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Ehrenkranz des Leidens

Trauerfeier für einen Mann, der ein erfülltes Leben in der Verantwortung vor Gott geführt hat und zum Schluss eine schwere Zeit der Krankheit durchstehen musste bis zu seinem Tod.

Ehrenkranz des Leidens: Eine blumengeschmückte Dornenkrone an einer Fassade in der Altstadt von Hildesheim
Die Dornenkrone geschmückt als Krone des Lebens (Bild: falcoPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde, wir sind hier versammelt, um von Herrn L. Abschied zu nehmen, der im Alter von [über 80] Jahren gestorben ist.

Der Abschied fällt schwer, auch wenn der Tod für ihn eine Erlösung war. Ein geliebter Mensch ist ein Stück des eigenen Lebens. Unbegreiflich, dass die Gemeinschaft mit ihm zu Ende ist. Es tut weh, ihn herzugeben.

In unserer Trauer wenden wir uns an Gott. Von ihm kommt unser Leben, zu ihm kehrt es im Tode zurück. Gott, hilf uns, den Verstorbenen loszulassen, traurig und doch dankbar – denn mit ihm war uns viel geschenkt.

Wir beten mit Psalm 73:

1 Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reines Herzens sind.

21 Als es mir wehe tat im Herzen und mich stach in meinen Nieren,

22 da war ich ein Narr und wusste nichts, ich war wie ein Tier vor dir.

23 Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,

24 du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.

25 Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.

26 Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.

28 Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.

Wir singen aus dem Lied 361 die Strophen 1 und 12:

1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

12. Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not; stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein, so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.

Liebe Trauergemeinde!

„Befiehl du deine Wege“, das haben wir vor ein paar Wochen mit Herrn L. zusammen gebetet. Auf den eigenen Füßen konnte er schon lange nicht mehr gehen, aber wir haben uns auf Gott verlassen, der für uns auch da noch Wege findet, wo unsere menschlichen Wege in einer Sackgasse enden.

Pflege und Treue hat Herr L. erfahren, Treue sein ganzes Familien- und Eheleben hindurch, Pflege in der Zeit seiner Krankheit, besonders in den letzten Monaten. Von Gottes Treue, sogar von Gottes Pflege spricht Paul Gerhardt in seiner letzten Liedstrophe; Gott ist groß gerade darin, dass er für uns da ist, wie ein starker Krankenpfleger, wie eine zuverlässige Gemeindeschwester, wie eine treusorgende Ehefrau. Da, wo unsere Wege irdisch im Tod enden, hören Gottes Wege mit uns nicht auf; sie führen hinein in den Himmel.

In dieser Zuversicht blicken wir heute zunächst einmal zurück auf das nun abgeschlossene irdische Leben von Herrn L.

Erinnerungen an Kindheit und Jugend des Verstorbenen und an die Zeit des Krieges

Als Sie und ihr Mann Hochzeit gefeiert haben, liebe Frau L., hat Ihnen der Pfarrer den Trauspruch aus der Offenbarung 2, 10 mit auf den Weg gegeben:

Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

Seitdem haben Sie einander viele Jahrzehnte lang die Treue gehalten, im wahrsten Sinne des Wortes in guten und in schweren Tagen.

Erinnerungen an das Familien- und Berufsleben des Verstorbenen

Noch etwas war Herrn L. wichtig: sein persönlicher Glaube. Wie oft war er gemeinsam mit seiner Frau bei uns im Gottesdienst, auch als es ihm gesundheitlich schon nicht mehr so gut ging; und immer erhob er sich von der Bank, wenn er mich begrüßen wollte. Aber auch zu Hause las er gemeinsam mit seiner Frau in der Bibel und betete Psalmen. Ich denke, dass er aus seinem Glauben heraus auch die Geduld aufbrachte, um seine Krankheit in all den Jahren und besonders den letzten schweren Monaten zu ertragen.

Sei getreu bis an den Tod

– das war Ihr gemeinsamer Trauspruch gewesen; im selben Bibelvers steht am Anfang das Wort (Offenbarung 2, 10):

Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst!

Wir haben es ja alle mitbekommen, wie es ihm immer schlechter ging. Nach mehreren Krankenhausaufenthalten konnte er gar nicht mehr aufstehen und brauchte ständig jemanden, der um ihn war. Er bekam auch viel Besuch quer durch die Generationen hindurch; aber am wichtigsten war es ihm, dass seine Frau in der Nähe war; nur in ihrer Gegenwart konnte er einigermaßen Ruhe finden.

Seit einem Monat schien es mit seinem Leben zu Ende zu gehen, aber noch war es nicht so weit; Herr L. hatte eine kräftige Natur und sein Körper hielt am Leben fest. Erst in der letzten Woche war abzusehen, dass er wirklich sterben musste. Die ganze Familie konnte von ihm in Ruhe Abschied nehmen.

Jetzt sind Sie im Grunde erleichtert, dass er von seiner Krankheit und seinen Schmerzen erlöst ist.

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

– so hat Gott ihn zu sich gerufen (Jesaja 43, 1).

Wenn man so lange in Liebe und Freundschaft miteinander verbunden war, dann tut der Abschied trotzdem weh. Das wird sicher in der nächsten Zeit noch stärker zum Vorschein kommen, wenn es nach der Zeit der anstrengenden Pflege, der Nachtwachen und der Anteilnahme am Leiden des Kranken sehr viel ruhiger in Ihrem Leben wird. Wenn die Beerdigung und die mit einem Todesfall unvermeidlich verbundenen Erledigungen vorbei sind, wird erst wirklich spürbar, welche Lücke der Verstorbene in Ihrem Leben hinterlässt. Dann ist es wichtig, auch weiterhin in Familie und Freundeskreis zusammenzustehen und ein offenes Ohr zu finden, wenn man sein Herz ausschütten will.

Heute sind wir traurig über den Tod von Herrn L. und dankbar für sein Leben, das wir große oder kleine Wegstrecken lang mit ihm geteilt haben. Dankbar vor allem für Liebe, die wir geben und empfangen durften.

Im Vertrauen auf unseren Herrn Jesus Christus dürfen wir nun Herrn L. getrost loslassen. Er ist es, der uns in der Ewigkeit mit Ehren annimmt, wenn unser Weg hier auf Erden zu Ende gegangen ist. In der Offenbarung spricht der prophetische Seher Johannes davon, dass der auferstandene Christus denen, die bis zum Tod den Glauben an ihn bewahren, die Krone oder den Kranz des Lebens verleiht, auf Griechisch steht da das Wort „stephanos“; er denkt dabei an den Lorbeerkranz, den die römischen Kaiser trugen oder der den Siegern bei den olympischen Spiele der Antike verliehen wurde:

Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

Luther hat das Wort „stephanos“ mit Krone übersetzt, weil in Deutschland Könige keine Lorbeerkränze, sondern Kronen trugen. Vielleicht dachte er auch an die Krone, die Jesus selbst tragen musste, als er starb: die Dornenkrone, die man ihm aufsetzte, um ihn zu verspotten, die aber zu seinem Ehrenkranz wurde – als König der Juden und als Erlöser der Welt. Im Bild der Krone des Lebens wird deutlich: Für Christen liegen das Leiden und die Erfüllung des ewigen Lebens dicht beieinander. Wer Leid vertrauensvoll bewältigt, der hat Anteil am Leiden Jesu und wird auch Anteil haben an seinem ewigen Leben im Himmel. Amen.

Wir singen das Lied 526:

1. Jesus, meine Zuversicht und mein Heiland, ist im Leben. Dieses weiß ich; sollt ich nicht darum mich zufrieden geben, was die lange Todesnacht mir auch für Gedanken macht?

2. Jesus, er mein Heiland, lebt; ich werd auch das Leben schauen, sein, wo mein Erlöser schwebt; warum sollte mir denn grauen? Lässet auch ein Haupt sein Glied, welches es nicht nach sich zieht?

Lieber Vater im Himmel, wir müssen einen geliebten Menschen begraben. Du weißt, wie schwer das ist. Wir müssen uns fügen und den Verlust hinnehmen. Hilf uns dabei und stärke unseren Glauben auch in der Zeit der Trauer.

Stärke in uns allen die Hoffnung auf ein Leben bei dir. Baue uns auf durch die Erinnerungen an den Verstorbenen, die wir dankbar bewahren. Vergib uns, was wir einander schuldig geblieben sind. Lass uns bewältigen, was uns belastet.

Gnädiger Gott, deiner Liebe vertrauen wir Herrn L. im Glauben an deinen Sohn Jesus Christus an, der unser menschliches Leben gelebt hat und unsern Tod gestorben ist, damit wir sein Leben teilen jetzt und in Ewigkeit. Amen.

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