Bild: Pixabay

Gott des Friedens und Jesus, der große Hirte

Wenn wir von Menschen des Friedens reden, dann denken wir meist an Menschen wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King. Aber jeder von uns kann ein Mensch des Friedens werden, den Gott dazu tüchtig macht. Jeder von uns kennt Menschen, die ihm heute Vorbild auf diesem Weg sein können. Ich möchte heute an ein solches Vorbild aus unserer Paulusgemeinde erinnern.

Der Große Hirte Jesus, gefolgt von seinen Schafen, als Silhouette einer Statue vor grünem Wald
Jesus, dem großen Hirten, auf Wegen des Friedens folgen (Bild: katalin csákPixabay)

#predigtAbendmahlsgottesdienst am Sonntag Misericordias Domini, den 6. April 2008, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Der heutige zweite Sonntag nach Ostern wird als Tag des Guten Hirten gefeiert. Als König David noch Schafhirte war, sang er den Psalm 23:

1 Der Herr ist mein Hirte.

Im Evangelium nach Johannes 10 sagt Jesus von sich selbst:

11 Ich bin der Gute Hirte.

Heute geht es in der Predigt um einen Text aus dem Hebräerbrief, der das gleiche Thema aufgreift: „Jesus, der große Hirte der Schafe“.

Wir singen aus dem Lied 274, das dem Psalm 23 nachempfunden wurde, die Strophen 1, 3 und 5:

1. Der Herr ist mein getreuer Hirt, hält mich in seiner Hute, darin mir gar nicht mangeln wird jemals an einem Gute. Er weidet mich ohn Unterlass, da aufwächst das wohlschmeckend Gras seines heilsamen Wortes.

3. Ob ich wandert im finstern Tal, fürcht ich doch kein Unglücke in Leid, Verfolgung und Trübsal, in dieser Welte Tücke: denn du bist bei mir stetiglich, dein Stab und Stecken trösten mich, auf dein Wort ich mich lasse.

5. Gutes und viel Barmherzigkeit folgen mir nach im Leben, und ich werd bleiben allezeit im Haus des Herren eben auf Erd in der christlichen G’mein, und nach dem Tode werd ich sein bei Christus, meinem Herren.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten den Psalm 23 (im Gesangbuch 711). Ich lese die linksbündigen Verse und Sie bitte die nach rechts eingerückten:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott, unser guter Hirte, wir kommen in die Kirche, ganz unterschiedliche Menschen, die alle etwas anderes mitbringen aus den vergangenen Tagen und Wochen. Wir sind gesund oder fühlen uns angeschlagen, manche haben eine schöne Ferienzeit hinter sich, andere mussten eine schwere Zeit durchstehen, einige sind in Trauer. Wir wollen uns gut aufhoben fühlen in deiner Kirche, aber manchmal enttäuschen wir einander auch. Lass uns offen miteinander reden und aufeinander hören. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Jesus Christus spricht (Johannes 10:):

11 Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.

14 Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich,

15 wie mich mein Vater kennt, und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.

16 Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, unser guter Hirte, manchmal fühlen wir uns wie ein verlorenes Schaf, das den richtigen Weg nicht mehr weiß. Manchmal sind wir wie eine Herde, die auseinander läuft und in der jeder allein auf sich gestellt ist. Gib uns klare Orientierung. Schließe uns zusammen als deine Herde, als eine wirkliche Gemeinschaft von Menschen, die auf dich vertrauen. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören Worte, die der Prophet Hesekiel von Gott empfängt (Hesekiel 34):

1 Und des HERRN Wort geschah zu mir:

11 So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen.

12 Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war.

15 Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen, spricht Gott der HERR.

16 Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist.

31 Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der HERR.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen zwei Wochen nach Ostern aus dem Osterlied 114 die Verse 8 bis 10:

8. Scheu weder Teufel, Welt noch Tod noch gar der Hölle Rachen. Dein Jesus lebt, es hat kein Not, er ist noch bei den Schwachen und den Geringen in der Welt als ein gekrönter Siegesheld; drum wirst du überwinden.

9. Ach mein Herr Jesu, der du bist vom Tode auferstanden, rett uns aus Satans Macht und List und aus des Todes Banden, dass wir zusammen insgemein zum neuen Leben gehen ein, das du uns hast erworben.

10. Sei hochgelobt in dieser Zeit von allen Gotteskindern und ewig in der Herrlichkeit von allen Überwindern, die überwunden durch dein Blut; Herr Jesu, gib uns Kraft und Mut, dass wir auch überwinden.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Ich lese den Predigttext für den heutigen Sonntag aus dem Brief an die Hebräer 13, 20-21:

20 Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes,

21 der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Liebe Gemeinde, diese Worte sind gute Wünsche, die ein Briefschreiber seinen Lesern zum Schluss noch mit auf den Weg gibt. Danach folgen nur noch Grüße und ein Ausblick auf ein Wiedersehen mit denen, an die er jetzt nur schreiben kann. Im Fall des Hebräerbriefes sind diese guten Wünsche mehr als nur eine Brieffloskel. Sie wollen wirklich etwas Tröstendes, Aufrichtendes mitgeben, das man mitnimmt, wenn man den Brief gelesen oder gehört hat und seinen Weg weitergehen muss.

Wie kann ich diesen Satz aus dem Hebräerbrief dazu bringen, dass er wirklich zu uns spricht? Es ist schwierig, ihn zu begreifen, weil die Bausteine dieses Satzes alle aus dem großen Wort-Baukasten der Heiligen Schrift entnommen sind. Jede einzelne Redewendung will uns Bilder und Geschichten aus der Bibel in Erinnerung rufen und neu erzählen.

Neu betrachten können wir zum Beispiel das Bild vom Guten Hirten. Schon ein anderes Mal redet die Bibel von einem Hirten der Schafe, den Gott aus dem sicheren Tod errettet. Als das Volk Israel in der Verbannung in Babylon eine sehr düstere Zeit durchlebt, da erinnert der Prophet Jesaja 63 an die Vergangenheit:

11 Da gedachte sein Volk wieder an die vorigen Zeiten, an Mose: Wo ist denn nun, der aus dem Wasser zog den Hirten seiner Herde? Wo ist, der seinen heiligen Geist in ihn gab?

Mose wurde also ein Hirte des Volkes Israel, indem zuerst einmal Gott auf zweifache Weise als Guter Hirte an ihm handelte. Er zog ihn als Baby aus dem Wasser des Nils und gab ihm den Heiligen Geist. So führte Mose das Volk Israel aus dem Sklavenreich des Pharao in die Freiheit, als ein guter Hirte, wie er sein sollte: Gottes Geist gab ihm die Gebote ein, mit denen das Volk unter Gottes Führung auch weiter im Frieden und in Freiheit leben sollte.

Ganz ähnlich ist es später bei Jesus: Er bekommt den Heiligen Geist, als er aus dem Wasser des Jordan auftaucht, bei seiner Taufe. Und hier im Hebräerbrief heißt es: Gott selber führt Jesus herauf aus dem Tod. Er führt ihn heraus aus dem Land der Toten, wie er damals Israel aus dem Sklavenhaus in Ägypten herausgeführt hat. Ein Hirte, der wirklich für sein Volk da ist, muss also einiges durchmachen. Der große Hirte der Schafe, Jesus, muss sogar durch den Tod hindurchgehen, um für alle Menschen seine Aufgabe erfüllen zu können.

Aber was hat es mit dem „Blut des Bundes“ auf sich? Was soll das heißen: Gott führt Jesus aus dem Tod herauf durch das „Blut des ewigen Bundes“? Damit erinnert der Hebräerbrief wieder an Mose.

Als Mose dem Volk Israel nämlich die Gebote Gottes übergab, sozusagen als Urkunde eines Bundesvertrages zwischen Gott und den Menschen, da besiegelte er den Bundesschluss zwischen Gott und dem Volk, indem er das Volk mit Blut besprengte (2. Buch Mose – Exodus 24):

7 Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volks. Und sie sprachen: Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören.

8 Da nahm Mose das Blut [von Opfertieren] und besprengte das Volk damit und sprach: Seht, das ist das Blut des Bundes, den der HERR mit euch geschlossen hat auf Grund aller dieser Worte.

Es würde zu weit führen, jetzt die Frage zu klären, ob Gott Opfer braucht, um versöhnt zu werden.

Wichtig ist in unserem Zusammenhang, dass das Blut Jesu nicht umsonst vergossen wurde. Die Bosheit von Menschen, die Grausamkeit dieser Welt hat Jesus getötet. Aber sein Blut besiegelt noch mehr als damals das Blut der Opfertiere den Bund, den Gott mit den Menschen ein für alle Mal geschlossen hat. Es ist ein ewiger Bund, weil nicht einmal das Böse, das Menschen dem Gottessohn antaten, Gott daran hindern konnte, seinem Volk treu zu bleiben. Ja, dieses größtmögliche Böse, den Sohn Gottes selbst zu töten, führte sogar dazu, dass in den ewigen Bund mit seinem Volk Israel auch die Menschen anderer Völker, letzten Endes auch wir, mit hineingenommen werden.

Aber wie soll das gehen? Wie können wir im Bunde sein mit Gott? Darauf gibt uns unser Predigttext eine Antwort. Ich sagte ja, dieser Text enthält gute Wünsche am Ende eines Briefes. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes „fromme Wünsche“, denn da wird Gott zum Handeln aufgefordert: Der mache, der schaffe.

Na toll. Fromme Wünsche. Am Schluss Gottes Segen. Der wird‘s schon richten. Wir legen die Hände in den Schoß. Oder?

Nein, genau so ist es nicht gemeint. Denn Gott soll hier etwas ganz Bestimmtes machen und schaffen (Hebräer 13):

21 Der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt.

Der Schreiber scheint dasselbe doppelt und dreifach zu formulieren, es ist ihm wichtig, dass Gott auf eine ganz besondere Weise handelt, nämlich indem er uns Menschen etwas zutraut.

Eine feine Unterscheidung fällt mir auf: Gott soll „euch“ tüchtig machen, fit zum Guten, und zwar indem er in „uns“ schafft, was ihm gefällt, also indem er uns zu guten Vorbildern macht. Ich verstehe das so: „Euch“, das sind die Menschen, an die der Briefschreiber schreibt, das sind Sie, das seid ihr, die dieser Predigt zuhören, Ratsuchende in Sachen Gottvertrauen. „Uns“, das ist der Briefschreiber selbst, der anderen etwas rüberbringen will, das sind Lehrer, Prediger, Seelsorger. Der Hebräerbriefschreiber weiß: Er kann nur etwas rüberbringen, wenn er Vorbild ist für das, was er predigt. Er weiß aber, dass er nur Vorbild sein kann, wenn Gott selber an ihm und in ihm arbeitet.

Ziel des Ganzen ist, dass alle, die sich ansprechen lassen, damals von dem Brief, heute von dieser Predigt, tüchtig werden. So übersetzt Luther. „Tüchtig“ ist aus der Mode gekommen. Es hat mit dem noch altmodischeren Wort Tugend zu tun. Wörtlich im Urtext steht ein Allerweltswort, das alles Mögliche heißen kann, ursprünglich wohl: „zurechtbringen“. Es wird benutzt, wenn Fischer ihre Netze ausbessern oder wenn Gott im Psalm 80 aufgefordert wird, sein Volk wie einen selbstgepflanzten Weinstock zu beschützen:

15 Gott Zebaoth, wende dich doch! Schaue vom Himmel und sieh darein, nimm dich dieses Weinstocks an!

16 Schütze doch, was deine Rechte gepflanzt hat, den Sohn, den du dir großgezogen hast.

Im Psalm 17 übersetzt Martin Luther es so:

5 Erhalte meinen Gang auf deinen Wegen, dass meine Tritte nicht gleiten.

Es geht also um mehr als einen Appell an unseren guten Willen. Es geht um die Bitte, dass Gott selber eingreift. Und zwar nicht, um uns unsere Verantwortung abzunehmen, sondern um uns dabei zu helfen, Verantwortung übernehmen und tragen zu können. Das ist gemeint mit dem „Tüchtig machen“, „Zurechtbringen“, „auf Gottes Wegen erhalten“. Gott soll so handeln wie gute Eltern. Die geben ihrem Kind so viel Hilfe wie nötig, aber sie trauen und muten ihm auch zu, Dinge allein zu tun, die es schon kann. Verwöhnen hilft nicht wirklich; wer einem Kind Verantwortung abnimmt, die es schon tragen kann, macht es unselbstständig. Das ist auch beim Guten Hirten so: der führt seine Schafe auf die Weide und zum Wasser, aber er füttert sie nicht, trinken und fressen müssen sie selbst.

Tüchtig machen, Verantwortung zugetraut bekommen, das klingt sehr allgemein. Konkretere Maßstäbe bekommen wir auch nicht in diesem knappen Text. Eher noch allgemeinere. „Der mache euch tüchtig zu allem Guten, zu tun seinen Willen, indem er in uns das ihm Wohlgefällige schafft.“ Gemeint ist trotzdem nicht, dass jeder selbst bestimmen darf, was gut und böse ist, sondern dass jeder ansprechbar ist auf die Wege Gottes, auf den Willen Gottes. Eigentlich weiß jeder, was Gottes Wille ist, deshalb heißt er hier auch kurz und knapp „der Gott des Friedens“. Um den geht es. Nicht der Gott eines faulen Friedens, kein Gott, der Kompromisse machen würde zwischen dem Guten und dem Bösen. Der Gott des biblischen Friedens, des Schalom, wie das auf Hebräisch heißt, wird zum Handeln aufgefordert. Wirklicher Friede ist nur da, wo Gerechtigkeit ist, wo kein Kind vernachlässigt wird und unerzogen bleibt, wo die Würde jedes Menschen geachtet wird, wo die Zehn Gebote nicht als Schikane, sondern als Hilfe zum Leben angenommen und in die Tat umgesetzt werden.

Was tun wir nun mit dem frommen Wunsch am Ende des Hebräerbriefes? Ich denke, fromme Wünsche müssen nicht immer unrealistisch sein. Trauen wir Gott ruhig zu, dass er an uns, an mir, an Ihnen, an euch arbeiten kann. Der Gott des Friedens will uns zu Menschen seines Friedens machen.

Wenn wir von Menschen des Friedens reden, dann denken wir meist an Menschen wie Mahatma Gandhi oder Martin Luther King. Aber jeder von uns kann ein Mensch des Friedens werden, den Gott dazu tüchtig macht. Jeder von uns kennt Menschen, die ihm heute Vorbild auf diesem Weg sein können. Ich möchte am Schluss meiner Predigt heute an ein solches Vorbild erinnern.

Ich denke an Frau Alma Evenius, die für unsere Paulusgemeinde durch die ganzen 50 Jahre ihres Bestehens ein Mensch des Friedens gewesen ist. Sie ist unmittelbar nach dem Osterfest gestorben, und meine junge Kollegin, Pfarrerin Kiehl, hat sie beerdigt. Nachher werden wir sie, gemeinsam mit zwei anderen verstorbenen Gemeindemitgliedern, in unsere Fürbitte aufnehmen. Sie hat hier im Gottesdienst immer auf ihrem Platz in einer der hinteren Reihen gesessen, und es fiel auf, wenn sie einmal nicht da war, weil sie zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Kirche kommen konnte. Dass sie der Predigt aufmerksam zuhörte, merkte ich, weil sie mir oft nach dem Gottesdienst noch etwas gesagt hat, was sie besonders bewegt hatte. In ihrer ruhigen, stillen Art war Frau Evenius mir ein Vorbild, als Mensch des Friedens. Es tat ihr weh, wenn in der Gemeinde Unfriede herrschte. Sie trug im Kirchenvorstand und in den Gemeindekreisen dazu bei, dass man miteinander redete und beieinander blieb, auch wenn man über manche Dinge nicht einer Meinung war. Einmal erzählte sie mir, wie sie der Paulusgemeinde und ihrer Pfarrerin in einer kritischen Situation treu blieb, in der andere dem Kirchenvorstand und der Gemeinde den Rücken kehrten. Wir können von ihr lernen, auch in Zukunft in der Gemeinde Gegensätze auszuhalten, uns über Meinungsverschiedenheiten und Grenzen hinweg miteinander auszutauschen. Wir können sie uns als Vorbild nehmen, uns dem großen Hirten der Schafe, Jesus Christus, anzuvertrauen, und uns vom Gott des Friedens zum Frieden anstiften zu lassen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 616: Auf der Spur des Hirten führt der Weg durch weites Land

Im Abendmahl sind wir eingeladen, Gottes Treue zu erleben. Im Brot schenkt er uns den Leib seines Friedens. Im Kelch seines Blutes besiegelt er den ewigen Bund Gottes mit uns.

Gott, nimm von uns, was uns von dir trennt: Unglauben, Lieblosigkeit, Verzagtheit. Hochmut, Trägheit, Lebenslügen. In der Stille bringen wir vor dich, was unsere Seele belastet:

Beichtstille

Wollt Ihr Gottes Treue und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Die Herzen in die Höhe! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, Gott ernst zu nehmen als den der groß ist in seiner Güte und Freundlichkeit zu uns Menschen. Würdig und recht ist es, uns selber anzunehmen als Menschen mit aufrechtem Gang, von Gott geliebt und verantwortlich für unser Leben. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Gott, unser Guter Hirte, mache uns tüchtig zum Guten! Hilf uns Frieden zu schaffen, wo wir können. Gib unseren Politikern den Mut, über ihren eigenen Schatten zu springen und Entscheidungen für das Gemeinwohl zu treffen. Tröste uns und richte uns auf, wenn wir belastet und bedrückt sind, wenn Schicksalsschläge uns hart treffen. Tröste uns vor allem, wenn wir um geliebte Menschen trauern.

Besonders Weise denken wir heute an drei Menschen aus unserer Paulusgemeinde, die gestorben sind: Wir beten für … . Dass die Liebe stärker ist, als der Tod, darauf bauen wir im Vertrauen auf Gott, den guten Hirten, den treuen Gott, der uns bei unserem Namen ruft und uns erlöst. Nimm die Verstorbenen in deinem ewigen Frieden gnädig auf und begleite ihre Angehörigen auf dem Weg ihrer Trauer. Schenke allen die Zuversicht, dass du uns als unser Guter Hirte ein Leben im Frieden schenken und uns zum Guten tüchtig machen willst. Amen.

Lied 221:

1. Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen: wir sind, die wir von einem Brote essen, aus einem Kelche trinken, Jesu Glieder, Schwestern und Brüder.

2. Wenn wir in Frieden beieinander wohnten, Gebeugte stärkten und die Schwachen schonten, dann würden wir den letzten heilgen Willen des Herrn erfüllen.

3. Ach dazu müsse deine Lieb uns dringen! Du wollest, Herr, dies große Werk vollbringen, dass unter einem Hirten eine Herde aus allen werde.

Abkündigungen

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.