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„Wer beharrt bis ans Ende, der wird selig“

Trauerfeier für einen Mann, in dessen langem Leben sich sein Konfirmationsspruch aus Matthäus 24, 13 bewahrheitet hat: „Wer beharrt bis ans Ende, der wird selig“.

"Wer beharrt bis ans Ende, der wird selig": Eisenbahnschienen, die schnurgerade zu einem Horizont unter blauem Himmel führen
Eisenbahnschienen als Symbol für ein geradliniges Leben (Bild: Carabo SpainPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde, wir sind hier zusammengekommen, um von Herrn K. Abschied zu nehmen, der im Alter von [über 90] Jahren gestorben ist.

Ein langes Leben hat er geführt, geprägt von den wechselvollen Umständen des 20. Jahrhunderts, da waren Not und Leid, aber auch Bewahrung und Bewährung.

Mit all unseren Gedanken und Empfindungen sind wir hier, erinnern wir uns an den Verstorbenen und bitten Gott, dass er uns hilft, ihn loszulassen, traurig und doch dankbar – denn sein Leben war erfüllt, und mit ihm war uns viel geschenkt.

Wir beten mit dem Psalm 27:

1 Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?

3 Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht; wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn.

5 Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen.

7 HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!

9 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, Gott, mein Heil!

10 Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf.

11 HERR, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen.

13 Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen.

14 Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!

Liebe Trauerfamilie, liebe Gemeinde!

Wenn man nur den Geburts- und Sterbeort von Herrn K. betrachtet, dann könnte man annehmen, er habe ein über neun Jahrzehnte währendes ruhiges Leben geführt. Aber so war das 20. Jahrhundert nicht; in seiner Jugendzeit musste er sich mit den Herausforderungen des Dritten Reiches auseinandersetzen, als junger Mann mit Krieg und Gefangenschaft, und diese Erfahrungen verfolgten ihn sein Leben lang.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Beide Eltern gaben aus ihrer kirchlichen Einstellung heraus auch dem Sohn eine christliche Prägung mit. Als er konfirmiert wurde, bekam er als Konfirmationsspruch Matthäus 24, 13 mit auf seinen Lebensweg:

Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden.

Standhaft sein, durchhalten, beharren, das wurde von ihm dann auch wirklich immer wieder gefordert an den verschiedensten Stationen seines Lebens. In seiner Jugend gehörte er zu einer christlichen Gruppe, die wohl manches in der damaligen Zeit mit Sorge betrachtete; besonders belastete es ihn, im Jahr 1938 zu sehen, wie die Synagogen brannten und wer dafür mitverantwortlich war.

Seine berufliche Aufgabe erfüllte er vorbildlich mit hohem Einfühlungsvermögen, fundierter Kenntnis, Umsichtigkeit, Genauigkeit, zielstrebiger Nüchternheit und Gelassenheit. So kann man sagen, dass sich auch in seinem Beruf sein Konfirmationsspruch bewahrheitet hat, es war eine Geschichte des Beharrens bis ans Ende.

Als Sie einander heirateten, liebe Frau K., bekamen Sie als Trauspruch ein Wort aus Römer 13:

8 Seid niemand etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.

10 So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.

In Liebe haben Sie später auch Krisen überwunden und ihre Ehe geführt als eine Jahrzehnte andauernde Lebens- und Schicksalsgemeinschaft.

Ein langes, erfülltes Leben, ging zu Ende, als er nach schweren Tagen im Krankenhaus gestorben ist. Es gab sicher manches, was er aus der harten und unmenschlichen Zeit im Krieg bis an sein Lebensende mit sich herumtrug und was ihm zu schaffen machte; doppelt schwer war es für ihn, damit fertig zu werden, weil er zu einer Generation gehörte, in der es nicht üblich war, über Gefühle oder Schwächen zu reden. Auf seine Weise, und mit der Hilfe seiner kleinen Familie, ist es ihm jedoch gelungen, alle Herausforderungen seines Lebens zu bewältigen.

Noch einmal erinnere ich an seinen Konfirmationsspruch (Matthäus 24, 13):

Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig werden.

Selig ist ein Leben in dankbarem Gottvertrauen, selig ist, wer auch Schweres aus Gottes Hand nehmen und bewältigen kann, selig ist man, wenn man sich freuen kann, weil man Menschen hat, mit denen man in Liebe verbunden ist. Glückselig kann man sein, auch wenn man nicht immer himmelhochjauchzender Stimmung ist, aber wenn man weiß, dass man sich und einander treu geblieben ist und standfest geblieben ist in dem, worauf es im Leben wirklich ankommt. In diesem Sinne kann man Freude sogar in der Trauer erleben.

Vor Ihnen liegt ein Weg der Trauer, den Sie gehen müssen, der nicht leicht sein wird, gerade wenn man alles zulässt, was in einem hochkommt in der Erinnerung an den geliebten Menschen. Aber wir bleiben in allem, was wir empfinden, in der Liebe Gottes gehalten und getragen. Und wir dürfen Abschied nehmen von Herrn K., indem wir uns bewusst machen: Er geht in seinem Tode nicht verloren, sondern bleibt in Gottes Liebe, in seiner ewigen Seligkeit aufbewahrt und geborgen. Amen.

Wir singen das Lied 376:

1. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.

2. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind: es will die Augen schließen und glauben blind.

3. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich!

Du, Gott, bist die Liebe, und dir vertrauen wir Herrn K. in seinem Tode an. In dir bleibt er aufgehoben, geht er nicht verloren, bleibt er bewahrt in Ewigkeit. Wer ihn geliebt hat, wer ihm nahestand, ist traurig und wird ihn vermissen. Zugleich ist da auch die Dankbarkeit für alles, was ihm in diesem Leben geschenkt war und was andere durch ihn an Gutem erfahren konnten. Lass uns die Liebe bewahren, die wir füreinander empfunden und einander geschenkt haben.

Du, Gott, bist die Liebe, die uns trägt. Von dir kommt unser Leben und unsere Fähigkeit zu lieben. Was wir fühlen und wünschen, breiten wir vor dir aus mit der Bitte, dass uns die Liebe nicht verlässt, dass wir Halt und Orientierung bewahren. Wir möchten aushalten, was wir durchstehen müssen, und brauchen Kraft, um unser Leben auch in der Zukunft zu meistern.

Du, Gott, bist die Liebe: wir bitten dich: Lass niemanden allein, der Hilfe braucht, hilf uns, für die Menschen da zu sein, die uns anvertraut sind, und lass uns niemals vergessen, wie kostbar unser Leben ist. Amen.

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