. Auf jeden Fall können ihre Augen plötzlich auch wieder sehen, richtig sehen, wahrnehmen, was wirklich in der Welt los ist, sie können mit den Augen des Herzens sehen.

Und auch Lahme gehen zu Jesus. Menschen, die festsitzen in ihrer Haltung, in ihrem alten Trott, Menschen, die gelähmt sind vor lauter Angst vor Menschen und vor sich selbst. Wenn sie sich rühren würden, wenn sie anfangen würden zu denken, anfangen zu fühlen, dann würden sie spüren, wie verletzt sie sind, wie weh das tut, immer und immer wieder enttäuscht zu werden. Wie gerne würden sie die Hände ausstrecken, um in die Arme eines guten Menschen geschlossen zu werden, wie gerne würden sie hinlaufen zu einem, der ihnen die Tür aufmacht. Aber sie haben so oft die Erfahrung gemacht: Da ist keiner, der für sie da ist. Stattdessen sagt man ihnen: Gott hat euch gestraft, sonst wärt ihr nicht krank. Also bleiben sie, wo sie sind und sind gelähmt zwischen Sehnsucht und Selbstvorwürfen.

Und nun begegnen sie Jesus. Der sagt ihnen: Fürchtet euch nicht! Der sagt ihnen nicht: Ihr seid selbst schuld an eurer Krankheit. Der sagt nicht: Gott hat euch gestraft. Nein, er sagt: Eure Sünden sind euch vergeben. Und es ist normal, dass ihr euch sehnt nach Liebe. Da merken die Kranken plötzlich: Sie können ja doch ihre Glieder bewegen. Nach diesem Mann können sie ihre Arme ausstrecken, ihn können sie mit den Händen berühren, er stößt sie nicht weg, wenn sie ihm nahekommen, ihm auf den Leib rücken mit ihrem ganzen Körper. Und er ist es auch, der ihnen zutraut, wieder auf eigenen Füßen zu stehen, der ihnen Mut macht: Steht auf, nehmt euer Bett und geht heim, geht an eure Aufgaben, Gott hat mit euch noch etwas vor!

Ja, wo Jesus in den Tempel geht, wo er Gottesdienst mit den Menschen feiert, da verändert sich etwas in den Menschen (Matthäus 21, 14):

Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie.

Lied 197, 1+5+6:

1) Du meine Seele, singe, wohlauf und singe schön dem, welchem alle Dinge zu Dienst und Willen stehn. Ich will den Herren droben hier preisen auf der Erd; ich will ihn herzlich loben, solang ich leben werd.

5) Er weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod, ernährt und gibet Speisen zur Zeit der Hungersnot, macht schöne rote Wangen oft bei geringem Mahl, und die da sind gefangen, die reißt er aus der Qual.

6) Er ist das Licht der Blinden, erleuchtet ihr Gesicht, und die sich schwach befinden, die stellt er aufgericht‘. Er liebet alle Frommen, und die ihm günstig seind, die finden, wenn sie kommen, an ihm den besten Freund.

So knapp und kurz in unserer Geschichte davon erzählt wird, wie Jesus Großartiges vollbringt, so ausführlich wird danach geschildert, wie darauf Menschen reagieren. Zwei Gruppen von Menschen werden erwähnt: Kinder und Erwachsene.

Zum einen sind da Kinder im Tempel, die da eigentlich nichts zu suchen haben, und die, wenn sie schon dort sind, wenigstens still und brav und leise zu sein hätten.

Aber nein, die Kinder sind lebhaft, sie tanzen und singen, ja, sie tollen herum und toben und schreien. „Hosianna!“ schreien sie unter anderem, das war wie der Refrain von einem Lied, so wie Kinder im Kindergottesdienst oder in der Schule manche Lieder immer wieder gerne laut und fröhlich singen, ohne Rücksicht darauf, ob es falsch klingt oder richtig.

„Hosianna dem Sohn Davids!“ so singen sie – sie wissen, dass dieser Jesus auch für sie da ist, dass er sie nicht wegschickt, sie verstehen ihn, weil er sie versteht. Dieser Jesus ist keiner von den Kirchenmännern, die über die Köpfe der Kinder hinwegreden, keiner von denen, die die Jugendlichen gar nicht ernstnehmen. Jesus fragt auch die Kinder, er nimmt sie in den Arm, er setzt sich zu ihnen.

Und vielleicht kommt es den Kindern so vor, als ob Jesus es ganz ähnlich macht wie damals, tausend Jahre zuvor, der Hirtenjunge David, als er mit seiner Harfe dem König Saul schöne Lieder vorspielte und ihn aus seinen Depressionen wenigstens für einige Zeit befreite. Jesus spricht die Seele der Menschen an, er versteht die Kinder, und er kann sich auch einfühlen in das Kind, das in den Erwachsenen lebt. Kein Wunder, dass die Kinder lautstark singen: „Jesus, Sohn Davids! Hosianna, Sohn Davids!“ Sie freuen sich, sie sind begeistert, und das merkt man ihnen an.

Vielleicht haben sie Lieder gesungen, die so ähnlich klangen wie das, was wir jetzt zwischendurch singen wollen. Es ist eine Melodie, die aus Israel stammt:

Kommt herbei, singt dem Herrn

Nun gibt es da aber auch noch andere Leute im Tempel. Die Großen, die Erwachsenen, die etwas zu sagen haben im Tempel, die „Hohenpriester und Schriftgelehrten“. Als diese Leute „die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen?“

Mir kommt das bekannt vor. Wenn in unseren Gottesdiensten auch einmal Kinder mit dabei sind und sie sind nicht ganz leise – wie oft hört man dann ältere Gemeindeglieder sagen: Muss das denn sein, dass die Kinder den Gottesdienst stören? Gehört sich das denn, lachen und reden im Gottesdienst? Oder wenn unsere Dekanin am kommenden Sonntag die Konfirmation in Albig auch mit christlicher Rockmusik gestaltet – mit lauter, fetziger Musik, die den Jugendlichen gefällt, dann wird es sicherlich auch wieder Leute geben, die sagen: Das passt doch nicht zu einer Konfirmation, da muss es feierlich und ruhig und gesittet zugehen. Aber soll man denn die Jugendlichen aus der Kirche heraus-langweilen, soll man sie nicht lieber fragen: Welche Musik gefällt euch denn? Was sind denn die Fragen und Probleme, die ihr mit euch herumschleppt, was habt ihr auf dem Herzen?

Jesus jedenfalls ergreift eindeutig Partei, und zwar nicht für die Erwachsenen. Auf die Frage: „Hörst du auch, was diese sagen?“ antwortet er nicht etwa: Naja, das ist eben der Übermut der Jugend, man muss sie in ihre Schranken weisen, sondern er antwortet ihnen: „Ja!“ Ja, ich habe sie gehört. Ja, sie nennen mich den Sohn Davids. Ja, sie bekommen etwas mit von dem, was hier geschieht. Ist das denn nicht herrlich, dass Menschen wieder sehen können, dass Menschen nicht mehr gelähmt sind, ist es euch denn gar nicht wichtig, dass hier Wunder geschehen, dass Menschen wieder gesund werden? Die Kinder, die jungen Leute, sie freuen sich darüber, und deshalb rufen sie, singen sie, schreien sie ihre Lieder einfach so heraus. Und dann schlägt er die Schriftgelehrten, die sich doch in der Bibel so gut auskennen, mit ihren eigenen Waffen. Er zitiert die Bibel und schlägt ihnen sozusagen ein Bibelwort um die Ohren, was ihnen zu denken geben soll. In Psalm 8, 3 steht doch:

Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet um deiner Feinde willen.

Und damit lässt er sie einfach stehen. Jesus zieht sich zurück. Mit dieser Art von erwachsenen Menschen kann er nicht umgehen, will er sich nicht einlassen. Er braucht Ruhe vor ihnen, nachdem er ihnen die Meinung gesagt hat. Die Kinder sind laut, die Jugend macht Musik, die in den Ohren mancher Menschen nur wie Krach und Lärm klingt. Und doch kann Jesus ihnen zuhören, sie kann er gewähren lassen, denn ihr Schreien entspricht einer Sehnsucht, sie wollen gehört werden, sie brauchen Menschen, die sich um sie kümmern, die ihnen Raum geben und Zeit geben.

Die Entrüstung der gelehrten Männer kann Jesus dagegen nicht vertragen. Sie sind es ja, die totreden, was gerade beginnt zu leben, die überhaupt kein Gespür dafür haben, was Vertrauen ist, was Glaube ist, was da gerade ganz zart in einigen Menschen zu keimen beginnt – das Wunder des Schauens auf Liebe in der Welt, das Wunder der Heilung aus Gelähmtheit, aus dem Gefangensein in Schuld und Angst vor den Menschen und Angst vor Gott. Nur mit einem kindlichen Vertrauen, nur mit einer jugendlich anmutenden Begeisterung kann man sich offenbar dem Gott öffnen, den Jesus ganz zärtlich „Abba“, seinen Vater, seinen Papa, nennt.

Ganz gleich, wie alt wir sind, wir dürfen wie Jesus und wie damals die Kinder unserem Gott ganz kindlich vertrauen, auch wir dürfen ihm Lieder singen, die uns und ihm gefallen, manchmal alte Lieder, manchmal neue, mal bekannte und mal unbekannte. Und ich glaube, es ist kein Zufall, dass die Kinder in unserem Text zugleich singen und schreien – es ist uns in unserem Singkreis auch schon einmal aufgefallen, dass das Singen eine Möglichkeit ist, starken Gefühlen Ausdruck zu geben; auch wenn man keine Gelegenheit hat zu schreien, kann man manchmal beim Singen in ähnlicher Weise aus sich herauslassen, was sonst immer nur eingeschlossen bleibt, was man so lange in sich hineingefressen hat.

Ich möchte Ihnen Mut machen – einmal Mut zum Singen – nicht als Leistungssport und um es besonders gut zu machen, sondern einfach, wenn es Ihnen Spaß macht und sie gerne mit andern gemeinsam etwas machen.

Mut machen möchte ich Ihnen auch, dass Sie Vertrauen fassen können zu dem Gott, der die Kinder und die starken Gefühle unserer Seele so sehr in Schutz nimmt vor all den scheinbar starken Erwachsenen, die die Seele einsperren wollen und den Kindern am liebsten den Mund verbieten wollen. Bei unserem Gott bleiben die Unmündigen nicht ohne Mund, sie bekommen das Recht, ihren Mund zu gebrauchen, und schon die Säuglinge haben das Recht, sich Gehör zu verschaffen – wo immer Kindergeschrei ertönt, Gott hört es gern, denn er will, dass die Sehnsucht aller Menschenkinder gestillt wird. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied 235, 1+2:

1) Wunderbarer König, Herrscher von uns allen, lass dir unser Lob gefallen. Deine Vatergüte hast du lassen fließen, ob wir schon dich oft verließen. Hilf uns noch, stärk uns doch; lass die Zunge singen, lass die Stimme klingen.

2) Himmel, lobe prächtig deines Schöpfers Taten, mehr als aller Menschen Staaten. Großes Licht der Sonne, schließe deine Strahlen, die das große Rund bemalen. Lobet gern, Mond und Stern, seid bereit zu ehren einen solchen Herren.

3) O du meine Seele, singe fröhlich, singe, singe deine Glaubenslieder; was den Odem holet, jauchze, preise, klinge; wirf dich in den Staub darnieder. Er ist Gott Zebaoth, er nur ist zu loben hier und ewig droben.

4) Halleluja bringe, wer den Herren kennet, wer den Herren Jesum liebet; Halleluja singe, welcher Christum nennet, sich von Herzen ihm ergibet. O wohl dir! Glaube mir: Endlich wirst du droben ohne Sünd ihn loben.

Lasst uns beten vor dir, o Gott, für alle, die leiden unter der Bosheit von Menschen. Lasst uns beten auch für die, die hart und bitter werden in solchem Leid. Lasst uns beten für alle, die keinen Ausweg wissen, die resignieren, die alles hinwerfen wollen. Lasst uns beten für Mütter und Väter, die versuchen, ihren Kindern gute Eltern zu sein. Lasst uns auch beten für Eltern, die sich überfordert fühlen durch die Aufgaben der Erziehung. Und lasst uns beten für Kinder, die durch verantwortungslose Eltern schwer geschädigt wurden. Wir leben in Ängsten, o Gott, doch gerade so leben wir – nicht abgestumpft, nicht hartherzig! Wir loben dich für die Macht deiner Liebe, du lässt uns aushalten und zu bewältigen, was schwer zu tragen ist, du hilfst uns zu lernen und zu tun, was uns in unserem Leben möglich ist, du zeigst uns die nächsten Schritte auf unserem Wege. Schenke uns das Vertrauen zu dir, hilf dass wir uns einlassen auf etwas Neues, lass in uns neues Leben wachsen: Glaube, Liebe, Hoffnung! Amen.

Alles, was uns heute bewegt, schließen wir im Gebet Jesu zusammen:

Vater unser

Zum Schluss singen wir ein weiteres Lied vom Liedblatt:

Wir haben Gottes Spuren festgestellt

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag und in die neue Woche gehen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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