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„Er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit“

David will im Haus Gottes bleiben. Hier kann er auftanken, indem er in aller Ruhe schaut, was Gott ihm schenkt. „Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes.“ Davids Tempel ist kein prunkvolles Gebäude. Eine Hütte oder ein Zelt oder auch hier das Bistro im Ensemble-Pflegeheim genügt, um Gottesdienst zu feiern.

Eine reetgedeckte Hütte oder Überdachung im Labyrinth von Glendurgan
Eine Schutzhütte im Labyrinth der Gärten von Glendurgan (Bild: Neil GibbonsPixabay)

Gottesdienst am Freitag, 29. Juni 2012, um 10.30 Uhr im Ensemble-Pflegeheim Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Wieder einmal bin ich bei Ihnen und feiere mit Ihen einen Gottesdienst. Ich bin Pfarrer Helmut Schütz und komme von der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen. Von der Güte Gottes handelt unser Gottesdienst; von ihr heißt es im Psalm 27, 13:

Ich glaube…, dass ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen.

Wir singen aus dem Lied 371 die Strophen 1, 3, 5 und 9:

1. Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gotte deines Lebens! In ihm ruht aller Freuden Fülle, ohn ihn mühst du dich vergebens; er ist dein Quell und deine Sonne, scheint täglich hell zu deiner Wonne. Gib dich zufrieden!

3. Wie dir’s und andern oft ergehe, ist ihm wahrlich nicht verborgen; er sieht und kennet aus der Höhe der betrübten Herzen Sorgen. Er zählt den Lauf der heißen Tränen und fasst zuhauf all unser Sehnen. Gib dich zufrieden!

5. Er hört die Seufzer deiner Seelen und des Herzens stilles Klagen, und was du keinem darfst erzählen, magst du Gott gar kühnlich sagen. Er ist nicht fern, steht in der Mitten, hört bald und gern der Armen Bitten. Gib dich zufrieden!

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Einen ganzen Psalm möchte ich jetzt mit Ihnen beten, den Psalm 27, und nachher will ich über diesen Psalm auch predigen. Er ist ein Gebet aus der Liedersammlung des Königs David und beginnt mit einem Lob des Gottes, der uns beschützt:

1 Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?

2 Wenn die Übeltäter an mich wollen, um mich zu verschlingen, meine Widersacher und Feinde, sollen sie selber straucheln und fallen.

3 Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht; wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn.

4 Eines bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne: dass ich im Hause des Herrn bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn und seinen Tempel zu betrachten.

5 Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen.

6 Und nun erhebt sich mein Haupt über meine Feinde, die um mich her sind; darum will ich Lob opfern in seinem Zelt, ich will singen und Lob sagen dem Herrn.

Gott, so loben wir dich mit Psalm 27. Aber viele Menschen glauben nicht, dass du, Gott, Gebete erhörst. Viele können es nicht mehr glauben. Warum, o Gott, lässt du Menschen so große Enttäuschungen erfahren? Gott, sei nahe auch denen, die am Rande der Verzweiflung sind, denen, die kaum noch genug Kraft haben zum Beten!

Mit der zweiten Hälfte des Psalms 27 suchen wir dich, den lebendigen Gott, beknieen dich um deine Hilfe:

7 HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!

8 Mein Herz hält dir vor dein Wort: »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz.

9 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, Gott, mein Heil!

10 Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf.

11 Herr, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen.

12 Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht ohne Scheu.

13 Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen.

14 Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn! Amen.

Wir singen das Lied 611:

1. Harre, meine Seele, harre des Herrn; alles ihm befehle, hilft er doch so gern. Sei unverzagt, bald der Morgen tagt, und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach. In allen Stürmen, in aller Not wird er dich beschirmen, der treue Gott.

2. Harre, meine Seele, harre des Herrn; alles ihm befehle, hilft er doch so gern. Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht; größer als der Helfer ist die Not ja nicht. Ewige Treue, Retter in Not, rett auch unsre Seele, du treuer Gott!

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, wir haben den Psalm 27 gehört. Ich möchte ihn mit Ihnen noch einmal genauer anschauen.

1 VON DAVID. Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?

König David betet hier, ein königlicher Mensch, sein Selbstbewusstsein gründet sich auf Gott. Furcht und Schwachheit kann er im Vertrauen auf Gott überwinden. Gott ist sein Licht und sein Heil, Gott gibt ihm Klarheit im Denken und lässt sein Leben heil werden.

2 Wenn die Übeltäter an mich wollen, um mich zu verschlingen, meine Widersacher und Feinde, sollen sie selber straucheln und fallen.

David hatte oft Grund, sich bedroht zu fühlen; hier steht wörtlich: „sie wollen mein Fleisch fressen“. Ich weiß nicht, ob Sie in Ihrem Leben schon einmal so etwas durchmachen mussten, vielleicht im Krieg oder in der Zeit danach. König David ist zornig auf die, die ihm ans Leben wollen, und er sagt Gott offen seine Wünsche: Sollen die doch selber zu Fall kommen, sorge doch für Gerechtigkeit!

3 Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht; wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn.

Hier spricht König David als tapferer Heerführer; aber manch einer kennt das auch im normalen Alltag, dass einem alles zu viel wird, jeder Handgriff wird zur Plage, und man wagt es nicht, irgendeinem Menschen zu vertrauen. Ob wir von König David lernen können, auch eine solche Angst auf Gott zu werfen? „Ich verlasse mich auf ihn“, sagt David, darum muss ich mich nicht fürchten, nicht vor Menschen und auch nicht vor schlimmen Alpträumen.

4 Eines bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne: dass ich im Hause des Herrn bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn und seinen Tempel zu betrachten.

David will im Haus Gottes bleiben, sich immer wieder dorthin zurückziehen können, wo er Gott begegnen kann. Hier kann er auftanken, indem er in aller Ruhe schaut und betrachtet, was Gott ihm schenkt.

5 Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen.

Der Tempel, in dem David bleiben will, ist kein prunkvolles Gebäude. Eine Hütte oder ein Zelt oder auch hier das Bistro im Ensemble-Pflegeheim genügt, um Gottesdienst zu feiern. David findet bei Gott Schutz, und dann stellt er sich auf einen Felsen, macht seinen Leuten Mut und überwindet im Kampf schreckliche Feinde.

6 Und nun erhebt sich mein Haupt über meine Feinde, die um mich her sind; darum will ich Lob opfern in seinem Zelt, ich will singen und Lob sagen dem Herrn.

David ist ein Kämpfer, der auch betet. Er bildet sich nichts ein auf eigene Kräfte, er dankt Gott, dass die Gefahr abgewehrt ist und wieder Frieden herrscht.

7 HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!

David dankt nicht nur, er bittet Gott auch. Zuerst bittet er darum, dass Gott ihm überhaupt zuhört. Er soll es gnädig tun, also mitfühlend, wohlwollend, und er soll er-hören, wörtlich steht da, er soll antworten. Aber wie soll Gott uns antworten? Wir hören und sehen ihn ja nicht! David wendet sich an Gott:

8 Mein Herz hält dir vor dein Wort: »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz.

Gott ist zwar nicht sichtbar, aber sein Gesicht, sein Antlitz, zeigt er uns trotzdem. Er tut das, indem wir spüren: er steht uns bei, er ist da, er redet uns an mit den Worten der Bibel, mit seiner Liebe hüllt er uns ein wie mit einem warmen Mantel.

9 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, Gott, mein Heil!

Kann Gott sich im Zorn von uns abwenden? Hört er auf, auf uns zu hören, weil wir so oft nicht auf ihn hören? David will das nicht glauben. Er ist voller Vertrauen auf Gottes Hilfe, trotz allem.

10 Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf.

Sie haben das erfahren; die Kräfte menschlicher Väter und Mütter sind begrenzt und irgendwann muss man endgültig Abschied nehmen von den Eltern. Aber Gott hört nie auf, unser himmlischer Vater zu sein. Im Vertrauen auf ihn müssen wir daher in dieser Welt nicht einsam sein, niemals mutterseelenallein.

11 HERR, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen.

Das wünscht sich David von Gott: nicht Geschenke, kein leichtes Leben ohne Sorgen. Er wünscht sich Wegweisung. Er will auf dem geraden Weg der Gebote Gottes gehen und nicht auf die schiefe Bahn geraten, auch damit keiner mit dem Finger auf ihn zeigen und Vorwürfe gegen ihn erheben kann. Und wenn man ihn fälschlich beschuldigt, etwas Böses getan zu haben? Dann bittet er Gott:

12 Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht ohne Scheu.

Dann sagt David den schönen Satz, den wir ganz am Anfang gehört haben:

13 Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen.

So betont David noch einmal seine Zuversicht, dass Gott sein Gebet erhören und ihm antworten wird. Gott selber können wir nicht sehen, aber seine Güte ist für uns sichtbar, wahrnehmbar. Wo immer wir ein gutes Wort sagen oder hören, wo immer wir Verständnis finden oder einander mit fröhlichem Herzen einen Dienst erweisen, das sehen wir Gottes Güte, denn er macht uns stark, das Gute zu tun und auch Gutes für uns anzunehmen. Manche sehen Gottes Güte nicht mehr, wenn Gott nicht alle Wünsche erfüllt. Wenn zum Beispiel eine Krankheit nicht geheilt wird. Aber es ist auch Gottes Güte, wenn wir es lernen, mit großen oder kleinen Beschwerden zu leben, ohne den Mut zu verlieren.

Das Land der Lebendigen erstreckt sich übrigens nicht nur auf die sichtbare Welt; wir dürfen darauf vertrauen, dass wir auch, wenn wir gestorben sind, noch Gottes Güte schauen und in seiner Liebe gut aufgehoben sind.

14 Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!

Harren ist ein altes Wort für „Warten“ oder „Hoffen“. Von Gott haben wir etwas zu erwarten; im Vertrauen auf ihn können wir auch Durststrecken überstehen. Selbst wenn lange Zeit von Gottes Güte nichts erkennbar ist, müssen wir doch nicht aufhören, auf seine Hilfe zu hoffen. Denn Gott ist der Vater Jesu Christi, der am Kreuz verzweifelt schrie: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ Und Jesus erfuhr die Hilfe des Vaters im Himmel, als er ihn von den Toten auferweckte und ihn ganz neu seine Güte sehen ließ im Lande der Lebendigen. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Wir singen das Lied 374:

1. Ich steh in meines Herren Hand und will drin stehen bleiben; nicht Erdennot, nicht Erdentand soll mich daraus vertreiben. Und wenn zerfällt die ganze Welt, wer sich an ihn und wen er hält, wird wohlbehalten bleiben.

2. Er ist ein Fels, ein sichrer Hort, und Wunder sollen schauen, die sich auf sein wahrhaftig Wort verlassen und ihm trauen. Er hat’s gesagt, und darauf wagt mein Herz es froh und unverzagt und lässt sich gar nicht grauen.

5. Und meines Glaubens Unterpfand ist, was er selbst verheißen, dass nichts mich seiner starken Hand soll je und je entreißen. Was er verspricht, das bricht er nicht; er bleibet meine Zuversicht, ich will ihn ewig preisen.

Gott, unser guter Vater und unsere gute Mutter! Du leitest uns mit deiner Stimme, die wir in der Bibel hören. Du begegnest uns in Menschen, die uns Hilfe anbieten oder für die wir da sind. Schenke uns Augen, die dich erkennen, wo wir dir begegnen. Schenke uns Ohren, die dich nicht überhören, wo du zu uns sprichst. Lass uns deine Güte schauen, nicht nur an sonnigen, sondern auch an verregneten Sommertagen, und vor allem auch dann, wenn Stürme des Lebens uns Angst einjagen. Bleibe bei uns mit deiner Kraft und deinem Trost, stärke uns und gib uns Mut. Amen.

In der Stille bringen wir vor Gott, was wir ganz persönlich auf dem Herzen haben.

Stille und Vater unser

Wir singen das Lied 407:

1. Stern, auf den ich schaue, Fels, auf dem ich steh, Führer, dem ich traue, Stab, an dem ich geh, Brot, von dem ich lebe, Quell, an dem ich ruh, Ziel, das ich erstrebe, alles, Herr, bist du.

2. Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir her? Ohne dich, wer nähme meine Bürde, wer? Ohne dich, zerstieben würden mir im Nu Glauben, Hoffen, Lieben, alles, Herr, bist du.

3. Drum so will ich wallen meinen Pfad dahin, bis die Glocken schallen und daheim ich bin. Dann mit neuem Klingen jauchz ich froh dir zu: nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du!

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. Amen!

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