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Hat Gott einen Fehler gemacht?

Eine Hand ist dabei, die Erde wegzuschnipsen
Kann es sein, dass Gott die Erde im Stich lässt? (Bild: Gerd AltmannPixabay)

„Der größte Fehler von Gott war, dass er die Menschen erschaffen hat“, äußerten sich mehrere Schülerinnen und Schüler der 4. Grundschulklasse in einem Gespräch über die Schöpfungsgeschichte der Bibel; denn die Menschen seien nicht gut, sie vergifteten Luft und Wasser und führten Kriege.

Gleiches Thema „Weltschöpfung“, diesmal im Konfirmandenunterricht. Auch hier „respektlose“ Aussprüche der 13-Jährigen: „Hat Gott mit seiner Welt nicht ziemlichen Murks gemacht?“ Und: „Wenn Jesus heute nochmal auf die Erde käme, dann könnte er gleich einpacken!“ Nicht alle, die so reden, wollen sich über den Glauben lustig machen, sie machen sich vielmehr Sorgen über die Welt, in der sie aufwachsen.

Dritter Schauplatz: eine Diskussion unter Erwachsenen. Es geht um die Frage: Sind Christen mitverantwortlich für den Frieden zwischen den Völkern? Versagen sie nicht dort, wo sie Feindbilder stützen und wo sie Sicherheit von Abschreckung (oder gar eigener Überlegenheit) erhoffen? Ein Teilnehmer fragt, als jemand meint, man müsse vor allen Dingen um den Frieden beten: „Könnte es nicht sein, dass Gott längst ausgewandert ist von der Erde und sich irgendwo im Weltall einen anderen Planeten gesucht hat?“

So fragen heute Kinder, Jugendliche, kritische Erwachsene nach Gott. Pessimismus, Zweifel, Hoffnungslosigkeit werden hier laut. Aber gerade indem ausgesprochen wird, was ja viele von uns ebenso empfinden, aber vor anderen verbergen, entsteht daraus zugleich ein Ausdruck von Sehnsucht und Hoffnung, sozusagen ein indirekter Schrei nach Gott.

Wie wird Gott antworten? Möglicherweise direkt durch Worte der Bibel, die lebendig werden für den einen oder anderen Zweifler. Vielleicht auch durch Christen, die eigene Erfahrungen von Ermutigung weitergeben.

Bei der erwähnten Friedensdiskussion war es unser Propst, der mir und anderen Mut machte. Er wies schlicht, aber leidenschaftlich darauf hin, was es für ihn bedeutet, dass Gott eidlich versichert hat, diese Erde niemals im Stich zu lassen. Da war zu spüren: diese Fragen lassen sich nicht mit Argumenten klären. Hoffnung gewinne ich nur, wenn ich mich auf Gott einlasse, wenn ich das Beten ausprobiere, wenn ich Gott etwas zutraue, wenn ich Gott Einfluss ausüben lasse über mich, mein Denken, Fühlen und Tun. Nur auf diese Art verändert Gott Menschen – auf eine scheinbar armselige, verletzliche Art, nämlich genau die Art Jesu, – und er will mit dem Verändern gerade bei mir anfangen.

Hoffnung gewinnen, wenn wir mutlos sind? Warum meinen wir, wir müssten unsere Glaubens- und Lebenszweifel wie „Privatsachen“ behandeln und ganz allein bewältigen? Wir können andere Christen suchen und aufsuchen, damit sie uns weiterhelfen. Und wer selbst Zuversicht getankt hat, kann dann auch den eigenen Kindern oder anderen Zweiflern wieder Anstöße zur Hoffnung geben. Damit wir und sie merken, dass es vielleicht doch ein großes Glück war, dass Gott uns Menschen das Leben gegeben hat.

Zum Nachdenken am Samstag, 30. August 1986, in der Wetterauer Zeitung von Helmut Schütz, Reichelsheim

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