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Stärke im Glauben und in der Liebe

Trauerfeier zu einem Text aus den Korintherbriefen des Paulus: der ist wirklich stark, der sich zuvor von Gott Kraft und Stärke holt, der sich traut, sich für Gott und seine Liebe zu öffnen.

Die Hand einer alten Frau und die Hand eines Kindes
Wie hilft man Urenkelkindern, Abschied von ihrer Uroma zu nehmen? (Bild: Esi GrünhagenPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Beim Propheten Hosea 6, 1-3 (GNB), heißt es:

1 »Kommt, wir gehen wieder zu dem Herrn! Wenn er uns verletzt hat, wird er uns auch wieder heilen. Wenn er uns verwundet hat, wird er die Wunden auch verbinden.

2 Zwei, drei Tage nur lässt er uns leiden; aber dann gibt er uns neues Leben.

3 Kommt, wir wollen alles daran setzen, ihn und seinen Willen zu erkennen! So gewiss der Nacht ein Morgen folgt, so gewiss der Regen fällt zu seiner Zeit, Regen, der das dürre Land durchfeuchtet, so gewiss kommt Er, um uns zu helfen.

Im Namen dieses Herrn, der unsere Hoffnung ist, sind wir zusammengekommen, um Abschied zu nehmen von Frau Q., die im Alter von [über 70] Jahren gestorben ist.

Eingangsgebet

Lieber Herr Q., liebe Trauergemeinde!

Vieles geht uns heute durch den Kopf, Erinnerungen an gemeinsame Jahre, Gedanken an Tod und Leben, vieles bewegt uns, wenn wir uns bei diesem Nachdenken auch unserem Fühlen überlassen. Wir blicken zurück auf das Leben von Frau Q., das nun zu Ende gegangen ist; jeder hat seine eigenen Erlebnisse und Begegnungen mit ihr gehabt, besonders wenn er durch Jahre und Jahrzehnte hindurch mit ihr verbunden gewesen und von ihr geprägt worden ist. Es ist gut, beim Abschiednehmen heute noch einmal dies alles anzuschauen, zu sehen, was Frau Q. dem einzelnen bedeutet hat, was jetzt fehlt und was uns in der Trauer an Trost bleibt.

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

Als Sie und Ihre Frau in das Ruhestandsalter kamen, haben Sie sich doch beide nicht zur Ruhe gesetzt, sondern es gab immer genug zu tun, sei es im Haus oder in der Werkstatt.

In all diesen Jahren ist Ihre Frau mehrfach krank gewesen. In den letzten Monaten konnte sie aus diesem Grund auch nicht mehr ihre Arbeit tun, so wie sie es zeitlebens gewohnt gewesen war. Es war für sie wahrscheinlich schlimmer als die Krankheit selbst, dass sie nichts mehr schaffen konnte. Sie musste lernen, sich helfen zu lassen, und damit fertig werden, immer schwächer zu werden.

Nun ist Frau Q. gestorben, und sie hinterlässt eine große Familie und zahlreiche Nachbarn und Bekannte. Jeder von Ihnen muss jetzt auf seine Weise fertig werden damit, dass Frau Q. nicht mehr unter Ihnen lebt. Und nicht nur damit: hinzu kommen die eigenen Ängste vor dem Tod und vor dem Weiterleben, jetzt allein. Oder es sind da die schweren Erinnerungen, die bei einem Anlass wie heute wieder aufgewühlt werden.

Es ist nicht gut, das, was uns bewegt, einfach zuzudecken, niederzuhalten, herunterzuschlucken. Viele von uns sind zwar so erzogen: sei stark, zeige keine Gefühle, reiß dich zusammen. Es ist auch häufig sinnvoll, sich zusammenzunehmen und sich nicht jedem x-beliebigen Menschen anzuvertrauen. Aber wenn Menschen um uns sind, zu denen wir Vertrauen haben können, dann können wir uns auch einmal zeigen, wie wir wirklich sind, wie es in uns aussieht. Stark sein hat seine Zeit, und schwach sein hat seine Zeit. Genau so ist es mit dem Arbeiten und dem Ausruhen, mit dem Geben und dem Empfangen, mit dem Helfen und dem Hilfe-Bekommen. Auch Trauern und wieder-Lachen, auch Erinnern und wieder-neu-Anfangen, auch Angst und neues Vertrauen, auch Schuld und Vergebung – auch all das hat seine Zeit, und es ist schade, wenn wir das eine oder andere verdrängen oder übergehen.

Für die Bibel sind Stärke und Kraft eng verbunden mit dem Glauben und der Liebe. In einem seiner Briefe (1. Korinther 16, 13-14) sagt Paulus einmal zu seiner Gemeinde (GNB):

Seid wachsam! Steht im Glauben fest! Seid mutig und stark! Alles, was ihr tut, soll von der Liebe bestimmt sein!

Mut und Stärke bedeuten also keine Blindheit vor Problemen, als ob es sie nicht gäbe. Sondern zunächst ist Wachsamkeit, Aufmerksamkeit geboten. Dem ins Auge sehen, was auf uns zukommt, was uns betroffen hat, und nicht versuchen, darum herumzugehen oder es nicht an uns herankommen zu lassen. Und bevor vom Mut und von der Stärke die Rede ist, wird vom Glauben gesprochen. Also der ist wirklich stark, der sich zuvor von Gott Kraft und Stärke holt, der sich traut, sich für Gott zu öffnen. Ja, Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass dann, wenn sie sich am schwächsten gefühlt haben, Gott ihnen im Gebet neue Kraft geschenkt hat. Und dann ist diese Stärke keine egoistische oder verletzende oder zurückstoßende Gewalt, sondern diese Kraft hat mit Liebe zu tun. Nur der, der in Wirklichkeit innerlich schwach ist, hat es nötig, nach außen hin eine unnahbare und abschreckende scheinbare Stärke aufzubauen. Wer wirklich innerlich gestärkt und gekräftigt worden ist, der kann nach außen hin sanft und liebevoll sein, der kann anderen eine Stütze sein in ihrer Not und in ihrem Schmerz.

Auch wenn es zum Beispiel darum geht, mit den beiden kleinen Urenkelkindern darüber zu sprechen, dass nun die Uroma tot ist, ist es wichtig, dass wir selber mit unseren eigenen Gefühlen dabei klarkommen. Kinder bekommen besonders gut all das mit, wovor wir sie am liebsten verschonen würden. Deshalb is es gut, wenn wir ihnen ein Beispiel geben und zeigen: es ist in Ordnung, traurig zu sein und zu weinen, wenn jemand gestorben ist; nur ist es notwendig, dass wir uns dabei nicht allein lassen und uns gegenseitig halten.

Wichtig für Kinder ist auch, dass wir es ihnen nicht verdenken, wenn sie jetzt traurig sind und kurze Zeit darauf wieder lachen, als sei nichts geschehen. Auch für uns Erwachsene bedeutet Trauerzeit ja nicht, dass wir die ganze Zeit traurige Gedanken wälzen und nicht anderes mehr fühlen. Gerade wenn wir uns unseren Gefühlen ehrlich stellen und sie intensiv durchleben und dabei nicht allein gelassen werden, werden wir jeden Tag neben der Trauer immer wieder auch Anlass zu Vertrauen, Freude und Liebe haben, genau wie manchmal auch zu Angst oder Zorn. Das können wir aushalten und in guter Weise durchleben, wenn wir uns im Glauben und in der Liebe von Gott gehalten und auch verpflichtet wissen.

Eine Frage bleibt noch offen. Wir Erwachsenen haben uns darauf unsere verschiedenen Antwortversuche zurechtgelegt oder haben es aufgegeben, nach einer Antwort zu suchen. Kinder bleiben hartnäckig an solchen Fragen: Was geschieht denn jetzt mit der Oma? Wo kommt sie hin?

Die Antwort, die wir von der Bibel her geben können, lautet: Frau Q.s Leben ist nicht einfach durchgestrichen und damit aus und vorbei. Sondern ihr Leben ist in Gottes Liebe aufgehoben. Wir gehen auch im Tod nicht verloren, sondern Gott ruft uns bei unserem Namen, und wir müssen uns vor ihm verantworten. Wie das alles geschieht, davon können wir nur in bildlichen Worten reden. Uns fehlen einfach die Vorstellungen von allem, was über unseren Raum, unsere Zeit, über das, was wir unsere Wirklichkeit nennen, hinausgeht. Aber wir können sagen: Wir geben Frau Q. in die Liebe Gottes hinein. Wir vertrauen sie der Gnade Gottes an. In diesem Sinne können wir dann auch als Christen Abschied nehmen von ihr: wir können ihr unsere Liebe über den Tod hinaus bewahren; wir können Gott dankbar sein für alles, was uns mit ihrem Leben gegeben war; und wir können Gott um Vergebung bitten für alles, was wir einander schuldig geblieben sind. So nehmen wir als Christen Abschied von ihr im Frieden. Amen.

Lasst uns beten mit den Worten aus Psalm 23:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Amen.

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