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Der stumme Dämon

Jesus ist ein Meister darin, solche bösen Geister auszutreiben: Nicht mit Zaubersprüchen oder exorzistischen Ritualen, sondern indem er den Menschen Vertrauen einflößt. Der Stumme traut sich, die angestaute Angst zu überwinden; er beginnt zu reden. Jesus ist stärker als die inneren Stimmen und Mächte, unter denen er sein Leben lang zwanghaft gelitten hat.

Ein halb zu sehendes ernstes Gesicht eines Mannes, Schwarzweiß-Foto, ein großes Auge blickt den Betrachter an
Jesus setzt auf die heilende Kraft des Vertrauens (Bild: ambrooPixabay)

#predigtAbendmahlsgottesdienst am Drittletzten Sonntag im Kirchenjahr, den 6. November 2005, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße Sie mit dem Bibelwort zum Reformationsfest aus 1. Korinther 3, 11:

Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Herzlichen Dank sage ich dem Kirchenchor, der diesen Gottesdienst mitgestaltet.

Im Gemeindebrief stand: Heute geht es um das Thema „Jesus und die Macht des Bösen“. Am Reformationstag kann man das Thema auch so formulieren: „Jesus und die Macht des Wortes“. Herr Pfarrer Schütz wird danach fragen, wie die Macht des Wortes Jesu die Macht des Bösen besiegt. Passend dazu singen wir aus dem ersten Lied 373 die Strophen 1, 3 und 5:

1. Jesu, hilf siegen, du Fürste des Lebens; sieh, wie die Finsternis dringet herein, wie sie ihr höllisches Heer nicht vergebens mächtig aufführet, mir schädlich zu sein. Satan, der sinnet auf allerhand Ränke, wie er mich sichte, verstöre und kränke.

3. Jesu, hilf siegen und lass mich nicht sinken; wenn sich die Kräfte der Lügen aufblähn und mit dem Scheine der Wahrheit sich schminken, lass doch viel heller dann deine Kraft sehn. Steh mir zur Rechten, o König und Meister, lehre mich kämpfen und prüfen die Geister.

5. Jesu, hilf siegen. Wenn alles verschwindet und ich mein Nichts und Verderben nur seh, wenn kein Vermögen zu beten sich findet, wenn ich vor Angst und vor Zagen vergeh, ach Herr, so wollst du im Grunde der Seelen dich mit dem innersten Seufzen vermählen.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Als Martin Luther die Kirche reformieren wollte, tat er es als einer, der durch die Bibel frei geworden war. Frei von der Angst vor einem strafenden Gott, der uns in die Hölle wirft oder im Fegefeuer schmoren lässt, wenn wir nicht genug gute Werke getan und nicht genug gebüßt haben. Das lernte Luther von Paulus, der in seinem Brief an die Römer 3, 28 schreibt:

Der Mensch [wird] gerecht … ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

Kommt, lasst uns Gott anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Luther nahm die Sünde ernst. Ernster als seine Kritiker. Er wusste, dass kein Mensch sich den Himmel verdienen kann, auch der heiligste Mensch nicht. Der Himmel ist immer ein Geschenk an Menschen, die auf Vergebung angewiesen sind. Wir rufen zu Gott:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Luther nahm die Sünde ernst, aber noch ernster nahm er die Gnade Gottes. Unser ganzes Leben soll Buße sein, meinte Luther, aber er meinte damit keine Selbstquälerei, sondern die Umkehr der Menschen zu einem liebevollen Gott, so wie Kinder voller Vertrauen zu den Eltern kommen, die sie liebhaben.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Barmherziger Gott, oft erstarren wir vor der Macht des Bösen in der Welt und in uns, ja auch in der Kirche. Wenn wir wie gelähmt sind und dem Guten, der Liebe, deiner Gnade nicht genug zutrauen, dann komm zu uns mit deinem Geist und rüttle uns auf, setze uns in Bewegung, gib uns Kraft und Mut. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Chor: Kanon

Und ich will singen, ich will singen von der Gnade des Herrn und seine Wahrheit mit meinem Munde verkünden für und für.

Wir hören den heutigen Text zur Predigt aus dem Evangelium nach Lukas 11, 14-28:

14 Und er trieb einen bösen Geist aus, der war stumm. Und es geschah, als der Geist ausfuhr, da redete der Stumme. Und die Menge verwunderte sich.

15 Einige aber unter ihnen sprachen: Er treibt die bösen Geister aus durch Beelzebul, ihren Obersten.

16 Andere aber versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel.

17 Er aber erkannte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet, und ein Haus fällt über das andre.

18 Ist aber der Satan auch mit sich selbst uneins, wie kann sein Reich bestehen? Denn ihr sagt, ich treibe die bösen Geister aus durch Beelzebul.

19 Wenn aber ich die bösen Geister durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.

20 Wenn ich aber durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen.

21 Wenn ein Starker gewappnet seinen Palast bewacht, so bleibt, was er hat, in Frieden.

22 Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seine Rüstung, auf die er sich verließ, und verteilt die Beute.

23 Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

27 Und es begab sich, als er so redete, da erhob eine Frau im Volk ihre Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, an denen du gesogen hast.

28 Er aber sprach: Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.

Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Der Chor singt den Satz „Nun lob, mein Seel den Herren“ nach dem Lied 289:

1. Nun lob, mein Seel, den Herren, was in mir ist, den Namen sein. Sein Wohltat tut er mehren, vergiss es nicht, o Herze mein. Hat dir dein Sünd vergeben und heilt dein Schwachheit groß, errett‘ dein armes Leben, nimmt dich in seinen Schoß, mit reichem Trost beschüttet, verjüngt, dem Adler gleich; der Herr schafft Recht, behütet, die leidn in seinem Reich.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, Jesus macht einen Menschen gesund. Er war stumm, kann wieder reden; eine Menschenmenge staunt. So knapp und nüchtern wie in einer kurzen Zeitungsmeldung berichtet davon die Bibel.

Was passiert da? Ist das ein unerklärliches Wunder, das nur Jesus tun kann? Ist dieser Mann gehörlos im medizinischen Sinn, so wie die Männer und Frauen, die heute Nachmittag bei uns in der Pauluskirche Gottesdienst feiern? Überschreitet Jesus die Grenzen medizinischer Kunst, indem er ein Wunder tut, das niemand außer ihm so tun kann?

Die Bibel erklärt die Krankheit des Stummen mit dämonischer Besessenheit. Damit ist gemeint: Dieser Mensch ist nicht wirklich er selbst. Er hat nicht die Macht über sich selbst, fremde Mächte haben von ihm Besitz ergriffen.

Diese scheinbar altmodische oder esoterische Diagnose ist in Wirklichkeit sehr modern: sie macht es uns möglich, die Stummheit des Stummen psychosomatisch zu erklären. Wer weiß, wie oft man ihm den Mund verboten, zum Schweigen verurteilt hat? Musste er von Kindheit an so brav und pflegeleicht sein, dass er nicht schrie, wenn ihm was weh tat, nicht quengelte, wenn ihm was gegen den Strich ging? Der Stumme ist wie ferngesteuert: Statt zu erzählen, was er auf dem Herzen hat, kriegt er keinen Ton heraus. Will er schreien, wenn ihm etwas weh tut, schnürt ihm eine tiefsitzende Angst die Luft ab. Statt sich zu wehren, wenn er an die Wand gedrückt wird, wagt er es nicht, den Mund aufzumachen.

Jesus ist ein Meister darin, solche bösen Geister auszutreiben, ebenfalls auf sehr moderne Weise: Nicht mit Zaubersprüchen oder exorzistischen Ritualen, sondern indem er den Menschen Vertrauen einflößt. Der Stumme traut sich in seiner Gegenwart, die angestaute Angst zu überwinden; er beginnt zu reden. Jesus ist stärker als die inneren Stimmen und die inneren Mächte, unter denen er sein Leben lang zwanghaft gelitten hat.

Jesus selbst erklärt die Heilung des Stummen so: „Wenn ich durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen.“ Ganz undramatisch setzt sich Gott gegen das Böse durch, wie mit der sanften Berührung nur eines einzigen Fingers, sozusagen fast mit links. Kein drohender Zeigefinger ist hier im Spiel, sondern ein Finger, der auf eine Wunde gelegt wird, um sie zu heilen. So beschreibt Jesus die sanfte Macht des Vertrauens auf Gott, die den Stummen geheilt hat.

Wo Gottvertrauen herrscht, da ist Gottes Reich mitten unter uns, da geschieht Heilung, da haben böse Geister keine Chance, auch wenn sie andere Namen tragen – Vorurteil, Verachtung, Verzweiflung.

Aber die Geschichte, die wir gehört haben, geht nach der Heilung des Stummen noch weiter. Ganz so leicht ist die Macht des Bösen nicht zu brechen.

Zwischen Jesus und dem ehemals Stummen ist ein Stück vom Reich Gottes wirklich geworden. Aber wie ist es mit der Gemeinschaft der Menschen, zu denen beide gehören, Jesus und dieser geheilte Mann?

Die Menschenmenge staunt über diese Heilung. Jedenfalls die meisten tun es. Einige entrüsten sich aber auch. Sie verstehen nicht, was da geschehen ist, wollen es auch nicht stehenlassen als ein unergründliches Geheimnis, sondern sie äußern eine böswillige Unterstellung: Treibt Jesus böse Geister wirklich mit der Hilfe Gottes aus? Oder benutzt er schwarze Magie? Ist er vielleicht mit „Beelzebul“ im Bunde, dem Obersten aller Teufel und Dämonen? Als dieser Vorwurf erst einmal im Raum steht, wird die Forderung laut: „Beweise, dass du keine Teufelszauberei betreibst. Gib uns ein Zeichen vom Himmel!“

Diese Vorwürfe und Anfragen an Jesus haben mit dem Geist des Vertrauens, aus dem heraus Jesus den Stummen geheilt hat, nichts zu tun. Jesus kann ihnen keine Zeichen und Beweise geben; Gottvertrauen entsteht niemals aufgrund von Beweisen. Außerdem steht im Hintergrund dieser Diskussion ein abgrundtiefes Missverständnis: Als ob der Teufel und seine Dämonen etwas wäre, was man mit Zauberformeln bekämpfen könnte, und nun käme es nur noch darauf an, ob man dabei gute oder böse Mächte zu Hilfe ruft, ob man weiße oder schwarze Magie ausübt. Jesus ist weder ein weißer noch ein schwarzer Magier. Er heilt mit der Macht des Vertrauens.

Aber wie entsteht Vertrauen? Magie arbeitet mit dunklen Beschwörungsformeln, Vertrauen wächst durch Worte, die voller Liebe, aber auch voller vernünftiger Klarheit sind, eben durch die Macht des Wortes. Nicht umsonst glauben wir, dass sich in Jesus die Liebe Gottes selbst verkörpert, und nennen ihn das fleischgewordene Wort Gottes.

Darum redet Jesus auch Klartext, um sich in einem Streitgespräch gegen die Behauptung zur Wehr zu setzen, er treibe die bösen Geister mit Hilfe des Teufels aus.

Sein erstes Argument lautet: „Stellt euch doch einmal vor, ich würde mit des Teufels Hilfe Menschen von dämonischen Einflüssen befreien. Das wäre so, als ob ein Reich im Bürgerkrieg mit sich selbst läge. Dann würde sich der Teufel selbst zerfleischen.“

Außerdem erinnert Jesus seine Gegner daran, dass auch Menschen in ihren eigenen Reihen böse Geister austreiben. Stehen die etwa auch mit dem Teufel im Bund? Nein, sie bemühen sich genau wie Jesus redlich darum, Menschen gesund zu machen. „Sie werden eure Richter sein“, sagt Jesus. Wer einen anderen als Verbündeten des Teufels verurteilen will, soll also aufpassen, dass er nicht selbst verurteilt wird. Denn das Reich Gottes ist nicht da, wo man andere verteufelt, sondern da, wo Menschen gesund werden, wo sie frei werden von Zwängen, von Ängsten, von Hoffnungslosigkeit.

Dieser Streit, in den Jesus damals verwickelt wurde, zieht sich durch die Kirchengeschichte hindurch. Martin Luther zum Beispiel empfand sich selber als einen von Dämonen gequälten Menschen, der unter den Anforderungen seiner Kirche verzweifelte. Er glaubte, nicht genug für sein Seelenheil getan zu haben oder jemals tun zu können und drohte unter den Anklagen des Teufels zusammenzubrechen. Als er erkannte, dass Jesus Christus ihm die Sünde ohne Vorbedingungen vergibt, da erfuhr er die Heilung von den bösen Geistern, die ihn plagten, am eigenen Leibe. Diese Heilung führte dazu, dass er nicht stumm bleiben konnte: Er machte seinen Mund auf und verkündigte das Evangelium von der Freiheit in einer Deutlichkeit, die unsere Kirchenlandschaft und sogar die Weltgeschichte bis heute prägt.

Natürlich blieb auch Martin Luther nicht unwidersprochen. Ihm warf man vor, den Abfall von der alleinseligmachenden Kirche zu predigen und damit gegen den Auftrag Jesu zu verstoßen.

Später gab es in der Tat Menschen, die über Luther hinausgingen und nicht nur den Ungehorsam gegen den Papst und eine korrupte Kirche, sondern auch gegen Gott und die Kirche überhaupt auf ihre Fahnen schrieben. Freiheit kann auch in den Aufruhr gegen die Gebote Gottes oder in unverbindliche Beliebigkeit münden. Aber das hat Luther nicht gewollt; für ihn waren die Freiheit eines Christenmenschen und die Verantwortung des Christen vor Gott zwei Seiten derselben Medaille. Wer glaubt, ist ein freier Mensch, indem er Liebe übt.

Für Jesus und für Luther kann der Mensch nur frei sein, wenn die Gefangenschaft der Seele durch Gottes Kraft überwunden wird. Jesus erklärt das im Predigttext mit einem Gleichnis: „Wenn ein Starker gewappnet seinen Palast bewacht, so bleibt, was er hat, in Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seine Rüstung, auf die er sich verließ, und verteilt die Beute.“ Die bösen Geister haben also nichts mehr zu melden, wenn sie es mit Gott zu tun bekommen. Ich mag von inneren Stimmen gequält sein, die mir einreden wollen: Du bist ein böser Mensch, du bist nichts wert! Doch im Streit zwischen Gott und den bösen Stimmen behält Gott Recht; ich bin von Gott geliebt, bin unendlich viel wert. Da müssen die Stimmen verstummen, die mich stumm machen, resignieren lassen wollen, und ich darf als Christ leben, mir meiner Würde als Ebenbild der Liebe Gottes bewusst sein.

Wenn es um die Macht des Bösen geht, fordert Jesus eine Entscheidung, die so aussieht: „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.“ Ich verstehe diesen Satz als Aufruf zu einer christlichen Ökumene. Am ersten Abend unserer Themenwoche haben wir vorgestern zum Beispiel überlegt, ob wir als katholische und evangelische Christen in Gießen gemeinsam mit dem CVJM ein Angebot für Jugendliche auf die Beine stellen können: wenn es eine Gemeinde allein nicht schafft, regelmäßig Jugendgottesdienste oder christliche Jugendtreffs zu organisieren, dann ist es vielleicht möglich über Gemeinde- und Gruppengrenzen hinweg.

Noch ein letzter Blick auf unseren Predigttext: Als Jesus dem Stummen die Sprache schenkt, da staunen viele, da kritisieren ihn einige, und es gibt auch eine einzelne überschwengliche Lobeshymne auf Jesus. „Da erhob eine Frau im Volk ihre Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, an denen du gesogen hast.“ Jesus nimmt diese Verehrung zur Kenntnis, die ja eigentlich eine Verehrung seiner Mutter ist, und antwortet kurz und knapp: „Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.“

Jesus sagt zwar Ja zu der Frau. Und zugleich widerspricht er seiner Bewundererin. Jesus will nicht, dass man ihn als Helden verehrt, und wenn man seine Mutter selig preist, die ihm einmal die Nächste war, dann macht das für ihn nur insofern Sinn, als sie eine derjenigen war, die auf Gottes Wort gehört und es bewahrt haben. Ja, Jesus will, dass man seine Worte hört, dass man das befreiende Wort Gottes bewahrt und nahe an sich heranlässt, so nahe, dass es an uns arbeiten kann. Nicht nur mit Kritik hält man sich Jesus vom Leib. Auch mit einer Begeisterung, die Jesus auf einen unerreichbaren Sockel stellt, schafft man einen Abstand zu ihm, den er gar nicht will. Jesus rührt Menschen an, damit sie den Kontakt zu Gott wieder spüren, den sie verloren hatten. Jesus predigt: „Das Himmelreich ist nahe und nicht fern.“ Jesus ruft uns auf, ihm nachzufolgen. So überwindet die Macht seines Wortes das Böse, indem wir uns von ihm überwinden lassen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Vor dem Abendmahl singen wir aus dem Lied 396 die Strophen 1 bis 3:

1. Jesu, meine Freude, meines Herzens Weide, Jesu, meine Zier: ach, wie lang, ach lange ist dem Herzen bange und verlangt nach dir! Gottes Lamm, mein Bräutigam, außer dir soll mir auf Erden nichts sonst Liebers werden.

2. Unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei. Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd und Hölle schrecken, Jesus will mich decken.

3. Trotz dem alten Drachen, Trotz dem Todesrachen, Trotz der Furcht dazu! Tobe, Welt, und springe; ich steh hier und singe in gar sichrer Ruh. Gottes Macht hält mich in acht, Erd und Abgrund muss verstummen, ob sie noch so brummen.

Im Abendmahl sind wir eingeladen, die Freiheit der Kinder Gottes zu spüren. Als Brüder und Schwestern Jesu Christi versammeln wir uns und erfahren: Gott, macht die Gefangenen frei. Er richtet Menschen auf, die niedergeschlagen sind.

Gott im Himmel, lass uns deine Freiheit schmecken, lass uns spüren, wie es ist, leben zu dürfen ohne unmenschlichen Druck und Zwang, schenke uns in deinem Abendmahl die Gewissheit, dass du uns liebhast und niemals fallen lässt.

Gott, nimm von uns, was uns von dir trennt: Unglauben, Lieblosigkeit, Verzagtheit. Hochmut, Trägheit, Lebenslügen. In der Stille bringen wir vor dich, was unsere Seele belastet:

Beichtstille

Wollt Ihr Gottes Treue und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Erhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, Gott ernst zu nehmen als den der groß ist in seiner Güte und Freundlichkeit zu uns Menschen. Würdig und recht ist es, uns selber anzunehmen als Menschen mit aufrechtem Gang, von Gott geliebt und verantwortlich für unser Leben. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Lasst uns beten!

Frei dürfen wir sein, guter Gott, frei und dennoch gebunden an dich in Liebe und Vertrauen. Lass uns die Grenzen akzeptieren, die du uns setzt, die uns gut tun. Hilf uns, mit der Angst fertigzuwerden, die wir vor allem Neuen haben und vor allem vor der Freiheit. Schenke uns Menschen, die uns begleiten, wenn wir Neues Lernen, die uns stützen, wenn wir zu fallen drohen.

Großer Gott, wir bitten dich heute: schenke deinen Geist der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, die heute ihre Beratung beginnt. Schenke deine erfrischende Kraft, dass das Thema der Synode „Tolerant aus Glauben“ Gestalt gewinnt. Lass sie mit Weisheit und Weitsicht die zukünftigen Wege unserer Kirche wählen. In gleicher Weise bitten wir auch für unsere Gemeindeversammlung, zu der wir anschließend im Gemeindesaal zusammenkommen: lass uns in Rückblick und Ausblick den Weg unserer Kirchengemeinde bedenken und schenke uns gute Ideen für ein Gemeindeleben in der Nachfolge deines Sohnes Jesu Christi.

Barmherziger Gott, insbesondere schließen wir heute Herrn … in unser Gebet ein, der nach einem langen Weg der Krankheit im Alter von 54 Jahren gestorben ist. Begleite die Angehörigen mit deinem Trost und lass sie erfahren, dass deine Liebe kein Ende hat, weder in diesem Leben noch in der Ewigkeit. Amen

Reformationslied 362, 1-3:

1. Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Der alt böse Feind mit Ernst er’s jetzt meint; groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seinsgleichen.

2. Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit‘ für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren. Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott, das Feld muß er behalten.

3. Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen. Der Fürst dieser Welt, wie sau’r er sich stellt, tut er uns doch nicht; das macht, er ist gericht‘: ein Wörtlein kann ihn fällen.

Abkündigungen

Und nun lasst uns mit Gottes Segen aus dem Gottesdienst hinaus und in die Gemeindeversammlung hineingehen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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