Zum Buß- und Bettag habe ich, Pfarrer Helmut Schütz, nur relativ wenige Gottesdienste gehalten, vor allem deswegen, weil in meiner Gießener Zeit zu diesem Anlass fast immer Gottesdienste an zentraler Stelle für alle Gemeinden angeboten wurden.…

Texte und Themen rund um das meist gelesene Buch der Welt
Texte und Themen rund um das meist gelesene Buch der Welt
Zum Buß- und Bettag habe ich, Pfarrer Helmut Schütz, nur relativ wenige Gottesdienste gehalten, vor allem deswegen, weil in meiner Gießener Zeit zu diesem Anlass fast immer Gottesdienste an zentraler Stelle für alle Gemeinden angeboten wurden.…
…Die von Martin Luther so hochgelobte Buße ist auch für uns aktuell: denn es fehlt bei uns an dieser Art von Buße und Umkehr – die eigene Verantwortung wahrzunehmen, statt immer den anderen die Verantwortung zuzuschieben, Jesus um Vergebung für die eigene Schuld zu bitten und um die Kraft, ein geschwisterliches Leben führen zu können.
…Menschen, die ihr Gottvertrauen verloren haben, sehen über sich nur einen finsteren, verschlossenen Himmel. Aber es bleibt nicht so. Gott hat es zwar zugelassen, dass die Stämme Sebulon und Naftali ausradiert wurden von der Landkarte. Doch gerade dort, wo Verzweifelte nicht mehr aus noch ein wissen, wo Hoffnungslosigkeit herrscht, beginnt neue Hoffnung.
…Wenn Gott überhaupt Unterschiede macht, dann gerade umgekehrt: Er kümmert sich zuerst um die Verlorenen. Ihm sind die Mühseligen wichtiger als die Sorglosen, die Beladenen wichtiger als die Unbelasteten, die Behinderten wichtiger als die Nicht-Behinderten, die Kranken wichtiger als die Gesunden, die Sünder wichtiger als die Frommen. Nicht weil es bessere Menschen wären, sondern weil sie ihn einfach mehr brauchen.
…Gibt es auch eine Geschichte in der Bibel für mich, für Dich, für jeden von uns, ein Wort, das uns persönlich anspricht? Kirche ist keine lästige Pflicht, sondern eine Chance – den Punkt zu finden, an dem ich selber von Gott angesprochen werde, an dem er mich umdreht und bewegt, anrührt oder begeistert, tröstet oder anspornt.
…Vielleicht ist die Resignation der falsche Gott unserer Zeit: Man kann ja doch nichts ändern; ich kleines Licht kann überhaupt nichts tun. Aber Umkehr ist möglich, das ist die große frohe Botschaft der Bibel. Ich kann eingefleischte Gewohnheiten hinter mir lassen; ich kann die Dinge ganz tun, die ich gerade tue, statt mit den Gedanken schon wieder woanders zu sein.
…Buße ist keine selbstquälerische Eigenleistung. Wir können uns vor Gott auch darauf nichts einbilden, dass wir uns vor ihn mit leeren Händen stellen wollen. Buße ist vielmehr die Offenheit dafür, dass Jesus uns von sich aus frei macht. Buße ist keine menschliche Aktion, sondern Reaktion. Buße bedeutet, darauf zu reagieren, dass Gott uns liebt.
…Wenn Jesus sagt: Tut Buße, kehrt um – dann meint er vielleicht: denkt darüber nach, wem ihr euer Leben verdankt. Wer dankbar leben kann, führt ein verantwortliches und erfülltes Leben. Wer aber nicht viel Grund zum Danken in seinem Leben findet, der kann sich fragen, womit er sich vielleicht selbst den Zugang zu neuen Erfahrungen versperrt.
…An Klarheit und Wahrheit hapert es oft bei uns. Es ist gut, Andersdenkende anzuerkennen und nicht zu verfolgen. Aber falsch verstandene Toleranz wäre es, sich in Schicksalsfragen nicht entscheiden zu wollen, lauwarm zu sein, weder ja noch nein sagen zu können. Wo wird Ausgewogenheit zur Lauheit, wo wird sie zur Ausrede für eine fehlende Bereitschaft, Farbe zu bekennen?
…Tut Buße! heißt heute: Bekehrt euch von der Sünde, vor den Herausforderungen der Welt ins Privatleben zu flüchten! Bekehrt euch von der Sünde, dem Geist Gottes nichts zuzutrauen! Tut Buße! heißt: Traut dem Geist Gottes zu, dass er Menschen verändern kann! Sagt nicht: die Menschen ändern sich nie! sondern versucht zu sagen: ich will bei mir selbst anfangen.