Bild: Schülerin

Das Evangelium von der Schöpfung

Vor Milliarden Jahren, als das Weltall entstand, konnte nur ein sehr weitblickender Gott bereits an den Menschen denken. Die Bibel lässt es zu, dass jede neue Zeit ihren Wissensstand erweitert – aber ihr eigentliches Thema ist die Deutung der Welt von Gott her. Diese Welt ist ein guter Ort für Liebe.

Bildergeschichte eines Mädchens von der Schöpfung: Gott braucht etwas, was er beschützen kann. Er schafft die Erde, mit Wasser und Gras, Bäumen und Pflanzen, Tieren und Menschen. Jetzt ist alles PERFEKT!
Wie sich eine Schülerin die Schöpfung der Welt vorstellt

#predigtTaufgottesdienst am Sonntag Jubilate, den 6. Mai 2001, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen mit der Einführung eines Kirchenvorstehers in seinen Dienst
Musik und Einzug der Täuflinge mit Eltern und Paten

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Im Taufgottesdienst der Paulusgemeinde begrüße ich alle herzlich mit dem Wort aus dem Brief 2. Korinther 5, 17:

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

„In Christus sein“, das heißt – sich auf seine Liebe einlassen und seinen Weg mit Gott gehen. Im Namen Christi taufen wir heute zwei kleine Mädchen: … . Wir freuen uns, dass sie bei uns sind mit Eltern, Patinnen, Paten und anderen Freunden und Verwandten.

Auch heiße ich heute Herrn … ausdrücklich willkommen, der heute als neugewählter Kirchenvorsteher offiziell in seinen Dienst eingeführt wird. Eine Nachwahl in den Kirchenvorstand war wegen des Rücktritts eines Mitglieds notwendig geworden.

Lied 322, 1-5:

1) Nun danket all und bringet Ehr, ihr Menschen in der Welt, dem, dessen Lob der Engel Heer im Himmel stets vermeld’t.

2) Ermuntert euch und singt mit Schall Gott, unserm höchsten Gut, der seine Wunder überall und große Dinge tut;

3) der uns von Mutterleibe an frisch und gesund erhält und, wo kein Mensch nicht helfen kann, sich selbst zum Helfer stellt;

4) der, ob wir ihn gleich hoch betrübt, doch bleibet guten Muts, die Straf erlässt, die Schuld vergibt und tut uns alles Guts.

5) Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Wir feiern einen Taufgottesdienst. Wir taufen Kinder und erinnern uns an unsere eigene Taufe. Getauft werden, getauft sein, das hat mit Wasser zu tun – es ist sozusagen ein Wasserzeichen für unsere Seele: Wir gehören zu Gott, wir gehen unseren Weg mit Jesus.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Viele Wege gehen wir ohne Gott. Oder als ob Gott nicht da wäre. Als ob unsere Welt ohne Licht, ohne Wärme und ohne Liebe wäre.

Viele Wege gehen wir ohne Jesus. Als ob er nicht unser Bruder geworden wäre. Als ob er nicht unser Schicksal geteilt hätte. Als ob er nicht für unsere Schuld gestorben wäre.

Gott, Vater Jesu Christi: Du bist trotzdem da, auch auf den Wegen, die wir ohne dich zu gehen meinen. Du verlässt uns nicht und wartest auf unser Vertrauen.

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Wir gehen unseren Weg mit Gott, mit Jesus. Das ist ein Weg, der hell ist und nicht dunkel. Ein Weg, auf dem man sich lieb hat und aufeinander achtet. Denn Christus spricht: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wandelt nicht in der Finsternis, sondern hat das Licht des Lebens“ (Joh. 8, 12).

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Der Herr sei mit euch! „Und mit deinem Geist!“

Gott, öffne uns die Augen für deine Liebe in unserer Welt. Mach uns klar, dass wir die Wahl haben, uns in deiner Begleitung geborgen und fühlen und dir auf den Wegen des Lichts nachzufolgen, oder an der Bosheit der Welt zu verzweifeln und zur Finsternis in der Welt beizutragen. Lass in uns das Vertrauen auf deine Liebe wachsen – durch Jesus Christus, unseren Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung zur Taufe aus dem Evangelium nach Matthäus 28, 16-20:

16 Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.

17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.

18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Liebe Tauffamilien, liebe Paten, liebe Gemeinde! Von verschiedenen Wegen war in diesem Gottesdienst die Rede. Wege mit Gott, Wege ohne Gott.

Wege mit Gott haben mit dem Vertrauen zu tun, dass diese Welt ein guter Platz ist. Kinder, die in eine gute Schöpfung hineingeboren werden, sind uns anvertraut, um Liebe zu erfahren und um heranzuwachsen zu liebevollen Menschen.

Vorhin haben wir gehört, dass Jesus das Licht der Welt ist und dass man auf dem Weg des Lichts gehen soll. Lieber Herr …, Sie haben für … einen Taufspruch ausgesucht, der auch mit dem Licht zu tun hat, und Sie, liebe Frau …, waren einverstanden. Er steht im Psalm 27, 1:

Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?

Wenn Gott da ist, eine Macht der Liebe über unserer Welt und über unserem Leben, dann ist unser Leben hell, und dann kann unser Leben nicht wirklich kaputtgehen, dann bleibt es heil mitten in all dem Unheil, das Menschen in der Welt anrichten. Manchmal sieht es so aus, als ob gute Menschen keine Chance gegen das Böse hätten. Aber wenn Gott die geheime Kraft unseres Lebens ist, sozusagen ein Motor, der uns mit Liebe antreibt, dann muss es uns vor nichts grauen, und wir können mutig jede Angst in unserem Leben überwinden. Gott ist Licht, Heil und Kraft auch für Ihre Tochter.

Sie, liebe Familie …, habe für … einen Bibelvers ausgesucht, der von der Wegbegleitung durch Gott handelt. Er steht im 5. Buch Mose – Deuteronomium 31, 8 und stammt aus der Zeit, als das Volk Israel eine weite Durststrecke vor sich hatte, quer durch die Wüste, viele Jahre lang, bis sie endlich ein Land erreichen sollten, in dem sie es gut hatten (eigene Übertragung):

Der Herr selbst wird vor dir herziehen. Er wird Dir helfen und Dich niemals im Stich lassen. Hab keine Angst und lass Dich von keinem Gegner einschüchtern.

Auch unser Leben kann uns wie eine Durststrecke vorkommen. Manchmal können wir uns als Eltern noch so sehr bemühen, wir schaffen es nicht, unsere Kinder vor allen Übeln zu bewahren. Gut ist es, wenn unsere Kinder von uns genug innere Kraft mitbekommen, um ihren Weg durchs Leben eigenständig zu meistern. Selbständigkeit heißt aber nicht, dass man alles allein bewältigen muss. Der Taufspruch für … geht davon aus, dass wir stärker sind und mutiger der eigenen Angst begegnen, wenn wir wissen, dass Gott mit uns geht. Er geht voraus, bahnt den Weg und lässt uns nicht im Stich – in diesem Bild führt er uns nicht an der Hand wie ein kleines Kind, sondern er traut uns zu, dass wir ihm selbständig folgen können. So ähnlich redet Jesus zu Menschen, die Vertrauen zu ihm gefasst haben: „Folge mir nach!“ Von Jesus begleitet sind wir niemals verlassen. Wir singen das Lied 209 von der guten Begleitung durch Jesus Christus:

Ich möcht‘, dass einer mit mir geht

Bei einer Taufe bekennen wir unseren Glauben, denn wir nehmen die Kinder in unsere eigene Beziehung zu Gott hinein – ins eigene Fragen, Suchen, Zweifeln und Vertrauen. Wir beten gemeinsam die altvertrauten Worte:

Glaubensbekenntnis und Taufen
Lied 574: Segne dieses Kind und hilf uns, ihm zu helfen
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde! Wo liegt das Land der Verheißung, von dem wir im Lied gesungen haben?

Für das Volk Israel war damals buchstäblich ein Land das Ziel aller Träume, ein Land, wo Milch und Honig fließen, wo Friede und Gerechtigkeit einander küssen.

Wo liegt unser Land der Verheißung? Ist es ein Utopia, wie einmal Thomas Morus meinte, ein Land Nirgendwo, das man nur ersehnen, aber niemals erreichen kann? Oder gibt es etwas zu hoffen für unsere Welt, so wie sie ist?

Auf den ersten Seiten der Bibel steht eine Antwort auf diese Frage. Vielleicht denken Sie: Wieso? Da steht doch die Geschichte vom Anfang der Welt, nichts von der Zukunft! Aber der Bericht von Gottes Schöpfung ist keine Reportage über Gestriges, sondern eine Frohe Botschaft über Sinn, Zweck und Ziel dieser Welt. So wie das Neue Testament mit dem Evangelium, der Frohen Botschaft von Jesus beginnt, so fängt das Alte Testament mit dem Evangelium von der Schöpfung an. Gott will einen guten Weg mit uns gehen – und zwar genau durch diese Welt. Wir haben keine andere.

Für die Predigt wähle ich zwei Teile aus dem Schöpfungsevangelium aus: Wie alles mit dem Licht beginnt. Und wie am Ende der Mensch dieses Licht der Welt erblickt.

Ich lese aus dem 1. Buch Mose – Genesis 1:

1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

2 Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.

3 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.

4 Und Gott sah, dass das Licht gut war.

So beginnt alles. Um Ordnung auf der Wasserwüste zu schaffen, muss Gott erst einmal Licht machen. Faszinierend finde ich den Anlang an wissenschaftliche Chaosforschung und Urknall-Theorie: Erst war Chaos – „wüst und leer“, so übersetzt Martin Luther das hebräische Tohuwabohu – und um Struktur in die Welt zu kriegen, ist erst einmal eine Masse Energie nötig, so viel, dass aus ihr sogar Masse entstehen kann: „Es werde Licht!“

Die Zeitschrift „Die Woche“ brachte letzte Woche einen Artikel, der ähnlich beginnt wie die Bibel: „Am Anfang war das All kalt und leer, kein Lichtstrahl durchdrang den Raum. Da stieß plötzlich ein zweites Universum gegen unseren Kosmos. Sogleich füllte sich die Ödnis mit Strahlung, höllische Hitze brach aus, und es entstanden all jene Teilchen, die später die Grundbausteine bilden sollten für Sterne, Planeten – und für die Menschen.“

Am Anfang: Ein kaltes, leeres All ohne jedes Licht. So stellen sich einige Physiker unser Universum vor dem Urknall vor. Da habe es doch schon Raum und Zeit gegeben – und ein zweites Universum, das mit unserem zusammengestoßen sei. Dadurch bricht Strahlung in eine öde Leere ein, und der Lauf unserer Welt kann beginnen. Wie in der Bibel fängt alles mit dem Licht an, aber hier herrscht „höllische Hitze“. Gut war noch nichts. Das Licht als solches ist also noch nicht unbedingt gut – genau wie das Wasser, das unseren Durst löscht und uns reinigt, in dem man aber auch ertrinken kann. So muss in der Bibel Gott auch erst das Licht genau betrachten und prüfen, bevor er es für gut befindet. Höllische Strahlung wäre nicht gut für den Menschen.

Vor Milliarden Jahren, als das Weltall entstand, konnte nur ein sehr weitblickender Gott bereits an den Menschen denken. Die Bibel stellt genau diese Behauptung auf: Die Entwicklung der Welt läuft darauf hinaus, dass irgendwann Platz in ihr ist für Leben. Aus der Urknallhitze entwickeln sich Milchstraßen mit Milliarden von Sternen. Um einige dieser Sterne, diese riesigen Kugeln aus feurigem Licht, kreisen kühlere Planeten. Und auf einigen dieser Planeten entsteht Leben, wenn der Abstand zur Sonne richtig ist. Auf dem Merkur, näher an der Sonne, wäre das Licht tödlich für Tiere und Menschen, die so gebaut sind wie wir. Auf dem Pluto, von dem aus unsere Sonne wie ein Stern aussieht, würden wir im ewigen Eis erstarren. Wir brauchen das Licht genau in der Dosierung, wie wir es auf der Erde haben, im Wechsel von Tag und Nacht, unter dem Schutz der Ozonschicht, so ist es für uns gut.

Verzeihen Sie bitte den Ausflug in die Astronomie – das Weltall hat mich schon immer fasziniert. Ich kehre zurück zum Anliegen der Bibel. Die Bibel greift die Wissenschaft ihrer Zeit auf und lässt es zu, dass jede neue Zeit ihren Wissensstand erweitert – aber ihr eigentliches Thema ist die Deutung der Welt von Gott her. Die Bibel fragt weniger, wie es war, sondern mehr, wozu die Welt überhaupt da ist.

Gut ist die Welt, gut ist das Licht, weil ohne Licht kein Leben möglich ist. Wärme erhält uns am Leben, die Wärme der Kalorien und die Wärme der Liebe. Das hält die Bibel gleich am Anfang fest: Diese Welt ist ein Platz für Liebe. Diese Wahrheit kann ein Wissenschaftler weder nachweisen noch widerlegen. Das ist Schöpfungs-Evangelium: wir können entweder glauben, dass die Welt gut geschaffen ist, oder wir lehnen das ab, dann müssen wir mit einer anderen Weltanschauung des Zufalls und der wissenschaftlichen Kälte zurechtkommen.

Ich überspringe im Schöpfungsbericht fast alle anderen Schöpfungswerke und lese weiter, wo wir Menschen an der Reihe sind:

26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.

27 Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib.

28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.

30 Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so.

31 Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.

Das Licht ist gut – nun ja, Gott muss es erst anschauen und genau prüfen, bis es für uns Lebewesen gut ist. Und nun ist auch der Mensch gut.

Hm. Hat Gott da nicht genau hingeschaut? Oder muss auch erst noch viel Zeit verstreichen, ehe der Mensch wirklich dieses Etikett verdient: „gut“? Wenige Seiten später werden Eva und Adam die verbotene Frucht nehmen, wird Kain den Abel erschlagen, werden Menschen sein wollen wie Gott und sich dabei verhalten, als ob sie Teufel wären. Extrem widersprüchliche Bilder unserer Menschenwelt – wie passen sie zusammen?

Menschen sind widersprüchliche Wesen. Sie haben eine fühlende Seele und einen forschenden Geist und können beides ganz unterschiedlich einsetzen. Sie können grauenvoll herrschen über die Erde, über die Tiere und über die Mitmenschen: Ausnutzen, ausbeuten, bis nichts mehr übrig ist für kommende Generationen. Das würde aber kaum das Prädikat „gut“ verdienen. So hat es die Bibel nicht gemeint.

Damals hieß „herrschen“ noch etwas anderes. „Herr“ sein hieß: Herr der Lage sein, Verantwortung tragen für alles, was einem anvertraut ist. Segen ist hier das Schlüsselwort: Gott gibt seinen Segen – und dieser Segen entfaltet sich dort, wo Tiere und Menschen Nachwuchs bekommen, wo dieser Nachwuchs genug zu essen hat und ohne Angst leben kann. Im Grunde haben Menschen nicht die Gewalt über alle anderen Geschöpfe, sondern ein Sorgerecht und die Sorgepflicht für die Schöpfung – wie Eltern es für ihre eigenen Kinder haben!

Es ist wohl kein Zufall, dass wir besonders die Geburt eines Kindes als ein Wunder erleben. „Die Welt ist schön“, das denken wohl die meisten Eltern, wenn sie zum ersten Mal ihr kleines Neugeborenes im Arm halten. Ich jedenfalls kann mich noch gut erinnern, wie das vor über zwanzig Jahren mit unseren beiden Jungs gewesen ist. Als Eltern können wir eine Menge dazu beitragen, dass die Welt wenigstens für unsere eigenen Kinder gut bleibt. Durch uns gewinnen sie ihr Urvertrauen – wenn wir sie liebhaben und uns um sie kümmern. Wir geben ihnen gute Orientierung – wenn wir zuhören und uns Mühe geben, gute Grenzen zu setzen.

Doch woher kriegen Eltern ihr eigenes Urvertrauen oder wie bewahren sie es sich? Sind wir auch als Erwachsene mit Liebe beschenkt oder müssen wir aus lauter Angst in einer grausamen Welt zusehen, wo wir selber bleiben – gezwungen zum Egoismus? Dann haben wir vergessen, dass wir das Abbild eines liebevollen Gottes sind.

Jesus holte uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: er lebte als Gottes Ebenbild auf der Erde. Und er meinte, wir könnten ihm das einfach nachmachen. Liebe annehmen, barmherzig mit sich selbst sein, Vergebung annehmen – so entsprechen wir dem Bild der Liebe Gottes, ohne perfekt sein zu müssen.

Einer unserer Söhne meinte dieser Tage, dass es doch sehr wichtig sei, getauft zu sein. Wer getauft ist, der weiß, dass auch dann noch jemand für mich da ist, wenn ich von allen Menschen verlassen bin. Ich glaube auch, dass man wirklich einen starken Glauben braucht, um diese Welt nicht als böse abzuschreiben. Gerade wer sich Gedanken macht, wird leicht zynisch und fängt an zu verzweifeln. Gott macht uns Mut, diesen Weg der Finsternis aufzugeben und ihm zu folgen auf dem Weg des Lichts, der Wärme, der Güte und der Liebe. Denn wie auch immer die Welt entstanden ist und wie die Evolution verlaufen ist – sie ist kein Produkt eines blinden Zufalls und kein böses Spiel eines menschenverachtenden Gottes, sondern ein liebender Gott hält unsere Welt in seinen Händen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied 619:

1) Er hält die ganze Welt in seiner Hand, er hält die ganze Welt in seiner Hand, er hält die ganze Welt in seiner Hand, Gott hält die Welt in seiner Hand.

2) Er hält das winzigkleine Baby in seiner Hand, er hält das winzigkleine Baby in seiner Hand, er hält das winzigkleine Baby in seiner Hand, Gott hält die Welt in seiner Hand.

3) Er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, Gott hält die Welt in seiner Hand.

4) Er hält auch dich und mich in seiner Hand, er hält auch dich und mich in seiner Hand, er hält auch dich und mich in seiner Hand, Gott hält die Welt in seiner Hand.

Abkündigungen

Liebe Gemeinde, es ist nicht selbstverständlich, dass Mitglieder einer Kirchengemeinde bereit sind, sich am Leben der Gemeinde aktiv als Mitarbeiter oder Kirchenvorsteher einzusetzen. Deshalb bin ich dankbar, dass die Lücke in unserem kleiner gewordenen Kirchenvorstand durch die Nachwahl von Herrn … als Kirchenvorsteher wieder geschlossen worden ist.

Das Kirchenvorsteheramt ist ein verantwortungsvoller Dienst; der Kirchenvorstand hat viele weitreichende Beschlüsse zu fassen und trägt die leitende Verantwortung in der Kirchengemeinde. Die Kirchenordnung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau nimmt die Beauftragung des Kirchenvorstands sehr ernst und sieht daher vor, dass es eine offizielle Amtseinführung im Gottesdienst gibt.

Ich erinnere bei dieser Gelegenheit an die entsprechenden Worte in der Kirchenordnung: „Die Mitglieder des Kirchenvorstandes haben ihre Entscheidungen als Glieder der Gemeinde Jesu Christi allein in der Bindung an Gottes Wort und in der Treue gegen Bekenntnis und Ordnung der Gemeinde und Kirche zu treffen und sind an keinerlei sonstige Weisungen gebunden. Sie versehen ihre einzelnen Dienste nach den Beschlüssen des Kirchenvorstandes.“

Ich bitte Sie nun, nach vorn zu kommen, lieber Herr …, um Ihr Versprechen als Kirchenvorsteher abzulegen.

Herr …, geloben Sie vor Gott und dieser Gemeinde, den Ihnen anvertrauten Dienst sorgfältig und treu zu tun in der Bindung an Gottes Wort, gemäß dem Bekenntnis und nach den Ordnungen unserer Kirche und unserer Gemeinde? So antworten Sie: „Ja, mit Gottes Hilfe!“

Lieber Herr …, damit treten Sie Ihren Dienst als Kirchenvorsteher in der evangelischen Paulusgemeinde Gießen an. Ich bin zuversichtlich, dass auch Ihre Stimme und Ihr Einsatz in unserem sehr engagierten Kirchenvorstand zum Tragen kommen wird, und wünsche Ihnen bei Ihrem Dienst Gottes Segen!

Gott, wir danken dir für deine gute Schöpfung, für die du uns das Sorgerecht anvertraust. Schenke uns genügend Kraft und Phantasie, um den Teil der Schöpfung zu bewahren, für den wir Verantwortung tragen.

Gott, wir klagen auch über das Böse in der Welt, das wir nicht einordnen können. Wir verstehen, dass Menschen an deiner Güte zweifeln, die grausame Verletzungen erfahren haben oder hart vom Tod betroffen sind.

Insbesondere beten wir heute für ein Mitglied der Tauffamilie …, für Herrn …, der vor einem Monat im Alter von … Jahren ausgerechnet auf der Hochzeit seiner Tochter plötzlich gestorben ist. Wo Freude und Leid so dicht nebeneinander liegen, bewahre uns davor, abzustumpfen und zynisch zu werden. Hilf uns den Schmerz gemeinsam zu tragen und auszuhalten, denn nur so bleiben wir auch offen für Liebe und Hoffnung und neue Freude. Amen.

In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser
Lied 620: Gottes Liebe ist wie die Sonne

Und nun geht mit Gottes Segen. Vielleicht bleiben Sie auch noch ein wenig zusammen im Gemeindesaal bei Kaffee oder Tee.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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