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Hochseefischer auf dem Pazifik

Trauerfeier für einen Mann, der sein Arbeitsleben als Hochseefischer auf dem Pazifik verbracht hat und als fröhlicher Mensch gerne gesungen hat.

Hochseefischer auf dem Pazifik: Ein Trawler auf dem Ozean
Ein Trawler auf dem Ozean (Bild: Richard McallPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde, wir sind hier zusammengekommen, um von Herrn S. Abschied zu nehmen, der im Alter von [über 60] Jahren gestorben ist.

Weit weg von hier ist er geboren, noch viel weiter weg hat er seine eigene Familie gegründet, über Jahrzehnte hin lebte er mehr auf hoher See, weit draußen im Pazifik, als in seinem Zuhause. Nur wenige Jahre blieben ihm hier in Deutschland, in seiner neuen Heimat.

Bevor wir zurückdenken an sein Leben, beten wir mit Worten aus dem Psalm 104 zu Gott, dem Schöpfer der Welt, dem Herrn über Erde und Meer, dem Herrn über Leben und Tod:

1 Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott,

3 du baust deine Gemächer über den Wassern,

5 der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich.

6 Mit Fluten decktest du es wie mit einem Kleide, und die Wasser standen über den Bergen.

9 Du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht und dürfen nicht wieder das Erdreich bedecken.

14 Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst,

15 dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke.

25 Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt‘s ohne Zahl, große und kleine Tiere.

26 Dort ziehen Schiffe dahin; da sind große Fische, die du gemacht hast, damit zu spielen.

27 Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.

28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.

29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.

30 Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.

33 Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin.

Wir singen aus dem Lied 529 die Strophen 1 bis 3:

1. Ich bin ein Gast auf Erden und hab hier keinen Stand; der Himmel soll mir werden, da ist mein Vaterland. Hier reis ich bis zum Grabe; dort in der ewgen Ruh ist Gottes Gnadengabe, die schließt all Arbeit zu.

2. Was ist mein ganzes Wesen von meiner Jugend an als Müh und Not gewesen? Solang ich denken kann, hab ich so manchen Morgen, so manche liebe Nacht mit Kummer und mit Sorgen des Herzens zugebracht.

Liebe Trauergemeinde, als wir vor wenigen Jahren die Mutter des nun Verstorbenen beerdigt haben, da haben wir uns schon einmal an die Zeit erinnert, als er mitten im Winter in Sibirien geboren wurde. Seine Eltern waren erst wenige Monate zuvor aus Wolgadeutschland ausgesiedelt worden, der Vater ins Arbeitslager gekommen, und die Mutter musste nur wegen ihrer Schwangerschaft nicht in die Trudarmee.

Erinnerungen an das Familienleben des Verstorbenen

Ein hartes Arbeitsleben als Hochseefischer hatte Herr S. zu bewältigen. Er begann als einfacher Matrose und wurde schließlich Trawler-Meister, der sich auskannte mit dem 60 m in die Tiefe reichenden Schleppnetz. Jedes Jahr verbrachte er sieben bis acht Monate auf See, getrennt von seiner Familie; so ging es in seinem Fischerdorf allen, die zur Arbeit auf offener See in der Lage waren. Buchstäblich mag er erfahren haben, was die dritte Strophe aus dem Lied 529 in der ersten Hälfte sagt:

3. Mich hat auf meinen Wegen manch harter Sturm erschreckt; Blitz, Donner, Wind und Regen hat mir manch Angst erweckt.

Viele Jahre lang übte er diese Tätigkeit im Pazifischen Ozean aus, bis er Rente bekam; auch dann arbeitete er noch im Hafen und reparierte Schiffe.

Schließlich ging es ihm gesundheitlich immer schlechter. Als schwerkranker Mann kam er nach Deutschland und konnte hier noch einmal für wenige Jahre einigermaßen gesund werden. Es waren zufriedene Jahre, und es gefiel ihm gut in Deutschland.

Aber dann kehrte die Krankheit zurück, es war keine Heilung mehr möglich, er ist im Krankenhaus gestorben.

Als ich Sie fragte, was für ein Mensch Herr S. gewesen ist, haben Sie mir gesagt, dass er seine Familie und seine Freunde geliebt hat. Er war ein fröhlicher Mensch, und er hat gerne gesungen.

Vorhin haben wir im Psalm 104 den Vers 33 gehört:

Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin.

Man sagt ja, dass böse Menschen keine Lieder haben; wer gerne singt, muss also ein guter Mensch sein – jedenfalls sicher ein zufriedener Mensch. Wenn wir mit Liedern Gott loben, drücken wir das in besonderer Weise aus, dass wir Grund haben, zufrieden zu sein, auch wenn unser Leben nicht immer leicht ist. Unser Leben kommt ja von Gott, und zu ihm kehrt es zurück, wenn wir sterben. So lange wir leben, sollen wir dankbar leben und füreinander da sein.

Und wenn ein Mensch stirbt, den wir geliebt haben, dann sind wir zwar traurig, aber doch auch dankbar dafür, dass er bei uns war, dass wir ihm begegnet sind, dass er uns geliebt hat und wir ihm Liebe geben konnten. Darum singen wir auch in einer Trauerfeier Lieder, die nicht nur traurig sind, sondern mit denen wir auch Gott loben. Denn Gott läst uns auch im Tode nicht verlorengehen.

In dieser Zuversicht können wir Herrn S. getrost loslassen und den liebevollen Händen Gottes anvertrauen. Er nimmt uns am Ende mit Ehren an. Amen.

Wir singen das Lied 376:

1. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.

2. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind: es will die Augen schließen und glauben blind.

3. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich!

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