Bild: Helmut Schütz

30 Jahre Jugendzentrum Holzwurm

Was hat es nicht alles gebraucht, in den vergangenen 30 Jahren, um fehlendem Urvertrauen hinterherzugehen – kuschelige Ecken mit Sofas, zuhörende Menschen, verlässliche Öffnungszeiten – damit der Glaube wachsen kann, dass ich nie verlassen bin, immer mit einem Ort der Zuflucht. Und mit wieviel Dankbarkeit darf heute auf alle Momente geblickt werden, in denen genau das im Holzwurm gelungen ist.

Das Logo des Jugendzentrums Holzwurm

Simon Schmidt, Leiter des Jugendzentrums Holzwurm
Simon Schmidt, Leiter des Jugendzentrums Holzwurm
Festgottesdienst am Samstag, 27. September 2014, um 11.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Vorspiel (CVJM-Band) mit Bilderpräsentation „30 Jahre Holzwurm“
Begrüßung (Simon Schmidt, Leiter des Jugendzentrums Holzwurm)
Lied: „10000 reasons“ (CVJM-Band)
Psalm und Gebet (Helmut Schütz)

Weil das Jugendzentrum Holzwurm 30 Jahre alt geworden ist, feiern wir einen Gottesdienst.

Gottesdienst feiern wir im Namen von dem Gott, der für uns da ist: wie ein guter Vater, wie eine gute Mutter.

Gottesdienst feiern wir im Namen von Jesus: er war und ist einer wie Gott, ein Mensch, der seine Nächsten und sogar seine Feinde geliebt hat, so wie Gott uns alle geplant hatte, als er die Menschen erschuf,

Gottesdienst feiern wir im Namen der heiligen Kraft von Gottes Geist: diese Kraft will in uns eindringen, durch uns wirken, sie ist die Kraft des Respekts, die Kraft eines gesunden Selbstvertrauens, die Brücken zwischen sehr verschiedenen Menschen baut.

Lasst uns einen Psalm der Bibel beten, den Psalm 19. König David, der als Jugendlicher noch ein einfacher Schafhirte war, soll ihn als einer der ersten gebetet haben. Ich lese ihn in einer eigenen Übertragung.

2 Das Weltall erzählt dir, wie großartig Gott ist.
Der Himmel über uns ist so unfassbar weit;
wenn du dir vorstellst – den hat Gott gemacht,
dann muss Gott noch viel größer sein!

3 Ein Tag sagt‘s dem andern,
eine Nacht flüstert es der anderen zu,
als ob sie ohne Pause wie Freunde oder Freundinnen miteinander chatten,
wie genial Gott ist, der sie gemacht hat.

4 Sie reden ohne Worte,
mit unhörbarer Stimme,
5 doch was sie erzählen,
kannst du überall auf der Erde hören
bis zum entferntesten Erdteil.

Und hinter dem Horizont ist es,
als habe Gott der Sonne ein Zelt gebaut,
6 als sei sie ein Mann, der heiraten will,
der im Hochzeitsanzug herauskommt
und sich freut, über den Himmel zu laufen
und seine Braut zu besuchen.

7 Vom einen Ende des Himmels kommt die Sonne
und läuft um die Erde bis zum anderen Ende;
alles, was die Menschen tun,
Gutes und Böses, bringt sie ans Licht.

8 Gott stellt Regeln auf, bessere gibt es nicht.
Deine Seele kann aufatmen, weil sie weiß:
Gott zeigt dir einen guten, den richtigen Weg.
Wenn du diesen Weg kennst,
weißt du genug fürs Leben,
auch wenn du nicht so viel weißt
wie die Leute, die dich für dumm halten.

9 Wenn Gott dir etwas vorschreibt,
dann hat das gute Gründe.
Er will dich nicht schikanieren.
Nein, er will, dass du klar durchblickst
und Grund hast, dich an deinem Leben zu freuen.

10 Respekt vor Gott zu haben, ist das Größte,
damit lebst du ewig.
Gott hat dir etwas zu sagen;
was er dir sagt, ist wahr und gerecht,
11 wertvoller als Geld oder Gold
und besser als jeder Süßkram
oder erst recht jede Droge.

12 Manchmal warnt dich Gott;
besser ist es, du hörst auf ihn
13 und kommst nicht auf die schiefe Bahn.

Und wenn das doch passiert, darfst du beten:
„Verzeih mir, lass mich neu anfangen.
14 Hilf mir, dass ich nicht auf falsche Freunde höre
und Dinge tue, die ich eigentlich nicht will.
15 Hilf mir, nur Gutes zu sagen und zu tun.
Denn auf dich, Gott, kann ich mich verlassen wie auf einen Felsen,
du machst mich stark, du machst mich frei! Amen.“

Michael Redmer, Verwaltungsleiter des CVJM Gießen
Michael Redmer, Verwaltungsleiter des CVJM

Wie die Menschen in den Psalmen der Bibel dürfen auch wir mit unseren Worten zu Gott beten.

Starker, guter Gott, danke, dass wir heute ein tolles Jubiläumsfest feiern können! Und danke, dass es den Holzwurm gibt! Danken für dieses Haus, wo Kinder und Jugendliche der Nordstadt einen Platz für sich haben, wo sie gerne hingehen, lernen und Spaß haben, Freunde finden und auch Respekt einüben vor Leuten, die anders sind. Amen.

Lied: „Vor dir“ (CVJM-Band)
Lesung: 1. Korintherbrief, Kapitel 13 (Michael Redmer, Verwaltungsleiter des CVJM Gießen)
Lied: „Von guten Mächten“ (CVJM-Band)
Predigt (Frank-Tilo Becher)
Gott gebe uns Worte für unser Herz und ein Herz für sein Wort. Amen.

Teil I.

Liebe Festgemeinde,

als mir der Gottesdienstablauf zugeschickt wurde und ich das Lied „Von guten Mächten treu und still umgeben“ darin entdeckte, fand ich in diesem kleinen Liedvers eine wunderbare Beschreibung dessen, worum es in 30 Jahren Holzwurm immer gegangen ist – jedenfalls so, wie ich darauf blicke. Und ich blicke als einer darauf, der das erste Drittel der Geschichte des Holzwurms aus Erzählungen kennt, der das zweite Drittel als Pfarrer der Paulusgemeinde auch im Holzwurm mitgestaltet hat und als einer, der in den vergangenen 10 Jahren für die Evangelische Kirche der Region immer einen Blick auf den Holzwurm geworfen hat – und das mit viel Freude und Sympathie für die gute Arbeit tut – und auch mit etwas Geld von der Landeskirche.

Dekan Frank-Tilo Becher
Dekan Frank-Tilo Becher

„Von guten Mächten treu und still umgeben“ – ist das nicht die Botschaft, die die Arbeit im Holzwurm jeden Tag und all die Jahre hindurch geprägt und getragen hat?

„Von guten Mächten treu und still umgeben“ – ist das nicht im Kern die Botschaft, die den Kindern und Jugendlichen mit jedem Wort, jeder Initiative, jeder Maßnahme weitergesagt werden soll?

„Von guten Mächten treu und still umgeben“ – ist das nicht die Überzeugung, die alle Mitarbeitende durch die drei Jahrzehnte hindurch für sich selbst gelten lassen mussten, um diese Arbeit gut tun zu können?

Der Holzwurm ist ein Baustein in der Jugendhilfeplanung für dieses Quartier – und setzt um, was auf dem Stand heutiger Erkenntnisse notwendig ist, um den Bedarfen an sozialer Entwicklung gerecht zu werden – um die Kinder und Jugendlichen in diesem Quartier zu fördern.

Und der Holzwurm ist motiviert von einem christlichen Selbstverständnis der Betreiber, das ich in diesem Textvers von Dietrich Bonhoeffer treffend verdichtet finde. Jeder Mensch ist von den guten Mächten Gottes immer und stetig treu und still umgeben. Wo immer Christinnen und Christen aus ihrem Glauben heraus leben und arbeiten, werden sie versuchen, diese Erkenntnis anderen Menschen aufzuschließen.

Dazu braucht es Orte der Begegnung. Dazu braucht es Schutzräume, in denen diese gute Macht sich entfalten kann, auch und gerade, wenn andere Orte von andren Mächten besetzt werden – von solchen, die Menschen nicht gut tun, die Kinder ängstigen und verunsichern, ihnen Schaden zufügen, sie behindern und ihnen Chancen verbauen. Die Paulusgemeinde hat deshalb die Türen ihres Gemeindehauses immer aufgemacht – so wie sie es auch heute in wundervoller Weise mit dem Familienzentrum tut. Und gleichzeitig gab es hier immer die wichtige Erkenntnis, dass es oft genug nicht reicht, zu sagen: die Tür ist ja offen, ihr könnt ja kommen, wenn ihr von diesen guten Mächten etwas erleben und erfahren wollt.

Wir sind von Christus gesendet, geschickt – und deshalb in unserem tiefsten Wesen als Kirche, modern gesprochen, Gemeinwesen orientiert. Gerade diese Perspektive hat die evangelische Kirche in der guten, erfolgreichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem CVJM Gießen immer wieder gewinnen und erneuern können. Mit größter Energie und größtem Engagement hat der CVJM diese nachgehende und hinwendende Form von Jugendarbeit in diesem Stadtteil entwickelt und etabliert. Ich blicke deshalb mit großer Dankbarkeit auf den langen und guten gemeinsamen Weg.Dekan Frank-Tilo Becher

Wegen dieser nachgehenden und hinwendenden Perspektive, stand da mal eine Holzhütte auf dem Platz an der Reichenbergerstraße – der Urholzwurm, nur wenige Meter von den Türen des Gemeindehauses entfernt. Ein Ort, an dem Jugendliche erfahren sollte, dass auch sie von guten Mächten treu und still umgeben sind. Die gleiche Botschaft, wie in dieser Kirche – aber an einem Ort, an dem Jugendliche Ohren und Herz öffnen konnten.

Und deshalb gehört zum Holzwurm durch all die Jahre auch seine mobile Seite – weil selbst dieser Ort der Jugend nicht überall dort hinreicht, wo die Botschaft von den guten Mächten hingehört. Dann muss man halt hoch, in die Heinrich-Will-Straße und an alle Ecken des Quartiers, wo Kinder und Jugendliche leben und spielen.

Und schließlich in eine neues Gebäude – mit weniger Holz – aber doch immer noch der Holzwurm – immer noch der Geist, der die guten Mächten Gottes erfahrbar machen will.

Teil II.

Gute Mächte Gottes – was sollen wir uns hier eigentlich vorstellen? Welche Mächte sind das? Die Bibel bietet uns ganz viele Worte und Bilder an, in denen uns die Macht und die Mächte Gottes erzählt und beschrieben werden. Ich habe mich für heute für die Worte des Paulus aus dem 1. Korintherbrief (13, 13) entschieden:

Glaube, Liebe, Hoffnung – diese drei bleiben.

Sie sind vielen Menschen bekannt, diese drei, werden gerne als Trauspruch ausgesucht. Und sie konzentrieren tatsächlich existentielle Dimensionen. Im Glauben wird der Mensch Person, gewinnt er Identität. Denn Glaube beschreibt doch im Tiefsten, dass ich mich von Gott angesprochen erfahre, also einem anderen zum Gegenüber werde. Ich brauche ein Du, um mich als Mensch zu erfahren. Im Glauben erfahre ich Gott als ein Du, das treu und oft genug ganz still, mir ein Gegenüber bleibt. Da kann die ganze Welt aus den Fugen sein, da kann sich jedes andere Du, jeder andere Mensch von mir abwenden. Gott garantiert mir mein wertvolles Person sein. Er bleibt in Beziehung. Im Glauben werde ich Ich.

Der Charakter dieser Beziehung ist genau deshalb, genau in dieser unverbrüchlichen Annahme die Liebe. Mein Ich erfährt sich uneingeschränkt geliebt. Und damit wird diese Beziehung zum Rollenmodell für alles „In-Beziehung-sein“. So wünschen wir uns unsere Familien, Ehen, Freundschaften.Dekan Frank-Tilo Becher

In Wahrheit, in Realität, gelingt das nicht wirklich. Ich kann es mir nicht einmal vorstellen, wie ich in verlässlicher Zuwendung zu allen Menschen bleibe. Oft genug bin ich heilfroh, mich abwenden, abgrenzen zu dürfen, brauche die Trennung, um selbst heil zu bleiben. Und doch weiß ich, dass genau dort wo es schwierig wird, eigentlich nur die Liebe helfen würde, die Gott auch für mich hat. Das Leben findet in diesem Dilemma statt, weil es eben nicht ein Leben im Paradies ist. (Es folgte ein Seitenblick auf den derzeitigen Konflikt im Irak und in Syrien.)

Weil Gott uns solches Denken hin auf Leben in Liebe aufschließt, können wir Hoffnung haben. Für uns und für die ganze Welt. Es gibt eine Perspektive auf die Möglichkeit, dass alle Menschen in Würde und Frieden miteinander unterwegs sind und die Welt gestalten. Eine Utopie – eine Vision – das Reich Gottes – die Hoffnung, die uns mit Sinn leben lässt. Sonst müssten wir uns den anderen Mächten ergeben: Survival oft he fittest, Nationalismus, Geschlechterkampf, die Macht des Geldes, das Faustrecht… da ist vieles auf dem Markt, auch auf dem Marktplatz der kleinen Nordstadt.

Teil III.

Und damit komme ich zurück zu den Kindern und Jugendlichen, die seit 30 Jahren im Fokus der Arbeit im Holzwurm stehen.

Mir hilft noch immer das Stufenmodell psychosozialer Entwicklung von Erikson, um mir eine Bewusstheit für die entwicklungspsychologisch ganz unterschiedlichen Bedarfe von Kindern und Jugendlichen wach zu halten. Ich weiß, dass es auch kritisch bedacht wird. Trotzdem veranschaulicht mir es, wie in ständig neuen Themenkreisen „die Mächte“ im Selbstbild der Kinder und Jugendlichen miteinander ringen müssen.

Behütetes und beschütztes Leben in Säuglingsalter stärkt ein Urvertrauen. Wo es fehlt, weil das Leben in der Wohnung am Troppauer Weg von Überforderung geprägt war, kann Urmisstrauen zum quälenden Lebensbegleiter werden. Was hat es nicht alles gebraucht, in den vergangenen 30 Jahren, um genau diesem Urvertrauen hinter her zu gehen – kuschelige Ecken mit Sofas, zuhörende Menschen, verlässliche Öffnungszeiten – damit der Glaube wachsen kann, dass ich bin, wertvoller Mensch, nie allein und verlassen, immer mit einem Ort der Zuflucht. Und mit wieviel Dankbarkeit darf heute auf alle Momente geblickt werden, in denen genau das im Holzwurm gelungen ist.

Dekan Frank-Tilo Becher
Dekan Frank-Tilo Becher auf der Kanzel vor dem sonnendurchfluteten Paulus-Altarfenster

Im Schulalter, also oft dem ersten Berührungspunkt mit dem Holzwurm, steht nach Erikson der Satz „Ich bin, was ich lerne“ als lebensleitendes Motiv. Damit kann sich großer Stolz über Gelungenes verbinden und starke Minderwertigkeitsgefühle im Scheitern. Ich schaffe etwas und werde gelobt – das ist die existentielle Nahrung in dieser Zeit. Was hat es nicht alles gebraucht in den vergangenen 30 Jahren, damit solches Lob gehört werden konnte – an Stunden in der Hausaufgabenhilfe, an Basteln und Werken, am Herd beim Kochen, in der Sporthalle, beim gemeinsamen Fußball. Das wir „gnädig ansehen“, was mit viel Liebe und Mühe geschaffen wurde, auch wenn es nach Notenmaßstäben unserer Gesellschaft vielleicht noch ungenügend erscheint – so wirken gute Mächte. Und das wir ermutigen, besser zu werden, weil wir es den Kindern zutrauen. So einfach geht das manchmal. Und wir dürfen heute dankbar zurückblicken, auf alle Momente in denen das im Holzwurm gelungen ist.

„Ich bin, was ich bin“ – basta. So kommt die Jugend später daher, auf der Suche nach Identität. Die braucht einen Platz in der Gruppe, eine Rolle, Akzeptanz. Dieser Prozess hat viele Hürden und Klippen, an denen Jugendliche straucheln können. Was hat es nicht alles gebraucht in den vergangenen 30 Jahren, damit die jugendlichen Identitäten im Miteinander sich finden konnten. Wieviel Kampf zwischen Gruppen hat stattgefunden, wieviel Positionierung in den Gruppen, da mussten Türen auch mal verschlossen werden, Grenzen gezogen werden, Gespräche geführt werden,….und wir dürfen heute dankbar zurückblicken, auf all die Tage und Wochen, in denen die Jugendlichen miteinander und aneinander gereift sind und wir, vom Holzwurm, mit ihnen in Beziehung geblieben sind.

Und wir dürfen mutig zurückblicken, auf alles Scheitern, Verzweifeln und Ratlosbleiben der vergangenen 30 Jahre, sonst hätten wir die guten Mächte, sonst hätten wir Glaube, Liebe und Hoffnung nicht für uns selbst begriffen.

So wirken die guten Mächte – werden Glaube, Hoffnung, Liebe konkret – hat Gott sie Wirklichkeit werden lassen – hier, für die Kinder und Jugendlichen in der Nordstadt – hier im Holzwurm – auch für uns.

„Von guten Mächten treu und still umgeben“ – „Still“ – darüber kann man wirklich stolpern. Still fällt mir nicht ein, wenn ich an den Holzwurm denke. Aber vielleicht lässt sich darin gerade die große Aufgabe und Herausforderung finden und fassen – dass diese stille Gegenwart gegen alle Lautstärke anderer Mächte hörbar wird.

Es ist eben auch eine Arbeit der kleinen Gesten und Worte, des guten Blicks und des Tempotaschentuchs bei Tränen, des stillen Mitweinens und Mitfreuens, des ruhigen Gesprächs und des ermunternden Lächelns. Davon ist in den vergangenen 30 Jahren so viel geschehen, dass es sich nicht zählen lässt. So seid Ihr, Ihr vom Holzwurm, ein Segen für die Kinder und Jugendlichen gewesen.

Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.

So segne der eine Gott den Holzwurm, die Menschen, die dort arbeiten und die Kinder und Jugendlichen, die ihn aufsuchen mit Glaube, Liebe und Hoffnung – heute, morgen und in allen Tagen, die da kommen. Amen.

Die CVJM-Band spielt das Lied "Befiehl du deine Wege"
Die CVJM-Band singt und spielt das Lied „Befiehl du deine Wege“

Liedbeitrag (Thalia Steinbrecher / Technik S. Schmidt)

Fürbittengebet (Kinder des JuZ Holzwurm)
Vater unser (Helmut Schütz)
Lied: „Befiehl du deine Wege“ (CVJM-Band)
Abkündigung fürs Jubiläum (Bettina Petry) und für die Paulusgemeinde (Helmut Schütz)
Segen (Helmut Schütz)

Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen.

Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.

Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke des Bösen.

Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst.

Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist.

Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.

Der Herr sei über dir, um dich zu segnen.

So segne dich der gütige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Ausgangsspiel (CVJM-Band)
Christoph von Weyhe und Simon Schmidt
Der Paulus-Kirchenvorstandsvorsitzende Christoph von Weyhe und Jugendzentrumsleiter Simon Schmidt bei den Feierlichkeiten zum Holzwurm-Jubiläum
Grußwort zum Jubiläum „30 Jahre Jugendzentrum Holzwurm“ (Helmut Schütz)
Pfarrer Helmut Schütz
Pfarrer Helmut Schütz

Liebe Jubiläumsgemeinde, dass es den Holzwurm seit 30 Jahren gibt, hat viel mit der Evangelischen Paulusgemeinde zu tun. Bereits Anfang 1980, als Otto Seesemann Paulus-Pfarrer war und Burghard Schunkert als neuer Gemeindepädagoge seinen Dienst antrat, sah der Kirchenvorstand Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen von Jugendlichen, die in der kirchlichen Jugendarbeit abgebaut werden sollten, vor allem zwischen den „Manischen“ und den sogenannten „Vornehmen“. Ein Jahr später gab es konkrete Planungen für ein Projekt „Offene Jugendarbeit – Familienberatung – Gießen Nord“; zunächst war daran gedacht, ein Jugendhaus evtl. in der Troppauer Str. 10 einzurichten, wo es Hausaufgabenhilfe, Kurse und Arbeitsgemeinschaften geben sollte; weiterhin sollten Gesprächsmöglichkeiten und die Beratung von Jugendlichen und Familien angeboten werden. Als Trägerkreis war damals im Gespräch: der CVJM, die Albertusgemeinde, Paulusgemeinde und die Stadt Gießen.

Leider fand man bis Ende 1982 dann doch kein geeignetes Gebäude für die stadtteilbezogene Jugendarbeit in Gießen-Nord. Der Kirchenvorstand fasste damals trotzdem folgenden Beschluss: „Wegen ihrer Dringlichkeit wird diese Arbeit auf alle Fälle – trotz fehlender Räume – durch einen CVJM-Sekretär am 1.1.1983 aufgenommen. Bis April 1983 stellt der Kirchenvorstand Räume für Sprechstunden und Hausaufgabenbetreuung zur Verfügung.“ Das war zwar noch nicht die Geburtsstunde des späteren Jugendzentrums Holzwurm, aber vielleicht doch so etwas wie der Zeugungstermin.

Am 1.1.1983 begann dann also wirklich Hans-Jürgen Hoerder als CVJM-Sekretär mit dem Aufbau der stadtteilbezogenen Jugendarbeit in der Nordstadt Gießen, in enger Zusammenarbeit mit dem Gemeindepädagogen der Paulusgemeinde. Im März 1983 wurde ein Freundeskreis zur Förderung dieser Arbeit gegründet.

Nachdem auch Versuche, den Co-op-Laden Ecke Cranachstraße/Marburger Straße anzumieten, erfolglos verliefen, bereitete man für das Jahr 1984 den Bau und die Ausstattung einer Baracke für die Stadtteilarbeit Gießen-Nord vor. Schon damals gab es einen Bauwagen als „Spielmobil“, es gab Freizeiten und ein Arbeitslosencafé, 3 bis 4 Mitarbeiter halfen 10 bis 14 Kindern im Alter von 7 bis 14 Jahren bei den Hausaufgaben, und einmal in der Woche traf sich Hanni Hoerder mit Mitarbeitern zum Gebet für besonders problembeladene Jugendliche. Am 29. September 1984 konnte dann endlich das Jugendzentrum „Holzwurm“ in der Baracke hinter dem Sportplatz an der Reichenberger Straße eröffnet werden, wo jetzt das neue Bildungszentrum steht. Getragen wurde es von Anfang an gemeinsam vom CVJM und Paulusgemeinde mit Geldern der Stadt Gießen und in geringerem Umfang der evangelischen Landeskirche und des CVJM. Das blieb so, auch als der „Holzwurm“ Ende 1996 in die neuen Räume in der Reichenberger Str. 7a umzog.

Viele Jahre lang liefen im Holzwurm und in der Paulusgemeinde ergänzend zueinander intensive Angebote in der Jugendarbeit. Mehrfach wechselten Jugendmitarbeiter aus der Stadtteilarbeit in die Paulusgemeinde oder umgekehrt. Seit etwa zehn Jahren wurde allerdings die Offene-Tür-Arbeit in der Paulusgemeinde immer weniger in Anspruch genommen. Als die Stadt in der Nordstadt nach Trägern für neue Kindergartenplätze suchte, fiel es uns darum nicht ganz so schwer, unsere ehemaligen Jugendräume im Untergeschoss des Gemeindezentrums umzubauen und dort unseren Kindergarten zu einem Kinder- und Familienzentrum zu erweitern.

Um so wichtiger ist uns als Paulusgemeinde die Mitträgerschaft und Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum „Holzwurm“, denn im Pauluszentrum selbst steht für die Arbeit mit Konfis und anderen Jugendlichen nur noch unser Gemeindesaal zur Verfügung. Immerhin gibt es da auch Theaterprojekte und ein Capoeira-Angebot, aber die Jugendarbeit im engeren Sinne findet jetzt doch konzentriert hier im „Holzwurm“ statt. Dass es sich um ein offenes Haus nicht nur für christliche Jugendliche, sondern für alle im Stadtteil handelt, entspricht dabei durchaus dem Profil der Paulusgemeinde. Wir wollen nicht im eigenen Saft schmoren, sondern Kirche in der Nordstadt und für die Nordstadt sein. In diesem Sinne – auf weitere gute Zusammenarbeit zwischen dem „Holzwurm“ und dem Pauluszentrum!

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