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„Selig sind die Friedfertigen“

Trauerfeier für eine Frau, die von ihrem Pfarrer zur Konfirmation die Seligpreisung der Friedfertigen mit auf ihren Lebensweg bekommen hatte.

"Selig sind die Friedfertigen": Ein großer rosa blühender Kirschbaum auf einer grünen Wiese unter blauem Himmel
Frau P. konnte sich erfreuen an einem Baum mit wunderbaren rosa Blüten (Bild: Teddy33Pixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Frau P., die im Alter von [über 80] Jahren gestorben ist.

Wir erinnern uns an ihr Leben und begleiten einander in der Trauer. Wir besinnen uns dabei auf Gott, von dem unser Leben herkommt und zu dem es im Tode zurückkehrt.

Zu diesem Gott beten wir mit einem alten Gebet der Bibel, dem Psalm 139:

1 HERR, du erforschest mich und kennest mich.

2 Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.

3 Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.

4 Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht schon wüsstest.

5 Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.

6 Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen.

7 Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?

8 Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.

9 Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer,

10 so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.

11 Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein -,

12 so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.

13 Denn du hast [mein Inneres] bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe.

14 Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.

15 Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde, als ich gebildet wurde unten in der Erde.

16 Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.

23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.

24 Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.

Wir singen aus dem Lied 361 die Strophen 1 und 12:

1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

12. Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not; stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein, so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.

Liebe Trauergemeinde!

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

Zu ihrer Konfirmation gab ihr der Pfarrer das Bibelwort aus Matthäus 5, 9 mit auf ihren Lebensweg, das sehr gut zu ihrem ganzen Wesen passte:

Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Ihr Leben verlief in ruhigen Bahnen, sie versorgte ihre Familie, Heim und Garten, war ein friedfertiger und hilfsbereiter Mensch. Im Garten liebte sie besonders ihre Blumen.

Nach dem Tod ihres Mannes verlor sie ihre Lebensfreude nicht; freute sich am Familienleben, vor allem über die Geburt eines Enkelkindes, arbeitete weiter gern in ihrem Garten und hielt guten Kontakt zu ihrer Nachbarin.

Am Gottesdienst ihrer evangelischen Kirchengemeinde nahm sie regelmäßig teil, bis sie einmal in der Kirche umgefallen ist; danach traute sie sich nicht mehr hinzugehen, blieb aber der Gemeinde trotzdem verbunden.

In den letzten Jahren ließen ihre Kräfte nach, körperlich und geistig. Und das war ihr auch bewusst. Manchmal sagte sie: „Das wird nicht besser, das wird schlechter.“ Aber sie nahm es hin, sie wurde nicht das, was man einen schwierigen Menschen nennt. Sie blieb friedfertig.

Auch am Abend ihres Lebens konnte sie die schönen Seiten des Lebens genießen; zum Beispiel saß sie gern in der Sonne. Es kam vor, dass sie heim wollte, in ihren Geburtsort, wenn ihre Erinnerungen an die weiter zurück liegende Vergangenheit ihr stärker gegenwärtig waren als das, was ihr Kurzzeitgedächtnis nicht mehr so recht festhalten konnte. Mal sagte sie auch: „Ich hab keine Lust mehr. Ich bleib im Bett liegen, bis ich sterbe.“ Aber dann erfreute sie sich doch wieder an einem Baum mit wunderbaren rosa Blüten.

Nun ist sie ist recht unerwartet gestorben. Ein langes Leiden mit neuen schweren Beeinträchtigungen blieb ihr erspart, ganz wie sie es sich gewünscht hatte. Und wie es im Psalm 73, 24 heißt: „Du nimmst mich am Ende mit Ehren an“, so können wir uns vorstellen, dass Gott sie nun herzlich aufgenommen hat in seinem ewigen Frieden.

Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen

– so lautete ja ihr Konfirmationsspruch (Matthäus 5, 9).

Jesus brachte mit dieser Seligpreisung das Wesen Gottes auf den Punkt. Gott ist in seinem Wesen Liebe; als Gott in Jesus Mensch wurde, sangen die Engel im Himmel von der Ehre Gottes in der Höhe, die ihr Ziel im Frieden auf der Erde hat. Im Vertrauen auf Gott, den Vater, und seinen Sohn Jesus Christus dürfen wir darauf bauen, dass sich im Himmel und auf Erden letzten Endes Gottes Liebe und Frieden durchsetzen werden.

Menschen, die nicht nur den Frieden lieben, sondern bereit sind, auch den Frieden zu leben, nennt die Bibel „fried-fertig“. Jeder friedfertige Mensch zeigt uns, dass es in dieser oft so wenig friedlichen Welt trotzdem möglich ist, Oasen des Friedens zu schaffen. Frau P. war offenbar solch ein Mensch; sie hinterlässt in Ihren Herzen deutliche Eindrücke, Erinnerungen, Prägungen, durch die sie Ihnen unvergesslich bleiben wird.

Dass Sie sie loslassen müssen, tut weh und ist traurig. Sie fehlt Ihnen, weil Sie sie so sehr geliebt haben. Aber vielleicht können Sie sich ein wenig mit dem Gedanken des Kirchenvaters Hieronymus trösten, der gesagt hat:

Wir wollen nicht trauern, dass wir sie verloren haben, sondern dankbar sein dafür, dass wir sie gehabt haben, ja, auch jetzt noch besitzen, denn wer heimkehrt zum Herrn, bleibt in der Gemeinschaft der Gottesfamilie und ist nur vorausgegangen.

Eine friedfertige Frau ist uns vorausgegangen, hinein in den ewigen Frieden Gottes. Amen.

EG 65: Von guten Mächten wunderbar geborgen

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