Tribut für Jesus

Die Welt wird von Königen wie Herodes, Kaisern wie Augustus und Statthaltern wie Pilatus regiert. Trotzdem sollten Könige, Ministerpräsidenten, Kanzlerinnen ein bisschen so sein wie die Heiligen Drei Könige. Wer herrschen will, muss dem Volk, den Völkern, der Gerechtigkeit, dem Frieden, dem Wohlergehen der Kinder dienen wollen und sozusagen Jesus Tribut leisten.

Die Anbetung der Drei Magier vor Maria mit dem Jesuskind, dargestellt auf einem Bild des Künstlers He Qi
The Magi – Die Magier (Bild: He Qi © 2014 All rights Reserved – Nutzungsanfragen bitte an den Autor richten)

direkt-predigtAbendmahlsgottesdienst an Epiphanias, den 6. Januar 2008, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Heute, am 6. Januar, wird noch einmal ein kleines Weihnachtsfest gefeiert: es heißt auf Griechisch Epiphanias und auf Deutsch das Fest der Erscheinung. In Jesus Christus erscheint die Herrlichkeit Gottes auf der Erde. Der Stern von Bethlehem zeigt es den Völkern der Welt an, und Sterndeuter aus dem Osten kommen zur Krippe, um Gott im Heiligen Kind anzubeten. Und weil diese Männer dem Kind drei kostbare Geschenke bringen, nennt man sie später die Heiligen Drei Könige.

Das Bild von der Szene im Stall von Bethlehem, das wir auf der Leinwand sehen, stammt von dem chinesischen Künstler und Theologen He Qi.

Dass Könige der Völker mit Geschenken nach Israel kommen, das steht auch in der Heiligen Schrift. Heute lesen und hören und singen wir von den Königen, die den Messias Jesus in Bethlehem besuchen.

Wir singen aus dem Lied 71 die Strophen 1 bis 4:

1. O König aller Ehren, Herr Jesu, Davids Sohn, dein Reich soll ewig währen, im Himmel ist dein Thron; hilf, dass allhier auf Erden den Menschen weit und breit dein Reich bekannt mög werden zur Seelen Seligkeit.

2. Von deinem Reich auch zeugen die Leut aus Morgenland; die Knie sie vor dir beugen, weil du ihn‘ bist bekannt. Der neu Stern auf dich weiset, dazu das göttlich Wort. Drum man zu Recht dich preiset, dass du bist unser Hort.

3. Du bist ein großer König, wie uns die Schrift vermeld’t, doch achtest du gar wenig vergänglich Gut und Geld, prangst nicht auf stolzem Rosse, trägst keine güldne Kron, sitzt nicht im steinern Schlosse; hier hast du Spott und Hohn.

4. Doch bist du schön gezieret, dein Glanz erstreckt sich weit, dein Güt allzeit regieret und dein Gerechtigkeit. Du wollst die Frommen schützen durch dein Macht und Gewalt, dass sie im Frieden sitzen, die Bösen stürzen bald.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir hören Worte aus dem Psalm 68 von Gott, der als König in sein Heiligtum einzieht:

25 Man sieht, Gott, wie du einherziehst, wie du, mein Gott und König, einherziehst im Heiligtum.

26 Die Sänger gehen voran, am Ende die Spielleute, in der Mitte die Jungfrauen, die da Pauken schlagen.

27 »Lobet Gott in den Versammlungen, den HERRN, die ihr von Israel herstammt.«

28 Benjamin, der Jüngste, geht ihnen voran, die Fürsten Judas mit ihren Scharen, die Fürsten Sebulons, die Fürsten Naftalis.

29 Entbiete, Gott, deine Macht, die Macht, Gott, die du an uns bewiesen hast

30 von deinem Tempel her; um Jerusalems willen werden dir Könige Geschenke bringen.

31 Bedrohe das Tier im Schilf, die Rotte der Mächtigen, die Gebieter der Völker; tritt nieder, die das Silber lieb haben, zerstreue die Völker, die gerne Krieg führen.

32 Aus Ägypten werden Gesandte kommen; Mohrenland wird seine Hände ausstrecken zu Gott.

33 Ihr Königreiche auf Erden, singet Gott, lobsinget dem Herrn!

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott zieht ein in sein Heiligtum, die Mächtigen dieser Welt beten ihn an, Könige bringen ihm Geschenke? Wo wird das wahr?

Wir klagen vor Gott, dass wir es anders wahrnehmen in unserer Welt. Es gab Könige, die Erben Alexanders des Großen, die, statt dem Gott Israels Geschenke zu bringen, im Tempel von Jerusalem Statuen des Zeus aufstellten und den Tempelschatz raubten. Es gab einen König, man nannte ihn Herodes den Großen, der brachte dem neugeborenen Jesus keine Geschenke, sondern er ließ Bethlehems Kinder töten, um das Messiaskind zu beseitigen. Es gab sowjetische Generäle, die im ehemaligen Ostpreußen Kirchen in Kinos umwandelten, denn die Religion sollte ja absterben. Und heute? Bei Unruhen im Präsidentschaftswahlkampf in Kenia wurde eine Kirche angezündet, und 50 Menschen verbrannten im Heiligtum Gottes.

Gott, kannst du deine Heiligtümer nicht schützen? Wo bleibst du mit deiner befreienden, Leben schaffenden Macht? Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Wo ist denn das Heiligtum Gottes? Wo ist der Heilige Ort, an dem er von Menschen erfahren wird?

Zwei Mal in der Geschichte des Volkes Israel stand das Heiligtum Gottes in Jerusalem; nur dort sollte für Gott geopfert werden und nicht an den anderen Altären im Land, die fremden Göttern geweiht waren. Doch dieser Tempel war nicht Gottes fester Wohnsitz. Als Israel durch die Wüste wanderte, war ein Zelt das Heiligtum Gottes, es wanderte mit seinem Volk mit. Und als Gottes Sohn geboren wurde, da konnte ein Viehstall mit einer einfachen Futterkrippe zum Heiligtum Gottes werden. Lasst uns zur Krippe in Bethlehem gehen und dort Gott finden!

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen.“

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Von den Männern aus dem Osten, die einem Stern folgen, um den neugeborenen König der Juden zu finden, lass uns lernen. Von den Königen, die einem Krippenkind Geschenke bringen, lass uns lernen. Dem Kind in der Krippe, das in dieser Welt einen Weg des Friedens begonnen hat, lass uns folgen, ihm, dem Friedenskönig Jesus Christus, unserem Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 2, 1 bis 12:

1 Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:

2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem,

4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.

5 Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten :

6 »Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«

7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre,

8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete.

9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.

10 Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut

11 und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

12 Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen das Lied 544:

Der Weg ist so lang. Der Weg ist so weit
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, noch einmal feiern wir Gottesdienst mit dem Weihnachtsbaum und dem Stern von Bethlehem. Noch einmal haben wir uns zur Krippe aufgemacht mit den Männern, die traditionell Caspar, Melchior und Balthasar genannt werden. Gold, Weihrauch und Myrrhe bringen sie dem Jesuskind, und wer an Heiligabend das Krippenspiel mitbekommen hat, der hat von den Heiligen Drei Königen erfahren, dass das nützliche Geschenke waren: für Gold kann man dem Kind etwas kaufen, Myrrhe hilft gegen Bauchweh und Weihrauch „riecht gut und vertreibt die Mücken“. Das war kindgemäß durchaus richtig erklärt.

Aber wenn wir an den Psalm 68 denken, den wir gehört haben, dann haben die Geschenke, die dem Jesuskind gebracht werden, eine noch viel weitreichendere Bedeutung.

Wenn Könige anderen Königen Kostbarkeiten abliefern, dann handelt es sich in der Regel um Tributzahlungen. Verliert ein König einen Krieg, ist er der Macht eines anderen Königs ausgeliefert und muss Steuern an einen fremden Machthaber abliefern. So war Israel zur Zeit Jesu dem Kaiser in Rom tributpflichtig; der erwachsene Jesus wird es zu tun bekommen mit den Zöllnern, die aus dem Volk die Steuern herauspressen und zum größten Teil an die Zentrale in Rom abführen müssen. Davon ist sogar in der Weihnachtsgeschichte die Rede: Denn die Schätzung des Kaisers Augustus war eine Volkszählung zur Erhebung von Kopfsteuern.

Wie soll das also wahr werden, was im Psalm 68 besungen wird, dass umgekehrt fremde Könige ihren Tribut nach Israel bringen?

29 Entbiete, Gott, deine Macht, die Macht, Gott, die du an uns bewiesen hast

30 von deinem Tempel her; um Jerusalems willen werden dir Könige Geschenke bringen.

Machen wir uns klar, von welchen Königen da die Rede ist, indem wir ein zweites Bild des chinesischen Malers He Qi anschauen. Es heißt „Die Anbetung der Magier“.

Drei exotisch aussehende Magier, die mit Geschenken nebeneinander stehen
The Adoration of the Magi – Die Anbetung der Magier (Bild: He Qi © 2014 All rights Reserved – Nutzungsanfragen bitte an den Autor richten)

Hier sind die Könige nicht in so freundlicher Art erhaben und zugleich demütig dargestellt wie auf dem anderen Bild. Ihr Blick scheint finster zu sein, ihre Masken und Bemalungen wirken zumindest auf mich furchterregend. Ich kenne mich nicht mit chinesischen Symbolen aus, aber ich vermute, dass diese Männer, so wie sie hier auftreten, eine ungeheure Macht verkörpern: Die Macht des Reichtums, denn sie tragen kostbare Gefäße mit sich. Die Macht der Unterwerfung, denn ihre gebieterischen Blicke verraten, dass sich ihnen kein Untergebener zu widersetzen wagt. Und die Macht der Magie, denn ihre Bemalung lässt darauf schließen, dass sie mächtige Geister und göttliche Mächte beschwören können. Das Gesicht auf dem Gewand der mittleren Gestalt kommt mir so vor, als trete dieser Mann nicht nur mit seiner eigenen Autorität, sondern auch mit der Autorität eines seiner Ahnen auf. Als Heilige Könige könnten sich diese Gestalten verstehen, einfach aus sich heraus, weil sie sich im Bunde mit allem wissen, was mächtig ist in dieser Welt, im Diesseits und im Jenseits.

Ich denke, das Volk Israel hatte es in der Tat mit solchen Königen zu tun, wie sie der Künstler He Qi aus seiner Kultur heraus darstellt. Die Nachbarkönige Israels waren Herrscher von Großmächten wie Assyrien, Babylonien, Persien bis hin zum hellenischen Weltreich, vom ägyptischen Pharao bis zum römischen Kaiser. Und alle damaligen Könige wussten sich im Bund mit ihren Göttern, ja, einige ließen sich selber als Söhne Gottes oder als Gottkönige anbeten. Ihnen war das Volk Israel seit der Zeit Davids und Salomos politisch immer unterlegen gewesen.

Wie soll Gott es schaffen, diese mächtigen Könige zu zwingen, ihren Tribut in Jerusalem abzuliefern, dem König von Israel Geschenke zu bringen? Der Psalm 68 traut dem Gott Israels mehr Macht zu als den Nachbarkönigen bittet ihn:

31 Bedrohe das Tier im Schilf, die Rotte der Mächtigen, die Gebieter der Völker.

Das „Tier im Schilf“ ist die Großmacht Ägypten. Die „Rotte der Mächtigen“ kann im Urtext den assyrischen König meinen. Die „Gebieter der Völker“ sind wörtlich übersetzt „Völkerkälber“, es sind Götter, die mit der Gewalt und Potenz eines jungen Stierkalbes alle Feinde über den Haufen rennen; das Volk Israel war ja auch einmal der Versuchung erlegen, ein Goldenes Kalb anzubeten. Aber der Gott Israels, der kein selbstgemachter Gott ist, ist trotzdem mächtiger, und der Psalmdichter fordert ihn auf:

Tritt nieder, die das Silber lieb haben, zerstreue die Völker, die gerne Krieg führen.

Hinter der scheinbar göttlichen Macht der Könige steckt die Macht des Geldes. Sie lieben das Silber, den Tribut, den Profit. Diese Könige dienen ihrer Selbstsucht, nicht ihren Völkern, und sie benutzen ihre Götter für ihre eigenen Zwecke. Wir haben zwar heute keine Stiergötter mehr und keine Kaiser, die sich als Gott anbeten lassen. Aber der Gott Mammon, der Gott des Geldes, ist mächtiger denn je. Diejenigen, die das Silber lieb haben, setzen ihre Macht überall auf der Welt durch, global, wie wir sagen.

Der Gott Israels ist anders. Er ist ein König, der allem Volk Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden zusagt. Darum steht er den Göttern und Königen anderer Völker so unversöhnlich gegenüber, denn die haben das Silber lieb und gehen deshalb über Leichen. Aber wie soll er sie zerstreuen, die gerne Krieg führen, wie soll er ihre Profitgier niedertreten?

Könnten die Mächtigen der Erde ihre Machtkämpfe um Märkte, billige Arbeitskräfte und Rohstoffe freiwillig aufgeben? Wäre das zu schön, um wahr zu sein? Die Heiligen Drei Könige scheinen es zu tun. Sie zeigen Demut gegenüber einem Gott der Gerechtigkeit. Sie erkennen, dass ihre Kriegsbemalung nur Kinderkram ist. Kälbergötter mögen nützlich sein, um andere Völker niederzumachen, aber Frieden schaffen sie nicht, sie können nur Leben zerstören. Magische Beschwörung von Geistermächten jagt Menschen Angst ein, hilft ihnen aber nicht, ein Leben im Vertrauen zu führen.

Und so machen sich drei Könige auf zu dem anderen König, dessen Macht nicht von dieser Welt ist. Sie knien nieder, beugen ihren Kopf herunter, geben ihre Geschenke dem Kind, das Maria mit Kopf und Armen umschließt, mit ihrem ganzen liebevollen Leib. Dieser Respekt vor der Würde eines Kindes und seiner Mutter ist das größte Geschenk, das mächtige Männer zu verschenken haben. Dass sie Gold mitbringen, deutet an: indem sie dieses Kind beschenken, sind sie reicher als die, die das Silber lieb haben. Sie beschenken ihn, der sagen wird: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann fällt euch alles andere zu, was ihr zum Leben braucht!“ Auch die beiden anderen Geschenke deuten an, wofür das beschenkte Kind steht: Myrrhe steht für die Heilung an Leib und Seele, Weihrauch für das Heil der Menschenwelt.

So wird die Verheißung, die im Psalm 68 steht, wahr:

32 Aus Ägypten werden Gesandte kommen; Mohrenland wird seine Hände ausstrecken zu Gott.

33 Ihr Königreiche auf Erden, singet Gott, lobsinget dem Herrn!

Sie sind wahrhaft heilig, die drei Könige, indem sie die Heiligkeit wahrnehmen, die Jesus als der Sohn Gottes von Gott selber widerspiegelt. Jesus wird nie ein König sein, der sich auf Silber und Schwerter verlässt, auch später nicht. Er wird sich selber schlicht Sohn des Menschen nennen. Er ist ein Mensch, der wahrhaft als Ebenbild Gottes lebt, und zwar des Gottes, der für die Würde seiner Menschenkinder eintritt. Die Heiligen Drei Könige, wie sie der chinesische Maler He Qi gemalt hat, haben begriffen, dass dieser Gott, der sich in einem Kind offenbart, mächtiger ist als die Götter, die auch über die Leichen von Kindern gehen.

Aber könnten echte Könige überhaupt so handeln wie die, die sich bei Jesus in Bethlehem eingefunden haben? Könnten sie seine Macht anerkennen? Ein Kaiser von Rom war nicht unter ihnen, auch nicht sein späterer Statthalter Pontius Pilatus, und wäre Herodes mitgekommen, dann hätte er das Kind wohl eigenhändig umgebracht. Die Bibel will sagen: Trotzdem. Die Welt wird zwar von Königen wie Herodes und Kaisern wie Augustus und Statthaltern wie Pilatus regiert. Trotzdem sollten Könige, Ministerpräsidenten, Kanzlerinnen wenigstens ein bisschen so sein wie die Heiligen Drei Könige. Wer herrschen will, muss dem Volk, den Völkern, der Gerechtigkeit, dem Frieden, dem Wohlergehen der Kinder dienen wollen.

Ein Engel tippt die mit einer Weihnachtsbaumdecke zugedeckten schlafenden Drei Könige mit einem Finger an und weckt sie dadurch auf
The Three Kings – Die Drei Könige (Bild: He Qi © 2014 All rights Reserved – Nutzungsanfragen bitte an den Autor richten)

Ein drittes Bild des Malers He Qi zeigt mit einem Schuss Humor, wie es dazu kommt, dass sie nicht unabsichtlich dem bösen König Herodes doch noch das Jesuskind ans Messer liefern. Sie schlafen und haben sogar im Schlaf noch ihre Kronen auf. Zu dritt stecken sie unter einer zu kurz geratenen Weihnachtsdecke, „under cover“ sozusagen, sie sind ja auch als „Under-Cover-Agenten“ unterwegs, ohne es zu wissen, denn auf dem Rückweg sollten sie ja dem König Herodes den genauen Aufenthaltsort des neugeborenen Königs der Juden mitteilen. Er würde es dann durch seine Soldaten aufspüren und töten lassen.

Aber beide Zeigefinger des Engels mit der weiblichen Figur und dem grünen Gesicht der Hoffnung treten in Aktion, damit es dazu nicht kommt: Der eine zeigt mahnend auf den Stern, der andere berührt sanft den obersten König an der Hand, um ihn aus dem Schlaf des Gerechten zu wecken. Ihr Auftrag ist erst erfüllt, wenn sie sich weigern, für Herodes zu spionieren. So lehren uns diese Heiligen Drei Könige nicht nur Demut, sondern auch Klugheit. Wir wissen ja, dass wir auch beim besten Willen nicht alle Weltprobleme lösen können. Trotzdem können auch wir kleine Schritte gehen, hier und da genau das Richtige tun oder das Falsche lassen. Oft sind wir uns vielleicht unsicher, was wir tun sollen, auf wen oder was wir vertrauen sollen und wo wir lieber misstrauisch bleiben sollen. Vielleicht erleben wir es dann ja auch, dass uns der Zeigefinger eines Engels sanft anstupst und uns den richtigen Weg zeigt. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied 542:

Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg

Zum ersten Mal im Neuen Jahr feiern wir das Heilige Abendmahl miteinander – unser Herr Jesus Christus, das Königskind, das von Königen Geschenke kriegt, ist leibhaftig unter uns und erfüllt uns in Brot und Kelch mit seinem königlichen Geschenk, mit seiner Liebe.

Herr Jesus, König der Juden, Gottes Sohn, Licht der Welt, im Stern den Magiern erschienen, im Kind zu Bethlehem gefunden, erfülle uns mit dem Staunen vor der Macht deiner Liebe, die die Macht des Geldes und der Gewalt überwindet. Mach uns bewusst, was dunkel ist in uns, und befreie uns von Finsternis. Lass uns im Vertrauen auf Vergebung in der Stille bekennen, was Sünde war in unseren Gedanken, Worten und Taten:

Beichtstille

Ist euch eure Sünde leid und begehrt ihr Gottes Vergebung, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Erhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, dich, großer Gott, im Kind anzubeten, der du klein wirst in unserer Welt, liebebedürftig und verletzbar. Würdig und recht ist es, in uns selbst und in unserem Nächsten das Kind zu entdecken, das du nach deinem Bilde geschaffen hast und sich nach Liebe sehnt. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Wie schön wäre es, Gott, wenn die Mächtigen auf Erden sich wirklich beugen würden vor einem Kind! Wie schön wäre es, wenn alle Armen und Elenden auf Erden einen starken Fürsprecher hätten! Wie schön wäre es, wenn kein Erwachsener mehr einem Kind etwas zuleide täte!

Gott, bis jetzt ist es immer noch eine Ausnahme, wenn wirklich Könige vor einem Kinde knien. Jeden Tag erfahren wir voller Entsetzen, wie Menschenrechte mit Füßen getreten und Kinderseelen brutal verletzt werden.

Doch du wurdest ein Kind, angewiesen auf Schutz durch andere Menschen, bedroht durch den König Herodes von Anfang an, doch beschützt durch Engel und liebende Menschen.

Du wurdest ein Mann, der das Kind in sich nie verleugnete, ein Mann voll Gefühl und mit einem großen Herz für alle Verzweifelten.

Darum hilf uns auch, auf das Kind zu achten, auf das Kind in Not überall in unserer Umgebung, das unsere Hilfe braucht, und auf das Kind in uns, das leben will, das wachsen will und viel Liebe braucht.

Hilf uns, wie die Könige auf scheinbare Stärke zu verzichten. Hilf uns, auf das Kind zu vertrauen – auf den Gott, der in den Schwachen mächtig ist.

Insbesondere bitten wir dich heute für Frau …, die gestorben ist und die wir in der vergangenen Woche beerdigt haben. Schenke ihr das ewige Leben im Königreich der Himmel und begleite die Angehörigen in ihrer Trauer mit deinem Trost. Denn du Gott, bist bei uns in deinem lebendigen Wort, Jesus Christus, der zu uns spricht: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Amen.

Wir singen aus dem Lied 71 die Strophen 5 und 6:

5) Du wollst dich mein erbarmen, in dein Reich nimm mich auf, dein Güte schenk mir Armen und segne meinen Lauf. Mein‘ Feinden wollst du wehren, dem Teufel, Sünd und Tod, dass sie mich nicht versehren; rett mich aus aller Not.

6) Du wollst in mir entzünden dein Wort, den schönen Stern, dass falsche Lehr und Sünden sein meinem Herzen fern. Hilf, dass ich dich erkenne und mit der Christenheit dich meinen König nenne jetzt und in Ewigkeit.

Abkündigungen

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. Amen, Amen, Amen!

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