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Mariä Himmelfahrt: „Sie hat sich verduftet“

Mein Denkanstoß heute ist ein Lied zu einer Legende von Mariens Tod. Ich gebe zu, dass ich nicht weiß, welchen Sinn die Himmelfahrt Marias für einen katholischen Christen haben mag. Aber vor Jahrzehnten hörte ich das Lied, geschrieben von Wilhelm Willms, vertont von Peter Janssens, und es sprach mich an in seiner schlichten Symbolhaftigkeit.

Eine Marienstatue im Hintergrund von Rosen
Was kann ein evangelischer Christ mit Mariä Himmelfahrt verbinden? (Bild: Thomas B.Pixabay)

#gedankeTurmgebet am Donnerstag, 15. August 2013, um 18.00 Uhr im Stadtkirchenturm Gießen

Herzlich willkommen beim Turmgebet im Stadtkirchenturm Gießen!

Wir sind versammelt im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir hören die Losung der Herrnhuter Brüdergemeine aus dem Prophetenbuch Amos 5, 14:

Suchet das Gute und nicht das Böse, auf dass ihr leben könnt.

Und dazu wurde der Lehrtext aus dem Brief des Paulus an die Römer 12, 17 gestellt:

Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

Singen wir dazu das erste Lied auf dem Liedblatt:

„Wende des Böse, tue das Gute, suche den Frieden und jage ihm nach!“

Gott, wir bringen vor dich unsere Gedanken, die sich oft im Kreise drehen. Wir fühlen uns wie gelähmt, kommen nicht aus Engpässen heraus. Wir brauchen dein Erbarmen, damit unser Denken Freiheit gewinnt. Wir singen aus dem zweiten Lied die erste Strophe:

„Was wir denken, ist eng…“

Gott, wir bringen vor dich unsere leeren Worte, unser Geschwätz, unsere unbarmherzigen Urteile und unser gedankenloses Reden über andere. Wir singen die zweite Strophe:

„Was wir reden ist, schwach…“

Gott, wir bringen vor dich unser Tun und auch unsere fehlenden Taten. Nicht immer handeln wir, wenn wir uns dazu aufraffen sollten, nicht immer tun wir das Richtige, wir brauchen deine Wegweisung und dein Erbarmen. Wir singen die dritte Strophe:

„Was wir tun, ist gering…“

In der Stille besinnen wir uns auf das, was Gott uns heute geschenkt hat und schenkt an guten Gedanken, guten Worten, guten Taten.

Stille
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!

Mein Denkanstoß heute ist ein Lied zu einer Legende von Mariens Tod. Ich kam darauf, weil heute ja ein katholischer Feiertag ist, Mariä Himmelfahrt. Ich gebe zu, dass ich mit diesem Feiertag wenig verbinde und im Grunde gar nicht weiß, welchen Sinn die Himmelfahrt Marias für einen katholischen Christen haben mag.

Aber vor Jahrzehnten hörte ich das Lied, geschrieben von Wilhelm Willms, vertont von Peter Janssens, über das ich gleich sprechen und das ich dann auch singen möchte, und es sprach mich an in seiner schlichten Symbolhaftigkeit.

„Als Maria gestorben,
da hab‘n die Apostel ein Grab erworben
und sie hineingelegt,
bekleidet mit einem Hochzeitskleid.“

Die Jungfrau Maria also, die nicht verheiratet war, als sie ihren Sohn Jesus gebar, sie wird von den Jüngern Jesu bei ihrem Tod so angezogen, als sei sie eine Braut, als würde sie nun vereinigt mit dem Mann ihrer Sehnsucht. Sicher hatte sie damals dann doch den Josef geheiratet, niemand weiß, wie lange diese Ehe währte, wahrscheinlich nur kurz, denn Josef wird nicht mehr erwähnt, nachdem Jesus das Alter von 12 Jahren überschritten hatte. Hier denken die Apostel nicht an eine irdische Hochzeit, sondern an die Vereinigung mit Gott im Himmel.

Dieses Hochzeitskleid ist ein

„Kleid, gewoben aus Leid
für das Fest über alle Feste weit“.

Was Maria an Leid tragen musste um ihren geliebten Sohn Jesus, diese Trauer wird im Tode Marias in Freude verwandelt, aus dem Trauergewand wird das Hochzeitskleid, denn sie kommt dorthin, wo ihr Sohn bereits auf sie wartet und wo ein Fest gefeiert wird, das größer, schöner und weltumgreifender ist als alle anderen Feste.

„Und sie haben den Abschied betrauert nach altem Zeremoniell,
dunkel, dunkel war‘s an jenem Tag, nicht hell“,

damit macht das Lied klar, dass der Tod eines geliebten Menschen für uns traurig ist, auch wenn wir wissen, dass dieser Mensch in die Herrlichkeit des Himmels hineingeht. So hell wir uns den Himmel vorstellen, so dunkel sind die Tage unserer Trauer. Und darum brauchen wir die Riten und Zeremonien der Trauer, um sie bewältigen zu können.

„Und nach drei Tagen kamen sie zum Grab,
sie zu salben mit Kostbarkeiten“,

so hatten es die Frauen damals auch mit Jesus tun wollen, und dann war er nicht im Grab, gab ihnen ein sichtbares Zeichen, dass er auferstanden war. Und auch Maria ist nach drei Tagen offenbar nicht mehr zu finden; die Kostbarkeiten, mit denen man sie liebevoll einbalsamieren will, sind überflüssig. Denn:

„da war das Grab ein Blumenbeet,
das duftete nach Blumen, die‘s auf der Erde nicht gab,
Blumen aus einem Garten, den‘s auf der Erde nicht gibt.“

Himmlische Blumen duften auf dem Grab Mariens und erfüllen das Herz derer, die diesen Duft in sich aufnehmen, mit Trost, mit Freude, mit Dankbarkeit, mit Liebe.

Das Lied über Maria geht dann noch ein Stück weiter und spielt mit diesem Wort „Duft“. Auch Maria ist verschwunden, will der katholische Liedermacher andeuten, und er singt:

„Sie hat sich verduftet,
die schönste Blume auf dem Feld der Welt, Maria.“

Halb klingt diese Zeile salopp, verduften, das sagen wir, wenn ein Dieb sich aus dem Staub macht. Hier wird zurückhaltend angedeutet, dass Maria nicht mehr in dieser Welt ist, aber ihren Duft zurücklässt, den Duft einer Liebe, die sich von Gott mit einem Kind beschenken ließ, das die Welt und zunächst sogar ihr Verlobter für unehelich halten musste.

Ein Mensch … blüht wie eine Blume auf dem Felde

– sagt auch Psalm 103, Vers 15. So wie die Blumen sich blühend entfalten, so dürfen wir Menschen uns entfalten, indem wir Liebe verschenken, die wir empfangen.

Wie sich Maria, bildlich gesprochen, verduftet hat, in den Himmel begeben hat, das wird in drei Strophen angedeutet: In der ersten heißt es:

„kein Leichengeruch, kein frommer Spruch“,

also hier riecht es nicht nach Tod, sondern nach Leben, und hier sind keine religiösen Leerformeln gefragt, sondern ein tiefes Vertrauen auf Gott, das von innen kommt. Dann weiß die zweite Strophe:

„sie liegt in der Luft und nicht in der Gruft“,

also wieder wird betont, dass die Tote nicht im Grab eingesperrt bleibt, sondern dass ihr die Weite der Luft offensteht. Und diese Luft ist nicht einfach nur normale frische Luft, sondern sie ist auf besondere Weise erfüllt:

„es liegt in der Luft ein betörender Duft“.

Was hier zwischen Erde und Himmel geschieht, als Maria stirbt, das kann uns in seinen Bann ziehen, und ich würde sagen, es hat mit der Liebe zu tun, die Maria in beispielhafter Weise von Gott empfangen und in ihrem Leben auch ausstrahlen konnte. So viel zu dem Lied, jetzt will ich es auch singen und nicht nur darüber reden:

Als Maria gestorben…

Gott, Vater Jesu Christi und unser Vater, wir bitten dich: Erfülle uns mit deiner Liebe und mit dem Vertrauen zu dir, lass unsere Gedanken, Worte und Taten deiner Liebe entspringen. Gib uns die Kräfte, die wir brauchen, um auf deinen Wegen zu gehen. Gib uns auch den Mut, innezuhalten, Pausen einzulegen, Kräfte zu sammeln, wenn wir am Ende sind und uns ausgepowert haben. Und wenn wir einmal sterben, lass uns diese Welt getrost loslassen und deinen Himmel empfangen, in dem Bewusstsein, dass wir hier auf Erden ein wenig vom Duft deiner Liebe hinterlassen.

In der Stille bringen wir vor dich, was wir persönlich auf dem Herzen haben:

Stille und Vater unser

Empfangt Gottes Segen:

Es segne dich Gott, der Vater. Er sei der Raum, in dem du lebst. Es segne dich Jesus Christus. Er sei der Weg, auf dem du gehst. Es segne dich der Heilige Geist. Er sei das Licht, das dich zur Wahrheit führt. Amen.

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