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Gottes Wort läuft – wie ein WM-Fußballer

Ich finde es lustig, dass am Tag des WM-Endspiels nicht nur die Fußballer durch ihre Laufleistung überzeugen sollen. Auch das Wort des Herrn soll seine Kraft erweisen, indem es läuft. Gottes Wort rüttelt auf und tröstet, mutet zu und gibt Mut. Doch all das kann es nur, wenn es läuft – von Mund zu Ohr, von einem Menschen zum andern.

Fußballer in grünem Trikot läuft hinter einem Fußball her
Am Tag des Endspiels der WM soll auch das Wort Gottes laufen (Bild: Pixabay)

#predigtAbendmahlsgottesdienst am 5. Sonntag nach Trinitatis, 30. Juni 2002, 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße Sie mit dem Wort zur Woche aus dem Brief an die Epheser 2, 8:

Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.

Wir feiern heute Gottesdienst an einem Tag, an dem viele Menschen mit zwei Fußballmannschaften im fernen Japan mitfiebern werden: Wer wird die Weltmeisterschaft erringen?

Dort sind es Fußballer, die hinter einem Ball herlaufen.

Ausgerechnet heute heißt es in der Predigt vom Wort Gottes, dass es laufen soll: „Betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe!“ Wir werden hören, wie das gemeint ist.

Bereits am Vortag des neuen Monats feiern wir heute das Heilige Abendmahl, in dem wir Gottes Wort der Liebe in besonderer Weise empfangen.

Lied 161:

1) Liebster Jesu, wir sind hier, dich und dein Wort anzuhören; lenke Sinnen und Begier auf die süßen Himmelslehren, dass die Herzen von der Erden ganz zu dir gezogen werden.

2) Unser Wissen und Verstand ist mit Finsternis verhüllet, wo nicht deines Geistes Hand uns mit hellem Licht erfüllet; Gutes denken, tun und dichten musst du selbst in uns verrichten.

3) O du Glanz der Herrlichkeit, Licht vom Licht, aus Gott geboren: mach uns allesamt bereit, öffne Herzen, Mund und Ohren; unser Bitten, Flehn und Singen lass, Herr Jesu, wohl gelingen.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir versammeln uns heute Vormittag in der Kirche, an einem Tag, an dem viele Menschen mit ihren Gedanken ganz woanders sind. Das Spiel um einen runden Ball vermag es, Millionen Menschen zu fesseln und mitfiebern zu lassen, wer denn nun siegen wird, wer die beste Mannschaft sein wird. Eigenartig, zu welcher Inbrunst die Menschen in den Stadien und vor den Fernsehschirmen fähig sind.

Und wir sind an einem solchen Tag in der Kirche. Wir feiern ganz schlicht Gottesdienst.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Auf Plakaten und in Zeitungsanzeigen hat die Evangelische Kirche in Deutschland gefragt: „Sind Fußballer unsere wahren Götter?“ Das sind sie sicher nicht. Aber es gibt zu denken, dass sie größere Begeisterung wecken als die Kirchen bei Kirchentagen. Es gibt zu denken, dass man sich in den Stadien bekreuzigt und dass ein Spiel, das einfach nur Freude machen sollte, so sehr mit Aberglauben vermischt wird.

Gott, hilf uns unterscheiden zwischen Glauben und Aberglauben. Hilf uns unterscheiden zwischen harmlosem Sport und übersteigertem Fanatismus. Schenke uns Klarheit über das, worauf wir uns wirklich verlassen können im Leben und im Sterben.

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

In der Kirche sind meist nicht so viele Leute wie in einem Fußballstadion. Und doch geht es hier um das Leben – dort nur um ein Spiel. Heute nachmittag wird sich eine Mannschaft und ein ganzes Land mit ihr freuen: Wir sind Weltmeister – zum 4. Mal oder sogar schon zum 5. Mal!

Was wir heute früh hören, begeistert nicht die Massen. Und doch ist es noch großartiger: Wir alle sind Weltmeister. Wir überwinden die Welt durch Gottes Wort. Das hört sich verrückt an – aber nur für die, die nicht daran glauben.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, lass dein Wort laufen, dass es auch uns erreicht. Mach jeden und jede von uns zu einer Station auf dem Weg deines Wortes. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Lesung aus 1. Korinther 1, 18-25:

18 Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft.

19 Denn es steht geschrieben: »Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.«

20 Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?

21 Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben.

22 Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit,

23 wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit;

24 denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.

25 Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind, und die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis
Lied 197:

1) Herr, öffne mir die Herzenstür, zieh mein Herz durch dein Wort zu dir, lass mich dein Wort bewahren rein, lass mich dein Kind und Erbe sein.

2) Dein Wort bewegt des Herzens Grund, dein Wort macht Leib und Seel gesund, dein Wort ist’s, das mein Herz erfreut, dein Wort gibt Trost und Seligkeit.

3) Ehr sei dem Vater und dem Sohn, dem Heilgen Geist in einem Thron; der Heiligen Dreieinigkeit sei Lob und Preis in Ewigkeit.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Zur Predigt hören wir heute Worte aus 2. Thessalonicher 3, 1-5:

1 Weiter, liebe Brüder, betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde wie bei euch

2 und dass wir erlöst werden von den falschen und bösen Menschen; denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding.

3 Aber der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.

4 Wir haben aber das Vertrauen zu euch in dem Herrn, dass ihr tut und tun werdet, was wir gebieten.

5 Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi.

Liebe Gemeinde, fünf Verse haben wir gehört. Nicht jedes Wort in diesen Versen spricht unmittelbar an. Da gibt es auch Worte, an denen ich mich reibe. Aber Reibung erzeugt Wärme, heißt es. Vielleicht fliegen zuerst die Funken, und bei genauerem Hinsehen entpuppt sich ein ärgerliches Wort doch als ein Denkanstoß von Gott.

Was mich in diesem Brief zuerst wieder einmal geärgert hat, ist die Anrede: „Weiter, liebe Brüder!“ Als ob der Bundestrainer vor dem WM-Finale nochmal seine Fußballmannschaft anspornt. „Weiter, Jungs – los, ihr Männer!“ Wenn ich mich in der Kirche umschaue, wäre es dumm, nur die Brüder anzureden und die Frauen und Mädels bestenfalls mitzumeinen. Aber dann habe ich einmal nachgeschaut, ob es das Wort „Geschwister“ in der Bibel überhaupt gibt. Fehlanzeige! Es kommt in der ganzen Bibel nicht vor. Auf Griechisch heißt Bruder adelphos, Schwester adelphä, und wenn man beide in der Mehrzahl meint, sagt der Grieche: adelphoi. Also müsste man im Deutschen überall, wo im Griechischen „liebe Brüder“ steht, konsequent: „liebe Geschwister“ übersetzen.

Nach der Anrede folgt in unserem Text eine Bitte: „Betet für uns!“

Als Briefschreiber werden am Anfang genannt: Paulus, Silvanus und Timotheus. Drei Missionare, verantwortliche Gemeindeleiter. Sie bitten ihre Gemeinde um Fürbitte.

Das ist mehr als eine Floskel. Im Fußball heißt es, nicht als Einzelkämpfer, sondern nur mit gutem Teamgeist stößt man ins WM-Finale vor. Ähnlich ist es mit dem Glauben. Sicher hat jeder seinen eigenen Glauben. Aber allein kann man seinen Glauben auch leicht verlieren. Allein dreht man sich viel leichter im Kreis mit Grübeln und Zweifeln und Selbstvorwürfen. Darum ist es sinnvoll, um Fürbitte zu bitten. Betet für uns, auch für den Fall, dass wir mal nicht beten können, betet für uns, mit euren Gedanken, mit Stoßseufzern und manchmal mit Worten.

Die Apostel melden auch ausdrücklich ihre Gebetswünsche an. Nicht Wünsche für sich selbst. Es geht nicht um Gesundheit oder genug zu essen. Die erste Gebetsbitte ist ein frommer Wunsch: „dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde wie bei euch.“ Ich finde es lustig, dass am Tag des WM-Endspiels nicht nur die Fußballer durch ihre Laufleistung überzeugen sollen. Auch das Wort des Herrn soll wirken, soll seine Kraft erweisen, soll wie auf einer Großbildleinwand vor aller Augen stehen, indem es läuft.

Wie kann man sich das vorstellen? Das Wort, das sind nicht einfach tote Buchstaben in einem Buch. Es ist lebendige Anrede: da ist ein Gott, der spricht zu mir, der meint mich persönlich, wenn er sagt: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst! Das Wort ist nicht leer, nicht Schall und Rauch, sondern es ist Kraft und Energie, es rüttelt auf und es tröstet, es mutet zu und es gibt Mut. Doch all das kann es nur sein, wenn es läuft – von Mund zu Ohr, von einem Menschen zum andern. Gott benutzt dazu nicht nur uns Prediger, sondern alle, die hören und ihren Mund gebrauchen können.

Dann haben die Briefschreiber noch eine zweite Bitte auf dem Herzen. „Bittet für uns, dass wir erlöst werden von den falschen und bösen Menschen!“ Da stutze ich. Jesus nimmt doch die Sünder an, damit alle Menschen aus ihrer Falschheit und Bosheit heraus erlöst werden. Und Paulus spricht anderswo von der Erlösung, die jeder Mensch braucht, selbst der beste, weil wir alle in Sünde verstrickt sind. Wie passt dazu die Bitte um Erlösung von den falschen und bösen Menschen?

Begründet wird diese Bitte mit der realistischen Einschätzung: „der Glaube ist nicht jedermanns Ding“. Aber das wusste schon Jesus. Der wurde sogar ans Kreuz geschlagen, weil nicht jeder an ihn glauben wollte oder konnte. Trotzdem betete Jesus: „Vater, vergib ihnen – sie wissen nicht, was sie tun!“ Trotzdem lehrte er die Jünger so beten: „Erlöse uns von dem Bösen“ – nicht von den Bösen.

Interessant ist, dass genau diese Formulierung aus dem Vaterunser wörtlich im nächsten Vers auftaucht: Der Herr wird euch bewahren „vor dem Bösen“. Aus der Bitte um Erlösung von den bösen Menschen wird die Zuversicht der Bewahrung vor dem Bösen.

Wir dürfen also unsere Angst ernstnehmen vor feindseligen Menschen, die uns bedrücken. Wir dürfen getrost darum bitten, dass uns böse Menschen nichts anhaben können. Aber diese Bitte wird sicher nicht so erfüllt, dass den bösen Menschen vor aller Augen von Gott das Handwerk gelegt wird. Doch wie sieht sie aus, die Erlösung vor den Bösen und die Bewahrung vor dem Bösen?

Ein Schlüsselwort, um das zu begreifen, ist das Wort „Glaube, Vertrauen, Treue“. Das sind nur im Deutschen drei verschiedene Worte, im Griechischen ist es ein einziges Wort: „pistis“. Nicht jedermanns Ding ist die „pistis“, der Glaube, das Vertrauen. So endet der Vers 2. Und Vers 3 beginnt: „pistos“ aber ist Gott. Das können wir nur mit „treu“ übersetzen, „treu ist Gott“, denn wir sagen im Deutschen nicht: Gott vertraut uns, Gott glaubt an uns. Gemeint ist aber genau das – Gott traut uns etwas zu, Gott hält treu zu uns, weil seine Liebe größer ist als unser Unglaube und unsere Unzuverlässigkeit. Er liebt uns, obwohl wir seine Liebe nicht verdienen. Wenn wir ehrlich sind, gilt der Satz für uns alle: „Der Glaube ist nicht jedermanns Ding“. Wer schafft das denn in vollkommener Weise: allein auf Gott zu vertrauen, alles von Christus zu erwarten? Eigentlich ist der Glaube überhaupt nicht unser Ding – unser Ding als Menschen dieser Welt ist eher, dass wir uns auf uns selber verlassen und das, was uns zusteht, ordentlich verdienen wollen.

Dem setzt der Briefschreiber diesen schönen Satz entgegen: „Aber der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen.“ Mit Gottes Treue zu uns kann unsere Treue zu ihm anfangen. Mit Gottes Vertrauen zu uns kann unser Vertrauen zu ihm wachsen und auch unser Selbstvertrauen. Mit Gottes Glauben an uns beginnt unser Glaube an ihn. Er ist es, der in uns den Glauben einpflanzt, so wie es im Wochenspruch heißt: „Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“

Wenn aber jemand kein Vertrauen hat, wie kann er es in sich aufbauen? Wie geht das, wenn von Kindheit an das eigene Vertrauen immer enttäuscht wurde? Wie kann ich auf Gottes Treue vertrauen, wenn ich niemals erlebt habe, dass ein Mensch mich so liebt, wie ich bin, einfach weil ich auf der Welt bin?

Ich denke, das geht nur, wenn das Wort wirklich läuft, das Wort, das Liebe ist, das Wort von Gott, das lebendige Wort. Es läuft von Gott zu mir, es läuft von Ohr zu Mund, von Mund zu Ohr, von Mensch zu Mensch. Wenn das Wort läuft, dann nimmt es in dieser Welt konkrete Gestalt an. Es wurde gehört im Herzen der Propheten und weitergetragen durch ihren Mund. Es wurde Fleisch in dem Menschen Jesus und es wird weitergegeben, wo immer sein Wort verkündet und das Brot seines Leibes ausgeteilt wird. Das Wort läuft, wo Menschen, in denen Vertrauen gewachsen ist, auf andere zugehen und sie ansprechen mit Worten, die Vertrauen wecken. Wort Gottes ist immer Wort, das Vertrauen weckt. Wenn es das nicht tut, ist es verdeckt, verdunkelt, vermischt mit menschlichen Forderungen. „Treu ist der Herr, er macht stark, er bewahrt vor dem Bösen, das in uns über uns Gewalt hat.“

Noch einmal taucht im nächsten Vers das Wort Vertrauen auf: „Wir haben aber das Vertrauen zu euch in dem Herrn, dass ihr tut und tun werdet, was wir gebieten.“ Ärgerlich finde ich auf den ersten Blick die Verbindung von Vertrauen und dem gebieterischen Wort der Apostel. Aber bei näherem Nachdenken erkenne ich, was sie meinen: Sie sprechen Menschen an, die bereits Vertrauen zu Gott gefasst haben. Das Wort von Gott ist sozusagen schon bei ihnen angekommen. Jetzt ist es ihre Pflicht, das Wort der Liebe weiterzusagen, auch anderen Mut zu machen, auch in anderen Menschen Vertrauen zu wecken. Dass es hier nicht um strikte Befehle und blinden Gehorsam geht, zeigt der abschließende Vers: „Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi.“

Die Apostel haben um Fürbitte für sich gebeten. Zugleich bitten sie für die, an die sie schreiben. Sie richten ihre Bitte an den Herrn, den einzigen, der die Macht hat, sie zu erfüllen. Nur der, der die Herzen kennt, kann sie auch lenken und ausrichten. Es ist eine Bitte, die sozusagen in einem Kreis verläuft: an den Herrn geht die Bitte, dass dieser Herr uns auf eben diesen Herrn ausrichtet – konkret „auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi“. Nur Gottes Liebe kann in uns die Macht des Bösen überwinden. Nur er weiß, wie verzweifelt wir sind, wieviel Grund wir für unser Misstrauen haben, wie oft wir schon enttäuscht worden sind, wie schwer es uns fällt, an Liebe zu glauben, die nicht darauf hinausläuft, ausgenutzt zu werden. Und darum macht es Sinn, auch um die Geduld Christi zu bitten. Denn die Ungeduld kann uns verzehren, wenn wir uns danach sehnen, endlich etwas zu spüren von Gottes Liebe. Mehrfach hörte ich in letzter Zeit jemanden seufzen: „Herr, schenke mir Geduld, aber bitte schnell!“ Christi Geduld ist uns vor Augen gestellt im Evangelium; Christi Geduld war das Tragen des Unvermeidlichen, das Ernstnehmen der Bitte: „Herr, dein Wille geschehe“ – und doch ging Christi Geduld auch einher mit der Sehnsucht nach Begleitung durch seine Freunde und mit der Klage zu Gott: „Warum hast du mich verlassen?“ Eine ungeduldige Geduld, die Geduld bleibt, weil sich in ihr das Getragensein durch den Vater im Himmel durchhält. Nicht wir müssen in uns die Geduld aufbringen, nicht wir müssen in uns Vertrauen wecken, nicht wir vermögen es, aus uns heraus Gott oder irgendwen sonst zu lieben. Wir können nicht einmal uns selbst lieben, wenn wir nicht zuvor geliebt sind. Aber wir sind es – wir sind geliebt! Die Liebe Gottes ist da. Dieses Wort soll laufen von Ohr zu Mund, von Mund zu Ohr, von Mensch zu Mensch – damit auch du dein Herz ausrichtest auf die Liebe, mit der Gott dich liebt. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 223: Das Wort geht von dem Vater aus

Im Abendmahl sind wir eingeladen, Gottes Wort der Liebe und Gottes Treue leibhaftig zu spüren.

Im Brot schenkt er uns den Leib seiner Liebe. Im Kelch besiegelt er seine Treue zu uns mit seinem Blut.

Gott, nimm von uns, was uns von dir trennt: Unglauben, Lieblosigkeit, Verzagtheit. Hochmut, Trägheit, Lebenslügen. In der Stille bringen wir vor dich, was unsere Seele belastet:

Beichtstille

Wollt Ihr Gottes Treue und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Die Herzen in die Höhe! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, Gott ernst zu nehmen als den der groß ist in seiner Güte und Freundlichkeit zu uns Menschen. Würdig und recht ist es, uns selber anzunehmen als Menschen mit aufrechtem Gang, von Gott geliebt und verantwortlich für unser Leben.

Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Wir beten mit den Worten, die uns unser Herr Jesus Christus zu beten gelehrt hat:

Vater unser und Abendmahl
Lied 503, 1+13+14:

1) Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben, sich ausgeschmücket haben.

13) Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe, viel Glaubensfrüchte ziehe.

14) Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum, und lass mich Wurzel treiben. Verleihe, dass zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben, und Pflanze möge bleiben.

Gott, wir danken dir für die Gaben, die wir empfangen – Brot, Kelch, Gemeinschaft deiner Liebe. Und wir bitten dich: lass uns nicht gering achten, was wir empfangen – nicht die liebevolle Geste eines Freundes, nicht das Gespräch, das uns weiterhilft, nicht das Leben, das du uns geschenkt hast, und nicht die Fähigkeiten, die wir haben, auch wenn sie noch so klein erscheinen.

Wir bitten dich, dass wir deine Liebe erfahren im Wunder deiner Schöpfung, in der Begegnung mit anderen Menschen, in der Erlösung durch Jesus Christus. Wir bitten dich, dass wir dem Lauf deines Wortes nicht im Wege stehen, sondern es weiterlaufen lassen, so gut wir es mit unseren Kräften können.

Heute bitten wir dich um einen fröhlichen und spannenden Ausgang der Fußballweltmeisterschaft. Wir bitten dich, dass alles ein Spiel bleibt und es nicht zu Ausuferungen kommt in Ausschweifungen und Gewalt. Lass etwas von der Friedlichkeit der Spiele ausstrahlen auf das Zusammenleben der Völker in der Welt. Amen.

Abkündigungen

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag gehen – wer möchte, ist im Anschluss noch herzlich zum Beisammensein mit Kaffee oder Tee im Gemeindesaal eingeladen.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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