Bild: Helmut Schütz

Nur Ärger in der Weihnachtsnacht

In einem Weihnachtsspiel, in dem außer den üblichen Hirten, Königen und der heiligen Familie auch der Hirtenhund Pass-auf, die Schäfchen Fang-dich, Neck-mich, Ärger-mich und Fürcht-mich und die Räuber Hotz und Plotz auftreten, geschieht Erstaunliches: Wer immer beleidigt war oder Angst hatte, kann auch mal fröhlich und mutig sein. Wer immer versuchte, andere zu ärgern, kann auch mal rücksichtsvoll sein.

Gottesdienst mit Weihnachtsspiel an Heiligabend, 24. Dezember 1984, um 16.30 Uhr in Reichelsheim
Glockenläuten und Orgelvorspiel

Willkommen in der Reichelsheimer Kirche am Nachmittag des Heiligen Abends! Meine Frau und ich freuen uns, in diesem Jahr wieder – mit Hilfe der Kinder des Kindertreffs und unseres Helfers … – ein Weihnachtsspiel aufführen zu können. Wir haben es vor zwei Jahren mit den Heuchelheimer Kindern selbst geschrieben und versuchen, die Weihnachtsgeschichte zu deuten, indem wir neben den bekannten Figuren der Weihnachtsgeschichte auch einige Schäfchen, einen Hund und zwei Räuber zu Wort kommen lassen.

Vier Schäfchen und ein Hirtenhund, einfache Bleistiftzeichnung
Der Hirtenhund Pass-auf und die Schäfchen Fang-mich, Fürcht-mich, Neck-dich und Ärger-mich

Außerdem singen wir natürlich gemeinsam Weihnachtslieder, und wir beten zu Gott.

Wir beginnen mit dem Lied:

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind;

kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus, deht auf allen Wegen mit uns ein und aus;

ist auch mir zur Seite still und unerkannt, dass es treu mich leite an der lieben Hand.

Lieber Gott!

Heute warten die Kinder aufs Christkind. Heute beschenken wir uns, weil wir uns freuen, denn das Christkind ist geboren. Wir freuen uns so, weil du selbst, lieber Gott, in diesem Kind auf die Welt gekommen bist. Wir verstehen immer nur ein Stückchen davon, was das für uns bedeutet. Das geht nicht nur den Kindern so. Auch die Erwachsenen können es kaum fassen: Gott, du wirst ein kleines Kind! Wir freuen uns darüber und danken dir dafür, auch wenn wir es nicht ganz begreifen, und feiern miteinander fröhlich diesen Gottesdienst! Amen.

Und nun lade ich Sie und euch alle ein, mitzukommen! Wir machen uns auf eine weite Reise, wenn auch nur in unserer Phantasie. Alle können mitgehen. Wohin geht die Reise? Nach Bethlehem! Wer mitmöchte, der kann jetzt mitsingen bei dem Lied (EG 45):

1. Herbei, o ihr Gläub’gen, fröhlich triumphieret, o kommet, o kommet nach Bethlehem! Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren! O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!

2. Du König der Ehren, Herrscher der Heerscharen, verschmähst nicht zu ruhn in Marien Schoß, Gott, wahrer Gott von Ewigkeit geboren. O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!

3. Kommt, singet dem Herren, singt, ihr Engelchöre! Frohlocket, frohlocket, ihr Seligen: »Ehre sei Gott im Himmel und auf Erden!« O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!

4. Ja, dir, der du heute Mensch für uns geboren, Herr Jesu, sei Ehre und Preis und Ruhm, dir, fleischgewordnes Wort des ewgen Vaters! O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!

So, jetzt sind wir angekommen in Bethlehem. Hier können wir die Geschichte hören und sehen, die sich da zugetragen hat, als Gott auf die Welt kam im Jesuskind. Noch ist es still auf dem Feld, wo die Hirten ihre Schafe weiden. Der alte Stall der Hirten, den sie gar nicht mehr oft benutzen, liegt auch verlassen. Doch da höre ich ja ein Schaf blöken! Ob es sich verlaufen hat?

Weihnachtsspiel: „Nur Ärger in der Weihnachtsnacht!“

FANG-MICH
(kommt von der Tür her zum Altar gelaufen) Fangt mich doch, fangt mich doch? Ihr kriegt mich aber nicht! ihr kriegt mich nicht! (ist ganz außer Atem und muss ein paar Mal keuchend atmen) Das macht Spaß, den Hirten und dem Hund auszureißen! Aber jetzt kann ich nicht mehr laufen. Ich muss mich verstecken, sonst kriegen sie mich doch. (sieht sich um und entdeckt einen alten Stall (hinter der Kanzel) Oh, da verstecke ich mich, in diesem alten Stall! (kriecht hinter die Kanzel)

PASS-AUF und JAKOB
(kommen auch von der Tür her zum Altar gelaufen und sind auch erst einmal außer Atem)

JAKOB
Du bist mir ja ein schöner Schäferhund! Du heißt auch noch Pass-auf und passt aber nicht auf! Das ist nun schon das dritte Mal in dieser Woche, dass dir das Schäfchen Fang-mich ausgerissen ist.

PASS-AUF
Pass-auf heiße ich; und aufgepasst habe ich, wau, wau! Aber um auf Fang-mich aufzupassen, reicht ein Schäferhund allein gar nicht aus!

MARIA und JOSEF
(kommen von links dazu)

JOSEF
Guten Tag, lieber Hirte. (seufzt laut) Kannst du mir wohl sagen, wo man hier übernachten kann?

JAKOB
Hier übernachten? Mitten auf dem Feld? Warum geht ihr nicht ins Dorf, in die Herberge?

JOSEF
Alles überfüllt. Wegen der Volkszählung. Die Steuern sollen doch erhöht werden, und jeder, auch der Ärmste, soll an den Kaiser zahlen. Da muss sich jeder eintragen lassen.

MARIA
Und ich bekomme doch ein Kind. ich kann doch nicht die ganze Nacht in der Kälte draußen bleiben.

PASS-AUF
(läuft zur Kanzel) Wau, mau, da ist doch nach der alte Stall. Wau, wau, da kann doch auch wer drin schlafen!

JAKOB
Das ist eine gute Idee, Pass-auf. Zu etwas bist du ja doch noch zu gebrauchen. Also, wenn euch das ausreicht, könnt ihr in unserem alten Stall schlafen. Da steht noch eine alte Krippe, und Heu und Stroh ist auch da.

MARIA und JOSEF
Vielen Dank, lieber Hirte, vielen Dank, lieber Hund!

PASS-AUF
Wau, wau, gern geschehen! Ihr seid ja noch ärmer dran als ich.

JAKOB
Wieso bist zu arm dran?

PASS-AUF
Weil ich immer ausgeschimpft werde, weil ich dieses blöde Schaf nicht finde, und wenn ich es dann finden würde, dürfte ich es noch nicht einmal beißen.

JAKOB
Du sollst ja auch auf die Schäfchen aufpassen und sie nicht auffressen. Aber es wird dunkel. Ich glaube, wir suchen Fang-mich morgen weiter. Auf Wiedersehen, liebe arme Leute! Komm, Pass-auf!

MARIA und JOSEF
Auf Wiedersehen!

JAKOB und PASS-AUF
(gehen durch den Mittelgang weg)

FANG-MICH
(kommt aus seinem Versteck heraus) Hab ich eine Angst gehabt! Puuuuh! Aber jetzt sind sie weg. Ihr verpetzt mich doch nicht? Oder?

JOSEF
Bist du das ausgerissene kleine Schäfchen, das dem Hund solchen Kummer macht?

FANG-MICH
Kummer? Nein, nein! Ich spiele doch nur so gern Fangen und Verstecken. Und Pass-auf verliert meistens.

MARIA
Aber willst du denn nicht zu den Hirten zurück?

FANG-MICH
Doooch, aber jetzt noch nicht. Ich habe mitgekriegt, du bekommst ein Kind?

MARIA
Ja, und ich glaube, es kommt noch heute Nacht.

FANG-MICH
Oh, das ist aber schön, ich mag so gerne kleine Babies. Darf ich noch bis morgen früh bei euch bleiben?

JOSEF
Gut, du darfst noch bleiben. Aber morgen früh gehst d zu den Hirten zurück.

FANG-MICH
Ja, das ist toll! Ein Baby, ein Baby (tanzt herum und sieht dann plötzlich, wie der ENGEL auf der Kanzel steht) Huch! Seht mal da, auf dem Dach von dem Stall! Mäh, mäh, ist das ein Gespenst?

ENGEL
Fürchtet euch nicht! Ich bin ein Engel, ein Bote von Gott. Wartet, ich komme herunter zu euch.

MARIA
Den kenne ich, Josef. Der hat mir gesagt, dass ich ein Kind bekommen werde.

ENGEL
Kennst du mich auch noch, Josef?

JOSEF
Ja, du hast mir gesagt, dass ich mich nicht von Maria trennen sollte.

MARIA
Schön, dass du da bist! Es ist schrecklich hier draußen auf den Feldern von Bethlehem, so kalt und so einsam.

FANG-MICH
Aber ich bin doch auch noch da! Ich kann dich wärmen.

ENGEL
Das ist lieb von dir, Schäfchen! Ich bin nur gekommen, um euch zu sagen: Ihr werdet heute euer Kind bekommen, und ihr werdet noch eine Menge Besuch bekommen. Erschreckt nicht! Ich bleibe in eurer Nähe. Wisst ihr eigentlich noch, wie ihr euer Kind nennen sollt?

JOSEF
Es soll ja ein Junge werden, hast du gesagt…

MARIA
Und er soll Jesus heißen.

ENGEL
Das habt ihr ja gut behalten. Ja, Jesus soll er heißen, und er wird die Menschen lieben, wie Gott die Menschen liebt. Darüber werden sich schon heute viele freuen! So, jetzt muss ich aber gehen. Ich habe noch eine Botschaft auszurichten. Auf Wiedersehen!

MARIA und JOSEF und FANG-MICH
Auf Wiedersehen!

FANG-MICH
Jetzt freue ich mich noch mehr auf euer Kind! (alle drei gehen hinter die Kanzel)

Lied EKG 21, 1-3+5 (EG 27):

1. Lobt Gott, ihr Christen alle gleich, in seinem höchsten Thron, der heut schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn, und schenkt uns seinen Sohn.

2. Er kommt aus seines Vaters Schoß und wird ein Kindlein klein, er liegt dort elend, nackt und bloß in einem Krippelein, in einem Krippelein.

3. Er äußert sich all seiner G’walt, wird niedrig und gering und nimmt an eines Knechts Gestalt, der Schöpfer aller Ding, der Schöpfer aller Ding.

5. Er wird ein Knecht und ich ein Herr; das mag ein Wechsel sein! Wie könnt es doch sein freundlicher, das herze Jesulein, das herze Jesulein!

JAKOB
(kommt mit Pass-auf wieder durch den Mittelgang nach vorn) Jetzt sind wir den ganzen weiten Weg biszu unserem alten Stall und wieder hierher zurückgegangen, und kein Schäfchen Fang-mich zu sehen. Ich möchte ihm am liebsten das Fell über die Ohren ziehen!

PASS-AUF
Wau, wau, jawohl, und einmal kräftig beißen!

JAKOB
Pass-auf, du weißt, was ich dir gesagt habe! – Aber jetzt muss ich mich erstmal ausruhen. Ich zünde hier ein Lagerfeuer an, es ist schon recht kühl geworden. Ruf doch bitte Markus und die anderen Schafe hierher, die sind noch da drüben am Waldrand.

PASS-AUF
Wau, wau, ja, mache ich! (läuft nach links und holt Markus und die drei Schäfchen Neck-dich, Fürcht-mich und Ärger-mich) Los, los, Jakob zündet jetzt ein Lagerfeuer an! (läuft bald danach weg)

MARKUS
Wir kommen ja schon. Habt ihr Fang-mich noch nicht gefunden?

JAKOB
Nein, aber jetzt kann ich nicht mehr suchen. Ich brauche Ruhe. Morgen früh sehen wir weiter.

ÄRGER-MICH
Mäh, mäh, also mit dem Fang-mich haben wir nichts als Ärger, ich würde gar nicht so lange nach ihm suchen.

FÜRCHT-MICH
Aber, mäh, mäh, wenn ihm etwas zustößt?

NECK-DICH
Ich glaube, mäh, mäh, wenn Fang-mich genau so schnell vor den wilden Tieren wegläuft wie vor unserem Schäferhund – dann kann sie gar nicht aufgefressen werden.

FÜRCHT-MICH
Hu, hu, mäh, mäh, mach doch nicht so grausame Scherze!

MARKUS
Hört doch auf zu streiten! Du, Jakob, wo ist eigentlich Pass-auf?

JAKOB
Wie? Wo? Was? Eben war er doch noch da! Er hat euch doch hergeholt.

MARKUS
Und jetzt ist er weg! Heute geht aber auch alles schief! – Aber wer kommt denn da?

KÖNIGE:
(kommen durch den Mittelgang nach vorn, nur einer von ihnen spricht) Guten Tag, ihr guten Leute!

NECK-DICH
Wie habt ihr euch denn verkleidet?

MARKUS
Still jetzt! Wer seid ihr?

KÖNIGE
Wir sind drei Könige, wir kommen von weither. Wir suchen den neugeborenen König der Juden.

JAKOB
Könige? Also, nehmt es mir nicht übel, aber hier auf unserem armen Hirtenfeld ist noch nie nicht irgendein König auch nur vorbeigefahren.

MARKUS
Und Königssöhne werden hier schon gar nicht geboren.

ÄRGER-MICH
Ihr wollt uns wohl an der Nase herumführen! Mäh, mäh!

FÜRCHT-MICH
Du denkst immer nur das Schlechteste von den Menschen. Vielleicht haben sie sich nur verlaufen und wollen eigentlich nach Jerusalem. Da gibt es einen König.

KÖNIGE
Ja, verlaufen haben wir uns. Ein Stern hat uns geführt, und jetzt ist er weg.

MARKUS
Dann ist ja alles klar. Nach Jerusalem müsst ihr da weiterziehen. (er zeigt nach links) Na, dann auf Wiedersehen!

KÖNIGE
Vielen Dank, liebe Hirten und liebe Schafe! Und ärgern wollten wir euch wirklich nicht. Es ist sehr wichtig für uns, das neugeborene Königskind zu finden. Auf Wiedersehen! (sie gehen nach links weg)

JAKOB
Auf Ideen kommen die Leute! Geben sich als Könige aus. Und uns dann so auf den Arm nehmen! Als ob bei uns ein Prinz geboren werden könnte!

NECK-DICH
Aber nett sind sie doch gewesen. Vielleicht waren es wirklich Könige!

MARKUS
(schaut zum Himmel) Mann, ist der Himmel heute klar. Ob sich heute Abend noch etwas ereignet, Jakob?

JAKOB
Mir reicht‘s eigentlich schon. Ich muss mich gleich schlafen legen. Aber jetzt muss ich erstmal was Anständiges zu Essen haben. Wo hast du denn den Esskorb hingestellt, Markus?

MARKUS
Ach, der steht nach dort drüben an der Tanne. Ich gehe schnell hin und hole ihn. (er steht auf und geht zum Weihnachtsbaum) Diebe! Räuber!

JAKOB
Markus, was ist passiert?

MARKUS
Wir sind bestohlen worden! Unser Esskorb ist weg!

JAKOB
So eine Gemeinheit! Ich hatte mich schon so aufs Essen gefreut. Das kommt davon, wenn auf den Hund kein Verlass ist.

MARKUS: Heute haben wir aber auch ein Pech. Erst läuft Fang-mich weg, und dann verduftet der Hund, und dann bekommen wir auch noch den Esskorb geklaut!

PASS-AUF
(bellt von hinten aus)

JAKOB
Sag mal, hast du eben auch unseren Hund bellen hören?

MARKUS
Das war er! Na, warte, komm du nur her!

STERN
(kommt durch den Mittelgang nach vorn gerannt) Hilfe, Hilfe, rettet mich doch vor diesem wilden Wolf! Hilfe, Hilfe, ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr!

PASS-AUF
(rennt hinter dem Stern her und bellt die ganze Zeit dabei)

JAKOB
Was fällt dir eigentlich ein, Pass-auf? Erst findest du Fang-mich nicht, dann läufst du einfach weg? Einen armen Stern jagen kannst du, und in der Zwischenzeit wird uns unser Essen geklaut!

PASS-AUF
Ich wollte nochmal Fang-mich suchen. Und dann hab ich den hier gefunden. Sterne haben auf der Erde nichts zu suchen, wau. Sterne stehen am Himmel, wau, wau. Und da soll er wieder hin, aber schnell. Wau, wau, wau!

ÄRGER-MICH
Du solltest lieber tun, was deine Pflicht ist.

NECK-DICH
Ja, nämlich aufpassen, lieber Pass-auf!

FÜRCHT-MICH
Ja, beinahe hätten die Räuber auch uns noch geklaut!

MARKUS
Mit dem Pass-auf haben wir noch ein paar Worte Klartext zu reden. Aber das hat noch Zeit. (zum Stern, der sich inzwischen bei ihm Schutz gesucht hat) Wer bist du denn eigentlich?

STERN
(fängt an zu weinen) Buhuhuuuuh! Ich wäre auch viel lieber oben am Himmel. Aber ich musste doch den Königen den Weg zeigen. Und jetzt… (zieht sich die Nase hoch) und jetzt… jetzt weiß ich nicht mehr, wo sie sind, und sie haben sich bestimmt verlaufen! Buhuhuuuuuh!

JAKOB
Sollten es doch richtige Könige gewesen sein? Sag mal, hör doch mal auf zu weinen, sag mal: wo solltest du sie denn hinführen?

STERN
Zum neugeborenen König der Juden.

MARKUS
Dann stimmt es ja wirklich!

FÜRCHT-MICH
Seht ihr, und ihr denkt immer nur, alle wollten euch ärgern!

NECK-DICH: Und du hast immer vor allem Angst!

ÃRGER-MICH: Und die meisten Leute ärgern einen ja auch. Du vor allen Dingen. Und überhaupt…!

JAKOB
Jetzt hört endlich auf zu zanken. Also die Könige haben wir nach Jerusalem geschickt, da wohnt doch der König Herodes. Die Richtung da! (zeigt nach links)

STERN (erschrickt) Jerusalem? Herodes? Oh weh, oh weh! Da muss ich schnell hinterher! Auf Wiedersehen! (rennt schnell nach links weg)

MARKUS
Jetzt haben wir ihn gar nicht gefragt, wo denn der Prinz geboren wird. Und warum war der Stern auf einmal so aufgeregt?

JAKOB
Das ist mir jetzt alles piep-egal. Ich leg mich schlafen.

MARKUS
Das kannst du doch nicht machen. Denk mal an die Räuber. Wenn die nun Fang-mich finden und mitnehmen.

JAKOB
Stimmt ja. Da hast du recht. (stöhnt) Du meinst also…

MARKUS
Genau. Ich meine also, wir sollten Fang-mich doch noch mal suchen. Und diesmal bleiben wir alle zusammen.

JAKOB
Na gut, Ich glaube nicht, daß in dieser Nacht noch irgend etwas Gutes passiert! (alle gehen durch den Mittelgang nach hinten)

HOTZ
(kommt hinter dem Altar hervor) Na, wie haben wir das gemacht?

PLOTZ
Wie haben wir was gemacht? (kommt auch)

HOTZ
Endlich wieder mal Anständiges zu Essen (zeigt auf den Esskorb)

PLOTZ
Ja, da hast du recht. Ich hatte schon lange nichts mehr zwischen den Zähnen.

HOTZ
Wir sind eben die Räuber Hotz und Plotz. Uns gelingt alles. Du, Plotz, ich habe schon wieder eine Idee.

PLOTZ
Warum hast du immer Ideen und ich keine?

HOTZ
So eine dumme Frage habe ich auch noch nicht gehört. Ich meine, hast du gehört, was die Hirten gesagt haben?

PLOTZ
Was?

HOTZ
Na, das mit dem Schäfchen.

PLOTZ
Mit welchem Schäfchen? Da waren doch drei Schäfchen. Und jetzt ist da kein Schäfchen mehr. Alle weg.

HOTZ
Ich meine doch das andere Schäfchen.

PLOTZ
Welches Schäfchen?

HOTZ
Na, das, was weggelaufen ist.

PLOTZ
Wieso?

HOTZ
Vielleicht können wir das klauen.

PLOTZ
Aber es ist doch auch weg. Ich kann doch nichts klauen, was schon weg ist.

HOTZ
Bist du denn so schwer von Begriff? Sieh mal, was tun denn gerade die Hirten?

PLOTZ
Die suchen das weggelaufene Schäfchen.

HOTZ
Siehst du!

PLOTZ
Du, Hotz, ich habe eine Idee.

HOTZ
Was, du und eine Idee?

PLOTZ
Ja, hast du denn wirklich gedacht, der Räuber Plotz wäre dumm?

HOTZ
So etwas würde ich nie denken. Was hast du denn für eine Idee?

PLOTZ
Wir suchen auch das weggelaufene Schäfchen. Vielleicht finden wir es eher als die Hirten. Wie findest du meine Idee?

HOTZ
Du, ich glaube, da wäre ich nie drauf gekommen. Also los, komm, ich habe Hunger auf Schaffleisch. Den Esskorb heben wir uns für später auf. (sie gehen durch den Mittelgang weg)

JAKOB und MARKUS und DREI SCHÄFCHEN
(kommen durch den Mittelgang zurück)

JAKOB
Keine Spur von Fang-mich, keine Spur von Räubern! Ärgerlich, ärgerlich, ärgerlich! Und ich bin sooooo müde! Ich gehe keinen Schritt mehr. Und Pass-auf ist auch schon wieder weggelaufen.

FÜRCHT-MICH
Ich kann auch nicht mehr.

ÄRGER-MICH
Fang-mich ist blöd, Pass-auf ist blöd, die Räuber sind blöd, und du, Fürcht-mich, bist auch blöd.

FÜRCHT-MICH
Wieso bin ich blöd?

ÄRGER-MICH
Das weiß ich doch nicht.

NECK-DICH
Hihihi, Ärger-mich hat Fürcht-mich geärgert, hihihi!

MARKUS
Ihr seid wohl überhaupt nie müde. Zu müde zum Streiten jedenfalls nicht.

NECK-DICH
Nie zu müde zum Necken – das ist doch nicht schlimm.

ÄRGER-MICH
Nie zu müde zum Ärgern! Wenn ich nicht andere ärgere, muss ich mich ja selber ärgern.

FÜRCHT-MICH
Ich bin aber müde. Und ihr seid alle doof! Wenn ihr mich neckt und ärgert, dann fürchte ich mich immer, das wisst ihr genau!

ENGEL
(kommt hinter der Kanzel hervor) Fürchtet euch nicht!

FÜRCHT-MICH
(sieht den Engel noch nicht) Ihr sollt keine Witze machen!

NECK-DICH
Wir machen keine Witze. Der da hat das gesagt!

ÄRGER-MICH
Heute ist hier aber ein Betrieb! Ist das schon wieder ein verlaufener Stern?

JAKOB
Still jetzt, ihr könnt euch aber auch überhaupt nicht benehmen!

MARKUS
Wer bist du denn?

ENGEL
Ich bin ein Engel und möchte euch Gutes sagen. Heute ist ein Kind geboren, das wird der König der Juden und Herr aller Menschen sein.

JAKOB
Was haben wir von einem König? Was haben wir von einem hohen Herrn? Die wollen doch nur noch mehr Steuern von uns. Die Hälfte von unserer Wolle müssen wir schon abgeben!

ENGEL
Nein, dieses Kind wird ein König der einfachen Leute sein. Er wird nicht herrschen, sondern dienen, nicht nehmen, sondern geben.

MARKUS
Das Klingt gut. Aber ob das wahr ist?

ENGEL
Ich führe euch zum Kind. Es liegt in einer Futterkrippe, in Windeln gewickelt. Es sieht nicht wie ein Königskind aus, aber ihr werdet euch freuen, wenn ihr es seht.

JAKOB
Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist. Mir ist, als ob ich schon lange auf diesen Augenblick gewartet hätte. Ich komme mit!

MARKUS
(lächelnd) Obwohl du keinen Schritt mehr gehen wolltest? Aber ich gehe auch. Mal sehen, was an der Geschichte dran ist!

FÜRCHT-MICH
Ich gehe auch, ich auch!

ÄRGER-MICH
Was ist denn in dich gefahren? Eben noch sooo müde, und jetzt sooo ne große Klappe!

NECK-DICH
Ja, ich kenn dich ja gar nicht wieder!

FÜRCHT-MICH
Aber er hat doch gesagt: Fürchtet euch nicht! Habt ihr das nicht gehört: Fürchtet euch nicht! Ist das nicht toll? (sie gehen alle hinter dem Engel durch den Mittelgang weg)

Lied EKG 16, 1-6 (EG 24):

1. »Vom Himmel hoch da komm ich her, ich bring euch gute neue Mär; der guten Mär bring ich so viel, davon ich singn und sagen will.

2. Euch ist ein Kindlein heut geborn von einer Jungfrau auserkorn, ein Kindelein so zart und fein, das soll eu’r Freud und Wonne sein.

3. Es ist der Herr Christ, unser Gott, der will euch führn aus aller Not, er will eu’r Heiland selber sein, von allen Sünden machen rein.

4. Er bringt euch alle Seligkeit, die Gott der Vater hat bereit’, dass ihr mit uns im Himmelreich sollt leben nun und ewiglich.

5. So merket nun das Zeichen recht: die Krippe, Windelein so schlecht, da findet ihr das Kind gelegt, das alle Welt erhält und trägt.«

6. Des lasst uns alle fröhlich sein und mit den Hirten gehn hinein, zu sehn, was Gott uns hat beschert, mit seinem lieben Sohn verehrt.

PASS-AUF
(kommt durch den Mittelgang gelaufen) Wau, wau, ich muss Fang-mich finden, sonst kriege ich noch mehr geschimpft. Ich glaube, ich weiß auch, wo sie ist! Ich bin nämlich schlau, wau, wau! Wir haben vorhin vergessen, in unserem alten Stall nachzusehen. (er rennt zum alten Stall, zur Kanzel, und bellt davor) Wau, wau, wau, wau, wau! Komm raus, Fang-mich, sonst passiert was!

JOSEF
(kommt heraus) Was ist denn los? Still jetzt! Ach, du bist ja der Schäferhund. Hast du vergessen, dass meine Frau ein Kind erwartet hat? Jetzt ist es da! Da kannst du doch nicht so laut bellen!

PASS-AUF
Ach, das habe ich ganz vergessan, dass ihr da seid. Ich dachte doch nur, dass unser verlorenes Schäfchen vielleicht hier drin ist.

FANG-MICH
(aus der Kanzel heraus) Verrat mich nicht, verrat mich nicht! Mäh, mäh!

PASS-AUF
Da höre ich dich ja. Kamm sofort heraus, sonst passiert was!

FANG-MICH
Und was passiert, wenn ich rauskomme?

PASS-AUF
Dann beiße ich dich, zur Strafe!

FANG-MICH
Und wenn ich nicht rauskomme?

PASS-AUF
Dann beiße ich dich erst recht!

JOSEF
Warum willst du denn das Schäfchen unbedingt beißen?

PASS-AUF
Ja, immer läuft es weg, und ich kriege es nicht, und dann kriege ich geschimpft.

JOSEF
Ich kann verstehen, dass du wütend bist. Sag das dem Schäfchen. Aber beißen darfst du es nicht!

PASS-AUF
Na gut. Kannst du Fang-mich rausholen?

JOSEF
Ja. Und wirst sie nicht beißen. (geht hinter die Kanzel) Komm heraus, Schäfchen!

FANG-MICH
Nein, nein, mäh, mäh! Ich habe Angst!

JOSEF
Er beißt dich nicht. Ich bin ja dabei. (er bringt Fang-mich zu Pass-auf)

PASS-AUF
So, wau, wau, ich bin ganz doll wütend auf dich, weil du immer wegläufst und ich kriege geschimpft! Und du findest das auch noch lustig. Am liebsten möchte ich dich beißen!

JOSEF
Pass auf, Pass-auf!

PASS-AUF
Ja, ja, schon gut. Aber ich möchte doch gern wissen, warum du immer wegläufst.

FANG-MICH
Ich spiele doch so gern Fangen und Verstecken. Und du hast nie Lust zum Spielen. Und wenn ich mal weglaufe, beißt du mich nachher immer gleich. Und dann verstecke ich mich gerade so gut, dass du mich nicht findest.

PASS-AUF
Gut. Ich spiele jeden Tag eine Stunde mit dir. Aber du läufst nicht mehr weg. Einverstanden?

FANG-MICH
Ja. das ist schön! Ich wusste gar nicht, dass du so lieb sein kannst! Aber jetzt komm erst mal das Baby anschauen! Das ist auch ganz, ganz lieb!

PASS-AUF
Oh ja, gerne! (er gähnt) Und dann leg ich mich hin und schlafe. Ich bin ja so müde vom hinter dir her Laufen! (sie gehen alle hinter die Kanzel)

PLOTZ
(kommt mit HOTZ durch den Mittelgang nach vorn) Meinst d, wir finden das Schäfchen noch?

HOTZ
Aber sicher, wir sind doch die Räuber Hotz und Plotz!

FANG-MICH
(aus der Kanzel heraus, man sieht es nicht) Mäh, mäh! Wie süß! Mäh, mäh!

HOTZ
Hast du das gehört?

PLOTZ
Was? Ich glaube, da hat ein Schaf geblökt.

HOTZ
Du merkst aber auch alles. Das ist unser Schäfchen!

PLOTZ
Aber wir haben doch gar kein Schäfchen.

HOTZ
Ich meine doch das Schäfchen, das wir klauen wollen.

PLOTZ
Ach so.

HOTZ
Ich glaube, es steckt in diesem alten Stall. Ich seh mal nach. (er sieht um die Ecke der Kanzel) Mann, ich werd verrückt!

PLOTZ
Was ist denn los?

HOTZ
Das Schäfchen ist da. Aber da sind auch noch Leute.

PLOTZ
Hilfe, schnell weg hier!

HOTZ
Nein, nein, die Leute machen mir keine Angst.

PLOTZ
Dir vielleicht nicht, aber mir machen sie Angst, wenn ich sie auch nicht sehe.

HOTZ
Ich kann nur einen Mann und eine Frau erkennen. Sie sehen nicht sehr kräftig aus. Und wir sind schließlich zu zweit.

PLOTZ
Ja, ja, ich weiß schon: wir sind eben die Räuber Hotz und Plotz. Aber Angst habe ich trotzdem.

HOTZ
Los, komm her, du Angsthase. (ruft in die Kanzel hinein) Kommt raus, wenn euch euer Leben lieb ist! Und bringt das Schäfchen mit!

JOSEF
(kommt allein heraus) Was fällt euch ein, hier solchen Lärm zu machen? Meine Frau hat gerade ein Kind geboren. Und das Schäfchen bleibt auch drin.

PLOTZ
Das wollen wir doch mal sehen! (will in die Kanzel hinein; JOSEF hält ihn zurück) Lass mich jetzt durch!

JOSEF
Lieber lass ich mich umbringen!

HOTZ
Lass mal, Plotz, lass mal! (zu JOSEF) Was hast du gesagt? Ihr habt ein Kind? Also, ihr werdet doch keine Schwierigkeiten machen. Dem Kind soll gar nichts geschehen – wenn ihr sofort das Schäfchen herausgebt!

JOSEF
Nein!

PLOTZ
(sehr laut) Das Schäfchen her!

PASS-AUF
(hinter der Kanzel) Wau, was ist los? Wer ist da so laut?

MARIA
(hinter der Kanzel) Jemand will das Schäfchen stehlen!

PASS-AUF
Wau, wau, wau! Das lasse ich nicht zu! (kommt herausgerannt) Wo sind die Räuber? Euch zerreiße ich den Hosenboden! ( er schnappt nach Hotz und Plotz)

HOTZ und PLOTZ
Au, au, au, au, au, auweh!

JOSEF
Danke, lieber Hund! Nein, nein, das Schäfchen wird uns nicht gestohlen, nicht wahr?

PASS-AUF
Kommt gar nicht in Frage! Sonst wären die Hirten ja böse auf mich, und außerdem… außerdem ist Fang-mich ja jetzt meine Freundin! (zu Hotz und Plotz) Soll ich euch noch in den Po beißen?

PLOTZ
Nein, nein, bitte loslassen?

HOTZ
Wir geben ja schon auf!

JOSEF
Das will ich euch auch geraten haben. (zur Kanzel hin) Maria! Schäfchen! Kommt doch mal raus und schaut euch die beiden armen Sünder an! Die sind jetzt ganz friedlich.

FANG-MICH
(kommt langsam heraus) Wirklich? Will mich keiner mehr fangen, schlachten, braten, essen? Das halte ich nämlich nicht aus.

MARIA
Wenn Josef es sagt, kannst du ruhig rausgehen. ( sie geht dem Schäfchen nach)

JOSEF
Und nun zu euch, ihr Räuber. Wie kommt ihr eigentlich dazu, dass ihr das Schäfchen stehlen wolltet?

PLOTZ
Also, das ist so… er hat gesagt…

HOTZ
Nein, die Idee hast du gehabt!

PLOTZ
Ich habe nie Ideen, sagst du immer.

HOTZ
Aber vorhin hast du soooo angegeben!

JOSEF
Ist ja auch egal, wer die Idee hatte. Aber warum stehlt ihr überhaupt?

PLOTZ
Wir waren mal Hirten. Aber dann wurden uns viele Schafe krank.

HOTZ
Die Leute vom Kaiser und vom König Herodes kümmerte das gar nicht. Die verlangten genau so viele Steuern wie sonst auch.

PLOTZ
Und da mussten wir nach und nach unsere ganze Herde verkaufen.

HOTZ
Und dann haben wir woanders Arbeit gesucht, aber niemand wollte uns haben.

PLOTZ
Aber irgendwas brauchen wir doch zum Essen.

HOTZ
Und so sind wir Räuber geworden: die Räuber Hotz und Plotz!

JOSEF
So ist das also! Verstehen kann ich euch ja. Aber trotzdem ist es nicht recht, wenn ihr jetzt andere Leute bestehlt. Sagt mal, habt ihr den Esskorb da auch gestohlen?

PLOTZ
(kleinlaut) Na ja, den haben wir…

HOTZ
Ach, Plotz, es hat ja keinen Zweck zu lügen. Es kommt ja doch alles raus, und wir kommen ins Gefängnis. Ja, der gehört auch den Hirten.

JOSEF
Wisst ihr denn nicht, dass es den Hirten auch nicht viel besser geht als euch? Und denen nehmt ihr einfach etwas weg?

PLOTZ
Ja, wenn man das so sieht…

HOTZ
Wir haben eben immer gedacht: In der Not ist sich jeder selbst der Nächste.

MARIA
Der Engel hat Recht: einer muss uns zeigen, wie schön es ist, die anderen zu lieben. (zu sich selbst) Ob mein Sohn wirklich dieser eine Mensch sein wird?

JAKOB und MARKUS und DREI SCHÄFCHEN und ENGEL
(kommen durch den Mittelgang nach vorn)

PLOTZ
Hilfe, Hotz, die Hirten kommen!

HOTZ
Ja, jetzt werden wir eingelocht!

JAKOB
Na so was! Da finden wir ja alle beieinander! Fang-mich, Pass-auf, na wartet! Uns so auf Trab zu halten!

PASS-AUF
Nicht schimpfen, wau, wau, wau! Ich habe schließlich Fang-mich ganz allein gefunden. Wau!

MARKUS
An sich zählt das ja nicht als Grund. Du weißt genau, dass ein Schäferhund bei seiner Herde zu bleiben hat.

PASS-AUF
Aber als ich noch da war, hattet ihr auch schon geschimpft!

JAKOB
Wenigstens ist das Schäfchen endlich wieder da. Komm her, Fang-mich, jetzt müssen wir uns dich mal vorknöpfen.

PASS-AUF
Kommt nicht in Frage, Chef! Fang-mich ist jetzt mein Freund. Und läuft auch nicht mehr weg. Ach so, das hätte ich fast vergessen: die Räuber habe ich auch gefangen!

MARKUS
Die Räuber hast du gefangen? Wo sind sie denn?

JOSEF
Hier stehen sie: die Räuber Hotz und Plotz.

ÄRGER-MICH
Die müssen sofort eingesperrt werden!

FÜRCHT-MICH
Wenn jetzt der Engel nicht bei uns wäre, würde ich mich direkt fürchten!

NECK-DICH
Aber die sehen gar nicht so gefährlich aus!

JOSEF
Und da ist auch euer Esskorb.

JAKOB
Vielen Dank für deine Hilfe. Und du, Pass-auf – na ja, da will ich mal ein Auge zudrücken! (zu den Räubern) Mit euch müssen wir morgen zur Polizei!

PLOTZ
Nininicht zur Popopolizei!

HOTZ
Nichts zu machen, Plotz, einmal hätten sie uns doch erwischt.

JOSEF
Sagt mal, ihr Hirten, die beiden sind eigentlich gar nicht so unrechte Kerle. Sind etwas heruntergekommen, verarmte Hirten, haben mal dasselbe gelernt wie ihr. Hättet ihr vielleicht Arbeit für sie?

MARKUS
So sind unsere Zeiten! Da wird mancher zum Räuber, der nie daran gedacht hätte. Aber Arbeit können wir euch leider nicht geben.

JAKOB
Es wäre schon gut, wenn einer käme, der etwas mehr Gerechtigkeit und Liebe unter die Menschen brächte! (zum Engel) Ach sag mal, du wolltest uns doch eigentlich zu einem kleinen Kind führen. Zum neugeborenen König der Juden, hast du gesagt.

MARKUS
Ja, ein König für die einfachen Leute.

ENGEL
Ihr seid schon da.

JAKOB
Wieso? Hier ist nur unser alter Stall.

ENGEL
Und drinnen liegt das kleine Jesuskind. Hier steht die Mutter und da der Vater.

MARKUS
Das ist ja toll! In unserem Stall geboren!

FÜRCHT-MICH
Da ist es drin? Ob es nicht Angst hat so allein?

MARIA
Es schläft gerade, in der Futterkrippe.

ÄRGER-MICH
Dass es überhaupt schlafen kann, bei dem Lärm!

NECK-DICH
Dürfen wir das Kind auch mal sehen?

MARIA
Aber ja, ich zeig es euch allen!

STERN
(kommt von links mit den KÖNIGEN) So, hier sind wir richtig! Jerusalem war die falsche Adresse!

JAKOB
Schön, dass du die Könige wiedergefunden hast! Entschuldigt bitte noch wegen vorhin!

KÖNIGE
Nicht nötig! Ich kann euch schon verstehen. Es kommen ja nicht jeden Tag Könige hier durch.

NECK-DICH
Dafür heute gleich zwei Mal.

STERN
Sei nicht so frech!

NECK-DICH
Warum nicht?

STERN
Das sind schließlich Könige!

ÄRGER-MICH
Lass doch Neck-dich in Ruhe!

FÜRCHT-MICH
Seit wann setzt du dich für Neck-dich ein?

ÄRGER-MICH
Seitdem du dich nicht mehr so viel fürchtest!

NECK-DICH
Dieses Kind bringt alles durcheinander. Es soll ein König der einfachen Leute werden; und drei erwachsene Könige kommen zu diesem Kind, obwohl man noch gar nichts Königliches an ihm sieht.

FÜRCHT-MICH
Ich fürchte mich nicht mehr so, Ärger-mich muss sich nicht immer nur ärgern, und du bist zum ersten Mal in deinem Leben ernst.

NECK-DICH
Ja, komisch, nicht? Aber wenn ich so an das Kind denke, macht es mir gar nicht mehr Spaß, immer nur die Leute zu necken. Manchmal ja, aber es ist auch mal schön, ernst zu sein.

STERN
Dann hat ja diese Nacht doch nicht nur Ärger gebracht! Du, Pass-auf, bist ja auch nicht mehr so wild.

PASS-AUF
Ich und nicht wild? Ich kann ganz schnell ganz wütend werden. Willst du das mal erleben?

STERN
Nein, nein, nicht schon wieder!

JOSEF
Pass auf, Pass-auf, du weiß schon!

PASS-AUF
Klar doch! Ich bin ja gar nicht mehr ärgerlich auf den Stern. Ich weiß ja jetzt, was er auf der Erde zu suchen hatte. Und selbst wenn ich wütend wäre – ich muss ja nicht immer gleich beißen!

KÖNIGE
Ich möchte ja nicht gerne euer Gespräch unterbrechen, aber wir müssen euch noch etwas ganz Wichtiges erzählen.

STERN
Ja, denkt euch: die Könige waren schon bei König Herodes, bevor ich sie erreichte. Und der ist doch ein böser Mann.

KÖNIGE
Er wollte genau wissen, wen wir suchten. Und er fand heraus, dass das Königskind, ein Nachkomme von dem großen König David, nur hier in Bethlehem geboren sein kann.

JOSEF
Ja, wir sind Nachkommen Davids, und unser Kind auch.

STERN
Denkt euch, Herodes weiß, wo das Kind ist. Er wird Angst haben, vom Thron gestürzt zu werden!

KÖNIGE
Er wird kommen und das Kind töten wollen!

HOTZ
Der soll nur kommen! Dann bekommt er es mit uns zu tun! Wir sind, äh, wir waren schließlich die Räuber Hotz…

PLOTZ
… und Plotz

ENGEL
Das ist schön, wie ihr euch für das Kind einsetzt. Aber Herodes wird mit seinen ganzen Soldaten kommen. Deshalb müsst ihr noch in dieser Nacht fliehen. (zu den Räubern) Aber ihr könnt Maria und Josef und das Kind gern nach Ägypten begleiten. Denn dort seid ihr alle sicher!

JOSEF
Eine weite und beschwerliche Reise! Aber es muss wohl sein.

ENGEL
Du musst mit deiner Familie abwarten, bis Herodes nicht mehr König ist. Dann kannst du in deine Heimatstadt Nazareth zurückkehren.

JOSEF
Und dorthin nehme ich euch mit, lieber Hotz und lieber Plotz! Ich bin nämlich Zimmermann und kann euch in meiner Werkstatt gut gebrauchen.

KÖNIGE
Und wir geben euch noch Geld für die Reise!

JAKOB
Bevor ihr geht, essen wir aber noch zusammen! Die Räu-, äh, ehemaligen Räuber haben ja unseren Esskorb mitgebracht. Den teilen wir jetzt alle miteinander!

MARKUS
Gib doch zu, am meisten Kohldampf hast du doch inzwischen!

JAKOB
Das kannst du wohl sagen! Ist ja auch kein Verbrechen, oder?

FANG-MICH
Ach, Maria, ich glaube, der Jesus ist wach! Kannst du ihn mal rausholen? Dann können ihn meine Geschwister auch sehen.

MARIA
Gut! In den Stall passen wir doch nicht alle hinein. Komm, Josef, wir holen die Krippe mit dem Kind heraus!

JOSEF
(holt mit Maria die Krippe hinter der Kanzel hervor) Da ist unser Kind! Lieber Engel, stimmt denn alles, was du uns von ihm erzählt hast?

ENGEL
Es ist alles wahr! Und hast du nicht gemerkt, was in dieser Nacht schon alles anders geworden ist?

JOSEF
Ja, zwei Räuber wollen nicht mehr rauben.

JAKOB
Ein Hund will nicht immer gleich beißen.

MARKUS
Vier Schäfchen streiten nicht mehr so viel.

STERN
Drei Könige haben sich auf die weite Reise zu einem Kind gemacht, das in einer alten Futterkrippe liegt.

ENGEL
Und zwei Hirten, die bestohlen wurden, haben den Räubern verziehen.

PASS-AUF
Und mich haben sie gar nicht ausgeschimpft!

FANG-MICH
Und mich auch nicht, mäh, mäh! Weil Pass-auf ja jetzt auch mein Freund ist!

ÄRGER-MICH
Ihr redet und redet! Schaut doch mal, wie das Kind lächelt!

NECK-DICH
Es lacht uns an! Als ob es sich über uns freut!

FÜRCHT-MICH
Man könnte fast vergessen, dass Herodes hinter dem Kind her ist.

MARKUS
Da sagst du etwas Wahres, liebes Fürcht-mich! Manchmal ist es gut, Angst zu spüren und auf diese Stimme zu hören.

JAKOB
Und deshalb lasst uns jetzt wirklich endlich essen!

MARIA
Und dann brechen wir auf nach Ägypten.

PLOTZ
Und wir gehen mit…

HOTZ
… und fangen ein neues Leben an!

Lied 61 aus „9 mal 11 neue Kinderlieder zur Bibel“: Wenn im Stall und an der Krippe

Vielen Dank, liebe Kinder, für das schöne Weihnachtsspiel! Ich hoffe, dass jeder es mitbekommen hat, worum es ging: Da, wo Gott zur Welt kommt als das arme Kind im Stall, da wird es anders unter den Menschen. Mitten in der Not finden Maria und Josef doch noch freundliche Menschen. Statt zu strafen, helfen die Hirten den Räubern, ein neues Leben zu beginne. Könige verbeugen sich vor einem kleinen Kind. Und auch die Tiere zeigen uns, was anders werden kann: Wer nur immer beleidigt ist oder Angst hat, kann auch mal fröhlich und mutig sein. Wer immer nur versucht, den anderen zu ärgern, kann auch mal rücksichtsvoll sein. Wer immer nur albern ist und die anderen neckt, kann auch mal ernst sein. Und auch wer immer wieder einen Grund findet, um sich mit anderen zu zanken und sich gegenseitig wehzutun, kann auf einmal merken, wie schön es ist, sich zu vertragen. Josef hat’s dem Hund beigebracht: Nicht immer gleich drauflosbeißen und -schlagen, wenn jemand böse zu dir ist. Lieber erstmal deutlich sagen, was dir wehgetan hat und wie du dich ärgerst. Und dann kann der Streit begraben werden, und ihr könnt sogar Freunde werden. In der Weihnachtsgeschichte, wie die Kinder sie gespielt haben, ist es schon so gewesen wie später, als Jesus erwachsen war. Auch wenn andere böse zu ihm waren, blieb er gut zu ihnen. Deshalb ist Weihnachten so schön: Weil in der finstersten Nacht, in der dunkelsten Verzweiflung, oder mitten in der pechschwarzen Bosheit plötzlich ein Licht aufstrahlt: ein Kind, das Liebe in die Welt bringt, trotz allem! Deshalb können wir noch einmal fröhlich singen:

EKG 26, 1+3 (EG 35):

1. Nun singet und seid froh, jauchzt alle und sagt so: Unsers Herzens Wonne liegt in der Krippen bloß und leucht’ doch wie die Sonne in seiner Mutter Schoß. Du bist A und O, du bist A und O.

2. Sohn Gottes in der Höh, nach dir ist mir so weh. Tröst mir mein Gemüte, o Kindlein zart und rein, durch alle deine Güte, o liebstes Jesulein. Zieh mich hin zu dir, zieh mich hin zu dir.

3. Groß ist des Vaters Huld, der Sohn tilgt unsre Schuld. Wir warn all verdorben durch Sünd und Eitelkeit, so hat er uns erworben die ewig Himmelsfreud. O welch große Gnad, o welch große Gnad!

Lieber Gott! Kinder haben uns vorgespielt, wie du im Jesuskind zur Welt kamst, wie du uns etwas ganz Kostbares geschenkt hast: dich selbst und deine Liebe!

Was machen wir mir deinem Geschenk?

Werden wir uns weiter ärgern über die Fehler der anderen? Werden wir uns weiter streiten und den anderen die Schuld dafür geben? Werden wir in der Not glauben, ganz verlassen zu sein? Werden wir nur an uns selbst denken?

Gott, mach uns offen für Jesus, für seine Liebe! Mach uns froh, wenn wir dich sehen als das Kind in der Krippe! Zeit uns, wie schön es ist, einen Streit zu beenden, aufzuhören, beleidigt zu sein, Zuversicht zu gewinnen und anderen zu helfen. Wir bitten dich um Trost für die Traurigen, um Ansporn für die, denen es gut geht, um Kraft für die Mutlosen.

Wir bitten dich um Tränen für die, die keine Tränen mehr haben, Tränen, die sie nicht allein weinen müssen.

Und wir bitten um Freude, die nicht vergeht, weil wir wissen: jemand hat mich lieb, einfach weil ich da bin! Amen.

Vaterunser
Abkündigungen und Segen
EKG 456, 1-3 (EG 44):

1. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!

2. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit!

3. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit!

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