Bild: Familie Treblin/Ebling

Friedensbekenntnis

In Gesprächen zwischen Gliedern evangelischer Landes- und Freikirchen ist folgendes Friedensbekenntnis entstanden, das wir hiermit allen Mitchristen zur Prüfung und Stellungnahme vorlegen.

Für die Arbeitsgemeinschaft für kirchliches Friedenszeugnis

Pfarrer Dietrich Fischinger, Unterweißach (Ev. Kirche Württemberg)
Berufsschullehrer Theo Glück, Lamprechtshof (Mennonit)
Marlin Miller, USA, zur Zeit Heidelberg (Mennonit)
Pfarrer Dr. Joh. Postma, Sembach (Mennonit)
Stud.-Rat Dr. Gerhard Schellenberg, Usingen (Mennonit)
Pfarrer Alexander Semmelrock, Frankfurt am Main (Ev. Kirche Hessen-Nassau)
Pfarrer Heinrich Treblin, Alzey (Ev. Kirche Hessen-Nassau)
Pfarrer Heiner Weitbrecht, Betzweiler (Ev. Kirche Württemberg)

1 Wir Menschen leben im Unfrieden miteinander; daran sind wir schuld, das ist unsere Not

Treblin-Heinrich-1969
Pfarrer Heinrich Treblin

Aus Angst um Leben, Ehre, Rechte und Besitz und aus Mangel an Vertrauen erfinden wir Sicherungen, die andere bedrohen, und werden sogar bereit, andere zu töten.

Ohne Überwindung von Angst und Selbstbehauptung gibt es keinen Frieden.

2 Jesus Christus bietet und gebietet allen Menschen Frieden

Die Gewissheit seiner den Tod überwindenden, neuschaffenden Liebe gibt uns die Kraft, auch unsere Feinde zu lieben, ihnen zu dienen und letztlich sogar für sie zu sterben.

Jesus von Nazareth hat der Feindschaft und Todesfurcht bis in den Tod widerstanden und seinen Mördern vergeben. Als der Auferstandene hilft er auch uns, dass wir Angst und Hass überwinden, auf jede Sicherung menschlichen Lebens auf Kosten des Lebens anderer verzichten und unseren Mitmenschen vorbehaltlos in Wort und Tat dienen können.

3 Wer sich zu Jesus Christus bekennt, ist Bote dieses Friedens

Das Bekenntnis zu Jesus Christus ist ein Bekenntnis zu der Macht der dienenden, vergebenden Liebe. Christen überwinden das Böse durch Gutes, erleiden lieber Unrecht, als dass sie es tun, und wirken allenthalben die Versöhnung.

Es vereinbart sich nicht mit dem Bekenntnis zu Jesus Christus, wenn einzelne Christen, Kirchen und Gemeinden sich in den Dienst nationaler, sozialer, rassischer oder konfessioneller Überheblichkeit stellen lassen, und schon gar nicht, wenn sie sich an Verleumdung, Hasserzeugung, Aufruhr, Krieg und Kriegsvorbereitung beteiligen.

Jeder Christ, jede Gemeinde und Kirche ist dazu gerufen, Schutzbefohlenen wie Feinden den Christusfrieden anzubieten und vor dem Streben nach gewaltsamen Sicherungen zu warnen.

4 Christen sollten in erster Linie selbst über alle Gegensätze und Grenzen hinweg Frieden miteinander halten

Es ist das Vorrecht der christlichen Gemeinde, trotz aller eigenen Schwächen, durch ihr Beispiel brüderlicher Gemeinschaft und gegenseitiger Vergebungsbereitschaft der Umwelt ein lebendiges Zeugnis von der Kraft des Christusfriedens zu geben.

Über alle Verschiedenheiten hinweg werden Christen einander achten, geduldig aufeinander hören und gemeinsam versuchen, im Gehorsam gegenüber dem einen Herrn das Trennende auszuräumen.

Der Christusfriede verpflichtet mehr als alles andere. Darum können Christen durch die Gemeinschaft des Blutes, der Geschichte und der Traditionen nicht gegeneinander verpflichtet werden.

5 Der Christusfriede führt zur Teilnahme an anderen Friedensbemühungen und bestimmt die Grenzen dieser Zusammenarbeit

Wo der Christusfriede bezeugt wird, kommt es jeweils auch zu politischer Zusammenarbeit mit Nichtchristen.

Christen helfen darum überall dort mit, wo man versucht, friedengefährdender Not und Verzweiflung durch rechtzeitige Hilfe vorzubeugen, Bildung und gegenseitige Verständigung der Menschen zu fördern, Verfolgten und Geächteten beizustehen, das Gewaltdenken abzubauen, den Gruppenegoismus in jeder Form innerlich zu überwinden und anstelle kriegerischer Auseinandersetzungen Wege der Entspannung zu gehen und Ordnungen des Ausgleichs zu finden.

Christen wissen wohl, dass man ohne den Glauben an Jesus Christus Unfrieden und Krieg nur eindämmen, nicht aber Selbstbehauptung, Angst und Misstrauen überwinden kann. Das Bekenntnis zum Christusfrieden bewahrt ihre Zusammenarbeit vor politischem Missbrauch und begründet den Widerspruch zu fremden Zielsetzungen. Es zwingt dazu, den Frieden für alle auch dort zu vertreten, wo andere nur Leben, Recht und Freiheit ihrer „Freunde“ schützen wollen und deswegen die Schädigung Ihrer „Feinde“ anstreben.

6 Die Bezeugung des Christusfriedens fordert die Scheidung der Geister heraus

Die Bekenner des Christusfriedens müssen auf Spott und Verfolgung, sogar auf Preisgabe durch Mitchristen gefasst sein.

Als Friedensstifter können sie von beiden Seiten missverstanden, als „Feindbegünstiger“ bekämpft oder als „Parteigänger“ in Anspruch genommen werden. Unbeirrt durch gute und böse Gerüchte achten sie darauf, dass sie wegen des Christusfriedens und nicht wegen eigener Schuld am Unfrieden verfolgt werden.

Auch wenn Leiden und Tod drohen, rufen sie einander aus allem Verleugnen und Verzagen immer wieder zurück zu Christus und seinem Frieden.

Heidelberg, 4. Januar 1965

Näheres über unsere Arbeit erfahren Sie aus: Treblin-Weitbrecht, „Christusbekenntnis – Friedenszeugnis“, 1963, Ev. Verlag Herbert Reich, Hamburg-Bergstedt.

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