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„Ihr seid von Gott geliebt, seine auserwählten Heiligen“

Ein ganzer Abschnitt aus dem Kolosserbrief ist der Trautext für ein Ehepaar. Wenn wir wissen: Ich bin von Gott geliebt, dann bekommt unser ganzes Leben ein anderes Vorzeichen. Aus dem krummen Holz, aus dem wir Menschen geschnitzt sind, macht Gott sich seine Heiligen – Menschen mit aufrechtem Gang – fähig zu Verantwortung und Liebe.

Silhouette eines Liebespaares, das sich küsst, vor einem sternenübersäten Nachthimmel.
Wer geliebt ist, kann lieben (Bild: Brigitte Werner auf Pixabay)
Einzug mit Orgelspiel

Herzlich willkommen zur kirchlichen Hochzeit von … und …! Ich begrüße Sie auch im Namen von Herrn Pfarrer … von der katholischen Schwestergemeinde … .

Sie beide trauen sich, heute Ihre Ehe unter Gottes Segen zu stellen.

Wir trauen Ihnen zu, dass Ihre Ehe, die bereits von Gott gesegnet wurde, unter anderem mit Ihrem kleinen Sohn, mit Gottes Segen gelingen wird.

Und Sie alle, die Hochzeitsgesellschaft und hier versammelte Gemeinde, sind hier, um mitzufeiern und das junge Paar auf seinem weiteren Weg zu begleiten und zu unterstützen.

Wir feiern diesen ökumenischen Gottesdienst, diese Trauung eines evangelisch-katholischen Paares, im Namen unseres Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Lasst uns diesem Gott ein Lob- und Danklied singen (Evangelisches Gesangbuch 321:

1. Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zugut bis hierher hat getan.

2. Der ewigreiche Gott woll uns bei unserm Leben ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort und uns aus aller Not erlösen hier und dort.

3. Lob, Ehr und Preis sei Gott dem Vater und dem Sohne und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone, ihm, dem dreiein’gen Gott, wie es im Anfang war und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar.

Psalmgebet
Ansprache zu Kolosserbrief 3, 12-17 (evangelischer Pfarrer)

Liebe …, lieber …! Sie sind bereits ein standesamtlich getrautes und erfahrenes Ehepaar. Und jetzt möchten Sie in der Kirche noch einmal anders Ja zueinander sagen, vor Gott und der Gemeinde aus katholischen und evangelischen Christen, die sich heute hier versammelt hat. Warum haben Sie sich dazu entschlossen? Das hängt mit Ihren bisherigen religiösen Prägungen zusammen, die Sie in ganz unterschiedlichen kirchlichen Gemeinschaften erfahren haben. Sie haben es trotz kritischer Anfragen sowohl an Ihre Herkunftskirche als auch an sich selbst nicht aufgegeben, nach Gott zu fragen und Ihren eigenen Ort in der christlichen Gemeinde zu suchen.

Offenheit für Gott trägt die Chance in sich, dass Gott antwortet. Vielleicht tut er es in Worten der Bibel, die Sie sich für Ihre Trauung ausgesucht haben und die wir Pfarrer Ihnen heute mit unseren Worten auslegen. Der Text zu meiner Ansprache – sie finden ihn auf dem Liedblatt – stammt aus dem Kolosserbrief (3, 12-17) und fängt mit einem großen Zuspruch an (zitiert nach der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Copyright © 1980 by Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart):

12a Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen.

Ein Heiliger ist für uns ein überdurchschnittlich guter Mensch. Aber hier werden ganz normale Christen als Heilige angeredet. Hier gilt jeder Mensch als potentieller Heiliger, alle, die sich von Gott geliebt wissen. Aus dem krummen Holz, aus dem wir Menschen geschnitzt sind, wenn wir nur auf uns schauen, auf unsere Begrenzungen und Fehler und enttäuschten Hoffnungen, macht Gott sich seine Heiligen – Menschen mit aufrechtem Gang – fähig zu Verantwortung und Liebe.

Gott wählt sich uns aus, dazu müssen wir nicht schon vorher etwas Besonderes sein, und beschenkt uns mit seiner Liebe, einfach weil wir auf der Welt sind, einfach so – genau so, wie es gute Eltern mit ihrem Kind machen. Und dadurch werden wir etwas Besonderes – Kinder Gottes, Menschen, die von Gottes Liebe, von Gottes Heil angerührt wurden. Wir sind keine Übermenschen und machen nach wie vor Fehler, aber es ist ein Unterschied, zu wissen: Ich bin von Gott geliebt. Unser ganzes Leben bekommt ein anderes Vorzeichen, unser Denken, Fühlen und Handeln. Was das praktisch bedeutet, beschreibt der Kolosserbrief so:

12b Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld!

13 Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

Das heißt: Wer geliebt ist, kann lieben. Auch wenn wir Impulse der Ungeduld und des Selber-Rechthaben-Wollens kennen – wir können als geliebte Menschen uns sozusagen etwas anderes anziehen: das Kleid der Geduld und der Vergebungsbereitschaft. Erbarmen, Güte, Milde – diese etwas salbungsvoll klingenden Ausdrücke meinen nichts anderes als kompromissloses Annehmen des anderen, egal wie sehr wir streiten, wenn wir uns nur nachher wieder versöhnen. Und Demut hat nichts mit Selbstdemütigung zu tun, sondern ist das Annehmen der eigenen Person, ohne sich größer oder kleiner zu machen. Ja, wer sich selber liebhaben kann, kann lieben!

Und dazu fordert uns der Kolosserbrief ausdrücklich auf, und zwar mit einer zusätzlichen Erläuterung oder Begründung:

14 Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.

Liebe bindet, engt aber nicht ein. Und Liebe lässt beiden Partnern Raum, vollkommen zu werden – vollkommen im Blick auf die Liebe. Das ist die Art, sich selbst zu verwirklichen und zu entfalten, ohne einsam zu werden oder auf Kosten des anderen zu leben.

Diese Art der Liebe ist in der Ehe ein Band zwischen zwei Menschen, sie schließt aber nicht Bindungen anderer Art aus, sondern ein. Zum Beispiel die Liebe und Sorge für eigene Kinder, die Verantwortung füreinander in Verwandtschaft und Freundschaft, der Einsatz in Beruf und Gesellschaft, Nachbarschaft und Kirchengemeinde. Alles, was man füreinander tut, muss jedoch in erfahrener Liebe wurzeln, sonst wird es Zwang und Krampf. Das meint der Kolosserbrief, wenn er nun vom Frieden spricht, der in unserem Herzen herrscht, wenn wir wissen und spüren: „Gott hat uns lieb!“ – und einfach dankbar sind:

15 In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar!

Zum Schluss nennt der Kolosserbrief drei Chancen, die die christliche Gemeinde bietet, um die eigene Liebe stark zu machen.

Erstens die Chance, über die Bibel nachzudenken, zum Beispiel in unserem ökumenischen Bibelgespräch:

16a Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit!

Zweitens die Chance, gemeinsam zu feiern und zu singen:

16b Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade.

Und drittens die Chance, alles im Namen Jesu tun zu können:

17 Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!

Alles im Namen Jesu zu tun, damit ist keine Frömmelei gemeint, sondern die Grundhaltung, das ganze Leben als Geschenk anzunehmen, für das ich meinen Anteil an Verantwortung trage, mehr aber auch nicht. Dann überfordere ich mich nicht, sondern versuche nur das zu ändern, was ich ändern kann, und kann ertragen, was nicht zu ändern ist. Wir sind nun mal nicht die Herrgötter der Welt, sondern begrenzte Menschen. An unserer Grenze setzt aber zugleich die Liebe an, die uns herausfordert zum liebevollen Umgang mit der Welt, mit uns selbst und mit den Menschen, die uns anvertraut sind. Amen.

Kanon: Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn
Ansprache zum Philipperbrief 2, 1-5 (katholischer Pfarrer)

1 Wenn es also Ermahnung in Christus gibt, Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, herzliche Zuneigung und Erbarmen,

2 dann macht meine Freude dadurch vollkommen, daß ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträchtig,

3 daß ihr nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst.

4 Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen.

5 Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht.

Lied: Wir wollen wagen, als Partner und Freunde zu leben
Traufragen

Im Vertrauen auf Gottes Liebe wächst unsere menschliche Liebe, auch in der Ehe. In der Verantwortung vor Gott und den Menschen legen Sie Ihr Trauversprechen ab.

Ich frage Sie, …: Wollen Sie Ihren Ehemann, so wie er ist, von Gott annehmen und seine Würde achten? Wollen Sie ihn lieben, die Freude am Leben mit ihm teilen und Schuld vergeben? Wollen Sie Ihrem Mann in guten und schweren Zeiten Lebensgefährtin sein? So antworten Sie: Ja, mit Gottes Hilfe!

Ich frage auch Sie, …: Wollen Sie Ihre Ehefrau, so wie sie ist, von Gott annehmen und ihre Würde achten? Wollen Sie sie lieben, die Freude am Leben mit ihr teilen und Schuld vergeben? Wollen Sie Ihrer Frau in guten und schweren Zeiten Lebensgefährte sein? So antworten Sie: Ja, mit Gottes Hilfe!

Segnung des Paares

Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Gott begleite Sie und segne Sie auf Ihren Weg!

Ringwechsel

Ihre Ehe wurzelt in der Liebe, von der Sie leben, gründet im Ja, das Sie zueinander sprechen, findet ein Symbol in den Ringen, die Sie tragen, und lebt auch von jeder einzelnen Geste der Liebe. So mögen Sie, wenn Sie Lust haben, einander küssen!

Kanon: Der Himmel geht über allen auf
Fürbitten

Gott, am liebsten wäre uns, das Leben könnte ein Fest sein, eine Freude, ein Tanz, ein Glück, möglichst ohne Ende.

Aber je mehr Tage und Jahre, Ereignisse und Menschen unser Leben zu einer Lebensgeschichte werden lassen, um so deutlicher wird uns: Jede Lebensgeschichte ist auch ein Stück Leidensgeschichte.

Gott, der Du uns versprochen hast, an jedem Tag bei uns zu sein, wir bitten Dich für … und …, dass ihre Ehe gelingt und das Zusammenleben ihr Leben froher und reicher macht. Hilf ihnen, sich gut zu verstehen und auch in Schwierigkeiten zueinander zu stehen und aufeinander zuzugehen.

Gott, wir bitten Dich für ihren Sohn …, dass er in der Liebe seiner Eltern geborgen und gesund aufwächst. Bewahre und segne ihn.

Gott, wir bitten Dich für die Familien von … und … . Hilf ihnen, einander anzunehmen und zu helfen. Wir bitten Dich auch für alle Verwandten und Freunde der Brautpaares, dass sie in ihren Familien und Beziehungen ein gutes Miteinander erleben.

Gott, an diesem Tag bitten wir Dich für alle Menschen, die sich nach einem Menschen sehnen, der sie versteht und lieb hat. Lass sie ankommen mit ihrer Sehnsucht.

Gott, wir bitten Dich für alle Menschen, die im Unfrieden und Krieg leben.

Herr, wir bitten Dich um Frieden für unsere Welt, besonders denken wir an die Menschen im Kosovo und in Dagestan.

Herr, wenn die toten Punkte kommen, dann lass uns mit dir reden, von dir hören, aus dir leben: damit wir standhalten, durchkommen, weiterleben, überleben – damit unser Leben über die Hürden hinweg gelingt. Amen.

Nun lasst uns gemeinsam beten mit den Worten, die uns unser gemeinsamer Herr Jesus Christus gelehrt hat:

Vater unser
Spendenaufruf
Segen
Lied 170, 1-4: Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen
Orgelnachspiel und Auszug aus der Kirche

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