Bild: Konfirmandin

Konfi-Gebote

Ich finde dieses Bild genial, denn es zeigt, welche Eltern es ihren Kindern besonders leicht machen, sie zu ehren, also zu respektieren und zu lieben. Eltern, die miteinander im Einklang leben und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, können ihren Kindern am besten Treue vorleben, ihnen Liebe und Geborgenheit vermitteln und nebenbei auch noch ganz selbstverständlich gute Grenzen setzen.

Ehre deine Eltern! Eine Konfirmandin malt ihre Eltern mit gemeinsamem Heiligenschein
Eine Konfirmandin malt ihre Eltern mit gemeinsamem Heiligenschein

#predigtKonfi-Gottesdienst am Sonntag Reminiscere, den 24. Februar 2013, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Zum einem Gottesdienst, den unsere Konfirmandengruppe mitgestaltet, begrüße ich Sie und euch alle herzlich in der Pauluskirche mit dem Wort zur kommenden Woche aus dem Evangelium nach Johannes 15, 16. Christus spricht:

Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt.

Frucht bringen, damit meint Jesus bei uns Menschen, dass wir tun, was Gott will. Aber was will Gott von uns? Wir lernen es aus den Zehn Geboten, aus vielen Geschichten der Bibel, aus dem, was Jesus selbst sagt. Heute im Gottesdienst werden unsere Konfis ein wenig von dem vorstellen, was sie in den letzten Wochen zum Thema der „Zehn Gebote“ gelernt, gemalt und gedichtet haben.

Es gibt im Gesangbuch ein Lied von den Zehn Geboten, das wir jetzt singen, Nr. 231. Vor jeder Strophe liest ein Konfirmand das jeweilige Gebot vor (nach 2. Buch Mose – Exodus 20, 1-4.7-8.12-17 – in vereinfachter Sprache):

Gott spricht: Ich bin dein Gott, der dich aus dem Sklavenhaus in die Freiheit geführt hat:

1. Dies sind die heilgen zehn Gebot, die uns gab unser Herre Gott durch Mose, seinen Diener treu, hoch auf dem Berg Sinai. Kyrieleis.

Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.

2. Ich bin allein dein Gott, der Herr, kein Götter sollst du haben mehr; du sollst mir ganz vertrauen dich, von Herzensgrund lieben mich. Kyrieleis.

Du sollst dir kein Bild von Gott machen.

Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen.

3. Du sollst nicht brauchen zu Unehrn den Namen Gottes, deines Herrn; du sollst nicht preisen recht noch gut, ohn was Gott selbst red’t und tut. Kyrieleis.

Du sollst den Feiertag heiligen.

4. Du sollst heilgen den siebten Tag, dass du und dein Haus ruhen mag; du sollst von deim Tun lassen ab, dass Gott sein Werk in dir hab. Kyrieleis.

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

5. Du sollst ehrn und gehorsam sein dem Vater und der Mutter dein und wo dein Hand ihn‘ dienen kann; so wirst du langes Leben han. Kyrieleis.

Du sollst nicht töten.

6. Du sollst nicht töten zorniglich, nicht hassen noch selbst rächen dich, Geduld haben und sanften Mut und auch dem Feind tun das Gut. Kyrieleis.

Du sollst nicht ehebrechen.

7. Dein Eh‘ sollst du bewahren rein, dass auch dein Herz kein‘ andern mein, und halten keusch das Leben dein mit Zucht und Mäßigkeit fein. Kyrieleis.

Du sollst nicht stehlen.

8. Du sollst nicht stehlen Geld noch Gut, nicht wuchern jemands Schweiß und Blut; du sollst auftun dein milde Hand den Armen in deinem Land. Kyrieleis.

Du sollst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten.

9. Du sollst kein falscher Zeuge sein, nicht lügen auf den Nächsten dein; sein Unschuld sollst auch retten du und seine Schand decken zu. Kyrieleis.

Du sollst nicht begehren, was dein Nächster hat.

10. Du sollst deins Nächsten Weib und Haus begehren nicht, noch etwas draus; du sollst ihm wünschen alles Gut, wie dir dein Herz selber tut. Kyrieleis.

Wozu sind uns diese Gebote Gottes gegeben?

11. All die Gebot uns geben sind, dass du dein Sünd, o Menschenkind, erkennen sollst und lernen wohl, wie man vor Gott leben soll. Kyrieleis.

Und wer hilft uns dabei, die Gebote zu halten?

12. Das helf uns der Herr Jesus Christ, der unser Mittler worden ist; es ist mit unserm Tun verlorn, verdienen doch eitel Zorn. Kyrieleis.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Ein altes Lied haben wir gesungen. Ein Lied über noch viel ältere Gebote. Gelten die heute überhaupt noch für uns? Hat Gott uns überhaupt etwas zu sagen?

Immerhin sind wir hier gemeinsam in einem Gottesdienst versammelt. Die meisten von uns sind getauft auf den Namen Gottes, fünf Konfis haben sich erst am 4. Advent taufen lassen. 21 Mädchen und Jungen wollen sich in zwei Monaten hier in der Kirche konfirmieren lassen, und alle haben sie die Zehn Gebote auswendig gelernt oder werden das noch tun. Irgendwie erkennen wir also eine Bedeutung der Gebote Gottes für uns an. Darum lohnt es sich, weiterzufragen: Was genau können denn die Gebote für uns heute bedeuten?

Eine erste Antwort lautet: Wir sollten nicht die Überschrift über die Gebote vergessen. Sie lautet: „Gott spricht: Ich bin dein Gott, der dich aus dem Sklavenhaus in die Freiheit geführt hat.“ Alle Gebote wollen für uns Wegweiser in die Freiheit sein. Sie sind dazu da, dass wir frei werden und auch frei bleiben. Darum:

Kommt, lasst uns Gott anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Ich habe davon geredet, dass die Gebote uns frei machen. Aber stimmt das denn wirklich? Sie verbieten uns doch etwas oder schreiben uns etwas vor. Die Eltern ehren, keinen Seitensprung begehen, nicht schlecht über andere reden, nicht neidisch sein, nicht einmal bei der Steuer schummeln, wer schafft das schon? Außerdem hieß es vorhin im Lied: die Gebote helfen uns, dass wir unsere Sünde erkennen. Aber ohne Jesus sind wir sowieso verloren, weil wir Gottes Zorn verdienen. Das klingt nicht nach Befreiung, sondern nach Druck. Müssen wir doch Angst vor Strafe haben? Mit unseren Fragen wenden wir uns an dich, Gott, und rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Sünde ist Ab-Sonderung, Trennung von Gott. Sünde ist der Zustand, wenn wir Gott nicht vertrauen können, nichts von ihm erwarten, uns aber auch nichts von ihm sagen lassen. Wer Gott vertrauen kann, der weiß, dass er uns nicht schikanieren will mit seinen Geboten, der lässt sich gern von ihm etwas sagen. Es ist ein Segen, wenn wir als Kinder und Jugendliche unsere Eltern respektieren und lieben können und von ihnen die Liebe und die guten Grenzen bekommen, die wir brauchen. Es ist ein Segen, wenn wir als Erwachsene weiterhin im Einklang mit unseren Eltern und erwachsenen Kindern leben können. Es ist gut, wenn wir ohne Neid miteinander leben können und einander das Leben nicht unnötig schwer machen. Wir können dankbar sein für Gottes Gebote.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, mach uns klar, dass deine Gebote uns helfen wollen, in Freiheit und im Frieden miteinander zu leben. Hilf uns zu verstehen, was du uns sagen willst. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Lesung aus dem Buch des Propheten Micha 6:

1 Höret doch, was der HERR sagt: »Mach dich auf, führe deine Sache vor den Bergen und lass die Hügel deine Stimme hören!«

2 Der HERR will mit seinem Volk rechten und mit Israel ins Gericht gehen!

3 »Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beschwert? Das sage mir!

4 Habe ich dich doch aus Ägyptenland geführt und aus der Knechtschaft erlöst und vor dir her gesandt Mose, Aaron und Mirjam.

6 [Ihr fragt:] »Womit soll ich mich dem HERRN nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern?

7 Wird wohl der HERR Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meine Leibes Frucht für meine Sünde?«

8 [Nein, Gott spricht:] Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Wir bekennen unseren christlichen Glauben, den eine Konfirmandin in einem kleinen Gedicht so zusammengefasst hat:

Glaube
an Gott
und Jesus Christus
und den Heiligen Geist
Christlich
Glaubensbekenntnis
Lied: „Mensch, es ist dir gesagt, was gut ist“
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde,

wenn es um die Zehn Gebote geht, stelle ich unseren Konfis immer auch die Aufgabe, einmal zu überlegen, welche Gesetze sie als oberste Gesetzgeber der Welt erlassen würden. Was muss, was darf jeder Mensch tun, was darf und was muss er nicht?

Es kommt vor, dass jugendliche Gesetzgeber bei einer solchen Aufgabe insofern überfordert sind, als sie zu wenig abschätzen können oder wollen, ob ihre Gebote und Verbote denn auch für alle Menschen sinnvoll umgesetzt werden können. In diesem Jahr gab es aber nur ganz wenige Antworten, die der Gesamtgruppe am Ende fragwürdig erschienen – zum Beispiel das Gesetz: „Jeder muss mir Geld geben!“ oder „Niemand darf heiraten!“ oder „Jeder muss Justin Bieber lieben!“

Alles andere war durchaus vernünftig. Da gab es zum Beispiel grundsätzliche Erwägungen, ob man sich an Gesetze überhaupt halten muss:

Jeder muss sich an das Gesetz halten. Niemand darf Gesetze brechen. Niemand darf Straftaten vollbringen.

Jeder muss für seine schlechten Taten bestraft werden. Niemand darf grundlos bestraft werden.

Jeder darf Verbesserungsvorschläge an das Gesetz aussprechen.

Dann gab es einen Konfirmanden, der ein Gesetz aufgestellt hat, das alle anderen zusammenfasst:

Jeder muss jeden so behandeln, wie er behandelt werden möchte.

Dieser Satz entspricht dem Sinne nach einem Gesetz, das bereits Jesus aufgestellt hatte und das es so ähnlich in jeder Religion gibt. Man nennt es die „Goldene Regel“. Im Evangelium nach Matthäus 7, 12 steht die Goldene Regel, wie Jesus sie formuliert hat:

Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.

Genauer haben dann einige Konfis ausgeführt, was jeder Mensch aus seiner Einsicht heraus tun sollte, auch wenn man nicht alles polizeilich kontrollieren kann:

Jeder muss Gutes tun.

Jeder muss anderen helfen.

Niemand darf egoistisch sein.

Viele der Gesetze aus der Konfi-Gruppe entsprachen den Zehn Geboten:

Jeder muss auf die Zehn Gebote hören.

Niemand darf andere töten.

Niemand darf Menschen überfallen.

Niemand darf anderen Menschen Leid zufügen.

Niemand darf verletzen.

Niemand darf lügen oder die Ehre anderer verletzen.

Niemand darf Sachen klauen.

Niemand darf ehebrechen.

Erstaunlich fand ich, welche Gesetze die Jugendlichen über die Schulpflicht aufgestellt haben, sei es als notwendiges Übel oder als Voraussetzung, um das Leben zu meistern. Nur ein oder zwei wollten die Schulpflicht oder wenigstens die Hausaufgabenpflicht abschaffen.

Jeder muss zur Schule gehen.

Jeder darf in die Schule gehen.

Jeder muss Schulbildung haben.

Niemand muss Hausaufgaben machen.

Jeder muss leider in die Schule gehen.

Niemand muss in die Schule gehen.

Schließlich wurde ein Gebot aufgestellt, das dafür sorgt, dass der Staat seine Aufgaben erfüllen kann:

Jeder muss Steuern zahlen.

Und ein Verbot wurde erlassen, das Menschen daran hindert, sich selber ins Unglück zu stürzen:

Niemand darf Drogen nehmen.

Einen hohen Stellenwert nahm bei den Gesetzen der Konfirmandinnen und Konfirmanden der Respekt vor anderen Menschen ein, gerade auch, wenn Menschen verschieden sind.

Niemand darf die Würde eines anderen Menschen verletzen.

Jeder muss jeden Menschen gleich behandeln.

Jeder muss Respekt gegenüber anderen zeigen.

Jeder muss jeden akzeptieren.

Jeder muss nett zu jedem sein.

Niemand darf Streit suchen.

Niemand darf rassistisch sein.

Niemand darf die Nationalität der anderen beschimpfen.

Im Rahmen solcher Grenzen bestehen die Konfis aber auch auf dem Recht auf Meinungsfreiheit:

Jeder darf eine eigene Meinung haben. Niemand muss der gleichen Meinung wie die anderen sein.

Jeder darf seine Meinung äußern und veröffentlichen.

Jeder darf Clubs gründen.

Jeder darf reden.

Bei diesem und dem folgenden Gesetz war den Konfis aber auch klar, dass nicht gleichzeitig alle reden dürfen und dass es Zeiten und Orte gibt, an denen dieses Recht eingeschränkt sein muss, zum Beispiel im Unterricht oder hier in der Kirche:

Jeder darf laut sein.

Die Freiheit der Religionsausübung ist unseren Konfis übrigens auch sehr wichtig.

Jeder muss sich mit dem Glauben der anderen abfinden.

Niemand darf Gläubige beschimpfen.

Jeder darf seinen eigenen Glauben haben.

Niemand muss einen Glauben haben.

Jeder darf an Gott glauben.

Niemand muss an Gott glauben.

Jeder darf an seinen Gott glauben.

Jeder darf mehrere Götter anbeten.

Niemand muss alles glauben, was in der Bibel steht.

Jeder darf in die Kirche gehen.

Jeder darf in den Konfi-Unterricht gehen.

Niemand muss Konfi machen.

Jeder darf konfirmiert werden.

Niemand muss konfirmiert werden.

Und ein Gesetz gab es, das nicht für alle Menschen, sondern für Konfirmanden gelten soll:

Jeder muss mindestens einmal in die Kirche gehen.

Von verschiedenen Rechten war schon die Rede, auf die unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden Wert legen: Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und das Recht auf Respekt, wenn man anders ist als andere. Die Konfis haben zu den Menschenrechten aber noch grundsätzlichere Aussagen gemacht:

Jeder darf sich auf die Menschenrechte berufen.

Jeder darf machen, was er für richtig hält.

Bei diesem Gesetz ist den Konfis durchaus bewusst, dass es durch andere Gesetze begrenzt wird. Was sie meinen, haben sie noch genauer formuliert:

Jeder darf sein Leben leben.

Jeder darf sich eigene Ziele setzen.

Jeder darf seinen eigenen Weg gehen.

Niemand muss das tun, was ein anderer verlangt.

Niemand darf zu irgendetwas gezwungen werden.

Niemand darf anderen etwas vorschreiben, also alle haben denselben Rang, ein König muss vor dem Gesetz wie ein Bürger behandelt werden.

Jeder hat ein Recht auf Gerechtigkeit.

Jeder darf heiraten.

Niemand muss eine Frau haben.

Niemand muss das mögen, was andere mögen.

Niemand muss Justin Bieber mögen.

Einige Gesetze der Konfis sind weniger Vorschriften als Erlaubnisse für ein glückliches Leben:

Jeder muss sich in seinem eigenen Körper wohlfühlen.

Jeder muss an sich glauben.

Jeder muss zu sich selber stehen.

Auch zum Arbeitsrecht haben sich unsere Konfis Gedanken gemacht. Ob ein Recht, gar nicht arbeiten zu müssen, für eine Gesellschaft sinnvoll ist, lassen wir mal dahingestellt sein, es war eine Außenseitermeinung. Aber dass Zwangs- und Sklavenarbeit verboten sein soll, war einhellige Auffassung.

Niemand muss arbeiten.

Jeder darf arbeiten.

Niemand muss für einen anderen arbeiten.

Niemand muss als Sklave arbeiten.

Einige Gesetze der Konfis regeln die Fragen von Besitz und Eigentum:

Jeder darf Besitz haben.

Jeder darf ein eigenes Grundstück haben.

Jeder darf sein Hab und Gut beschützen.

Niemand muss Angst vor Korruption haben.

Das letztgenannte Gesetz zeigt, dass sich einige Konfis auch dessen bewusst sind, welche Probleme in dieser Welt tatsächlich bestehen. Denn es wäre wirklich schön, wenn es keine Korruption gäbe und gute und gerechte Gesetze immer und überall auch durchgesetzt werden könnten.

Auch die folgenden Gesetze sind schwer durchsetzbar, zeigen aber den Willen der Konfirmandengruppe, dass die Gemeinschaft der Menschen gute Lebensbedingungen für alle schaffen sollte:

Niemand muss leiden.

Niemand darf hungern.

Niemand darf auf Erden dursten.

Niemand darf HIV haben.

Lied „Aus der Tiefe“, Strophe 1

Gute Gesetze aufstellen ist eine Sache, ob sie auch befolgt werden, eine andere. Manchmal ist es auch nicht einfach zu entscheiden, welches Gebot wichtiger ist als ein anderes. Ist die Meinungsfreiheit wichtiger als der Respekt gegenüber den Mitmenschen? Dann dürfte man ungestraft jede Beleidigung äußern, und das kann ja wohl nicht sein. Solche Probleme sind nicht einfach zu lösen, und es ist schon sehr viel wert, wenn man das erkannt hat.

Im Unterricht haben sich die Konfis mit den Geboten noch einmal ganz anders auseinandergesetzt. Sie sollten aus Zeitschriften Fotos aussuchen, die in irgendeinem Zusammenhang zu den Zehn Geboten stehen, und zu jedem Bild ein Gedicht formulieren. Dieses Gedicht sollte ein Elfchen sein, das aus insgesamt elf Wörtern in fünf Zeilen besteht. Eins haben wir vorhin schon gehört, das hatte so gut zum Glaubensbekenntnis gepasst.

Dieses Bild zeigt einen Menschen, der in einem armen Land unserer Erde zu Fuß schwere Lasten trägt. In dem dazugehörigen Artikel geht es um den fairen Welthandel – zahlen wir gerechte Preise für Schoko oder Bananen, die in Afrika oder Südamerika oder anderswo angebaut werden?

Ein Konfirmand hat dieses Gedicht dazu geschrieben:

Elend
gekrümmt geduckt
Frau trägt Sack
keine starke körperliche Belastung
Arbeit

In der Hauptstadt Ägyptens leben Menschen buchstäblich auf dem Müll. Zu einem Artikel über die Kinder, die dort leben, wurde dieses Elfchen gedichtet:

Furcht
kein Zuhause
Angst vorm Tod
Du Herr beschütze uns
Schutz

Angst davor, die eigene Wohnung zu verlieren, weil man zum Beispiel von Hartz IV leben muss und das Amt die bisherige Wohnung als zu groß einstuft, gibt es allerdings auch in unserem Land. Dazu dieses Gedicht:

Angst
gesenkter Kopf
neues kleines Haus
Gleichberechtigung für jeden Menschen
Armut

Was das mit den Zehn Geboten zu tun hat? Dass es die Menschheit nicht schafft, Gerechtigkeit herzustellen für alle Menschen, verstößt gegen das Verbot des Stehlens und des Tötens. Aber es verlangt viel Phantasie, Mut und Einsatz, um Unrecht abzubauen.

Lied „Aus der Tiefe“, Strophe 2

Dieses Bild von der Überbevölkerung der Welt und ihren Folgen hat einen Konfirmanden angeregt, dieses Gedicht zu schreiben:

Überbevölkerung
Ozonschicht zerstört
Abgase der Autos
Das Ende kommt näher
Tod

Auch das Abholzen von immer mehr Wäldern und die Verpestung der Luft zerstört Lebensgrundlagen auf unserer Erde, verstößt gegen das Gebot: „Du sollst nicht töten!“

Auf diesem Bild wird die grüne amerikanische Präsidentschaftskandidatin Jill Stein gezeigt, die kaum jemand kennt. Eine Konfirmandin hat ein Gedicht über diese Menschen geschrieben, die sich für ihr Land einsetzen:

Stolz
ihre Herkunft
und ihr Land
beschützen behüten und ehren
treu

Verantwortung in der Politik zu übernehmen und auch Politikern Respekt zu erweisen, hat übrigens zu tun mit dem Gebot: „Du sollst Vater und Mutter ehren!“ Als die Zehn Gebote aufgeschrieben wurden, gab es ja noch keinen Staat wie heute, sondern die alten Eltern waren auch Oberhäupter eines Stammes und hatten die politische Verantwortung für das Wohlergehen vieler Menschen zu tragen. Natürlich darf man Eltern genau so wie dem Staat gegenüber auch Kritik üben, aber beide haben Anspruch auf Respekt, umgekehrt haben beide natürlich auch ihren Kindern bzw. ihren Staatsbürgern gegenüber ihre Pflichten zu erfüllen.

Verträgt sich der Militärdienst mit dem Gebot: „Du sollst nicht töten?“ Die meisten halten die Landesverteidigung mit der Androhung von Gewalt für unerlässlich. Aber in unserem Land will so gut wie niemand mehr einen Krieg zu Angriffs- und Eroberungszwecken wie in früheren Zeiten. Ein Konfirmand hat in seinem Gedicht Gefühle zum Tötenmüssen im Krieg ausgedrückt:

Schmerz
im Herz
Töten ist schwer
mit den schweren Waffen
Tod

Auch andere Konfirmanden wählten Bilder zum Thema Krieg aus. Auf diesem Foto ist Bar Rose zu sehen, die in Israel den Militärdienst verweigerte, weil sie keine Schuld am Tod von Menschen auf sich laden wollte. Leicht war das für sie nicht. Sogar Freunde und Verwandte warfen ihr Verrat vor. Die Artikel zu den Bildern haben die Konfis allerdings nicht gelesen; ein Konfirmand hat allgemein zu dem Bild und dem Thema Krieg dieses Gedicht gemacht:

Schmerz
im Herz
wegen dem Krieg
der Schmerz hat gesiegt
Verstorben

Auf diesem Bild der junge Israeli Udi Nir, der den Militärdienst verweigerte und darum ins Gefängnis musste. Dazu das Gedicht eines weiteren Konfirmanden:

Schmerz
im Herz
Töten ist schwer
Bitte mein guter Herr
Hilf

Das Bild einer blutigen Hand inspirierte einen weiteren Konfirmanden zu einem Elfchen-Gebet:

Blut
Menschen töten
Zivilisten werden umgebracht
Bitte stopp das Blutvergießen
Traurig

Das Bild des Panzers hat einen anderen Konfirmanden auf noch ganz andere Gedanken gebracht. Wie könnte es aufhören, immer wieder Krieg zu geben, und wie könnten Menschen den Frieden anfangen?

Hass
abgeneigt aggressiv
Maschine Waffen Panzer
kein Zorn sondern Liebe
Hoffnung

Wo Menschen anfangen, ihren Hass zu überwinden, ihre Abneigung, ihre Aggression gegen Menschen, die anders sind, dann brauchen sie vielleicht am Ende keine Kriegsmaschinen mehr, und es besteht Hoffnung auf Frieden. Liebe kann den Zorn besiegen, wenn Liebe mehr ist als ein Gefühl, nämlich wenn Liebe auch für den Verantwortung übernimmt, den man nicht mag.

Lied „Aus der Tiefe“, Strophe 3

Die Bilder vom Krieg haben sich Jungen herausgesucht. Mädchen stießen auf dieses Bild von Edward und Bella aus einem Film über die Liebe zwischen einem Mädchen und einem Vampir. In ihrem Gedicht bitten die Konfirmandinnen Gott um das Geschenk einer romantischen Liebe.

Liebe
Herz schlägt
Gefühle spielen verrückt
Lass es so sein
Amen

Aber wer ganz intensiv liebt, kann auch sehr traurig sein, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist. Zu diesem Bild hat eine Konfirmandin ein einfühlsames Gedicht verfasst:

Schmerz
vergossene Tränen
über einen trauern
warum nur er warum
Verloren

Da ist aber auch dieses Bild eines 13jährigen Jungen, der sich freut, weil er eine schwere Krankheit überleben konnte. Eine Leber konnte ihm eingepflanzt werden, weil ein anderer Mensch dazu bereit war, im Fall seines Hirntodes auf Grund eines Unfalls seine Organe zu spenden. Ein Konfirmand formulierte dazu dieses Gedicht:

Freude
ewiges Lächeln
ein langes Leben
im Schutz unseres Herrn
Amen

Dieses Bild stellt Jesus dar, es ist zusammengesetzt aus einer Kollage vieler kleiner Bilder von Jesus. Es soll zeigen, dass jeder sein Bild von Jesus hat, dass Jesus aber mehr ist als unsere Bilder von ihm. Ein Mädchen bittet mit ihrem Elfchen-Gebet um seinen Schutz:

Schutz
segnende Hände
Jesus der Heilige
Du Herr beschütze mich
Sicherheit
Lied „Aus der Tiefe“, Strophe 4

Fertig sind wir mit den Elfchen-Gedichten der Konfirmanden. Aber noch nicht ganz mit der Beschäftigung der Konfis mit den Zehn Geboten. Sie haben nämlich zu einigen Geboten auch Bilder gemalt. Hier zum Beispiel zum Verbot des Tötens:

Zwei gezeichnete Männchen knallen sich mit Maschinenpistolen abHier geht es anscheinend um ein Videospiel, in dem das Töten spielerisch dazu gehört. Ist das nur harmloses Spiel oder gewöhnen sich die Spieler daran, Konflikte mit Gewalt zu lösen?

Einer zieht einem anderen das Geld aus der Tasche und bedroht ihn zugleich mit einer PistoleDas Verbot des Stehlens wird hier übertreten, indem zugleich das Leben des Bestohlenen bedroht wird. Oft zieht die Übertretung eines Gebotes die Übertretung anderer nach sich.

Einer bestiehlt einen anderen, der andere ersticht ihnSo ist es auch auf diesem Bild: der eine bestiehlt den anderen, der andere wehrt sich, am Ende ist der eine tot und der andere als Totschläger im Gefängnis. Die bisherigen Bilder sind alle von Jungen gemalt worden.

Ehebruch zerstört Ringe und Herzen, bildlich dargestelltHier stellen Mädchen dar, wie schlimm sie den Bruch der ehelichen Treue finden. Sie lieben Romantik, sehnen sich nach einer dauerhaften Beziehung und wohl auch nach einer glücklichen Ehe, aber dann wird die Einheit, zu der das Herz der Liebenden zusammengewachsen war, einfach zerbrochen – dieses Bild ist ein eindrückliches Plädoyer gegen den Ehebruch und für den Versuch, alles zu unternehmen um Krisen in der Ehe zu überwinden.

Ein Mann ersticht eine Frau - blutige Tat, von einem Mädchen dargestelltAuch Mädchen können ein Tötungsdelikt darstellen. Ist es eine Beziehungstat? Ist hier eine Liebe in Hass umgeschlagen, hat ein betrogener Ehemann aus enttäuschter Liebe gemordet?

Nach so viel Bildern zu Krieg und Tötung, zu Diebstahl und Ehebruch zeige ich zum Abschluss noch ein Bild zum Gebot „Ehre deine Eltern!“ Es sind Konfirmandinnen, die ihre Eltern als glückliches Paar, Händchen haltend, darstellen, und nicht nur das, sie tragen auch einen Heiligenschein, und zwar einen gemeinsamen für sie beide.

Ehre deine Eltern - Eltern mit gemeinsamem HeiligenscheinIch finde dieses Bild genial, denn es zeigt, welche Eltern es ihren Kindern besonders leicht machen, sie zu ehren, also zu respektieren und zu lieben. Eltern, die miteinander im Einklang leben, die auf jeden Fall in Erziehungsfragen an einem Strang ziehen und sich nicht gegeneinander ausspielen lassen, können ihren Kindern am besten Treue vorleben, ihnen Liebe und Geborgenheit vermitteln und nebenbei auch noch ganz selbstverständlich gute Grenzen setzen. Ich vermute, dass eure Eltern in diesem Sinne gute Eltern sind, denn sie haben euch eine Menge Vernunft mitgegeben, so dass ihr viele gute Ideen in den Konfirmandenunterricht einbringen konntet und unter anderem die Einsicht formulieren konntet: „Jeder muss jeden so behandeln, wie er behandelt werden möchte.“

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 584: Meine engen Grenzen

Gott, wir danken dir, dass du bei uns bist, dass du gerecht und barmherzig bist. Danke für unser Essen, danke für die Wärme, die wir einander schenken, danke, dass wir uns lieben, danke, dass du uns begleitest, wenn wir traurig sind. Danke, dass du uns Menschen schenkst, die sich für gerechte Verhältnisse und Frieden einsetzen. Danke für Hoffnung und Versöhnung, danke für unser Leben!

Gott, du kannst helfen, wenn wir Angst haben und keine Hoffnung, wenn alles zerstört ist und wir enttäuscht sind. Bitte hilf uns, anderen Menschen zu helfen. Bitte hilf, dass verzweifelte Menschen neues Vertrauen finden!

Gott, ganz besonders beten wir heute zu dir für ein verstorbenes Mitglied unserer Gemeinde: für Frau …, die im Alter von … Jahren gestorben und kirchlich bestattet worden ist. Wir vertrauen darauf, dass du sie aufgenommen hast in deiner Liebe. Denn hier auf Erden haben wir keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Wir bitten dich auch: begleite ihre Angehörigen und alle die um sie trauern. Schenk ihnen und uns allen die Kraft, ihr eigenes Leben im Vertrauen auf dich zu führen.

In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was wir persönlich auf dem Herzen haben:

Stille und Vater unser
Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.