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Nun aber bleiben Arbeit – Kraft – Gesundheit, diese drei…?

Mancher, der zu hart geschafft hat, muss einsehen, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Der Körper, die Seele, erzwingt sich eine Pause, und sei es durch Krankheit. Oft lässt es ein heimlicher Stolz nicht zu, dass man beizeiten zugibt: Ich brauche fremde Hilfe. Ich darf leben, aber mit Einschränkungen.

Schnecke mit Haus auf dem Zweig eines Baumes
In der Predigt wird auch die Geschichte vom Hasen und von der Schnecke erzählt (Bild: claude allevaPixabay)

direkt-predigtAbendmahlsgottesdienst am Sonntag Judika, den 1. April 1990 um 9.30 Uhr in der Kapelle der Landesnervenklinik Alzey

Ich begrüße Sie alle herzlich im Gottesdienst in unserer Klinik-Kapelle! Guten Morgen!

Oh, sehen Sie mal dahinten, da ist ja ein großer Vogel auf der Bühne, was ist das bloß für einer? Können Sie ihn nicht sehen? Ist einer von den großen Pfauen in die Kirche gekommen?

Nein, Sie können den Vogel nicht sehen? Ich auch nicht! Da ist ja auch gar keiner. April, April!!! Nur der Herr Vogel, unser Organist, sitzt oben an der Orgel. Ich habe nur einen kleinen Spaß gemacht, weil heute der 1. April ist! Wissen Sie das alle? Am 1. April, da macht man sich manchmal einen Spaß und sagt Sachen, die gar nicht stimmen. Und wenn die anderen das dann glauben, dann ruft man: „April, April!!!“ und hat etwas zu lachen.

Als Kinder haben wir früher am 1. April oft zueinander gesagt: „Kuck mal, dein Schuhband ist auf!“ Und wenn der andere dann nach unten gekuckt hat, haben wir gerufen: „April, April!!!“ Und in den Zeitungen standen ganz verrückte Sachen, als wären es wahre Berichte, und am nächsten Tag hieß es dann: „Das war nur ein Aprilscherz!“

Wer ist heute früh schon in den April geschickt worden? Vielleicht können Sie das nachher mal mit den Schwestern und Pflegern versuchen und ihnen erzählen: „Heute war ein ganz großer Vogel in der Kirche!“ Und wenn sie dann ganz erstaunt fragen: „Ja, wirklich? Wie ist der denn in die Kirche gekommen?“ dann können Sie auch rufen: „April, April!!! Da war gar kein richtiger Vogel. Da war nur der Herr Vogel, unser Organist!“

Nun will ich noch etwas zu dem Namen des heutigen Sonntags sagen. Er heißt „Judika“, das ist auf Lateinisch das erste Wort im Psalm 43, den werden wir gleich nach dem ersten Lied hören, und der fängt in der deutschen Übersetzung so an: „Gott, schaffe mir Recht!“ Wir werden nachher in der Lesung von zwei Männern hören, die bei Jesus ihr gutes Recht einfordern, aber Jesus muss sie enttäuschen. Darüber will ich in der Predigt mit Ihnen nachdenken: wie ist das, wenn wir uns von Gott ungerecht behandelt fühlen, wenn es im Leben nicht nach unseren Wünschen geht? Kommen wir bei Gott trotzdem zu unserem Recht? Hat Gott vielleicht andere Maßstäbe dafür, was für uns gut ist?

Wir singen nun erst einmal aus dem Lied 258 die Strophen 1-3+6:

1) Herr Jesu, Gnadensonne, wahrhaftes Lebenslicht, mit Leben, Licht und Wonne wollst du mein Angesicht nach deiner Gnad erfreuen und meinen Geist erneuen; mein Gott, versag mirs nicht.

2) Vergib mir meine Sünden und wirf sie hinter dich, lass allen Zorn verschwinden und hilf mir gnädiglich, lass deine Friedensgaben mein armes Herze laben. Ach Herr, erhöre mich.

3) Vertreib aus meiner Seelen den alten Adamssinn und lass mich dich erwählen, auf dass ich mich forthin zu deinem Dienst ergebe und dir zu Ehren lebe, weil ich erlöset bin.

6) Ach zünde deine Liebe in meiner Seele an, dass ich aus innerm Triebe dich ewig lieben kann und dir zum Wohlgefallen beständig möge wallen auf rechter Lebensbahn.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Lasst uns beten mit den Worten des Psalms 43:

1 Gott, schaffe mir Recht…!

2 Denn du bist der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich so traurig gehen…?

3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten…,

4 dass ich hingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir… danke, mein Gott.

5 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott im Himmel, wir fühlen uns manchmal von dir ungerecht behandelt. Wir können kaum glauben, dass du gütig bist, wenn wir niedergeschlagen sind und uns elend fühlen. Oder wenn wir an die Menschen denken, die in Kriegen oder in Hungergebieten leiden müssen. Wie kannst du es zulassen, denken wir oft, dass Menschen durch die Schuld anderer zugrundegehen? Wie kannst du es zulassen, dass Gewaltherrscher ihre Völker unterdrücken? Zeige uns einen Ausweg aus unseren trüben Gedanken, hilf uns, Vertrauen zu dir zu finden, und zeige uns den Weg in ein wirklich erfülltes Leben. Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Nun hören wir die Lesung aus dem Evangelium nach Markus 10, 35-45 (darüber werde ich auch nachher die Predigt halten):

35 Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden.

36 Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue?

37 Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit.

38 Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?

39 Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir, Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde;

40 Zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.

41 Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes.

42 Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.

43 Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein;

44 und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.

45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Wir singen das Lied 257, 1-6:

1) Halt im Gedächtnis Jesum Christ, o Mensch, der auf die Erden vom Thron des Himmels kommen ist, dein Bruder da zu werden; vergiss nicht, dass er dir zugut hat angenommen Fleisch und Blut; dank ihm für diese Liebe.

2) Halt im Gedächtnis Jesum Christ, der für dich hat gelitten, ja gar am Kreuz gestorben ist und dadurch hat bestritten Welt, Sünde, Teufel, Höll und Tod und dich erlöst aus aller Not; dank ihm für diese Liebe.

3) Halt im Gedächtnis Jesum Christ, der auch am dritten Tage siegreich vom Tod erstanden ist, befreit von Not und Plage. Bedenke, dass er Fried gemacht, sein Unschuld Leben wiederbracht; dank ihm für diese Liebe.

4) Halt im Gedächtnis Jesum Christ, der nach den Leidenszeiten gen Himmel aufgefahren ist, die Stätt dir zu bereiten, da du sollst bleiben allezeit und sehen seine Herrlichkeit; dank ihm für diese Liebe.

5) Halt im Gedächtnis Jesum Christ, der einst wird wiederkommen und sich, was tot und lebend ist, zu richten vorgenommen; o denke, dass du da bestehst und mit ihm in sein Reich eingehst, ihm ewiglich zu danken.

6) Gib, Jesu, gib, dass ich dich kann mit wahrem Glauben fassen und nie, was du an mir getan, mög aus dem Herzen lassen, dass dessen ich in aller Not mich trösten mög und durch den Tod zu dir ins Leben dringen.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Zur Predigt hören wir noch einmal zwei Verse aus dem Evangelium nach Markus 10, 43-44, die wir vorhin schon gehört haben. Jesus spricht:

„Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.“

Amen.

Liebe Gemeinde!

Klingt das nicht auch wie ein Aprilscherz? „Wer groß und mächtig sein will, soll den anderen Menschen dienen!“ „Wer der Erste, der Wichtigste unter den Menschen sein will, der soll ein Knecht werden, einer, der die Dreckarbeit macht!“

Jesus weiß, wie unmöglich das klingt. Er weiß, dass normalerweise die Großen und Mächtigen in der Welt auf eine andere Art und Weise herrschen. „Ihr wisst,“ sagt Jesus seinen Jüngern, „die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an.“ Doch dann sagt Jesus sagt weiter: „Aber so ist es unter euch nicht!“ Nein, so darf es nicht sein unter denen, die Gott und Jesus nachfolgen. Da darf keiner den anderen unterdrücken und beherrschen. Da gilt das wirklich: „Wer groß ist, soll dienen. Wer der Erste sein will, der soll sich gerade nicht vordrängeln.“

Die Jünger hatten das anscheinend nicht verstanden. Sie rangeln um die besten Plätze im Himmel. Johannes und Jakobus, zwei Brüder, die zu den Jüngern von Jesus gehören, sie bitten Jesus: „Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit.“ Man könnte sagen: Sie wollen die Stellvertreter von Jesus werden, wenn er das Reich Gottes aufrichtet. Wenn Jesus als König über die Welt herrscht, wollen sie die wichtigsten Minister sein. Sie denken wohl: „Ist es nicht unser gutes Recht, mit Jesus über die anderen Menschen zu herrschen, wenn wir alles aufgegeben haben, um Jesus nachzufolgen?“

Aber Jesus kann ihnen das nicht versprechen. Nein, sie werden nicht Minister im Gottesreich sein. Sie werden kein Herrscheramt bekommen. Aber nicht, weil Jesus ihnen das nicht gönnt. Sondern weil alles ganz anders kommen wird, als sie meinen. Jesus wird gar kein König sein, so wie sie ihn sich vorstellen. Er wird in keinem Palast wohnen, nicht auf einem goldenen Thron sitzen, nicht mit Ministern und Soldaten über die Welt herrschen. Jesus wird groß sein auf eine ganz andere Art. „Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse“, sagt Jesus, „sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ Jesus wird groß sein, indem er an der Liebe zu allen Menschen festhält, koste es, was es wolle. Jesus wird der Höchste sein, indem er sich verspotten lässt und sein Leben für die Sünder opfert. Jesus wird der Erste sein, indem er sich wie der letzte Dreck behandeln lässt.

Die Jünger verstehen das nicht. Sie meinen noch, dass die Nachfolge Jesu mit Ministerämtern belohnt werden wird. Und wenn man sich die lange Geschichte der Kirche seitdem anschaut, dann erkennt man, dass immer wieder die Christen Jesus missverstanden haben. Da gab es Kirchenfürsten. Es gab Gewaltherrscher sogar mitten in der Kirche. Bis heute versuchen manche Kirchenmenschen den Glauben mit Zwang und Druck weiterzuverbreiten. Und das alles, obwohl Jesus gesagt hat: „Unter euch soll es nicht so zugehen!“

Als Johannes und Jakobus Jesus damals um Ehre und Ansehen bitten, oder sozusagen um einen guten Platz im Himmel, da muss Jesus ihnen sagen: „Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?“ Mit diesem Kelch meint er den Kelch seines Leidens, und mit dieser Taufe meint er seinen Tod am Kreuz. Aber sie verstehen ihn nicht und sagen zu ihm: „Ja, das können wir!“

Was sie damit wirklich sagen, das werden sie erst viel später begreifen. Ja, sie werden wirklich das gleiche Schicksal erleiden wie Jesus, auch sie werden verfolgt und getötet werden wie Jesus. Jesus sagt zu ihnen: „Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.“

Was hält dann die Jünger noch bei Jesus? Was hält uns Christen bei Jesus? Wenn er uns nichts Besseres versprechen kann als vielleicht noch den Tod, warum sollten wir ihm dann nachfolgen?

Das ist wirklich nicht so leicht zu verstehen. Jesus nachzufolgen, das bringt nicht automatisch Vorteile oder irgendwelche Belohnung. Ein Christ hat nicht weniger zu leiden als andere. Auch Christen können krank sein. Auch viele Christen müssen Unrecht leiden.

Aber bei Jesus werden die Maßstäbe sozusagen umgekehrt. Gerade wer unten ist, wer am Ende ist, ist von Gott doch nicht vergessen. Gottes Kraft ist in Schwachen mächtig. Gott tröstet gerade die, die Leid tragen. Und selbst die Toten erweckt Gott zu neuem Leben in seinem Reich.

Bei Gott gelten nicht die am meisten, die das größte Maul haben, sondern die, die am meisten Unrecht leiden. Bei Gott sind nicht die am wichtigsten, die sich in den Vordergrund drängen, sondern die, die von den Menschen immer übersehen und vergessen werden. Bei Gott gilt auch nicht: „Hauptsache, man ist gesund!“ – sondern: „Hauptsache, ich bin ein geliebter Mensch!“

Viele glauben es Gott nicht mehr, dass er ihnen Recht verschaffen kann. Sie sind enttäuscht, auch von Gott enttäuscht. Müsste Gott mir nicht helfen, dass ich wieder gesund werde? Dass ich wieder so viele Kräfte bekomme, um mein Leben in die eigene Hand zu nehmen? Manchmal erfüllt Gott einen solchen Wunsch nicht. Oder nicht sofort. Oder erst nach einem langen Weg der Therapie, der anstrengend ist und auf dem schmerzhafte Erinnerungen verarbeitet werden müssen.

Es tut weh, wenn man einsehen muss: Die Ziele, die ich mir gesetzt habe, kann ich nicht mehr erreichen. Gott verlangt von mir, dass ich mir kleinere Ziele setze. Aber es hilft alles nichts: Wenn man trotzdem die alten, die großen Ziele verfolgt, versucht man mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, und dabei zieht der Kopf meistens den Kürzeren.

Wer zum Beispiel sein Leben lang immer hart geschafft hat, sich nie eine Pause gegönnt hat, der muss irgendwann einsehen, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Der Körper, die Seele, erzwingt sich eine Pause, und sei es durch Krankheit. Dann muss man einfach kürzer treten. Dann muss man Lebenserfüllung auf eine andere Art suchen, und sei es noch so schwer. Das ist nicht unmöglich. Aber oft lässt es ein heimlicher Stolz nicht zu, dass man zugibt: Ich schaffe nicht mehr so viel. Ich brauche fremde Hilfe. Ich brauche viele Pausen. Ich muss mich damit zufriedengeben, ein sehr eingeschränktes Leben zu leben.

Manchmal leben wir so, als ob in der Bibel stünde: „Nun aber bleiben Arbeit, Kraft, Gesundheit, diese drei; aber die Gesundheit ist die größte unter ihnen.“ Aber nein, in der Bibel sagt Paulus (1. Korinther 13, 13):

„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

Auf Liebe kommt es an, und die ist uns geschenkt von Gott. Wir sind geliebt von Gott – was kann uns da noch geschehen?

Es ist also gar nicht gesagt, dass immer nur die Gesunden, Starken, Schnellen zuerst ans Ziel kommen.

Es ist so wie in der Geschichte von dem Hasen und von der Schnecke. Kennen Sie die schon?

Ein Hase lachte eine Schnecke aus: „Schneck, Schneck, dumme Schneck, kriecht und kommt doch nicht vom Fleck!“

Die Schnecke ärgerte sich. Sie konnte ja nichts dafür, dass sie nur langsam voran kam. Aber als der Hase es immer ärger trieb und sie immer wieder auslachte: „Schneck, Schneck, dumme Schneck, kriecht und kommt doch nicht vom Fleck!“ – da sagte die Schnecke plötzlich zum Hasen: „Komm, lass uns einen Wettlauf machen!“

Da lachte der Hase noch lauter, schlug sieben Purzelbäume vor lauter Lachen, und meinte: „Von mir aus, machen wir einen Wettlauf, wenn du dich unbedingt blamieren willst!“

Schnecke mit Haus auf dem Zweig eines Baumes
Manchmal kommt man langsam schneller ans Ziel (Foto: pixabay.com)

„Da hinten der Baum, da ist unser Ziel“, sagte die Schnecke, und sie fing an zu kriechen, ganz langsam, wie es ihre Art war.

Der Hase dachte: „Ich habe noch viel Zeit!“ Er hielt erst einmal ein Mittagsschläfchen. Dann lief er zum Bauern in den Garten und fraß ein paar Möhren. Dann tollte er im Wald herum und spielte Fangen mit dem Fuchs. Dabei geriet er ziemlich tief in den Wald hinein. Und dann erinnerte er sich wieder an den Wettlauf mit der Schnecke. So schnell er konnte, lief er zu dem Baum.

Aber da war die Schnecke schon längst angekommen. „Ich habe gewonnen!“ sagte die Schnecke und lachte den Hasen aus.

Man kann also auch langsam ans Ziel kommen, wenn man nicht von vornherein aufgibt. Oder man kann sich seine guten Chancen verscherzen, wenn man gar nicht richtig bei der Sache ist. Und das gilt nicht nur für Schnecken und Hasen, sondern auch für uns Menschen.

Wie viele Menschen gibt es, die sind stark und gesund, aber sie sind mit ihrem Leben unzufrieden. Sie machen ihren Mitmenschen und sich selbst das Leben zur Hölle. Und andere Menschen haben ein schweres Schicksal zu tragen. Sie sind aber trotzdem dankbar für die kleinen schönen Dinge des Alltags – über einen Besuch, den sie bekommen, über ein liebes Wort, das sie hören, über eine Blume oder die Sonne, die ins Fenster scheint. Und weil sie dankbar sind, ist es schön, mit ihnen zusammenzukommen; sie strahlen Liebe aus; sie können – mit einem Blick, einem Wort, mit ganz einfachen Mitteln – einem anderen etwas Gutes tun. Das meint Jesus, wenn er sagt: „Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.“ Amen.

Und der Friede Gottes, der viel größer ist, als unser Denken und Fühlen erfassen kann, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Nun singen wir das bekannte Lied 274, 1-4:

1) Jesu, geh voran auf der Lebensbahn, und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen; führ uns an der Hand bis ins Vaterland.

2) Solls uns hart ergehn, lass uns feste stehn und auch in den schwersten Tagen nicht nur über Lasten klagen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir.

3) Rühret eigner Schmerz irgend unser Herz, kümmert uns ein fremdes Leiden, o so gib Geduld zu beiden; richte unsern Sinn auf das Ende hin.

4) Ordne unsern Gang, Jesu, lebenslang. Führst du uns durch rauhe Wege, gib uns auch die nötge Pflege; tu uns nach dem Lauf deine Türe auf.

Nun feiern wir – wie immer am ersten Sonntag des Monats – das heilige Abendmahl miteinander. Wer kommen will, mag gleich nach vorn kommen, wer nicht mitmachen will, mag auf seinem Platz bleiben.

Christus spricht: „Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“

Gott, du hast dich in deinem Sohn für uns geopfert, damit wir für unsere Sünde nicht mehr büßen müssen. Du bist unser Knecht geworden, damit unser Leben einen Sinn bekommt. Gott, schenke uns mit deinem Abendmahl die Gewissheit, dass du uns liebhast, dass du uns festhältst, dass du uns niemals allein lassen wirst. Stärke uns für unsere Wege, die wir vor uns haben. Amen.

Einsetzungsworte und Abendmahl

Und nun lasst uns beten.

Danke, Gott, dass wir Brot und Wein geschmeckt haben, dass wir dein Wort hören und aufnehmen, deine Liebe spüren konnten. Vergib uns unseren Irrtum, wenn wir dich nur oben suchen, auf einem himmlischen Thron, und wenn wir vergessen, dass du hier unten bist, mitten unter den Menschen, da wo das größte Elend ist, da wo dich die Menschen am nötigsten brauchen. Du bist der Diener von uns allen geworden, nun überwinde auch unseren Stolz, dass wir uns von dir helfen lassen. Amen.

Alles, was uns heute bewegt, schließen wir im Gebet Jesu zusammen:

Vater unser

Zum Schluss singen wir das Passionslied 59, 1-4:

1) Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du für uns gestorben bist und hast uns durch dein teures Blut gemacht vor Gott gerecht und gut,

2) und bitten dich, wahr‘ Mensch und Gott, durch dein heilig fünf Wunden rot: Erlös uns von dem ewgen Tod und tröst uns in der letzten Not.

3) Behüt uns auch vor Sünd und Schand und reich uns dein allmächtig Hand, dass wir im Kreuz geduldig sein, uns trösten deiner schweren Pein

4) und schöpfen draus die Zuversicht, dass du uns werdst verlassen nicht, sondern ganz treulich bei uns stehn, dass wir durchs Kreuz ins Leben gehn.

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag und in die neue Woche gehen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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